Die neue Mitschülerin (17)
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Kapitel 17: Eine gute Entwicklung
„Hat nachher jemand Lust auf Minecraft?“, konnte Chris in der WhatsApp-Gruppe seiner Clique lesen. Anna hatte diese Frage bereits vor etwa einer Stunde gestellt, bisher hatten Noemi und Jonathan zugesagt. Chris schloss sich dem Vorschlag an und freute sich bereits, immerhin hatte er seine Freundin seit der zweiten großen Pause in der Schule nicht gesehen, da ihre letzten beiden Stunden ausgefallen waren und sie am Nachmittag mal wieder einen Zahnarzttermin hatte. Als er sie einmal fragte, warum sie so oft beim Zahnarzt sei, kam er sich so dumm vor wie noch nie, seitdem das neue Schuljahr begonnen hatte. Annas Antwort, dass das nunmal so sei, wenn man eine Zahnspange hat, war in der Tat derart offensichtlich. Chris nutzte die Gelegenheit und sagte Murat zu, der bereits einen Tag vorher gefragt hatte, ob Chris Lust hätte, mit auf den Bolzplatz zu kommen, er würde mit einem Kollegen und ein paar Freunden aus der Berufsschule eine Runde kicken. Kurz zweifelte Chris, ob das beim typischen Januarwetter mit grauem Himmel und niedrigen einstelligen Temperatur eine gute Idee war, aber da man sich ja viel bewegen würde, entschloss er sich, zuzusagen. Außerdem konnte er so einen seiner alten Freunde seit einiger Zeit mal wieder sehen. Sie nutzten die Zeit, um sich zumindest gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen. So erzählte Chris, dass Annas Eltern mittlerweile gemeinsame Übernachtungen erlauben würden und Murat, dass er an der Berufsschule wieder motivierter wäre, zur Schule zu gehen und auch leicht verbesserte Noten im Vergleich zu seinem letzten Gymnasialjahr hatte. Außerdem hätte er bereits durch die Blume vernommen, dass man ziemlich zufrieden mit seiner Arbeit im Supermarkt war. „Vor allem Türken und Syrer sprechen mich an, da kann ich mein Wissen über orientalische Produkte oft einbringen.“, erklärte er. Dies sei auch der Marktleitung nicht verborgen geblieben, erzählte ihm eine Kollegin eines Tages in einer Pause.
„Hallo zusammen“, begrüßte Chris Anna, Jonathan und Noemi, die bereits online waren, als er nach dem Abendessen und Duschen seinen Rechner anschaltete und das Spiel startete.
„Hi Chris“, kam von den dreien zurück.
„Jonathan hat eine große Höhle gefunden, die voller Mobs ist. Willst du da gleich mitkommen?“, fragte Noemi, die erst seit kurzem auf dem Server spielte. Ihr Wirken konnte man allerdings bereits bestaunen, sie stellte sich schnell als talentierte Erbauerin mit viel Liebe zum Detail heraus.
„Klar, ich hab aktuell eh kein Projekt. Ich helfe euch gerne.“, kündigte er an, während der Ladebildschirm seine Arbeit verrichtet.
Die Höhle, die Jonathan gefunden hatte, war tatsächlich gigantisch und wies einige große, dunkle und deshalb gefährliche Flecken auf. Durch die guten Rüstungen und Waffen gelang es der Gruppe allerdings, die Höhle auszuleuchten, einige Diamanten, noch mehr Redstone und viele weitere Ressourcen zu erbeuten, ohne dabei einmal zu sterben. Mehrfach wurde es allerdings knapp, da Noemi einige Male etwas unvorsichtig agiert. „Noemi, hinter dir.“, schallte es mehrfach durch den Voice-Chat, als sich Mobs ihr näherten, während sie an Truhen oder Crafting-Boxen arbeitete. Die drei Worte entwickelten sich sogar zu einer Art Running-Gag und wurden hin und wieder auch einfach nur verwendet, um Noemi ein wenig zu ärgern. Anna, die damit begann, würde schon noch ihre Rache bekommen, dachte Noemi, doch zunächst hatte sie ihr noch eine gute Nachricht, wie sie fand, mitzuteilen. Die Gelegenheit dazu nutzte sie, als Jonathan sich kurz verabschiedete, um zur Toilette zu gehen.
„Anna, ich muss dir was erzählen!“, klang Noemi plötzlich ziemlich euphorisch, kurze Zeit, nachdem Jonathan sich kurzzeitig verabschiedet hatte.
„Ehm…soll ich auch kurz gehen?“, fragte Chris vorsichtig.
„Was…äh…nein, du kannst gerne bleiben. Weißt es ja schon, wie ich gehört habe.“, verneinte Noemi dies.
„Was gibt’s denn so Schönes?“, war Anna neugierig geworden.
„Ich bin jetzt schon eine Woche am Stück morgens immer mit trockener Windel aufgewacht.“, freute sich Noemi.
„Hey, das ist ja super, Glückwunsch.“, freute sich Anna.
„Oh…ähm…ist das überhaupt okay, wenn ich darüber rede? Ich meine, weil du…“, dachte Noemi über ihr Verhalten nach.
„Klar. Ich freue mich wirklich für dich.“, antwortete Anna.
„Du klingst aber nicht so überzeugt. Wie läuft’s bei dir denn, wenn ich fragen darf?“, versuchte Noemi, sich einfühlsam zu zeigen.
„Sagen wir mal so: Es läuft hin und wieder nachts. In letzter Zeit ist es unverändert bei mir. Aber ich finde es nicht mehr so schlimm, jetzt, wo Chris davon auch weiß und damit total super umgeht.“, nahm Anna Noemi die Angst, irgendwie etwas Falsches gesagt zu haben.
„Und das freut mich für dich.“, erwiderte Noemi.
„Weißt du, Noemi…ich denke, dir kann ich das auch erzählen. Chris weiß das schon. Ich finde Windeln zu tragen tatsächlich gar nicht schlimm an sich. Ich habe eher die Probleme damit, dass ich sie tragen muss, zumindest um das Risiko eines nassen Bettes zu vermeiden. Klar, mir wäre es lieber, wenn ich sie nicht bräuchte, aber ich komme gut zurecht, wie es gerade ist.“, erzählte Anna.
Man konnte Noemi regelrecht denken hören über den Voice-Chat.
„Echt?“, fragte sie, „Also ich hoffe, dass ich die Windeln möglichst schnell loswerde.“
„Glaube ich dir, wäre ich auch. Aber wie gesagt, wahrscheinlich will ich das nicht so sehr wie du.“, antwortete Anna darauf. Kurz darauf meldete sich Jonathan zurück, womit das Thema zumindest vorerst beendet war. Etwa eine Stunde später verabschiedete dieser sich wieder, diesmal aber endgültig für den Tag. Chris schaute auf die Uhr und sah, dass es bereits nach 22 Uhr war, sodass auch er beschloss, es für heute gut sein zu lassen. „Gute Nacht.“, verabschiedete er sich und ließ die beiden Mädchen so allein zurück.
„Ich glaube, ich gehe auch gleich ins Bett.“, sagte Anna und zwang Noemi damit zu schnellem Handeln, wollte sie ihren Racheplan für die Streiche in der Höhle heute noch umsetzen. Nur wie, fragte sie sich. Glücklicherweise hatte Anna hierauf die perfekte Antwort parat: „Ich sortiere eben noch meine Kisten ein.“
Noemi machte sich auf den Weg zu Annas Haus und schlich sich unbemerkt von hinten an sie heran. Nicht perfekt, aber gut genug ahmte sie das Zischen eines Creepers nach, sodass Anna der Schreck in die Glieder fuhr und sie sich panisch umdrehte, aber nur Noemi sah. „Boah…hast du mich erschreckt!“, stellte sie fest.
„Anna, hinter dir.“, gab Noemi ihr etwas von ihrer eigenen Medizin, was sie tatsächlich etwas Überwindung kostete. Anna musste lachen.
„Na gut, das habe ich wohl verdient.“, musste sie zugeben.
„Allerdings.“, antwortete Noemi, die in das Lachen einstimmte.
„Um das Thema von vorhin noch einmal anzusprechen…“, begann Noemi wenige Momente später.
„Wenn du dich nochmal für irgendwas entschuldigen willst: Lass es, das ist nicht nötig.“, sagte Anna freundlich, aber bestimmt.
„Nein, das ist es nicht. Ich hab nur nochmal nachgedacht…“, setzte Noemi an.
„Mit welchem Ergebnis?“, fragte Anna neugierig.
„Eigentlich muss ich froh sein, dass ich noch Windeln tragen muss.“, antwortete Noemi leise.
„Wie meinst du das?“, war Anna nun voll auf das Gespräch konzentriert.
„Naja…hätte ich das Problem nicht…wir hätten uns wohl kaum auf der Stufenfahrt angefreundet, oder?“, formulierte Noemi ihre Gedanken.
„Wahrscheinlich nicht.“, teilte Anna ihn.
„Und dann hättest du nicht über mich mit Pia gestritten und Pia hätte mich nie zu ihrer Übernachtungsparty in den Herbstferien eingeladen. Und wahrscheinlich würden wir jetzt auch nicht dieses Gespräch führen.“, setzte Noemi fort.
„Stimmt…willst du auf irgendwas hinaus?“, konnte Anna Noemis Absichten noch nicht einsehen.
„Anna…danke. Durch die Windeln habe ich dich kennengelernt und durch dich habe ich wirklich viele und coole Freunde gefunden. Ich merke erst jetzt so richtig, dass mir früher echte Freunde doch gefehlt haben.“, kam Noemi nun zum Schluss.
„Danke.“, sagte Anna und musste Lächeln, was Noemi natürlich nicht sehen konnte, „Das tut wirklich gut zu hören, Noemi.“
„Gerne.“, gab diese zurück, „Ich muss dann jetzt aber ins Bett. Gute Nacht und fühl dich gedrückt.“
„Du dich auch. Schlaf gut und bis morgen.“, sprach Anna das letzte Wort, ehe die beiden Mädchen sich ausloggten, ihre Computer herunterfuhren, und schlafen gingen.
Autor: Theseus (eingesandt via E-Mail)
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Schlussendlich fehlt nur noch eine weitere Übernachtungsparty, bei der Anna mitübernachten will. Und dazu muss sie wohl Farbe bekennen. Dummerweise fliegt dabei wohl auch Noemi mit auf (die anderen sind auch so schlau wie Chris).Anna hat zumindest Chris, aber wen hat Noemi.