Kleine Maus mit großen Herz (23)
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Kapitel 23: Die kleine Maus mit dem großen Herz
Ich schaute auf mein Handy. Eine Nachricht von meinen Eltern: Kommst du bitte nicht zu spät nach Hause. Wir müssen noch was mit dir bereden. Hab dich lieb kleine Maus. War irgendwas passiert?
„Ist was passiert?“ fragte Meike besorgt.
„Keine Ahnung. Meine Eltern wollen irgendwas mit mir besprechen. Ich soll nicht so spät nach Hause kommen.“ antwortete ich.
„Also wenn du möchtest, können wir das auch vertagen, ich denke ich hab mich genug ausgekotzt.“ gab Meike lächelnd zurück.
„Immerhin merkst du selbst, dass Themenwechsel bei dir nicht wirklich funktionieren, aber es sei dir gegönnt.“ entgegnete ich.
„Du kannst einfach verdammt gut zuhören und gehst auf das ein was ich sage, das macht die Gespräche mit dir so angenehm.“ erklärte Meike.
„Du bist auch ne angenehme Gesprächspartnerin.“ gab ich zurück.
„Danke. Der Kaffee geht heute mal auf mich.“ erwiderte Meike und rief den Kellner und zahlte unseren Kaffee.
Wir machten uns schnell auf den Weg nach Hause, eigentlich rannte ich sogar regelrecht nach Hause und Meike hatte ein wenig Probleme mitzukommen. An der Abbiegung zu unserer Straße hielt ich kurz an und verabschiedete mich von Meike und rannte das letzte Stück nach Hause in ähnlicher Geschwindigkeit. Ziemlich aus der Puste und nassgeschwitzt kam ich zu Hause an und suchte meinen Schlüssel. Meine Hände zitterten so dermaßen, dass ich ihn zuerst nicht ins Schloss bekam. Es brauchte mehrere Anläufe, dann schaffte ich es endlich die Türe zu öffnen und eilte ohne meine Schuhe auszuziehen in die Küche, in der ich glücklicherweise direkt meine Eltern antraf.
„Hier bin ich, ist was passiert?“ fragte ich noch außer Atem.
„Setz ich mal hin kleine Maus.“ forderte mein Vater mich freundlich auf. Ich folgte seiner Bitte und setzte mich.
„So also was ist passiert?“ fragte ich nochmal mit Nachdruck.
„Also weißt du noch was du letztens gesagt hast?“ fragte meine Mutter zögerlich.
„Ich habe viel gesagt.“ gab ich verwirrt zurück.
„Deine Mutter meint das mit den Geschwistern.“ konkretisierte mein Vater die Aussage meiner Mutter.
„Ja ich habe gesagt, dass ich mir das vorstellen könnte, aber ich denke mal der Zug ist abgefahren oder wollt ihr mir jetzt etwas anderes sagen?“ fragt ich neugierig.
„Also naja wir haben uns da was überlegt. Aber wir wollten dich vorher nach deiner Meinung fragen.“ erklärte meine Mutter. Interessant, dass man mich nach meiner Meinung fragte und dann anscheinend auch noch in einer so wichtigen Angelegenheit.
„Na was habt ihr euch überlegt?“ fragte ich nervös.
„Also schwanger werde ich bestimmt nicht mehr, der Zug ist tatsächlich abgefahren, aber wir könnten durchaus noch ein Kind adoptieren, aber natürlich nur wenn du damit leben kannst. Wir haben bei dem Umzug schon absolut falsch reagiert, deshalb wollen wir das jetzt natürlich vorher mit dir klären und wir wollen auch, dass du dir über die Folgen im klaren bist.“ erklärte mein Vater.
„Folgen?“ fragte ich unsicher.
„Naja das mit dem klein sein, ist dann natürlich nur noch in einem eingeschränkten Rahmen möglich, außer du hast kein Problem, dass trotzdem offen zu machen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass dir das nicht so recht ist, gerade am Anfang.“ erklärte meine Mutter. Da hatte sie tatsächlich recht, das schränkte meine Freiheit dahingehend schon ziemlich ein.
„Ähm, aber ich muss nicht mein Zimmer teilen oder?“ fragte ich noch unsicherer.
„Nein keine Sorge, wenn es überhaupt dazu kommt, dann räume ich mein Arbeitszimmer und arbeite entweder in einer kleinen Ecke im Wohnzimmer oder fahre halt jeden Tag ins Büro. Es gibt schlimmeres.“ berichtete mein Vater.
„Ok und wie kommt ihr jetzt so plötzlich darauf?“ frage ich die beiden.
„Also wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, aber die sagen wir mal Probleme, die du uns bereitet hast, haben uns ein wenig davon abgebracht. Wir hätten gerne mit dir drüber gesprochen, aber wir können uns kein möglicherweise traumatisiertes Kind ins Haus holen, wenn unser eigenes Kind gerade unsere volle Aufmerksamkeit braucht. Inzwischen sieht das ganze ein kleines bisschen anders aus und da du das indirekt ja auch erwähnt hast, haben wir die Idee wieder aufleben lassen.“ antwortete ihre Mutter.
„Jetzt fühle ich mich wieder ein wenig schuldig.“ gestand Kathi.
„Alles gut, du brauchst dir deswegen keine Vorwürfe machen.“ schaltete sich sofort ihre Mutter ein.
„Sehe ich tatsächlich auch so.“ stimmte ihr Vater zu.
„Ok. Wie läuft denn sowas? Wir werden ja wohl kaum irgendwo hingehen und uns einfach wen aussuchen und mitnehmen.“ merkte ich an.
„Naja vereinfacht gesagt läuft es so in etwa ab. Nur mit ein bisschen mehr Papierkram und möglicherweise dauert alles ein wenig länger, aber so ganz vereinfacht hast du das schon recht gut beschrieben.“ entgegnete ihr Vater.
„Aber ihr wollt jetzt kein kleines Kind hier aufnehmen oder? Ich glaube ich wäre eine ziemlich miserable große Schwester.“ gestand ich.
„Ich glaube das würdest du auch gut hinbekommen. Aber keine Sorge wir haben eigentlich schon eher jemandem im Auge, der eher in deiner Altersklasse ist. Das Problem ist, dass viele dieser Kinder schlimme Dinge mitgemacht haben und möglicherweise am Anfang sehr distanziert sind, möglicherweise streitest du dich auch mit unserem Neuzugang.“ erklärte mein Vater weiter.
„Puh…klingt anstrengend.“ kommentierte ich die Erklärung.
„Ja das kann es auch werden. Deshalb sitzen wir hier und reden darüber. Wir wollen, dass du uns entweder deinen Segen dazu gibst oder ablehnst, wir haben Verständnis dafür wenn du das ablehnst und es ist uns wichtig, dass du weißt worauf du dich einlässt.“ warf ihre Mutter ein.
„Darf ich darüber nachdenken?“ fragte ich unsicher. Ich wusste noch nicht was ich genau davon halten sollte, die Vorstellung hatte etwas interessantes, aber auch etwas beängstigendes.
„Natürlich. Du musst das nicht sofort entscheiden uns ist sogar lieber, wenn du da in Ruhe drüber nachdenkst.“ sagte ihre Mutter. Es klingelte plötzlich an der Türe. Wir schauten uns alle verwirrt an. Niemand von uns erwartete Besuch.
„Ich gehe gerade.“ sagte meine Mutter und stand auf. Es dauerte keine Minute und ein lauter Ruf ließ uns alle zur Türe eilen.
————————————————————————————————————————
„SCHEIßE DAS IST BLUT!“ rief ich entsetzt als ich den Gast an der Türe sah.
„Ganz ruhig Kathi.“ ermahnte mich mein Vater und stellte sich vor mich.
„Lass mich durch. Ich muss schauen ob ihr helfen kann.“ forderte ich ihn auf und schaute wie versteinert auf Meike, die aussah als ob sie aus einem schlechten Horrorfilm entsprungen wäre.
„Lass das deine Mutter machen.“ ermahnte mich mein Vater nochmals und hielt mich zurück. Ich wollte meiner Freundin doch einfach nur helfen und er hielt mich davon ab. Meine Mutter kniete noch zwischen der völlig apathischen Meike und redete leise auf sie ein. Ich verstand kaum ein Wort von dem was sie sagte. Meike antwortete nicht sondern starrte nur mit einem leeren Blick stur geradeaus. Dann regte sie sich und schüttelte langsam den Kopf. Anscheinend reagierte sie auf meine Mutter.
„Kathi hol bitte ein paar von deinen Sachen.“ forderte mich meine Mutter auf und schob Meike sanft ins Haus. Ich starrte immer noch wie gebannt auf sie.
„Kathi hol ein paar von deinen Sachen.“ forderte meine Mutter mit mehr Nachdruck. Jetzt reagierte ich und eilte in mein Zimmer. Ich machte mir Sorgen um Meike egal was ihr passiert war, sie sah furchtbar aus. Alleine schon das Blut an ihr ließ mich das schlimmste befürchten. Ich beeilte mich und eilte mit ein paar meiner Sachen nach unten. Meike saß inzwischen mit meinen Eltern in der Küche und zeigte immer noch genauso wenig Reaktion wie an der Türe. Ich legte meine Sachen auf den Tisch und schaute traurig zu Meike.
„Was ist mit ihr? Ist sie verletzt?“ fragte ich den tränen nah.
„Kein Sorge sie ist nicht verletzt.“ antwortete mein Vater.
„Und das Blut?“ fragte ich.
„Nicht meins.“ antwortete Meike leise. Sie zitterte. Es ging ihr nicht gut, definitiv nicht.
„Meike was ist passiert, rede mit mir bitte.“ forderte ich sie auf.
„Kathi lass sie. Sie steht unter Schock. Sie hat irgendetwas schlimmes gesehen oder erlebt. Wir haben die Polizei und den Krankenwagen gerufen.“ erklärte meine Mutter.
„Und warum sollte ich dann meine Sachen holen?“ fragte ich wütend.
„Zum einen damit wir schauen können was mit Meike ist, zum anderen damit die arme nicht die ganze Zeit in diesen Klamotten rumlaufen muss.“ erklärte mein Vater. „Bist du so gut und hilfst ihr aus den Sachen raus?“ fragte er mich. Ich nickte mit Tränen in den Augen. Meine Eltern verließen die Küche und ließen uns einen Moment alleine. Meike saß immer noch regungslos da. Ich nahm ihre zitternde Hand.
„Komm wir holen dich aus den Klamotten raus.“ schlug ich ihr vor und erhielt ein kurzes Nicken. Ich zog an ihrer Hand und sie stand tatsächlich auf. Ich fing mit ihrem Oberteil an und streifte es möglichst schnell über ihren Kopf die Blutspuren waren bist auf ihre Unterwäsche sichtbar. Ich tat es zwar nur ungern, aber ich befreite sie auch von ihrem BH und warf ihn zum den anderen Sachen auf dem Boden. Also nächstes nahm ich mein T-Shirt und meinen Pulli und streifte ihn Meike über.
„Besser?“ fragte ich unsicher. Meike schaute erst auf den Wäschehaufen, dann zu mir.
„Ja, danke.“ antwortete sie abwesend.
„Ich nahm mir als nächstes ihre Schuhe und ihre Hose vor. Dabei hatte ich zwar ein wenig Schwierigkeiten, aber etwa zwei Minuten später hatte ich sie von ihrer befleckten Hose in meine Jogginghose verfrachtet.
„So alles ist wieder gut.“ sagte ich aufmunternd in ihr teilnahmsloses Gesicht. Es machte mich traurig die sonst so freudige Meike so zu sehen. Ich konnte nicht anders und musste sie umarmen und an mich drücken. Zu meiner Überraschung spürte ich eine leichte Erwiderung der Umarmung. Ich löste mich langsam und schaute Meike wieder an.
„Meike was ist passiert?“ fragte ich vorsichtig.
„Zu Hause, mein Vater, Blut.“ antwortete sie verwirrt. Ich eilte aus der Küche und ließ Meike dort stehen. Meine Eltern standen im Flur und warteten anscheinend auf mich.
„Seid ihr fertig?“ fragte meine Mutter besorgt.
„Ja sind wir. Irgendwas ist bei ihr zu Hause passiert und ihr Vater hat etwas damit zu tun.“ erklärte ich. Wieder klingelte es. Meine Mutter öffnete die Türe. Die Polizei und der Rettungswagen standen vor der Türe.
„Am besten lässt du uns das machen.“ schlug mein Vater vor.
„Ich muss doch irgendwas tun um Meike zu helfen.“ beschwerte ich mich. Mein Vater kniete sich hin und schaute mir in die Augen.
„Kathi, das ist eine ernste Situation. Bitte lass uns das regeln.“ forderte er mit Nachdruck und schaute mir tief in die Augen. Auch wenn es mir absolut gar nicht gefiel, gab ich ausnahmsweise klein bei.
„In Ordnung, aber ich werde mich erst von Meike verabschieden.“ forderte ich.
„In Ordnung. Ich sage den Herren von der Polizei und dem Rettungsdienst Bescheid. Mach schnell.“ entgegnete mein Vater und ging zu meiner Mutter und unseren weiteren Gästen. Ich eilte in die Küche zurück zu Meike, die immer noch so da stand wie ich sie zurück gelassen hatte. Ich nahm sie nochmal in den Arm.
„Es wird alles gut versprochen.“ sagte ich ihr und drückte sie ein weiteres Mal fest an mich. Ich hätte gerne mehr getan, aber für den Moment waren mir die Hände gebunden.
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Ich lag unruhig im Bett und wälzte mich hin und her. Meine Türe öffnete sich langsam und das Licht wurde angeschaltet. Geblendet von dem Licht schaute ich in Richtung der Türe ich glaubte meine Mutter zu erkennen.
„Wmn hs neif?“ fragte ich unverständlich durch meinen Schnuller, den ich nicht aus dem Mund genommen hatte.
„Hab ich dich geweckt kleine Maus?“ fragte meine Mutter. Ich schüttelte den Kopf und zog meinen Schnuller aus dem Mund.
„Geht es dir gut? Das heute Nachmittag war doch bestimmt für dich nicht einfach oder?“ fragte meine Mutter vorsichtig und kam näher.
„Ich habe mich erschreckt ja, aber Meike geht es ja gut, also zumindest ist sie nicht verletzt…du weißt was ich meine.“ versuchte ich meiner Mutter begreiflich zu machen was ich meinte.
„Nicht physisch, aber sie hat einen Schock erlitten möglicherweise bleibt das auch nicht ohne Folgen.“ erklärte meine Mutter.
„Weiß schon irgendwer was genaueres?“ fragte ich.
„Die Polizei hat versucht Meike zu befragen, aber ohne Erfolg. Sie hat kein Wort gesagt. Die einzige Person mit der sie ein wenig gesprochen hat bist du.“ berichtete meine Mutter.
„Gibt sich das wieder?“ fragte ich traurig.
„Meistens, aber es kann dauern, sie ist jetzt erst mal im Krankenhaus bis man sie vernünftig vernehmen kann.“ erklärte meine Mutter. Ich stellte mir vor wie Meike alleine in einem leeren Krankenhauszimmer Angst hatte und sich einfach nur nach Gesellschaft sehnte.
„Und was ist bei ihr zu Hause passiert?“ fragt ich schließlich.
„Frag besser nicht.“ meinte meine Mutter.
„Ich habe schon gefragt, also antworte mir bitte.“ forderte ich meine Mutter auf.
„Meikes Vater…“ fing meine Mutter an und musst stoppen. Sie war tatsächlich den Tränen nah.
„Mama, was ist denn passiert?“ fragte ich vorsichtig, stand auf und nahm meine Mutter in den Arm.
„Ach keine Maus, das ist ja mal ein interessanter Rollentausch, dass du mich jetzt versuchst zu beruhigen.“ meinte meine Mutter mit einem kurzen Lächeln.
„Hat doch geklappt. Was ist mit Meikes Vater?“ fragte ich ernst.
„Er hat bei Meike zu Hause um sich geschossen. Meikes Mutter und ihren Bruder hat er dabei getroffen, danach hat er sich selbst erschossen. Das muss passiert sein als Meike noch in der Schule war. Anscheinend ist Meike kurz danach nach Hause gekommen.“ erklärte meine Mutter. Ich merkte, dass ich torkelte. Ich hatte Glück und fiel nach hinten auf mein Bett. Die arme Meike, jeder wäre nach dem Anblick so fertig. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie es noch bis zu uns geschafft hat.
„Mama?“ fragte ich nach einem Moment.
„Ja kleine Maus?“ entgegnete meine Mutter.
„Ihre Mutter und ihr Bruder sind sie…“ ich konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
„Leider ja kleine Maus.“ antwortete meine Mutter niedergeschlagen.
„Dann hat Meike niemanden mehr.“ merkte ich traurig an. Sie hatte mir vor einiger Zeit erzählt, dass sie außer ihren Eltern und ihrem Bruder keine Verwandte mehr hatte.
„Hat sie das mal erwähnt oder woher weißt du das?“ fragte meine Mutter. Ich nickte.
„Das macht es für sie nicht leichter.“ meinte meine Mutter leise. Ich wusste nicht was meine Mutter damit meinte, aber in dem Moment kam mir eine Idee.
„Mama, ich habe eine Entscheidung getroffen.“ sagte ich entschlossen und schaute meine Mutter an, die anscheinend darauf wartete, dass ich meine Entscheidung verkündete.
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„Und du bist dir wirklich sicher?“ fragte mein Vater nochmal, während er mich zum Krankenhaus fuhr. Ich hatte die letzte Nacht scheußlich geschlafen, sofern ich überhaupt geschlafen hatte. Die Erlebnisse von gestern hatten natürlich gereicht um mich heute vom Unterricht zu befreien, alles andere wäre vermutlich auch nicht zumutbar gewesen, weder für mich noch für die anderen. Ich wollte aber wenigstens Meike besuchen. Ich hatte solange auf meinen Vater eingeredet, dass er mich ins Krankenhaus fährt, bis er tatsächlich zugesagt hatte.
„Ja ich bin mir sicher. Jetzt sind wir sowieso schon da.“ antwortete ich und sprang aus dem Auto. „Warte einfach auf mich, ich versuche mich zu beeilen, versprochen.“ rief ich in Richtung Auto und eilte ins Krankenhaus.
Anscheinend warteten hier im Eingangsbereich allerhand Leute, die irgendeine Behandlung brauchten. Glücklicherweise wollte ich nur eine Zimmernummer haben, also machte ich mich auf den Weg zu einer Dame, die hinter einem Tresen saß und gerade einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse nahm.
„Guten Tag, ich würde gerne meine Freundin besuchen, aber ich kenne die Zimmernummer nicht.“ begrüßte ich die Dame.
„Na dann wollen wir doch mal schauen ob wie deine Freundin finden. Wie lautet denn der Name?“ fragte mich die Dame.
„Meike Klein. Sie wurde gestern eingeliefert.“ antwortete ich.
„Oh…ja…ich verstehe. Bist du sicher, dass du deine Freundin wirklich besuchen willst?“ fragte mich die Dame.
„Ganz ehrlich schlimmer als gestern kann sie nicht aussehen.“ merkte ich an.
„Na wenn du meinst. Versuche dein Glück. Zimmer A-0-40. Dafür musst du nur hier durch die Türe gehen.“ erklärte mir die Dame und deutete auf eine Türe an der gegenüberliegenden Seite der Halle.
„Danke.“ bedankte ich mich und machte mich auf den Weg in die Richtung von Meikes Zimmer. Zimmer A-0-40 war am Ende des Gangs. Mit jedem Schritt nahm meine Nervosität zu. Ich erreichte die Zimmertüre und klopfte. Keine Reaktion. Ich klopfte nochmal. Wieder keine Reaktion. Ein drittes Mal sparte ich mir das Klopfen sondern öffnete die Türe und betrat das Zimmer. Tatsächlich lag Meike alleine in dem Zimmer. Sie schien zu schlafen. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt schlafen konnte nach gestern. Ich setzte mich neben ihr Bett und legte meine Hand auf ihre. Meike schreckte hoch, als sie die Berührung bemerkte.
„Hey ganz ruhig. Ich bins.“ begrüßte ich sie.
„Kathi?“ fragte sie verwundert.
„Ja.“ antwortete ich kurz.
„Kathi was machst du denn hier?“ fragte sie verwirrt.
„Ich wollte sehen wie es dir geht.“ erklärte ich ihr.
„Beschissen?“ entgegnete sie genervt. Gut ich konnte mir vorstellen, dass es ihr richtig scheiße ging, aber was hätte ich anderes sagen sollen.
„Kann ich mir vorstellen.“ sagte ich geknickt.
„Ich glaube kaum, dass du dir das wirklich vorstellen kannst.“ konterte sie.
„Nein natürlich nicht. Entschuldige. So war das nicht gemeint. Ich wollte dich einfach in der Situation nicht alleine lassen.“ erklärte ich.
„Verstehe. Hätte nicht gedacht, dass du dich nach dem Schreck, den ich dir eingejagt habe nochmal zeigst.“ gab sie leise zurück.
„Ich dachte erst, dass du schwer verletzt wärst. Ich bin froh, dass dir nichts fehlt…ähm ich meine, dass du nicht verletzt bist, also körperlich.“ versuchte ich ihr meine Erleichterung mitzuteilen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich gerade eigentlich nur das falsche sagen konnte.
„Nett von dir nach mir zu sehen. Vielleicht ist es ja das letzte Mal, dass wir uns sehen.“ entgegnete sie traurig.
„Wie kommst du darauf?“ fragte ich verwirrt.
„Meine Eltern…mein Bruder…sie sind alle weg. Ich habe niemanden mehr. Du weißt was mit solchen Kindern passiert? Die wandern ins Heim oder zu irgendwelchen Pflegefamilien.“ erklärte Meike niedergeschlagen.
„Das muss doch nicht so sein.“ konterte ich. Sie konnte natürlich noch nicht wissen, dass ich genau wegen diesem Problem hier war.
„Wird bestimmt so sein. Danke, dass du mir wegen gestern nicht böse bist. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wusste einfach nur nicht wohin ich sollte. Ich stand so neben mir. Das klingt so verdammt dämlich was ich hier sage.“ fing Meike wieder an.
„Erinnerst du dich noch an mein Geburtstagsgeschenk? Ich habe dir meine Freundschaft geschenkt und dir gesagt du sollst dich melden wenn du etwas brauchst. Genau das hast du getan. Es gibt keinen Grund böse auf dich zu sein, auch wenn du mich erschreckt hast.“ erklärte ich.
„Danke.“ sagte sie mit einer Träne im Auge.
„Ähm…Meike es gibt noch einen weiteren Grund für meinen Besuch.“ merkte ich unsicher an.
„Welchen?“ fragte sie und schaute mir in die Augen.
„Also…ähm…das kommt jetzt vielleicht ein wenig falsch rüber oder plötzlich, aber diese Sache mit der Pflegefamilie…“ stammelte ich vor mich her.
„Ja was ist damit?“ unterbrach mich Meike weinend.
„Ich weiß das kommt jetzt vielleicht komisch rüber oder ist total unpassend, aber wenn du möchtest, kannst du bei mir zu Hause wohnen. Für meine Eltern ist das in Ordnung. Die würden das alles in die Wege leiten, wenn du das möchtest.“ erzählte ich unsicher weiter.
„Das ist ein Scherz oder?“ fragte Meike überrascht. Ich konnte nachvollziehen warum sie das für einen schlechten Scherz hielt, aber es war keiner.
„Nein kein Scherz.“ entgegnete ich.
Meike setzte sich ein wenig schwerfällig auf und schaute mich eine Weile nachdenklich an. Vermutlich glaubte sie immer noch nicht, dass das hier gerade wirklich passiert war.
„Du machst wirklich keinen Scherz auf meine Kosten? Du meinst das wirklich ernst oder? Deine Eltern machen das mit?“ fragte sie ziemlich fassungslos.
„Ja dafür muss ich ein bisschen ausholen. Also ich hab immer wieder so Anwandlungen mit Geschwistern. Meine Eltern sind aber nicht mehr in dem Alter für eine Schwangerschaft und ganz ehrlich ein Baby als Geschwisterkind bringt mir ja auch nicht wirklich viel. Deshalb kamen sie auf die Idee einer möglichen Adoption. Also wenn man es genau nimmt, stand das vorher schon mal im Raum, aber da gibt es so einen pubertitenden Teenager, der das verhindert hat. Wir haben da gestern drüber gesprochen. Kurz vor deiner Ankunft. Nachdem ich erfahren habe was passiert ist…ich habe für mich eine Entscheidung getroffen. Wenn wir das überhaupt in Betracht ziehen, dann versuchen wir das mit dir.“ erklärte ich ihr langsam.
„Ich weiß nicht was ich sagen soll.“ entgegnete Meike nach einer Weile und fing an zu weinen.
„Hey alles wird gut.“ versuchte ich sie zu beruhigen.
„Ach Dummerchen. Das sind Freudentränen. Ich bin einfach nur gerührt. Erst schenkst du mir einfach so an dem Tag an dem wir uns kennen lernen deine Freundschaft und jetzt bietest du mir mal eben eine Art neuer Familie an. Wer dich als Freundin hat braucht sich echt keine Sorgen zu machen.“ entgegnete sie erneut.
„Ähm…danke.“ sagte ich leise und merkte wie ich wieder rot wurde.
„Du hast keinen Grund zum Rotwerden.“ warf Meike ein.
„Passiert mir öfter, kennst du doch. Mach dir nichts draus.“ gab ich zurück. „Achja ich habe dir übrigens noch etwas mitgebracht.“ sagte ich und hob die Tasche hoch, die ich bisher mit mir herumgetragen hatte und beim Betreten des Zimmers neben den Stuhl gestellt hatte.
„Was hast du mir denn mitgebracht?“ fragte Meike erstaunt.
„Naja ein paar von meinen Klamotten und das hier.“ antwortete ich und zog meinen Hasen hervor. Eigentlich wollte ich ihn nie aus der Hand geben, aber ich dachte im Moment wäre er bei Meike besser aufgehoben. Sie konnte ihn gerade definitiv eher gebrauchen als ich.
„Ein Stoffhase?“ fragte sie verwundert.
„Ja ich habe ihn schon seit Jahren. Immer wenn ich mich schlecht fühle, schnappe ich ihn mir und knuddel ihn. Hilft meistens. Ich denke du kannst gerade etwas zum knuddeln gebrauchen. Du kannst ihn mir später wieder geben.“ erklärte ich.
„Den kann ich doch nicht hierbehalten.“ weigerte sich Meike den Hase anzunehmen.
„Doch genau das kannst du.“ forderte ich sie erneut auf den Hasen zu nehmen. Sehr zögerlich griff sie nah dem Hasen und drückte ihn tatsächlich an sich.
„Danke. Hilft wirklich ein bisschen.“ gab sie kleinlaut zu.
„Wusste ich doch, dass der hilfreich wäre. Ähm um gerade nochmal zum ursprünglichen Thema zurückzukommen. Ich sage meinen Eltern also, dass sie alles in die Wege leiten sollen?“ fragte ich sie zu Bestätigung. Meike wusste gerade nicht was sie sagen sollte, sondern nickte einfach nur.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Ein trauriger Fall aber Ich bin mir sicher die kleine Maus und ihre Eltern werden Meike helfen mit diesem Schicksalsschlag fertig zu werden und ihr eine neue Familie schenken.
Ich bin gespannt wie das Auswirkungen auf die Littlephasen unserer Maus hat. Ich könnt mir aber gut vorstellen das sie den Mut findet und Meike davon berichtet. Die beiden haben so viele Gemeinsamkeiten und sehr schnell ein großes Vertrauensverhältnis auf gebaut. Auf Dauer lassen sich Windeln und co eh nicht verstecken wenn Meike bei ihnen wohnt
Ich würde sagen das wird erst mal eine ziemlich ereignisreiche Woche für beide werden. Es gibt ja einiges „mal eben“ zu klären. Ja das mit den Windeln und der klein sein könnte sich problematisch gestalten. Klar die beiden haben schon ein recht gutes Verhältnis, aber ich behaupte einfach mal, dass es für die arme Kathi jetzt bestimmt erst mal eine Durststrecke in Sachen klein sein geben wird.
Achja da fällt mir ein…also wo ich gerade von ereignisreicher Woche rede…das hier ist das Kapitel für kommenden Freitag. Ich bin bis Sonntag im Urlaub daher kam das einfach mal früher. Das nächste Kapitel gibt es dann übernächsten Freitag.
SCHÖNEN Urlaub
WOW, eine heftige Wendung! Wieder zwei großartige Kapitel!
Als Meike vor der Tür stand habe ich definitiv erwartet, dass etwas der Art passiert ist… Frage mich nur wie sie zu so viel Blut kam wenn der ganze Angriff schon vorbei war als sie zu Hause ankam?
Danke, wirklich drüber reden wird sie nicht, deshalb darf man vermuten. Ich kann mir sowas wie einen panischen Sturz vorstellen, aber wirklich Gedanken hab ich mir da nicht gemacht.
Ob sie in Ohnmacht gefallen ist oder über eine der Leichen gestolpert ist, ist eigentlich nebensächlich, sie lag für ein paar Minuten in einer Blutlache, mehr ist nicht zu sagen.
Ich hab jedoch einen kleinen Fehler im Ablauf gefunden: Kathi und Meike waren doch am Sonntagnachmittag auf einen Kaffee, also kann das nicht während der Schulzeit passiert sein.
Jedenfalls könnte der Druck, den ihr Vater gemacht hat, durchaus auch psychosomatische Auswirkungen auf Meike gehabt haben (Bettnässen), die durch die letzten Geschehnisse auch nicht besser wurden.
Es kann sein, dass da ausnahmsweise mal ein Logikfehler drin ist. Es war schon ganz schön Arbeit die Woche zeitlich in die Reihe zu kriegen und das Treffen war ursprünglich anders eingeplant und dann wurde es umgemodelt. Beim Korrekturlesen ist das dann durchgegangen.
Irgendwie bekomme ich den Eindruck da hat jemand was gegen Väter jedenfalls so ein bisschen 🤔
Weißte, da willste einfach nur eine schöne kleine Geschichte zum Wohlfühlen lesen und dann BAM, kommt sowas. xD
Ist aber gut geschrieben, was, glaube ich, ersichtlich ist, wenn sich der Leser so darüber aufregt. :p