Die Geheimnisse der Kerkwald Geschwister (17)
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âââââ Was bisher geschah:
Es ist Herbst geworden in Kleinfeldern, einem kleinen Dorf irgendwo in der Provinz das wirkt, als wĂ€re es zur ErlĂ€uterung des Adjektives âverschlafenâ erfunden worden. Umgeben von dichten, hohen NadelbĂ€umen zwischen denen, wenn es nach Jakob und seiner Bande geht, ein Geheimnis schlummert. Durch unterschiedliche Art und Weise haben sich die drei Kinder der Familie Kerkwald in ihre jeweils eigenen Geheimnisse verstrickt:
Jakob, das NesthĂ€kchen in der Familie, wird bald Elf. Das ist kein Geheimnis. Was er hingegen vor den meisten anderen Menschen verborgen hĂ€lt, sind seine Windeln. Aufs Klo gehen hat er immer noch nicht wirklich raus, trĂ€gt zur Sicherheit Pullups und wĂŒrde Nachts jedes Mal sein Bett fluten, wenn er nicht wie ein Baby eine Pampers unter seinem Schlafanzug tragen wĂŒrde. Aber das war eigentlich nichts neues. Das war schon immer so gewesen. Doch seit den schicksalhaften VorfĂ€llen am Halloweenabend lernt er plötzlich eine ganz neue Seite an sich kennen: Die Windeln, die peinlichen, verzwergenden Babydinger, findet er plötzlich ganz ganz spannend. Er trĂ€gt jetzt wieder tagsĂŒber eine Pampers, aber das war eigentlich nicht seine Idee, sondern dazu hat ihn seine groĂe Schwester Robin angestiftet.
Die fĂŒnfzehnjĂ€hrige Robin, sonst das Musterkind ihrer Familie, deckt plötzlich ihre beste Freundin, die nichts Geringeres als eine Art Rachefeldzug gegenĂŒber dem BĂŒrgermeister durchfĂŒhrt.
Ihr groĂer Bruder David hingegen hat ein Geheimnis, das so ungeheuer ist, dass er es sogar vor sich selbst verschlossen hĂ€lt: Er steht auf Jungs! Genauer gesagt auf den neuen im Dorf, den mysteriösen Nick, der ĂŒber allen Dingen zu schweben scheint.
Kapitel 16
Ein spÀter Samstagvormittag
âUnd was ist dann passiert?â, fragte Jakob seinen noch mĂŒden Papa. Es war weit nach Elf an einem kalten Samstagvormittag in dem kleinen Dorf mitten in der Provinz. Sein Vater war die ganze Nacht im Einsatz gewesen und erst in den spĂ€ten Morgenstunden zurĂŒckgekehrt und hatte entsprechend lange geschlafen. Sie hatten ohne ihn GefrĂŒhstĂŒckt und die ganze Familie war bedacht darauf gewesen, an diesem Morgen möglichst leise zu sein. David hatte seine Musik ausgelassen und auch Jakob war beim Spielen leise gewesen und hatte darauf verzichtet, seine Legokisten auszukippen um besser nach den Steinen suchen zu können.
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âââââDoch Irgendwann nahm seine Neugier ĂŒberhand, sodass Jakob in die KĂŒche gelaufen war und seinem Vater ein Brötchen mit einer HĂ€lfte Leberwurst und einer HĂ€lfte Erdbeermarmelade geschmiert hatte. Er legte noch das Ei, dass sie vor fast zwei Stunden fĂŒr ihn mitgekocht hatten, auf den Teller und trug selbigen zusammen mit einem Glas Wasser in das beinahe stockdunkle Elternschlafzimmer. Volker war bereits im Halbschlaf gewesen und hatte das FrĂŒhstĂŒcksangebot seines JĂŒngsten dankbar angenommen. Und Jakob hatte sich neben seinen, trotz der obligatorischen Dusche nach Einsatzende noch leicht nach RuĂ riechenden Vater an die Bettseite gesetzt. Und begann, kaum war eine BrötchenhĂ€lfte verspeist, damit ihn ĂŒber die Geschehnisse von letzter Nacht auszufragen.
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ââââââAlso, nachdem wir mit dem TLF am Brand waren und gesehen hatten, was da alles brannte â einer der Schwertransporter, groĂe Kabeltrommeln aus Holz, Baumaterial âŠâ
âââââJakob unterbrach seinen Vater gespannt: âAuch die WindrĂ€der? Haben die auch gebrannt, Papa?â
ââââââNee, die WindrĂ€der nicht. Die sind ja aus Stahl. Aber das Holz, auf denen die aufgestĂ€ndert gewesen waren, ist komplett verbrannt sodass die FlĂŒgel jetzt ineinander verkeilt sind. Ein bisschen wie bei Mikado, man bekommt die jetzt gar nicht mehr auseinander!â, erklĂ€rte er seinem Sohn unter der Zuhilfenahme diverser Handgesten: âAber das groĂe Problem war der Wald hinter der Baustelle! Du kennst das ja, als letztes Jahr der MĂ€hdrescher von der Genossenschaft gebrannt hat, wo wir gar nicht erst Versucht haben, den Drescher zu löschen âŠâ
ââââââWenn der einmal brennt, dann brennt derâ, zitierte Jakob nickend seinen Vater.
ââââââJa, genau. Wo war ich?â, Volker seufzte noch MĂŒde, bevor er seinen Oberkörper durchstreckte: â ⊠Also. Mit dem TLF waren Erik und Ich die Allerersten an der Einsatzstelle. Und sahen direkt, dass das mit unseren Zweieinhalbtausend Litern sicher nichts wird. Dass wir die Waldseite schĂŒtzen mĂŒssen. Und dabei hatten wir noch GlĂŒck, denn der Wind trieb die Funken genau in die andere Richtung, aufs Feld und nicht zum Wald hin. Die Leitstelle muss wohl gewusst haben, was uns da erwartet, daher auch die ganzen Einheiten. Wir haben uns dann mit dem TLF so positioniert, dass wir, sobald unser Tank leer ist, umgehend wieder ins Dorf fahren können und neu auffĂŒllen können. Pendelfahrten, nennt sich das. Und dann haben wir Schlauchleitung gelegt fĂŒr die Kameraden im LF, damit wir dann schnell anfangen können zu löschen. Wenn die da sind. Aber das war ja das gute: Um die Uhrzeit waren eigentlich alle aus unserem Trupp schon zu Hause und wir waren beinahe vollzĂ€hlig! Ich glaube, nur der Knopp hat gefehlt âŠâ
ââââââUnd dann?â, fragte Jakob aufgeregt.
âââââVolker lĂ€chelte seinen Sohn an. Jakob schien ein bisschen ungeduldig zu werden, er wurde hibbelig, hĂŒpfte leicht auf und ab auf der weichen Matratze. Klar, fĂŒr ihn war es ja auch schon mitten am Tag. Aber fĂŒr Volker ja eigentlich auch. Kurz fragte er sich, wie lange er solche NĂ€chte noch machen könnte, bevor er kurz seine Augen rieb und weiter ausfĂŒhrlich erzĂ€hlte: âUnser LF und der VW kamen an, kaum hatten wir mit dem Schlauchlegen begonnen. Wir haben dann die Tragkraftspritze, also die mobile Pumpe die das LF vorne an der StoĂstange hat, abgestellt und darĂŒber die Wasserversorgung aufgebaut. Bis die Kollegen von der Berufsfeuerwehr da waren, hatten wir sogar schon angefangen zu löschen. Aber wir haben gesehen, wie das Feuer uns ĂŒber die StrĂ€ucher davon gerannt ist! So schnell konnten wir uns gar nicht umpositionieren. Gerettet hat uns dann eigentlich das TLF von der BF âŠâ
âââââErneut unterbrach Jakob seinen Vater: âDie haben ein neueres TLF als unseres, oder? Eines mit Wasserwerfer bestimmt!â
âââââVolker lĂ€chelte leicht Verlegen, er konnte den Enthusiasmus seines Sohnes nur zu gut nachvollziehen. So war er auch einmal gewesen! Er legte seine linke Hand auf Jakobs Knie, um seinen Sohn wieder ein bisschen ruhiger werden zu lassen und fuhr fort: âJaaa, unser TLF 3000 ist ja noch aus den Achtzigern. Als wir das bekommen haben ⊠boah, das weiĂ ich noch! Da war ich in der Jugendfeuerwehr, kaum Ă€lter als David heute! Die Berufsfeuer hat ein neues 4000er von MAN, das kann doppelt so viel Wasser schleppen wie unseres. Und genau, es hat auch einen Werfer. Den haben die Kollegen auch direkt mal genutzt auf dem Feld. Und da das groĂe TLF von der BF nicht wegkonnte, wir haben ja damit gelöscht, haben wir sowie die Freiwilligen aus RĂŒsenham uns abgewechselt mit Einspeisen und Auftanken. Sind dreimal hin- und her zum Hydranten am Schlachthof, bis die anderen das Feuer gelöscht hatten âŠâ
ââââââBoaaaahâ, staunte Jakob. Das macht dann ⊠wenn ihr zwei TLFs wart ⊠zehntausend Liter, plus die sechstausend aus dem Tanklöscher von der BF!â, doch dann stockte er: âMoment, hat RĂŒsenham auch ein dreitausender Tanklöscher?â
âââââSein Sohn stellte genau die richtigen Fragen! Volker war stolz darauf, wie schnell Jakob ihr Problem herausgefunden hatte: âGenau! Eben nicht. Die haben ein kleines zweitausender fĂŒr WaldbrĂ€nde, mit einem fĂŒnftel weniger Tank. Entsprechend waren sie schneller wieder voll als wir und waren zu frĂŒh zurĂŒck aus dem Dorf, andersrum waren sie schon bei uns am Hydranten, da hatten wir noch nicht zu Ende vollgetankt ! Wir sind dann auch mit nur zweitausend Litern gefahren, sonst hĂ€tten wir uns insgesamt vermutlich eine ganze Fahrt sparen können. Und trotzdem musste die BF zwischendurch ĂĆberbrĂŒcken. Wir hatten wirklich ganz schön GlĂŒck. Wenn die noch auf nem anderen Einsatz gewesen wĂ€ren, zum Beispiel auf der Autobahn, dann hĂ€tten wir das Feuer sicherlich nicht unter Kontrolle bekommen. Dann wĂ€re ich jetzt noch da drauĂen und wir wĂŒrden ne Schneise schlagen oder so âŠâ
ââââââOaaah, cooool!â, fantasierte Jakob beim Gedanken an eine Waldbrand-Schneise im Staatsforst hinter seinem Haus. Mit THW-Radladern und allem was dazugehörte.
âââââVolker lachte und prompt realisierte auch Jakob, dass seine Begeisterung vielleicht ein wenig fehl am Platze war. Aber das war alles sooo spannend! âNaja, aber ist auch gut, dass du heute Nacht noch nach Hause gekommen bist! Warum hat es eigentlich gebrannt, da?â
ââââââNaja, so genau weiĂ man das so schnell natĂŒrlich noch nichtâ, erklĂ€rte Volker: âDie Polizei hat noch in der Nacht Ermittlungen angefangen. Bei den Temperaturen und der Witterung fĂ€ngt sowas normalerweise nicht einfach so an zu brennen, vermutlich war es wohl Brandstiftung âŠâ
ââââââBoaaah, vielleicht war das der FarbbombenattentĂ€ter?â, vermutete Jakob: âBestimmt war er das wieder! Krass, Brandstiftung!â
ââââââNaja, wir wissen es noch nicht, es ist nur eine Vermutung. Hab die Kollegen gestern ⊠eben ⊠heute Nacht noch kurz rumgefĂŒhrt, die waren wohl gestern Abend nochmal bei uns im Ort, wegen irgendwelcher Schilder, die âŠâ
ââââââJakob? Kommst du gleich runter? Wir wollen loos âŠâ, hallte es plötzlich durch die TĂŒre. Unsanft, aber ohne es zu ahnen, hatte Robin die gemeinsame Zeit zwischen Jakob und seinem Vater unterbrochen. Jakob sprang auf, ging schon einen Schritt zur TĂŒre und drehte sich dann wieder um: âAb wann darf ich nochmal zur Jugendfeuerwehr?â
ââââââMit Dreizehn, nur noch etwas mehr als zwei Jahre âŠâ, versuchte sein Vater seinem Sohn die Frage zu beantworten, ohne ihn zu frustrieren. Ihr NesthĂ€kchen, den alle BĂ€rchen nannten. Der bald Elf wurde. Aber der doch auch in diesem Moment wieder zeigte, wie viel ihn noch von einem groĂen Jungen unterschied. Zappelig stand Jakob zwischen Bett und TĂŒre, spielte mit den HĂ€nden am Saum seines Sweatshirts herum und ĂŒberkreuzte die Beine. War mit seinen Gedanken ganz wo anders.
ââââââJaki ⊠kann es sein, dass du mal fĂŒr kleine Jungs musst?â, rĂ€usperte sein Vater sich.
âââââJakob schĂŒttelte den Kopf, ohne genau ĂŒber die Frage nachzudenken. Doch dann runzelte er die Stirn. Musste er? Oder musste er nicht? Doch! Er musste definitv, unmittelbar, dringend, pinkeln!
ââââââJaaaakobâ, rief Robin wieder von unten.
ââââââĂâh ⊠ja! Danke, Papa!â, bedankte sich Jakob fĂŒr die unerwartete Erkenntnis, rannte aus dem Zimmer seines Vaters heraus und die Treppe herunter bis hin zum Schuhschrank ,wo bereits seine groĂe Schwester auf ihn wartete.
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ââââââDa bist du ja endlich, BĂ€rchen âŠâ, neckte Robin ihren kleinen Bruder und wuschelte ihm durch die ohnehin unordentlichen Haare, wĂ€hrend Jakobs Gedanken noch um Tanklöschfahrzeuge und Berufsfeuerwehren kreisten.
ââââââGeh bitte nochmal schnell pullern, bevor wir losgehenâ, bat auch sie den ZehnjĂ€hrigen.
ââââââMoaaah ⊠Ich âŠâ, stockte Jakob und sortierte seine Gedanken. Instinktiv ĂŒberkreuzte er erneut seine Beine: â ⊠Ich muss niiiicht?â, sagte er, wobei er seine Aussage wie eine Frage klingen lies und am Ende des Satzes mit der Stimme leicht hochging.
âââââWarum fragten Ihn das immer Alle ???
ââââââNa und ob du musst!â, stellte Robin fest: âKomm, beeil dich, sonst muss Franzi wegen dir ĂĆberstunden machen!â
âââââJakob biss sich auf die Lippe und murmelte: âIst Mama da?â
ââââââNeee, schon unterwegs âŠâ
ââââââOkay. Dann piesel ich lieber in die Pampiâ, gab Jakob daraufhin unverblĂŒmt zu.
ââââââJakob, Nein! Wenn du jetzt so weiter machst, dann krieg ich Mama nie dazu, dass du am Montag die Drynites wiederkriegst! Wir mĂŒssen zeigen, dass es dir âŠâ
âââââDoch Jakobs seliges LĂ€cheln, wie er seine Beine wieder lockerte und seine glasigen Augen, lieĂen Robin realisieren, dass es schon zu spĂ€t war.
ââââââDu pullerst schon, oder?â, seufzte sie mit einer Prise Frustration in ihrer Stimme.
âââââJakob nickte ehrlich und ungeniert.
ââââââAch BĂ€rchen âŠâ, grummelte Robin: âDann beeil dich wenigstens!â
âââââDoch Jakob stand ganz schön lange regungslos im Flur. Es musste verdammt viel Pipi sein, das ihr kleiner Bruder grade ganz und gar absichtlich in seine Pampers flieĂen lies, vermutete Robin.
âââââZumindest beim anschlieĂenden Anziehen von Schuhe und Jacke beeilte er sich wenigstens. Robin griff nach der Hand ihres kleinen Bruders und schritt mit ihm nach drauĂen. Eisiger Wind blieĂ den beiden entgegen, heute waren es nicht mehr als ein paar Grad ĂŒber Null. WĂ€re es nicht so trocken, die Einwohner von Kleinfeldern mĂŒssten vermutlich damit rechnen, dass es jeden Moment zu Schneefall kommen könnte. Jakob zog den Reisverschluss seiner Jacke soweit hoch wie es ging wĂ€hrend er die WĂ€rme genoss, die von seiner frisch warmgepullerten Windel ausging, in der zwischen seinen Beinen bei jedem Schritt ein tiefer, heiĂer Pipisee hin- und herschwappte.
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ââââââSieht man das, wenn ich Pampis trage?â, fragte Jakob unsicher, kaum waren sie durch die HaustĂŒre geschritten.
âââââRobin kicherte: âJaki, seit wann machst du dir denn darĂŒber Gedanken?â, neckte sie den ZehnjĂ€hrigen, der gestern mit ausgiebigst vollgepullerter Windel quer durchs Dorf nach Hause gelaufen war. Inklusive des damit einhergehenden, ihn so deutlich als kleines Windelkind outenden, kugelrunden Pamperspo.
ââââââHmm ⊠Achsoâ, verstand Robin: âDu fragst dich, ob es den anderen Kindern auffĂ€llt, wenn du Pampers anhast in der Schule?â
âââââJakob nickte zögerlich, wĂ€hrend er verspielt den Bordsteinrand entlangbalancierte.
ââââââJakob, so weit kommt es nicht, versprochen. Wir kriegen es hin, dass du wieder Pullups kriegst fĂŒr die Schule!â
âââââDer Angesprochene legte seinen Kopf schief und kniff die Augen zusammen: âAber mal angenommen. Sieht mans dann?â
âââââRobin lieĂ ihren Blick ĂŒber Jakob schweifen: âNee. Also jetzt grade garnicht. Aber man sieht das auch nicht einfach so bei dir … Nur, wenn du dich bĂŒckst oder streckst, die Pampers stehen ja oben aus der Hose hervor. Und wenn du nass bist, weil die Pampi dann so dick ist, dass mans sieht. Dann erkennt mans an deinem Po und vorne zwischen den Beinen.â
ââââââIch bin doch nass jetzt.â, korrigierte Jakob.
âââââRobin lachte verlegen: âJaa BĂ€rchen. Aber nur ein bisschen. Du hast doch noch nicht so viel gepullert oder?â, fragte Robin. Sie stockte, wĂ€hrend sie um die Ecke abbogen und Richtung HauptstraĂe gingen: âJakob, wie oft und wie viel hast du heute schon in die Pampi gemacht?â
âââââJetzt war es Jakob, der verlegen kicherte: âĂâÀÀÀÀÀÀÀh âŠâ, musste er ĂŒberlegen: âAlso eben wars ganz schön viel ⊠Richtig viel! Und davor ⊠beim Spielen nach dem FrĂŒhstĂŒck hab ich gemacht. Und ⊠ich glaub, beim FrĂŒhstĂŒck auch âŠâ, gab er zu.
ââââââDu glaubst?â, wunderte sich Robin.
ââââââJa ⊠ich weiĂ es nicht mehr ⊠okaaay?â, wechselte ihr Bruder in die Defensive und versuchte abzulenken: âBoah das war Mega krass gestern bei der Feuerwehr âŠâ
ââââââMerkst du nicht, wenn du dir in deine Pampers pullerst?â
ââââââĂâhmmm âŠâ, murmelte Jakob und starrte auf seine FĂŒĂe. Wie er einen Schritt vor den anderen setzte, die dunkelgrauen Steinplatten unter ihm: âEgal jetzt!â, wehrte er ab.
ââââââSei ehrlich, Jakobâ, insistierte seine Schwester.
ââââââManchmal merk ichs nichâ, gab er zu: âGestern bei Fenix. Da hab ich einmal gemerkt, wie ich gepinkelt hab beim Spielen, aber die Pampi war nachher so meganass, ich hab bestimmt noch ein paar Mal reingemacht ohne dass ich was gemerkt hab …â
âââââDas war nicht gut. Robin schluckte, wollte grade etwas sagen, da nahm ihr Jakob wieder das Wort ab: âNa und? Ich bin doch wieder gut gewickelt jetzt!â, strahlte er und klopfte sich selbst auf seinen Windelpo, dessen dumpfer Widerhall bereits um diese Uhrzeit vermuten lieĂ, das Jakob da unten alles andere als trocken war. Bevor seine Schwester etwas erwidern konnte, wiederholte er seine eigentliche Frage: âAber egal. Also: Jetzt sieht man nicht, dass ich Pampers trage?â
âââââRobin schĂŒttelte den Kopf: âIch find nicht. Wobei ⊠Ich sehs schon. Ach, ich weiĂ nicht. Ich weiĂ ja auch, dass du welche anhast, vielleicht bilde ich mir ein dass ich das erkenne.â
ââââââSag schon! Ich glaub nicht, dass man was siehtâ, hoffte Jakob,
âââââRobin seufzte: âAlso frĂŒher hat mans immer total gesehen, wenn du Dienstags mit voller Pampers aus der Schule kamst âŠâ
ââââââStimmt! Die war auch immer ⊠eeeecht voll!â, begeisterte sich Jakob.
ââââââ ⊠ich mein âŠâ, Robin ĂŒberlegte: â ⊠mit deiner Winterjacke drĂŒber sieht mans vielleicht auch nicht âŠâ
ââââââHm âŠâ, geriet Robin ins GrĂŒbeln. Vielleicht hatte ihr kleiner Bruder da noch eine weitere Variante, wie sie mit seinem Windelthema in der Schule umgehen konnten, gefunden. WĂ€hrend die beiden Geschwister ĂŒber den schmalen BĂŒrgersteig der HauptstraĂe entlangliefen, Robin den Einkaufskorb sportlich geschultert hatte und Jakob neben ihr her tĂ€nzelte und pausenlos etwas von dem Feuerwehreinsatz von gestern Nacht erzĂ€hlte, verloren sich Robins Gedanken. Stellte Vermutungen an. Versuchte einzuschĂ€tzen, wie gut lockere Kleidung Jakobs dicke, vollgepinkelte Windeln kaschieren könnte. Versuchte sich daran zu erinnern, in welcher Unterrichtsstunde er nochmal Sport hatte. Rechnete schnell aus, wieviel Stunden Jakobs Windeln an einem Schulvormittag zwischen FrĂŒhstĂŒck und Nachhausekommen ohne Wechsel durchhalten mĂŒssten.
âââââSchlieĂlich unterbrach sie den aufgedrehten ZehnjĂ€hrigen unvermittelt: âJakob, wann haben wir dich heute Morgen gewickelt?â
âââââVielleicht gab es doch noch einen Weg, dass er ihr kleines Windelkind bleiben konnte.
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ââââââFuuckâ, stöhnte Dave, als er den schwarzen Lautsprecher, zugleich riesig und sauschwer, endlich in seine finale Position auf der BĂŒhne verfrachtet hatte. Vier groĂe Lautsprecher, mit schwarzem Teppichsstoff ĂŒberzogen und sicherlich fĂŒnfzig Kilo schwer, hatte er gröĂtenteils alleine vom Scheuneneingang bis in ihre finale Position geschleppt: âMĂŒssen die so groĂ sein?â, schnaufte er.
ââââââMehr Wumms, ne?â, antwortete Franzi: âSelbst schuld, hm?â, grinste sie und verschrĂ€nkte die Arme.
âââââNur David, Laura, die schon am dekorieren fĂŒr heute Abend war und Franzi selbst waren zu dieser frĂŒhen Stunde schon in der Sellers-Partyscheune. âSozialstundenâ hatte Franziska das genannt. Das war so Franzis Methode, mit Unruhestiftern auf ihren Parties umzugehen. Wenn man sich danebenbenommen hatte, gab es zwei Optionen: Entweder, man half beim Aufbau der nĂ€chsten Party, oder man wurde erst einmal ausgeladen. Was eine verdammt effektive Bestrafung war, wenn man 16 war und es im Umkreis von 50 Kilometern sonst nichts vernĂŒnftiges gab. Und nachdem er auf der letzten Party der ausgewiesene Unruhestifter gewesen war, eine PrĂŒgelei angezettelt hatte, traf diese Bestrafung diesmal wohl ihn.
âââââDa konnte er auch keinen âgroĂer Bruder von deiner besten Freundinâ-Bonus raushandeln.
ââââââImmerhin verstehst du dich jetzt besser mit Nickâ, zwinkerte Franzi dem SechzehnjĂ€hrigen zu.
ââââââĂâh ⊠Was??â, stotterte Dave ertappt.
ââââââMein groĂer BĂ€r ist eben doch nen Softieâ, knuffte Laura nichtsahnend ihren Freund, der grade dabei war, das massive Lautsprecherkabel, so dick wie ein Gartenschlauch, in denselben einzustecken.
âââââFranzi kicherte amĂŒsiert, wĂ€hrend Dave schnaufte und sich MĂŒhe gab, nicht auf das, was seine Freundin grade sagte, einzugehen.
ââââââHeee, Schatzâ, buhlte Laura davon motiviert erst Recht um die Aufmerksamkeit ihres schuftenden Freundes und kĂŒsste den Teenager auf seine Wange.
âââââDavid bemĂŒhte sich, zu lĂ€cheln. ScheiĂe, war das alles plötzlich kompliziert geworden.
âââââEigentlich hatten sich seine GefĂŒhle gegenĂŒber Laura gar nicht verĂ€ndert. Trotzdem fĂŒhlte er sich plötzlich schuldig ihr gegenĂŒber.
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âââââAuĂergewöhnlich zielstrebig löste sich David aus der Enge zwischen Freundin und Lautsprecher und lief zurĂŒck zu der groĂen schwarzen Holzkiste, in der die gemietete Lautsprecheranlage angeliefert worden war.
ââââââScheiĂe, und das ist der VerstĂ€rker?â, wunderte er sich beim Anblick eines UngetĂŒms. Das, auf Rollen montiert, ihm sicherlich bis zur HĂŒfte reichte.
ââââââSchĂ€tze schon?â, war auch Franzi ein bisschen ratlos
ââââââFrage mich, wieviel Strom soân Teil braucht âŠâ
ââââââFragen wir uns das besser nicht âŠâ, lachte Laura.
âââââMitten im GelĂ€chter vibrierte Daves Handy. Er schob den schweren Trumm in Richtung der alten BĂŒhne, nur ein paar Meter weit, bis er nicht mehr neben Franzi und Laura stand, und holte sein Handy aus der Tasche.
ââââââSoll ich dir wirklich nicht helfen? Bist doch nur wegen mir da. Und ohne dich ists eh lame heuteâ, schrieb Nick.
ââââââne lass maâ, antwortete David schnell und stopfte sein Handy wieder in die Hosentasche.
âââââEr konnte nicht riskieren, dass Nick jetzt hier aufkreuzte. Wo grade Laura hier war.
âââââStattdessen kĂŒmmerte er sich weiterhin darum, die groĂe Anlage fĂŒr heute Abend an den Start zu bekommen. Was zugegebenermaĂen auch spannend war. Das waren nicht die Lautsprecher, die sie sonst eh jedes zweite Wochenende nutzten, sondern ein verdammt groĂes System, dass Franzi ĂŒber einen befreundeten Auszubildenden in einer GroĂfeldener Eventagentur hatte ergattern können. Und nun verband David die einzelnen Komponenten so miteinander, wie es fĂŒr ihn Sinn ergab. Was zugegebenermaĂen eigentlich genau so war wie bei einer kleinen Hifi-Anlage, nur das alles gröĂer war â und eben auch schwerer âŠ
âââââKonzentriert verkabelte David die Anlage, wĂ€hrend Laura unter Zuhilfename einer hohen Leiter Silber glitzernde Girlanden um die Deckenbalken der alten Scheune wickelte. Franzi war gezwungenermaĂen wieder in den Hofladen verschwunden, wo sie die letzte Schicht des Samstages zu verrichten hatte. Zusammen mit dem Taueis, welches noch im KĂŒhlraum des Hofladens lagerte, sowie blauer Beleuchtung, sollten die silber-kalten Girlanden die Scheune in ein paar Stunden in winterlich-kaltes Ambiente hĂŒllen. Es wĂŒrde die absehbar letzte groĂe Party vor Weihnachten werden, da konnte man auch nochmal etwas mehr auffahren!
ââââââBoah, kannst du schon was anmachen? Nur so n bisschen leise. Musik wĂ€r jetzt echt geilâ, schlug Laura vor, wĂ€hrend sie von der metallisch klappernden Leiter stieg.
ââââââMusst dich noch etwas gedulden, Baby ⊠â, winkte Dave ab: âStrom fehlt noch âŠâ
ââââââOaaahâ, beschwerte sich die brĂŒnette FĂŒnfzehnjĂ€hrige: âBrauchst nen VerlĂ€ngerungskabel?â
âââââMit einem mechanischen Klacken hebelte David grade das zweite, beinahe Armdicke Lautsprecherkabel in das VerstĂ€ckerrack hinein
ââââââMhm âŠâ, nickte Dave geistesabwesend. Sein Handy hatte schon wieder vibriert.
âââââEr zuckte, als eine Hand ihn auf der Schulter berĂŒhrte.
âââââLaura legte einen Arm um seine HĂŒfte und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.
ââââââWasâ los, Schatz?â, fragte sie sachte, wĂ€hrend David der Instinkt ĂŒberkam, zurĂŒckzuweichen.
ââââââ⊠Nixâ, bemĂŒhte er sich zu lĂ€cheln.
âââââLaura stellte sich derweil auf die Zehenspitzen und fĂŒhre ihre beiden HĂ€nde in seine RĂŒckenmitte. Und kĂŒsste ihn ganz selbstverstĂ€ndlich auf den Mund. NatĂŒrlich machte David mit. Doch es war nicht das gleiche âŠ
âââââDicht an ihn herangedrĂŒckt, atmete Laura tief ein.
ââââââIst das Deo neu?â, fragte sie erstaunt. David war wirklich der letzte, der sich Gedanken ĂŒber Parfum oder so machte. Sie war ja schon froh, wenn er ĂŒberhaupt welches nutzte. Aber heute David roch irgendwie anders ⊠fruchtiger? Nach Abenteuer.
âââââLaura atmete erneut tief ein: âOoooooh ⊠Schatz. Das ist super. Egal was es ist âŠâ
âââââNick, es ist Nick, dachte David still.
ââââââWas meinst du âŠâ, lĂ€chelte Laura: âWir lassen die Scheune mal Scheune sein? FĂŒr ein-zwei Stunden. Lass uns einfach zu dir gehen âŠâ
âââââDavid kicherte nervös: âHehe ⊠bei ⊠bei mir ist noch mein Vater zu Hause, der hat die ganze Nacht gegen das Feuer gekĂ€mpft ⊠auĂerdem âŠâ
ââââââWas mĂŒsst ihr Kerkwalds auch immer die Welt retten âŠâ
âââââLaura gab ihrem Freund, der selbst in diesem Moment immer noch nicht ganz anwesend wirkte und seinen Blick schweifen lies einen weiteren Kuss auf den Mund: âHallo, hier bin ich!â, verdeutlichte sie.
âââââDave lĂ€chelte: âBaby âŠâ
âââââDas klang grade vom Tonfall wie eine Entschuldigung.
ââââââHey, Schatz, was âŠâ, setzte Laura an, doch wurde von einer Vibration, welche die beiden eng aneinandergedrĂŒckten Teenager gleichermaĂen spĂŒrten, unterbrochen.
ââââââBoah, wer âŠâ, meckerte Laura und griff nach dem Handy.
âââââNick, natĂŒrlich Nick.
ââââââFranzi schreibt, ich soll mal schnell rĂŒberkommen zum tragenâ, log er und steckte sein Handy blitzschnell wieder weg: âDirekt!â
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âââââEin selbstbewusste DrittklĂ€ssler zerrte an der Hand einer Frau,, als er sich noch einmal zu Jakob umdrehte: âTreffen um Mittag am Dreieck!â, rief er Jakob noch zu, bevor er dann doch der ergrauten Frau folgte, die seine GroĂmutter war. ĂâuĂerst unerwartet waren Jakob und Robin am bunt geschmĂŒckten Torbogen von Franzis Bauernhof auf Frau Knopp und ihren jĂŒngsten Enkel Max getroffen. Immerhin waren die Knopps seit der Sache mit den WindrĂ€dern, das wusste jeder im Dorf, mit den Sellers geradezu verfeindet. Was einigermaĂen sinnlos war, wenn man bedachte, da sich beide Familien gegenseitig das Ackerland um Kleinfeldern herum verpachteten. Vermutlich waren sie die jeweils gröĂten PĂ€chter des jeweils anderen. Doch das hielt die Knopps nicht davon ab, seit dem Beginn des Windradstreits den Sellers-Hofladen zu boykottieren.
âââââDoch das hatte Jakob und Max nicht davon abgehalten, sich zur Untersuchung der Brandstelle zu verabreden. Die Jungen waren sich in ihrem Verdacht einig: Es musste der FarbbombenattentĂ€ter sein! Diesmal wĂŒrden sie wieder eine Spur finden und der ganzen Sache endlich nĂ€herkommen! Doch davor musste Jakob erstmal mit seiner groĂen Schwester den Rest des Einkaufes erledigen. Und natĂŒrlich noch schnell Fenix bescheid sagen, damit er mitkam und seine Kamera mitbringen konnte.
âââââAls Robin und ihr kleiner Bruder die kleine Halle betraten, in der die Familie Sellers nicht nur ihre eigenen GemĂŒseerzeugnisse anbot, sondern auch weitere regionale Erzeugnisse bishin zu Honig und Fleischerzeugnissen aus dem örtlichen Schlachthof, hatte sich die Schlange lĂ€ngst aufgelöst, die sich dort Samstagvormittags kurz vor Ladenschluss meist bildete. Aber das war ja auch kein Wunder, immerhin waren sie gleich an zwei âGeschlossenâ-Schildern vorbeigelaufen. Und der Aufsteller mit den Ăâffnungszeiten, auf dem âSamstags: 9-12 Uhrâ stand, sprach eigentlich auch fĂŒr sich âŠ
ââââââPĂŒnktlich wie die Maurer âŠâ, scherzte Franzi, als sie ihre beste Freundin entdeckte. Franzi, ihre Mutter sowie Arthur, einer der krĂ€ftigen Feldarbeiter, der das halbe Jahr fĂŒr die Sellers auf dem Hof arbeitete, um die andere JahreshĂ€lfte in seiner Heimat zu verbringen, stellten grade die gröĂtenteils leeren grĂŒnen Plastikkisten zusammen und deckten die Verkaufstische ab. Der Geruch von frischer Erde, Sellerie und einer Spur von altem Obst lag in der Luft. Ein einsamer Heizstrahler bemĂŒhte sich, den Raum auf eine halbwegs angenehme Temperatur zu bringen, aber trotzdem war es so kalt, dass Franzi nicht darauf verzichten konnte, ihren dunkelgrĂŒnen Parka zu tragen.
ââââââSorryyyyy! Der Zwerg da hat mich aufgehalten!â, entschuldigte sich Robin.
ââââââMensch Jakob! Also wirklich!â, empörte Franzi sich gespielt: âGib doch deiner Schwester keine Entschuldigung fĂŒr ihr stĂ€ndiges ZuspĂ€tsein!â
âââââJakob kicherte: âDas war nicht meine Schuld !!â
ââââââKlaaaaarâ, knuffte Robin ihren kleinen Bruder.
âââââFranzi schmunzelte, doch deutete dann neben die alte Registerkasse: âIch hab euer ĂŒbliches Zeug schon beiseite gelegt. Hab mir ja schon gedacht, dass du doch noch aufkreuzt heute âŠâ
ââââââSorry ⊠Mama wollte eigentlich heute, aber jetzt war irgendwie doch âŠâ
âââââFranzi sah ihre beste Freundin mitleidig an, wĂ€hrend sie daran scheiterte, den groĂen Stapel an Plastikkisten hochzuheben, ohne dass die Oberste wieder herunterfiel: âJakob, kannst du mir kurz beim rĂŒbertragen helfen, wĂ€hrend Rob euer Zeug zusammensucht?â
âââââFroh, in die Arbeit des spannend wirkenden Hofladens miteinbezogen zu werden, schnappte sich Jakob einen Kistenstapel: âKlaro!â
ââââââSuper, Kleiner!â, lobte Franzi den Jungen, den sie schon kannte, seitdem sie denken konnte.
ââââââHeee ich bin nicht Klein!â, protestierte das Kind, das Franzi höchstens bis zur Brust reichte: âDarf ich gleich die Ameise verschieben?â, quĂ€ngelte Jakob.
ââââââWenn du willst, gerne! Nur beim Hebeln musst du vorsichtig sein!â, antwortete die Bauerstochter und klopfte auf den Hebel des groĂen roten Stahlwagens, dessen FĂ€higkeit zum heben von Palletten, die weit schwerer sind als erselbst ihm in der Logistik den Spitznamen âAmeiseâ eingebracht hatte.
ââââââIch bin voll vorsichtig!â, beteuerte Jakob, bevor er Franzi zurĂŒck in den Verkaufsbereich folgte.
ââââââSo, die Kartoffeln mĂŒssen als nĂ€chstes. Am besten nimmst du die Halbleere, die ist nicht so schwer âŠâ
âââââEntschlossen griff Jakob stattdessen nach der Kiste, die bis zum Rand mit den dunkelgelben ErdĂ€pfeln war. Die war wirklich ganz schön schwer! Doch Jakob war bemĂŒht, sich nichts anmerken zu lassen um die Freundin seiner groĂen Schwester zu beeindrucken. Nur mit MĂŒhe schaffte er es, die Kiste bis zur Palette im Lagerraum zu tragen.
ââââââMensch, bist ja doch groĂ und stark geworden!â, lobte Franzi den ZehnjĂ€hrigen.
ââââââKlar.â, bemĂŒhte Jakob sich, unbeeindruckt zu wirken, obwohl ihm das Lob viel bedeutete. Lustig, dass Franzi das ausgerechnet heute zu ihm sagte, wĂ€hrend er eine Pampers unter seiner Kleidung âŠ
ââââââFĂ€llt dir irgendwas an mir auf?â, fragte er die FĂŒnfzehnjĂ€hrige plötzlich und scheinbar unvermittelt, wĂ€hrend er sich zwischen den herumstehenden Kisten durchschlĂ€ngelte. Franzi war das ideale Testsubjekt, hatte Jakob grade realisiert.
âââââFranzi, der eigentlich daran gelegen war, den Laden möglichst schnell aufzurĂ€umen um sich anschlieĂend der Restorganisation der abendlichen Party zu widmen, fing einfach an zu raten: âNeue Jacke?â
âââââJakob schĂŒttelte energisch den Kopf: âNeee, die ist doch aaaalt!â
ââââââKeine Ahnungâ, zuckte Franziska mittelinteressiert mit den Schultern, wĂ€hrend sie wieder in den Verkaufsraum gingen, wo Robin grade die Einkaufstasche vollud. Arthur und ihre Mutter hatten den Verkaufsraum bereits in Richtung Hof verlassen, sodass nun ein wenig Ruhe einkehrte.
ââââââSoll ich dir einen Tipp geben?â, fragte Jakob gespannt.
ââââââMhmâ
ââââââDa unten!â, grinste Jakob verschmitzt und deutete auf seine Hose. Franzi schien ja wirklich gaar nichts zu bemerken!
ââââââHmm âŠâ, ĂŒberlegte Franzi halbherzig.
ââââââGarnix?â, fragte Jakob und drehte sich einmal im Kreis wĂ€hrend er auf seinen Po deutete.
ââââââOhhhhâ, glaubte die Bauerstochter zu verstehen und widmete dem Jungen doch kurz etwas mehr Aufmerksamkeit: âDas ist ja fantastisch, Jakob! Hast du auch endlich UnterwĂ€sche fĂŒr groĂe Jungs und keine WinâŠâ
ââââââNeeeeeeeinâ, kicherte der ZehnjĂ€hrige: âVoll nicht! Das Gegenteil: Ich hab wieder Pampers um!â, klĂ€rte Jakob vergĂŒngt, das MĂ€dchen so an der Nase herumgefĂŒhrt zu haben, auf: âGuck!â, sagte er stolz und lupfte seinen Pullover, sodass die weiĂen WindelbĂŒndchen aus seiner Hose herauslugten.
âââââFranzi konnte sich nicht verkneifen, abrupt loszuprusten: âJakob, ich glaube nicht, dass das etwas ist, worauf man stolz sein sollte âŠâ
ââââââQuatschkopfâ, kommentierte auch Robin peinlich berĂŒhrt doch insgeheim verzĂŒckt von Jakobs Offenbarung und wuschelte dem Windelkind durch die dichten schwarzen Haare in der Hoffnung, er wĂŒrde das Thema beenden.
ââââââSie hats wirklich nicht gemerkt!â, quiekte Jakob an seine Schwester gerichtet.
ââââââĂâhm ⊠Jaaaaaaa ⊠Whatever âŠâ, kommentierte Franzi und versuchte den vergangenen Wortwechsel einfach zu vergessen: â⊠mach dich doch mal nĂŒtzlich und fahr die Palette mit dem Mischobst in den KĂŒhlraum!â
âââââ
âââââNun, da Jakob endlich beschĂ€ftigt war, hatte Robin die Gelegenheit, ihre Freundin das zu fragen, was ihr schon die ganze Zeit auf den Lippen lag: âHast du jetzt Derek eingeladen heute Abend?â Doch im selben Moment, in dem Franzi dem kleinen Jungen auf die Schulter klopfte und Richtung Lagerraum schickte, öffnete sich die grĂŒnlackierte MetalltĂŒre Richtung Hof und, ausgerechnet, David trat durch die TĂŒr: âHeee Franzâ, fragte er, wobei er sich durch die halb geöffnete TĂŒr lehnte ohne vollstĂ€ndig in den Raum einzutreten: âHabt ihr noch irgendwo Stromkabel?â
âââââFranzis lange, blondgelockte Haare wirbelten hin und her, als sie sich erst zu Robin, dann zu David, dann wieder zu Robin umdrehte: âĂâÀÀhm âŠâ
âââââBegleitet von Turnschuhquietschen rannte gleichzeitig Jakob aus der entgegengesetzten Richtung wieder in den Verkaufsraum: âFranziiiii, die TĂŒr zum KĂŒhlraum ist zuuuuuuu!â
âââââ
âââââPlötzlich hatten sich alle drei Geschwister in dem kalten, zugigen Raum mit den hohen Fenstern versammelt â und wollten alle drei etwas von Franziska.
âââââDie musste erst einmal ihre Gedanken sortieren: âArgh ⊠Dave ⊠Ăâhh âŠâ, wurde sie hektisch.
ââââââFraaaanziiii ⊠â, nervte Jakob.
âââââGestresst griff sie nach ihrem SchlĂŒsselbund, der eh noch neben der Registrierkasse lag: âFang!â, rief sie dem Jungen zu und warf ihn in einem hohen Bogen in Jakobs Richtung. Der ZehnjĂ€hrige musste einen Torwartreifen Hechtsprung hinlegen, um die SchlĂŒssel noch zu ergreifen und rempelte dabei fast die Zwiebelkisten um.
âââââDoch dann hielt Jakob ihn in den HĂ€nden. Franzis SchlĂŒsselbund. Drei SchlĂŒssel, ein silber glĂ€nzender, moderner, rechteckiger SchlĂŒssel, ein massiver, alter Verrosteter sowie ein kleiner FahrradschlĂŒssel der halb aus schwarzem Plastik bestand. Und als SchlĂŒsselanhĂ€nger ein kleiner grĂŒner Gummifrosch, dessen Farbe am Maul bereits abgepiddelt war lagen nun in Jakobs Hand. Wieder. Sofort erkannte er die SchlĂŒssel! Wusste, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Gefunden, im alten Rucksack auf dem Waldboden an der LandstraĂe.
âââââDie drei Jugendlichen, die höchstens sechs Meter von ihm entfernt am anderen Ende des Raumes standen, beachteten ihn nicht, sondern tauschten sich ĂŒber die bevorstehende Party aus und waren völlig mit sich selbst beschĂ€ftigt. Doch Jakob sah zu Franziska rĂŒber, auf den SchlĂŒsselbund in seiner Hand und dann wieder zu Franziska zurĂŒck.
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Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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Also ich weiĂ ja nicht was ich momentan von Robin halten soll… eigentlich ist Sie ja die groĂe Liebe Schwester. Aber das sie Jakob jetzt teilweise dazu angestiftet die Pampis zu nutzen… Giaci was zauberst du da wieder hervor? Sieh ja zu das es Jakob weiter so gut geht….. wir wollen ja nicht das es einen zweiten Felic gibt đ
Aber Felix gings doch auch immer gut, ganz besonders mit seinen Pampers! đ Oder wie meinst du das? đ
Nein ich meine damit eine andere Sache.. *hust hust Schule und Mobbing hust*
đ
Hm, ich glaube, was das angeht stehen Jakob und Felix ungefÀhr gleich schlecht da in ihrer Klasse. Aber nicht wegen den Windeln.
Hoffen wir mal, dass das so bleibt ⊠*nichts verrat*
Na hoffentlich hat Robin die besten Absichten im Kopf…
Hi das ist eine schöne Geschichte.
Freut mich, dass sie dir gefĂ€llt! đ
Sach mal schreibst du die geschichtet (zweite Chance) noch weiter oder habe ich par Kapitel ĂŒbersehen
Neee Sorry, Zweite Chance hatte ich damals abgebrochen und stattdessen âDie Verwandlungâ geschrieben. :/
ok schade hÀtte gerne das ende gelesen =(
Wie immer so schön zu lesen!