Die Verwandlung (14)
Windelgeschichten.org präsentiert: Die Verwandlung (14)
Day 18 – Kleider machen Leute
Was bisher geschah:
Wir schreiben den Sommer des Jahres 2019. Sonnencreme, Freibad und Hitze. So konnte man den Beginn der Sommerferien des zwölfjährigen Finns wohl prägnant zusammenfassen. Aber das war nicht das, was während dieser Ferien alles im Leben des sonst so coolen und selbstständigen Noch-Sechstklässlers verändern würde. Finn, der sein ganzes Leben schon eine Zuneigung zu Windeln besaß, hatte es geschafft, wieder in den Genuss der weißen Knisterdinger zu kommen: Angefangen hatte es wie in einer klischeehaften Windelgeschichte – Finn hatte nachts wieder angefangen ins Bett zu machen. Seine Eltern hatten im irgendwann Pullup-Bettnässerhöschen besorgt und Finn wähnte sich schon am Ziel seiner Träume. Seit einer Woche machte er nun auch Tagsüber öfters in die Hose, hatte zuletzt auf vorsichtiges bitten seiner Mutter sogar bei einem Tagesausflug einen seiner Pullups als sogenanntes Notfallhöschen angezogen. Als wäre all das nicht schon Umstellung genug, findet Finn inmitten der besonders ereignislosen Sommerferien des Jahres 2019 noch zwei neue Freunde: Das fünfjährige Windelkind Paul, welches auf seine Art irgendwie genau das ist, was Finn eigentlich schon immer sein wollte. Und den zehnjährigen Yannik, mit dem er eigentlich schon seit zwei Jahren in dieselbe Klasse gehen, den dort alle nur „Spielkind“ nennen und von dem er jetzt erst bemerkt, wie viel Spaß das spielen mit ihm macht!
Wäre Finns Leben eine Bühne, dann schlossen sich im Sommer 2019 wohl grade die Vorhänge, um das Ende des ersten Aktes, seiner Kindheit, zu besiegeln. Der zweite Part stand in den Startlöchern, alle machten sich bereit: Finns Teenager-Zeit. Doch der Hauptdarsteller des ersten Aktes hatte es sich anders überlegt: Hier war noch gar nichts vorbei!
Finn lehnte seinen Kopf ermattet gegen die wohltuend kühle Scheibe des Linienbusses während er gleichzeitig gelangweilt mit den Beinen unter seinem Sitz hin- und herschaukelte. Musik lief keine, Finns Bluetoothbox lag irgendwo in seinem Zimmer und Kopfhörer hatte der Zwölfjährige ebenfalls nicht mitgenommen, als er vor einer Stunde etwas überstürzt das Haus verlassen hatte. Es war Donnerstagvormittag, sein Vater war zuhause und hörte im Wohnzimmer laut alte Rockmusik an und Finn war schließlich aufgebrochen, um zu erledigen, womit ihn seine Mutter schon seit ein paar Wochen nervte: Neue Klamotten einkaufen. Das war so ein Ding bei Finn, er war ziemlich picky, was seine Kleidung anging und so hatten er und seine Mutter seit zwei Jahren den Deal, dass er sich selbst um den Kauf seiner Kleidung kümmern durfte und dabei nur ein Gesamtbudget gesetzt bekam. Finns Mutter schüttelte zwar bei den maximal einfallslosen Zwanzig-Euro-Tshirts mit großem Markenlogo den Kopf, ließ ihren Sohn aber gewähren. Das System hatte sich bewährt. Doch dieses Mal hatte Finn etwas ganz anderes im Sinn als die Läden im Einkaufscenter in der Innenstadt. Der Zwölfjährige hatte sich im hinteren Teil des Busses niedergelassen, blickte gedankenverloren in den Straßenverkehr auf der anderen Seite der Glasscheibe und hatte es sich in seiner halbvollen Hochziehwindel gemütlich gemacht. Die Dinger musste er mittlerweile jeden Tag tragen. Nur die Nächte waren den noch phantastischeren Pampers vorbehalten. Die Pampers, aus denen er heute Morgen wieder viel zu früh rausgemusst hatte, als sein Vater ihn ermahnt hatte, aufs Klo zu gehen. Einer der Nachteile davon, dass der jetzt so viel zu Hause war. Über dem Pullup hatte Finn wieder dieselbe enge, schwarze Jeans, die ihn bereits Montag bei Yannik als Windelträger enttarnt hatte.
Der war echt cool gewesen. Hatte keine große Sache daraus gemacht und irgendwie hatte Finn die Art, wie Yannik mit seinem Puller-Problem umging, echt gefallen. Klar, Yannik war ziemlich neugierig gewesen, das war er ja immer. Und Finn war zu überrumpelt gewesen, um auf all die interessierten Fragen des Zehnjährigen zu antworten aber hatte sich nachher doch geärgert, nichts gesagt zu haben. Stattdessen hatte Yannik ihn desöfteren fürsorglich daran erinnert, aufs Klo zu gehen und Finn hatte schließlich ein Spiel daraus gemacht. Als sie nachher Minecraft gespielt hatten, zu zweit an den beiden Familiencomputern im gemütlich eingerichteten Dachgeschoss von Yanniks kleinem Bauernhof, hatte Finn solange eingehalten, bis entweder Yannik ihn aufforderte, aufs Klo zu gehen, oder aber er nicht mehr konnte und sich in sein Notfallhöschen gepinkelt hatte. Und Yannik war bekanntlich Spielkind und bekam beim Minecraftspielen nicht wirklich mit, wie sein neuer Freund sich eine Hand zwischen die Beine drückte und auf seinem Stuhl hin- und herrutschte. Nur wie Finn sich schließlich in die Notfallwindel pullerte, das hatte er mitbekommen. Dafür hatte er gesorgt. War ganz nach vorne zur Kante des knarzenden Stuhles gerutscht, murmelte „Fuck!“ , seufzte dann leise, zog langsam die Hand aus dem Schritt zurück und drückte die Beine auseinander.
„Finn, machst du …“, setzte Yannik schockiert an und sprach nicht weiter, als sich die Blicke der beiden Jungen trafen. Der dunkelblonde Sechstklässler lächelte seinen Klassenkameraden aufmunternd an, während jener sich grade vor ihm in die Windel strullerte: „Ok … is nich schlimm. Beeil dich, wir müssen weitergraben!“, sagte Yannik hastig und sah wieder zum Bildschirm während Finn auf seinem Stuhl langsam weiter nach unten sackte. Endlich wurde sein Pullup nass und warm! Locker schon drei Stunden hatte er das Ding angehabt und das war das erste Mal, das er reinpullerte. Dafür war es aber ein ganz besonderes Gefühl. Hatte er vor ein paar Stunden noch unbedingt vermeiden wollen, dass Yannik etwas von seinen Notfallpullups mitbekam, fand er genau das nun überaus spannend.
Als Finn am Abend wieder in den Audi seines Vaters einstieg, war seine Hochziehwindel nur etwas mehr als halbvoll. Einen weiteren Unfall hatte es noch gegeben, ansonsten war Finn pflichtbewusst zur Toilette gerannt. War vielleicht auch besser so gewesen, denn es war schon nach acht Uhr, als Vater und Sohn sich wieder auf den Rückweg machten und sein Pullup wäre bei normaler, Finntypischer-Benutzung sicherlich schon vor Stunden übergelaufen. Stattdessen blieb Finns Hose dieses Mal selbst am Esstisch trocken. Sie hatten sogar noch zu fünft zu Abend gegessen, Yanniks Eltern, die beiden Kinder, und Finns Vater, der seinem Sohn an diesem Abend so entspannt vorkam wie seit langem nicht mehr. Es war ohnehin ein wunderbarer Tag gewesen. Sie hatten zuerst den riesigen Legobagger zu Ende gebaut um anschließend festzustellen, dass Legobauen dann doch mehr Spaß machte als Legospielen. Sie waren nach draußen gelaufen, hatten erstmal etwas zu zweit Fußball gespielt und waren anschließend auf die Idee gekommen, ein Baumhaus zu bauen. Hatten, das war auf dem Bauernhof nicht schwierig, allerlei Holz zusammengesucht, beinahe mit der Konstruktion begonnen und hatten sich dann doch in ein Versteck-Kamp-Kriegsspiel vertieft, wo die Holzscheite nur noch Bazookas und Schützengraben gewesen waren. Finn hatte sich sein Levis-Tshirt aufgerissen und auch die schwarze Jeansshorts hatte nun grüne Flecken auf den Knien, aber das war ihm Egal gewesen. Wenn er ehrlich war, dann war es ihm mehr als egal gewesen, als er die grünen Flecken auf der Hose am nächsten Morgen bemerkte, war er richtig stolz darauf gewesen. Die Kampfspuren eines supercoolen Tages, ein Erinnerungsstück.
Erst als der Bus in die Haltestellenbucht einbog, wurde Finn wieder aus seinen Gedanken gerissen: Moment, das war seine Station! Eilig stieg er aus und fand sich in der Grundhausener Vorstadt wieder, an einem Supermarktparkplatz mit verschiedenen Lebensmittelläden, einer Apotheke und auch ein paar Klamottenläden. Finn sah sich etwas nervös und auf der Hut um und ging umständlich, aber doch zielstrebig auf den Laden zu, wegen dem er beinahe eine Stunde im Bus gesessen hatte: Jako-o. Die Marke, von der auch Yanniks Enten-Tshirt gewesen war. Und auch ein paar von Pauls Sachen, hatte er gesehen. Hatte er sonst noch nie was von gehört, natürlich. Selbst das Logo sah nach jugendlichen Maßstäben betrachtet megapeinlich aus. Bunte, große Buchstaben, die in einer Wellenform angeordnet auf dem Etikett umherwaberten. Aber genau das wollte Finn haben! Hatte er sich vor einem Monat noch geärgert, dass die Verkäuferin an der Kasse des Elektronikmarktes ihn als Neun- oder Zehnjährigen eingeschätzt hatte, war das für ihn nun das, was er erreichen wollte: Wenn er schon realistisch gesehen kein Kindergartenkind mehr sein konnte, dann wollte er zumindest so wargenommen werden wie ein Grundschulkind! Ein Drittklässler oder so, der sich für sein Alter noch viel zu oft in die Hosen machte und ansonsten fast den ganzen Tag nur Spaß hatte. Nur ein paar Stunden Schule am Tag und selbst in den Schulpausen durfte man coole Spiele spielen, anstatt sich irgendwie in lahme Gespräche mit den Klassenkameraden zu verwickeln. Natürlich hatte Finn gehadert, als er auf seinem Handy die Jako-o-Seite durchgescrollt hatte. Das sah alles so toll aus! Suchte sich Finn seine Kleidung sonst meist inspiriert von seinen Mitschülern aus, schaute sich an, was Tobi oder Luca trugen und kaufte dann dasselbe, fand er nun nur lauter Sachen, bei denen er ganz von allein dachte: Das muss ich haben!
Natürlich hatte der Plan offensichtliche Schwächen: Finn konnte sich jetzt problemlos mit einem Outfit ausstatten, mit dem man ihn für einen Achtjährigen hielt, klar. Und es wäre wunderbar. Er würde gar nicht wissen, was er als nächstes anziehen sollte. Doch selbst wenn die Sommerferien noch nicht einmal halb rum waren, irgendwann in einer halben Ewigkeit würde die Schule wieder beginnen und dort konnte Finn schlecht im bunten Dino-Shirt auftauchen, obwohl er das eigentlich echt gerne gemacht hätte. Um sich dann auf den leeren Platz neben Yannik zu setzen und laut ,Fuck you!‘ zu den ungeschriebenen Regeln des Schulhofes zu sagen. Aber das wäre wohl ziemlich dumm, dachte Finn sich. Diese Entscheidung konnte Finn niemand abnehmen: Er wollte das unbedingt machen, aber es passte überhaupt nicht zu dem Jugendlichen, den andere in ihm sahen.
Trotzdem hatte Finn der Vorstellung, wie ein Grundschulkind zu sein, nicht wiederstehen können und betrat nun die Ladentüre mit dem schnell überlegten Plan, von seinem Kleidungseinkaufs-Budget einfach noch genügend Rest übrig zu lassen, um sich vor Schulbeginn noch ein paar coolere Klamotten zu besorgen. Dann könnte er Nachmittags immer noch wie ein kleiner Junge mit Yannik Legospielen und sich dabei in die Hose machen und in der Schule trotzdem cool rüberkommen. Klar, wie er seinen Eltern erklären sollte, wieso er die Pullups am Nachmittag braucht, in der Schule aber sicherlich keine Unfälle haben wird, das wusste Finn noch nicht. Zugegeben, auch an anderen Stellen war der Plan noch nicht so wirklich durchdacht. Aber das war ihm jetzt egal!
Schon der Eingang machte klar, was einen hier erwartete: Neben der Eingangstüre stand eine große orange Holzgiraffe, welche den Besucher freundlich anlächelte, ohnehin war das ganze Gebäude in bunten Orange-Hellblau-Knallgrüntönen gestrichen. Unter dem großen Markenschild stand als Slogan, wie schon auf der Webseite, „einfach Kind sein“. Selten hatte ein Werbesolgan Finn so angesprochen wie dieser! Zusätzlich zu den großen, wie im Supermarkt automatisch zur Seite fahrenden Glastüren gab es eine zweite, wesentlich kleinere Zutrittsmöglichkeit, welche wie ein Höhleneingang geformt war und über welchem in großen, wellenförmig gesetzten Comicbuchstaben „Kindereinang“ stand. An der Seite stand, ähnlich wie in einem Freizeitpark, ein Pfahl mit einer Meterskala: „So groß bist du!“, stand daneben. Bei Einhundertvierzig Zentimetern hörte die Skala auf und für Finn hieß das im Umkehrschluss: Hier durfte er dann wohl offiziell noch einfach ein Kind sein! Freudig lächelnd huschte er durch die kleine Höhle und fand sich in einem Geschäft wieder, das in der Tat wesentlich einladender wirkte als der Superdry-Store im Einkaufscenter. Die Wände der Jungenabteilung waren mit Kunstrasen und Fußbällen verziert, es gab eine Spielecke und zur Ladendeko gehörten sogar ein paar kleine Fußballtore. Schüchtern steckte er seine Hände in die Hosentaschen und schlenderte langsam auf die Verkaufsfläche zu, während er sich nervös im Laden umsah. Aber wer sollte ihn hier schon entdecken? Seine Freunde würde er hier wohl sicherlich nicht treffen. In der Tat waren die wenigen Menschen, die an diesem außerordentlich schönen Donnerstagvormittag auf der Verkaufsfläche des Ladens umhergingen, ein halbes Duzend Erwachsene. Älter als Lena, aber jünger als Elisabeth, schätzte Finn. Ein paar gelangweilte Kinder liefen an der Hand ihrer Eltern entlang, allerdings schienen die eher in Pauls Alter zu sein. Aber das wichtigste war: Niemand bemerkte ihn!
Ein wirkliches System hatte Finn nicht. Er lief einfach die Gänge mit den bunten Kleiderständern entlang und nahm sich mit, was ihm gefiel. Entsprechend dauerte es nicht lange, bis der Klamottenstapel unter seinem linken Arm so groß war, dass Finn die Umkleidekabinen ansteuerte.
Im Gegensatz zu den Stores, in denen er sonst einkaufte, fand er an diesem Ort allerdings nur zwei Umkleidekabinen vor, dem Anschein nach beide besetzt. Zumindest waren die Vorhänge zugezogen und vor einem der beiden Kabinen saß ein Mann, der offenbar darauf wartete, dass sein Kind wieder aus der Umkleide herauskommen würde. Finn nahm sich einen der bereitliegenden Pappbecher und füllte ihn mit Wasser aus dem lustig-gluckernden Wasserspender in der Ecke des Raumes auf, während er schüchtern auf die Verkaufsfläche hinausblickte. Das war jetzt genau das richtige gewesen! Draußen waren es schon wieder sicherlich fast 30 Grad und der Bus war auch nicht grade Top-Klimatisiert gewesen. Durstig stürzte Finn den Inhalt des Pappbechers herunter und genehmigte sich anschließend eine weitere Ladung. Diesmal gar nicht mehr unbedingt, weil er Durst hatte, sondern auch, weil es einfach cool war, sich kühlendes Wasser aus so einem coolen Automaten zapfen zu können, sogar umsonst!
Normalerweise wäre das ein No-Go gewesen für ihn. Unterwegs aufs Klo zu müssen war für Finn immer schon eine heikle Situation gewesen, immerhin musste er, wenn er musste, meist dringend. Entsprechend achtete er darauf, nicht zu viel zu trinken, wenn er in der Stadt war. Kurz ertappte er sich dabei, wie er zum großen Wegweiser in der Mitte des Raumes rüberblickte und den Pfeil suchte, auf dem Zielgruppenentsprechend „Toiletten/Wickelraum“ stand. Tatsächlich, eigentlich musste er schon wieder, stellte der Zwölfjährige fest. Aber das war nichts, wofür er im Moment die Toilette aufsuchen würde. In der Tat war er zum letzten Mal am Montag bei Yannik aufs Klo gegangen. Gut, und fürs große Geschäft. Aber ansonsten hatte Finn seit Dienstag, er war darauf sogar ein wenig stolz, nur noch in seine Windeln gemacht. Tagsüber in die Pullups und ab dem frühen Abend dann in seine Nachtpampers. Ab und zu schickten ihn seine Eltern noch vergeblich aufs Klo aber eigentlich waren die im Moment zu sehr mit sich selbst beschäftigt um sich noch um Finns Pipi-Problem zu kümmern. So beschränkten sich die Ermahnungen Elisabeths aktuell meist darauf, dass sie ihren Sohn daran erinnerte, sich endlich ein frisches Notfallhöschen anzuziehen. Finn hatte mittlerweile herausgefunden, dass ihm seine Windeln dann besonders gut gefielen, wenn sie möglichst voll waren und nass und schwerfällig zwischen seinen Beinen runterhingen. Besonders die Pampers am Morgen, dick, weich und sooo warm, das war in gewisser Hinsicht der Höhepunkt des ganzen Tages. Auch wenn er selbst die noch nie vernünftig auskosten hatte können – sein Vater schickte ihn meist nach dem Frühstück mahnend zum seiner Ansicht nach überfälligen Windelwechsel. Dabei würde Finn jedes Mal nichts lieber tun, als noch etwas länger in der nassen Windel zu stecken. Aber das konnte er ja weder Karl am Morgen noch seiner Mutter sagen, wenn diese von der Arbeit kam und sofort bemerkte, dass ihr Sohn seine Hochziehwindel mal wieder stark beansprucht hatte.
„Jakob, brauchst du noch lange? Oder soll ich dir helfen?“, rief der offenbar ungeduldig werdende Mann plötzlich zur Kabine, vor der er saß und riss Finn aus seinen Gedanken. Das ist ja lustig, wenn man Jakob heißt und Klamotten von Jako-o trägt, kicherte er. Brauchte man nicht mal ein Namensschild in der Kleidung, sondern muss nur das zweite o gegen ein B austauschen. Quasi wie wenn man Tommy heißt und bei Hilfinger einkaufen geht, oder Calvin wenn man …
„Soo Papa, bin fertig! Können wir jetzt gehen?“, antwortete besagter Jakob, der seine Ungeduld offenbar von dessen Vater geerbt hatte und drückte diesem einen Stapel in die Hand: „Die sind super, die anderen will ich nicht!“, bekundete er entschlossen. Der Junge, der grade aus der Umkleidekabine herausgetreten war, trug dasselbe gelbe Bagger-Tshirt, wie es sich auch Finn soeben ausgesucht hatte. Und war auch eigentlich genau so groß wie Finn, obwohl er definitiv nicht aussah, als würde er in dieselbe Klassenstufe gehen.
„Wie alt bist du?“, fragte Finn den anderen Jungen beiläufig, während dessen Vater die beiden Klamottenstapel, die sein Sohn ihm in die Hand gedrückt hatte, sortierte.
„Acht“, bekundete der Angesprochene während er sich ebenfalls einen Pappbecher aus der Haltevorrichtung des Wasserspenderautomaten nahm.
„Cool!“, antwortete Finn ungewöhnlich begeistert, nahm sich seinen Klamottenstapel und huschte mit einem breiten Grinsen in die soeben freigewordene Umkleidekabine. Wenn der Acht war, dann konnte er wohl auch als Achtjähriger durchgehen, konstatierte Finn.
134/140 schien die passende Größe für ihn zu sein, fand er kurze Zeit später heraus, nachdem er ein paar Shirts, die definitiv in falschen Größen gewesen waren, anprobiert hatte. Sollte er sich mal merken. Das Bagger-Tshirt war das erste, was ihm richtig gut passte. Die Ärmel und der Saum waren knallgelb, aber die ganze restliche Vorderseite mit einem großen Foto eines Baggers vor blauem Himmel bedruckt. Dasselbe Shirt hatte es auch noch in einer dunkelblauen Variante mit einem Feuerwehrauto, was grade mit Blaulicht zu einem Einsatz fuhr, in Finns Tshirt-Selektion geschafft. Das wäre bestimmt auch was für Paul, hatte Finn gedacht als er es entdeckt hatte. Wirklich kuschelig-weich waren die Dinger, angenehmer als die Shirts, die Finn sonst so trug. Ob wohl alles für Kinder weicher ist? Das ist doch unfair!, dachte der Zwölfjährige sich halbernst und streifte das Shirt äußerst zufrieden wieder ab. Als Finn als nächstes Item auf seinem Stapel die dunkegrüne Dreiviertel-Cargoshorts erblickte, schüttelte er erst seine Sneaker von den Füßen ab und streifte anschließend endlich die unbequeme kurze Jeans ab, als plötzlich sein Blick an dem großen Spiegel haften blieb.
Er stand grade in der Umkleidekabine, nackt bis auf den Pullup! Finns Herz pochte plötzlich, er erschrak sich beinahe am eigenen Spiegelbild. Hastig drehte er sich zum Vorhang um: Geschlossen. Nicht auszudenken, wenn jetzt jemand hier reinkommen würde. Doch anstatt nun schnell die Hose hochzuziehen, erstarrte Finn und sah sich sein Spiegelbild an. Dem Pullup sah man definitiv an, dass er benutzt worden war. War im unteren Bereich bereits etwas gelb und auch schon etwas dicker geworden. Zufrieden fuhr er mit einer Hand über die Außenseite seiner Hochziehwindel und quetschte die weichgewordene Saugmasse sachte zusammen während sich sein Herzschlag wieder etwas beruhigte. Der Zwölfjährige entspannte sich und bemerkte plötzlich wieder den Harndrang, der sich in ihm aufgebaut hatte. Sollte er wirklich, hier … ?
Finn schüttelte die Jeansshorts von den Füßen ab und stellte sich etwas breitbeiniger hin, bevor er lospinkelte. Der Zwölfjährige sah zu, wie die Vorderseite seiner Hochziehwindel sich weiter verdunkelte und spürte nicht nur, wie es zwischen seinen Beinen und am Po wieder nass und warm wurde sondern sah auch, wie der Pullup langsam tiefer zwischen seinen Beinen heruntersackte. Der Gelbstich auf der Vorderseite wurde deutlicher und Finn bemerkte erst jetzt, wie dringend er eigentlich gemusst hatte. Immer weiter floss sein Pipi aus ihm heraus, während seine Windel mittlerweile wirklich überall heiß und nass geworden war. Vorsichtig ging er vor dem Spiegel in die Hocke während er immer weiter in die Hose machte. Zwischen seinen Beinen bildete sich langsam ein kleiner See im zweckentfremdeten Pyjamahöschen, aber auch oben in Richtung der Bauchbündchen spürte Finn, wie es immer nässer wurde und hielt schließlich kurz ein, als die Sorge zu groß wurde, die Dinger könnten doch auslaufen. Waren eben keine richtigen Pampers. Spürte, wie alles langsam eingesaugt wurde und sah in seinem Spiegelbild zu, wie sich die Windel dabei immer weiter aufplusterte, wartete kurz und pullerte dann weiter bis er nicht mehr musste. Boah, war das cool! Seine Hochziehwindel war jetzt so voll wie sie letzten Sonntag im Erlebniswald gewesen war und würde seine Mutter das mitbekommen, würde er sicherlich auf der Stelle ermahnt, sich endlich ein neues Notfallhöschen anzuziehen. Notfallhöschen, haha. Finn richtete sich behutsam wieder auf und spürte die warme, beinahe glitschige Masse. Einen Moment lang stand er noch verträumt in der Kabine bis er wieder in die Gegenwart zurückfand. Er war grade am Einkaufen, in der Umkleidekabine und hatte nichts bis auf einen vollgepinkelten Pullup an.
Als wäre nichts geschehen stieg Finn in die bereitliegende Cargoshorts und zog sie hoch. Schon merkwürdig, Kleidung anzuprobieren wenn man darunter eine volle Windel trug. Aber hey, eigentlich mussten die Hosen doch genau dazu passen!
Die Hose stellte sich, obwohl sie laut Ettikett in derselben Größe wie die Tshirts war, als relativ knapp heraus. Sie spannte vorne, denn die Windel wölbte die gesamte Vorderseite aus. Aber wie das Baggertshirt stellte sich auch diese Hose als erstaunlich bequem, weich und elastisch heraus. Neugierig nahm Finn das nächste Kleidungsstück von seinem Klamottenstapel und streifte es über. Ein langärmliges weißes Sweatshirt mit grünen Ärmeln und einem aufgedruckten Fußball. Passte wie angegossen. Sicher, auch das Tshirt war nicht lang genug um die Umrisse von Finns Windel zu kaschieren, aber wenn er ehrlich war, wollte er das auch eigentlich gar nicht. Der Zwölfjährige strich sein Shirt glatt, während er sich erneut im Spiegel musterte. Finn musste schelmisch grinsen: Sein selbst gestecktes Ziel, wie ein Grundschulkind auszusehen, hatte er definitiv erreicht. Die Beule in seiner Hose sah natürlich eher nach einem Kindergartenkind aus. Neugierig drehte sich Finn zur Seite und versuchte durch die Kombination der beiden Spiegel in der Ankleide einen Blick darauf zu werfen, wie das ganze von hinten aussah und wurde dabei nicht enttäuscht: Auch einen Windelpo konnte man erahnen, es sah ein bisschen so aus wie sonst mit den Pampers unter der Schlafanzughose. Nicht so deutlich wie bei Paul und auch nicht so auffällig wie die mit Pipi vollgesogene Front seiner Windel, aber doch erkennbar! Approppos, einen kuscheligen Schlafanzug musste er sich hier auch noch suchen, fiel Finn bei jenem Gedanken ein und er konzentrierte sich wieder mehr auf das Durcharbeiten des Kleidungsstapels vor ihm und weniger darauf, sich und seine Windel im Spiegel zu bewundern.
Entsprechend schnell war Finn nun fertig mit dem anprobieren der Einzelteile seines neuen Looks und lief knappe zehn Minuten später wieder sichtlich gut gelaunt durch den Laden. Die orange Stoffbermudas, die er als letzte Hose anprobiert hatte und die, wäre sie mit ihren knallblauen Nähten nicht ein wenig zu bunt, sogar als Hose für den Schulalltag hätte dienen können, hatte er direkt anbehalten. Für die stylische schwarze Jeans, die er vor einem Jahr gekauft hatte und die er heute Morgen eigentlich angezogen hatte, war seine Windel mittlerweile zu voll. Bei jedem Schritt entlang der Verkaufsregale rieb sie schwerfällig an seinen Oberschenkeln und ließ ihn tiefer in seine Fantasiewelt eintauchen. Finn suchte sich noch eine weitere Hose, einen kuschelig aussehenden Schlafanzug und ein paar Socken, die so bunt waren dass sie aussahen wie die synthetisierte Antithese zu den schlichten schwarzen Puma-Socken, die er grade unter seinen Vans-Sneakern trug und steuerte die Kasse an.
„Hiii, einmal dashier!“, sagte Finn hörbar aufgeregt und legte den Klamottenstapel auf den Verkaufstresen.
„Öh“, antwortete die Verkäuferin, eine Frau irgendwo zwischen fünfzig und dem Rentenalter, verdutzt und lächelte den Jungen vor ihr bemüht an: „Wo sind denn deine Eltern?“
Finn verdrehte die Augen: „Nicht hier, ich kaufe alleine ein.“
„Na das ist aber … Alles klar!“, kam als Antwort nicht weniger verwundert zurück, während die Frau damit begann, sich mit ihrem Barcodescanner durch den Stapel, den Finn abgelegt hatte zu wühlen: „Wie alt bist du denn?“, fragte sie beiläufig.
„Acht … Zwölf!“, antwortete Finn und ärgerte sich postwendend über sich selbst: „Zwölf!“, schob er noch einmal bekräftigend hinterher.
„Wirklich?“, fragte die Verkäuferin freundlich, aber hörbar skeptisch.
„Jap“, antwortete Finn entschlossen und fragte sich, ob er irgendwo auf der Kleidung einen USK-12-Sticker übersehen hatte. So viel Drama gab es doch sonst nicht, wenn er selbst einkaufte und er hatte doch noch eines seiner normalen, coolen Tshirts an!
„Nagut“, betonte die Verkäuferin und scannte zuletzt noch den Zettel, den Finn von seiner orangenen Shorts abgerissen hatte und über den Tresen rüberreichte ab, nannte den Gesamtbetrag, nahm etwas überrascht das Geld entgegen und wünschte dem kleinen Jungen noch einen schönen Tag.
Finn tänzelte freudig aus dem Laden heraus, huschte wieder durch den Kindereingang nach draußen und rechnete währenddessen sein Budget durch: Er hatte noch mehr als die Hälfte seines Sommer-Klamottenbudgets übrig! Machte ja auch Sinn, er hatte etwas weniger gekauft als sonst und das Zeug war auch deutlich günstiger gewesen als das, was er sonst kaufte, aber trotzdem hatte er nicht mit diesem Unterschied gerechnet. Finn stand einen kurzen Moment einfach so da auf dem Parkplatz des Supermarktzentrums, lächelte mit geschlossenen Augen die Sonne an und ließ seinen Körper wieder ein wenig aufwärmen, nachdem er das gut klimatisierte Kinderkleidungsgeschäft verlassen hatte, während vor ihm langsam die Autos über den Parkplatz rollten.
Zum ersten Mal, seitdem er das Haus verlassen hatte, kramte er wieder sein Smartphone raus und scrollte ein wenig durch seine Messages. Seine Freunde hatten sich wieder im Schwimmbad verabredet und Tobi hatte ihn vor ner Stunde sogar ein paar Nachrichten außerhalb des Gruppenchats geschrieben, wo er denn schon wieder bleiben würde. Finn tippte kurz „keine Lust“ ins Handy und wollte die Nachricht mit dem rechten Daumen soeben absenden, als er innehielt. Rechts auf dem Display stand erst 13 Uhr. Was sollte er den Rest des Tages schon sonst machen? Yannik war heute bei seiner Oma und zu Hause, wo sich seine Eltern nachher eh wieder streiten würden, wollte er grade auch weniger sein.
„Komme in ca ner stunde“, schrieb er stattdessen. Die Antwort folgte prompt: „Geil“, gefolgt von einem Raketenemoji und einem Sonnenbrillensmiley. „Bring deine box mit“, kam direkt hinterher.
Finn wechselte in die App der örtlichen Stadtwerke und sah nach dem Busfahrplan: Eine ganze fucking halbe Stunde musste er warten, bis der nächste Bus zurück fuhr. Genervt setzte sich der Zwölfjährige in Ermangelung einer nahegelegenen Sitzgelegenheit auf den Bordstein vor ihm und wurde sogleich wieder an die äußerst nasse Windel an seinem Po erinnert. Der mürrische Gesichtsausdruck wich wieder einem zufriedenen und neugierigen Lächeln und der Zwölfjährige entspannte sich sichtlich.
Finn sah sich neugierig auf dem großen Areal des Nahversorungs-Supermarktzentrums um. Neben zwei tatsächlichen Supermärkten, einer Drogeriekette in der es bestimmt auch Pampers zu kaufen gab, gab es zwei Klamottenläden inklusive des Jako-os, aus dem er grade wieder rausgekommen war, eine Schuhladenkette, ein kleiner Kiosk, der Schreibwaren und Bürobedarf verkaufte sowie ein Textilfachhandel am anderen Ende des großen Aufbaus. Moment mal! Schuhgeschäft!
Wie konnte Finn das nur übersehen!
Das Möchtegern-Grundschulkind sprang wieder auf, schnappte sich seinen Rucksack und ging zielstrebig auf besagten Laden zu. Jetzt hatte er mit den Hosen, Tshirt, Sweatshirts, ja sogar dem Schlafanzug die komplette Palette an Kinderkleidung für diesen Sommer – abgesehen von Unterhosen, die er gewiss nicht brauchen würde – aber hatte sich noch keine Gedanken über passende Schuhe gemacht.
Dabei wusste er selbst noch genau, wie er in der Grundschule damals von seinen altgedienten, bequemen, jedes Abenteuer überstehenden und äußerst praktischen Klettschuhen auf coole Sneaker gewechselt war, weil das in der vierten Klasse so viele taten und weil sich damals in der Umkleidekabine beim Sportunterricht genau dort der Graben zwischen Cool und Uncool auftat. Im Umkehrschluss brauchte er jetzt also wieder genau sowas! Finn grübelte, welche Schuhe Yannik eigentlich nochmal trug. Meistens waren das die roten Sandalen gewesen, aber er hatte auch mal grellgrüne Geox-Klettschuhe angehabt.
Im Schuhladen war schon mehr los als eben im Bekleidungsgeschäft, sogar ein paar Jugendliche in seinem Alter nutzten die Sommerferien augenscheinlich dazu, sich nach neuen Schuhen umzusehen. Finn verschwand zu seiner Erleichterung ziemlich zwischen den hohen Schuhregalen und ging zielstrebig auf die Kinderschuh-Abteilung am anderen Ende des Geschäftes zu. Hier war es zum Glück wesentlich ruhiger als weiter vorne im Laden und bis auf zwei Mädchen, die irgendwo im Alter von Lucas sechzehnjährigen Bruder Alex sein mussten und die sich im angrenzenden Damenbereich ausgiebig umsahen, war es nahezu menschenleer. Im Hintergrund säuselte leise Kaufhausmusik und ab und zu hörte Finn die beiden Mädchen tuscheln. Das erste, was Finn fand, waren die Sandalen. Standen der Jahreszeit entsprechend überall prominent rum. Etwas dezenter in Brauntönen, aber auch verspieltere in bunten Farben, mit Klettverschluss oder Gummizugmechanismen. Finn grübelte, schön fand er die Dinger eigentlich nicht. Klar, sie sahen in Kombination mit den bunten Socken die er sich eben gekauft hatte schon ziemlich kindisch aus, aber im Gegensatz zu den ganzen anderen tollen Sachen, die er eben gekauft hatte, ließen sie Finn recht kalt.
Er schlenderte weiter an der großen Verkaufswand entlang, fand viele Schuhe die denen, die er trug sehr ähnlich war aber auch andere schicke Sneaker die unter jugendlichen Gesichtspunkten betrachtet, durchaus nicht zu verachten waren. Finn versuchte eine Weile lang, etwas zu finden, was seinen Vorstellungen entsprach, lief durch die Regale und fand irgendwann endlich genau das, was er gesucht hatte! Bingo, Grellgrün-Schwarze Geox-Schuhe mit drei Klettverschlüssen und weißer Sohle, genau wie Yannik sie hatte! Nur, dass die Sohle bei dem definitiv nicht mehr weiß war. Gespannt fischte sich der Sechstklässler einen Karton in Schuhgröße 36 aus dem Regal, setzte sich auf einen der bereitstehenden Hocker und zog gewissenhaft seine noch recht neuen Vans-Sneaker aus. Und dann standen sie da. Genau in dem Regal gegenüber des Hockers, wo Finn sicherlich ein Dutzend Male dran vorbeigelaufen war in den letzten Zehn Minuten: Seine alten Schuhe, als hätten sie auf ihn gewartet. Genau dasselbe Modell, dass Finn vor vier Jahren gegen die Adidas-Sneaker ausgetauscht hatte. Hellblau-Dunkelblaues Design, zwei Klettstreifen, abgerundete Kanten und eine dunkelgraue Sohle. Superfit Storm schien auf dem Ettikett der hoch oben im Verkaufsregal gelagerten Schuhe zu stehen und zumindest an das Markenlogo konnte sich Finn auch von früher erinnern.
Fasziniert sprang der Zwölfjährige auf, hopste auf Socken zum Regal hinüber und griff mit den Armen nach oben: Ne, die Dinger waren definitiv zu hoch oben einsortiert. Finn stieg auf die unterste Regalstufe und stellte fest, dass er auch so keine Chance hatte, den Karton in der passenden Schuhgröße zu erreichen. Manno, manchmal war es echt nervig, so klein zu sein!
Finn wurde allmählich ein wenig hektisch. Hatte er vorhin noch eine halbe Stunde gehabt, die er sinnvoll hatte füllen müssen, bis sein Bus kam, mussten es jetzt gefühlt nur noch wenige Minuten sein, bis diese um war. Und er wollte diese Schuhe jetzt wirklich unbedingt haben! Eillig zog er einen der großen schwarzen Lederhocker, auf denen er eigentlich grade erst die Geox-Schuhe hatte anprobieren wollen, vor das Regal, stieg darauf, stellte sich auf die Zehenspitzen, und reichte mit den Armen ganz nach oben. Yes, das funktionierte! Vorsichtig zog Finn einen Karton in der passenden Schuhgröße heraus, bedacht, nicht das ganze Konstrukt zum Einsturz zu bringen.
„Doch, schau, er hat wirklich Pampers an!“
Was? Fuck! Finn sah erschrocken zur Seite: Die beiden Mädchen, die eben noch zwei Regale weiter mit sich selbst beschäftigt waren, sahen nun offensichtlich zu ihm hinüber. Eine der beiden grinste, während die andere ihn verwundert anstarrte. Finn blickte hektisch an sich herunter und stellte sofort fest, was passiert war. Sein Tshirt war hochgerutscht und hatte den Blick auf die grellweißen, alles andere als dezenten Bündchen der Hochziehwindel freigegeben, die aus seiner orangenen Shorts hervorlugten. Und klar, auch wenn die auswölbung Vorne dezenter war als mit der schwarzen Jeansshorts, jetzt war sie nicht mehr zu übersehen. Finn realisierte die ganze Situation im Bruchteil einer Sekunde, zog eillig mit einer Hand sein Tshirt wieder nach unten und machte sich bereit, alles zu leugnen. Das allerdings, war keine gute Idee gewesen …
Der Karton über Finn fiel mit einem Mal neben ihm herunter, der Zwölfjährige verlor vor Schreck das Gleichgewicht, kippte nach hinten und fiel auf den Teppichboden. Noch ein weiterer Karton flog hinterher und die beiden Mädchen, offenbar ebenso erschrocken wie er, liefen auf den Jungen zu: „Oh mein Gott, alles ok, Kleiner?“
Finns Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Was, wer? Hatte er sich weh getan? Irgendwas kaputt gemacht? Er blickte verängstigt zu den beiden großen Mädchen, die sich grade besorgt vor ihm hinknieten und murmelte: „Mmmmh, alles ok“
„Oh mein Gott, Sorry, Kleiner! Wir wollten dich nicht erschrecken, echt nicht! Maike meinte nur …“, rief die und klang dabei mindestens so aufgeregt wie Finn selbst. Das andere Mädchen unterbrach sie sichtlich gefasster und fragte einfühlsam, sichtlich bemüht die Situation zu normalisieren: „Wie heißt du?“
„Finn“, antwortete der angesprochene unsicher und richtete sich langsam wieder auf. Ok, die schienen eigentlich ganz nett zu sein.
„Wirklich alles ok? Ähm, wie alt bist du denn?“, lächelte sie.
Finn musste kurz schniefen, bevor er antworten konnte. Oh Gott, er hatte doch nicht etwa geweint, oder? Er machte den Mund auf, dachte aber noch kurz nach, bevor er antwortete: „Ähh … Acht!“
„Du hast wirklich ne Windel an, oder?“, platzte das andere Mädchen wieder hinein.
„Wa … ne … ha … na und?“, antwortete Finn als müsste er sich verteidigen. „Lea, jetzt lass ihn doch“, wimmelte Maike ihre Freundin ab. Finn stiegen wieder die Tränen in die Augen. Fuck, war das peinlich. Wenn das irgendwer, den er irgendwie kannte mitbekam, er war ober-erledigt!
„Ist doch nicht schlimm, Finn!“, beruhigte sie den aufgelösten Jungen wieder: „Bist immerhin gut gepolstert, wenn du stürzt“, scherzte sie augenzwinkernd. Finn atmete langsamer, sah sich um und beruhigte sich merklich. Niemand war in diesem Teil des Ladens, nicht einmal ein Verkäufer kam angesichts des kleinen Chaos, was die drei grade erzeugt hatten, herübergeeilt. Niemand hatte etwas von seinem Sturz und seinen Windeln mitbekommen, außer zwei Mädchen die ihn für einen Achtjährigen hielten. Für einen Achtjährigen. Er war ein Achtjähriger. Nichts konnte ihm passieren.
Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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Giaciiiiii…? ?
Ganz kurz und schnell.
Schööön ?‼️??
Wirklich toll geschrieben.
Wenn ich wieder auf dem Boden angekommen bin werde ich nochmal etwas ausführlicher schreiben.
GlG,
Lukas
Mensch, der Flug geht aber lang 😉
LG Giaci
Hallo Giaci
Tatsächlich bin ich länger schon gelandet. Aber zum Einen wollte ich dir in Ruhe schreiben und zum Anderen haben mich die verstörenden Kommentare dieses Typen ziemlich schockiert! Sry 🙁
Deine Geschichte ist nachwievor echt eine der schönsten die ich je gelesen habe! Ich kann mich nachwievor super in Finn hineinversetzen und beneide ihn wirklich. In diesem Kapitel fühlt man sich auch nicht wieder so gejagt wie im vorherigen! 🙂
Wir – defenitiv nicht pädophilen! – AC´s und DL´s, die wir gerne wieder klein sein würden – Little sagt man wohl – und Kinder um ihr Kindsein beneiden. Wir die wir den Kindern gerne raten möchten „Genießt eure Kindheit so lange sie dauert!“ Wir die damals auch schnell groß werden wollten und heute am liebsten wieder zurück möchten. Wir finden uns glaube ich alle ein Stück weit in deiner Geschichte wieder! Und vorallem bin ich mir sehr sicher das jeder von uns ,jedem der sich an einem Kind vergreift, wohl eher wenigsten böse eine verpassen würden! Ich zumindest wüsste nicht was ich mit jemaden machen würde der sich an meinen Patenkindern vergreifen würde!!!
Schreib bitte so schön und detailgetreu weiter! 🙂
Hier allerdings noch ein kleiner Fehler der mir aufgefallen ist. Die Superfit Storm Modelle gab es vor Vier Jahren, wo Finn sie ja gegen seine Adidassneaker getauscht haben will, noch nicht. Damals war als vergleichbares Model der Sport 4 ganz groß. 😉 Sorrrry
So – ich wünsche dir erstmal nachträglich noch ein frohes Neues und bin ebenfalls sehr gespannt in welchem Outfit sich Finn denn dann später mit Tobi treffen wird! 🙂
LG,
Lukas
Echt coole Geschichte ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Wie immer sehr gut geschrieben. Ich find es allerdings schade das die Eltern sich zerstreiten. Mir würde es besser gefallen wenn es große Harmonie und mehr Fürsorge der Eltern für den immer jünger werdenden Finn gäbe.
Ich kann deinen „Wunsch nach Harmonie“ gut nachvollziehen, aber in eine gute Suppe gehört eben auch etwas Salz, finde ich.
Ich kommentiere hier nicht oft, aber jetzt muss es einfach mal sein…
Das ist einfach eine wunderbare Geschichte, die man nicht liest, weil es nichts besseres gibt oder weil man vorlagen für das gewisse etwas braucht, sondern weil es Freude macht.
Die Geschichte ist so gut strukturiert und geschrieben, dass es perfekt gelingt sich in die einzelnen Charaktere hinein zu versetzen und sich die Situationen „In Farbe“ vorzustellen.
Klar, ich weiß wie es in einem Schuhgeschäft aussieht, aber ohne deinen Schreibstil und der Detailgenauigkeit würde einfach etwas fehlen. Das macht es um Welten leichter, sich alles vorzustellen, ohne selbst viel zu überlegen, wie denn jetzt die Umgebung aussieht etc.
Außerdem ist deine Planung über die ganze Geschichte Gold wert, denn wenn die fehlt kommt es öfter vor(extremes Beispiel), dass man sich denkt: „Warum zieht er jetzt die schwarze Jeans aus, er hat doch vor fünf Minuten eine Jogginghose angezogen.
Außerdem denke ich, dass Streit dazugehört, und möchte dich bitten, die Geschichte nicht zur Standard „Alle kümmern sich um’s große Baby“-Geschichte zu machen. Aber ich denke, du hast schon einen Plan 😉
LG, Tom
Vielen Dank für dein Lob, das bedeutet mir sehr viel! Toll, dass dir das mit der Planung aufgefallen ist. Es ist halt so oft bei der Kunst so: Phantasie und Inspiration sind das eine, aber das grundsätzliche Handwerk – in diesem Fall eine weitreichende Storyplanung mit Spannungsbogen und Struktur – muss man immer beherrschen. Rechtschreibung und Ausdruck am natürlich auch, wobei ich bei ersterem selbst kein Heilliger bin. Aber großgeschriebene Verben und Adjektive streicht Word zum Glück rot an. 😀
LG giaci9
Daaaanke für die tolle Fortsetzung. Du schreibst einfach megatoll.
Deine Geschichten reissen hier alles raus auf der Seite weil Du es verstehst, wirkliche Geschichten zu schreiben. Das ist offensichtlich im Bereich Windelgeschichten nicht so leicht, denn das Gros der anderen Geschichten lebt von mageren Rahmenhandlungen rund um Wickeln. Deine Geschichten aber handeln vom wieder Kind sein zu dürfen, von Freundschaft und positiven Erfahrungen.
Lass Dich von den wenigen Miesepeter Kommentaren zur letzten Folge nicht vergrämen. Die haben die Geschichte offensichtlich in den falschen Hals bekommen und steigern sich da in etwas rein, was mit der Geschichte und dem Traum ,einfach wieder ein sorgenloses Kind sein zu dürfen, rein gar nichts zu tun hat.
Bin mal gespannt wie Finn die neue Kleidung Yannik erklärt und vor allem seinen Eltern. Freue mich schon auf die Fortsetzung. So was von 🙂
Freut mich sehr zu hören!
Keine Sorge, von dem Kommentar lasse ich mich sicherlich nicht abschrecken, der Typ mit seinen Hasskommentaren geistert ja schon länger hier auf der Plattform rum.
Ist immer schön, wenn jemand auch die Rahmenhandlung, die Szenerie, das aufwändig gestaltete „drumrum“ wertzuschätzen weiß. Mir macht es vermutlich genau so viel Spaß, die Geschichte zu schreiben, wie es dir Spaß bereitet, sie zu lesen! 😀
Ich glaube, das ist von allen bisherigen mein Lieblingskapitel. Es kam etwas unerwartet, dass das vorherige nicht direkt fortgesetzt worden ist, aber es ist toll, wenn es etwas ganz Neues gibt und Finn neue Leute trifft. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn das nicht alles von Lea und Maike gewesen wäre.
Ich glaube bei Wandelnderduden hilft nur noch Sigmund Freud oder eine Lobotomie…
Ich weiß nicht was besser hilft.
Giaci, ich schmelze dahin vor Erfurcht. Bislang kann dir auf dieser Seit keiner das Wasser reichen. Vielleicht könntest du ja mal einen Windelgeschichten-Workshop anbieten… ?
Auch am aktuellen Kapitel finde ich leider keinerlei Kritikpunkte; außer dass ich es wieder mal zu schnell fertig gelesen hab‘, und am Ende, als die beiden Mädchen ihn entdeckt haben, hatte ich kurz Angst um unseren Protagonisten. Aber ich bin damit zufrieden, wie die Situation ausgegangen ist. Jetzt frage ich mich bloß: In welchem Outfit geht Finn jetzt ins Freibad?
Danke für das neue Kapitel, deine Geschichte ist echt was besonderes. Mach weiter so! ?
LG gymnasiast
Einfach nur WoW. Es ist einer der besten Geschichten, die hier jemals veröffentlicht wurden ist.
Neben den Geschichten von Lukas(Im Land der Riesen oder Carlas Baby)
Ob Finn die beiden Mädels gleich im Schwimmbad wieder sieht?
Das mit dem Outfit frage ich mich auch.
PS: Leider bin ich noch nicht dazu gekommen meine Windelgeschichte( Die Probewoche) weiter zuschreiben.
Vielleicht kannst du mir ja einige Tipps geben?
Das mit dem Workshop finde ich eine tolle Sache.
Freue mich schon riesig auf die Fortsetzung.
Wenn man bei dem besagten Kleiderladen mal reinguckt, fragt man sich warum Erwachsenenmode so langweilig sein muss. Wenn es doch den grünen Pulli mit den Streifen, das T-shirt mit dem doppelten kragen oder den helluund dunkelblauen Hoodie auch in L und XL geben würde. Kann verstehen das Finn von denen was kaufen musste 🙂
Fortsetzung bitte. Kann es kaum erwarten wieder von Finns Abenteuern zu hören.
Du bist aber gewaltig neidisch auf Giaci‘s Geschichte !
Aber das ist ja auch eine Art der Anerkennung!
Nur eine Bitte hätte ich noch:
Lern doch selbst erstmal Grammatik und Rechtschreibung! Ein wenig Nachhilfe in Satzbau würde dir auch nicht schaden.
LG,
Lukas
Hoffentlich gibt’s bald eine Fortsetzung dieser tollen Geschichte. Schaue jeden Tag.
Mal wieder ein tolles Kapitel.
Noch nutzt Finn für sein großes Geschäft also die Toilette. Mal gucken, wie lange das noch anhalten wird.
Wirkt es sich eigentlich auf seine Blasenkontrolle aus, wenn ers einfach immer laufen lässt, wenn er Lust dazu hat?
Ich denke, wirklich gut für die Blasenkontrolle kann das definitiv nicht sein … 😀
Hallo Giaci,
hast du schon neue Ideen für die Fortsetzung? zB könnte Finn bei Yannik (oder Paul) übernachten, die könnten an einem Legowettbewerb teilnehmen oder Yannik und Finn spielen mit anderen Jungen Fussball und als Finns Windel dabei entdeckt wird, steht Yannik als wahrer Freund für ihn ein. Du hast sicher sowieso schon neue Ideen 🙂
Hey, du könntest mein Ghostwriter werden – hast du zufällig in mein Notizbuch geschaut? 😉
Aber die Idee mit einem Legowettbewerb hatte ich noch nicht, auch spannend. Schreibe aktuell ein bisschen an zwei Geschichten paralell, deshalb dauerts was länger, aber das nächste Kapitel kommt bestimmt … 😀