Kleine Maus mit großen Herz (52)
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Kapitel 52: Das Treffen
Ich brauchte einen Moment bis ich Meikes Geschichte verarbeitet hatte.
„Du hast dich doch nicht wirklich mit diesem Mädchen getroffen oder?“ fragte ich entsetzt und fasziniert zugleich. Meike wurde ein wenig rot. Das verreit mir eigentlich schon die Antwort.
„Ich habe mich tatsächlich mit Kassy getroffen. Es war ein sehr schönes Treffen. Am Anfang war es ein wenig…hmmm…naja seltsam, aber nach einer Weile lief es ganz gut.“ antwortete Meike.
In dem Moment musste ich wie das Reh schauen, das gleich von einem Auto angefahren wird. War Meike wirklich so leichtsinnig gewesen sich einfach so mit irgendwem aus dem Internet zu treffen.
„Dir ist schon klar, dass das ziemlich riskant sein kann. Sie hätte auch irgendein perverser alter Sack sein können, der dich in seinem Keller einsperren wollte. Du kannst dich doch nicht einfach mit irgendwem aus dem Internet treffen.“ fuhr ich sie entsetzt an. Ich wusste nicht warum ich urplötzlich so entsetzt war.
„Jetzt entspann dich mal. Du hast ne clevere große Schwester. Du glaubst doch nicht, dass ich da einfach so ins offene Messer gerannt bin oder?“ entgegnete Meike gelassen. Warum sich Meike jetzt schon als große Schwester bezeichnete, wusste ich zwar nicht, aber in gewissermaßen war sie das ja. Mein große Schwester…die ich an einen potenziellen Perversen hätte verlieren können…das war der Grund für mein Entsetzen, ganz sicher.
„Und das soll ich dir glauben?“ konterte ich.
„Lass mich den Rest erzählen, dann weißt du, dass ich wirklich vorsichtig war.“ erklärte Meike. Ich nickte langsam und Meike fuhr mit ihrer Geschichte fort.
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„Glaubst du, dass das wirklich ein Mädchen ist?“ wurde ich in der Küche gefragt. Ich hatte gerade die Verabredung in diesem Voicechat hinter mich gebracht und war mir verdammt sicher, dass Kassy, die war für die sie sich ausgegeben hatte. Das war definitiv die Stimme eines Mädchens. Wir hatten nicht viel mit einander gesprochen. Eigentlich hatten wir nur kurz die Uhrzeit und den Treffpunkt ausgemacht.
„Bin mir zu 95% sicher.“ gab ich zurück.
„Ich finde das nicht gut einfach Leute aus dem Internet zu treffen. Da kann sonst was passieren.“ hörte ich von Monika.
„Ich weiß. Bevor du jetzt gleich nein sagst, lass mich einen Vorschlag machen. Wir treffen uns hier in der Stadt um Cafe. Du fährst mich hin, setzt dich ins Cafe und schaust ob wirklich ein Mädchen kommt und wenn das der Fall ist, dann brauchst du dir keine Sorgen machen. Für den Fall, dass du glaubst sie ist ein Lockvogel oder sonst irgendwas kannst du ja noch eine Weile im Cafe sitzen. Na wie klingt das?“ fragte ich siegessicher.
„Eines muss ich dir lassen, clever bist du. Ich wäre vermutlich nicht mal auf die Idee gekommen so vorzugehen.“ merkte Monika an.
„Ich würde auch nicht solche Register ziehen, wenn es diesem Mädchen nicht genauso ginge wie mir. Sie hat die gleichen Probleme, ich habe das Gefühl ich habe jemanden gefunden, der so ist wie ich. Ein Grund mehr warum ich glaube das das kein Fake ist und ein Grund mehr sie unbedingt zu treffen.“ entgegnete ich.
„Na gut in Ordnung, aber sobald mir irgendwas nicht geheuer ist, wird der ganze Spaß abgeblasen verstanden?“ fragte Monika.
„Klar machen wir so. Das Treffen habe ich für Montag ausgemacht, direkt nach dem Termin bei Dr. Berger um 16:00 passt oder?“ fragte ich.
„Ja das passt. Sag mal was sagt eigentlich Kathi dazu?“ entgegnete Monika.
„Mit der habe ich da gar nicht drüber gesprochen. Ich wollte das mal ohne ihren Rat in Angriff nehmen, nicht dass ich ihn nicht schätzen würde, aber es bringt nichts, wenn ich mich nicht auch mal alleine um meine Probleme kümmere und meine eigenen Lösungen finde. Ich muss manche Dinge für mich selbst klären. Das mit Rob und dem Bettnässen…das klein sein. Kathi würde mir da nur sagen ich soll mich nicht verrückt machen und das mit dem klein sein einfach machen, weil es mir gut tut.“ erklärte ich.
„Das mit dem klein sein stimmt doch auch.“ konterte Monika.
„Ja mag sein, aber ich habe da immer noch keine für mich schlüssige Haltung zu. Ich erhoffe mir durch dieses Treffen einfach eine Art…hmmm…klarheitsbringendes Erlebnis. Jemand mit den gleichen Problemen kann das vielleicht anders betrachten als jemand der nur klein sein will. Außerdem hat Kathi gerade glaube ich genug andere Probleme.“ meinte ich.
„Das mit Sandra macht sie ziemlich fertig oder?“ fragte meine Mutter.
„Ja…wenn du mich fragst dann muss Kathi sich nur mal trauen einen Schritt auf sie zuzugehen und die richtigen Fragen stellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sandra dieser heimliche Verehrer ist.“ antwortete ich.
„Ich glaube dieser Rückschlag bei Jen setzt ihr immer noch zu, auch wenn sie das vermutlich nicht so sieht. Ich hoffe es für sie, dass sie sich nicht weiter verrückt macht und den Mut findet mit Sandra zu sprechen.“ erwiderte Monika.
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Tatsächlich saß ich schon einige Zeit vor der geplanten Verabredung im Cafe, was auch daran lag, dass mein Termin bei Dr. Berger heute nicht solange gedauert hatte. Natürlich hatte ich ihm von diesem Treffen erzählt und meine Anspannung war vermutlich auch nicht unbemerkt geblieben. Auch er hatte natürlich die gleichen Bedenken geäußert, aber meine Vorkehrungen hatten auch ihn beruhigt. Damit es keine Fragen zu Hause geben würde, musste ich nach meinem Treffen noch mit zum Einkaufen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie wollte ich das Kathi noch nicht jetzt erzählen, sondern erst dann wenn ich das Treffen ein wenig hatte sacken lassen und für mich selbst Klarheit gewonnen hatte. Klarheit in dem Sinne ob das klein sein nun etwas gutes ist oder nur eine Art notwendiges Übel, so bitter das auch klang. Meine Rückendeckung hatte sich ein wenig abseits an einen Tisch gesetzt, von dort aus konnten wir uns gut sehen. Selbst wenn irgendwas an Kassy faul wäre, würde das so schnell auffallen und nicht passieren. Ich schaute gefühlt alle zehn Sekunden auf mein Handy um nach der Uhrzeit zu schauen und rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Ausnahmsweise hatte ich mich dazu durchgerungen für dieses Treffen außerhalb des Hauses eine Windel und einen Body zu tragen. Irgendwie wirkte das in meinen Augen nur richtig zu so einem Treffen…naja…standesgemäß aufzutauchen. Aus Angst, dass es auffallen würde, hatte ich eine von meinen normalen Windeln genommen und nicht eine von Kathis. Die wären vermutlich meilenweit aufgefallen und das musste ich nun wirklich nicht haben. Dr. Berger war das wohl nicht aufgefallen oder er hatte nichts gesagt, ich hatte zumindest nicht erwähnt, dass ich mir zu dem Treffen eine Windel angezogen hatte.. Nachdem mein erster Kaffee kam, wechselte ich regelmäßig zwischen meiner Kaffeetasse und dem Handy. Inzwischen war die vereinbarte Uhrzeit erreicht. Hatte sie gekniffen? War alles nur Lug und Betrug gewesen? Gab es dieses vierzehnjährige Mädchen gar nicht? Doch natürlich gab es sie. Ich hatte mit ihr gesprochen. Möglicherweise war das auch irgendeine technische Spielerei, die mein Gesprächspartner genutzt hatte um mich in die Irre zu führen. War ich wirklich so dämlich darauf reinzufallen? Ich schaute ein wenig deprimiert und verzweifelt in die Richtung aus der ich mir ein wenig Zuspruch erhoffte. Unsere Blicke trafen sich und ich deutete auf die Uhr. Zwei Hände bewegten sich langsam von oben nach unten. Ich sollte mich also beruhigen. Möglicherweise war alles nur eine normale Verspätung. Mein Kaffee war inzwischen leer. Der Kellner kam gerade vorbei und ich bestellte einen weiteren Kaffee. Er war gerade verschwunden, da blickte ich nochmals auf mein Handy. Es waren jetzt schon fünfzehn Minuten, die Kassy über der Zeit drüber war. Den Kaffee würde ich noch trinken und dann den Versuch als fehlgeschlagen ansehen. Mir war jetzt schon zum Heulen zu Mute. Ich hatte so viel Hoffnung in dieses Treffen gesetzt. Gedankenverloren und deprimiert schaute ich in Richtung der Eingangstüre, die ich von meinem Platz in der hintersten Ecke gut einsehen konnte. Mein zweiter Kaffee kam. Für einen Augenblick stand der Kellner genau zwischen mir und der Eingangstüre. In dieser kurzen Zeit hatten gleich zwei Personen das Cafe betreten. Ein Mädchen, das Alter war irgendwie aufgrund der Kleidung nur schwer zu schätzen, da die Kleidung recht kindlich gehalten war. Die zweite Person war eine Frau im Alter meiner Mutter. Die sah zu normal aus um irgendetwas mit dem Mädchen zu tun zu haben. Ich wusste natürlich nicht ob die beiden zusammengehörten oder nicht. Die Jüngere wirkte unsicher, aber freundlich und schien etwas zu suchen. Die Ältere stand nur daneben. Ich beobachtete sie eine Weile, dann trafen sich urplötzlich unsere Blicke. Ich weiß nicht warum, aber ich musste in dem Moment lächeln. Das Lächeln wurde tatsächlich erwiderte, nicht nur das sie kam sogar auf mich zu. War sie das? War das mein erhofftes Treffen? Eine gefühlte Ewigkeit verging bis sie an meinem Tisch war.
„Ähm… Hi?“ höre ich sie unsicher sagen. Die Stimme klang ähnlich wie die, die ich schon in diesem Voicechat gehört hatte. Sollte das wirklich meine Verabredung sein? Ruhig bleiben und ganz normal reagieren.
„Hi? Bist du…“ ich stockte, möglicherweise war sie es doch nicht.
„Ich bin Kassandra, bist du Meike?“ entgegnete sie mir freundlich, aber immer noch ein wenig unsicher. Ich atmete erleichtert auf. Es war tatsächlich sie.
„Ja bin ich. Ich dachte schon du kommst nicht mehr.“ gab ich erleichtert zurück.
„Tut mir leid, wir standen im Stau… ich war so nervös, hab meine Mama die ganze Zeit gestresst… ich wollte dir noch schreiben, aber… mein Handy… es liegt daheim… tut mir leid Meike…“ entschuldigte sich Kassandra sichtlich deprimiert. Ich kannte das Problem. Man ließ sein Handy immer in den wichtigsten Momenten irgendwo liegen. Ich vergewisserte mich deshalb immer dreimal ob ich es wirklich dabei hatte oder nicht.
„Schon gut. Ich hatte nur Angst, dass das alles nur ein großer Fake gewesen ist und niemand auftaucht. Setz dich ruhig. Du musst jetzt nicht die ganze Zeit stehen.“ versuchte ich Kassandra zu beruhigen. Sie setzte sich nicht sofort, sondern wandte sich erst der Frau zu mit der sie ins Cafe gekommen war.
„Vielen Dank. Ähm Mama, sie ist echt, du kannst uns also alleine lassen…“ richtete sie wohl zeitgleich an mich wie auch an die Frau. Das war dann wohl ihre Mutter oder besser gesagt Pflegemutter, wenn ich unseren Chat richtig im Kopf hatte.
„Ok Große, ich warte also draußen auf dich.“ gab die Frau kurz zurück. Naja groß war Kassandra oder Kassy nicht. Eigentlich war sie für ihr Alter vergleichsweise klein würde ich sagen, es war schon lustig zu hören, dass sie als Große bezeichnet wurde. Wahrscheinlich hatte das auch irgendwas mit ihrer kleinen Welt zu tun, aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen brachte jetzt nicht viel. Ihr Mutter wollte gerade gehen, als mir eine verrückte Idee kam. Keine Ahnung warum, aber ich hielt das in dem Moment für eine sinnvolle Idee: „Deine Mutter muss nicht draußen warten. Schau mal da hinten. Da hab ich meine Mutter versteckt. Wenn sie Lust hat, kann sie sich zu ihr setzen und einen Kaffee trinken.“
„Danke für den Vorschlag, dann gibt es ja doch noch ein wenig Austausch auch für mich.“ bedankte Kassys Mutter sich kurz und bewegte sich in Monikas Richtung. Keine fünf Sekunden später saß sie auch schon am Tisch. Ich wandte mich wieder Kassy zu.
„Du machst einen echt netten Eindruck auf mich Meike…“ war das erste was ich hörte, nachdem Kassy sich gesetzt hatte und eine Weile kein Wort gefallen war.
„Danke. Du machst jetzt aber auch nicht den schlechtesten Eindruck. Übrigens interessanter Kleidungsstil.“ versuchte ich ein wenig das Eis zu brechen. Tatsächlich war der Kleidungsstil tatsächlich recht knidlich. Eigentlich sogar zu kindlich für eine Vierzehnjährige, aber ich konnte mir schon denken warum sie sich so kindlich gekleidet hatte.
„Hihi, danke… ich mags eben ein bisschen… na ja… kindlich halt… aber es fällt doch nicht zu sehr auf, oder?“ entgegnete sie wieder mit einer Spur von Unsicherheit.
„Es ist schon ein Hingucker, aber eher positiv gemeint. Ich glaube negativ auffallen tut das nicht. Du bist jetzt auch nicht so groß, dass man irgendwas Falsches denken würde.“ antwortete ich mit einem Schmunzeln im Gesicht.
„Puh, dann ist ja gut. Nicht, dass noch jemand vermutet, dass ich…“ Kassy stockte. Ich konnte mir den Rest denken. Ich schaute mich ein wenig um. Um uns herum waren nicht so viele Leute also konnten wir halbwegs offen sprechen. Gut durch den Laden schreien sollten wir auch nicht, aber in halbwegs normaler Lautstärke sollte niemand unser Gespräch mitbekommen.
„Ich glaube ich weiß was du sagen willst. Ich glaube das fällt nicht auf. Schau mich mal an. Ich habe mich auch getraut und dachte erst das fällt auf, aber bislang ist es nicht aufgefallen.“ ergänzte ich ihren nicht fertigen Satz.
„Echt? Du trägst auch eine?“ staunte sie und betrachtete mich eindringlich. Anscheinend fiel es auch nicht auf, wenn man mit der Nase darauf gestoßen wurde. Eine Erkenntnis, die ich definitiv im Hinterkopf behalten würde. „Man erkennt gar nichts, also wirklich nichts… hättest du jetzt nichts gesagt, hätte ich gedacht, du wärst ohne da… Na ja, weil du sie halt eher… du weißt schon…“ bestätigte Kassy meine Vermutung.
„Ich habe echt mit mir gekämpft ob ich eine tragen soll oder nicht, aber ich glaube für so ein Treffen gehört das dazu oder nicht?“ gestand ich. Es war wirklich nicht einfach gewesen mich dazu durchzuringen.
„Hmmm, irgendwie schon… für mich ist das irgendwie fast normal geworden… ich trage wann immer ich kann… naja…Windeln…“ flüsterte sie mir leise zu, nachdem sie sich ähnlich wie ich einen Moment zuvor im Raum umgeschaut hat.
„Ich glaube da bist du eher wie meine Schwester. Also zumindest habe ich mir das sagen lassen, dass sie vor meinem Einzug ähnlich drauf war. Ich würde das glaube ich auch gerne, aber…ich weiß nicht…irgendwas in meinem Hinterkopf will nicht oder so…total komisch.“ fing ich an das Gespräch auf das vermutlich wichtigste Thema zu lenken.
„Hmmm, am Anfang hatte ich auch das Gefühl, dass es falsch wäre… aber… na ja, es ist halt eben schön… so geborgen und irgendwie ein Gefühl der Sicherheit… als könnte einem gar nichts passieren, wenn man sie trägt.“ gab Kassy sofort zurück. Anscheinend war es für sie ziemlich simpel. Warum war es für mich nicht so simpel?
„Das mit dem falsch sein hatte ich auch, aber das ist es nicht. Vielleicht noch ein bisschen, aber es ist eher dieses zweiseitige Schwert. Zum einen dieses Brauchen und diese deprimierenden Erlebnisse am Morgen und auf der anderen Seite ein gewisses gefallen…Hmmm…ne nicht gefallen, auch eine Art Brauchen, aber ein positives…diese Geborgenheit von der du sprichst passt glaube ich ganz gut. Beides wird von einer Sache ausgelöst und ich glaube das ist mein Problem.“ versuchte ich das eigentliche Problem irgendwie auf den Punkt zu bringen. Es war alleine schon schwierig das irgendwie in Worte zu fassen.
„Ja… das mit dem Brauchen und den nächtlichen Unfällen… das kenne ich auch… aber irgendwie hab ich diesen Konflikt nicht. Ich hatte das nie. Als es das erste Mal passierte, hatte ich noch keine um… das zweite Mal auch nicht… na ja, beim dritten Mal dann schon und ich hatte dabei eher das Gefühl, dass sie mich beschützt hat… hauptsächlich hat sie ja mein Bett beschützt, aber das Gefühl dabei war so, als ob sie mich beschützt und im Schlaf auf mich aufgepasst hätte.“ berichtete Kassy mit einer gewissen Erleichterung in ihrer Stimme.
„Hmmm…ein interessanter Gedanke. Der Versuch von früher von dem ich erzählt habe…das war nur Verzweiflung…es war schon deprimierend als ich wieder welche vorgesetzt bekommen habe. Musste das erst mal verdauen…was danach folgte…war seltsam…so als ob diese frustrierenden Dinger auch anderes auslösen können…es ist glaube ich schwierig zu beschreiben. Ich hoffe du kannst mir folgen…ich habe manchmal das Gefühl, dass ich mir da selbst nicht so 100% folgen kann.“ erwiderte ich, fast schon so als ob ich mich für irgendwas verwirrendes entschuldigen wollte.
„Irgendwie schon, wenn man damit noch nicht so viel anfangen kann und plötzlich welche brauchen muss, kann das bestimmt verstörend sein… ich hatte tatsächlich erst kurze Zeit davor das erste Mal Kontakt damit und war seitdem irgendwie schon fasziniert davon… das hab ich meiner Besti zu verdanken… ich habe sie einmal damit erwischt und sie gab mir kurzerhand auch welche zum Ausprobieren…damals brauchte ich sie noch nicht und hab nur einmal aus Neugier mit einer geschlafen. Es war schön… und dann kam der große Knall und von einem Tag auf den anderen musste ich sie plötzlich tragen…aber das Gefühl von damals…die Faszination und das schöne…es hat mich nie losgelassen.“ erklärte Kassy nachdenklich.
„Dann ist das Problem bei mir wahrscheinlich, dass bei mir erst das schlechte kam und dann das gute.“ schloss ich aus der Erklärung. Ich verband Windeln tatsächlich eher mit negativen Erinnerungen. Wahrscheinlich war diese Verzweiflungstat eines dieser Erlebnisse. Selbst die positiven Erlebnisse konnten dieses eine negative Erlebnis noch nicht komplett übertünschen.
„Ja… wahrscheinlich schon. Der berühmte erste Eindruck.“ stimmte Kassy mir ein wenig mitleidig zu.
„Irgendeine Idee wie ich das überwinden kann?“ fragte ich mit einem Hauch von Verzweiflung in meiner Stimme.
„Hmmm, versuch es mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten…du gehst auf der Straße und siehst einen Punk…abgefuckt und höchstwahrscheinlich drogenabhängig und kriminell… du gehst mit einem schlechten Eindruck von ihm weg, ekelst dich vielleicht sogar und plötzlich reißt dich jemand zu Boden. Bevor du dich wehren kannst ist es genau jener Punk, der als einziger genug Zivilcourage besitzt um dich zu retten. Was denkst du danach von dem Punk? Ich glaube, wenn du es so ansiehst können auch diese abstoßenden Kleinkinderdinger plötzlich flauschig und beschützend sein…versuch sie nicht als deine Feinde zu sehen, sondern als deine Freunde.“ versuchte Kassy einen interessanten Vergleich zu ziehen.
„Hmmm…klingt irgendwie zu einfach…oder ich mache alles nur kompliziert.“ merkte ich nachdenklich an. Auch wenn der Vergleich zu dem Punk irgendwie hinkte, konnte ich nachvollziehen was sie mir damit klar machen wollte.
„Versuche es mal. wenn du abends zu Bett gehst, bevor du sie anziehst… nimm sie in die Hand. Nicht abweisend, sondern liebevoll. Sprich mit ihr, sowas wie Danke, dass du heute Nacht auf mich aufpasst. dann ziehst du sie an, legst dich hin und lächelst ihr nochmal zu, bevor du dich zudeckst. am Morgen, wenn es wieder passiert ist siehst du sie nochmal an. Denke dabei daran, was sie diese Nacht für dich getan hat und du wirst unbewusst dankbar lächeln.“ fuhr Kassy fort.
„Klingt verdammt seltsam, aber vielleicht versuche ich das mal.“ warf ich ein. Das war eine wirklich seltsame Vorstellung. Wenn überhaupt sprach ich manchmal, aber wirklich selten mit Kathis Hasen, aber das war dann auch eher eine Art Streitgespräch mit mir selbst, wenn ich wieder irgendetwas zu Tode dachte.
„Ich weiß wie das klingt.“ meinte Kassy und ihr Gesicht wurde schlagartig rot. Da hatte anscheinend noch jemand das Problem mit dem Rotwerden. „Es ist total kindisch… aber… naja… ich weiß nicht wie sehr du das Ganze in deinem Inneren auslebst…ich für meinen Teil bin halt gern… kleiner…und lebe es auch irgendwie so aus…ich spreche mit meiner Plüschkatze, als ob sie mich verstehen könnte und manchmal habe ich auch das Gefühl, dass sie das tut…und eine Windel…ja auch eine Windel kann mein Freund sein, denn sie ist für mich da, wenn ich sie am meisten brauche.“ ergänzte sie nachdem die Farbe wieder ein wenig aus ihrem Gesicht gewichen war.
„Naja das Ausleben ist sehr…beschränkt. Es gibt da so einen kleinen Deal mit meiner Mutter, aber der ist auch eher als Stressausgleich gedacht…den nutze ich tatsächlich ein wenig häufiger. Ansonsten ist klein sein eher so in die Richtung Zanken mit meiner Schwester, aber gerade hat Die andere Probleme also fällt das auch weg.“ erklärte ich kurz. Die Streitgespräche mit dem Hasen ließ ich jetzt bewusst weg, die waren für mich kein Bestandteil einer möglichen kleinen Welt, sondern eher ein Auseinandersetzen mit meiner inneren chaotischen Welt.
„Ich glaube, du solltest es zumindest mal versuchen, die Windeln als Freunde zu betrachten, die dich nicht im Stich lassen…mir ist klar, ich bin ein paar Jahre jünger als du, aber versuch wenigstens mal, dich dahingehend zu öffnen. Wenns nicht klappt, wars eben ein Fehlversuch, aber wenns klappt, löst das vielleicht dein größtes Problem.“ beharrte Kassy auf ihrem Ansatz. Es war recht interessant wie überzeugt sie von ihrem Ansatz war. Möglicherweise war das ein Grund diesen Ansatz nicht ganz in den Wind zu schießen.
„Ich werde das mal versuchen. Wenn es klappt wäre ich ein Problem los…bleibt noch ein anderes Problem, das ich angehen muss oder besser gesagt angehen will.“ gab ich nachdenklich zurück.
„Ich denke nicht, dass du das mit dem unkontrollierten Einnässen einfach abstellen kannst… wahrscheinlich geht das genau so weg wie es gekommen ist, von einem auf den anderen Moment… ich wüsste nicht, wie man das wirkungsvoll angehen könnte.“ vermutete Kassy als gemeintes Problem. Irgendwie lustig, dass sie glaubte dass das mein anderes Problem wäre, ja es war ein Problem, aber auf das wollte ich nicht hinaus. Vermutlich merkte man da doch die etwas kindliche Naivität einer Vierzehnjährigen. Ich war mit vierzehn vermutlich nicht anders. Ich seufzte leise als mir wieder schmerzlich klar wurde, dass es niemanden mehr gab, den ich dazu befragen konnte und hoffte, dass Kassy das nicht gemerkt hatte.
„Das Problem meinte ich jetzt tatsächlich nicht…ich wollte eigentlich auf meinen Freund hinaus.“ konkretisierte ich mein Problem, nachdem ich mich ein wenig gesammelt hatte.
„Ach so… okay… ja, das ist schwierig… ich… na ja…wie soll ich es nur sagen…irgendwie ist es mir ein bisschen peinlich…aber es muss raus… ich habe eine Freundin, die weiß Bescheid…ich steh nicht auf Jungs… also nicht, dass du jetzt Angst vor mir hast oder so.“ stammelte Kassy. Schon lustig, dass auch sie es nicht so mit Jungs hatte wie Kathi auch.
„Meine Schwester steht auch nicht auf Jungs, das ist für mich also nichts Neues. Ja irgendwann muss es wohl raus…macht mir schon ein wenig Panik.“ kommentierte ich die Aussage um gleich darauf zu merken, dass sie eigentlich ihr Outing gemeint hatte. Naja das mit dem Bettnässen bei Rob wäre ja auch ein Outing, also passte die Aussage von mir schon irgendwie.
„Uff, wenigstens rennst du nicht gleich weg. Also, bei mir war das damals so, als ich sie kennen lernte war das vor der Sache mit den Windeln. Ich hatte Angst, es ihr zu sagen und wusste auch nicht wie…meine Besti kennt sie schon viel länger als ich und sie gab mir den Tipp, dass ich einfach mal ungeschickt sein soll, wenn ich eine trage. Sie wusste, wie meine Mandy darauf reagieren würde… aber jemandem den ich in der Hinsicht nicht einschätzen könnte…puh, das ist echt nicht leicht…das Bettnässen ist in gewissem Masse ja eine Krankheit, ich glaube Enuresis Nocturna oder so hat es mein Therapeut genannt… also solltest du es ihm auch als solche verkaufen, du kannst ja wirklich nichts dafür.“ erzählte Kassy von ihrer Erfahrung mit ihrer Freundin.
„Ja, wenn überhaupt wollte ich ihm das mit dem Bettnässen sagen. vielleicht noch, dass es bunte Windeln gibt…einen Body kriege ich ihm vielleicht auch noch sinnvoll verkauft.“ erklärte ich was ich Rob genau beichten wollte, wenn ich mich denn trauen würde.
„Willst du ihm alles auf einmal sagen?“ fragte Kassy ein wenig geschockt.
„Ich denke schon.“ gab ich so sicher wie möglich zurück. Wirklich sicher war ich mir natürlich nicht, aber irgendwie hatte ich mir das in den Kopf gesetzt, dass ich ihm das irgendwann und irgendwie sagen muss.
„Okay… ich wäre da glaub nicht so mutig. Ich würde ihm erst mal nur das mit dem Bettnässen sagen… auf die Windeln kommt er dann von selbst denke ich, aber mit mehr würde ich auf jeden Fall noch warten…abhängig von seiner Reaktion.“ empfahl Kassy mir. Die Empfehlung war gut, aber irgendwie für mich nicht wirklich zufriedenstellend. Manchmal konnte ich auch stur sein, vor allem wenn ich mich über mich selbst ärgerte.
„Ich bin auch eigentlich nicht so mutig, aber ich glaube, wenn ich das mit dem Bettnässen rausbekomme, dann ist das andere nur noch das Tüpfelchen auf dem i.“ äußerte ich zuversichtlich.
„Warte aber auf jeden Fall seine Reaktion ab, bevor du mehr sagst als nötig. Wenn er ausflippen sollte und du hast schon alles verraten, dann hast du ein richtiges Problem.“ warnte Kassy mich erneut vor einer vorschnellen Reaktion.
„Stimmt. Erst mal muss überhaupt die richtige Situation her…ich wollte das nicht heute oder morgen machen…ich muss mich da auch irgendwie drauf vorbereiten…macht man nicht jeden Tag…vielleicht fällt es mir auch leichter, wenn ich das Problem mit meinem inneren Konflikt besser im Griff habe.“ überlegte ich laut vor mich hin.
„Ja, das denke ich auch, sei aber bitte auf jeden Fall vorsichtig, wie viel du verrätst. Ich würde dir gerne dabei helfen, aber… nein, ich kann nicht, so weit ist das nun auch wieder nicht von meinem Umfeld weg.“ unterbrach Kassy meine Gedanken.
„Ich glaube, wenn das mit dem einen Problem gelöst ist, wo du möglicherweise schon bei geholfen hast, dann ergibt sich das andere wahrscheinlich von selbst und dann hast du da auch schon mehr als genug geholfen. Vielleicht hat mein Therapeut auch noch nen guten Ratschlag…mal schauen.“ sagte ich noch nicht ganz geistesgegenwärtig. Ich hatte ihr tatsächlich nur halb zugehört.
„Puh, dann muss ich nicht meinen total verrückten Plan durchziehen. Ich dachte schon daran, dass ihr zusammen durch den Park spaziert und plötzlich jemand mit nem offensichtlichen Fleck auf der Hose vorbeiläuft, nur um zu sehen, wie er darauf reagiert.“ erklärte Kassy. Irgendwie fand ich es gerade gut, dass ich nicht wirklich zugehört hatte. Der Plan war wirklich verrückt, ein wenig zu verrückt für meinen Geschmack.
„Das wäre glaube ich ein wenig zu verrückt, außerdem wäre die Überleitung zum Bettnässen dann auch ein wenig arg schwierig.“ versuchte ich das Gespräch von diesem irrsinnigen Plan wegzulenken.
„Ja, aber immerhin wüsstest du schon mal, wie er im allgemeinen darauf reagiert. Meine Besti würde das machen, zumindest, wenn wir weiter weg wohnen würden und sicher sein könnten, dass uns wirklich keiner kennt. Sie ist ein wirklich verrücktes Huhn. Ich bin froh, wenns anders geht, aber… na ja, sag Bescheid, wenn du es doch nicht raus bringst.“ wandte Kassy noch ein.
„Ich behalte das mal im Hinterkopf für den Fall, dass ich doch kneife. Erst mal Klarheit gewinnen, dann schaue ich weiter.“ beendete ich die Diskussion über diesen Plan. Auch wenn ich mich nicht trauen würde, dieser Plan war bescheuert und definitiv nichts für mich. So nett es auch gemeint war.
„Ich glaube an dich, du bist eine Taffe junge Frau. Oh… es sollte jetzt nicht… schräg rüber kommen…sorry…ich wollte jetzt nicht mit dir flirten, falls das falsch rüber gekommen ist.“ fing Kassy an zu stammeln.
„Keine Sorge, ich kann nett gemeinte Komplimente von einem Flirt unterscheiden.“ beruhigte ich sie. Tatsächlich konnte ich das Dank Kathi wirklich gut.
„Danke… ich werd immer so unsicher, wenn ich was nett formuliere zu einer Frau… die halt weiß, dass ich… ach vergiss es, du weißt ja jetzt, wie es gemeint war, lieb, nicht romantisch.“ versuchte sie sich weiter zu rechtfertigen.
„Ich kann mir vorstellen, dass das schwierig ist. Ich hab das bei meiner Schwester schon mal mitbekommen als es darum ging ob sie mit mir anbändeln will. da ist raus reden irgendwie…schwierig.“ erklärte ich.
„Passiert es ihr auch oft, dass sie etwas sagt, was so falsch klingt, aber eigentlich nur nett gemeint ist?“ fragte Kassy neugierig. Ich überlegte. Eigentlich konnte ich das nur für die Beziehung zwischen Kathi und mir wirklich beantworten. Vielleicht konnte ich noch darüber rätseln wie es bei ihr und Jen war, aber dafür kannte ich Jen zu wenig.
„Bei mir inzwischen nicht mehr, aber ich denke das liegt auch daran, dass wir unsere Beziehung für uns selbst von Anfang an als Freundschaft definiert haben…gut, dass daraus mal so etwas wie eine Schwester wird, konnte keiner ahnen.“ antwortete ich nach einer kurzen Denkpause.
„Ja, das ist wahr. Glaubst du, dass ich das auch irgendwann in den Griff kriege? Oder sollen wir das auch so machen… also uns als… Freunde definieren…? Würdest du denn überhaupt mit mir befreundet sein wollen? Vielleicht Brieffreunde oder so, ich kann ja noch lange nicht Autofahren und meine Mama bringt mich auch nicht ständig hier her.“ entgegnete Kassy wieder recht unsicher. Tatsächlich mochte ich ihre Art in gewisser Weise. Gut manche Pläne waren…naja…nicht wirklich brauchbar, aber auch manche Ratschläge von Kathi waren nicht wirklich hilfreich, daraus wollte ich Kassy jetzt keinen Strick drehen.
„Ich bin nicht so die Briefschreiberin, aber ich kann dir was anderes anbieten.“ schlug ich vor und zückte mein Handy aus der Tasche. Ich hielt es Kassy eine Weile hin, die aber zunächst keine Anstalten machte es zu nehmen und sich meine Nummer aufzuschreiben oder in ihr Handy einzuspeichern. Schlussendlich griff sie doch zu, speicherte aber anscheinend ihre Nummer ein.
„Ich habe leider meins nicht dabei… sonst hätte ich dir geschrieben, dass ich mich verspäte…“ erinnerte sie mich kurz an den Beginn unseres Gesprächs.
„Stimmt das habe ich jetzt echt vergessen…warte ich schreib dich wenigstens kurz an, dann hast du die Nummer, wenn du zu Hause bist.“ erwiderte ich und schrieb schnell eine Nachricht an Kassys Nummer.
„Okay, danke. Im Forum zu schreiben ist auch gut, aber manchmal sieht man es erst sooo spät.“ merkte Kassy an.
„Da habe ich mich noch nicht so viel mit beschäftigt.“ entgegnete ich. Ich hatte ja beim ersten Versuch anscheinend genau die richtige Person gefunden.
„Aber so können wir uns wenigstens mal anschreiben, wenn mal ein dringender Ratschlag erforderlich ist.“ fuhr Kassy fort.
„Zum Beispiel oder um zu schauen ob wir noch am Leben sind.“ ergänzte ich.
„Ja. Ich hab da im Hinterkopf irgendwie deine Schwester, die macht das selbe durch wie ich. Vielleicht brauche ich ja auch mal einen Tipp, wie ich meiner Mandy ne Freude machen könnte oder so… und du kanns natürlich immer auf mich zurückkommen, wenn du mehr Tipps zum Umgang mit unserer Gemeinsamkeit brauchst. Und du kannst mich auf dem Laufenden halten, wie es mit deinem Freund so weitergeht…oh… nicht schon wieder…ich wollte damit nicht sagen.“ fing sie erneut an zu stammeln.
„Entspann dich, ich weiß was du meinst.“ versuchte ich sie wieder zu beruhigen.
„Danke, ich treffe einfach immer die Fettnäpfchen.“ bedankte sie sich bei mir. So langsam konnte ich verstehen warum Kathi so einen Wind um die Sache mit Sandra machte. Wenn man ständig aufpassen musste was man sagte, war das alles andere als einfach.
„Kenne ich irgendwie… ist eigentlich ein Wunder, dass ich noch nicht knallrot angelaufen bin.“ entgegnete ich, meinte dabei natürlich beim Kennen eher Kathi, aber das rot anlaufen konnte ich auch.
„Diesmal nicht, ich werd jetzt nicht sagen, dass das süß wäre, auch wenn du weißt, wie ichs meine, hihi.“ konterte Kassy sofort, nur um dann tatsächlich rot anzulaufen. Ich merkte im gleichen Moment wie ich ebenfalls rot anlief.
„Wenn ichs nicht besser wüsste, würde ich sagen, wir sind verwandt.“ kam nach einem kurzen Augenblick von Kassy.
„Dann müsstest du auch mit meiner Schwester verwandt sein…die hat das auch.“ warf ich ein.
„Ja, aber so viel Verwandtschaft habe ich nicht mehr, einen Onkel, den ich nie wieder sehen will, Einen Cousin und eine Cousine in meinem Alter. Die Option fällt also leider weg.“ gab Kassy geknickt zu.
„Mir gehts ähnlich…ich habe nur noch irgendwelche scheintoten Verwandten, die ich bestimmt noch nie gesehen habe oder sehen werde.“ ergänzte ich meine familiäre Situation, wenn man mal Kathis Familie außen vor ließ.
„Hmmm, wieder was, das wir gemeinsam haben.“ erwiderte Kassy nachdenklich.
„Ja in der Tat.“ stimmte ich ebenfalls nachdenklich zu. Es waren schon verdammt viele Gemeinsamkeiten.
„Aber ist dir aufgefallen, wie gut sich unsere Mütter verstehen? es scheint so, als wären sie auch irgendwie auf einer Wellenlänge. Viel Getuschel aber immer wieder Lacher.“ machte Kassy mich auf die Situation am anderen Tisch aufmerksam. Ich schaute kurz rüber. Tatsächlich schienen die beiden wirklich Spaß zu haben.
„Ich glaube nach den letzten Monaten ist meine Mutter einfach froh was Normales zu machen…schwer zu sagen ob das stimmt…aber es war alles ein wenig stressig. ich war nicht dabei, habe das nur gehört. Liebeskummer meiner Schwester, dann war meine Schwester wohl eine geraume Weile wegen der schule unausstehlich, dann noch die Sache mit dem klein sein meiner Schwester, ein Umzug und zu guter Letzt auch noch ich. ich glaube das ist einiges an Stress.“ erklärte ich sehr grob zusammengefasst was die letzten Monate so vorgefallen war.
„Das klingt wirklich stressig. Ich hoffe das hat sich alles wieder in geregelte Bahnen bewegt?“ fragte Kassy besorgt.
„Danke der Nachfrage. Ja tatsächlich hat sich alles wieder gelegt. Zumindest glaube ich das, wenn ich meine Mutter so entspannt tratschen sehe. Ich glaube wir haben ihr da wirklich einen Gefallen getan.“ antwortete ich.
„Naja, die grundsätzliche Idee war es ja dir zu helfen. Das mit unseren Mamas ist eigentlich nur ein positiver Nebeneffekt.“ merkte Kassy an.
„Danke, das ist nett von dir.“ bedankte ich mich erneut. Auch wenn es nur ein Nebeneffekt war, war es trotzdem gut.
„Dafür hat man doch Freunde.“ kam sofort von Kassy.
„Hatte ich bislang nicht wirklich…meine Schwester…war wenn man so will die erste wirkliche Freundin, die ich je hatte.“ erklärte ich. Gut Rob war auch sowas wie ein Freund, aber halt anders.
„Die erste ist meistens die beste… so ist es zumindest bei mir.“ fügte Kassy hinzu.
„Bislang sind es noch nicht so viele mehr geworden, daher ist es schwierig zu sagen.“ ergänzte ich.
„Zumindest eine mehr seit heute.“ sagte Kassy einen Augenblick später.
„Stimmt…eine mehr seit heute.“ stellte ich mit einem Lächeln im Gesicht fest. Tatsächlich verschwand das Lächeln recht schnell wieder als sich unsere Mütter auf uns zu bewegten. Das hieß dann wohl Ende.
„Kassy, wir sollten langsam wieder los, wir haben noch einen langen Heimweg, wenn da auch wieder so ein Stau ist und deine…du weißt schon, wird auch nicht ewig halten.“ merkte Kassys Mutter an.
„Okay Mama, aber lass mich bitte noch anständig tschüss sagen.“ forderte Kassy traurig und auch trotzig zu gleich. Ihre Mutter nickte nur kurz und bewegte sich nach dem Bezahlen mit meiner Mutter zusammen nach druaßen.
„Ähm… du hast meine Mama gehört… ich muss langsam los.“ wiederholte Kassy die Aussage ihrer Mutter.
„Schade, ich glaube ich hätte jetzt noch länger hier bleiben können.“ merkte ich an. Wahrscheinlich ging es Kassy genauso.
„Geht mir genauso… aber wir können uns ja jetzt jederzeit schreiben. Meinst du, es ist okay, wenn wir… uns zum Abschied kurz umarmen?“ fragte sie unsicher und wurde erneut knallrot im Gesicht.
„Also rein freundschaftlich versteht sich… oh man… ich schaffe es doch immer wieder.“ ergänzte sie noch während sie mit rotem Gesicht vom Stuhl aufstand.
„Klar, mach dich nicht so verrückt deswegen.“ versuchte ich sie ein letztes Mal zu beruhigen und stand ebenfalls auf. Wir umarmten uns kurz.
„Danke Meike. Machs gut und vergiss nicht mir zu schreiben.“ verabschiedete sich Kassy.
„Mache ich keine Sorge. komm gut nach Hause.“ gab ich freundlich zurück.
„Ja, danke, also bis dann, tschüssi.“ rief sie mir noch entgegen, während sie schon wie ein kleines Mädchen in Richtung der Ausgangstüre zu ihrer Mutter lief. Bei dem Anblick konnte ich mir tatsächlich ein Lächeln nicht verkneifen.
Nachdenklich aber trotzdem zufrieden, bezahlte ich meine Rechnung und machte mich auch auf den Weg nach Hause.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Klasse jetzt auch mehr noch von Meike zu erfahren aus ihrer Sicht. Dein Schreibstill ist spannend und fesselt einen sofort an die Geschichte. Freue mich bereits auf den nächsten Teil
Ich glaube das war nicht das letzte Mal, dass etwas aus Meikes Sicht erzählt wurde…aber bis zum nächsten Mal wird es noch ein wenig dauern :-).
Man darf nicht vergessen, dass der Dialog ja tatsächlich als Dialog geschrieben wurde, deshalb wirkt er vermutlich ein wenig lebendiger als üblich. Ich habe den Dialogzeilen dann nur Meikes Gedanken und Emotionen hinzugefügt. Ohne meinen Crossoverpartner wäre der Dialog in der Form nicht möglich gewesen. Daher an dieser Stelle nochmal ein dickes Danke für die konstruktive Arbeit.
Hab mich gefreut diesem Teil lesen zu können! Eine interessante Sichtweise von den Medels. Aber auch mutig so schnell sich öffentlich zu treffen und frei über alles zu reden! Freu mich Uf den nächsten Teil.