Kleine Maus mit großen Herz (6)
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Kapitel 6: Kleine Maus auf großer Fahrt
„Wie komme ich eigentlich zu der Ehre dieses Trips?“ fragte ich verwundert als mit meinem Vater im Auto saß. Wir waren schon eine Weile unterwegs, aber ich wusste nicht so wirklich wie ich ein Gespräch beginnen sollte und mein Vater hatte anscheinend auch kein Bedürfnis sofort ein Gespräch zu beginnen, sondern hatte stattdessen das Radio laufen lassen, das inzwischen nur noch leise und unterschwellig Musik von sich gab. Auch wenn meine Mutter ziemlich klar gemacht hatte, dass das mit den Windeln und allem für meinen Vater kein Problem war, konnte ich mir durchaus vorstellen, dass dieser Ausflug tatsächlich nur ein Vorwand war um mich persönlich auszufragen. Auch wenn das Gespräch mit meiner Mutter im Nachhinein betrachtet eigentlich recht gut verlaufen war, hatte ich eigentlich keine Lust nochmal alles zu erzählen. Ich hoffte, dass mein Vater, wenn er überhaupt noch etwas fragen wollte, nicht noch mal alles haarklein erklärt haben wollte. Auch wenn das Verhältnis zu meinen Eltern unter meinem schulischen Totalausfall nicht gelitten hatte und wir vor der ganzen Sache mit der Schule ein gutes Verhältnis hatten, war mir gerade nicht großartig nach übermäßigen Erklärungen, schon gar nicht, wenn es um Jen ging.
„Ich weiß nicht. Ich hielt das für eine sinnvolle Idee. Ich habe den Eindruck, dass dir diese Sache mit dem klein sein irgendwie gut tut und ganz ehrlich deinen Noten hat das anscheinend auch nicht geschadet. Man könnte also von so etwas wie einer Belohnung sprechen. Außerdem kann der Dienstwagen auch noch ein paar Kilometer vertragen. Wenn ich zu wenig damit fahre, nehmen sie ihn mir nachher noch weg. Das ist halt der Nachteil an einem Beruf, den man auch wunderbar von zu Hause aus machen kann. Kommt ja jetzt immer mehr mit dem Homeoffice. Ich fahre ja nur noch alle zwei Tage in Büro. Gut das liegt natürlich auch an der Entfernung, aber ich denke auch nach dem Umzug werde ich ähnlich viel von zu Hause aus arbeiten.“ antwortete mein Vater.
„Ahja.“ entgegnete ich skeptisch. Ich hoffte mein Vater würde mit der Wahrheit rausrücken, denn wirklich glaubhaft klang das für mich nicht.
„Ja gut in Ordnung du hast mich durchschaut. Ein bisschen Ausfragerei von mir musst du dir auch noch gefallen lassen, aber ich finde wenn wir das so machen dann haben wir beide was davon.“ gestand mein Vater. Irgendwie hatte ich das befürchtet. Eigentlich verstand ich mich sowohl mit meinem Vater wie auch mit meiner Mutter gut, aber mein Vater war manchmal etwas naja sagen wir mal irgendwie nicht so emotional veranlagt. Das machte es manchmal schwierig mit ihm über emotionale Themen zu sprechen. Da war meine Mutter einfach die bessere Wahl.
„Irgendwo musste ja ein Haken sein.“ seufzte ich.
„Deine Mutter hat mir das meiste doch schon erklärt. Aber das ein oder andere würde ich dann doch nochmal von dir hören. Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst. Die Möglichkeit hattest du doch auch vorhin bei eurem Gespräch. Warum sollte ich das anders handhaben als deine Mutter?“ erklärte mein Vater.
„Naja ich weiß gar nicht ob nicht antworten eine echte Option war. Ich habe irgendwie die Befürchtung, wenn ich nichts gesagt hätte, dann würden wir nicht hier sitzen und ich hätte ganz andere Probleme.“ meinte ich.
„Schwierig zu sagen, aber deine Ehrlichkeit war definitiv nicht der falsche Ansatz würde ich sagen.“ entgegnete mein Vater.
„Gut zu wissen, dass Ehrlichkeit irgendwo doch noch belohnt wird.“ gab ich zurück.
„Also zu uns kannst du immer ehrlich sein. Uns ist auch klar, dass man als Kind nicht über alles mit seinen Eltern sprechen möchte. Uns ist nur wichtig, dass du verstehst, dass du mit uns über alles reden kannst, aber es nicht musst. Ich habe mir sagen lassen, dass du inzwischen die Erkenntnis gewonnen hast, dass es klüger gewesen wäre wegen der Schule mit uns zu sprechen. Stimmt das wirklich?“ fragte mein Vater erstaunt.
„Ähm…ja ich glaube schon. Aber wir müssen jetzt nicht schon wieder mit der Schule anfangen. Ich habe Ferien und die Schule war echt doof.“ jammerte ich ein wenig gekünstelt.
„Übt da gerade wie ein kleines Kind zu klingen?“ fragte mein Vater lachend.
„Warum?“ entgegnete ich verwundert.
„Die Wortwahl und die Betonung. Das war eher die Formulierung, die eine Grundschülerin gewählt hätte, die gerade frisch eingeschult wurde und ihre ersten Ferien hat und nicht von der Schule sprechen möchte.“ merkte mein Vater an.
„Sollte eigentlich nicht so rüber kommen, war nicht beabsichtigt und irgendwie ist das Alter auch nicht so das was ich beim klein sein anstrebe.“ erklärte ich nachdenklich.
„Verstehe. Es passte irgendwie in das Alter. Ich glaube du hast das sogar früher mal so ähnlich von dir gegeben.“ erwiderte mein Vater nachdenklich.
„Papa das ist über zehn Jahre her. Du glaubst doch nicht das ich mich daran erinnere.“ meinte ich.
„Vermutlich nicht. Deine Mutter und ich erinnern uns vermutlich an andere Sachen, die du früher gemacht hast als du. Das ist vollkommen normal.“ entgegnete mein Vater.
„Möglich irgendwann passiert so viel, dass man sich auch nicht mehr an alles erinnern kann. Vor allem nicht, wenn man so viel in den Schädel eingeprügelt bekommt wie in der Schule. Das ist echt anstrengend.“ erklärte ich.
„Einer der Gründe warum ich verstehen kann warum du dich so ein wenig aus der Verantwortung flüchtest.“ meinte mein Vater.
„Wenn du das so formulierst, dann klingt das so negativ.“ erwiderte ich.
„Hey, wenn es dir hilft, ist das vollkommen in Ordnung. Da musst du nichts negatives rein interpretieren.“ entgegnete mein Vater.
„Ist ein wenig schwierig nicht alles in der Beziehung auf die Goldwaage zu legen. Das ist alles noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Also auch so offen damit umzugehen und darüber zu sprechen.“ warf ich ein.
„Kann ich mir gut vorstellen, dass das gewöhnungsbedürftig ist, wahrscheinlich überfordert es einen sogar, wenn man so urplötzlich gefühlt alle Freiheiten bekommt. Ich hab mich irgendwie gerade daran gewöhnt, dass du ein pubertierender Teenager bist und im nächsten Moment erfahre ich, dass du gerne wieder ein kleines Mädchen sein möchtest, also zumindest phasenweise. Keine Sorge es stört mich nicht, ich muss mich halt dran gewöhnen, deiner Mutter geht es nicht anders.“ erwiderte mein Vater.
„Ich glaube irgendwo passt Überforderung auch ganz gut, aber das ist eine andere Art als der Stress, den ich in der Schule hatte. Also ich würde das jetzt eher mit einer Überdosis vergleichen, auch wenn ich außer einer Überdosis keinerlei Erfahrung habe, aber ich glaube so würde ich sie mir vorstellen.“ beschrieb ich meinem Vater wie sich die Situation in etwa anfühlte.
„Ich weiß was du meinst. Sag mal diese Sache mit Jen…“ fing mein Vater an.
„Was ist damit?“ unterbrach ich ihn. Ich hoffte es würde jetzt nicht allzu intensiv um Jen gehen.
„Wann hast du es gemerkt?“ fragte mein Vater nach einer kurzen Denkpause.
Eine gute Frage, wirklich Gedanken darüber gemacht hatte ich mir bislang nicht. Anfangs war es noch harmlos, ein komisches Kribbeln, das schnell wieder verflog und dem ich kaum Beachtung geschenkt hatte. Meist trat es auf nachdem Jen mich wieder mal in den Arm genommen hatte, wenn ich am Rande des Wahnsinns war, was in den letzten Monaten ziemlich oft der Fall gewesen war. Dann hatte das Kribbeln irgendwann ein Ende, was eigentlich gar nicht schlimm war, dafür wurde es von einem, wie eben jetzt gerade, stark pochenden Herzen abgelöst, das zeigte sich vor allem immer dann wenn ich entweder an Jen dachte oder in ihrer Nähe war.
„Schwierig zu sagen. Irgendwann vor ein paar Monaten hab ich eine Veränderung gemerkt.“ erklärte ich.
„Hast du mal mit Jen drüber gesprochen?“ fragte mein Vater.
„Ich hab mich nicht getraut. Außerdem musste ich ja auch erst mal wissen was los ist. Glaub mir in dem Moment in dem es mir klar wurde, wäre ich am liebsten schreiend weg gelaufen. Nachdem ich sie mit Justus gesehen hab, war es vermutlich auch besser so, dass ich das nicht angesprochen habe.“ sagte ich niedergeschlagen und schaute aus dem Fenster.
„Fühlt es sich falsch für dich an oder warum wolltest du weg laufen?“ fragte mein Vater interessiert.
„Also nicht falsch im Sinne von verboten oder so, aber es war komisch. Es war schön sich vorzustellen wie es wäre, wenn ich mit Jen zusammen wäre, also so richtig meine ich nicht nur als ihre beste Freundin, aber auf der anderen Seite…ich weiß nicht. Es kam mir komisch vor. Bei dir und Mama kommt es mir nicht komisch vor, dass ihr euch liebt.“ erklärte ich.
„Ah ich verstehe was du meinst. Also eine gleichgeschlechtliche Beziehung sollte eigentlich in der heutigen Zeit nicht mehr für irgendwelche Probleme sorgen. Anscheinend gibt es noch genug Leute, die sowas als nicht normal oder sonst was ansehen. Ganz ehrlich, die sollten lieber mal vor ihrer eigenen Haustüre fegen als andere komisch anzuschauen.“ entgegnete mein Vater. Immerhin verstand auch er in gewisser Weise was ich sagen wollte.
„Für dich ist das nicht komisch?“ fragte ich.
„Für mich ist das so normal wie die Tatsache, dass ich deine Mutter liebe und das wir dich lieben. Wenn dich irgendwer mal schief anschaut, wenn du mit deiner Freundin oder Ehefrau durch die Stadt gehst, dann lass dich davon nicht verunsichern. Ihr liebt euch, fertig und gut, alles andere braucht dich nicht zu interessieren und den der dich komisch anschaut braucht das schon mal gar nicht zu interessieren.“ antwortete mein Vater ernst.
„Danke, kannst du dir eigentlich vorstellen wie oft ich nachts wachgelegen hab und mir deswegen einen Kopf gemacht habe? Alleine schon wie ihr reagiert, wenn ihr es erfahrt und wie ich es euch überhaupt sagen soll oder ob ich es überhaupt sagen sollte. Ich habe mich selbst sogar tatsächlich deswegen geschämt, eben weil ich mich in Jen verliebt habe. Ich hatte irgendwie die Befürchtung, dass ich damit ein Weltbild von euch zerstöre oder sonst was. Du glaubst gar nicht wie befreiend es ist sich darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen und das alle möglichen Probleme, die ich mir ausgedacht habe gar nicht eingetreten sind.“ bedankte ich mich.
„Kleine Maus du bist gut so wie du bist, mach dir nicht immer so viele Gedanken. Deine Mutter und ich sind immer für dich da, vergiss das einfach nicht.“ sagte mein Vater.
„Ich bin aber gerade gar nicht klein, Papa oder besser gesagt zumindest nicht so wirklich.“ beschwerte ich mich.
„Und? Denk nochmal über den Satz nach Kathi. Ich hab das schon bewusst so formuliert.“ erklärte mein Vater.
„Hmmm…“ überlegte ich laut. Irgendwie kam ich gerade nicht auf die Antwort. Eigentlich dachte ich nicht mal großartig darüber nach. Ich schloss also die Augen um noch einmal alles in Gedanken durchzugehen.
————————————————————————————————————
Ich öffnete müde die Augen. Das Auto stand inzwischen. War das ein Zwischenstopp oder waren wir wirklich schon da? Ich schaute mit halb geschlossenen Augen durch die Gegend.
„Wo sind wir?“ fragte ich müde.
„Oh ist da gerade jemand wach geworden?“ fragte mein Vater mich wie ein kleines Kind. Naja wirklich in der Stimmung für mein inneres Kind oder was auch immer war ich gerade nicht, aber wenn er schon meinte sich den Spaß erlauben zu müssen, dann würde ich einfach mal ein wenig mitspielen.
„Kleine Maus geschlafen.“ antwortete ich gähnend. Es war das erste Mal, dass ich mich mit meinem Kosenamen betitelte.
„Merkt man. Am besten gehst du ein paar Schritte dann wirst du wach. Wir sind übrigens gerade an unserem Ziel angekommen. Du bist also gerade rechtzeitig wach geworden.“ entgegnete mein Vater.
„Oh wirklich?“ fragte ich auf einmal hellwach. Tatsächlich hätte ich nicht gedacht, dass ich die ganze restliche Fahrt geschlafen hatte. Vermutlich war das immer noch diese Erschöpfung, die immer noch ein wenig Auswirkungen auf meine Verfassung hatte. Es wurde zwar mit jedem Tag weniger, aber ganz verschwunden war sie noch nicht.
„Ja, das große Gebäude vor uns. Was sagt dein Konto? Ist alles fürs Taxi drauf gegangen?“ fragte mein Vater scherzhaft. Natürlich war nicht alles fürs Taxi drauf gegangen. Eigentlich war ich ein recht sparsamer Mensch und gönnte mir recht wenig, außerdem lief das meiste sowieso über meine Eltern. Einzig meine Freizeitaktivitäten und Extravagantes musste ich selbst finanzieren, aber außer mit Jen mal Shoppen gehen oder in einem Cafe sitzen, machte ich eigentlich nicht und damit brachte ich mein Taschengeld für einen Monat definitiv nicht durch.
„Hmmm…naja ein bisschen was ist drauf. Scheiße ich glaube die nehmen nur Bargeld. Das stand im Internet, ich hab das voll verplant. Sag mir bitte, dass du was dabei hast.“ antwortete ich entsetzt.
„Bargeld ist kein Problem. Reicht das?“ fragte mein Vater und schob mir einen Geldschein zu. Ich wusste nicht wie ich in dem Moment auf den Schein starrte, vermutlich hatte ich extrem große Augen. Ich glaubte ich hatte vorher noch nicht so viel Geld in der Hand gehalten, auch wenn ich bestimmt schon mal diese Menge an Geld auf meinem Konto gesehen hatte.
„Das ist doch ein Scherz oder?“ fragte ich ungläubig mit dem Schein in der Hand.
„Du musst ja nicht alles verbraten. Außerdem ist doch klar wo das Limit ist.“ antwortete mein Vater.
„Es gibt ein Limit?“ bohrte ich nach. Klar bestimmt würde es irgendein Limit geben, ich würde bestimmt nicht einfach so 500 Euro verbraten können. Außerdem kam mir das irgendwie falsch vor. Auf der anderen Seite wollte meine kleine Seite sich gerne austoben.
„Naja eigentlich zwei. Je nachdem was zuerst verbraucht ist. Entweder der Schein oder der Platz im Auto. Wenn das Auto zuerst voll ist, kriege ich den Rest des Geldes wieder.“ erklärte mein Vater.
„Ok und ich kann mir davon wirklich holen was ich will?“ fragte ich sicherheitshalber.
„Zu deiner freien Verfügung.“ antwortete mein Vater.
„Wow krass, danke. Wie komme ich zu der Ehre?“ bedankte ich mich und fiel meinem Vater um den Hals.
„Brauche ich dafür einen bestimmten Grund?“ fragte mein Vater.
„Hmmm…ich weiß nicht. Ich finde das halt etwas üppig so ganz ohne Grund.“ meinte ich.
„Sieh es mal anders. 200 Euro sind der Ausgleich für das Taxi. Das haben wir zum Teil auch mit verbockt. Die übrigen 300 Euro…hmmm…sieh sie zum Teil als eine Honorierung deiner Leistungen.“ erklärte mein Vater.
„Hmmm…für das Taxi könnt ihr nicht wirklich was, aber trotzdem danke für den Ausgleich. Irgendwie kommt es mir falsch vor, dass ich für meine Leistungen belohnt werde, wenn ich bedenke was ich auf der anderen Seite alles verbockt habe. Da sind eure Umzugspläne eigentlich nichts gegen und 300 Euro ist mein Zeugnis nicht wirklich wert.“ entgegnete ich.
„Naja ein bisschen was wert ist es schon und wenn es einfach Lehrgeld für dich war.“ kam als Antwort von meinem Vater.
„Rechtfertigt immer noch nicht die zusätzlichen 300 Euro.“ gab ich zurück.
„Du bist die einzige Sechzehnjährige, die ich kenne, die Gewissensbisse beim Geld ausgeben bekommt.“ erwiderte mein Vater lachend.
„Außer mir und Jen kennst du doch eigentlich keine Sechzehnjährigen, also kannst du das gar nicht beurteilen.“ entgegnete ich.
„Ein verdammt gutes Argument. Aber Spaß beiseite. Ich will dir einfach die Möglichkeit bieten dich ein bisschen auszutoben. Vergiss einfach mal für einen Moment den ganzen Scheiß der letzten Tage und Wochen. Wenn dir das als Begründung immer noch nicht ausreicht, dann hast du immer noch die Möglichkeit mir die 300 Euro zurückzuzahlen. Na wie klingt das?“ fragte mein Vater.
„Gut. Ich versuche es beim Einkaufen nicht zu übertreiben, aber versprechen kann ich nichts. Das mit dem Zurückzahlen behalte ich im Hinterkopf. Danke nochmal.“ erwiderte ich.
„Gerne. So sollen wir dann mal ausstiegen?“ fragte mein Vater.
„Du willst mit rein?“ erwiderte ich verwundert. Das war wirklich eine Überraschung. Meiner Mutter hätte ich das eher zu getraut als meinem Vater.
„Naja wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich doch auch zu sehen wie meine Tochter mein Geld verbrät.“ antwortete mein Vater.
„Dir ist aber schon klar, dass es sein kann, dass du mir modische Ratschläge geben musst?“ ermahnte ich ihn.
„Modische Ratschläge? Inwiefern das denn?“ entgegnete er verwundert.
„Ich will auch ein paar Bodys holen. Du sagst mir dann einfach ob die süß sind oder nicht.“ forderte ich.
„So ganz normale wie deine Mutter welche hat oder wie?“ fragte mein Vater verwirrt. Ich merkte schon, dass ich gerade anscheinend einem Neandertaler im Bezug auf Kleidung darum gebeten hatte mir Ratschläge zu geben.
„Achja ich vergaß, ist ja komplettes Neuland für dich. Also es gibt so ziemlich alles was es auch für Babys gibt auch in meiner Größe also auch Bodys und Strampler. Die Bodys sind im Schritt entsprechend breiter um…naja…eine Windel an Ort und Stelle zu halten.“ erklärte ich möglichst ausführlich wobei ich bei dem letzten Teil des Satzes unbewusst leiser sprach.
„Du scheinst ja echt ne Expertin für sowas zu sein.“ merkte merkte Vater an.
„Eigentlich nicht. Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist das für mich auch absolutes Neuland, aber im Internet findest du halt viele Informationen dazu.“ erklärte ich weiter. Außerdem konnte man sich das mit den Bodys tatsächlich auch gerade noch denken, aber es brachte nichts sich jetzt darüber aufzuregen.
„Natürlich, die Untiefen des Internets.“ lachte mein Vater. „Warum müssen es eigentlich bestimmte Windeln sein?“ fragte mein Vater weiter.
„Naja eigentlich hätten es theoretisch irgendwelche richtigen Windeln sein können, also ich meine welche zum zukleben. Diese Hochziehwindeln sind in Ordnung, aber irgendwie…naja…ich will halt so richtige Windeln haben.“ gestand ich. Es ging dabei irgendwie um das Gefühl, ich stellte mir es irgendwie intensiver oder einfach besser vor.
„Ok, aber es klang heute Morgen so als ob du ganz bestimmte kaufen willst.“ merkte mein Vater an.
„Ich wollte halt bunte Windeln haben, am besten richtig süße mit rosa und Einhörnern.“ sagte ich und wurde rot.
„Sowas gibt es? In deiner Größe?“ fragte mein Vater ungläubig.
„Ja und die gibt es halt hier.“ antwortete ich.
„Wow.“ entgegnete mein Vater. War das jetzt echtes Staunen? Oder hatte er Angst was auf ihn zukommen würde?
„Ja wow trifft es ganz gut. Wir sollten langsam mal rein. Auf geht’s.“ rief ich aufgeregt, stieg aus dem Auto aus und eilte in Richtung Gebäude.
————————————————————————————————————
„So das ist die letzte.“ sagte mein Vater und drückte die Autotüre zu. Tatsächlich war noch ein wenig Platz im Auto, aber ich hatte das Auto fast bis zum Ultimo gefüllt.
„Tja Limit voll ausgeschöpft würde ich sagen.“ erwiderte ich grinsend. Während des Einkaufs hatte ich tatsächlich, gerade am Anfang, große Bedenken das komplette Geld auf den Kopf zu Hauen, aber irgendwann konnte ich mich dann nicht mehr zurückhalten und hatte mich ordentlich ausgetobt.
„Du warst echt fleißig kleine Maus.“ bemerkte mein Vater.
„Ähm…ich konnte halt nicht widerstehen. Ich hätte wirklich gedacht, dass nicht alles ins Auto passt.“ gestand ich.
„Kennst du eigentlich dieses uralte Spiel Tetris?“ fragte mein Vater.
„Hmmm ja hab ich schon mal gehört. Ist doch das Spiel wo die Spielsteine nach unten fallen und man Reihen voll machen muss oder?“ entgegnete ich. Die Musik kannte ich davon gab es Videos in der Länge von zehn Stunden, die immer nur die immer gleiche Melodie spielten. Wenn ich mir das zehn Stunden angehört hätte, dann wäre ich bestimmt verrückt geworden.
„Ja genau. Deine Mutter und ich haben das früher ziemlich intensiv gespielt. Das Einräumen des Autos gerade war ein bisschen wie Tetris spielen.“ erklärte mein Vater. Interessanter Vergleich wie ich feststellen musste.
„Ich stelle mir gerade vor wie du aus Windelpaketen Reihen baust.“ kicherte ich.
„Irgendwie hat das Einräumen ein bisschen was davon, definitiv. Übrigens echt beachtlich was es alles gibt. Ist an den bunten Windeln eigentlich irgendwas besonderes, also außer das sie bunt sind?“ fragte mein Vater neugierig.
„Hmmm…also sie sind bunt und…ähm…ähm…besonders saugstark.“ flüsterte ich leise und bekam wieder einen roten Kopf.
„Ist das nicht komisch?“ fragte mein Vater.
„Was meinst du?“ entgegnete ich.
„Sich in die Hose oder besser gesagt die Windel zu machen. Ist das nicht unangenehm?“ fragte er weiter.
„Hmmm eigentlich nicht. Also ich kann jetzt nur von den Hochziehwindeln sprechen, aber fühlt sich eigentlich nicht komisch an, klar man spürt das irgendwann, aber ich finde das nicht unangenehm. Eigentlich mag ich das Gefühl irgendwie, wobei vielleicht nicht das Gefühl der Nässe, aber es ist dieses Gefühl des Loslassens, also einfach laufenlassen und die Welt ausblenden, das viel toller ist. Klingt jetzt bestimmt total seltsam oder?“ erklärte ich.
„Ein bisschen, aber das macht nichts. Ich muss das ja nicht verstehen. Die Hauptsache ist, dass es dir damit gut geht. Wir sollten langsam wieder los. Sind noch ein paar Stunden nach Hause.“ schlug mein Vater vor. Ja er hatte tatsächlich recht. Wir hatten inzwischen späten Nachmittag und die Autobahnen würden bestimmt ziemlich voll sein.
„Ähm…ja…ähm da ist noch was.“ stammelte ich.
„Was ist los?“ fragte mein Vater verwundert.
„Ähm…du musst gleich mal irgendwo halten. Ich müsste mich mal…ähm…frisch machen.“ gestand ich und wurde genauso rot wie zuvor.
„Sollte kein Problem sein.“ antwortete mein Vater und stieg ins Auto ein. Ich tat es ihm gleich und einen Moment später machte sich das gut beladene Auto auf den Heimweg.
————————————————————————————————————
Etwas rüttelte an mir.
„Hmmm.“ grummelte ich verschlafen.
„Aufwachen kleine Maus. Du wolltest dich frisch machen.“ sagte mein Vater leise.
„Hmmm…was?“ fragte ich verschlafen. „Achja. Stimmt.“ fiel es mir wieder ein. Ich streckte mich und gähnte. Ich konnte schon immer gut im Auto schlafen. Es war echt schlimm mit mir, keine zehn Minuten dauerte es für gewöhnlich bis ich eingeschlafen war.
„Da ist aber wer müde.“ merkte mein Vater an.
„Gar nicht.“ entgegnete ich trotzig und immer noch verschlafen. Irgendwie war es lustig auf solche Aussage mit Trotz zu reagieren und es war nicht dieser jugendliche Trotz, den ich die letzten Monate gezeigt hatte, sondern einfach kindlicher Trotz, dem man eigentlich nicht böse sein konnte.
„Gar nicht, natürlich nicht. Deshalb bist du direkt nachdem wir los gefahren sind, eingeschlafen.“ meinte mein Vater.
„Das sind nur die Nachwirkungen von den letzten Tagen und außerdem weißt du ganz genau, dass ich beim Autofahren total gut schlafen kann.“ rechtfertigte ich mich.
„Jetzt hast du erst mal Ferien und kannst dich erholen und natürlich weiß ich, dass du im Auto immer schläfst.“ merkte mein Vater an. Tatsächlich merkte ich langsam, dass die Erholung einsetzte. Gerade nachdem alle Dinge mit meinen Eltern geklärt waren, setzte immer mehr die Entspannung ein.
„Ja. Ich suche mir gerade mal eine von den neuen Windeln und beeile mich.“ sagte ich und machte mich an der erst besten Packung auf der Rückbank zu schaffen. Tatsächlich hatte ich Glück und es war eine von den lange ersehnten Einhornwindeln, die ich kurze Zeit später in der Hand hielt. Ich merkte, dass ich ziemlich aufgeregt war. Ich hatte mir das lange gewünscht und ich dachte das würde noch Ewigkeiten dauern bis es endlich soweit sein würde und jetzt war es einfach so passiert und mehr oder weniger schon normal? Naja normal eher nicht, das würde noch dauern, aber es gab zumindest keine Probleme mehr damit. Ich legte die Hand an den Hebel um die Türe zu öffnen, merkte dann, aber, dass mein Vater mich zurück hielt.
„Ähm…willst du so in den Laden gehen?“ fragte mein Vater. Klar mit einer Einhornwindel in den Laden gehen, war wohl ein wenig unpassend, dass musste selbst ich feststellen.
„Ups…nein. Warte mal hinten im Fußraum liegt irgendwo noch ein Beutel oder so, da kann ich die rein packen.“ meinte ich und fischte nach dem Beutel.
„Hast du eigentlich auch Hunger?“ fragte mein Vater. Das Frühstück war schon eine Weile her, tatsächlich wurde es Zeit etwas zu essen. Ich unterbrach die Suche nach dem Beutel.
„Ich könnte was vertragen.“ meinte ich.
„Darf ich ins Restaurant zur goldenen Möwe einladen?“ fragte mein Vater.
„Hä? Wohin?“ entgegnete ich verwundert. Klang irgendwie edel, ein wenig zu edel für meinen Geschmack.
„Kathi hast du mal geschaut wo wir stehen?“ fragte mein Vater.
„Klar vor nem Mc Donalds. Da können wir doch hingeh…oh…ich verstehe das M sieht aus wie ne Möwe.“ bemerkte ich plötzlich was mein Vater meinte.
„Ja genau. Kannste dir ja mal merken, wenn du bei einem Date ein edles Restaurant vorgaukeln willst. Solltest du vielleicht nicht machen, wenn du an einem zweiten Date interessiert bist, aber kannst es trotzdem mal im Hinterkopf behalten.“ schlug mein Vater vor.
„Ich glaube für Datingtipps frag ich lieber Mama.“ warf ich lachend ein. Ich war mir ziemlich sicher, dass in Sachen Kleidungsberatung und Dating definitiv meine Mutter die besser Ratgeberin war, auch wenn mein Vater sich in dem Laden vorhin wirklich gut geschlagen hatte.
„Wahrscheinlich sinnvoller. Ok pass auf wir machen Arbeitsteilung. Du gehst dich frisch machen und ich hole was zu Essen. Deal?“ schlug mein Vater vor.
„Klingt gut.“ bestätigte ich.
„Gut was möchtest du?“ fragte mein Vater.
„Krieg ich ein HappyMeal?“ fragte ich mehr scherzhaft als ernst.
„Klar. Nur das?“ entgegnete mein Vater.
„Ne noch nen BigMac dazu. Das HappyMeal will ich einfach nur weil ich es kann, wenn du verstehst.“ erklärte ich mit einem breiten Grinsen.
„Schon klar. Ich kümmere mich drum, irgendwelche Extrawünsche?“ fragte mein Vater.
„Ich lass mich überraschen.“ sagte ich und suchte wieder nach dem Beutel, den ich tatsächlich mit meinen Fingern zu fassen bekam und aus dem Fußraum zog. Ich packte meine Windel in den Beutel. Danach öffnete ich die Türe und stieg aus.
„Bis gleich.“ verabschiedete ich mich von meinem Vater.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Gefällt mir bis hierhin sehr gut die Story. Ich mag es auch, dass sie etwas fröhlicher anfängt als die Jona Story, wo ich einige Kapitel gebraucht habe um sie zu mögen. Dein Schreibstil ist einfach unnachahmlich. Etwas Schade fand ich, dass du den Einkauf nicht beschrieben hast, also das was im Geschäft passierte, aber ansonsten alles supi 🙂
Der fehlende Einkauf lässt sich ganz einfach erklären…du kannst nichts beschreiben was du noch nicht live und in Farbe gesehen hast, deshalb musste ich halt ein bisschen improvisieren und habe den Einkauf entsprechend umschifft. Klar ich hätte mir das auch irgendwie herleiten können, aber ob das dann halbwegs brauchbar gewesen wäre, weiß ich nicht.
Sehr schöne Fortsetzung. Toll das Du den Eltern so viel Verständnis gibst. Das macht die Storry harmonisch. Ich hab zwar damit gerechnet das der Vater Kathi anbietet sie zu wickeln, aber das kommt bestimmt nochmal. Und die Vergütung die Sie von Ihm bekommen hat, ist in so einen Geschäft bestimmt auch schnell auf den Kopf gehauen. Kostet schließlich etwas so ein Windelpacket! Nun bin ich auf den nächsten Teil sehr gespannt!