Florians Schatten (16)
Windelgeschichten.org präsentiert: Florians Schatten (16)
Die Autofahrt war verschwommen, ein endloses Brummen und Ruckeln, während ich in meinem Kindersitz auf der Rückbank saß. Die Gurte drückten leicht, und irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, war das Auto bereits geparkt. Annette hob mich vorsichtig aus dem Sitz. Ihre Arme fühlten sich warm an, und sie hielt mich sicher, während sie mich ins Haus trug. Ich blinzelte verschlafen, und ihre ruhige Stimme drang zu mir durch. „Alles gut, Florian. Wir sind da.“
Sie trug mich die Treppe hinauf in mein Zimmer. „jetzt bist du Zuhause“, sagte sie leise, fast zärtlich, als sie mich auf das Bett legte. Die Matratze war weich, und der Duft von frisch gewaschener Bettwäsche umhüllte mich. Doch die Worte klangen noch immer fremd. Mein Zimmer. Warum hatten sie mich aufgenommen? Warum nicht ein anderes Kind, eines, das besser war? Oder warum bekamen sie nicht einfach ein eigenes Baby? Annette hatte erzählt, dass Markus in einem Kinderheim aufgewachsen war und deshalb wusste, wie es ist, kein Zuhause zu haben. Aber verstehen konnte ich es nicht. Warum ausgerechnet ich?
„Florian?“ Annette holte mich sanft aus meinen Gedanken zurück. Sie saß ruhig neben mir auf der Bettkante und begann routiniert, mir die Windel zu wechseln. Es war mir unangenehm, doch ihre gelassene Art ließ es fast selbstverständlich wirken, als wäre es das Natürlichste der Welt. Gleichzeitig spürte ich einen seltsamen Trost in dieser Aufmerksamkeit, auch wenn ich innerlich überzeugt war, sie nicht verdient zu haben. Anschließend zog sie mir meinen Schlafanzug an und lächelte: „So, jetzt bist du fast bettfertig. Nach dem Essen müssen wir nur noch Zähneputzen. Duschen kannst du morgen früh.“
„Habt ihr heute Hausaufgaben bekommen?“ fragte sie beiläufig und sah mich dabei an.
„Nicht so richtige“, murmelte ich. „In Musik haben wir einen neuen Liedtext aufgeschrieben. Den sollen wir nächstes Mal singen.“
„Magst du Musik?“ Ihre Stimme war freundlich, aber ich wusste nicht, ob sie wirklich die Antwort hören wollte. Ich schüttelte den Kopf. Musik mochte ich nicht. Ich konnte nie den Takt halten, und mein Gesang klang komisch. Die anderen lachten mich manchmal aus. Warum sollte ich etwas mögen, das mich immer wieder daran erinnert, dass ich schlecht bin?
„Wir schauen uns den Text am Wochenende einmal an, okay?“ Annette lächelte, als würde sie gar nicht merken, dass ich keine Lust darauf hatte. Ich nickte, weil es einfacher war, als nein zu sagen. Außerdem wollte ich sie nicht enttäuschen.
„Gut“, sagte sie, strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und hob mich dann wieder hoch. „Komm, Markus wartet mit dem Abendessen.“
Sie trug mich die Treppe hinunter in die Küche, wo Markus bereits am Tisch saß. Der Geruch von Tee lag in der Luft. Markus hatte das Abendessen vorbereitet, aber ich war so müde, dass ich nur ein Brot aß und eine Tasse Tee trank. Die Wärme des Tees breitete sich angenehm in meinem Bauch aus, doch meine Augen fielen mir fast zu, während ich kaute. Ich musste gähnen, und Annette lächelte, als sie es bemerkte.
„Komm, Florian, Zeit fürs Bett“, sagte Annette sanft und hob mich mit Leichtigkeit auf ihre Arme. Ich ließ es einfach geschehen, zu müde, um selbst zu laufen. Mein Kopf lehnte sich schwer gegen ihre Schulter, während sie mich ins Badezimmer trug. Es war irgendwie ein schönes Gefühl, so getragen zu werden, als wäre ich wieder ganz klein.
Im Badezimmer setzte sie mich auf den kleinen Hocker vor dem Waschbecken. Sie griff nach meiner Zahnbürste, machte etwas Zahnpasta darauf und hielt sie mir hin. „Hier, Zähneputzen“, sagte sie freundlich. Ich nahm die Zahnbürste und begann, meine Zähne zu putzen, aber ich war so müde, dass meine Hand kaum bewegte.
Annette hockte sich vor mich, sah mich mit einem leichten Lächeln an und nahm mir die Zahnbürste vorsichtig aus der Hand. „Komm, ich helfe dir“, sagte sie und begann, mir die Zähne zu putzen. Es war angenehm, dass sie das für mich übernahm. Ich schloss fast die Augen, während sie mit der Bürste sanft über meine Zähne fuhr.
Als sie fertig war, nahm sie ein kleines Handtuch, wischte mir den Mund ab und trug mich wieder zurück in mein Zimmer. Dort legte sie mich behutsam ins Bett und zog die Decke bis zu meinen Schultern hoch. Sie war schön warm, und ich kuschelte mich sofort ein.
Annette setzte sich kurz auf die Bettkante, strich mir über die Wange und sagte leise: „Gute Nacht, mein Schatz.“
Ich spürte, wie meine Augen schwer wurden, während sie noch einen Moment da blieb. Als sie ging, ließ sie die Tür einen Spalt offen, sodass ein wenig Licht vom Flur hereinschien. Es war beruhigend, und ich fühlte mich sicher. Kurz bevor ich einschlief, dachte ich noch daran, dass ich das alles nicht verdient hatte. Trotzdem wollte ich so sehr, dass es für immer so bleibt. Die Angst, dass es irgendwann aufhören könnte, dass Annette und Markus mich nicht mehr wollten, war groß. Ich schloss die Augen und hoffte, dass der Moment, in dem alles wieder zerbrach, noch lange auf sich warten ließ.
Annette:
Ich trug Florian die Treppe hinauf, seinen kleinen Körper fest an mich gedrückt. Er war so müde, dass sein Kopf schwer auf meiner Schulter lag und seine Arme schlaff an meinen Seiten baumelten. Beim Abendessen hatte er kaum etwas gesagt, und während er sein Brot aß und den Tee trank, fielen ihm immer wieder die Augen zu. Es war ein Bild, das mich gleichzeitig rührte und ein wenig traurig machte. Er wirkte so erschöpft, und ich fragte mich, ob es nur der lange Tag war oder ob er mehr mit sich trug, als er zeigte.
Oben angekommen, stellte ich schnell fest, dass Florian viel zu müde war, um sich selbst die Zähne vernünftig zu putzen. Ich musste ihm helfen. Während ich die Zahnbürste in die Hand nahm und vorsichtig über seine kleinen Zähne fuhr, fühlte ich mich zwiegespalten. Auf der einen Seite genoss ich es, ihn zu unterstützen und ein Stück weit zu bemuttern. Es war ein schönes Gefühl, für ihn da zu sein und ihm die Fürsorge zu geben, die er so dringend brauchte. Aber auf der anderen Seite wusste ich, dass es für einen siebenjährigen Jungen eigentlich nicht normal war, sich wie ein Kleinkind die Zähne putzen zu lassen.
Im Vorbereitungskurs für Pflegekinder hatten sie uns darauf vorbereitet, dass solche Verhaltensweisen vorkommen können. Kinder, die in ihrer frühen Kindheit keine Fürsorge bekommen haben, neigen dazu, diese in Pflegefamilien nachzuholen. Sie fallen dann oft in kindliche Muster zurück, die nicht altersgerecht wirken. Florian war ein besonderer Fall, und seine bisherige Kindheit war alles andere als fürsorglich gewesen. Das machte es umso wichtiger, ihm jetzt genau das zu geben, was ihm so lange gefehlt hatte: Liebe, Geborgenheit und jemanden, der für ihn da ist.
Ich betrachtete ihn kurz, während ich die Zahnbürste beiseitelegte. Er war so ein lieber kleiner Junge, der es einfach verdient hatte, geliebt und umsorgt zu werden. Das war keine Frage für mich.
Nachdem ich ihm den Mund abgewischt hatte, nahm ich ihn vorsichtig auf den Arm und trug ihn zu seinem Zimmer. Florian lehnte seinen Kopf an meine Schulter, und ich spürte, wie entspannt er war. In seinem Zimmer angekommen, ging ich zu seinem Bett und legte ihn sanft darauf. Er regte sich ein wenig, murmelte etwas Unverständliches, aber er blieb ruhig.
Vorsichtig zog ich die Decke über seine Schultern und betrachtete ihn einen Moment. Er sah so friedlich aus, fast wie ein Engel. Ich strich ihm sanft über die Wange und flüsterte: „Gute Nacht, mein Schatz.“ Es war ein schöner Moment, und ich wusste, dass ich alles tun würde, damit er sich immer so sicher und geliebt fühlen konnte.
Ich ließ die Tür einen Spalt offen, damit er sich nicht allein fühlte, und ging wieder nach unten.
Als ich die Küche betrat, wartete Markus bereits auf mich. Er saß am Tisch, hatte die Arme locker verschränkt und sah mich mit dieser Mischung aus Geduld und Neugier an, die ich so gut an ihm kannte. Obwohl er nichts sagte, spürte ich, dass er sich zurückgehalten hatte, solange Florian da war. Markus war oft direkter als ich, aber er wusste genau, wann es besser war, abzuwarten.
„Und?“ fragte er schließlich, als ich mich an den Tisch setzte und mir die Hände über das Gesicht rieb. „Was ist passiert?“
Ich seufzte und begann, ihm von den Ereignissen des Tages zu erzählen. „Florian hatte heute eine Auseinandersetzung mit einem Mitschüler“, begann ich. „Es fing in der Pause an. Ein Klassenkamerad hat ihn verbal angegriffen. Zum Glück hat sich Paul, sein Freund, für ihn eingesetzt und versucht, den anderen Jungen in die Schranken zu weisen. Aber später, nach der Pause, hat dieser Junge Florian und Paul mit zwei anderen abgefangen.“
Markus’ Miene wurde ernst. „Und dann? Haben sie Florian verprügelt?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, dazu ist es nicht gekommen. Florian hat sich gewehrt. Er hat dem Jungen, der mindestens zwei Köpfe größer ist, eine blutige Nase verpasst.“
Markus’ Augen weiteten sich. „Florian? Das hätte ich ihm nicht zugetraut.“
„Ich auch nicht“, gab ich zu. „Und offensichtlich die anderen Kinder auch nicht. Aber das war noch nicht das Ende der Geschichte. Eine Lehrerin hat das Ganze mitbekommen – allerdings nur den Schluss. Sie hat Florian als Schuldigen ausgemacht und behauptet, er sei aggressiv. Es ging bis zur Direktorin, und diese Lehrerin, Frau Hopf, hat sogar vorgeschlagen, Florian in eine Einrichtung für Schwererziehbare zu geben.“
Markus verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. „Florian? Schwer erziehbar? Das ist doch lächerlich. Der Junge ist schüchtern und hat kaum Selbstbewusstsein.“
„Genau das habe ich ihr auch gesagt“, erwiderte ich. „Zum Glück hat die Direktorin sich für die Aussagen entschuldigt. Aber es ist offensichtlich, dass Frau Hopf ein generelles Problem mit Florian hat.“
Markus lehnte sich zurück und schnaubte leise. „Sowas kenne ich noch aus meiner Schulzeit. Manche Lehrer hatten mich sofort abgestempelt, nur weil ich aus dem Heim kam. ‚Aus dem wird eh nichts‘ – das stand ihnen praktisch ins Gesicht geschrieben.“
Ich legte meine Hand auf seine. „Das dürfen wir bei Florian nicht zulassen. Er hat heute wirklich Mut bewiesen, aber wenn er ständig das Gefühl hat, sich verteidigen zu müssen, wird er nie die Chance bekommen, wirklich aufzublühen.“
Markus nickte langsam, sein Blick fest. „Keine Sorge. Wir lassen nicht zu, dass sie ihn klein halten. Florian ist stärker, als er selbst glaubt, und wir werden ihm helfen, das zu sehen.“
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Es war gut zu wissen, dass wir beide entschlossen waren, Florian zu unterstützen – egal, was andere dachten.
Ich saß noch immer mit Markus am Küchentisch, die Ereignisse des Tages schwirrten mir durch den Kopf. „Florian hatte heute auch einen größeren Unfall bei seinem Schulfreund zu Hause“, begann ich schließlich und beobachtete Markus’ Reaktion. Seine Stirn legte sich in leichte Falten, und er lehnte sich etwas vor.
„Das movicol hat ihn in seiner Wirkung überrascht, und er hat es nicht rechtzeitig aufs WC geschafft“, erklärte ich ruhig. „Das Gute ist, dass er jetzt zumindest keine Verstopfung mehr hat.“ Ich versuchte, die Situation mit einem kleinen Lächeln etwas zu entschärfen, aber Markus schüttelte nur leicht den Kopf.
„Oh, das war bestimmt unangenehm für ihn“, sagte er mitfühlend.
„Ja, das war es“, bestätigte ich. „Er war völlig aufgelöst. Ich war gerade mit Pauls Mutter in der Küche, als es passiert ist. Zum Glück hat er es noch bis ins Badezimmer geschafft, aber es war einfach nicht sein Tag.“ Ich lehnte mich zurück und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Später haben er und Paul nochmal über die Geschehnisse vom Schultag mit uns gesprochen. Sie scheinen wirklich ein gutes Team zu sein.“
Markus nickte langsam. „Das klingt gut. Und Paul? Wie geht er mit solchen Situationen um?“
„Paul war unglaublich verständnisvoll. Er hat Florian immer wieder gezeigt, dass er zu ihm hält. Ich wollte Florian etwas aufmuntern, also habe ich Paul zu uns eingeladen.“
„Wann?“ fragte Markus, seine Neugier geweckt.
„Wir haben noch keinen Termin ausgemacht. Ich habe es einfach so in den Raum geworfen, aber Florian freut sich schon riesig darauf“, antwortete ich mit einem Lächeln. Es war schön, zu sehen, wie Florian trotz seiner Unsicherheiten aufblühte, wenn er mit Paul zusammen war.
„Das ist schön“, sagte Markus, und ich konnte die Erleichterung in seiner Stimme hören. „Das tut ihm bestimmt gut.“
Ich stand auf und ging zu Florians Schulranzen, der neben der Tür stand. Als ich die Brotdose herausnahm und öffnete, stieg mir der vertraute Geruch von Paprika und Käse in die Nase. „Er hat vom Käsebrot nur einmal abgebissen“, sagte ich und zeigte Markus den Rest des Brotes. „Aber die Paprika hat er gegessen.“
Markus seufzte leicht enttäuscht. „Vielleicht schmeckt ihm Käse nicht“, schlug ich vor, während ich die Reste entsorgte.
„Aber ich habe ihn doch gestern Abend gefragt, was er auf sein Brot möchte“, erwiderte Markus.
Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn an. „Vielleicht hat er sich nicht getraut, ehrlich zu sein. Gerade vor dir hat er noch einen riesigen Respekt.“
Markus nickte nachdenklich. „Das könnte sein“, sagte er leise.
Ich setzte mich wieder an den Tisch und seufzte. „Aber wenn er in der Schule nur einen Bissen vom Brot hatte, mittags wegen der Ereignisse kaum etwas gegessen hat und abends auch nur wenig zu sich genommen hat, dann müssen wir einen Weg finden, damit er regelmäßig isst – und auch genug, damit sein Körper wachsen kann. Er braucht dringend ein paar Reserven.“
Markus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Und wie wollen wir das machen?“ fragte er ernst.
Ich dachte kurz nach, bevor ich antwortete. „Vielleicht könnten wir ihm mehr Auswahl bieten. Sachen, die er selbst zusammenstellen oder auswählen kann. Etwas, das ihn einlädt zu essen, ohne dass er das Gefühl hat, etwas falsch zu machen. Und wir könnten die Portionen kleiner machen, damit es ihn nicht überfordert. Hauptsache, er isst überhaupt etwas.“
Markus nickte nachdenklich. „Das klingt nach einem guten Plan. Vielleicht können wir ihn am Wochenende mit einbeziehen, wenn wir einkaufen oder wenn wir in der Woche die Brotdosen vorbereiten. Dann sieht er, dass es okay ist, zu sagen, was er mag.“
„Das ist eine gute Idee“, stimmte ich zu. „Und wir müssen darauf achten, dass er merkt, dass es keine Kritik gibt, wenn er etwas nicht mag. Hauptsache, er fühlt sich wohl.“
Markus lächelte leicht. „Dann packen wir das an. Florian wird schon merken, dass er hier sagen darf, was er wirklich will.“
Ich nickte und spürte ein Gefühl der Zuversicht. Gemeinsam würden wir einen Weg finden, ihm das zu geben, was er brauchte – nicht nur Nahrung für seinen Körper, sondern auch für sein Selbstbewusstsein.
„Haben wir schon einen Plan fürs Wochenende, wenn Sebastian kommt?“ fragte Markus, während er sich wieder zurücklehnte und mich aufmerksam ansah.
Ich schüttelte den Kopf und stützte meinen Ellbogen auf den Tisch, während ich nachdachte. „Nein, aber ich denke, wir sollten uns da nichts vornehmen. Es wird sicherlich schon so schwierig genug für Florian, seinen ‚großen Bruder‘ kennenzulernen.“ Ich hielt inne und lächelte leicht. „Und auch für Sebastian wird das bestimmt eine neue Erfahrung, plötzlich einen kleinen Bruder zu haben.“
Markus nickte zustimmend, seine Stirn leicht gerunzelt, als er die Worte auf sich wirken ließ. „Ja, das wird es. Sebastian war ja immer ein Einzelkind. Das wird für ihn eine große Umstellung – genauso wie für Florian.“
„Deshalb möchte ich nichts überstürzen“, fügte ich hinzu. „Florian hat so viele Veränderungen durchgemacht in den letzten Tagen. Ich will nicht, dass er sich noch mehr überfordert fühlt. Es reicht schon, wenn Sebastian einfach da ist und sie sich langsam kennenlernen.“
Markus lächelte leicht. „Sebastian ist ein guter Junge. Ich bin sicher, er wird das gut machen. Aber er ist auch 19, gerade am Anfang seines Studiums… Ich hoffe, er hat genug Geduld.“
„Das hoffe ich auch“, sagte ich leise. „Ich glaube, er wird sich Mühe geben. Er war so begeistert, als ich ihm von Florian erzählt haben. Aber es ist eben etwas anderes, wenn man sich dann wirklich gegenübersteht.“
Markus lachte leise. „Ja, das stimmt. Und Florian wird sicher nervös sein. Vielleicht können wir das Wochenende einfach so gestalten, dass es locker bleibt. Kein Druck, keine großen Pläne – vielleicht einfach ein gemeinsames Essen oder ein Spaziergang, wenn das Wetter mitspielt.“
Ich nickte. „Das klingt gut. Wir könnten auch etwas spielen. Ich glaube, das wäre eine gute Möglichkeit, das Eis zu brechen. Vielleicht ein Gesellschaftsspiel, bei dem sie zusammenarbeiten müssen. Das könnte helfen.“
„Eine gute Idee“, stimmte Markus zu. „Und vielleicht sollten wir Sebastian vorher ein bisschen vorbereiten, damit er weiß, wie er auf Florian zugehen kann.“
„Das habe ich schon vor“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln. „Ich rufe ihn morgen an und erzähle ihm ein bisschen mehr darüber, wie Florian so ist. Ich möchte, dass er versteht, dass Florian Zeit braucht, um Vertrauen zu fassen.“
Markus nickte nachdenklich. „Das wird schon. Wir werden dafür sorgen, dass die beiden einen guten Start haben.“
„Ja, das werden wir“, sagte ich entschlossen. Es war mir wichtig, dass dieses Wochenende ein Schritt in die richtige Richtung wurde – für beide Jungs.
Bevor ich selbst ins Bett ging, wollte ich noch einmal nach Florian schauen. Die Tür zu seinem Zimmer stand, einen Spalt offen, und ich schob sie vorsichtig weiter auf, um ihn nicht zu wecken. Im schwachen Licht der Nachtlampe sah ich ihn, wie er ruhig dalag. Sein Atem ging gleichmäßig, sein Gesicht wirkte entspannt – so friedlich, dass ich für einen Moment einfach nur dort stand und ihn ansah.
Er hatte wieder seinen Daumen im Mund, während er seinen geliebten Panda fest im Arm hielt. Florian liebte diesen kleinen Stoffbären. Ich ging leise zu ihm ans Bett und setzte mich auf die Kante. Mit einer sanften Bewegung tauschte ich seinen Daumen gegen den Schnuller, den ich aus der Schublade seines Nachttischschränkchens genommen hatte. Kaum hatte ich ihn in den Mund geschoben, begann er daran zu saugen, und ich konnte mir ein leises Schmunzeln nicht verkneifen.
Er sah so niedlich aus, wie er da lag, fast noch kleiner und verletzlicher als sonst. Der Panda war fest an seine Brust gedrückt, als würde er ihn vor allem Bösen schützen. Ich strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus der Stirn und beobachtete ihn noch einen Moment. Hoffentlich würde er heute eine bessere Nacht haben als gestern, dachte ich. Der Tag war so anstrengend für ihn gewesen, aber er hatte auch so viel Mut gezeigt. Ich war stolz auf ihn.
Mit einem leisen Seufzen stand ich auf und zog die Decke noch ein wenig höher, damit er es schön warm hatte. Ich ging zur Tür, drehte mich noch einmal zu ihm um und lächelte, bevor ich sie wieder leise bis auf einen Spalt schloss.
Nebenan im Schlafzimmer traf ich auf Markus, der mich bereits erwartete. „Schläft er?“ fragte er leise.
Ich nickte. „Ja, ganz ruhig. Er hat den Schnuller im Mund und seinen Panda fest im Arm. Er sieht so friedlich aus.“
Markus lächelte und legte mir eine Hand auf die Schulter. Gemeinsam gingen wir ins Schlafzimmer. Als wir uns ins Bett legten, spürte ich die Müdigkeit des langen Tages in meinen Knochen, aber auch eine leise Zufriedenheit. Florian hatte noch einen langen Weg vor sich, aber ich war entschlossen, ihn jeden Schritt zu begleiten.
Markus drehte sich zu mir und legte eine Hand auf meine. „Es wird schon“, sagte er leise, als hätte er meine Gedanken gelesen.
„Ja, das wird es“, antwortete ich und lächelte, bevor ich die Augen schloss. Mit dem Bild von Florian, wie er friedlich schlief, glitt ich schließlich selbst in den Schlaf.
Florian:
Ich erwachte, das Haus war still. Meine Zimmertür stand einen Spalt weit offen, und das kleine Nachtlicht in meinem Zimmer tauchte alles in ein weiches, warmes Licht. Der Flur draußen hingegen lag in Dunkelheit, und ich wusste nicht, wie spät es war. Ich war noch müde, aber das Einschlafen wollte einfach nicht gelingen. Der Schnuller in meinem Mund fühlte sich gut an, das Saugen beruhigte mich irgendwie.
Meine Gedanken schweiften ab, wie so oft, wenn ich nicht schlafen konnte. Ich dachte an Richard, an Frau Hopf und daran, wie sie mich heute behandelt hatte. Dann kamen mir meine richtigen Eltern in den Sinn – was sie wohl über mich dachten. Vermissten sie mich vielleicht doch? Waren sie wütend auf mich? Oder waren sie insgeheim froh, dass ich nicht mehr da war? Schließlich drifteten meine Gedanken zum morgigen Sportunterricht. Ein schwerer Kloß bildete sich in meinem Magen bei der Vorstellung, jemand könnte meine Windel bemerken. Diese Angst hielt mich noch länger wach.
Ich wünschte mir, bei Annette im Bett sein zu können, so wie gestern. Aber der dunkle Flur machte mir Angst, und außerdem wusste ich nicht, ob ich das überhaupt durfte. Annette hatte gesagt, dass ich immer anklopfen soll, wenn ich ins Schlafzimmer möchte. Ich wollte sie nicht enttäuschen, also blieb ich liegen, mein Panda fest im Arm.
Plötzlich hörte ich Schritte im Flur. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich hielt den Atem an. Kurz darauf ging irgendwo ein Licht an, aber es war nicht direkt im Flur. Meine Neugier war stärker als meine Angst, also stand ich langsam auf, schlich zur Tür und rief leise: „Annette?“
Es blieb einen Moment still, dann hörte ich die Klospülung und das Geräusch von jemandem, der sich die Hände wusch. Ich rief noch einmal, diesmal etwas mutiger: „Annette?“ Da stand plötzlich Markus vor mir. Ich erschrak und trat einen Schritt zurück. Er hockte sich sofort hin, sodass wir auf Augenhöhe waren.
„Was ist mit dir, Florian? Kannst du nicht schlafen?“ Seine Stimme war ruhig und leise, aber ich fühlte mich trotzdem unsicher. Ich nickte zögerlich, ohne ihn anzusehen. Im schwachen Licht sah ich, wie er leicht lächelte.
„Möchtest du mit zu uns ins Bett kommen, so wie gestern?“ fragte er ruhig. Unsicher, was ich tun sollte, blieb ich einfach stehen. Markus wartete geduldig, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Schließlich sagte er leise: „Am besten holst du noch deinen Panda und kommst mit.“
Ich drehte mich langsam um, ging zu meinem Bett und nahm Pandi fest in meine Arme. Als ich zur Tür zurückging, war Markus bereits vorausgelaufen. Doch der Flur war so dunkel, dass ich nicht weitergehen wollte. Ich blieb im Türrahmen stehen, die Dunkelheit hielt mich zurück, auch wenn ich eigentlich zu Annette wollte.
Nach einem Moment kam Markus zurück. Er hob mich ohne zu zögern hoch, und bevor ich überhaupt reagieren konnte, war ich schon auf seinem Arm. Mein Herz schlug schneller, aber es ging alles so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, Angst zu haben. Er brachte mich ins Schlafzimmer, wo es ebenfalls dunkel war, aber angenehmer als der Flur.
Markus setzte mich behutsam auf das Bett neben Annette. Sie setzte sich verschlafen auf, sah zuerst mich an und dann Markus. „Was ist passiert?“ fragte sie leise, ihre Stimme klang sanft und müde.
„Er hat nach dir gerufen, als ich auf der Toilette war“, erklärte Markus. „Ich denke, er kann nicht richtig schlafen.“
Annette nickte und zog die Decke zur Seite. „Na dann, leg dich zu mir.“
Ich kroch unter ihre Decke und kuschelte mich an sie. Sie legte einen Arm um mich, und sofort fühlte ich mich sicher und geborgen. Die Wärme und der vertraute Duft von Annette beruhigten mich, und ich schloss die Augen. Endlich konnte ich entspannen. Hier war ich sicher. Hier durfte ich einfach sein.
Das Ende der Nacht wurde wieder durch das leise Spielen von Musik eingeläutet. Die sanften Klänge schienen durch das Zimmer zu schweben, gerade laut genug, um mich langsam aufzuwecken. Annette beugte sich über mich und flüsterte: „Wie gestern, bleib ruhig noch einen Moment liegen. Ich wecke dich, wenn du aufstehen musst.“
Ich nickte schläfrig und kuschelte mich tiefer in die Decke. Sie fühlte sich warm und weich an, und der vertraute Duft von Annette hing noch in der Luft, obwohl sie schon aufgestanden war. Es roch nach ihrem Shampoo und etwas Blumigem, das ich nicht genau beschreiben konnte, aber es beruhigte mich.
Ich schloss meine Augen wieder, ließ mich noch einen Moment von der Stille und der Musik tragen. Hier, in diesem Bett, fühlte ich mich sicher. Ich wusste, dass Annette gleich wieder da sein würde, und das allein gab mir das Gefühl, dass alles gut war.
Ich spürte, wie Annette mir sanft über die Wange strich, und als ich meine Augen öffnete, sah ich in ihr lächelndes Gesicht. „Guten Morgen, Florian“, sagte sie mit ihrer ruhigen, warmen Stimme. Ich setzte mich langsam auf und reckte mich, noch etwas verschlafen. Annette hielt mir ihre Hand hin, und ich nahm sie, um aufzustehen.
Beim Hinstellen spürte ich die schwere Windel zwischen meinen Beinen, was mich kurz innehalten ließ. Gemeinsam gingen wir in die Küche, wo der Duft von Kakao in der Luft lag.
Als ich die Küche betrat, spürte ich plötzlich, dass ich gleich los pullern würde. Ich blieb kurz stehen und es lief einfach los. Ich hielt den Atem an und schaute zu Annette, aber sie schien nichts zu bemerken. Sie war damit beschäftigt, meine Brotdose aus dem Kühlschrank zu holen und mir eine Tasse Kakao einzuschenken.
Ich ließ mich leise an den Tisch sinken und begann, meine Cornflakes zu essen. Annette hatte alles vorbereitet – die Cornflakes standen bereits in einer Schüssel vor mir, und neben der Tasse Kakao lag ein aufgeschnittener Apfel auf einem kleinen Teller. Es war so wie die letzten Tage, vertraut und beruhigend. Trotzdem konnte ich mich nicht ganz entspannen. Zuviele Dinge standen heute an, Sport, Richard und die Angst das jemand meine Windel entdecken würde.
„Florian, bist du satt, oder möchtest du noch etwas?“ fragte Annette mit einem warmen Lächeln, das ihre Augen fast genauso strahlen ließ wie ihre Stimme. Ich blinzelte, verwirrt, und sah auf meinen Teller. Der Apfel, den ich noch eben vor mir gesehen hatte, war verschwunden, und auch meine Schüssel war leer. Hatte ich das alles gegessen? Ich konnte mich nicht erinnern. Ich war so tief in Gedanken gewesen, dass ich es nicht einmal mitbekommen hatte. Verlegen schüttelte ich den Kopf und murmelte: „Nein, danke.“ Ich stand auf und schob meinen Stuhl zurück, wobei die Beine des Stuhls ein leises Kratzen auf dem Boden verursachten. Annette beobachtete mich kurz, bevor sie ebenfalls aufstand.
Ich ging in Richtung Treppe, um nach oben in mein Zimmer zu gehen. Doch gerade, als ich in die vertraute Richtung abbiegen wollte, hörte ich hinter mir Annettes ruhige Stimme: „Florian, erst Zähne putzen.“ Ich seufzte leise, drehte mich um und schlurfte ohne große Motivation in Richtung Badezimmer.
Dort griff ich nach meiner Zahnbürste, drückte etwas Zahnpasta darauf und begann, mir die Zähne zu putzen. Meine Gedanken schweiften dabei wieder ab. Als ich fertig war, spülte ich meinen Mund aus und öffnete den Deckel des Windeleimers. Ich warf meine nasse Windel hinein, ein leichtes Gefühl von Unwohlsein in meinem Bauch. Ich hatte immer noch Schwierigkeiten, das alles zu akzeptieren, auch wenn Annette nie ein Wort des Vorwurfs gesagt hatte.
Gerade als ich den Eimer schloss, klopfte Annette sanft an die Tür. „Florian, geh doch bitte gleich duschen.“ Ihre Stimme war freundlich, aber bestimmt. Ich nickte, auch wenn sie das nicht sehen konnte, und ließ das Wasser in der Dusche laufen. Das warme Wasser prasselte auf meine Haut, während ich die Seife in meinen Händen aufschäumte. Es fühlte sich gut an, aber meine Gedanken ließen mir keine Ruhe. Warum hatte ich nicht daran gedacht die Zähne zu putzen oder zu duschen? Warum hatte ich das Gefühl, ständig alles falsch zu machen?
Nach dem Duschen wickelte ich mich in mein Handtuch und ging in mein Zimmer. Annette war bereits dort und wartete auf mich. Sie hielt eine frische Windeln in der Hand, doch bevor ich etwas sagen konnte, meinte sie: „Warst du gleich nochmal auf Toilette?“ Ich schüttelte den Kopf und murmelte: „Ich muss nicht.“ Sie nickte, als wollte sie nicht weiter nachfragen, und lächelte. „Na dann, leg dich hin, ich helfe dir schnell.“
Wie automatisch legte ich mich auf mein Bett, und Annette legte mir mit geübten, ruhigen Bewegungen eine neue Windel an. Es ging so schnell und so routiniert, dass ich kaum darüber nachdachte. Doch als sie meine Sachen aus dem Schrank holen wollte, platzte es plötzlich aus mir heraus: „Ich kann das schon!“
Annette hielt inne, sah mich überrascht an, und ihre Augen weiteten sich kurz, bevor sie wieder ihr gewohnt sanftes Lächeln annahmen. „Okay, mein Schatz,“ sagte sie ruhig. „Dann zieh dich in Ruhe an. Wenn du irgendwas brauchst, ruf mich einfach. Ich bin unten.“ Damit legte sie die Kleidung auf den Stuhl und verließ das Zimmer.
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, ließ ich mich zurück aufs Bett sinken. Warum hatte ich das gesagt? Eigentlich war es doch schön, dass Annette immer so geduldig mit mir war und mir half. Es fühlte sich fast an, als wollte ich mich selbst davon überzeugen, dass ich groß genug bin, um alles allein zu schaffen. Aber war ich das wirklich? Ein leises Seufzen entwich mir. Ich wusste nicht, was ich wollte. Ich fühlte mich überfordert, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, stark und selbstständig zu sein, und dem Bedürfnis, einfach ich selbst zu bleiben – mich fallen zu lassen und das Gefühl zu genießen, dass sich jemand wirklich um mich kümmert.
Ich mühte mich hoch und zog mich an. Meine Gedanken kreisten immer noch darum, warum ich Annettes Hilfe vorhin abgelehnt hatte. Warum hatte ich das überhaupt gesagt? Zuhause hatte ich doch alles immer allein gemacht, da gab es keine Hilfe, und niemand hat sich darum gekümmert, ob ich es schaffe oder nicht. Aber hier war es anders. Annette war immer da, bereit, mir zu helfen, ohne genervt zu sein oder zu schimpfen. Und jetzt, wo ich es mir selbst eingebrockt hatte, ärgerte ich mich über meine eigene Sturheit.
Die Latzhose war mal wieder eine Herausforderung. Der Verschluss wollte einfach nicht einrasten, und ich fummelte länger daran herum, als ich wollte. Endlich klappte es, aber ich spürte die Unzufriedenheit in mir aufsteigen. Wie sollte ich das eigentlich nach dem Sportunterricht hinkriegen? Umziehen in der Sporthalle – allein der Gedanke machte mich nervös. Wie macht Paul das immer so schnell? Hoffentlich würde er mir zeigen, wie er das macht.
Als ich endlich fertig war, lief ich zur Treppe. Mein Schulranzen stand schon bereit. Annette war auch schon fertig angezogen und wartete unten auf mich. Sie hielt mir meine Jacke entgegen, und ich spürte Erleichterung. Ich war dankbar, dass sie mir jetzt half, ohne nachzufragen, warum ich vorhin so komisch reagiert hatte.
Während ich in meine Schuhe schlüpfte, reichte sie mir einen kleinen Beutel. „Hier, deine Sportsachen und Turnschuhe sind drin“, sagte sie, ganz selbstverständlich. Für einen Moment starrte ich sie überrascht an. Die ganze Zeit hatte ich an den Sportunterricht gedacht, aber keine Sekunde lang daran, dass ich Sportsachen brauchte. Ich murmelte ein leises „Danke“ und nahm den Beutel. Annette lächelte nur und zog ihre Handschuhe an, während ich mir meine Mütze über den Kopf zog.
Draußen war es bitterkalt, und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Annette und ich liefen über den Hof zum Auto, während Markus mit dem Traktor und Schneeschild den Schnee weg räumte. Ich blieb kurz stehen und sah ihm zu. Er hatte es gut, dachte ich. Er musste nicht zur Schule und durfte stattdessen Traktor fahren. Das sah nach viel mehr Spaß aus, als in der Schule zu sitzen.
Die Fahrt zog sich heute in die Länge. Die Straßen waren voller Schnee, und der Wagen rutschte ab und zu leicht, wenn Anntte die Kurven nahm. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete, wie der Schnee die Landschaft in eine dicke, weiße Decke verwandelte. Es war schön anzusehen, aber gleichzeitig machte es mich nervös. Sportunterricht. Umziehen. Die anderen Kinder. Meine Gedanken ließen mir keine Ruhe, und ich hoffte, dass der Tag schnell vorübergehen würde.
Als wir diesmal an der Schule ankamen, war da sofort dieses mulmige Gefühl in meinem Bauch. Es zog sich zusammen, und am liebsten hätte ich Annette gebeten, mich wieder mit nach Hause zu nehmen. Doch ich wusste, dass das nicht ging. Schule war Pflicht, und Annette hätte sicher versucht, mich zu beruhigen – aber sie hätte mich trotzdem hiergelassen.
Annette öffnete die Tür, und ich schnallte mich ab, rutschte von meinem Sitz und sprang aus dem Auto. Der kalte Wind biss mir ins Gesicht, und ich zog meine Mütze tiefer. Gemeinsam liefen wir zum Tor. Der Schulhof war heute voller Kinder, und der Schnee hatte alle in eine Art Euphorie versetzt. Überall war Bewegung und Lärm. Einige Kinder warfen sich Schneebälle zu, lachten laut oder schrien auf, wenn sie getroffen wurden. Andere rollten sich einen kleinen Abhang hinunter, ihre Jacken und Hosen bereits von Schnee bedeckt. Das Lachen und die Rufe schienen den ganzen Schulhof zu füllen.
Ich schaute mich um, aber Paul konnte ich in der Menge nicht entdecken. Das machte mich nervös. Paul war der Einzige, der mir das Gefühl gab, nicht komplett unsichtbar zu sein. Ohne ihn fühlte ich mich verloren. Andere Freunde hatte ich nicht, obwohl ich die Schule nun schon eineinhalb Jahre besuchte. Es war, als wäre ich ein Fremder, der nie so richtig dazugehören würde. Die anderen Kinder schienen mich kaum zu bemerken, oder wenn doch, dann eher mit einem mitleidigen oder genervten Blick.
Während ich so dastand, spürte ich plötzlich die Wärme, die sich in meiner Windel ausbreitete. Mein Bauch zog sich noch mehr zusammen. Ich hätte mich schämen sollen – und das tat ich auch ein bisschen –, aber es fühlte sich trotzdem irgendwie beruhigend an. In diesem Moment griff ich nach Annettes Hand. Sie war warm, und allein das Gefühl ihrer Finger um meine gab mir etwas Sicherheit. Ich drückte mich ein Stück näher an sie, während wir über den Hof zum Eingang des Schulgebäudes liefen.
Plötzlich entdeckte ich Richard und Collin. Sie waren ein Stück entfernt und liefen gerade zur Turnhalle. Mein Magen drehte sich um. Ich beobachtete sie aus den Augenwinkeln und hoffte, dass sie mich nicht gesehen hatten. Annette drückte sanft meine Hand, vielleicht spürte sie, dass ich gerade wieder in meinem Kopf feststeckte. „Alles wird gut, mein Schatz“, sagte sie leise. Ich nickte, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich das glauben konnte.
Dann kam Frau Siegel aus dem Schulgebäude. Ihr freundliches Lächeln galt zuerst Annette und dann mir. „Guten Morgen, Florian. Guten Morgen, Frau Wagner“, sagte sie, ihre Stimme klang wie immer warm und ermutigend. Bevor ich etwas sagen konnte, fuhr sie fort: „Hast du an deine Sportsachen gedacht?“ Ich nickte schnell und hob den Turnbeutel hoch, fast als wollte ich beweisen, dass ich diesmal nichts vergessen hatte.
Annette lächelte kurz und fragte: „Braucht er eigentlich noch eine extra Sportbefreiung wegen seiner Wirbelsäule?“
Frau Siegel schüttelte den Kopf. „Nein, das hat die Dame vom Jugendamt alles schon geklärt… Wie hieß sie noch gleich?“
„Frau Peters“, half Annette ihr aus.
„Ja, genau, Frau Peters. Alles ist hinterlegt“, antwortete Frau Siegel mit einem beruhigenden Lächeln. Ich versuchte, ruhig stehen zu bleiben, während die beiden weiter sprachen, aber mein Blick wanderte nervös über den Schulhof.
Annette setzte nach: „Und wegen seines anderen Problems beim Umziehen?“
Mein Herz schlug schneller. Ich schaute mich hastig um, doch trotz des Trubels auf dem Schulhof war niemand in der Nähe, der uns hätte hören können. Trotzdem fühlte ich mich unwohl, als die beiden darüber redeten.
Frau Siegel richtete ihren Blick wieder auf mich und sprach mit einem ruhigen Ton: „Du machst es einfach wie Paul. Er kommt immer etwas später und zieht sich um, wenn die anderen schon fertig sind. Das Gleiche machen wir, wenn der Sportunterricht zu Ende ist. Und wenn du Hilfe brauchst, meldest du dich, okay?“
Ich nickte langsam, unsicher, wie ich darauf reagieren sollte. Es fühlte sich erleichternd an, dass Frau Siegel so verständnisvoll war, aber gleichzeitig war es mir furchtbar peinlich, dass überhaupt darüber gesprochen wurde.
Wir hatten gerade die halbe Strecke zur Turnhalle hinter uns, als Annette sich plötzlich zu mir herunterhockte. Sie nahm meine Hand und schaute mich mit ihrem vertrauten, warmen Blick an. „So, mein Schatz, ich hole dich nachher wieder ab. Ich hab dich lieb!“ Dann umarmte sie mich fest, und obwohl ich es nicht wollte, stiegen mir Tränen in die Augen.
„Ich hab dich auch lieb“, murmelte ich, meine Stimme war brüchig. „Entschuldigung wegen heute Morgen.“
Annette löste die Umarmung leicht, blickte mich fragend an und strich mir sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „Entschuldigung? Weswegen denn?“
Ich schaute auf den Boden und murmelte: „Wegen dem Anziehen heute Morgen.“
Ohne zu zögern, umarmte Annette mich nochmals. Ihre Arme fühlten sich warm und sicher an. „Florian, da gibt es überhaupt nichts zu entschuldigen. Du hast recht – du bist schon ein großer Junge. Und ich bin so stolz auf dich.“
Ein Kloß formte sich in meinem Hals, und ich brachte nur ein leises „Okay“ heraus. Doch tief in meinen Gedanken fühlte ich etwas ganz anderes. Ich wollte gar kein großer Junge sein. Es war so schön, diese Fürsorge und Geborgenheit von Annette zu spüren. Es war ein Gefühl, das ich vorher nicht kannte, und jetzt hatte ich das Gefühl, es mir selbst kaputt gemacht zu haben.
Annette stand auf, lächelte noch einmal, und sagte leise: „Ich hab dich lieb. Es wird alles gut.“ Dann ließ sie mich los und ging.
Ich blickte ihr kurz nach, bevor ich Frau Siegel wortlos folgte, die mich sanft mit einem Nicken zur Turnhalle dirigierte. Meine Gedanken hingen noch bei Annette und dem Gefühl, das ihre Umarmung hinterlassen hatte – warm und beschützend. Ein Teil von mir wollte zurücklaufen, sie festhalten und alles ungeschehen machen. Doch stattdessen folgte ich stumm Frau Siegel, den Turnbeutel in der Hand und den Schnee unter meinen Schuhen knirschend.
Vor der Turnhalle stand die ganze Klasse in einem aufgeregten Durcheinander. Kinder unterhielten sich lautstark, lachten und schubsten sich spielerisch, während der Schnee unter ihren Schuhen knirschte. Mein Blick wanderte durch die Menge, und ich entdeckte Paul. Er stand mit Antje und Henry zusammen und unterhielt sich, scheinbar ganz entspannt. Als er meinen Blick bemerkte, lächelte er mir zu. Dieses Lächeln gab mir ein kleines bisschen Mut, obwohl ich immer noch unsicher war, wie der Sportunterricht heute verlaufen würde.
Als Frau Siegel den Eingang zur Turnhalle aufschloss, stürmte die Klasse förmlich hinein. Alle drängten durch die Tür, lachten und riefen durcheinander, bis es plötzlich ruhig wurde, als sie im Gebäude verschwanden. Nur Paul und ich blieben zurück. Es fühlte sich seltsam an, hier draußen zu stehen und darauf zu warten, dass die anderen fertig umgezogen waren. Eine nervöse Stille legte sich zwischen uns.
„Hast du Angst, dass man deine Windel beim Sport sieht?“ fragte ich Paul.
Er zögerte kurz, bevor ich den Kopf schüttelte. „Hast du sie letzte Woche beim Sport gesehen?“ fragte er weiter.
„Nein“, antwortete ich leise. „Hab ich nicht.“
Paul zuckte mit den Schultern. „Na siehste. Und wenn es jemand bemerkt, ist das doch sein Problem.“ Seine Worte klangen selbstbewusst, fast trotzig. „Mama sagt, das ist wie eine Brille – manche brauchen sie eben.“
Ich verstand, was er meinte, aber in mir wollte sich das Gefühl nicht einstellen, dass jemand bei mir so verständnisvoll sein würde.
Frau Siegel kam zur Tür und rief uns: „Kommt rein, ihr beiden. Die anderen müssten gleich fertig sein.“
Wir gingen zusammen in die Turnhalle und in Richtung Umkleide. Auf dem Weg kamen Collin und Lasse aus dem Raum. Sie warfen uns nur einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wortlos entfernten. Ich fühlte mich trotzdem unwohl.
In der Umkleide saßen noch Henry und Richard. Als ich Richard sah, zog sich mein Bauch zusammen. Ausgerechnet er. Ich wollte sofort wieder raus, aber Paul griff nach meinem Ärmel und zog mich zu einer anderen Bank.
Richard stand auf und verzog das Gesicht. „Hier stinkt’s nach Baby. Ich geh lieber“, sagte er höhnisch, bevor er zur Tür ging. Henry war auch gerade fertig und meinte: „Jetzt müsst ihr euch aber beeilen“, bevor er Richard hinterherlief.
Die Tür schloss sich hinter ihnen, und ich spürte, wie ich erleichtert Ausatmete. Paul begann sofort, seine Sachen aus dem Turnbeutel zu holen, und zog sich ohne Zögern aus. Ich folgte seinem Beispiel, auch wenn ich mich unsicher fühlte.
Als Paul nur noch sein Hemd und seine Unterhose trug, grinste er plötzlich. „Und außerdem…“ Er zog seine Unterhose ein Stück herunter, und zum Vorschein kam ein weißes Kleidungsstück, das ich nicht kannte.
„Was ist das?“ fragte ich, erstaunt.
„Das ist ein Body. So kann das Hemd nicht aus der Hose rutschen. Den hat Mama extra für den Sportunterricht gekauft.“ Er zog ihn wieder hoch und grinste.
Ich nickte beeindruckt und zog mich weiter um. Als ich nur noch in Unterhose und Hemd dastand, warf Paul einen kurzen Blick zu mir und sagte: „Du trägst ja richtige Windeln und keine zum Hochziehen.“
„Ja“, antwortete ich. „Ich finde, die lassen sich besser tragen.“
„Aber da kannst du ja zwischendurch gar nicht auf die Toilette?“, fragte Paul, fast erstaunt.
„Das schaffe ich eh nicht, seit ich mehr trinke“, sagte ich. „Und wann warst du das letzte Mal auf der Toilette in der Schule?“
Paul überlegte kurz, zuckte mit den Schultern und grinste breit. „Stimmt, der Punkt geht an dich!“
Sein Lachen lockerte die Stimmung, und ich spürte, wie die Anspannung langsam nachließ.
Wir gingen gemeinsam in die Turnhalle, und schon beim Betreten hörte ich das dumpfe Echo der Schritte meiner Mitschüler, die in einem großen Kreis durch die Halle liefen. „Da seid ihr ja“, sagte Frau Siegel mit einem Lächeln, während sie uns mit einer Geste aufforderte, uns anzuschließen. „Ihr könnt gleich mitlaufen.“
Paul rannte sofort los, und ich eilte hinterher, um nicht zurückzufallen. Doch wie immer hatte ich schnell Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Als der Kleinste in der Klasse musste ich deutlich mehr Schritte machen als die anderen, und schon nach der zweiten Runde spürte ich, wie meine Beine anfingen zu brennen. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben. Der Gedanke, stehen zu bleiben und aufzufallen, war für mich schlimmer als die Anstrengung.
„Das reicht fürs Aufwärmen“, rief Frau Siegel schließlich, und ich war erleichtert, als alle stehen blieben. Ich schnappte leise nach Luft, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen, während ich mich zu den anderen gesellte.
„So, heute machen wir ein paar Spiele mit dem Ball“, erklärte Frau Siegel. „Stellt euch in zwei Reihen auf.“ Die Klasse formierte sich schnell, während ich zögernd hinter Paul eine Position einnahm. Frau Siegel holte einen großen Gymnastikball aus dem Geräteraum und erklärte das erste Spiel. Es war einfach: Den Ball werfen, fangen und zurückgeben, dabei so oft wie möglich Punkte für die eigene Reihe sammeln.
Der Ball kam schnell näher, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als er auf mich zuflog. Mit ein wenig Mühe fing ich ihn, fast überrascht, dass es geklappt hatte. Ich warf ihn so schnell ich konnte zurück, und obwohl mein Wurf nicht besonders stark war, landete er beim nächsten in der Reihe. Ein kleines Erfolgserlebnis, das mich etwas entspannter machte.
Als das Spiel vorbei war, ließ Frau Siegel uns kleine Teams bilden und erklärte das nächste Spiel: „Ball über die Schnur“. Ein großes Netz wurde in der Mitte der Turnhalle aufgestellt, und die Klasse wurde in zwei Mannschaften aufgeteilt. Es war einfach: Den Ball über das Netz werfen und versuchen, ihn so zu platzieren, dass die andere Mannschaft ihn nicht zurückspielen konnte. Paul und ich waren im selben Team, und ich versuchte, mich an ihm zu orientieren.
Das Spiel war chaotisch und laut. Manche warfen den Ball wild herum, andere versuchten, geschickt zu spielen, und ich versuchte einfach, nicht im Weg zu stehen. Als der Ball plötzlich auf mich zukam, rief Paul: „Florian, nimm ihn!“ Ich streckte die Arme aus, und irgendwie schaffte ich es, den Ball hoch zuwerfen. Mein Team rief ein lautes „Ja!“, und ich konnte nicht verhindern, dass ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht erschien.
Nach einer Weile pfiff Frau Siegel, und das Spiel wurde beendet. „Gut gemacht, alle zusammen“, lobte sie uns. „Zum Abschluss machen wir noch ein kleines Wettrennen.“ Ich stöhnte innerlich, denn meine Beine fühlten sich schon jetzt wie Gummi an. Doch ich stellte mich brav an die Startlinie.
Das Wettrennen war schnell vorbei, und natürlich war ich weit hinten. Aber Paul wartete am Ziel auf mich, klopfte mir auf die Schulter und sagte: „War doch gut!“ Es war ein kleiner Moment, aber er fühlte sich an, als hätte ich gewonnen.
Die zwei Stunden Sport vergingen überraschend schnell, aber am Ende war ich ziemlich geschafft. Mein Atem ging schwer, und meine Beine fühlten sich wie Pudding an. Trotzdem hatte ich es irgendwie geschafft, mitzuhalten. Was mich jedoch die ganze Zeit nervös machte, war die ständige Sorge, dass meine Windel sichtbar sein könnte. Ich zog immer wieder an meiner Hose und zupfte an meinem T-Shirt herum, als könnte ich so verhindern, dass irgendetwas herausragte. Paul hingegen schien sich darüber keine Gedanken zu machen. Sein Body war ein paar Mal unter seinem T-Shirt zu sehen, aber er sah tatsächlich aus wie ein normales Unterhemd. Niemand schien das zu bemerken, und er wirkte total entspannt.
„So, alle umziehen!“ rief Frau Siegel schließlich. „Paul und Florian, helft ihr mir bitte noch beim Wegräumen?“
Die Klasse machte sich auf den Weg zur Umkleide, während Paul und ich bei Frau Siegel blieben. Wir räumten die Verkehrshütchen, die wir als Ziellinie benutzt hatten, zusammen und spannten das netz vom Ballspiel ab. Es ging schnell, und ich war froh, dass die Arbeit nicht allzu anstrengend war.
„Ihr könnt hier warten, bis der Rest fertig ist“, sagte Frau Siegel, als wir alles verstaut hatten.
Paul setzte sich auf den Boden und schnaufte kurz. „Jetzt haben wir zwei Stunden bei Herr Blum Ethik“, sagte er, und seine Stimme klang alles andere als begeistert.
Ich setzte mich neben ihn und überlegte. „Ich finde Ethik eigentlich gar nicht so schlecht“, sagte ich schließlich. Es war eine der wenigen Stunden, in denen ich mich nicht ständig sorgen musste, etwas falsch zu machen. Herr Blum war ruhig und ließ uns oft einfach reden oder nachdenken.
Paul zog eine Grimasse und sah mich an. „Naja, besser als Mathe ist es auf jeden Fall“, meinte er und grinste. Ich musste schmunzeln. Vielleicht würden die nächsten zwei Stunden gar nicht so schlimm werden.
Nach ein paar Minuten machten wir uns auf den Weg zur Umkleide. Die Tür stand offen, und der Raum war leer – zumindest von Menschen. Aber als ich nach meinen Schuhen suchte, bemerkte ich, dass jemand sie oben auf einen der hohen Spinde gelegt hatte, so dass ich nicht rankam. Ich blieb stehen und starrte sie an, als könnte ich sie mit purem Willen herunterholen. Paul bemerkte es auch und schüttelte den Kopf. „Was für Blödmänner“, kommentierte er trocken, während er selbst nach oben griff, aber auch er war zu klein, um sie zu erreichen.
Ich sah mich hektisch im Raum um, auf der Suche nach irgendetwas, worauf ich mich stellen konnte. Doch die Umkleide bot nichts, was sich dafür eignete. Frustriert blieb mir nichts anderes übrig, als Frau Siegel um Hilfe zu bitten. Sie kam ohne Probleme an die Schuhe heran, als hätte es keine Anstrengung gekostet. Während sie mir die Schuhe reichte, fragte sie: „Wisst ihr, wer das gewesen sein könnte?“
Ich schüttelte den Kopf. Natürlich wusste ich es nicht, aber ich hatte so eine Ahnung. Die üblichen Verdächtigen schossen mir durch den Kopf: Richard, Collin, vielleicht sogar Lasse. Doch ich sprach es nicht aus. Was hätte es auch gebracht?
Zurück in der Schule, als wir gerade die Klasse betraten, warf Richard beiläufig einen abfälligen Kommentar in den Raum: „Deine Schuhe sehen aber staubig aus.“ Seine Stimme war voller Spott, als wäre er über mich erhaben. Collin lachte laut auf, und Lasse blieb diesmal ungewöhnlich still. Ich spürte, wie mir heiß wurde, doch ich sagte nichts. Es war besser, sie einfach zu ignorieren.
Zwenja stand in ihrer üblichen Mädchengruppe und murmelte etwas zu ihren Freundinnen. Ich hörte nur ein Wort heraus: „Loser.“ Meine Ohren brannten, und ich versuchte, sie zu ignorieren. Antje, die auch in der Gruppe stand, sah mir kurz in die Augen, wandte sich dann aber schnell ab und sagte etwas zu Zwenja, das ich nicht verstand. Danach drehte sie sich weg und ging zu ihrem Platz, als wolle sie nicht Teil des Gesprächs sein.
Als sich die Klasse allmählich beruhigte und ein Großteil der Schüler in einen anderen Raum wechselte, packten Paul und ich unsere Pausenbrote aus. Der Hunger vom Sportunterricht machte sich bemerkbar. Ich hatte heute ein Brot mit Leberwurst und dazu ein paar Gurken Stücke. Es schmeckte richtig gut zusammen, und ich ließ mir jede Scheibe genüsslich schmecken.
Während wir so da saßen, kam mir plötzlich die Unterhaltung zwischen Paul und Antje vor der Turnhalle wieder in den Sinn. Ich schluckte den letzten Bissen hinunter und fragte: „Über was hast du dich eigentlich mit Antje vor der Turnhalle unterhalten?“
Paul sah kurz zu mir, während er an seinem Apfel knabberte, und antwortete: „Sie hat gefragt, was gestern passiert ist.“
„Und was hast du ihr gesagt?“
„Ich hab ihr erklärt, was los war – dass Richard dich geärgert hat. Und als ich gerade dabei war, kam Frau Siegel.“
Ich runzelte die Stirn. „Aber es hat doch sonst nie jemanden interessiert, wenn Richard mich geärgert hat. Außer vielleicht, wenn die anderen mitgemacht haben.“
Paul nickte nachdenklich. „Ja, stimmt, fand ich auch komisch. Aber sie hat auch gefragt, wie es dir geht. Sie meinte, du erinnerst sie an ihren kleinen Bruder.“
Ich hielt inne und starrte ihn an. „Ihr kleinen Bruder? Der geht doch bestimmt noch in den Kindergarten, oder?“
Paul nickte. „Ja, genau.“
Ich rollte mit den Augen. „Na toll. Damit will sie also sagen, dass ich eher in den Kindergarten gehöre und nicht in die Schule! Das hat sie bestimmt von Zwenja!“
Paul schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Wenn du mich fragst, hat Antje nie mitgemacht, wenn die anderen dich geärgert haben. Und ich glaube auch nicht, dass sie das böse gemeint hat.“
Ich überlegte einen Moment. Vielleicht hatte Paul recht, aber sicher war ich mir nicht. Es fiel mir schwer, zu glauben, dass jemand tatsächlich nett zu mir sein wollte, ohne dass es einen Haken gab. Trotzdem – ein kleiner Funke Hoffnung blieb. Vielleicht war Antje wirklich anders als die anderen.
Die Ethikstunde war immer etwas ruhiger, da unsere Gruppe kleiner war. Mehr als die Hälfte meiner Mitschüler besuchte den Religionsunterricht, aber ich war hier, weil ich nicht getauft war und meine Eltern nie etwas mit der Kirche zu tun gehabt hatten. Ihnen war es völlig egal, ob ich Religion oder Ethik lernte. Warum Paul ebenfalls in Ethik war, wusste ich nicht. Ich hatte ihn nie danach gefragt, aber irgendwie spielte das auch keine Rolle – es war einfach schön, jemanden dabei zu haben, den ich mochte.
Zum Glück waren Richard und Lasse im Religionsunterricht. Sie waren immer die Ersten, die mich aufziehen oder etwas Gemeines sagen würden. Ohne sie war Ethik fast so etwas wie eine kleine Pause vom Stress. Zwenja und Collin waren zwar mit in Ethik, aber die beiden ließen mich meistens in Ruhe. Zwenja war eher laut und sprach oft dazwischen, wenn Herr Blum etwas erklärte, aber sie schien mich nicht groß zu beachten. Collin hingegen war manchmal schwer einzuschätzen. Er sagte selten etwas direkt zu mir, aber sein Blick konnte ziemlich unangenehm sein. Zum Glück hielt er sich in Ethik meistens zurück.
Die anderen Mitschüler in Ethik waren eigentlich okay. Sie ließen mich in Ruhe und schienen mich kaum zu bemerken. Das war mir recht, denn so konnte ich die Stunde ohne Angst verbringen, dass jemand etwas Gemeines sagen oder mich bloßstellen würde.
Die beiden Ethikstunden verliefen, wie erwartet, relativ entspannt. Herr Blum hatte uns über verschiedene Werte und Moralvorstellungen sprechen lassen, und ich hatte sogar ein bisschen Spaß daran, zuzuhören und mitzudenken. Jetzt war erstmal Mittagspause, und danach stand noch eine Stunde Deutsch bei Frau Siegel auf dem Plan. Deutsch war nicht gerade mein Lieblingsfach, aber Frau Siegel machte den Unterricht meist ganz okay.
Paul und ich liefen direkt in die Kantine, und diesmal schafften wir es tatsächlich ohne Zwischenfälle dorthin. Auf der Tafel bei der Essensausgabe stand „Gemüselasagne“, aber als ich den ersten Bissen nahm, war ich mir nicht sicher, ob das wirklich stimmte. Es schmeckte irgendwie fad, fast wie Pappe mit ein bisschen Gemüse dazwischen. Als ich noch Zuhause gewohnt hatte, war die warme Mahlzeit immer mein Highlight des Tages gewesen, egal wie es schmeckte. Ich hatte alles aufgegessen, ohne groß darüber nachzudenken. Aber seit ich bei Diana und Annette lebte, war ich verwöhnt. Dort gab es immer etwas Leckeres, und es schmeckte jedes Mal richtig gut. Jetzt konnte ich verstehen, was Paul meinte, wenn er sagte: „Heute schmeckt’s nicht.“ Trotzdem aß ich aus Gewohnheit auf.
Nach dem Essen gingen wir auf den Schulhof. Es hatte den ganzen Vormittag geschneit, und der Hof war voller Kinder, die den Schnee nutzten, um herumzutoben. Richard fiel mir sofort ins Auge. Er stand in einer Ecke und seifte gerade einen Erstklässler mit Schnee ein. Der Kleine wehrte sich nicht mal, er stand einfach nur da und ließ es über sich ergehen. Warum suchte sich Richard eigentlich immer die Kleineren aus? Er war fast so groß wie die Drittklässler. Wenn er jemanden ärgern wollte, warum versuchte er es nicht mal bei jemandem in seiner Größe? Es machte mich wütend, aber bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich Frau Hildebrandt, die Hofaufsicht hatte. „Richard!“, rief sie über den halben Schulhof. Sie stapfte entschlossen auf ihn zu, und Richard ließ den Jungen endlich in Ruhe. Wenigstens musste der Erstklässler sich nicht lange quälen.
„Wollen wir ein Mini-Iglu bauen?“ fragte Paul plötzlich.
Ich sah ihn an und spürte, wie meine Laune sich besserte. „Cool, das ist eine super Idee!“ sagte ich und begann sofort, mit Paul aus kleinen Schneebällen die Basis eines Iglus zu formen.
Während wir bauten, träumte ich laut: „Es wäre so cool, ein großes Iglu zu bauen, so groß, dass man reingehen könnte.“
„Ja, voll cool!“ antwortete Paul begeistert. „Ich habe mal in einer Doku gesehen, dass es da drinnen richtig warm werden kann.“
Ich hielt inne und schaute ihn skeptisch an. „Aber dann schmilzt der Schnee doch.“
Paul zuckte mit den Schultern. „Ja, so richtig habe ich das auch nicht verstanden“, gab er zu.
Wir lachten kurz, machten aber weiter. Der kalte Schnee biss langsam in meine Finger, die längst durchgefroren waren, aber ich ignorierte es. Es machte zu viel Spaß, das Iglu zu bauen.
Plötzlich klingelte es zum Pausenende, und ich seufzte. „Schon vorbei?“, murmelte ich, während ich meine Hände betrachtete, die rot und steif vom Schnee waren. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie zufrieden.
Als ich mich wieder auf meinen Platz setzte, spürte ich plötzlich meine Windel. Sie fühlte sich ziemlich voll an, obwohl ich sie nach dem Sportunterricht gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Jetzt, nach der Pause, war sie deutlich zu spüren, und das machte mich unruhig. Ich versuchte, mich abzulenken, aber die Deutschstunde zog sich heute irgendwie endlos hin. Meine Konzentration war weg, und ich bekam vom Unterricht kaum etwas mit. Stattdessen wurden meine Augen schwer, und ich merkte, wie die Müdigkeit langsam überhandnahm.
Plötzlich hörte ich Frau Siegels Stimme direkt an mich gerichtet: „Florian, du bist dran. Lies bitte weiter.“ Ich zuckte zusammen und schaute hektisch in mein Buch. Ich hatte keine Ahnung, wo wir gerade waren. Paul, der neben mir saß, zeigte mit dem Finger auf die Stelle, und ich nickte dankbar. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, aber meine Hände zitterten leicht, als ich das Buch fester hielt.
Ich begann zu lesen, aber es lief nicht gut. Ich stotterte, blieb an den schwierigen Wörtern hängen und musste ein paar Mal neu ansetzen. Mein Gesicht fühlte sich heiß an, und ich konnte spüren, wie die anderen mich ansahen. Frau Siegel unterbrach mich schließlich sanft: „Florian, versuche Zuhause ein bisschen zu üben. Mit der Zeit wird das besser.“ Ihre Stimme war freundlich, aber ich konnte den Kloß in meinem Hals trotzdem nicht ignorieren.
Sie wandte sich an die ganze Klasse: „Die nächsten zwei Seiten in eurer Lesefibel lest ihr bitte übers Wochenende. Am Montag frage ich ein bisschen was über den Inhalt ab.“ Sie schrieb die Seitenzahl an die Tafel und darüber groß „Hausaufgabe“. Ich nahm mein Hausaufgabenheft heraus und übertrug die Notiz, auch wenn mir schon jetzt klar war, dass ich darauf keine Lust habe.
Endlich klingelte es zum Schulschluss, und ich war so froh, dass der Tag vorbei war. Ich packte meine Sachen zusammen und ging mit Paul nach draußen. Annette stand schon am Schultor, und als ich sie sah, spürte ich, wie sich in mir alles entspannte. Ein breites Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, und ich lief schneller.
Am Tor angekommen, warf ich mich in ihre Arme und umarmte sie fest. Sie erwiderte die Umarmung und sagte: „Hallo, mein Schatz.“ Ihre Stimme war warm und vertraut, und ich fühlte mich sofort sicherer.
Paul verabschiedete sich von uns, und ich winkte ihm zum Abschied. „Tschüss, Paul!“ Er grinste und winkte zurück, bevor er in die entgegengesetzte Richtung ging.
Annette nahm mir meinen Schulranzen und den Turnbeutel ab. Sie schien sofort zu merken, dass ich müde war, denn sie sagte nichts weiter, sondern führte mich ruhig zum Auto. Dort schnallte sie mich an, und ich ließ es einfach geschehen. Ich war zu erschöpft, um mich selbst Anzuschnallen.
Als wir losfuhren, fragte sie sanft: „Wie war es heute in der Schule?“
Ich schaute aus dem Fenster und dachte kurz nach. Es war ein langer Tag gewesen, und die Antwort fiel mir schwer.
„Wir haben im Sport heute Ball über die Schnur gespielt“, erzählte ich, als Annette das Auto aus der Parklücke lenkte.
„Das klingt toll!“, sagte sie mit einem Lächeln. „Wie hat es mit deiner Windel geklappt?“
Ich zögerte kurz, bevor ich antwortete: „Ich hoffe, dass sie niemand gesehen hat. Zumindest hat keiner was gesagt.“
Annette nickte nachdenklich. „Wie macht das eigentlich Paul? Hat bei ihm schon mal jemand etwas gesehen?“
„Nein“, antwortete ich. „Der hat im Sport so ein Ding an, dass man es nicht sieht. Ich glaube, er hat Body dazu gesagt.“
Annette war kurz still, dann lächelte sie. „Das ist clever. Die sollte es in deiner Größe auf jeden Fall noch geben. Aber dass es die in Pauls Größe noch gibt, wusste ich gar nicht. Sowas könnten wir dir auch kaufen, wenn du möchtest – für den Sport oder vielleicht auch generell für die Schule. Das wäre bestimmt praktisch.“
„Okay“, murmelte ich. „Aber warum nicht nur für den Sport?“
„Naja“, erklärte Annette geduldig, „es kann doch mal passieren, dass du dich in der Schule bücken musst oder etwas heben sollst. Oder stell dir vor, im Sommer trägst du nur ein T-Shirt. Da könnte der Rand der Windel schnell aus der Hose schauen. Mit einem Body wärst du dann auf der sicheren Seite.“
Ich überlegte kurz. Sie hatte recht. Es war mir schon ein paar Mal passiert, dass ich mich unwohl gefühlt hatte, wenn ich mich bücken musste.
„Und was habt ihr sonst noch in der Schule gemacht?“ fragte Annette, während sie den Blinker setzte.
„In Ethik durften wir über Moral sprechen“, antwortete ich. „Und in Deutsch musste ich etwas vorlesen.“
„Und wie war das Vorlesen?“ wollte Annette wissen und warf mir im Rückspiegel einen kurzen, neugierigen Blick zu.
Ich zuckte mit den Schultern. „Nicht so gut“, gab ich leise zu.
Annette lächelte aufmunternd. „Das wird schon. Wir schauen mal, ob wir Bücher finden, die dich interessieren. Dann liest du von ganz alleine, weil du wissen möchtest, was drin steht.“
Ich blickte aus dem Fenster und überlegte. „Aber kannst du mir die nicht einfach vorlesen?“ fragte ich hoffnungsvoll.
Annette lachte leise, was mich ebenfalls schmunzeln ließ. „Ich lese dir gerne etwas vor“, sagte sie sanft. „Aber es ist auch wichtig, dass du selbst liest. Umso öfter du das machst, umso besser wirst du. Das ist wie Fahrradfahren – wenn man es einmal kann, vergisst man es nie. Verstehst du, was ich meine?“
Ich schwieg einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Ich bin noch nie Fahrrad gefahren“, murmelte ich schließlich.
Annette hielt abrupt inne und sah mich überrascht an. „Oh“, sagte sie leise. „Daran habe ich gar nicht gedacht.“ Es wurde kurz still im Auto, bevor sie mit einem entschlossenen Ton hinzu fügte: „Aber im Frühling holen wir das nach. Das lernst du auch, das bringen wir dir bei.“
Ich konnte mir das überhaupt nicht vorstellen – Fahrradfahren? Das klang viel zu schwierig. Ich war mir sicher, dass ich das niemals lernen würde. Ich sah mich schon vor meinem inneren Auge, wie ich auf das Fahrrad stieg, ein paar wackelige Meter fuhr und dann krachend zu Boden fiel. Der Gedanke daran ließ meinen Magen sich zusammenziehen. Fahrradfahren war doch bestimmt nichts für mich, oder?
Das Auto rollte langsam aus, bis Annette in eine Parklücke vor einem kleinen Geschäft einlenkte. Ich beobachtete durch das Fenster, wie sie den Wagen abstellte, und fragte verwundert:
„Was machen wir denn hier?“
Annette drehte sich zu mir um und lächelte. „Wir – beziehungsweise du – gehst zum Friseur. Das ist wirklich längst überfällig.“
„Jetzt!?“ platzte es überrascht aus mir heraus.
„Ja, jetzt“, bestätigte sie ruhig. „Du darfst dir deine Frisur auch selbst aussuchen.“
Ich schnallte mich ab und stieg aus. In meinem Kopf ratterten die Gedanken. Diana hatte auch schon einmal gesagt, dass sie mit mir zum Friseur gehen wollte, aber wir waren nie dazu gekommen. Und jetzt sollte ich mir sogar eine Frisur aussuchen? Wie sollte das gehen? Ich hatte doch gar keine Vorstellung davon, was ich wollte. Frisuren waren nie etwas, worüber ich nachgedacht hatte.
Hand in Hand mit Annette betrat ich das kleine Geschäft. Sofort nahm ich den intensiven Geruch von Shampoo und Haarspray wahr. Zwei Kundinnen saßen auf den Friseurstühlen, während die Friseurinnen ihnen entweder die Haare schnitten oder etwas in ihre Haare einarbeiteten. Auf einem weiteren Stuhl saß eine sehr alte Dame, die uns mit wachsamem Blick musterte.
Eine der Friseurinnen, die gerade bei einer Kundin irgendwas Weißes in die Haare schmierte, schaute zu uns und sagte: „Hallo, Frau Wagner. Nehmt bitte Platz, es dauert noch einen Moment.“
„Wir sind etwas zu früh“, meinte Annette lächelnd und führte mich zu einer kleinen Sitzecke, in der auch die ältere Dame Platz genommen hatte. Sie betrachtete mich kurz und lächelte freundlich.
Annette deutete auf einen Tisch mit Zeitschriften. „Du kannst dir ruhig eine aussuchen – vielleicht ist ja etwas dabei, das dich interessiert.“
Ich stand auf und trat an den Stapel Hefte heran. Auf den Covern waren überwiegend Frauen oder Männer mit komischen Frisuren zu sehen, und alles wirkte irgendwie quietschbunt. Ich schlug kurz ein paar Seiten auf, überflog die Bilder, merkte aber schnell, dass mich das nicht wirklich ansprach. Weiter unten fand ich schließlich ein Magazin mit schicken Autos auf dem Titelblatt. Das gefiel mir deutlich besser.
Also nahm ich mir das Heft, setzte mich wieder neben Annette und blätterte durch die Seiten. Lesen wollte ich nicht so recht – ich war zu müde und auch ein wenig aufgeregt. Stattdessen betrachtete ich nur die Fotos von glänzenden Autos und träumte ein bisschen vor mich hin.
Einige Minuten vergingen. Ich lehnte mich an Annette, die liebevoll ihren Arm um mich legte. Ihre Nähe beruhigte mich, und ich seufzte leise. Plötzlich wurde mir bewusst, dass es wieder warm zwischen meinen Beinen wurde. In der Schule hatte ich das heute gar nicht richtig mitbekommen – es war einfach passiert. Aber jetzt, wo ich zur Ruhe kam, spürte ich es umso deutlicher.
Warum das so war, wusste ich nicht. Ich schluckte kurz und versuchte, mich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen konzentrierte ich mich wieder auf die Bilder der Autos, während Annette meine Schulter sanft drückte und wir gemeinsam darauf warteten, dass ich endlich an der Reihe war.
„Florian? Florian, wir sind dran!“ sagte Annette sanft. Ich öffnete langsam die Augen und merkte, dass mein Daumen in meinem Mund steckte. Schnell zog ich ihn heraus, etwas peinlich berührt. Ich musste eingeschlafen sein, und der Daumen war wohl automatisch in meinen Mund gewandert. Annette lächelte mich liebevoll an und strich mir über den Kopf. „Das frühe Aufstehen bist du einfach noch nicht gewöhnt.“
Ich nickte nur. Zuhause war ich nie so früh aufgestanden wie jetzt bei Annette. Es war zwar anstrengend, aber ich hätte es um nichts in der Welt wieder eintauschen wollen. Lieber stand ich jeden Morgen so früh auf, als in mein altes Zuhause zurück zu müssen. Annette führte mich zu einem Friseurstuhl, und ich ließ mich auf eine Sitzerhöhung sinken, die die Friseurin dort hingelegt hatte, damit ich besser sitzen konnte.
Die Friseurin schaute mich neugierig an, bevor sie plötzlich sagte: „Am Telefon war ich schon etwas überrascht. Ihr großer Sohn war ja schon lange nicht mehr hier, und als Sie sagten, Sie kommen mit Ihrem Sohn, habe ich kurz überlegt, ob ich Sie vielleicht verwechsle. Ich wusste gar nicht, dass Sie zwei Kinder haben.“
Annette lachte leise. „Ja, Sebastian geht mittlerweile alleine zum Friseur. Das hier ist Florian.“
„Hallo, Florian“, sagte die Friseurin, die sich jetzt als Pauline vorstellte. „Wie alt bist du denn?“
Ich sah kurz zu Annette. Warum musste sie das wissen? Ich verstand es nicht, also schwieg ich. Annette antwortete für mich: „Florian ist sieben Jahre alt.“
Die Frau sah mich überrascht an. „Okay, wie sollen wir die Haare schneiden?“ fragte sie, während sie mir einen Umhang umlegte. Dabei spürte ich ihren neugierigen Blick auf mir ruhen.
Annette überlegte kurz. „Das wissen wir noch gar nicht so genau“, sagte sie.
Pauline nickte und holte einen dicken Ordner mit Bildern verschiedener Frisuren hervor. „Kein Problem. Schaut euch mal ein paar Bilder an. Florian, du kannst mir einfach zeigen, welche Frisur dir gefällt, und dann schauen wir, ob das bei dir funktioniert.“
Ich sah mir die Bilder aufmerksam an. Es waren viele Frisuren dabei – kurze, lange, lockige, glatte –, aber keine gefiel mir so richtig. Eigentlich war es mir auch egal. Es waren nur Haare. Ich zuckte mit den Schultern und sagte nichts.
Annette bemerkte meine Unsicherheit. „Ist nichts dabei, was dir gefällt?“ fragte sie ruhig.
Ich sah sie an und zuckte erneut mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, murmelte ich.
„Soll ich eine aussuchen?“ fragte sie schließlich.
Erleichtert nickte ich, froh, dass sie die Entscheidung für mich traf. Annette blätterte noch kurz durch den Ordner, bevor sie auf ein Bild zeigte. „Die hier sollte ihm gut stehen“, sagte sie zu Pauline.
Ich sah mir das Foto an: Der Junge hatte an den Seiten ganz kurze Haare, oben waren sie länger und zur Seite gekämmt. Ich wusste nicht, ob das gut aussah oder nicht – und eigentlich war mir das auch egal. Bisher hatte ich nie darauf geachtet, wie meine Haare aussahen. Genau wie mit meinen anziehsachen: Es war mir immer egal, welche Hose oder welchen Pullover ich trug, Hauptsache, ich hatte überhaupt etwas zum Anziehen und nichts war kaputt.
Die Friseurin nahm zuerst eine große Schere und schnitt ein paar Strähnen von meinen Haaren ab. Das fühlte sich ein bisschen kitzelig an, weil sie manchmal an meinem Ohr vorbeikam. Dann holte sie eine brummende Maschine raus. Das Geräusch war laut und hat mich ein bisschen erschreckt. Meine Mama hatte auch immer so eine Maschine benutzt, aber sie hat meine Haare nie oft geschnitten. Immer nur, wenn sie schon richtig lang geworden waren.
Ich schaute in den Spiegel und konnte Annette hinter mir stehen sehen. Sie lächelte mich an, was mir ein bisschen Mut machte. Trotzdem war es seltsam, jemand Fremden an meine Haare zu lassen. Manchmal zuckte ich sogar ein bisschen am ganzen Körper, weil es so komisch kribbelte, wenn die Maschine mir die Haare an der Seite wegschnitt.
Als die Friseurin fertig war, säuberte sie meinen Nacken mit einem weichen Pinsel und sagte: „Fertig!“ Ich schaute mich aufmerksam im Spiegel an. Obwohl ich den Haarschnitt die ganze Zeit beobachtet hatte, nahm ich mich erst jetzt wirklich wahr – und erschrak. Ich erkannte mich kaum wieder! Meine Haare sahen völlig anders aus als früher, als Mama sie einfach überall kurz geschnitten hatte. Jetzt entsprachen sie zwar dem Foto, aber an mir wirkten sie doch irgendwie anders. Es sah eigentlich gar nicht schlecht aus, aber trotzdem fühlte es sich nicht wie „ich“ an.
„Jetzt siehst du richtig schick aus!“, sagte Annette und lächelte. Ich hab sie nur kurz angeguckt und dann wieder in den Spiegel geschaut. So wie ich vorher aussah, das kannte ich besser. Aber vielleicht gewöhne ich mich ja auch an die neue Frisur. Ich strich mir mit der Hand durch die Haare und fand es spannend, wie ungewohnt sie sich anfühlten.
Annette bezahlte, und wir gingen wieder zum Auto. Draußen war es kalt, und ich zog die Schultern hoch, um mich ein bisschen zu wärmen. Als wir im Auto saßen, schnallte Annette mich an und sagte: „So, aber jetzt ab nach Hause!“
Ich freute mich darauf, endlich wieder in meinem Zimmer zu sein. Doch kaum waren wir losgefahren, fragte Annette: „Hast du heute eigentlich Hausaufgaben bekommen?“
Mein Bauch zog sich ein bisschen zusammen, denn da fiel mir die Lese aufgabe ein, die wir übers Wochenende machen sollten. Zwei Seiten aus dem Lesebuch, und am Montag würde Frau Siegel dazu Fragen stellen. Ich erinnerte mich auch daran, dass Annette das letzte Mal gesagt hatte, wir sollten die Hausaufgaben lieber gleich machen. Aber ich wollte heute unbedingt mit meiner Lego-Eisenbahn weitermachen.
Ich überlegte kurz, ob ich Annette die Wahrheit sagen sollte. Anlügen wollte ich sie nicht – das wäre nicht richtig gewesen. Also seufzte ich und sagte: „Wir sollen zwei Seiten im Lesebuch lesen, und Frau Siegel fragt uns am Montag dazu ab.“
Annette nickte. „Okay. Magst du sie mir nachher mal vorlesen?“
Ich ließ den Kopf hängen und jammerte: „Aber ich will doch noch mit meinem Lego spielen!“ Die Enttäuschung war deutlich in meiner Stimme, und ich hoffte, Annette würde das verstehen.
Sie schaute mich kurz im Rückspiegel an und lächelte. „Das verstehe ich“, sagte sie ruhig. „Dann machen wir das so: Wir lesen die beiden Seiten zusammen, bevor du schlafen gehst, okay?“
Ich überlegte kurz und fragte dann skeptisch: „Muss ich dann alles vorlesen?“
Annette zuckte mit den Schultern. „Wir schauen mal, wie viel das ist und wie schwierig der Text ist. Ich helfe dir auch dabei.“
Das klang besser, als ich erwartet hatte. „Okay“, sagte ich schließlich und entspannte mich ein bisschen. Das war viel besser, als jetzt gleich mit den Hausaufgaben anfangen zu müssen. So konnte ich noch mit meiner Eisenbahn bauen.
Ich wachte auf, als Annette mich gerade auf mein Bett setzte. Meine Augen waren noch halb geschlossen, und ich fühlte mich ein bisschen durcheinander. Ich blinzelte und sah, wie Annette sich zu mir herunter beugte und mir die Schuhe auszog.
„Bist du wieder wach, mein kleiner Schlafratz?“ fragte sie mit einem Lächeln.
Ich nickte langsam, war aber noch nicht ganz bei der Sache. Alles fühlte sich so angenehm und ruhig an, dass ich einfach da saß und mich von Annette umsorgen ließ.
„Willst du dich lieber selber ausziehen?“ fragte sie dann und schaute mich fragend an.
Ich schüttelte den Kopf.
„Okay“, sagte sie verständnisvoll, „aber du musst mich das nicht machen lassen, wenn du es nicht willst. Ich bin nicht böse, wenn du es selbst machen möchtest.“
Ich schüttelte erneut den Kopf und murmelte: „Du sollst das machen.“
Annette lächelte und nickte. „Okay, aber sag mir Bescheid, wenn du irgendwann etwas lieber selbst machen möchtest, ja?“
Ich nickte leicht. Es war ein gutes Gefühl, dass sie mir helfen wollte, auch wenn ich heute früh gesagt hatte, dass ich alles alleine machen kann. Vielleicht war ich doch noch nicht so groß, wie ich manchmal dachte.
Annette zog mir behutsam die Jacke aus und danach die Hose. Dann hielt sie kurz inne und schaute mich an. „Wir machen dich gleich frisch, deine Windel ist überfällig. Deine Unterhose hat schon feuchte Stellen.“
Ich sah kurz an mir herunter, überrascht. Das hatte ich gar nicht bemerkt. Es war mir ein bisschen peinlich, aber Annette schien das überhaupt nicht schlimm zu finden.
„Willst du es selber probieren mit der Windel?“ fragte sie leise.
Ich schüttelte wieder den Kopf.
Annette nickte nur und begann, mir die Windel zu wechseln. Ihre Bewegungen waren ruhig und sicher, und ich fühlte mich einfach wohl. Danach half sie mir in eine bequeme Jogginghose, die sich weich und angenehm anfühlte.
„Es ist viel besser, eine frische Windel an zu haben“, dachte ich bei mir. Alles fühlte sich wieder sauber und warm an, und ich war froh, dass Annette so geduldig war.
„Jetzt kannst du erst mal spielen“, sagte sie und strich mir über den Kopf. „Ich bringe dir gleich noch etwas zu trinken.“
Ich nickte und lächelte leicht, während ich mich wieder meiner Lego-Eisenbahn widmete, um sie weiter zu bauen. Es war schön, dass Annette immer genau wusste, wie sie mir helfen konnte, ohne dass ich mich dabei schlecht fühlte. Konzentriert arbeitete ich an der Lok und überlegte schon, was wohl als Nächstes an der Reihe sein würde. Nach einer Weile kam Annette zurück ins Zimmer und reichte mir eine Trinkflasche.
„Schön austrinken, da ist wieder Medizin drin, damit dein Stuhlgang nicht so weh tut“, sagte sie liebevoll.
Ich nickte und nahm einen Schluck. Es schmeckte nach Früchtetee, angenehm süß, und ich trank gleich noch ein bisschen mehr. Danach widmete ich mich wieder der Eisenbahn, baute Schienen und Tunnel weiter zusammen. Es fühlte sich an, als wäre nur ein kleiner Moment vergangen, als Annette erneut hereinkam.
„Ich schaue jetzt nochmal schnell nach deinem Schulranzen, und dann essen wir Abendbrot“, sagte sie.
„Aber ich möchte doch noch weiterbauen!“ protestierte ich, ohne aufzuhören.
Annette lächelte verständnisvoll. „Das verstehe ich, aber es ist schon spät, und wir wollen noch deine Hausaufgabe lesen. Aber morgen ist Freitag, und dann ist Wochenende. Da kannst du weiterbauen.“
Ich seufzte ein bisschen, dann fragte ich hoffnungsvoll: „Hilfst du mir dann morgen beim Lego-Aufbauen?“
Annette sah mich überrascht an und grinste. „Ich weiß gar nicht, ob ich das kann. Wir schauen morgen mal, okay?“
Ich nickte zufrieden. Dann gingen wir gemeinsam in die Küche, wo der Tisch schon gedeckt war. Es gab Kartoffeln mit Kräuterquark. Das hatte ich noch nie gegessen, also war ich erst einmal vorsichtig und kostete nur ein kleines Stück.
„Soll ich dir lieber ein Brot schmieren?“ fragte Annette, als sie meinen skeptischen Blick sah.
Ich schüttelte den Kopf und probierte noch einen Bissen. Es schmeckte richtig gut! Ehe ich mich versah, hatte ich eine große Portion auf meinem Teller und aß sie begeistert.
„Ich glaube, das sollten wir öfter essen“, sagte Markus grinsend. „Florian scheint es zu schmecken.“
Ich schaute auf und nickte. „Ja, schmeckt super!“
Annette lächelte mich an. „Das freut mich.“
Nachdem ich den letzten Schluck aus meiner Trinkflasche getrunken hatte, ging ich in Richtung Badezimmer. Annette folgte mir und sagte: „Wasch dir heute bitte auch die Haare und vergiss das Zähneputzen nicht. Ich komme dann gleich zum Haareföhnen.“
Als Annette das Badezimmer verließ, begann ich mir die Zähne zu putzen. Danach zog ich mich aus. Meine Windel war schon wieder ziemlich nass, aber zum Glück nicht so voll wie die aus der Schule heute. Ich warf sie in den Windeleimer und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meine Haut, und ich genoss das angenehme Gefühl. Es war immer so schön, unter der Dusche zu stehen, dass ich mir heute besonders viel Zeit ließ.
„Du bist ja immer noch unter der Dusche“, hörte ich plötzlich Annettes Stimme. Sie stand in der Tür und lachte leise.
Ich stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Annette reichte mir ein Handtuch, und ich trocknete mich ab. Danach begann sie, mir die Haare zu föhnen. Das kitzelte ein bisschen an meinem Kopf, und ich musste leise lachen.
Wir gingen zusammen in mein Zimmer. Annette zog mir eine frische Windel an und half mir dabei, meinen Schlafanzug anzuziehen. Dann fragte sie: „Wollen wir dein Buch bei uns im Schlafzimmer lesen? Da ist mehr Platz im Bett.“
Meine Augen leuchteten auf. „Au ja! Darf ich dann bei dir schlafen?“ fragte ich hoffnungsvoll.
Ich fühlte mich bei Annette so sicher und geborgen. Es war ein schönes Gefühl, nicht allein zu sein, wenn es abends dunkel wurde.
Annette lächelte sanft. „Aber das ist eine Ausnahme, mein Schatz. Wenn es dir mal nicht gut geht oder du schlecht träumst, darfst du gerne zu uns ins Bett kommen – aber nicht jede Nacht, okay?“
Ich nickte. Ein bisschen enttäuscht, aber trotzdem dankbar, dass ich heute bei ihr schlafen durfte. Es fühlte sich an wie ein ganz besonderer Moment.
Im Schlafzimmer von Annette und Markus angekommen, legte Annette meinen Schnuller auf ihren Nachttisch. Ich sah ihn sofort und konnte meinen Blick kaum abwenden. Am liebsten hätte ich ihn gleich in den Mund genommen, aber Annette nahm das Buch in die Hand und ich sagte: „Wir müssen Pandi noch holen.“
„Oh nein! Ohne den geht es natürlich nicht!“ rief sie gespielt erschrocken, und ich kicherte.
Ich sprang aus dem Bett und rannte schnell in mein Zimmer, um Pandi zu holen. Er lag auf meinem Kopfkissen, und ich schnappte ihn mir, drückte ihn fest an mich und lief zurück ins Schlafzimmer. Annette hatte die Decke schon hochgeschlagen, und ich kuschelte mich direkt zu ihr ins Bett. Es war schön warm, und ich spürte, wie ihre Arme sich um mich legten. Das war das beste Gefühl überhaupt.
„Bist du bereit?“ fragte sie und hielt das Lesebuch vor uns. Ich nickte, auch wenn ich ein bisschen nervös war.
Der Text im Buch war so geschrieben, dass die Wörter alle ein bisschen größer waren, aber es waren trotzdem viele Sätze. Annette zeigte mit dem Finger auf die erste Zeile. „Fang hier an“, sagte sie sanft.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und begann zu lesen. „Im… im… Park…“ Ich stutzte, weil das nächste Wort länger war. Annette wartete geduldig. „Spie… spielten…“ Ich schaute sie fragend an. „Ja, spielten, das hast du richtig gelesen“, sagte sie leise.
„Im Park spielten… Kin… Kinder“, las ich weiter. „Die… Sonne…“ Ich hielt inne, weil ich nicht sicher war, wie es weiterging. Annette zeigte mit dem Finger auf das Wort. „Scheint“, sagte sie sanft. „Versuch es mal.“
„Scheint…“, wiederholte ich und las weiter. „Die Sonne scheint… warm.“
Ich spürte, wie mein Gesicht ein bisschen heiß wurde, weil ich immer wieder ins Stocken geriet. Aber Annette war so geduldig und half mir jedes Mal, wenn ich nicht weiter wusste. Sie zeigte immer genau auf das nächste Wort, wenn ich hängen blieb.
„Die Kinder… spielen… mit… einem… Ball“, las ich langsam weiter. Der Satz war kurz, und ich war froh, dass ich ihn ohne Hilfe geschafft hatte.
Wir arbeiteten uns gemeinsam durch die beiden Seiten. Es ging um einen Ausflug in den Park, wo Kinder Ball spielten und ein Picknick machten. Der Text war eigentlich ganz schön, aber das Lesen fiel mir trotzdem schwer.
Als wir fertig waren, schloss Annette das Buch und lächelte. „Das hast du super gemacht“, sagte sie und drückte mich sanft. „Es wird jedes Mal ein bisschen leichter, glaub mir.“
Ich nickte, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war. Aber es fühlte sich gut an, dass sie mir so geholfen hatte. Ich nahm meinen Schnuller vom Nachttisch, steckte ihn in den Mund und kuschelte mich noch enger an Annette. Mit Pandi in meinem Arm fühlte ich mich warm und sicher – der perfekte Abschluss für den Tag.
Fortsetzung folgt…
Autor: michaneo (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden
Suche
Weitere Teile dieser Geschichte
- Florians Schatten
- Florians Schatten (2)
- Florians Schatten (3)
- Florians Schatten (4)
- Florians Schatten (5)
- Florians Schatten (6)
- Florians Schatten (7)
- Florians Schatten (8)
- Florians Schatten (9)
- Florians Schatten (10)
- Florians Schatten (11)
- Florians Schatten (12)
- Florians Schatten (13)
- Florians Schatten (14)
- Florians Schatten (15)
- Florians Schatten (16)
- Florians Schatten (17)
Archiv
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Steffen bei Florians Schatten (17)
- MrGrazDL bei Florians Schatten (17)
- Gast_User69 bei Florians Schatten (17)
- Lolo bei Florians Schatten (17)
- Lukas bei Neue Erfahrungen für Tim (13) Freibad Chaos
- Lolo bei Neue Erfahrungen für Tim (13) Freibad Chaos
- Lolo bei Florians Schatten (16)
- Pamperspopo bei Winterzeit – Windelzeit? (2)
Wieder mal eine Tolle Fortsetzung ich freue mich schon drauf wie’s weitergeht Dank dieser Geschichte schaue ich aktuell Täglich hier rein in der Hoffnung auf die Fortsetzung meiner Meinung nach einer der Besten Geschichten von Windelgeschichten.org
Eine sehr schöne Geschichte nur weiter so davon möchte ich noch mehr lesen aber das dauert immer so lange bis der nächste Teil kommt
Ein sehr emotionales und einfallsreiches Kapitel, was ich noch nicht kannte. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn du sie fortsetzt. Viel Erfolg und Einfallsreichtum wünsche ich dir noch! Ich wünschte mir, ich könnte mich so gut ausdrücken wie du, aber leider habe ich da selbst nach Versuchen, die über Jahre anhalten noch immer Angst davor, dass zu viele Schwachstellen dabei sind.
Einfach wieder eine Wiunderschöne Fortsetzung. Die beste Geschichte die ich hier bis jetzt lesen durfte Danke🥰
finde es sehr interessant wie die Situation im Sport gelöst wurde das ist ja nicht so einfach mit Windel
Mal wieder eine gelungene Fortsetzung, die wunderbar geschrieben ist. Bin schon jetzt gespannt auf den Teil, wenn der „große Bruder“ in sein Leben tritt. Ich freue mich auf jedes neue Kapitel. DANKE!
Ich freue mich auf die Fortsetzung
Es istsuper
Kann nicht genug davon lesen .
Danke
Weiter so bitte
Danke LG Erwin
Wieder phänomenal einfühlsam beschrieben. Auch die negative Situation der Heimkinder die oft als Diebe und Verbrecher vorverurteilt werden. Dieses rein drängen in bestimmte Rahmen zeigt hier die Wertigkeit auf. Aber auch das erhaschen von Aufmerksamkeit von Richard und seinen halbstarken Wegbegleiter wird hier ideal aufgezeigt. Das menschliche Defizit dieser „starken“ Jungs wird hier gut behandelt.
Wieder ein schöner Teil, mich würde aber interessieren wie es bei Nathanael und seinen Windeln weitergeht. Finde es schade, dass da noch nichts weiter kam, er ist ein interessanter Charakter 🙂
wow! Ich hab noch nie so eine einfühlsame Geschichte gelesen. Kann kaum das nächste Kapitel erwarten!
Hallo Michaneo, du hast es drauf schöne Geschichten zu schreiben, diese ist genauso gut wie deine letzte, die leider noch nicht beendet ist. Ich hoffe doch das die Geschichten ein schönes Ende finden werden. Ich hoffe auch das du in nächster Zeit weiter solche schreibst.
Die Geschichte ist sehr schön und einfühlsam geschrieben. Selten kann man sich so gut in die Charaktere einfühlen.
Gerne weiter.
Es freut mich, dass es Florian besser geht und wie sich manche Situation auflöst.
Sehr schöne Geschichte.
Ich würde es sehr schön finden, wenn Florian von der Mama ein Fläschchen und ein Schnuller bekommt, ohne gefragt zu werden einfach so.
Das wäre ganz süß
Besser nicht so ein Müll einbauen… Die Geschichte sollte im diesen Stiel bleiben.
Nein, das würde ich definitiv nicht schreiben! Wenn Protagonisten selber eine Flasche ausprobieren wollen, wäre das etwas anderes, ansonsten nicht. Das ist hier kein „0815-Niveau“!
Der Schnuller ist doch schon vorhanden zum Einschlafen und das Fläschchen passt überhaupt nicht hier rein!!!
Ich finde super, wie du die Geschichte gestaltest.
Mach weiter so und lass dich nicht negativ beeinflussen.
Vielen Dank für den weiteren sehr guten Teil der Geschichte, warte schon gespannt auf den nächsten.
Aber lass dir ruhig Zeit sodass die Geschichte weiter so gut bleibt.
Wann kommt der nächste Teil
Bin schon gespannt wie es weiter geht