Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (28)
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Kapitel 28
Katastrophe in Hemmingen!
Im ersten Moment hielt die Sirene noch für das Klingeln des Weckers. Mitten in Volkers Traum fügte sich das Heulen der ehemaligen Luftschutzsirene ein, dieses laute, alles durchdringende Summen das sicherlich nicht nur ihn, sondern auch seine Ehefrau aufwecken würde. Und das restliche Dorf auch.
Eva stöhnte genervt und drehte sich um, er strich schnell über ihre Schulter und schlug die Bettdecke zur Seite. Es war stockdunkel, selbst die Straßenlaternen draußen waren aus. Es musste nach Mitternacht sein. Ohne das Licht anzuschalten tastete er sich bemüht leise vor bis zum Kleiderschrank. Griff nach dem Erstbesten, stolperte durch die Türe und machte das Flurlicht an.
„Darf ich wieder mitkommen zum Gerätehaus?“, fragte ihn sein Sohn, bevor sich seine Augen an das helle Licht gewöhnt hatten. Der Zehnjährige stand in seiner spaltbreit geöffneten Zimmertüre und lugte neugierig in den Flur, wohl wissend, dass er um diese Uhrzeit ins Bett gehörte.
„Jakob, nein! Du musst morgen früh raus, das geht wirklich nicht!“, raunzte Volker ihn an. Noch wusste er nicht, wie sehr er sich dabei irren sollte.
„Aber …“, versuchte der schmächtige Junge erneut seinen Vater zu überzeugen.
„Bärchen, es tut mir leid, aber ab ins Bett jetzt!“, beharrte er. Ohne auf die Reaktion seines Sohnes zu warten nahm er die Treppe nach unten, riss seinen Mantel von der Garderobe und stapfte durch den Schneesturm rüber ins Feuerwehrgerätehaus.
Trotz, oder grade wegen des Schneesturms kamen die Kameraden zahlreich. Außer mit Feuerwehrfahrzeugen kam man angesichts der Schneemassen an diesem Abend ohnehin kaum irgendwo hin. Trotzdass die Leitstelle ihnen einen weiteren Vollalarm übermittelt hatte ließen sie den VW-Bus im Gerätehaus zurück. Er würde es bei den gegenwärtigen Straßenverhältnissen sicherlich nicht bis nach Hemmingen schaffen. Das in den 80er-Jahren mit Katastrophenschutzgeldern beschaffte Löschfahrzeug mit Allradantrieb natürlich problemlos, ihr Tanklöschfahrzeug ebenfalls. „Kameraden, ihr sprintet hinterher!“, lachte Waldemar, als er als zweiter in das nun volle Führerhaus des TLFs kletterte. Aber natürlich hatte die Kleinfeldener Wehr eine bessere Lösung: Mühelos ersetzte die G-Klasse der Knopps den Bus und folgte den beiden Feuerwehr-LKWs auf ihrer Fahrt. Im Gegensatz zum Windpark-Brand am Wochenende war auch Knopp Junior mitsamt Wagen zum Einsatz erschienen – und nur Volker wusste, warum Alfred Knopp am Samstag gefehlt hatte. Argwöhnisch hatte er den Kollegen in der Umkleidekabine gemustert, aber sie würden sich heute wohl oder übel wieder aufeinander verlassen müssen.
Auf der Fahrt über die Landstraße ließen sie die Sirenen ausgeschaltet. Es war außer ihnen ohnehin niemand unterwegs. Die Scheibenwischer der alten Lastwagen arbeiteten auf Hochtouren, die Motoren und Getriebe ebenso, doch trotzdem krochen sie ihrem Einsatzort nur mit 50 Stundenkilometern entgegen.
Aber das war kein Grund zur Sorge, in dieser Nacht würden sie immerhin nicht die ersten vor Ort sein. Im Schein des vom Schnee reflektierten Blaulichts las Volker noch einmal über die Alarmierung:
„Technische Hilfeleistung – Eingestürztes Dach/Gebäude“ lautete ihr Auftrag. Als Zielort angegeben war „Hemmingen, Grüner Weg 31“, doch Volker konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, woher ihm diese Adresse bekannt vorkam. Ihr Konvoi preschte durch die Hauptstraßen der Kreisstadt, bevor sich Nahe des Autobahnzubringers noch ein blauer Kran des THW zu Ihnen gesellte – spätestens jetzt war allen in der rumpelnden, nach Getriebeöl riechenden Fahrerkabine klar, dass es sich um den zweiten Großeinsatz binnen einer Woche handelte. Waldemar kurbelte wie wild am riesigen, dürren Lenkrad und zwängte das schwere Tanklöschfahrzeug so eng durch die Kurve, dass Volker beinahe von seinem Sitz herunterrutschte. Jetzt sah er das Blaulichtgeflacker. Keinen Feuerschein. Sofort erinnerte er sich, woher er die Adresse kannte.
„Mein Gott, das ist doch das Gymnasium!“, entfuhr es ihm.
Wie auf Kommando bog Waldemar auf den Schulhof ein, wo ihm bereits ein Kollege der Berufsfeuerwehr entgegenlief: „Parkt euch mal hoch auf die obere Ebene. Müssen vor allem schauen, dass wir das Wasser aus dem Keller und EG bekommen … hier unten brauchen wir Platz für den Kran!“
„Du kannst da nicht hochfahren – unterm Schnee sind Treppenstufen!“, warnte Volker und deutete ihm einen Weg außenrum an. Ruckartig riss Waldemar an dem langen dürren Schaltknauf und schaltete mehrere Gänge nach unten bevor er den Motor wieder aufheulen lies
Noch bevor ihr Fahrzeug seine Position erreicht hatte, sprang Volker herab. Seit bald dreißig Jahren war er in der Feuerwehr, doch sein Herz klopfte und seine Knie versagten beinahe. Dabei brannte es nicht mal.
„Wo habt ihr eure TS? Wir brauchen hier weniger, nicht mehr Wasser!“, begrüßte ihn Irgendwer.
Volker blinzelte wie in einem Traum. Ein Teil von ihm hatte längst begriffen, was passiert war. Ungläubig starrte er auf die Glastüren der Aula und auf den vom Scheinwerferlicht gleißend hell erleuchteten Schneeberg dahinter. Auf die Trümmerteile der Deckenkonstruktion, die verstreut im inneren lagen. Selbst die freistehende Treppe war weggebrochen, sodass man gar nicht mehr in die oberen Etagen hineinkam.
„Volker, kommst?“, forderte in Waldemar auf.
Das Stimmengewirr an der Einsatzstelle wurde immer lauter. Die blauen Lichter blitzten immer schneller. Über ihm fuhr sich der knarrende Arm eines Sechzigtonnenkrans aus.
„Wenn das ein paar Stunden später passiert wäre, durch die Aula laufen zur Pause locker fünfzehnhundert Schüler …“, hörte er Jemanden sagen. Keuchend lehnte er sich gegen eine Betonsäule während sich um ihn herum alles drehte.
Am nächsten Morgen
Müde drehte sich Jakob in seinem Bett um und drückte den Kopf so stark in sein Kissen als könne er damit die kuscheligkeit und wärme seines Bettes mit in den Morgen nehmen: „Ich komm ja schoooon“, murmelte er meckernd und schlug seine Bettdecke zur Seite, bevor er durch sein Hochbett zur Leiter kletterte und herabstieg. Wie an jedem einzelnen Morgen in seinem ganzen bisherigen Leben hing seine Nachtpampers warm, durchnässt und glibberig-weich in seiner Schlafanzughose herab und baumelte schwer schwingend zwischen seinen Beinen. Dass er jetzt nicht als erstes zu seiner Kommode lief und die durchnässte Windel beschämt gegen eine Drynites tauschte, war hingegen neu, das machten sie erst seit ein paar Tagen so. Weil Robin ihm nach dem Frühstück seine Schulpampi anziehen würde zusammen mit der Kleidung für die Schule, da konnte er auch genau so gut in der vollen Nachtwindel frühstücken. Entsprechend lief er ohne Umschweife, jedoch hungrig raus auf den Flur, wo sich grade die Türe seiner großen Schwester öffnete. „Guten Morgen!“, freute sich Jakob und rannte an der müden Jugendlichen vorbei. Auf der Treppe überholte er auch seinen deutlich verschlafeneren großen Bruder und kam als Erster in der Küche an, wo sein Vater schon auf der Eckbank saß.
Überrascht, doch fröhlich staunte der Zehnjährige: „Papi! Musst du nicht schon auf der Arbeit sein?“
Ohne auf eine Antwort zu warten lief Jakob zu seinem Vater rüber, kniete sich neben ihn und umarmte den Endvierziger. Die Pampers schmatzte als er sich hinsetzte, doch das war für ihn mittlerweile wieder normal geworden.
Volker räusperte sich: „Ich … wir hatten heute Nacht Einsatz …“
„Boah Geil, hast du Rührei gemacht?“, staunte David im selben Moment, als er die Pfanne auf dem Herd entdeckte.
„Guten Morgen, Bärchen!“, säuselte seine große Schwester Jakob im nächsten Moment ins Ohr und durchwuschelte seine von der Nacht ohnehin zerzausten Haare bevor sie ihn von hinten umarmte. Jakob kicherte, obwohl seine Aufmerksamkeit grade eigentlich auf seinem Vater lag: „Was? Was ist passiert? Hat …“
Sein Vater legte eine Hand um ihn und um Robin gleich mit, bevor er seinem Sohn antwortete: „Ich bin so froh, dass es euch gut geht! In der Nacht … Heute Nacht, bei euch in der Schule, die Aula mit dieser Kuppel, die ist eingestürzt!“
„Alter!“, staunte David mit vollem Mund und lies beinahe den Rühreiteller, den er grade von der Pfanne zu seinem Platz bugsierte fallen.
„Hätte es gestern Abend nicht so stark geschneit wäre das vermutlich erst heute passiert, oder Morgen! Die Stahlträger in der Mitte waren von innen Korrodiert und …“
„Wie groß ist das Loch?“, unterbrach Jakob seinen Vater gespannt.
„Boah wenn das tagsüber passiert wäre, wir haben so ein Glück gehabt …“, realisierte Robin und drückte ihren kleinen Bruder noch stärker an sich ran.
„Ja, habt ihr …“, antwortete Volker: „Das gesamte Plexiglas-Ding ist eingekracht und die Treppe auch. Wir haben gestern Nacht noch abgestützt, aber vorerst darf niemand mehr da rein … Akute Einsturzgefahr!“
„Heift daf …“, David schluckte sein Rührei herunter: „Wir haben Schulfrei?“
„Bestimmt“, antwortete ihm sein Vater.
„Geil, ich geh wieder ins Bett!“, befand David: „Aber schon krass.“
Jakob lehnte seinen Kopf an die Schulter seines Vaters und Robin rutschte neben ihn, sodass sie zu dritt auf der kurzen Zeite der Eckbank saßen, auf der normalerweise nur eine Person gut Platz hatte. Jakob saß halb auf dem Schoß seiner Schwester und halb auf dem seines Vaters. Ungefragt servierte David ihnen drei Teller mit Rührei während Jakob eine Träne in den Augen seines Vaters ausgemacht hatte und versuchte, ihn zu trösten: „Aber es hat sich niemand verletzt, oder Papa?“
„Zum Glück“, nickte sein Vater: „Aber …“
„Dann ist doch alles gut … Gibt es Fotos?“, fragte Jakob als nächstes. Klar war das eine kleine Katastrophe, aber in seinen Augen war nichts schlimmes passiert. Aber verdammt spannend war das!
„Ach Jaki …“ antwortete sein Vater liebevoll und einen Moment saßen sie schweigend zusammen, bevor Eva die Küche betrat und ebenfalls von den Ereignissen der Nacht erfuhr. Im Gegensatz zu David war sie Meisterin im gleichzeitigen Zuhören und Frühstückzubereiten, sodass Jakob an einem Kakao schlürfen konnte als sein Papa die Geschichte zum Zweiten Mal – nun wesentlich ausführlicher – erzählte. Volker holte aus und wusste zu erzählen: Der tagelange, starke Schneefall war schlichtweg mehr gewesen als die marode Dachkonstruktion der großen Plexiglaskuppel hatte tragen können. Viele Jahre musste sich der Rost unbemerkt hinter der Verkleidung ausgebreitet haben. Warum das möglich war und wer dafür verantwortlich war, das wusste man nicht. Noch nicht. Die herunterstürzenden Trümmer hatten dann die Treppen und Teile der Galerie beschädigt, sodass das gesamte Gebäude – mit Ausnahme des Anbaus – als unpassierbar galt. Drei gespannte Schüler löcherten Volker daraufhin mit Fragen, wie lange sie nun wohl frei haben würden, was mit anstehenden Klassenarbeiten passieren würde und weiteren Themen, die Volker beim besten Willen nicht beantworten konnte. Die pünktlich um halb Sieben beginnenden Nachrichten des Lokalradiosenders berichteten ebenfalls von dem Unglück und interviewten sogar den Schulleiter. Ausführlich berichtete der von den Schäden davon, was alles hätte passieren können. Als wollte er seine Schüler auf die Folter spannen, ergänzte er erst ganz am Ende des Interviews: „ … Daher können wir einen Unterrichtsausfall nun nicht vermeiden. Bis zum Anfang der nächsten Woche wird kein Unterricht stattfinden. Anfang nächster Woche werden wir in den verbleibenden Räumlichkeiten in ein Blockunterrichtsmodell …“
Die weiteren Worte des Rektors gingen im aufgeregten Durcheinanderreden der drei Geschwister unter, sodass Eva das Radio überrascht leiser drehte.
„Geil! No Shit, ich geh wirklich nochmal ins Bett“, freute David sich und stand schon im nächsten Atemzug auf.
„Frmpf“, stieß Volker aus und Jakob wusste nicht richtig, ob sein Vater sauer oder neidisch war: „So, ich muss aber auch wirklich los jetzt …“
„Brudi, ich glaub, ich auch …“, gähnte auch seine große Schwester während Volker sein Besteck auf den Teller legte. Überrumpelt sah sich Jakob um: „Mama … ?“
„Ach, ich bin gleich im Rathaus, Schatz … aber … ess du gerne noch in Ruhe auf und …“, strich sie ihm durchs Haar: „ … Hm?“
Dem Zehnjährigen ging grade alles etwas zu schnell: „Papa!“, rief er seinem Vater hinterher: „Kann ich heute bei dir mitkommen?“
Volker hatte bereits seinen Mantel umgelegt: „Tut mir leid Bärchen, wir haben heute Kontrolle am Staudamm, da …“
„Aber das ist doch total spannend ey!“, verschränkte Jakob beleidigt die Arme.
„Sei doch froh, dass du heute frei hast, hm?“, riet sein Vater ihm: „Spiel mit deinen Freunden, da draußen liegt so viel toller Schnee, euch wird schon nicht …“
Doch seine Mutter kaperte das Gespräch, so wie es Erwachsene immer machten, wenn sie der Meinung sind, dringlichere und wichtigere Anliegen zu haben: „Kannst du mich vielleicht schnell bis zum Rathaus mitnehmen?“
„Klar! Aber dann beeil dich!“, antwortete der Familienvater seiner Frau bevor er aus dem Türrahmen verschwand. Jakob sah zu, wie seine Mutter ihren Teller noch schnell in die Spüle stellte, bevor sie beinahe fluchtartig die Küche verlies. Die Haustüre knallte zu und der Zehnjährige hörte, wie der alte Opel in der Einfahrt erst ansprang und sich dann langsam den Weg durch den Schnee bahnte bevor im nächsten Moment nur noch das Radio die Stille füllte.
Der schmächtige Junge, fast Elf aber in diesem Moment doch eher wie ein kleines Kind wirkend, brauchte noch einen Moment, bis er verstand, dass er nun praktisch alleine zu Hause war. Mit drei Geschwistern kam das selten genug vor, dass es sich wirklich besonders anfühlte. Mit der halbvollen Tasse in seiner Hand verließ auch er die Küche und schlich, die tiefhängende Pampers bei jedem Schritt zusammenquetschend, rüber ins Wohnzimmer. Schnell hatte er das Objekt seiner Begierde – die Fernbedienung – gefunden, legte sich Bäuchlings vor den Fernseher und schaltete ein.
Im ZDF berichtete eine ernst aussehende Frau aus Jerusalem. Langweilig! Außerdem erinnerte ihn das an Reli-Unterricht. Jakob zappte so lange, bis der Fernseher auf Super-RTL stand. Laut kreischende Cartoonstimmen schallten aus dem Lautsprecher, so laut, das er hektisch leiser machte. Erst danach achtete er wirklich auf das, was auf dem Bildschirm geschah: Ein animiertes, grellrosa Schaf mit braunem Hut hob seine Pfote in die Höhe und brachte Jakob dazu, genervt zu seufzen. ,Peppa Wutz‘! Das war doch was für Babys. Oder Mädchen! Peinlich berührt schaltete er einen Kanal weiter. Auf Vox kochten irgendwelche Leute irgendwas. Weiter. Jakob schlürfte an seinem Kakao während er an zwei Teleshopping-Kanälen vorbeizappte bevor die Senderliste wieder von vorne begann.
Auch der Kinderkanal war im Babymodus, wie dem Zehnjährigen die Aufschrift „Kikaninchen“ anstelle des normalen Senderlogos verriet. Fast so schlimm wie Toggolino. Oder schlimmer. Ein mittels stop-motion-Technik animiertes, tollpatschiges Schaf aus Watte und Knetmasse lief über den Bildschirm und Jakob wusste von früher noch, dass das Shaun das Schaf war. Das hatte er im Kindergarten manchmal schauen dürfen wenn er sich verletzt hatte. Oder wenn Mama ihn zu spät abgeholt hatte. Er drehte sich nochmal um zur Wohnzimmertüre und vergewisserte sich, dass niemand mitbekam dass er Kleinkinderfernsehn schaute, griff nach dem Kissen vom Sofasessel, legte es unter seinen Kopf und verfolgte zufrieden die Abenteuer des englischen Schafes. Irgendwie gefiel es ihm. Alles. Das Fernsehprogramm, was zwar nicht grade spannend war, aber bei dem einem beim anschauen irgendwie warm ums Herz wurde. Der Gedanke, dass er die nächsten Tage keine Hausaufgaben haben würde. Keine Schule, keine Lehrer, die ihm erzählen würden, dass er zu schlecht war und keine Mitschüler, die ihn ärgern würden. Und auch von seiner Mama würde er keinen Ärger bekommen. Kein ,Mach deine Hausaufgaben‘, , ,Räum dein Zimmer auf!‘ oder ‚Geh gefälligst aufs Klo wenn du musst‘ – zumindest Vormittags.
Ein Lächeln bildete sich auf Jakobs Lippen während er mit seinen Beinen in der Luft baumelte und das Fernsehprogramm verfolgte. Langsam wurde es angenehm warm im durch die Nacht ausgekühlten Wohnzimmer. Der Fünftklässler rutschte das Kissen zurecht, sodass sein Oberkörper bequemer darauf lag und spürte plötzlich das alte, wohlbekannte Stechen seiner Blase.
Das war das Allerletzte, wenngleich oft auch das erste Warnsignal, das sein Körper ihm sendete, bevor er sich in die Hose machte. Der Fast-Elfjährige seufzte entspannt, bäumte seinen Oberkörper ein bisschen auf und lies locker ohne seine Augen vom Fernseher abzuwenden.
Sofort wurde es wieder heiß in seiner Pampers. Das Pipi sammelte sich in seinem Schritt, ließ die Windel vorne ganz schwer werden und plötzlich spürte er sogar an seinem Bauch die Wärme.
Vielleicht lief er grade aus.
Vielleicht aber auch nicht. Jakob entschied sich dazu, nicht nachzuschauen und pullerte einfach weiter. Als der Druck nach einigen Sekunden weniger wurde und das Stechen nachlies, schob sich ein anderes Gefühl in Jakobs Wahrnehmung. Ohne Nachzudenken und nach zehn Jahren Windelkinderfahrung drückte er völlig automatisch, damit der Rest des Pipis auch noch rauskam während er deutlich spürte, wie dringend er auf einmal Groß musste. Jakobs Augen wurden wässrig, er hielt die Luft an und seine Bauchmuskulatur spannte sich an. Der Zehnjährige musste gar nichts bewusst tun, musste seinem Körper nichts sagen. Routiniert, binnen eines Sekundenbruchteils und bevor er auch nur einen klaren Gedanken dazu hätte fassen können, begann der Zehnjährige, seinen Stinker in die durchnässte Pampers zu drücken. Unterbewusst spürte er, wie sein Haufen langsam aus ihm herausdrückte und schnaufte angestrengt …
Halt!
Oh Gott!
Wie von der Tarantel gestochen richtete sich Jakob auf, kniete sich hin und drückte seine Ferse gegen seinen Po.
Hatte er grade wirklich?
Der Pipistrom versiegte augenblicklich und Jakobs Blase rebellierte mit einem schmerzhaften Ziehen. Jakob presste eine Hand vorne zwischen seine Beine, krümmte seinen Oberkörper nach vorne und versuchte dem Druck standzuhalten.
Kurz traute er nicht, sich zu bewegen, verlagerte sein ganzes Gewicht auf seine Ferse und hielt die Luft an.
Er hatte gestern vergessen aufs Klo zu gehen, dämmerte es ihm. Weil er unbedingt noch Hausaufgaben hatte machen müssen. Wow, das war Rückblickend echt sinnlos gewesen, dachte er zu sich selbst.
Er verharrte noch kurz in dieser Position, bevor der Druck nachlies. Mit einer Mischung aus Scham und Neugier sah Jakob an sich herunter. Seine Pampers formte eine dicke Beule zwischen seinen Beinen und irgendwie war Jakob stolz auf diesen Anblick. Er hatte sich komplett vollgepullert, wie früher im Kindergarten. Weil Robin nach dem Frühstück vergessen hatte, ihn zu wickeln! Absichtlich lenkte Jakob seine Aufmerksamkeit wieder zum Fernseher, wo grade das Intro von ,Jim Knopf‘ lief – ebenfalls Knetfiguren, aber mit Zügen und einer Insel – und zwang sich dazu, nicht an sich herunterzusehen, während er drückte, um sein Pipi weiter fließen zu lassen. Hinten konnte ja nichts mehr rauskommen jetzt.
Er machte sich voll wie als Sechsjähriger, dachte er still und wusste nicht, warum dieser Gedanke plötzlich so spannend war. Wobei, damals hätte er seinen Stinker vermutlich nicht eingehalten, dachte Jakob. Nicht Zuhause und erst recht nicht vor dem Fernseher. Und irgendwie würde er jetzt auch gerne …
Drei oder vier Jahre zuvor am selben Ort …
Vermutlich war er sieben Jahre alt gewesen, vielleicht Acht. Irgendwann in der zweiten Klasse und vermutlich war es Sommer gewesen. Jakob wusste es noch genau. Es war Juli gewesen, die Rolladen waren noch vom Nachmittag zuvor halb heruntergelassen gewesen, sodass nur einzelne Sonnenstrahlen hindurchscheinen konnten und ein gleichmäßiges Punktmuster auf dem Boden vor ihm formten.
Das Punktmuster war etwa so groß, dass er seinen Siku-Tanklaster bequem zwischen zwei Leuchtpunkten parken konnte.
Es war viel wärmer gewesen als in diesem Winter. Er trug ein blaues Tshirt und untenrum nichts als seine Pampers. Ganz gelb war die Windel und baumelte tief zwischen seinen Beinen umher, wobei dann manchmal kühle Luft unter den Bündchen hindurchhuschte und eine angenehme Brise durch den heißen, glitschigen Saugstoff huschte. Seit dem Vorabend des gestrigen Tages trug er diese Windel, weil seine Pipihose viel zu voll gewesen war als er von Linus zurückgekommen war und Mama ihn genervt direkt mit seiner Nachtwindel gewickelt hatte. Sie hatte ihn nicht mal gefragt ob er aufs Klo musste. Und Jakob hatte sich nicht getraut, etwas zu sagen.
Auf dem Fernseher lief damals jedenfalls keine Babysendung. Sondern die Pfefferkörner, einer der tollsten Kinderkrimis, wenn man Jakob nach seiner durchaus fundierten Meinung fragte. Auf Kika, ohne Werbeunterbrechungen. Was super war, außer man musste dringend aufs Klo. Und das musste Jakob. Groß, ansonsten wäre das ja kein Problem gewesen. Eigentlich musste er schon seit der Folge „4 gegen Z“ die zuvor gelaufen war. Achwas, eigentlich seitdem er gestern Nachmittag bei Linus gewesen war. Aber da hatte er lieber eingehalten als ins Haus zu rennen als sie auf der Straße Fußball gespielt hatten. Und nachher zu Hause hatte er sofort die Pampers umbekommen.
Die bequeme Liegeposition vor dem Fernseher hatte Jakob schon vor einer Stunde verlassen müssen. Er hatte sich hingehockt, aber das half auch nicht wirklich dabei, besser einzuhalten. Immer wieder musste er pupsen und jedes Mal hatte er das Gefühl, dass jederzeit mehr nachkommen könnte. Kurz nachdem die Folge Pfefferkörner begonnen hatte – obwohl er ja eigentlich nach „4 gegen Z“ hatte aufs Klo gehen wollen, hatte sich Jakob dann mit seinem Po auf seine Ferse gesetzt. Damit konnte nun nichts mehr rauskommen.
Doch trotzdem wurde der Druck zu groß und mit einem Mal drückte sein Stinker aus seinem Po heraus und gegen die aufgedunsene Saugfläche seiner Windel, auch wenn die durch seine Ferse so dagegen presste, dass nichts durchkam. Es ging nicht weiter. Weder vor, noch zurück. Ein total komisches Gefühl. Es war besser als weiter einzuhalten. Ein bisschen erleichternd, auch wenn er nun eigentlich erst recht angespannt war. Sein Stinker drückte, doch kam kaum raus. Jakobs linkes Bein schlief ein, doch bis zum Ende der Pfefferkörner verharrte er in dieser unbequemen, doch effektiven Position. Noch ein-zwei Mal überkamen ihn Druckwellen und er presste einfach, auch wenn dabei nichts weiter passierte als dass die Windel dabei noch klitschnasser wurde.
Die Pfefferkörner lösten ihren Fall und als nächstes war der Tigerentenclub dran. Jakob setzte an aufzustehen, doch verstand sofort sein Dilemma.
In dem Moment in dem er von seiner Ferse runterrutschte, würde er sich sofort in die Windel drücken.
Also erstmal weiter Tigerentenclub.
Ob er auf Knien bis zur Toilette rutschen könnte?
„Jakob?! Hast du immer noch deine Nachtwindel an?!“, hatte ihn seine Mama dann getadelt. Urplötzlich stand sie hinter ihm.
„Jaaa … gleich …“, grummelte Jakob. Er hatte grade wahrlich andere Probleme.
„Nein Freundchen! Jetzt!“, rief seine Mutter verärgert. Eva besaß keine Geduld, oder wollte keine zeigen, sondern packte ihren Sohn am Arm und zog ihn hoch.
Jakob stöhnte. Schnaufte. Kaum stand er, bildete sich eine tiefe Beule am freiliegenden Hinterteil seiner Pampers. Sein Haufen schob sich so gut es ging durch die vollgepinkelte Windel und Jakob erschauderte beinahe, wieviel da plötzlich kam. Aus erlenter Gewohnheit stützte sich mit seinen Händen auf seinen Oberschenkeln ab und ging langsam wieder in die Hocke. Voller Angst sah er hoch zu seiner Mutter, während sein Sichtfeld vor Tränen verschwomm. Tränen der Scham, aber auch Erleichterung.
An die Reaktion seiner Mutter erinnerte er sich zum Glück nicht mehr. Nur dass das das letzte Mal gewesen war, dass er sein großes Geschäft in die Hose gemacht hatte.
Dieser Fehler passierte ihm nicht erneut. Auch wenn er noch eine kurze Weile innehielt und sich an diesen Moment zurückerinnerte, schlich Jakob bald darauf durch das stille Haus rüber in den ersten Stock, entledigte sich seiner Pampers, ging auf Toilette und zog sich auf dem von Legosteinen freigelegten Bereich seines Spielteppichs eine frische Windel an. Ja, das konnte er beinahe so gut wie Robin, stellte er zufrieden selbst fest! Die unter seinem Hochbett herumliegende Strumpfhose zusammen mit dem dunkelblauen Sweatshirt von gestern reichten ihm als Kleidung für den Tag, zumindest jetzt, wo die Schule ausfiel. Den Rest des Vormittages nahm Jakob erneut den Fernseher in Beschlag, wo langsam endlich die Kleinkindersendungen aufhörten und coole Zeichentrickserien wie Duck Tales begannen. Irgendwann wurde ihm langweilig vor dem Fernseher, woraufhin er eine Legokiste mit nach unten nahm und gleichzeitig weiter an dem Flugzeug baute, das Robin und er gemeinsam wieder aufgebaut hatten.
Robin war es auch, die ihm dann irgendwann gegen Mittag sagte, dass er ,schon viereckige Augen‘ habe und ihm die Wahl ließ, entweder nach draußen in den Schnee zu gehen oder oben in seinem Zimmer weiterzuspielen.
„Boaaaaaar“, grummelte Jakob ohne seine Augen vom Bildschirm abzuwenden. Das nervte ihn. Da war seine Mutter einmal weg und jetzt war Robin der Meinung, Ersatzmama spielen zu müssen. Andererseits, wer durfte das, wenn nicht Robin?
„Was, wenn nicht?“, forderte er seine große Schwester heraus. Und hatte sofort ein schlechtes Gewissen.
Die sah zu ihm herunter und fuhr mit einer Hand durch seine Haare: „Ach komm, Bärchen. Sei ein lieber Junge …“
„Nur noch Ducktales, ok?“, bettelte Jakob. Und für seine große Schwester hätte er sogar direkt ausgemacht, wenn sie das gewollt hätte. Aber natürlich gab Robin nach. Aber nicht nur, weil sie ihrem kleinen Bruder einfach keine Bitte verwehren konnte, sondern auch, weil sie sich kurz darauf auf die Couch setzte und die Episode kurzerhand selbst mitansah.
Schließlich hatte sie heute Vormittag auch nichts besseres zu tun. Vielleicht mussten die beiden Geschwister erst noch verarbeiten, dass sie jetzt unerwartet Schulfrei hatten, aber vielleicht tat beiden ein gemütlicher Vormittag auch einfach einmal gut. Jakob kuschelte sich an seine Schwester und auch Robin schaffte es, weder über ihre Projektkursarbeit, ihre Klausuren noch über die Schülerzeitung nachzudenken. Irgendwann verschlug es beide zusammen in die Küche, wo sie zusammen die wahrscheinlich ersten Weihnachtsplätzchen des Jahres backten. Immerhin passte das Wetter dazu. Irgendwann wurde es dunkel draußen, ohne dass Jakob das Gefühl hatte, überhaupt jemals richtig in den Tag gestartet zu sein. In den letzten Tagen war immer so viel passiert, dass es sich plötzlich ungewohnt leer anfühlte. Aber irgendwie auf eine gute Art.
Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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Das ist gut, richtig gut…… auch wenn ich nicht zu den klassischen Viellesern gehöre. Wenige Geschichten hier haben so eine gute Basis- und Herznote.
Sollte ich vielleicht doch noch mal darüber nachdenken – mehr gute Geschichten – zu lesen, dann könnte ich auch erkennen, was hier gewünscht ist. Mein eigenes Sichtfeld ist noch zu klein. Jedenfalls gehört diese Geschichte (gesamt) zu den „Big five“ hier auf der Seite.
Ich bleibe jetzt dran und freue mich über einen neuen Teil.
Mein Neid, auf Inhalt und Schreibstil ist dir gewiss!
PS: Das war übrigens mein erster Kommentar.
Liebe Grüße ……..Soe
Vielen Dank für dein Lob! Ich finde, es ist wichtig, sich beim Schreiben Zeit zu nehmen. Dann kommt die Qualität zwar nicht von alleine, aber das hilft schonmal ungemein. 😀
Ich liebe diese Geschichte, endlich mal eine gute Geschichte hier
Danke für dein Lob und Sorry, dass ich erst jetzt darauf eingehe. 🙂
in der Playlist wurde Teil 28 gar nicht angezeigt hmm. Naja der Teil ist aber trotzdem wie gewohnt echt toll aber kurz geworden. Zumindest kam es mir so vor..
lg
Hey! Stimmt, ist kürzer. Es ist eher ein Füllkapitel, beziehungsweise ein Übergang. Die Schule stürzt ein, aber ansonsten passiert wirklich nicht viel. Aber dieses Kapitel war „notwendig“ um die Vorraussetzungen für die nächsten Kapitel zu erschaffen. Aber du hast recht, wirklich viel passiert nicht. Ich hab ein bisschen mit mir gerungen, ob ich Jakob groß in seine Windel machen lasse (die Situation hätte sich ja gut geeignet), aber hab mich dann dagegen entschieden. Aber ich denke es passt besser so 😀
Da hätte ich ja fast wieder drüber hinweg gelesen, weil es so viele neue Geschichten gibt. Ein sehr schöner Teil, doch irgendetwas fehlt mir. Ich kann es noch nicht ganz greifen. Ich glaube das mit Jakobs Eltern, die so über ihn hinweg ihn unterbrechen und dann auch einfach gehen. Das kam für mich irgendwie nicht so richtig rüber. Irgendwann muss sich bei ihnen ja auch mal das schlechte Gewissen gegenüber den eigenen Kindern und besonders dem Jüngsten regen. Er ist quasi das Nesthäkchen und das spiegelt sich im Verhalten der Eltern kaum wieder. Der Papa ja, die Mama so gar nicht.
Entschuldige, ich hätte dir gerne bessere Rückmeldung gegeben.
Den Feuerwehreinsatz und die Emotionen des Vaters hast du sehr gut aufgegriffen und auch Jakobs Gammelvormittag hat seinen eigenen Charme (wenn man zu „der Base“ gehört,du weißt was ich meine 😉)
Danke für die Story, ich bin weiterhin auf mehr gespannt.
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, es kommen echt viele Geschichten online in den letzten Tagen, bin selbst ein bisschen verwundert dass dieses Kapitel schon auf Seite zwei ist und hoffe, dass es sonst niemand übersieht. 😀
„Irgendetwas fehlt“ kann ich verstehen. Ich glaube das Problem ist, dass aktuell keine wirklich greifbare Haupthandlung passiert. Die großen Storylines rund um „Jakob kriegt wieder Pampers“ und „der Bürgermeister zündet den Windpark an“ und „David verschweigt seine Beziehung mit Nick“ sind irgendwie ein bisschen abgeschlossen und grade sieht man als Leser nicht, wie es weiter geht – eigentlich hätte sich ein Ende schon gut angeboten, aber ich hatte die Charaktere zu sehr liebgewonnen, sodass es noch ein wenig weiter geht. 😀 Dieses Kapitel dient vor allem dazu, die Vorraussetzungen für die nächsten Kapitel zu schaffen. dadurch fühlt es sich – für sich betrachtet – auch für mich etwas leer an.
Was vor allem Jakobs Mutter angeht, da hast du recht. Ihr kann man zu Gute halten, dass sie sich ohnehin um sehr viel kümmern muss. Aber Jakob wird schon etwas vernachlässigt, das stimmt. Das wird ja auch in den Rückblenden nacherzählt, wo festgestellt wird, dass Eva Jakobs Sauberkeitserziehung eigentlich einfach vergessen hat und Robin sich irgendwann mehr darum gekümmert hat als ihre Mutter – und sind wir ehrlich, beim Thema Schule könnte Jakob auch mehr Unterstützung gebrauchen … In einem anderen Forum hat ein Leser anhand der Szenen von Jakob im Unterricht die Vermutung geäußert, dass Jakob ADHS hat. Das fand ich interessant, denn bei den Szenen ist von meiner Seite aus viel autobiografisches dabei … Aber ich kann den Eindruck nachvollziehen. Was mich zu der Aussage bringt, die das Ganze überhaupt mit dem von dir angesprochenen Punkt verbindet: Auch bei dem Thema, sei es eine etwaige Aufmerksamkeitsstörung oder diese deutliche Entwicklungsverzögerung beim Trockenwerden, da wäre eigentlich viel mehr Input von Jakobs Mutter gefragt.
Aber der kommt halt nicht.
Irgendwie glänzen Erwachsene in meinen Geschichten ja oft durch Abwesenheit, wenn ich so drüber nachdenke. Sind wir ehrlich, wenn es im Hause Kerkwald runder laufen würde, wäre Jakob mittlerweile vermutlich auch aus den Windeln raus. Wenn nicht ganz, dann wenigstens nicht ganztags in nassen Pampers. Aber was wäre es für eine Geschichte, wenn alles perfekt wäre?
Wohow, jetzt muss ich so viel antworten. 😅
Wir haben die Charaktere alle sehr lieb gewonnen und es fühlt sich einfach auch noch nicht nach Ende an. Ich denke, da kannst du noch eine ganze Menge rausholen. Eben um die Sache mit Nick und David, Jakobs Windelproblematik, die in der Schule sicher nicht verborgen bleibt und auch da zu weiteren Schritten führen muss (Hänseleien, eingreifen der Lehrer, etc.), Robin die versucht alles am Laufen zu halten und vielleicht in einem Ausbruch der Überforderung mit den Eltern mal Tacheles redet!
Es muss, damit es rund wird eine Entwicklung geben, die es doch irgendwie vollständig macht, sonst lässt du uns Leser unzufrieden dastehen und das macht einen blöden Beigeschmack. (Oh Mann Giaci, sorry, ich will echt keinen Druck machen, sondern nur erklären!!!)
Begonnen hast du mit einem Treffen in der jetzigen Zeit in einer Berghütte, und da musst du am Ende noch mal hinkommen. Wie sie da sitzen und mit ihren Erinnerungen zum Abschluss kommen. Du bist ein begabter Schriftsteller. Ich bin überzeugt davon, dass du das schaffst. Nimm uns, deine Leser, bitte mit. Mach es für uns rund.
Ich erwarte freudig den nächsten Teil. Wie immer!
Bis jetzt eine mega gute Geschichte 😀
Was ich an deinen Storys immer so liebe ist, das die Balance an zu viel/zu wenig Windel (und co.) genau passt. Somit wird die Geschichte nicht langweilig.
Grad auch in dem Teil war es glaub wichtig das er „normal“ aufs Klo ging.
Der Schreibstil ist auch mega gut und vor allem richtig Lebendig, so das man super leicht mitfiebern kann.
Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Teile und wenn die Story irgendwann abgeschlossen ist sie nochmal im ganzen und ohne Unterbrechung zu lesen 😀
Ich hoffe das der Beginn der Story auch nochmal aufgegriffen wird! Vielleicht (hoffentlich) wird das dann ein langer Teil 2. Quasi Teil 1 wo man die Hintergrundstory erfährt und Teil 2 wenn Jakob „erwachsen“ ist und da seine Abenteuer erlebt ;D
Viele Grüße und danke für die wunderschöne Story 🙂 😀 ;D
Hi, Danke für deinen Kommentar! ich hoffe, du kriegst die Antwort noch mit, jetzt, wo die Geschichte schon auf Seite 3 gerutscht ist und das nächste Kapitel fast fertig ist … 😀
Dass du das mit der Balance anmerkst, freut mich sehr! In der Tat habe ich damit gehadert, weil ja viele Leser auch gerne „einfordern“, dass Jakob sich groß in die Pampers machen soll. Hatte ich in einer ersten Fassung sogar schon so geschrieben, bis ich dann die Szene nach der Rückblende komplett neu geschrieben habe, eben weil das so für mich besser zum Charakter passte. Es tut mir trotzdem leid, für jeden, den ich damit an dieser Stelle enttäuscht habe.
Auf die nächsten Teile freust du dich zurecht, finde ich! Dieses Kapitel war ja ein bisschen ein Übergangskapitel, im nächsten passiert wieder mehr. Aber ob ich in dieser Geschichte nochmal zur Berghütte zurückkehre – ob in 2012 oder 2022 – das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Vielleicht hebe ich mir das auch für eine zukünftige Geschichte auf! 😀
Natürlich bekomm ich die Antwort noch mit 😀
Hab aber jetzt erst geschafft zu antworten.
Die Balance muss (finde ich) einfach sein. Vielleicht kommt irgendwann eine Situation wo es „angebracht“ ist etwas weiter zu gehen. Aber dann muss es auch zu dem Charakter und der Situation passen. In dem Fall war es genau richtig gelöst:D
Für eine zukünftige Geschichte klingt auch cool. Vielleicht treffen sich die Charaktere aus dem Giaciverse 😀
Ich bleib auf jeden Fall am Ball und freu mich auf jedes weitere Kapitel und Story von dir! 😀
Ich hab in den letzten tagen alle 29 teile durchgelesen, kann kaum den nächsten teil abwarten