Kleine Maus mit großen Herz (16)
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Kapitel 16: Missverständnis
Ich schaffte es gerade so in die Tiefgarage, wo meine Mutter schon ein wenig ungeduldig wartete, bis zum Auto kam ich aber nicht mehr und dann musste ich schon wieder weinen. Es war wirklich ein sehr schmerzlicher Abschied gewesen. In dem Moment war ich froh, dass meine Mutter mir entgegen kam und mich tröstend in den Arm nahm.
„So schlimm?“ fragte sie vorsichtig.
„Schlimmer.“ gab ich immer noch heulend zurück.
„Arme kleine Maus. Sollen wir noch einen Moment warten bis wir fahren?“ fragte meine Mutter. Das brachte mir nichts, außer dass ich hier noch mehr weinte.
„Bringt nichts. Lass uns fahren.“ gab ich weinerlich zurück. Ich ging zum Auto und öffnete die Türe und setzte mich auf den Beifahrersitz. Meine Mutter stieg ebenfalls ein, startete aber noch nicht den Motor.
„Hier vielleicht hilft der?“ fragte sie und hielt mir einen meiner Schnuller hin.
„Hast du den extra rausgesucht oder wie?“ entgegnete ich.
„Er ist mir beim Einräumen der Pflanze ins Auge gefallen. Den hast du nicht wirklich gut weggepackt.“ erklärte meine Mutter. Mit zittrigen Händen nahm ich den Schnuller und hielt ihn erst mal nur in der Hand.
„Vielleicht auf der Autobahn, aber nicht hier. Nachher sieht mich noch Jen.“ entgegnete ich.
„Gut mitgedacht kleine Maus. So anschnallen und dann geht’s los.“ sagte meine Mutter und ich schnallte mich an. Meine Mutter startete den Wagen und ich schaute deprimiert aus dem Fenster.
Wir fuhren ein gefühlt letztes Mal aus der Tiefgarage. Ich konnte natürlich nicht anders als mich nochmal umzusehen. Tatsächlich standen Jen und Marie an der Seite und winkten mir noch ein letztes Mal zum Abschied zu. Das machte alles nicht einfacher und führte nochmals zu einigen Tränen, die sich in meinen Augen bildeten. Ich schaute weiterhin zu den beiden und winkte zurück. Ich glaube sogar, dass meine Mutter bewusst langsam fuhr um mir diesen Moment noch zu gönnen. Wirklich toll war der Moment nicht, auch wenn die Geste absolut, super von den beiden war. Langsam verschwanden die beiden aus dem Blickfeld und meine Mutter beschleunigte das Auto jetzt ein wenig.
„Du bist extra langsam gefahren oder?“ fragte ich sie nach einer Weile.
„Ähm…war das nicht gut?“ entgegnete meine Mutter verwundert.
„Weiß nicht…es war schön, aber es tut auch nochmal mehr weh. Schwierig zu sagen.“ gab ich deprimiert zurück und wischte mir die Tränen weg.
„Am besten versuchst du ein bisschen zur Ruhe zu kommen.“ meinte meine Mutter.
Irgendwie war mir gerade nicht nach schlafen. Ich hielt immer noch meinen Schnuller in der Hand und irgendwie wollte ich ihn tatsächlich gerade nicht nutzen. Irgendwann machte ich die Augen zu und schlief irgendwann tatsächlich ein.
—————————————————————————————————————–
Die erste Ladung des Möbelwagens war schon im Haus und mein Vater hatte sogar schon mit dem Aufbau einiger Möbel angefangen, auch wenn es bestimmt noch bis zum Abend dauern würde bis alles halbwegs stand. Ich hatte während der zweiten Fuhre die Ehre in unserem neuen Haus die Stellung zu halten, während die letzte Fuhre eingeladen wurde und meine Eltern auch noch einige Sachen holten. Ich nutzte die Zeit tatsächlich um mir einmal das Haus was ich bisher nur von Bildern kannte einmal in Ruhe zu betrachten. Es war eigentlich wirklich schön, auch wenn ich es bislang nicht wahr haben wollte. Größer als unsere Wohnung war es auch noch. Ich fing an der Haustüre an. Von der Haustüre kam man in einen relativ kurzen Flur. Direkt links ging eine Treppe ins Obergeschoss. Oben war ein offener Flur mit einem Geländer. Direkt neben dem Ende des Geländers sollte mein Zimmer sein. Das Schlafzimmer meiner Eltern war oben am anderen Ende des Flurs gegenüber von unserem Badezimmer, also einem der beiden Badezimmer, das andere befand sich direkt neben der Treppe nach oben. Das Arbeitszimmer meines Vaters würde der Raum zwischen dem Schlafzimmer meiner Eltern und meinem werden. Unten waren tatsächlich nur noch zwei weitere Räume. Direkt rechts vom Flur die ziemlich große Küche. Die Küche sollte noch ausgetauscht werden. Solange wir die neue Küche noch nicht hatten, würden wir mit der alten die Zeit überbrücken. Die Küche sollte eigentlich nächste Woche kommen. Geradeaus gelangte man ins wirklich große Wohnzimmer in dem meine Eltern soweit ich das wusste eine Kombination aus Wohnzimmer und Esszimmer einrichten wollten. Durch eine Türe in der Küche gelangte man ebenfalls ins Wohnzimmer. Auf der Rückseite des Haus befand sich ein etwas verwilderter aber großer Garten mit einer kleinen Terrasse. Alles in allem war es wirklich schön. Ich ging nach meinem kleinen Rundgang in mein zukünftiges Zimmer. Irgendwie war ich schon zufrieden mit dem Zimmer. Ich hatte zwar nur ein Fenster, aber das ging nach hinten zum Garten raus und war ziemlich groß. Also an Licht mangelte es mir nicht. Leider konnte ich auch sehen was mit einem notwendigen Tapetenwechsel gemeint war. Die Tapete in meinem Zimmer war schon so hässlich, dass ich sie am liebsten direkt von der Wand gerissen hätte. In den anderen Räumen sah es nicht wirklich besser aus. Der vorherige Eigentümer hatte definitiv Geschmacksverkalkung oder ähnliches. Immerhin konnte ich mir so in Ruhe Gedanken über meine Tapete machen, auch wenn ich mich schon für weiße Tapete entschieden hatte, hieß das ja nicht, dass man da nicht noch nach dem eigentlichen Tapezieren noch ein wenig was dran machen konnte. Ich wollte jetzt nicht zwei Mal tapezieren, aber eine Bordüre wäre eine entsprechende Ergänzung, die man nachträglich anbringen konnte. Irgendwie reizte ich mich ein wenig etwas kleinkindmäßiges in meinem Zimmer zu haben, für jeden sichtbar, aber trotzdem nicht wirklich verwerflich. Ich musste mir dazu echt einmal Gedanken machen. Ein paar Ideen hatte ich schon, aber ich wollte mich jetzt noch nicht entscheiden. Ich hörte draußen ein Hupen. Das war wohl das Zeichen, dass der Möbelwagen wieder zurück war ebenso wie meine Eltern.
Ich hatte mich dazu bereit erklärt einige Kartons, darunter meine eigenen aus dem Möbelwagen zu räumen, während die Fahrer eine Pause machten. Also eigentlich hatte mich eher die Langeweile dazu getrieben mit dem Ausräumen meiner Kartons zu beginnen, aber ich hielt es trotzdem für sinnvoll, dass ich zumindest meinen Kram schnell im Haus hatte. Meine Eltern hatten sich ebenfalls dazu entschlossen einmal schnell einkaufen zu fahren. Wir brauchten noch ein paar Dinge. Ich war gerade dabei eine letzte Kiste mit meinen Büchern auszuladen. Die Arbeit ließ mir leider zu viel Raum zum Denken. Es war deprimierend. Nächste Woche noch, dann wären die Ferien vorbei und ich war auf einer neuen Schule und die einzigen Personen, die ich kannte waren Jona und Sarah. Was für ein toller Start. Ich stellte die Kiste auf die Laderampe und stieg aus dem Umzugswagen. Im Wendehammer hörte ich schon wieder Kindergeschrei, das hatte ich schon den Vormittag über gehört. Die Nachbarskinder schienen sich zu streiten. Ich schaute seitlich am Umzugswagen vorbei um zu schauen was dort vor sich ging, konnte aber aufgrund der Entfernung nichts erkennen. Ich folgte dem Weg mit den Augen in Richtung der Haustüre. Auf dem Weg befand sich noch ein Mädchen mit ihrem Handy am Ohr und bewegte sich auf mich zu. Sie schien ziemlich in das Gespräch vertieft zu sein und alles andere gar nicht zu beachten. Bestimmt irgendeine aus der Nachbarschaft, dachte ich mir und schnappte mir die Kiste und wollte gerade vor den Umzugswagen treten als ich Gesprächsfetzen verstehen konnte.
„Das kriegt die niemals mit vertrau mir Jona.“ hörte ich eine Stimme sagen. Moment mal Jona? Sarahs Freund Jona? Hatte er irgendetwas mit dieser Tussi am Laufen? Nein das konnte nicht sein oder doch? Ich hörte weiter zu.
„Klar freu ich mich, dass du mich mit nimmst und das mit dem Ring ist eine sooo süße Idee. Echt super toll. Ich könnte irgendwie vor Freude ausflippen. Ja, klar ich halt mich bedeckt keine Sorge. Sarah wird von mir nichts erfahren“ hörte ich weitere Gesprächsfetzen. Inzwischen war die Stimme so gut verständlich, dass sie im nächsten Moment neben mir erscheinen musste. Jetzt war mir aber auch klar, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Das klang definitiv nach Betrug, Betrug an Sarah und dann auch noch von Jona. Wollten sich die beiden treffen? Jetzt? Ja genau sie wollten sich treffen. Ich musste etwas tun. Ich nahm meine Kiste und machte einen großen Schritt nach vorne.
Meine Bücher folgen wild durch die Gegend. Ein Teil landete auf mir und ein Teil wie beabsichtigt auf Sarahs Konkurrentin. Ich sah durch die auf mich einfallenden Bücher etwas verschwommen und hörte ein leichtes Stöhnen. Sarahs Konkurrentin hatte ich wohl eine Weile ausgeschaltet.
„Hallo Sandra? Was ist da gerade passiert?“ hörte ich ein leises Fragen unter meinen Büchern. Jona, er war immer noch am Handy. Ganz sicher. Ich schob einige Bücher beiseite und fand das Handy.
„Jona, was fällt dir eigentlich ein?“ schrie ich wütend in das Handy.
„Kathi? Bist du das? Was ist mit Sandra?“ hörte ich Jona fragen.
„Deinem Flittchen? Hatte gerade leider einen Zusammenstoß mit mir. Ein tragischer Unfall. Sag mal wie kommst du eigentlich auf die Idee Sarah zu betrügen? Schäm dich was!“ warf ich ihm wütend an den Kopf.
„Oh Mann Kathi das ist jetzt nicht dein Ernst?“ fragte Jona ensetzt.
„Was kann ich denn dafür, wenn sie einfach in mich hinein läuft?“ entgegnete ich.
„Scheiße, scheiße. Wo seid ihr?“ bohrte Jona nach.
„Vor unserem neuen Haus im Pfingstrosenweg.“ antwortete ich immer noch gereizt.
„Pass auf ich bin in 10 Minuten da. Bleibt wo ihr seid und bringt euch nicht gegenseitig um oder sonst irgendwas. Ich erkläre dir alles versprochen. Es ist ganz anders als du glaubst.“ sagte Jona und legte auf. Auf die Erklärung war ich gespannt.
—————————————————————————————————————–
Es dauerte keine zehn Minuten und Jona kam tatsächlich um die Ecke gebogen. Sandra, so hatte er zumindest das Mädchen genannt, mit dem ich ganz aus Versehen zusammen gestoßen war, war inzwischen auch wieder auf den Beinen. Außer gegenseitigen Anfeindungen hatten sie und ich jedoch bislang noch kein Wort miteinander gewechselt. Eigentlich wollte Sandra schon längst abhauen, wegen ihrem Date mit Jona, aber ich hatte ihr brühwarm unter die Nase gerieben, dass Jona auf dem Weg wäre und ich ihr falsches Spiel durchschaut hatte.
„Was macht ihr denn bitte für einen Scheiß?“ fragte Jona komplett außer Atmen als er uns erreichte.
„Frag die hier!“ schaltete sich Sandra genervt ein. „Wer ist das überhaupt? Kennst du sie?“ fragte sie weiter.
„Also wenn hier irgendwer irgendwas erklären muss, dann seid ihr das doch. Du betrügst doch deine Freundin Jona!“ warf ich Jona vor. Neben mir hörte ich ein Lachen. Sandra schien das wohl lustig zu finden. „Was lachst du denn so blöd?“ fragte ich die lachende Sandra wütend.
„Ganz ruhig Kathi, das ist alles ganz anderes. Sandra du brauchst nicht zu lachen, auch wenn die Vorstellung durchaus lustig ist.“ intervenierte Jona.
„Na das will ich jetzt aber mal erklärt haben. Sie hat gesagt Sarah merkt davon nichts und einen Ring wolltest du ihr wohl auch kaufen und sie hat sich schon so sehr gefreut, dass du sie anscheinend zur Zurückhaltung auffordern musstest. Für mich klingt das eindeutig nach Betrug.“ warf ich Jona die Gesprächsfetzen an den Kopf. Jetzt fing auch Jona an zu lachen.
„Oh Mann. Du hast da etwas vollkommen falsch verstanden…“ setzte Jona an, wurde aber von Sandra unterbrochen: „Aber sowas von falsch. Jona, bist du so gut und klärst das auf?“
„Hätte ich gemacht, wenn du mich jetzt nicht unterbrochen hättest. Also ich glaube ich fange erst mal an euch beide bekannt zu machen. Die etwas verwirrte Dame hier ist Kathi, ihres Zeichens die gerade zugezogene Cousine meiner Freundin und dann haben wir hier natürlich noch die unglaublich charmante Dame, die sich gerade vor Lachen kaum einkriegen kann mit Namen Sandra, ihres Zeichens die beste Freundin meiner Freundin und tatsächlich auch eine gute Freundin von mir. Also Kathi – Sandra, Sandra – Kathi. Aber eigentlich müsstet ihr euch auf Sarahs Geburtstagsfeier über den Weg gelaufen sein.“
„Möglich, ist schon ein bisschen her, außerdem habe nicht auf jeden geachtet. Du erinnerst dich vielleicht dran, dass es mir an dem Abend nicht so gut ging und ich hab echt ein ziemlich schlechtes Gedächtnis wenn es um Gesichter geht, die ich nicht jeden Tag sehe. Sarahs Cousine also. Interessant.“ merkte Sandra an.
„Ja und wenn du ihre beste Freundin bist, dann solltest du wohl wissen, dass es echt uncool ist, wenn Freunde einen so hintergehen.“ fauchte ich Sandra an.
„Kathi, ich war noch nicht fertig. Das alles sollte eine Überraschung für Sarah werden. Den Ring den Sandra erwähnt hat…“ versuchte Jona zu erklären.
„Hältst du es für klug noch mehr Leute einzuweihen?“ fragte Sandra ernst.
„Ich glaube wenn ich Kathi nicht einweihe, dann glaubt sie bis zum Sankt Nimmerleinstag, dass wir beide was am Laufen haben. Der Ring sollte ein Geschenk für Sarah werden. Ich meine jetzt nicht irgendein Geschenk, sondern ein Verlobungsring.“ erklärte Jona.
„Ach komm du verarschst mich.“ konterte ich.
„Nein tut er nicht. Er will Sarah an seinem Geburtstag einen Heiratsantrag machen, ist sogar alles schon mit Helen abgesprochen. Wenn du uns nicht glaubst, dann kannst du ja sie anrufen und fragen.“ warf Sandra von der Seite ein. Ich achtete hauptsächlich auf Jona, der sein Handy aus der Tasche zog und darauf herumtippte und es mir dann reichte.
„Wenn du uns nicht glaubst, ruf ruhig deine Tante an. Sie bestätigt es gerne oder du nimmst das was wir gesagt haben jetzt so hin.“ sagte Jona.
„Also…du willst wirklich…?“ fragte ich verwirrt und starrte immer noch auf das Handy.
„Ja will er und du hast gerade unseren Plan ganz schön durcheinander gebracht. Danke dafür.“ hörte ich von Sandra. Mein Blick verfinsterte sich, am liebsten wäre ich jetzt auf Sandra los gegangen. Nicht weil ich ihr immer noch irgendeinen Betrug unterstellte, sondern einfach wegen diesen unglaublich tollen Einwürfen.
„Das war bestimmt keine Absicht von ihr.“ verteidigte Jona meine Aktion. Ich schluckte. Natürlich war es volle Absicht gewesen. Jetzt fühlte ich mich schlecht und vor allem ertappt. Da half eigentlich nur noch eines. Die Flucht nach vorne, Rausreden war für mich keine Option, denn in dem Fall hatte ich mehr verbockt als die beiden, auch wenn ich einen guten Grund gehabt hatte.
„Ähm…Jona…“ stotterte ich.
„Hmmm?“ kam zurück.
„Ähm…das mit Sandra…das war schon Absicht. Es hat sich halt so angehört als ob ihren beiden eine Affäre habt. Was sollte ich denn tun? Ich konnte sie ja schlecht darauf ansprechen.“ versuchte ich mich zu entschuldigen.
„Nein natürlich nicht. Stattdessen begräbst du mich unter einem Haufen Bücher.“ beschwerte sich Sandra und nahm eines der Bücher vor ihren Füßen. Ich beobachtete sie ganz genau. Ich rechnete jeden Moment damit, dass das Buch gegen meinen Kopf fliegen würde oder ähnliches, aber es passierte vermutlich das was ich am wenigsten erwartet hätte, Sandra nahm sich zusätzlich zu dem Buch ein weiteres und packte beide in die Kiste.
„Sind das deine Bücher?“ fragte sie immer noch ein bisschen gereizt. Ich nickte. „Naja wenigstens hast du Geschmack.“ setzte sie mit einem Grinsen nach und sammelte weitere Bücher zusammen und packte diese ein.
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„Es tut mir wirklich, wirklich leid wegen den Büchern.“ entschuldigte ich mich nochmals nachdem Sandra und Jona mir mit den restlichen Kisten geholfen hatten und diese in den Flur gestellt hatten. Unser Flur glich langsam einem Kistenlager. Gefühlt überall stapelten sich Kartons. Ich wusste nicht mal, dass wir überhaupt so viele Sachen in unserer Wohnung hatten. Meine Eltern waren in der Zwischenzeit auch wieder zurück und hatten meine doch sehr ungeplanten Besucher kurz begrüßt und sich dann an die Renovierungsarbeiten in der Küche begeben. Wir hatten uns mit einem Kaffee wieder nach draußen begeben. Es war immerhin Sommer und warm genug dafür.
„Ist nicht toll, aber ist halt passiert.“ wiegelte Sandra ab. Sie wirkte nicht sonderlich begeistert, trotz meiner Entschuldigung.
„Wir suchen uns halt einen anderen Tag. Entweder wir nehmen nochmal Svenja als Ablenkung oder…ja doch die Idee ist gar nicht mal so schlecht.“ merkte Jona grinsend an. Ich konnte ihm nicht wirklich folgen, also ich konnte ihm in soweit folgen was er meinte, aber seine Idee verstand ich nicht.
„Du meinst doch nicht etwa?“ fragte Sandra so als ob sie es verstanden hätte.
„Klar ich finde das ist eigentlich nur gerecht. Ich weiß was du sagen willst, ich sage wir machen das so.“ stellte Jona sofort fest. Sandra rollte mit den Augen.
„Ähm kann mich mal jemand aufklären?“ fragte ich verwundert.
„Natürlich. Du machst uns das Ablenkungsmanöver für Sarah damit wir den Ring kaufen können. So als kleinen Ausgleich oder Strafe je nachdem was dir besser in den Kram passt.“ erklärte Jona.
„Ich?“ fragte ich verwundert.
„Nein die andere Kathi, die direkt hinter dir steht.“ meinte Sandra scherzhaft. Ich war kurz gewillt mich umzudrehen und zu schauen ob da wirklich noch jemand stand.
„Ja ne ist klar. Kannst du auch mal mit den doofen Sprüchen aufhören. Ich hab mich jetzt schon mehr als einmal entschuldigt.“ beschwerte ich mich. Es nervte wirklich, dass gefühlt jeder Satz eine kleine Stichelei darstellte.
„Schon gut. Ich hab mich jetzt genug ausgetobt. Vielleicht komme ich irgendwann nochmal auf die Bücher zu sprechen, aber für heute lasse ich dich damit in Ruhe versprochen.“ sagte Sandra inzwischen ein wenig freundlicher. Möglicherweise war es auch Jonas ernster Blick, der sie zu diesem nennen wir es mal Friedensschluss bewegte. Ich nickte zustimmend, auch wenn ich es lieber gehabt hätte, wenn die Sache nie wieder zur Sprache kommen würde.
„So also habe ich jetzt wohl eine neue Nachbarin?“ fragte Sandra plötzlich als ob man sie von einen auf den anderen Augenblick ausgetauscht hatte.
„Du wohnst auch hier?“ entgegnete ich verwundert.
„Hausnummer 25, also fünf Häuser weiter.“ antwortete Sandra. Auch wenn sie bislang nicht sonderlich freundlich gewesen war, war es irgendwo doch ganz gut schon mal ein bekanntes Gesicht in der Nachbarschaft zu haben. Möglicherweise würde sich das mit ihrer Haltung noch ändern, auch wenn ich nicht darauf hoffen wollte. Ich musste mich nicht gleich komplett in Sarahs Freundeskreis einnisten.
„Hat doch auch was schon mal wen hier zu kennen.“ merkte Jona an. Irgendwie war es ein wenig beängstigend, dass er genau das ansprach was ich gerade gedacht hatte.
„Hmmm…klar.“ gab ich unsicher zurück.
„So wir sollten uns jetzt mal darüber unterhalten wann die werte Kathi sich um die Ablenkung kümmert. Ich wäre ja für nächste Woche Donnerstag. Hat Sarah da schon was vor?“ fragte Sandra Jona.
„Kein Plan. Ich würde sagen Kathi ruft Sarah mal gerade an und klärt das.“ forderte Jona mich auf.
„Jetzt sofort?“ fragte ich verwundert.
„Klar. Sarahs Handynummer hast du ja nehme ich an.“ entgegnete Jona lächelnd. Ich fühlte mich gerade ein wenig überrumpelt, aber ich zog mein Handy aus der Tasche und suchte Sarahs Nummer und drückte den Knopf zum Anrufen. Jona und Sandra entfernten sich bewusst ein paar Schritte von mir. Es dauerte einen Moment und Sarahs Stimme erklang am anderen Ende der Leitung.
„Hi, mit dir hab ich ja gar nicht gerechnet. Wie geht’s dir? Wie ist die Sache mit deinen Eltern ausgegangen? Was ist mit dem Umzug?“ fragte Sarah sofort.
„Wow. Hi erst mal. Nicht so viele Fragen auf einmal. Ich denke soweit geht’s mir gut. Umzug ist in der Mache. Wir verfrachten gerade noch die letzten Sachen ins neue Haus. Das andere…naja…ist nichts fürs Telefon. Kann ich dir gerne persönlich sagen.“ antwortete ich.
„Klingt nicht gut. Wenn du willst, kann ich gerne später vorbei kommen.“ bot Sarah an.
„Ne heute und morgen ist zum Vorbeikommen eher schlecht. Wir haben hier noch ein wenig Baustelle. Probleme mit den Tapeten. Könnte sich auch noch nächste Woche hinziehen. Nächste Woche kommt die neue Küche, also alles was chaotisch. Ich kann aber gerne bei dir aufschlagen, da ist es ein bisschen gemütlicher.“ entgegnete ich.
„Klar kannst gerne vorbei kommen. Heute ist aber schlecht, habe gerade noch eine Freundin da.“ merkte Sarah an.
„Ich dachte irgendwie an nächste Woche. Am besten am Donnerstag, dann hab ich bestimmt auch schon das meiste irgendwie ausgeräumt und ein wenig den Kopf frei.“ schlug ich vor.
„Klingt gut. Kann aber sein, dass Jona nicht da ist, aber das stört dich bestimmt nicht oder?“ fragte Sarah.
„Bei euch ist alles in Ordnung oder?“ entgegnete ich besorgt.
„Klar. Der hängt nur in der letzten Zeit oft bei seinem Freund Rob ab. Die beiden sind so Spiele-Nerds und Jona ist in dem Spiel wohl um Längen besser als Rob. Rob braucht wohl anscheinend oft Hilfe. Jetzt gerade ist Jona auch bei Rob und hilft ihm wieder bei irgendwas. Die beiden haben sich bislang meistens Mittwoch oder Donnerstag getroffen, deshalb vermute ich einfach mal, dass es nächste Woche auch so ist.“ erklärte Sarah.
„Ah ok ich dachte schon. Du reichst mir zum reden. Ich denke so gegen Mittag sollte zeitlich passen oder?“ fragte ich unsicher.
„Klar so um 13:00 ist immer ne gute Zeit. Wenn du willst lasse ich meine Mutter auch nen Kuchen backen.“ antwortete Sarah.
„Zu Kuchen von deiner Mutter sag ich nicht nein, der ist ähnlich gut, wie der von meiner.“ entgegnete ich lachend.
„Ich stimme dir voll und ganz zu. Gut ich muss mich mal wieder um meinen Besuch kümmern. Wir sehen uns am Donnerstag. Bis dann.“ verabschiedete sich Sarah.
„Bis dann.“ entgegnete ich und legte auf. Ich atmete erst mal tief durch.
„Und?“ fragten Jona und Sandra aufgeregt.
„Donnerstag 13:00. Leider musste mir Sarah mitteilen, dass es sein kann, dass Jona nicht da ist.“ antwortete ich.
„Perfekt. Hat doch was gebracht jede Woche bei Rob rumzuhängen.“ merkte Jona an.
„Du warst aber schon jede Woche bei ihm oder?“ fragte ich unsicher.
„Klar. Rob ist bei der Sache mein Alibi. Wenn Sarah mich nicht erreicht, dann wird sie Rob anrufen und der wird dann sagen, dass ich gerade unpässlich bin. Eigentlich ist so ziemlich jeder meiner Freunde eingeweiht, anders funktioniert das auch nicht. Wir brauchen halt einen Moment um den Ring auszusuchen und Sarah soll uns in der Stadt nicht zufällig über den Weg laufen.“ erklärte Jona.
„Verstehe. Und Sandra nimmst du mit, weil sie Ahnung von Schmuck hat oder warum?“ fragte ich.
„Ich weiß was Sarah gefallen wird und was viel wichtiger ist, ich kenne ihre Ringgröße, sie hat nämlich zufälligerweise die gleiche wie ich.“ meldete sich Sandra zu Wort.
„Verstehe. Gut. Ähm ich würde sagen ich helfe jetzt mal lieber drinnen noch was.“ warf ich ein. Ich wollte die beiden jetzt nicht los werden, aber ein wenig Hilfe von mir konnte drinnen nicht schaden.
„Mach das, ich glaube es ist ganz sinnvoll, wenn ich auch langsam mal wieder aufbreche.“ merkte Jona an.
„Danke für den Kaffee.“ bedankte sich Sandra und gab mir ihre Tasse. Jona Reichte mir seine ebenfalls.
„Wir sind dann mal weg. Bis demnächst oder so.“ verabschiedeten sich beide und trennen sich auf dem Gehweg auf. Jona machte sich wohl jetzt auch auf den Weg nach Hause. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich diese Sache richtig verbockt hatte. Hoffentlich konnte ich meinen Fehler mit der Ablenkung wieder gut machen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Da habe nur eine Frage mit der Bordüre. blaue Glitzer Prinzessin ?
im Kathi Zimmer
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Lass dich überraschen. Die Antwort kommt am Freitag :-).
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Das der Abschied für Kathi schwer wird, hatte ich schon erwartet. Das es Sie allerdings SO mitnimmt nicht. Auch den neuen Start in der neuen Umgebung stellte ich mir etwas ruhiger vor. Nun bin ich mal gespannt, wie und wann Sie Sarah Ihr kleines Geheimniss anvertraut.
So viel kann ich schon mal sagen…das dauert noch ne ganze Weile. Ich habe das in die nächste Geschichte verlagert, denn sonst würde diese Geschichte zu lang werden, aber ich denke das wird niemanden stören, wenn man noch mehr von mir zu lesen bekommt oder?