Kleine Maus mit großen Herz (67)
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Kapitel 67: Elternsprechtag
Die nächsten Tage verliefen glücklicherweise ruhig. Ich verbrachte die meiste Zeit bei Sandra, zumindest dann wenn es unsere Hausaufgaben zuließen oder sie gerade nicht bei mir war und Meike und mich mit Mathe quälte. Ich musste feststellen, dass sie trotz unserer Beziehung nichts an ihrem Vorgehen in der Nachhilfe geändert hatte. Ich hätte mir zumindest etwas wie einen Kuss als Belohnung gewünscht, wenn ich mal etwas wusste, aber das war Jammern auf hohem Niveau. Sandras Bild nahm langsam auch ein wenig mehr Gestalt an. Das Bild war natürlich einer der Gründe warum ich häufiger bei ihr war als sie bei mir. Auch wenn ich nicht wirklich Modell saß konnte ich mir durchaus vorstellen, dass es einfach war mich zu malen, wenn sie mich sah und nicht nur aus dem Gedächtnis malte.
Der Elternsprechtag rückte näher. Wirklich toll fand ich die Vorstellung immer noch nicht. Wenigstens war zwischen dem Elternsprechtag und dem heutigen Tag noch das Wochenende. Blöderweise hatte man unseren Stundenplan nach den Ferien geändert und uns einfach mal so in den ersten beiden Stunden Sport auf den Stundenplan gesetzt. Wer sich diesen Schwachsinn ausgedacht hatte, konnte echt nicht ganz bei Sinnen sein.
„Du schaust ja echt begeistert Kathi.“ wurde ich von der Seite angesprochen. Ich schaute kurz verwundert zur Seite. Laura, eine meiner Mitschülerinnen, die mit Meike und mir im gleichen Mathekurs saß und mit der ich sonst wenig zu tun hatte, hatte meine Laune kommentiert.
„Ist halt totaler Schwachsinn uns Sport am Freitagmorgen rein zu drücken.“ meinte ich.
„Wohl wahr. Am besten bringen wir es einfach schnell hinter uns. Ich brauche endlich Wochenende.“ entgegnete ich und fing an meine Schuhe zuzubinden.
Tatsächlich hatte ich heute einmal Glück und durfte mich mit einer Sportart rum schlagen, die ich immerhin beherrschte. Das machte den Unterricht zumindest halbwegs erträglich, auch wenn sich meine Begeisterung weiterhin in Grenzen hielt.
Das Volleyballspiel verlief tatsächlich gut. Meine Mannschaft führte eine geraume Weile, aber dann holten die anderen tatsächlich auf. Ich stand frustriert am Netz und schaute auf die andere Mannschaft, die sich tierisch darüber freute, dass es jetzt schon unentschieden stand.
„Schau nicht so grimmig Kathi. Wir hatten einfach Glück.“ meinte Laura, die mir direkt gegenüber stand.
„Mag sein trotzdem ärgerlich.“ entgegnete ich.
„Klar ist immer ärgerlich, aber ganz ehrlich so wichtig ist das Gewinnen hier auch wieder nicht. Es sind halt auch nicht alle gut, da ist eher der Spaß entscheidend.“ erwiderte Laura.
„Stimmt…vermutlich ist heute einfach nicht mein Tag. Ich bin reif fürs Wochenende.“ gab zurück.
„Dann lass uns das Spiel mal zu Ende bringen, dann ist das Wochenende gar nicht mehr so weit weg.“ entgegnete Laura lachend. Ich musste auch kurz lachen, begab mir dann aber wieder auf meine Spielposition. Der letzte Spielball wechselte mehrmals die Seiten und ich hatte schon Panik, dass der Punkt wieder an die anderen ging, aber es gelang uns irgendwie jedes Mal aufs neue den Ball wieder übers Netz zu befördern. Der Ball flog gerade wieder auf die andere Seite und wurde dort wieder in unsere Richtung gespielt. Innerhalb eines Sekundenbruchteils entschied ich mich dazu zu versuchen den Ball zu erwischen und direkt wieder auf die andere Seite des Spielfelds zu spielen. Ich sprang noch oben und konzentrierte mich nur auf den Ball. Ich kam nicht dazu den Ball zutreffen, stattdessen traf ich mit Laura zusammen. Sie war anscheinend kurz nach mir abgesprungen und wollte meinen Angriff kontern. Der Zusammenstoß über dem Netz war nicht weiter schlimm. Durch Lauras ungünstig gehaltene Hände bekam ich eine ihrer Hände in Gesicht, was mich ein wenig aus dem Konzept gebracht hatte. Ich merkte wie ich wieder nach unten sank. Während ich fiel merkte ich urplötzlich ein Ziehen in meinem Nacken, das erst stärker wurde und dann von einen Moment auf den anderen verschwand. Lange nachdenken was das Ziehen genau verursacht hatte konnte ich nicht, denn ich landete hart auf dem Boden. Ich hatte aufgrund des plötzlichen Ziehens wohl nicht mehr daran gedacht mit den Beinen auf dem Boden zu landen oder hatte mich irgendwie verdreht. Jetzt erst merkte ich den Schmerz, den ich Sekunden vorher noch gar nicht wahrgenommen hatte. Es ging alles schnell, zu schnell um zu realisieren was genau passiert war. Ich konnte nicht mal sagen wo ich überall Schmerzen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass mein Nacken schmerzte. Ich lag gekrümmt auf dem harten Boden und tastete vorsichtig mit der Hand meinen Nacken ab. Ich traf mit den Fingern eine Stelle, die mich vor Schmerz zusammen zucken ließ. Ich hörte Schritte die sich mir nährten. Ich öffnete die Augen und konnte unsere Sportlehrerin sehen, die auf mich zu eilte. Ich versuchte aufzustehen, aber es wollte nicht auf Anhieb funktionieren. Mein Nacken schmerzte erneut.
„Mach bitte langsam.“ hörte ich Frau Schiefer, die Sportlehrerin sagen. Ich versuchte erneut aufzustehen, dieses Mal hatte ich Erfolg, aber mein Nacken schmerzte weiterhin. Instinktiv hielt ich meine Hand in den Nacken, was die Schmerzen aber nicht besser sondern schlimmer machte und mich erneut zusammen zucken ließ.
„Ganz langsam Kathi. Nimm bitte die Hand aus dem Nacken.“ bat mich Frau Schiefer und ich nahm langsam die Hand aus dem Nacken. Ich spürte wie mein Kopf ein wenig nach vorne gebeugt wurde.
„Hmmm…ok…ein Striemen im Nacken. Blutet ein wenig.“ hörte ich Frau Schiefer eher zu sich als zu mir sagen.
„Wir bringen dich besser mal in den Sanitätsraum.“ schlug sie einen Moment später vor und half mir auf die Beine. Langsam machte sie sich mit mir auf den Weg aus der Halle. Ein paar Minuten später lag ich auch auf einer gepolsterten Liege. Mein Nacken schmerzte immer noch.
„Weißt du zufälligerweise wie das passiert ist?“ fragte Frau Schiefer.
„Ich…“ fing ich an, aber dann war auch schon lautes Gefluche aus der Sporthalle zu hören.
„Bleib hier. Ich sehe nach was da draußen los ist.“ wies mich Frau Schiefer an.
Ich blieb mit geschlossenen Augen liegen.
————————————————————————————————————————
„Arrgh.“ hörte ich jemanden fluchen nachdem die Türe geschlossen wurden war. Ich öffnete die Augen und sah Meike.
„Stimmt was nicht?“ fragte ich, nachdem ich die Augen wieder geschlossen hatte.
„Ach nur ein paar idiotische Kommentare. Habe vielleicht ein bisschen überreagiert.“ erklärte Meike gereizt. Ich richtete mich langsam auf und schaute Meike verwundert an.
„Du hast überreagiert? Kenne ich ja gar nicht von dir. Du bist doch sonst immer die Zurückhaltung in Person.“ merkte ich nachdenklich an und merkte schon wieder Schmerzen in meinem Nacken. „Verdammt nochmal was zum Geier ist denn bitte los?“ fragte ich verärgert in den Raum. Meike kam einen Schritt näher und hielt mir ihre Hand vor die Augen. Ich konnte sehen, dass ihre Hand zitterte. Langsam öffnete sie die Hand. Jetzt ergab alles Sinn. Ich faste mir vor die Brust. Meine Kette war abgerissen.
„Mist.“ stellte ich deprimiert fest, während ich den Anhänger aus Meikes Hand nahm.
„Ja. Irgendwie ist Laura wohl an der Kette hängen geblieben, als ihr zusammengestoßen seid. Sie ist früher abgesprungen als du und deshalb auch früher wieder nach unten gefallen. Dich hat sie mitgezogen, zumindest solange die Kette gehalten hat. Der Anhänger ist durch die halbe Sporthalle geflogen…“ fing Meike an zu erklären.
„Erklärt noch nicht deine gute Laune.“ warf ich sofort ein.
„Der Anhänger ist direkt vor Kevins Füßen gelandet. Kannst dir doch denken, dass das bei den Jungs jetzt Gesprächsthema Nummer Eins ist oder?“ erwiderte Meike genervt.
„Du meinst…“ ich stockte.
„Genau das…alles ziemlich scheiße gelaufen.“ gab Meike mitfühlend zurück. Ich lege mich langsam wieder hin und schloss die Augen. Ich merkte, dass mir Tränen die Wangen herunter flossen.
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Wieder hörte ich die Türe, die sich öffnete.
„Was macht ihr beiden denn für Sachen?“ fragte mein Vater besorgt. Ich öffnete die Augen und schaute in Richtung Türe.
„Ich hab einfach nicht dran gedacht meine Kette abzunehmen.“ gab ich zurück. Mein Vater kam näher und setzte sich zu mir auf die Liege.
„Tut es sehr weh?“ fragte er.
„Es geht. Ist schon was besser.“ antwortete ich.
„Und was war das von dir für eine Aktion Meike?“ fragte er überrascht an Meike gerichtet, nachdem ihm klar war, dass bei mir soweit alles in Ordnung war.
„Ich…hab überreagiert.“ meinte Meike kleinlaut.
„Überreagiert ist wohl ein wenig untertrieben. Frau schiefer meinte du wärst fast auf den Jungen losgegangen.“ stellte mein Vater ernst fest. Ich drehte meinen Kopf zu Meike, die mit einer geballten Faust neben mir stand.
„Ich habe überreagiert…vertiefen wir das einfach nicht weiter.“ wiederholte sie gereizt.
„Papa, Meike hatte bestimmt ihre Gründe, wenn sie überreagiert hat.“ schlug ich mich auf Meikes Seite.
„So wie mir das erzählt wurde, wirkte es eher so als ob sie völlig grundlos auf diesen Jungen losgegangen wäre oder zumindest kurz davor war.“ erwiderte mein Vater.
„Hat sich auch mal wer meine Sichtweise angehört?“ fragte Meike mit einem gehässigen Unterton. Mir hatte sie zumindest grob erzählt was passiert war. Mein Vater atmete tief durch.
„Gut dann erzähl mir bitte deine Sichtweise der Ereignisse.“ forderte der Meike auf.
„Gerne, aber nicht hier. Ich will erst mal nur hier weg. Ich muss runterkommen.“ entgegnete Meike.
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Meine Zimmertüre öffnete sich langsam.
„Alles gut kleine Maus?“ hörte ich meinen Vater fragen. Wir waren vor einer gefühlten Ewigkeit nach Hause gekommen. Ich war ziemlich schnell in mein Bett verschwunden und hatte die meisten Zeit im Halbschlaf verbracht. Zwischendurch hörte ich immer mal wieder Meikes laute Stimme nebenan. Sie musste verdammt wütend gewesen sein, denn so hatte ich sie noch nie erlebt. Normalerweise wäre ich sofort aufgesprungen und zu ihr geeilt um sie irgendwie runter zu bekommen, aber eine Ansage meines Vaters beim Eintreffen zu Hause hatte mich davon abgehalten. Er wollte alleine mit Meike sprechen und ich sollte mich hinlegen. Zu blöd, dass meine Mutter ausgerechnet heute Vormittag arbeiten war. Sie hätte bestimmt einen besseren Zugang zu Meike gehabt als mein Vater.
„Kleine Maus?“ fragte mein Vater erneut.
„Hmmm…“ entgegnete ich geistesabwesend.
„Alles gut?“ wiederholte er seine Frage.
„Ich denke…ein bisschen Kopfschmerzen und Nackenschmerzen. Was ist mit Meike…ich…sie ist ziemlich laut gewesen.“ entgegnete ich.
„Mach dir um sie keine Sorgen. Sie hat nicht mich angeschrien. Sie hat einfach nur ihrer Wut Luft gemacht.“ erklärte mein Vater.
„Klingt trotzdem nicht gut.“ meinte ich und richtete mich vorsichtig auf. „Ich sollte vielleicht nach ihr sehen.“ fuhr ich fort und wollte aufstehen.
„Du bleibst schön liegen und erholst dich.“ entgegnete mein Vater sofort und setzte sich auf mein Bett.
„Papa ich bin nicht lebensgefährlich verletzt.“ fing ich an zu argumentieren.
„Das mag sein, aber ich glaube es ist trotzdem besser, wenn du dich ein bisschen schonst. Zumindest die nächsten Stunden.“ beharrte er darauf, dass ich liegen bleibe.
„Na gut…kannst du Meike wenigstens sagen, dass sie rüber kommen soll?“ fragte ich genervt. Mein Vater nickte zustimmend und verließ mein Zimmer. Einen Augenblick später hörte ich ein Klopfen und ohne, dass ich etwas sagte wurde meine Türe geöffnet.
„Wie geht’s dir?“ fragte Meike besorgt. Ich öffnete meine Augen und schaute sie an. Sie hatte sich anscheinend schon in wochenendtaugliche Kleidungsstücke geworfen, weshalb sie nur mit einen Body und Windel bekleidet vor mir stand.
„Es geht. Kopfschmerzen und ein Ziehen im Nacken.“ antwortete ich.
„Echt scheiße gelaufen.“ kommentierte Meike meine Situation.
„Stimmt. Hast du eigentlich noch mitbekommen ob Laura sich irgendwas getan hat?“ fragte ich. Meike überlegte.
„Hmmm…ich glaube nicht. Ich weiß nicht mal genau wie ihr das geschafft habt, dass Laura in deiner Kette hängen geblieben ist.“ gab Meike nachdenklich zurück.
„Ich bin mir auch nicht ganz sicher, aber ich glaube sie ist ziemlich ungünstig abgesprungen. Ich glaube sie hat mit ihrer einen Hand auch mein Gesicht gestreift. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das geahnt habe und deshalb den Kopf ein wenig zur Seite gedreht habe. So könnte sie die Kette erwischt haben.“ überlegte ich wie genau das passieren konnte.
„Hmmm…möglich. Trotzdem ärgerlich mit der Kette. Hast du das Sandra schon erzählt?“ entgegnete Meike.
„Ne…wann denn auch?“ konterte ich.
„Naja du hast doch ne Weile hier gelegen also hättest du ihr doch auch schreiben können.“ meinte Meike.
„Ich hatte eher damit zu tun meiner geladenen Schwester durch die Wand zuzuhören. Wenn Papa gerade nicht hier gewesen wäre, dann hätte ich echt geglaubt, dass du ihn so anbrüllst.“ erwiderte ich.
„Oh war ich so laut…ähm…ja…die blöden Kommentare haben mich ein wenig in Rage gebracht.“ stellte Meike fest und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Was konnten das denn bitte für Kommentare gewesen sein, die meine sonst so ruhige Schwester derart zur Weißglut bringen konnten.
„Was waren das denn für Kommentare?“ fragte ich vorsichtig.
„Vergiss die Kommentare einfach. Die Deppen meinten es wäre toll sich über Homosexualität lustig zu machen. Fand ich nicht so toll und als sie dann meinten mich als Kampflesbe zu bezeichnen, weil ich ihnen sehr eindringlich klar machen wollte, dass sie mir den Anhänger geben sollen, tja da bin ich dann auch mal laut geworden und ein wenig aus der Haut gefahren.“ erklärte Meike. Ich konnte merken, dass der bloße Bericht sie schon wieder ein wenig wütend machte.
„Krass, dass du deswegen so abgehst.“ kommentierte ich den kurzen Bericht.
„Das war die Kurzfassung. Die Langfassung erspare ich dir. Waren ein paar echt bescheidene Kommentare auch über dich dabei…das war eher das Problem…“ Meike hielt einen Moment inne und schwieg. Sie setzte sich ans Fußende meines Betts und schien einen Moment zu brauchen um das was sie sagen wollte in Worte zu fassen. „Weißt du…du hast so viel für mich getan ohne auch mal an dich zu denken…wenn dann so hirnverbrannte und abwertende Kommentare von irgendwelchen Idioten kommen…das fand ich einfach nur ungerecht und wollte diese Idioten in ihre Schranken weisen.“ erklärte Meike unsicher.
„Danke.“ gab ich zurück.
„Gerne. Ich hoffe die werden sich das mit den Kommentaren in Zukunft sparen. Naja die Aktion von heute wird dann bestimmt am Montag nochmal thematisiert. Ich bin echt mal gespannt.“ erklärte Meike.
„Warum am Montag?“ fragte ich verwirrt.
„Da ist doch der Elternsprechtag. Frau Schiefer meinte schon irgendwas von Konsequenzen…dann kam noch ein blöder Kommentar und dann wollte ich wirklich auf Kevin losgehen…naja…abwarten was daraus wird.“ antwortete Meike.
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Meike hatte mich am Freitag nach einer Weile alleine gelassen und ich war kurz darauf eingeschlafen. Am späten Nachmittag wurde ich zwar wieder wach, aber meine Schmerzen waren immer noch da, nicht so stark wie zuvor, aber trotzdem noch unangenehm. Erst Samstagvormittag waren die Schmerzen fast kaum noch spürbar. Diesen Tag nutzte ich um Sandra zu erzählen was mit der Kette passiert war. Sie hatte sich natürlich auch geärgert. Ich war mir nicht sicher ob über mich, über Laura oder die blöden Kommentare, die ich erwähnt hatte. Wahrscheinlich eher nicht über mich, denn Samstagnachmittag erhielt ich eine Nachricht von ihr, dass sie gerade auf dem Weg nach Haue wäre und bei mir vorbeischauen wollte. Ich hatte glücklicherweise, anders als Meike, auf einen Rückzug in meine kleine Welt verzichtet. Ich hätte ihn gut gebrauchen können keine Frage, aber vermutlich hatten mich die Kopfschmerzen daran gehindert diese Option wahrzunehmen. Ich schrieb ihr also zurück, dass ich Zeit hätte und wartete. Um Meike musste ich mir gerade keine Gedanken machen, sie hatte sich zu Rob abgesetzt. Wahrscheinlich wollte sie dort auch noch ihren Frust abladen. Es dauerte nicht lange und ich hörte ein Klopfen an meiner Zimmertüre.
„Ja?“ fragte ich in Richtung meiner Türe und richtete mich auf. Ich hörte das Öffnen der Türe und sah Sandra in meinem Zimmer erscheinen. Normalerweise wäre ich aufgesprungen und zu ihr geeilt um ihr einen Kuss zu geben, aber tatsächlich stand sie schneller neben dem Bett als ich überhaupt aufstehen konnte und gab mir einen Kuss.
„Was machst du denn für Sachen? Sport und Schmuck? Das ist keine gute Kombination.“ belehrte sie mich.
„Sorry ich hab einfach nicht dran gedacht…und jetzt ist die Kette hin.“ gab ich geknickt zurück.
„Hauptsache dir geht es halbwegs gut. Hier schau mal ich hab dir was mitgebracht.“ meinte sie und reichte mir ein kleines Papiertütchen. Zögerlich nahm ich das Geschenk entgegen.
„Du hättest mir nicht mitbringen müssen.“ meinte ich, machte mich dann aber doch daran das Tütchen zu öffnen. Ich schaute hinein und konnte etwas silbernes sehen. Auf den ersten Blick sah es wie eine Kette aus. Ich griff in das Tütchen und holte den Inhalt heraus. Es war tatsächlich eine neue Kette.
„Ich weiß…es hat so lange gedauert bis du mal die richtige Kette getragen hast, da musste ich einfach eine neue kaufen.“ erklärte Sandra.
„Danke.“ entgegnete ich gerührt und gab Sandra einen Kuss.
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Das übrige Wochenende ging viel zu schnell vorbei. Die paar Stunden die Sandra bei mir war, waren im Flug vergangen, genauso wie der Sonntag. Sonntagabend kam Meike zurück nach Hause und war auch besser gelaunt als noch am Freitag. Aufgrund des Elternsprechtags, der nicht nur für unsere Stufe sondern für die gesamte Schule stattfand, hatten wir den Montag ebenfalls frei. Ich entschied mich trotzdem um die übliche Uhrzeit schlafen zu gehen. Ich wusste zwar das der Termin, die unsere Eltern gemacht hatten irgendwann um die Mittagszeit herum waren und ich damit eigentlich ausschlafen konnte, was ich normalerweise sofort getan hätte, aber ich hielt es für sinnvoll einfach um die übliche Uhrzeit aufzustehen um weniger Stress zu haben, außerdem wäre ich so zu dem Termin definitiv wach. Ich wusste blöderweise schon am Sonntagabend, dass Meike und ich am Montag nur mit meinem Vater in die Schule fahren würden, da meine Mutter einen Termin im Büro hatte, der sich länger hinziehen würde. Nach einem ziemlich entspannten Montagmorgen, ging es dann gegen Mittag in Richtung Schule. Ich wusste gar nicht warum, aber irgendwie war ich nervös. Eigentlich hatte ich nichts zu befürchten, aber das vergangene Schuljahr hatte mich in der Beziehung tatsächlich immer noch im Griff. Ich seufzte.
„Machst du dir etwa Sorgen Kathi?“ fragte mein Vater neben mir und schaute mich freundlich an.
„Weiß nicht. Ich glaube nicht, dass ich mir Sorgen machen muss, aber trotzdem bin ich nervös.“ erklärte ich.
„Mach dir nicht so einen Kopf kleine Maus. Zu Hause hat keiner einen Grund dir den Kopf abzureißen.“ entgegnete er, betonte das kleine Maus aber bewusst leise damit es niemand außer mir hören konnte. Stimmte irgendwo. Er hatte recht, aber trotzdem war in meinem Hinterkopf dieses ungute Gefühl.
„Ich glaube das wird ziemlich entspannt…naja diese Sache letzte Woche…die könnte vielleicht nochmal zur Sprache kommen.“ meinte mein Vater zögerlich.
„Sorry ich habe einfach rot gesehen bei dem Idioten.“ warf Meike sofort ein.
„Ich weiß. Ich kann mir auch vorstellen, dass inzwischen noch irgendwer anderes was deswegen gesagt hat und sich die Sache erledigt hat. Wenn nicht, dann erklären wir das nochmal und damit ist dann alles gut. Versuch dich das nächste Mal besser unter Kontrolle zu haben.“ erwiderte er ruhig.
„Ich versuchs…war in dem Moment nur schwierig.“ gab Meike zähneknirschend zurück.
„Zu blöd, dass Mama keine Zeit hatte.“ seufzte ich.
„Ich bin genauso gelassen wie deine Mutter.“ beschwerte sich mein Vater.
„Schon, aber irgendwie ist Mama…naja…sie ist halt anders entspannend.“ gab ich unsicher zurück.
„Schon klar als Vater hat man bei Töchtern immer verloren.“ meinte er ein wenig beleidigt. Ich merkte, dass die Beleidigung nur gespielt war. Meine Mutter war eher emotional gepolt, mein Vater eher rational. Beides hatte Vorteile und Nachteile. Ich hatte das mehrfach am eigenen Leib erfahren. Zuletzt ganz krass als meine kleine Welt von meinen Eltern entdeckt worden war. Je nachdem was man gerade brauchte, war der eine oder eben der andere gefragter bei bestimmten Angelegenheiten. Gut den ganzen emotionalen Scheiß, der mich und Meike so beschäftigte, konnten wir auch bei meinem Vater abladen, aber irgendwie war meine Mutter dafür dann doch besser geeignet. Sie konnte einfach besser zuhören oder auch mal einen entsprechenden Ratschlag geben. Gerade bei emotionalen Problemen tat sich mein Vater mit Ratschlägen eher schwer. Nicht, dass er das nicht konnte, aber es dauerte entsprechend lange bis er das eigentliche Problem verinnerlicht hatte und dann einen Ratschlag geben konnte oder der Ratschlag wirkte irgendwie falsch. So wie der Ratschlag an Meike gerade. Ja grundsätzlich hatte er recht, aber das war einfacher gesagt als getan. Meine Mutter hätte einen sinnvolleren Ratschlag parat gehabt, da war ich mir sicher.
„So war das gar nicht gemeint.“ entschuldigte ich mich.
„Ich weiß schon wie du das gemeint hast, keine Sorge.“ beruhigte mein Vater mich. Tatsächlich kamen wir nicht dazu das Thema weiter zu vertiefen, denn die Türe öffnete sich und anscheinend waren wir die nächsten. „Tja Mädels. Auf in die Höhle des Löwen oder?“ fragte mein Vater. Ich weiß nicht warum, aber ich musste schlucken.
————————————————————————————————————————
Wir hatten die Türe gerade geschlossen. Frau Jansen saß an dem Lehrerpult des Klassenraums und war in ihre Aufzeichnungen vertieft. Mein Vater räusperte sich und Frau Jansen blickte erschrocken zu uns.
„Ah…Herr Jansen mit Töchtern.“ begrüßte uns Frau Jansen. Irgendwie wirkte ihr Blick seltsam.
„Frau Jansen, die Deutschlehrerin nehme ich an?“ fragte mein Vater.
„Richtig. Setzen sie sich doch.“ bestätigte sie seine Annahme und deutete mit ihrer Hand auf die Stühle vor sich. Wir bewegten uns langsam auf die Stühle und setzten uns.
„So sie haben also die letzte Stufenleiterin ersetzt?“ fragte mein Vater.
„Ja meine Kollegin wird wohl wegen ihrem Autounfall eine Weile ausfallen. Das war alles sehr spontan. Ich muss mich erst mal in die Funktion rein finden. Bislang läuft es ganz gut.“ antwortete Frau Jansen unsicher. Es war seltsam, dass sie urplötzlich in Gegenwart unseres Vaters nervös zu sein schien, denn sonst wirkte sie alles aber nicht nervös.
„Meine Töchter haben bislang nur gutes berichtet. Ich war ein wenig erstaunt über diese Elternsprechtaggeschichte, eigentlich ziemlich unsinnig das jetzt noch zu machen oder nicht?“ bohrte mein Vater nach.
„Ähm…danke…naja wissen sie…die Schulleitung wollte mal etwas neues probieren. In den vergangenen Jahren ist wohl gerade in der Oberstufe sehr viel schief gelaufen und deshalb auch die Einladung per Post. Wir als Lehrer haben uns das nicht ausgesucht…naja die volljährigen Schüler können sich ja selbst aussuchen ob sie sich das antun wollen oder nicht. Die Schulleitung will damit eher die nicht volljährigen Oberstufenschüler nochmal mit ein bisschen Druck auf den richtigen Weg bringen.“ erklärte sie.
„Ich glaube da tickt jeder ein bisschen anders. Wenigstens hat die Schulleitung es so geregelt, dass wir nur zu einer Person müssen. Wenn ich an die zig Gespräche denke, die ich wegen Kathi führen musste bei zig verschiedenen Lehrern, dann ist das hier definitiv angenehmer.“ stellte mein Vater fest. Frau Jansen schaute verwundert.
„Das wundert mich jetzt ein bisschen, dass die Gespräche wegen Kathi notwendig waren. Ich hätte jetzt eher vermutet, dass Meike das Sorgenkind gewesen ist.“ stellte Frau Jansen erstaunt fest.
„Naja…das ist komplizierter. Erinnern sie sich noch an die erste Stunde bei uns?“ schaltete Meike sich ein.
„Ähm…ja durchaus, warum ist das jetzt wichtig?“ entgegnete sie verwundert.
„Mein Nachname war letztes Jahr noch Klein…dann wurde ich adoptiert.“ erklärte Meike kurz.
„Ah…jetzt ergibt das einen Sinn. Patchworkfamilie?“ fragte Frau Jansen interessiert.
„Nein. Ein Haufen Zufälle…am besten sparen wir uns Einzelheiten.“ schaltete sich mein Vater ein und schaute Meike kurz an um ihre Reaktion zu beurteilen.
„Ist ja auch nicht so wichtig. Ähm…ja…dann…puh…Moment.“ fing Frau Jansen an, stoppte dann aber und zog sich die Ärmel ihres Wollpullovers nach oben. „Es ist so langsam ziemlich warm unter dem Teil. Den ganzen Tag in dem einen Raum…irgendwann geht man einfach ein.“ meinte sie. Unter ihrem Pulli war eine recht überdimensioniertes Armband zum Vorschein gekommen. Meiner Meinung nach ein potthässliches Teil. Ich hatte es schon ein paar Mal aus der Ferne betrachten können da wirkte es ziemlich edel. Aus der Nähe war es einfach nur potthässlich.
„Ja…durchaus verständlich.“ stimmte mein Vater mit einem seltsamen Unterton zu.
„Wo waren wir? Achja…die Leistungen der beiden. Lassen sie mich mal schauen.“ meinte Frau Jansen und blätterte durch ihre Unterlagen: „Naja Mathe ist nicht so toll würde ich sagen, aber der Rest passt doch. Ich glaube nicht, dass man sich da großartig Sorgen machen muss.“ fuhr sie einen Augenblick später fort.
„Dann war das eigentlich ziemlich unnötig, dass wir hier aufgetaucht sind?“ fragte ich verwundert und erntete verwunderte Blicke. „Was denn? Wenn wir uns keine Sorgen machen müssen und nur Mathe das Problem ist, dann bin ich auch nicht schlauer als vorher.“ rechtfertigte ich meine Aussage.
„Grundsätzlich stimme ich dir zu. Ähm…wissen sie zufälligerweise noch etwas wegen dieser Sache von Freitag?“ fragte mein Vater vorsichtig. Es war seltsam, dass das noch nicht zur Sprache gekommen war. Frau Jansen blätterte in ihren Unterlagen.
„Achja diese Geschichte mit dem Sportunterricht. Ich glaube das besprechen wir besser ohne die beiden.“ antwortete Frau Jansen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Schon irgendwie klar, dass Meike Kathi helfen will. Wobei das sicher nicht der einzige Grund ist, wecken doch die homophoben Äußerungen der Jungs, wie ernst die auch immer gemeint sein mögen, Erinnerungen an ihren leiblichen Vater, wenn auch auf einer sehr unterbewussten Ebene.
Ist wieder viel passiert bei den Medels. Bin gespannt was Lehrerin so geheimes zu besprechen har, das Kathi und Maike nicht dabei sein sollen? Und hoffentlich kann Kathi normal am Unterricht teilnehmen und bekommt nicht nachfolgende Probleme, sei es durch Mitschüler wegen Ihres unfreiwilligem Outings, oder duch den ungewollten Zusammestoß mit Ihrer Klassenkammeradin. Bin gespannt auf den nächsten Teil.
Ich würde mir wünschen, dass Kathi sich endlich mal wieder in ihre kleine Welt flüchtet. Wann wenn nicht in so einer Situation, sprich nach dem Elternsprechtag und so? Vor allem wenn das Gespräch zwischen Lehrerin und Vater was die Sache im Sportunterricht angeht (oder eben die Sache selber) doch vielleicht nicht ganz glatt läuft bzw. Dinge offenbart oder Konsequenzen nach sich zieht, die Kathi nicht so gefallen. Das könnte man, wenn man will, vielleicht auch dazu nutzen um Kathis Geheimnis ihrer Freundin gegenüber in Angriff zu nehmen, allerdings wäre das dann wohl etwas zu schnell. Na ja, vielleicht auch nicht, je nachdem wie man das gestalten möchte.
Ja das mit der kleinen Welt stimmt wohl. In der Sitaution hätte das durchaus gut gepasst, wegen der Blessuren habe ich mich aber dann doch dagegen entschieden und ihr einfach nur ein wenig Erholung gegönnt. Das kann aber nach dem Elternsprechtag noch kommen. Es ist ja auch noch nicht klar ob Meike mit einem blauen Auge davon kommt oder nicht.
Sandra wird sagen wir mal noch früh genug mit Kathis kleiner Welt zusammentreffen, aber definitiv nicht mehr in den letzten paar Kapiteln. Das ginge a) ein wenig schnell und b) würde der Raum dafür einfach nicht ausreichen.
Ich hoffe die letzten Kapitel kriege ich noch halbwegs reibungslos über die Bühne…alles gerade ein wenig schwierig…es sind ja zum Glück nur noch drei Kapitel, die ich schreiben will. Danach werde ich das Studium abschließen und dann hoffentlich wieder mit voller Energie in die nächste Geschichte starten. Ideen und Entwürfe gibt es schon, aber die sind so unausgereift, dass es keinen Sinn macht direkt wieder mit Veröffentlichungen anzufangen.
Kenne ich, ich habe gerade meine Bachelorarbeit in den Sand gesetzt, alsoooo, kein Stress.
Und ich habe ja auch geschrieben, dass das wohl ein bisschen schnell wäre, wenn Sandra davon jetzt schon erführe. Es ist nicht unmöglich das glaubhaft zu gestalten, aber schwierig.
Es fühlt sich für mich halt so an, als ginge es Kathi nicht gut damit das ihr gegenüber geheim zu halten. Vielleicht lese ich da zu viel rein, aber gerade jetzt mit ihrem unfreiwilligen Outing, den eventuellen Konsequenzen für Meike und Sandras Problemen mit ihrer nächtlichen Unterwäsche und der Art, wie sie diese Kathi gegenüber artikuliert (An Kathis stell wäre das für mich jedes mal ein kleiner Stich ins Herz wenn sie Hass gegenüber etwas, dass ich mag zum Ausdruck bringt), könnte ihr das alles schnell wieder über den Kopf wachsen. (Ja, ich schreibe das so als wären die Personen real, denn in meinem Kopf sind sie das xD)
Natürlich ist das für Kathi nicht einfach, dass Sandra etwas hasst was sie liebt…das ist natürlich auch einer der Gründe warum sie sich da aktuell ein wenig zurück nimmt. Klar auf Dauer wird das zum einen nicht möglich sein und ihr auch nicht gut tun, aber da wird sie wohl eine Balance finden und sich damit arrangieren. Ich bin ein Freund von Happy Ends also wird am Ende alles irgendwie gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende, sondern nur ein Zwischenstopp.
Das mit der Bachelorarbeit ist natürlich nicht so toll. Der Kelch geht an mir vorüber. Ich habe in knapp 6 Wochen „nur“ 25 Stunden Klausuren (5×5 Stunden) zu schreiben und zu bestehen. Keine Bachelorarbeit oder ähnliche Späße, dafür gibt es halt auch keinen Bachelortitel sondern ein Diplom.
Das ist ein Versprechen, wenn es kein happy end gibt, finde ich dich (Für irgendwas muss ich das Informatikstudium ja nutzen) und haue dich! xD
Können wir uns darauf einigen dass du Ihn maximal dazu zwingst ein Happy End zu schreiben? Er schreibt so gute Geschichten darauf will ich nicht verzichten.
Wow da wurden ja einige interessante Geheimnisse angedeutet mit der mysteriösen Deutschlehrerin. Bin gespannt was es mit dem hässlichen Armband auf sich hat!
Viel Glück beim Studienabschluss!