Kleine Maus mit großen Herz (18)
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Kapitel 18 : Ferienende 2.0
Ich trat verschlafen ans Fenster. Draußen wirkte es so als ob der Himmel das Ende der Ferien und damit irgendwo auch meinen Beginn in der neuen Schule beweinen würde. Ich dachte zurück an das letzte Schuljahr. Die ganzen Hochs und Tiefs und das, was mich dann doch irgendwie aufgefangen hatte. Hauptsächlich war es Jen gewesen, die war jetzt mit all unseren alten Freunden auf unserer alter Schule und ich war hier, alleine, wenn man mal Jona und Sarah außer Acht ließ, aber die beiden hatte ich kaum zu Gesicht bekommen. Gut Sandra gab es auch noch, aber das eine mal, das ich Sandra gesehen hatte, war nicht wirklich ausschlaggebend um irgendeine freundschaftliche Bindung aufzubauen, eigentlich war es eher gegenteilig gewesen, wenn ich daran dachte, dass ich sie ernsthafter hätte verletzten können und das nur wegen einem verdammten Missverständnis. Ich seufzte. Meine Laune war ähnlich düster wie das Wetter draußen.
„Kleine Maus du musst aufstehen, es ist Zeit für die Schule.“ rief meine Mutter während sie die Zimmertüre öffnete ohne zu klopfen. Eigentlich war das eher ungewohnt, aber ich als chronische Langschläferin wäre ohne die Unterstützung meiner Mutter bestimmt mehr als einmal zu spät zur Schule gekommen. Während meiner etwas schwierigeren Phase im letzten Schuljahr war mir das mehr als einmal übel aufgestoßen, dass sie jeden verdammten Morgen in mein Zimmer gestiefelt war, inzwischen war ich ihr einfach nur dankbar, dass sie mich morgens wecken kam.
„Bin schon wach.“ sagte ich ohne mich umzudrehen.
„Du wirkst nicht so begeistert.“ merkte meine Mutter an und kam ein bisschen näher. Ich konnte ihren Blick in der Reflexion der Scheibe erkennen.
„Hmmm…weiß nicht. Die Ferien waren so schnell vorbei und jetzt die neue Schule…hmmm…irgendwie doof.“ erklärte ich.
„Ach Kopf hoch. Du schaffst das schon. Du bist doch ein umgänglicher Mensch, du findest so schnell neue Freunde, da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.“ ermutigte sie mich.
„Möglich, wird sich zeigen. Ich mache mir aber auch ein bisschen Sorgen, dass ich das mit dem Stoff nicht gebacken bekomme. Letztes Jahr habe ich mir für passable Leistungen dermaßen den Arsch aufgerissen, dass es am Ende nicht mehr schön war. Das brauche ich dieses Jahr nicht nochmal.“ entgegnete ich niedergeschlagen. Tatsächlich wusste ich gar nicht ob ich mit dem neuen Stoff überhaupt zurecht kommen würde. Ich hatte das Gefühl, dass sechs beziehungsweise sieben Wochen Ferien meine Erinnerung an den Stoff des letzten Schuljahres komplett gelöscht hatten. Es graute mir vor allem vor Mathe. Ich war in diesen Cosinus-, Sinus- und Tangensfunktionen derart schlecht gewesen, dass ich hoffte sie nie wieder sehen zu müssen, aber auch in den Vorjahren, die weitaus besser gelaufen waren, war Mathe immer das was mir eine verdammt miese Schulnote eingebracht hatte. Selbst wenn ich mich immer irgendwie auf eine vier hatte retten können, war das alles andere als toll gewesen.
„Du weißt doch jetzt, dass du in einem Halbjahr nicht den Stoff von einem Schuljahr pauken kannst. Du schaust dir das die ersten paar Wochen an und wenns an irgendwas hakt, dann holst du dir Hilfe und dann wird das schon, ganz bestimmt. Du hast das letztes Jahr mit viel Arbeit in kurzer Zeit geschafft, dieses Jahr machst du es mit der gleichen Arbeit in mehr Zeit, dann ist das auch nicht so belastend und du weißt ja wenn es doch zu viel wird, dann hast du immer noch deinen ganz eigene persönliche Rückzugsmöglichkeit. Ich denke alleine das wird bestimmt sehr hilfreich sein um einfach mal abschalten zu können.“ merkte meine Mutter an.
„Wahrscheinlich. Ich glaube ich sollte langsam mal unter die Dusche.“ erwiderte ich und stahl mich an meiner Mutter vorbei.
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„KATHI!“ hörte ich jemanden hinter mir rufen und drehte mich erschrocken um. Hinter mir tauchten drei Personen auf, eine kam schnell auf mich zugerannt, die anderen beiden gingen langsam weiter. Der Regen hatte zwar ein wenig nachgelassen, aber das Wetter war immer noch ungemütlich. Eigentlich das richtige Wetter um sich mit einem schönen warmen Jumpsuit in sein Bett zu verkrümeln und einen Tee zu trinken, natürlich wie es sich gehörte aus einem Fläschchen. Ich seufzte einmal bei der Vorstellung daran. Inzwischen war die schnelle Person so nah, dass ich erkennen konnte wer es war.
„Oh hi Sarah, hab dich auf die Entfernung gar nicht erkannt. Scheiß Wetter.“ begrüßte ich sie.
„Richtiges Dreckswetter. Da möchte man am liebsten zu Hause in seinem Bett liegen nicht? Ist auch ein bisschen schwierig mich zu erkennen, wenn man bedenkt wie eingepackt ich bin.“ entgegnete sie und lugte unter der Kapuze ihrer Regenjacke hervor.
„Scheiß Regen, scheiß Wetter, alles scheiße.“ warf ich ein.
„Kannste laut sagen. Schau mal da kommt noch ein bekanntes Gesicht.“ gab Sarah freudig bekannt.
„Morgen Kathi.“ begrüßte Jona mich.
„Hi Jona.“ entgegnete ich.
„Hmmm ich glaube ihr beiden kennt euch noch nicht oder Sandra?“ fragte Sarah an Sandra gerichtet, die neben Jona her marschiert war.
„Flüchtig. Ich glaube wir sind Nachbarn, wenn ich mich nicht irre. Neu zugezogen oder?“ fragte Sandra mich. Tatsächlich kannten wir uns ein wenig mehr als flüchtig, gut wir hatten uns einmal unterhalten und ich glaube ein oder zwei Mal war Sandra bei mir vor der Haustüre vorbeigegangen und hatte mich gegrüßt, vermutlich einfach der Freundlichkeit halber. Ich merkte schnell, dass Sandra das gegenüber Sarah wohl unter den Tisch fallen lassen wollte und spielte das Spiel einfach mit.
„Hmmm…stimmt ich bin Kathi. Ich hab dich auch schon das ein oder andere Mal gesehen beim Vorbeigehen. Ich bin übrigens Sarahs Cousine.“ stellte ich mich alibimäßig vor.
„Freut mich, ich bin Sandra und ihre beste Freundin.“ entgegnete Sandra.
„Na dann haben wir das ja auch schon mal geklärt. Ihr könnt ja morgens eigentlich zusammen zur Schule gehen und euch dann mit uns treffen.“ schlug Sarah vor. Ich wusste nicht ob die Idee sonderlich gut wäre, sagte aber nichts, dafür meldete sich Jona zu Wort: „Sarah, lass Kathi doch erst mal ankommen. Ich denke sie kommt notfalls alleine klar. Wir müssen Sandra nicht als Kathis Aufpasserin missbrauchen. Wenns den beiden passt, dann kommen die schon alleine auf die Idee das so zu machen.“
„Mal sehen. Ich sage es zwar nur ungerne, aber lasst uns schauen, dass wir in die Schule kommen, das Wetter ist echt fürn Arsch.“ bat Sandra den Rest der Gruppe. Langsam setzen wir uns zu viert in Bewegung.
„Ach sagt mal…ähm wie läuft das jetzt eigentlich genau ab. Ich hab ja keinen Klassenraum mehr oder hab ich das Prinzip von der Oberstufe falsch verstanden? Du hast mir das ja letztes Jahr schon mal grob erklärt Jona.“ fragte ich auf dem weiteren Weg plötzlich.
„Ne hast du richtige verstanden, du hast Kurse, in denen bist du mit den Schülern aus den verschiedenen Klassen der ehemaligen Jahrgangsstufe 10 zusammen gewürfelt und hast, wenn du Pech hast immer in unterschiedlicher Besetzung, andere Kurse.“ erklärte Jona.
„Und woher weiß ich welche Kurse ich wann habe?“ fragte ich ein wenig verloren.
„Du darfst dir gleich in der Aula erst mal zwei Stunden Erklärungen zur Oberstufe geben lassen, hatten wir letztes Jahr so.“ antwortete Sandra.
„Und was ist mit euch? Wie wisst ihr wo ihr hin müsst?“ fragte ich.
„Wir holen uns unsere Pläne gleich beim Stufenleiter ab. Das ist so eine Art Klassenlehrer nur für mehr Schüler, also für die gesamte Stufe. Wir haben zwei davon, du bekommst bestimmt auch zwei.  Heute läuft eh noch nicht so viel. Maximal zwei bis drei Stunden wirklicher Unterricht. Bis du mal alles geklärt hast und alle Bücher hast, das dauert halt. Wirklich losgehen wird es erst morgen.“ entgegnete Sarah,
„Stimmt und ab morgen wird es dann auch extrem anstrengend.“ warf Sandra ein.
„Warum das denn?“ fragte ich.
„Morgen ist die Einschulung der Fünftklässler. Neue Schule und alles, da sind die die ersten Wochen schon ziemlich aufgedreht. Vor allem da die jetzt zum Teil auch schon sieben oder acht Stunden haben sollen. Schon heftig.“ erklärte Sandra.
„Ich hab gehört die haben in den Ferien mal eben ne Mensa hochgezogen. Ich gehe mal davon aus wir werden bestimmt auch das ein oder andere Mal was länger Unterricht haben. Wir hatten ja im letzten Jahr schon das Vergnügen. Wenn sie uns ne längere Pause gönnen, dann bietet es sich ja an mal in die Mensa zu gehen und zu schauen was es da leckeres zu essen gibt oder meint ihr nicht?“ fragte Jona.
„Wir schauen erst mal was der Stundenplan sagt. Habt ihr eigentlich eure Zeugnisse unterschreiben lassen?“ entgegnete Sandra.
„Ich denke meins interessiert erst mal keinen.“ sagte ich. Ich glaubte sogar, dass meine Eltern das bei der Anmeldung einreicht hatten.
„Ich hab meins unterschreiben lassen.“ antwortete Sarah.
„Ähm…ich unterschreibe meins gleich noch.“ gestand Jona.
„Achja du Glücklicher kannst den Scheiß ja einfach selbst unterschreiben. Achja bald hab ich das Glück auch.“ merkte Sandra an.
„Bald?“ fragte Jona.
„Naja Mitte Oktober ist es wieder so weit.“ gab Sandra zu.
„Achja, hab ich ganz vergessen.“ gestand Jona verlegen.
„Du und Geburtstage.“ scherzte Sarah.
„Wann hast du eigentlich Geburtstag Kathi?“ fragte Jona.
„Dauert noch was. Am 15. Februar, dann werd ich dann endlich auch mal siebzehn.“ antwortete ich.
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Meine Regenjacke hinterließ überall im Gebäude Tropfen auf dem Boden. Ich hatte mich inzwischen von den anderen getrennt. Jona hatte mir empfohlen einfach vor der Aula zu warten bis meine Jahrgangsstufe reingelassen wurde. Ich hatte mich also neben die Türe gestellt und beobachtet das wilde Treiben der anderen Schüler. Für die meisten war anscheinend klar wohin sie mussten. Letztes Jahr war es auch noch einfach gewesen. Es gab ein Klassenraum und da fand so ziemlich der komplette Unterricht statt, wenn man mal den Unterricht in den Fachräumen ausließ. Jetzt hieß es also laufend den Raum wechseln und immer wieder neue Gesichter treffen, letzteres zumindest in den nächsten Wochen und Monaten. Die anderen meiner Jahrgangsstufe hatten zum Großteil immerhin den Vorteil sich zu kennen oder zumindest einige ihrer alten Klassenkameraden zu kennen. Ich lehnte mich sich zurück und schloss einen Moment die Augen. Was Jen wohl gerade machte? Vermutlich mit unseren alten Klassenkameraden genauso auf diese Einführungsveranstaltung warten, mutmaßte ich. Nein das konnte nicht sein bei ihr hatte die Schule letzte Woche schon begonnen. Wahrscheinlich wartete sie jetzt zusammen mit Justus darauf, dass der Unterricht losging. Der Gedanke, dass Jen und Justus ständig aufeinander hingen, schlug mir erneut auf den Magen, glücklicherweise war die Reaktion inzwischen nicht mehr so heftig wie vor sieben Wochen, aber gut fühlte ich mich bei dem Gedanken an die beiden trotzdem nicht. Die Flure leerten sich langsam bis nur noch eine überschaubare Anzahl an Schülern um den Eingang zur Aula verteilt stand. Ich überblickte einmal die Menge. Wahrscheinlich hatte sich hier meine gesamte Jahrgangsstufe eingefunden, so wirkte es zumindest. Ich wollte mich gerade wieder zurücklehnen, als sich die Türe neben mir öffnete und die Schüler begannen in die Aula zu stürmen. Ich wartete den ersten Schwung ab und stahl mich in einem günstigen Moment ebenfalls in die Aula. Ich setzte mich möglichst unauffällig an den Rand in der obersten Reihe und beobachtete das wilde Treiben im unteren Bereich der Aula aufmerksam. Die meisten schienen sich tatsächlich zu kennen, denn überall waren meine Mitschüler in Gespräche vertieft oder präsentierten Urlaubsbilder auf ihrem Handy, zumindest wirkte es auf mich so. Gerade als sich die Türen schlossen, schlüpfte noch eine letzte Schülerin durch den Eingang und suchte sich den erstbesten Sitzplatz, der ihr anscheinend ins Augen gefallen war. Sie bewegte sich in meine Richtung und setzte sich mit einem Platz Abstand zu mir in die Reihe. Sie wirkte ziemlich abgehetzt und noch ein wenig müde. Trotz der Schminke, die sie trug konnte ich leichte Augenringe erkennen. Besonders ins Auge fiel mir die aufwendig gestylten roten Haare, die etwa auf Schulterlänge geschnitten waren. Wahrscheinlich war sie heute morgen extra früh aufgestanden um für den ersten Tag das perfekte Bild abzuliefern und morgen würde sie dann wieder völlig normal auftauchen. Meine alte Mitschülerinnen hatten das zum Teil schon in den letzten Jahren gefühlt ins Extreme gesteigert. Ich konnte bei so einer Oberflächlichkeit nur mit dem Kopf schütteln. Ich löste meinen Blick wieder von meiner neuen Mitschülerin und konzentrierte mich auf die beiden Lehrer, die inzwischen den Saal versuchten zur Ruhe zu bringen. Das waren dann wohl die beiden von Jona angekündigten Stufenleiter.
Natürlich kamen die ganzen organisatorischen Dinge nicht zum Anfang, sonder erst mal allgemeines Geplänkel von wegen allen neuen ein willkommen und allen alten ein willkommen in der Oberstufe. Das übliche eben. Wenn das nur das werden würde, dann hätte ich auch später auftauchen können. Kam mir irgendwie sinnvoller vor. Ein Gegenstand der neben mir zu Boden fiel, riss mich aus den Gedanken. Ich schaute nach unten zwischen meine Füße. Ein rosafarbener Füller lag neben meinem Schuh. Der war bestimmt der Schülerin neben mir runter gefallen. Ich beugte mich nach unten und hob den Füller auf. Eine wirklich schöne Farbe wie ich feststellen musste. Er war sogar signiert. Der Name Meike war in die Kappe geprägt. Dann war der Name meiner Mitschülerin, die meinte sich so aufwendig stylen zu müssen wohl Meike. Ich lehnte mich nach rechts in die Richtung der Rothaarigen und reichte ihr den Füller.
„Deiner nehme ich an?“ fragte ich sie freundlich.
„Ja, danke.“ sagte sie mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und packte ihn schnell wieder in ihre Tasche.
Ich schaute derweil wieder nach unten in die Mitte und folgte wieder den Lehrern.
„Sag mal…ähm…kann ich dich mal was fragen?“ kam plötzlich von rechts. Ich schaute ein wenig verwundert in die Richtung der Fragestellerin.
„Hmmm…klar.“ antwortete ich möglichst leise.
„Du bist nicht zufälligerweise neu hier oder?“ fragte das rothaarige Mädchen weiter.
„Sieht man mir das etwa an?“ entgegnete ich.
„Hmmm…ein bisschen vielleicht. Keiner zieht sich alleine in die letzte Reihe zurück, wenn er hier Leute kennt, außer vielleicht wenn er sich mit allen nicht verstehen würde, aber ganz ehrlich so schätze ich dich nicht ein, dafür wirkst du zu…hmmm…freundlich.“ gab das Mädchen zurück. Ich musste schmunzeln. Irgendwie gefiel mir die Einschätzung der Rothaarigen.
„Danke. Ja hast recht. Heute ist mein erster Tag hier. Ich bin letzte Woche hergezogen. Du bist also auch den ersten Tag hier?“ fragte ich zurück.
„Ja ist auch mein erster Tag hier, aber ich bin schon vor ein paar Wochen hergezogen. Ich bin übrigens Meike.“ antwortete das Mädchen.
„Ich bin Katharina, aber am besten sagst du Kathi, daran hab ich mich inzwischen mehr gewöhnt. Hab ich mir übrigens gedacht, dass du Meike heißt. Hat mir dein Füller verraten.“ entgegnete ich.
„Nicht nur freundlich sondern auch noch aufmerksam. Gar nicht schlecht beobachtet Kathi.“ gab Meike zurück.
„Du bist aber ganz schön aufgebrezelt für den ersten Tag, wenn ich das mal sagen darf.“ wandte ich ein.
„Hmmm…ja…ein Geschenk von meinem Bruder, also zumindest die Haare.“ erklärte Meike.
„Ein Geschenk?“ fragte ich verwundert.
„Ja er wollte mir was gutes tun, ich glaube er hat es ein bisschen zu gut gemeint.“ gestand Meike.
„Das sieht ziemlich professionell aus was dein Bruder da veranstaltet hat und das nur für den ersten Schultag? Das muss doch Stunden gedauert haben.“ merkte ich an.
„Also wenns nicht professionell aussehen würde, dann hätte er den falschen Beruf, mein Bruder ist tatsächlich Friseur und das Geschenk…naja…es war…ähm…ist ein Geburtstagsgeschenk, damit ich heute am ersten Tag einfach toll aussehe. Ich habs eher nicht so mit neuen Menschen, er dachte das macht es vielleicht einfacher mit den neuen Mitschülern ins Gespräch zu kommen. Du kennst das doch bestimmt, wenn Mädels so eine Haarpracht sehen, da muss man ja schon fast fragen wie man das genauso hinbekommt. Scheint irgendwo ja zu klappen, du hast mich ja auch darauf angesprochen.“ erklärte Meike.
„Moment dann hast du heute Geburtstag?“ fragte ich erstaunt. Meike nickte.
„Dann herzlichen Glückwunsch, Meike.“ gratulierte ich Meike, die daraufhin ein freundliches Lächeln im Gesicht hatte.
„KÖNNTEN DIE DAMEN DER HINTEREN REIHEN DANN AUCH MAL WIEDER IHRE AUFMERKSAMKEIT NACH HIER VORNE RICHTEN?“ hörte ich einen Ruf, der Meikes Antwort im Keim erstickte.
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Nach weiteren unnötigen und unnützen Erklärungen gab es dann endlich die Stundenpläne. Natürlich hatte man sich die Ausgabe der Stundenpläne bis zum Schluss aufgehoben, ein kleiner Trost war die Tatsache, dass die zweite Stunde gerade mal seit 15 Minuten angefangen hatte und damit noch mehr als eine halbe Stunde Zeit bis zur nächsten Stunde war und wer seinen Stundenplan hatte und sich die bereit gelegten Bücher genommen hatte konnte gehen und die verbleibende Zeit nach Belieben totschlagen. Ich war eine der letzten, die sich alles geholt hatte. Es war einfach ein zu großes Gedrängel der anderen. Ein wenig genervt verließ ich schlussendlich mit meinen Stundenplan und meinen Büchern die Aula.
„Hey Kathi. Warte mal.“ rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte Meike, die zu mir gerannt kam. Ich hatte sie in dem Gedränge der anderen aus den Augen verloren und mir dann keine Gedanken mehr über sie gemacht.
„Meike was gibt es?“ fragte ich verwundert als sie bei mir ankam.
„Lass mal schauen ob wir irgendeinen Kurs zusammen haben.“ schlug Meike vor. Tatsächlich war die Idee ziemlich gut. Auch wenn ich Meike im ersten Moment ein wenig oberflächlich eingeschätzt hatte, wollte ich nicht zu vorschnell über sie urteilen, außerdem war Meike tatsächlich gerade die einzige Person mit der ich mich bislang unterhalten hatte und was viel wichtiger war, wir beide teilten das gleiche Schicksal, wir waren beide die Neuen.
„Guter Plan.“ entgegnete ich und zog meinen Stundenplan aus der Tasche und hielt ihn Meike hin, die ihn sich prompt schnappte.
„Hmmm lass mal schauen.“ grübelte Meike und betrachtete die beiden Pläne. „Also wenn ich das richtig sehe, dann haben wir schon mal Deutsch, Englisch, Biologie und Geschichte zusammen.“ stellte sie kurz darauf fest.
„Du hast Sport, Kunst und Mathe vergessen.“ ergänzte ich, nachdem ich ebenfalls einen Blick auf die Stundenpläne geworfen hatte.
„Das ist nicht so interessant.“ gab Meike zurück.
„Warum nicht?“ fragte ich.
„Na ganz einfach in Sport sitze ich nicht neben jemandem. Naja Kunst ist auch eher irrelevant und über Mathe reden wir besser nicht, da bin ich grottenschlecht.“ erklärte Meike.
„Willkommen im Club der Matheloser, ich bin auch einer.“ entgegnete ich.
„Wenigstens geht es nicht nur mir so, beruhigend.“ bestätigte Meike lächelnd.
„Lass mich raten du wolltest die Kurse abgleichen um dich neben mich zu setzten?“ fragte ich unsicher.
„Ähm…ja als die beiden Neuen hier passt das doch ganz gut oder nicht?“ entgegnete Meike.
„Irgendwie schon. Iich denke das lässt sich einrichten, aber wir sitzen nicht in der ersten Reihe, kapiert.“ forderte ich.
„Auf gar keinen Fall.“ entgegnete Meike und fing an zu lachen. Ich fing ebenfalls an zu lachen.
„Oh du hast ja schon an deinem ersten Tag verdammt viel Spaß.“ kam von der Seite. Ich schaute in die Richtung der Stimme.
„Hat sich so ergeben. Bist du nicht im Unterricht?“ fragte ich als ich Sarah erblickte.
„Hast du mal auf die Uhr geschaut? Die zweite Stunde ist gerade zu Ende gegangen.“ erklärte Sarah, die sich anscheinend gerade auf dem Weg in einen anderen Raum befand.
„Oh shit, was hab ich als nächstes?“ fragte ich panisch und suchte meinen Stundenplan, den Meike immer noch in der Hand hatte.
„Ganz ruhig Kathi. Wir haben Bio. Die Räume müssten hier im Erdgeschoss sein.“ warf Meike ein.
„Ja sind sie. Müsst ihr in den gleichen Raum?“ fragte Sarah weiter.
„Ja müssen wir. Ach ja das ist übrigens Meike, sie hat heute auch ihren ersten Tag.“ erklärte ich Sarah.
„Ah verstehe. Dann mal herzlich willkommen Meike. Ich bin übrigens Kathis Cousine Sarah. Ich lebe schon ne Weile in diesem verschlafenen Nest.“ stellte Sarah sich vor.
„Ich dachte schon du wärst Kathis Schwester oder sowas. Hätte mich gewundert wenn sie nach knapp einer Woche hier schon einen Haufen Leute kennt.“ entgegnete Meike.
„Ähm ja…ich muss dann mal sonst komme ich zu spät zu meinem Leistungskurs. Wir sehen uns bestimmt nochmal. Bis später und euch noch viel Spaß.“ verabschiedete sich Sarah und eilte davon.
„Die war jetzt aber schnell weg.“ merkte Meike an.
„Ja irgendwie schon, aber wer weiß wo die jetzt hin muss.“ erklärte ich.
„Wenn deine Cousine hier auf der Schule ist, hast du noch mehr Verwandtschaft, die man hier treffen kann?“ fragte Meike, während die beiden sich auf den Weg zu ihrem Kursraum machten.
„Hmmm nein nicht, dass ich wüsste. Ich kenne eigentlich nur meine Cousine, ihren Freund und meine Nachbarin, die zeitgleich die beste Freundin meiner Cousine ist.“ erklärte ich.
„Gut zu wissen. Wie alt ist deine Cousine eigentlich, die wirkte jetzt nicht so viel älter als wir.“ meinte Meike.
„Ist sie auch nicht. Die ist im Mai siebzehn geworden.“ antwortete ich.
„Hmmm…also tatsächlich so alt wie ich.“ entgegnete Meike.
„Dann müsstest du doch eigentlich mit ihr in einer Stufe sein oder nicht?“ fragte ich verwundert.
„Theoretisch ja, aber ich bin mit meinem Geburtstag so an der Grenze gelandet, dass meine Eltern sich dafür entschieden haben mich ein Jahr später in die Schule zu schicken.“ antwortete Meike.
„Ah ok das erklärt das natürlich.“ gab ich zurück. Wir waren inzwischen im Fachraum angekommen und suchten uns einen freien Platz in der Mitte der U-förmigen Tischanordnung. Bis zum Beginn der Stunden sprachen wir noch ein wenig über Belanglosigkeit.
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Die Schulstunden vergingen zäh wie Gummi. Immerhin hatte ich das Glück den ganzen Montag über irgendwelche Kurse mit Meike zu haben. Für den ersten Tag tatsächlich etwas erfreuliches. Das nächste erfreuliche war, dass der Unterricht tatsächlich nach der sechsten Stunde vorbei war und es wieder nach Hause gehen konnte.
„Boah ich hab jetzt schon keine Lust mehr.“ meckerte ich als sie mit Meike auf den Schulhof trat.
„Wie soll das erst werden, wenn du die ersten Klausuren schreibst?“ fragte Meike.
„Erinnere mich nicht daran.“ jammerte ich und dachte an das zweite Halbjahr des letzten Schuljahres zurück.
„Ist ja noch ein bisschen hin, außerdem können wir ja zusammen lernen, ist dann bestimmt cooler als sich alleine damit rum zu quälen.“ beruhigte Meike mich.
„Hmm…möglich. Mir graut es vor allem vor Mathe.“ merkte ich an.
„Kann ich total gut nachvollziehen. Ist mir persönlich auch zu hoch.“ gab Meike lachend zurück.
„Sag mal wo wohnst du eigentlich?“ fragte sie direkt danach.
„Im Pfingstrosenweg. Warum fragst du?“ entgegnete ich.
„Ah das ist ja cool. Ich muss in die gleiche Richtung, aber noch ein Stück weiter, deshalb frage ich. Dann können wir uns auf dem Rückweg noch ein bisschen unterhalten.“ erklärte Meike.
„Klar warum nicht.“ gab ich zurück und machte sich mit Meike auf den Heimweg.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Danke wieder für eine spannende Geschichte Timo. Hat sich wieder sehr gut lesen lassen. War so interessant, daa ich nicht unterbrechen konnte! Eeu mich schon auf den nächsten Teil.