Der Winterurlaub (31)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 31
Jakob lief mit verkniffenem Gesicht neben uns her, man konnte ihm förmlich ansehen, wie dreckig es ihm ging.
„Ich … ich glaube, ich beeile mich lieber etwas. Wir sehen uns im Hotel!“
Mit diesen Worten beschleunigte er seine Schritte, unsere Karawane war ihm wohl zu langsam. Aber sollten wir ihn in seinem Zustand so alleine losziehen lassen?
„Jorin, Lucas, geht ihr lieber mit ihm mit, wir kümmern uns um die Kids.“
Thomas hatte wohl die gleiche Sorge wie ich. Ich schaute meinen Liebsten an, dann nahmen wir die Beine in die Hand und stiefelten hinter seinem großen Bruder her. Bald hatten wir ihn eingeholt.
„Nanu, was wollt ihr hier?“
„Wir begleiten dich, Bruderherz. Nicht dass du hier in deinem Zustand ganz alleine durch die Nacht wanderst.“
Für einen kurzen Moment zeigte sich Dankbarkeit in Jakobs Gesicht, dann jedoch übernahmen wieder die Schmerzen das Kommando.
Mittlerweile hatten wir die Spitze unserer Karawane erreicht, wo unser Auftauchen von Frau Scholl neugierig zur Kenntnis genommen wurde.
„Wo wollt ihr denn so eilig hin? Ist hinten etwas passiert?“
Noch nicht, aber hinten bei Jakob konnte jeden Moment etwas passieren, um es mal etwas fies auszudrücken.
„Wir… ich…“
Ein weiterer Krampf traf Jorins großen Bruder, er konnte nicht weiter sprechen und machte sich doppelt entschlossen auf den Weg zum Hotel, gefolgt von Jorin. Ich blieb auch nur kurz bei Frau Scholl stehen.
„Jakob hat irgendwas vom Essen nicht vertragen, er hat totale Magenkrämpfe. Deshalb will er jetzt so schnell wie möglich zurück ins Hotel und in die Nähe einer Toilette.“
„Oh der Ärmste! Hoffentlich schafft er das noch, es wäre sicher extrem peinlich, wenn er sich in die Hosen machen würde.“
Trotz der unschönen Situation musste ich grinsen. Sollte ich es ihr verraten?
„Wenn es einem von euch passiert wäre, würde es wenigstens nur in die Windel gehen.“
Oh ja, ich sollte es ihr verraten!
„Bei Jakob auch.“
Verdutzt schaute sie mich an.
„Seit wann trägt der denn auch Windeln?“
„Seit wir vorhin zu viert über ihn hergefallen sind.“
Ein verstehendes Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
„Na dann hat er ja eigentlich allen Grund, euch für diesen Überfall sogar noch dankbar zu sein.“
Hoffentlich sah er das später auch so.
„Aber nun solltest du den beiden hinterher flitzen, sonst holst du die nicht mehr ein.“
Das stimmte, also machte ich mich wieder auf die Socken, bzw. die Strumpfhosen, und wetzte Jorin und Jakob hinterher. Bald hatte ich sie eingeholt, und schweigend stürmten wir jetzt zu dritt in Richtung des rettenden Hotels. Nach etwa fünf Minuten tauchte in der Ferne die leuchtende Weihnachtsdekoration des gastlichen Hauses auf. Das Ziel vor Augen legten wir noch einen weiteren Schritt zu. Auf Jakobs Gesicht wechselten sich Hoffnung und Verzweiflung ständig ab.
„Gleich haben wir’s geschafft Jake. Gleich links vom Eingang sind Toiletten. Ich würde nicht versuchen, erst noch hoch ins Zimmer zu kommen.“
Jakob nickte nur, zu mehr war er wohl nicht mehr fähig. Immer mehr näherten wir uns dem Hoteleingang und immer länger wurden unsere Schritte. Noch 100 Meter, dann hätten wir es geschafft und die Aussicht auf baldige Erleichterung beflügelte Jakob. Er verfiel in einen leichten Joggingtrab und genau das hätte er wohl lieber bleiben lassen. Wir hatten schließlich Winter und hinter uns lag ein heftiger Schneesturm. Längst nicht alle Stellen des Weges waren komplett von Schnee und Eis befreit oder wenigstens abgestumpft, was Jorins großer Bruder nun schmerzhaft feststellen musste. Es zog ihm die Füße weg, es folgte ein Aufschrei und im nächsten Moment landete er auf seinem Hinterteil.
„Oh verdammter Mist!“
Er war uns wegen seiner Eile auf den letzten Metern ein Stückchen voraus gewesen, nun aber holten Jorin und ich den Abstand schnell auf und standen alsbald über dem rücklings am Boden liegenden Jakob.
„Alles okay? Hast du dir sehr wehgetan?“
Tränen liefen über sein Gesicht, aber er schüttelte verneinend mit dem Kopf.
„Los, wir helfen dir auf und bringen dich dann direkt zur Toilette.“
Jorin packte Jakobs rechte, ich die linke Hand und gemeinsam zogen wir ihn zurück in die Senkrechte.
„Kannst du laufen?“
Jakob nickte.
„Okay, dann los. Es ist nicht mehr weit, gleich hast du es geschafft.“
In diesem Moment nahm ich etwas wahr, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wie vom Schlag getroffen blieb ich stehen, was Jorin natürlich sofort bemerkte.
„Was ist Luke? Komm schon, wir müssen Jake helfen schnell aufs Klo zu kommen.“
Ohne mich von der Stelle zu rühren schüttelte ich den Kopf.
„Ich fürchte, das ist nicht mehr nötig.“
„Hä?“
Verwundert starrte mein Freund mich an und ich machte eine Schnüffelbewegung mit meiner Nase. Jup. Es war zu spät. Jorin erkannte meine Geste.
„Was? Du meinst? Oh scheiße…“
Treffende Wortwahl.
„Jakob? Stimmt das?“
Mit Tränen in den Augen, den Kopf vor Scham gen Boden geneigt, nickte der Angesprochene.
„Als ich ausgerutscht bin, hab ich meine Konzentration verloren und da ist es passiert.“
Jetzt zeigte sich, dass die Brüder trotz der geschwisterlichen Neckereien einander sehr nahe waren, denn Jorin nahm seinen großen Bruder in den Arm.
„He, ist doch nicht so schlimm, das kann doch jedem mal passieren.“
„Oh man, ist mir das peinlich.“
„Braucht es nicht, das wäre mir bestimmt auch so gegangen. Ach was, vermutlich hätte ich es gar nicht erst bis hierher geschafft.“
„Ja schon, aber so kurz vor dem Ziel!“
Stichwort Ziel… es wäre wohl gut, nicht mehr länger hier so herumzustehen, es gab jetzt einiges zu erledigen.
„Leute, wir sollten machen, dass wir reinkommen.“
Die beiden nickten zustimmend und was Gutes hatte der Sturz: Jakob schien erstmal keine Krämpfe mehr zu haben. Wir setzten uns in Bewegung und kurz darauf standen wir vorm Hoteleingang. Plötzlich fiel mir etwas ein.
„Wartet mal! Ich denke es wäre besser, wenn wir den Hintereingang nehmen.“
„Wieso?“
„Weil da nicht so viele Leute sind. Jake, tut mir leid, aber du gibst eine arg verräterische Duftnote von dir.“
Jakob verzog schmerzlich das Gesicht, dann nickte er.
„Stimmt. Also los, gehen wir hintenrum.“
Genau das taten wir dann auch, und zum Glück begegnete uns niemand. Jorins Bruder konnte jetzt auch schon wieder klarer denken und traf die nächste Entscheidung.
„Wir nehmen die Treppe, ich will nicht den ganzen Fahrstuhl voll stinken.“
Das war vermutlich eine gute Idee und es kam jetzt eh nicht mehr auf jede Sekunde an. Wir machten uns also an den Aufstieg und wenige Minuten später betraten wir unser Zimmer. Jakob stürzte sofort ins Bad.
„Sollen wir dir irgendwie helfen?“
„Ich… äh… ich weiß nicht. Ich rufe euch, wenn ich Hilfe brauche.“
„Okay Brüderchen, tu das. Und keine falsche Scham, okay?“
„Okay…“
Wir überließen Jakob also für den Augenblick sich selbst und beschlossen, uns erst einmal von den dicken Schneeoveralls zu befreien. Wenige Minuten später standen wir in T—Shirts, Strumpfhosen und den unvermeidlichen Windelpaketen im Zimmer.
„Moah, die Klamotten waren wirklich warm! Länger hätte ich die hier drin nicht anhaben wollen.“
„Tja Jo, draußen waren die aber genau richtig bei der Kälte.“
„Stimmt. Los, wir schauen mal nach, ob bei Jakob alles in Ordnung ist.“
„Hoffentlich ist bei dem Sturz nicht die vollgekackte Windel geplatzt.“
Jorin grinste frech.
„Das wünsche ich nicht einmal ihm, obwohl er uns ständig mit den Windeln aufzieht und eh eigentlich an unserem Schicksal schuld ist.“
Naja, nicht wirklich, wir waren wohl eher selber schuld. Niemand hatte uns gezwungen, die Wette mit Jorins großem Bruder einzugehen, als deren Resultat wir wieder in Windeln gelandet waren.
Jorin klopfte an die Tür vom Badezimmer.
„Alles okay bei dir da drinnen?“
„Ich… äh… ich könnte etwas Hilfe gebrauchen.“
Na wenigstens gab er es zu. Wir öffneten die Tür und traten ein. Drinnen stand Jakob bereits fast komplett ausgezogen, er trug nur noch die Strumpfhosen mit dem dicken Windelpaket drunter. In der Luft lag ein fürchterlicher Gestank, aber da mussten wir jetzt wohl durch.
„Wobei brauchst du Hilfe, Jake?“
„Ich möchte mich nicht noch mal hinsetzen mit der vollgeschissenen Windel. Bis jetzt hat sie gehalten, aber ich will kein Risiko eingehen. Könnte mir einer von euch die Strumpfhose im Stehen ausziehen?“
„Kein Problem.“
Jorin ging zu seinem Bruder und griff zu. Langsam zog er ihm die Strumpfhose an den Beinen hinab, bis er an den Füßen angekommen war. Jakob hob nacheinander die Füße und war somit von der Strumpfhose befreit. Darunter war nun die etwas durchsichtige Gummihose zum Vorschein gekommen und darunter… na sagen wir mal so: das war kein wirklich angenehmer Anblick. Er passte so richtig zum ebenso nicht angenehmen Geruch. Ohne die Gummihose hätte es wohl doch eine Katastrophe gegeben. Also eine noch größere Katastrophe als die, welche eh schon eingetreten war.
„Ohoh, Bruderherz, du hast anscheinend ganze Arbeit geleistet.“
Jakob brach wieder in Tränen aus.
„Verdammter Mist!“
„He, ist nicht so wild.“
„Mensch, ich bin 18 und scheiß mir in die Hosen!“
„In die Windeln, Jake, in die Windeln. Das ist ein wichtiger Unterschied.“
„Trotzdem!“
Ich musste eingreifen.
„Jakob, du bist im Moment nicht 18, du bist schlicht und ergreifend krank und da gelten andere Maßstäbe.“
Dankbar schauten mich beide Brüder an.
„Und nun sollten wir dich auch noch von dem hässlichen Rest befreien.“
Jakob ergab sich in sein Schicksal und mit rotem Kopf knöpfte er die Gummihose auf.
„Am besten stellen wir dich gleich unter die Dusche, Jake.“
Das war eine wirklich gute Idee!
„Schaffst du das alleine oder soll einer von uns mit in die Duschkabine?“
Groß genug war die ja.
„Geht schon, danke. Reicht ja aus, wenn ich mich in der Scheiße suhle.“
Haha, ein wenig Humor schien er ja wieder zu haben. In diesem Moment klopfte es an die Tür.
„Alles okay da drinnen?“
Aha, unsere Gastgeber waren wohl auch wieder eingetrudelt.
„Alles okay.“
Die Tür ging einen Spalt auf und Thomas steckte seinen Kopf ins Bad.
„Braucht ihr irgendwas?“
Ich konnte einfach nicht widerstehen.
„Ja, Nasenklammern.“
„Nasenklammern? Wieso brau… oh. Alles klar!“
Sogar Jakob gab ein leicht gequältes Lachen von sich.
„Ernsthaft Tom, wir bräuchten eine Mülltüte. Möglichst eine, die sich ordentlich verschließen lässt.“
„Unterm Waschbecken im Schrank liegt eine Rolle. Und da steht auch ein Raumspray.“
Letzteres würde wohl auch sehr nötig sein.
Thomas zog sich wieder zurück und wir waren mit Jakob alleine.
„Gib mir die Gummihose, ich kümmere mich drum.“
„Nee Jorin, brauchst du nicht. Ich mach das nachher schon alles. Ihr habt mir schon genug geholfen.“
„Nichts ist, dafür ist ja die Familie da.“
Jorin schnappte sich mit spitzen Fingern die Gummihose, während sich sein Bruder nun daran machte, vorsichtig die Windel abzunehmen. Ich nutzte die Zeit und öffnete den Schrank unterm Waschbecken und tatsächlich, da stand eine Rolle Müllsäcke, von der ich gleich einen abtrennte. Hmm, vielleicht lieber zwei? Doppelt verpackt hält die Duftwolken vermutlich besser ab. Ich faltete den ersten auseinander und öffnete ihn, dann schaute ich zu Jakob. Dieser war mittlerweile nackt und hielt die gut genutzte Windel in der Hand.
„Schmeiß sie rein Jake und dann ab mit dir unter die Dusche.“
Jakob folgte meiner Anweisung und ich drehte schnell die Mülltüte zu. Oder wollte sie zudrehen.
„Warte Luke, da muss noch was rein.“
Ich schaute meinen Liebsten fragend an.
„Die Gummihose hat doch ’nen Riss bekommen, die ist hinüber.“
Das hatte auch Jakob gehört.
„Verdammter Mist! Guckt euch bitte mal die Strumpfhose an, hoffentlich ist da nichts drangekommen.“
Während ich nun den Müllsack endgültig verschloss und dann noch einmal in einen zweiten packte, inspizierte Jorin die Strumpfhose.
„Nee Jake, die riecht zwar etwas streng, aber rangekommen ist da wohl nichts. Wir fragen am besten Thomas, ob wir deine Sachen mal irgendwo schnell durchwaschen können. Zum Glück hast du ja noch deine normalen Klamotten hier.“
„Puh, Schwein gehabt. Danke Jungs. Könntet ihr mir noch meine anderen Sachen reinbringen, damit ich nach der Dusche was zum Anziehen habe?“
„Kein Problem. Können wir dich jetzt alleine lassen?“
„Ja Jorin, mir geht es schon viel besser. Und wenn es mich doch noch mal erwischt, hab ich ja jetzt das Klo in greifbarer Nähe.“
Wir lachten, dann griff sich Jorin die Sachen seines großen Bruders, die mindestens etwas ausduften mussten, aber wohl besser mal eine Waschmaschine von innen betrachten sollten. Ich hingegen versprühte noch eine halbe Flasche Raumspray, dann folgte ich Jorin mit den ineinander verpackten Müllsäcken aus dem Bad. Draußen saßen Jan, Thomas und Martin gemütlich im Zimmer herum und schauten uns erwartungsvoll an.
„Er hat es nicht bis hierher geschafft?“
„Nee, Martin. Kurz vor dem Eingang ist er ausgerutscht, der Länge nach hingekracht und da ist es passiert.“
„Aber ansonsten ist er okay?“
„Ja, nur der Stolz ist arg angeknackst. Sag mal Thomas, kann man hier irgendwo die Klamotten mal durchwaschen? Die haben einen recht eindringlichen Geruch angenommen. Und dieser Müllsack hier müsste entsorgt werden.“
„Kein Problem, kommt mit.“
Thomas erhob sich aus seinem Sessel und ging zur Zimmertür.
„Äh… Tom? Sollen wir SO gehen?“
Toms Aufzug unterschied sich von dem unsrigen in keinster Weise, bis runter zum deutlich sichtbaren Windelpaket unter der Strumpfhose.
„Klar, wir gehen nur in den Wirtschaftstrakt.“
Wir hatten immer noch unsere Zweifel.
„Na nun kommt schon, ihr Feiglinge.“
DAS zog wohl bei jedem Teenager, der sich etwas auf sich einbildete! Todesmutig folgten wir unserem Gastgeber aus dem Zimmer, den Gang entlang und dann zum Lastenaufzug. Wir mussten kurz auf diesen warten, aber zum Glück war der Gang wie ausgestorben. Erleichtert trat ich durch die sich öffnende Tür, nur um wie vom Schlag getroffen stehen zu bleiben. Der Aufzug war nicht leer!
„Na los! Rein mit dir, Lucas.“
Thomas schob mich in die Kabine hinein, Jorin schien keinen solchen zusätzlichen Anschub zu benötigen.
„Oh, hallo Thorsten.“
„Hallo Tom. Schick, schick!“
Thomas grinste.
„Hehe, ein Modekenner der unseren Auftritt zu schätzen weiß! Jungs, das ist Thorsten. Er ist Azubi bei uns. Thorsten, das sind Jorin und Lucas. Sie machen mit ihrer Familie Urlaub oben in der Hütte, sind aber wegen dem Schneesturm hier gestrandet.“
Wir begrüßten den Azubi, der weiterhin ein extrem breites Grinsen im Gesicht spazieren führte.
„Wo wollt ihr drei hin?“
„Runter in die Wäscherei.“
Thorsten drückte den entsprechenden Knopf und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Dann schnüffelte er.
„Oh, ich weiß warum ihr dorthin wollt. Wer von euch beiden ist denn das Windelscheißerchen?“
Jorin fuhr ihn wütend an.
„Idiot, keiner von uns! Mein Bruder ist krank!“
Thorsten wurde sofort ernst.
„Sorry, ich wollte euch nicht zu nahe treten, ist mir nur so rausgerutscht.“
Jorin funkelte ihn immer noch ärgerlich an und Tom sah sich gezwungen, die Wogen etwas zu glätten.
„Jorin, er hat das wirklich nicht böse gemeint. Thorsten ist okay, wir unternehmen viel gemeinsam wenn er frei hat. Er könnte keiner Fliege was zuleide tun.“
Mit einem treuherzigen Blick bettelte der Azubi um Verzeihung und mein Schatz gab nach.
„Okay, schon gut. Aber die Sache ist halt wirklich nicht lustig. Jakob ist es wirklich sehr dreckig gegangen, und das alles ist ihm extrem peinlich.“
Thomas lachte.
„Stimmt schon, aber überleg mal WIE peinlich das erst geworden wäre, wenn wir ihn vorhin nicht in die Pampers gezwungen hätten!“
Allerdings, dafür sollte er uns bis an sein Lebensende, oder wenigstens bis zum Ende des Urlaubs, dankbar sein.
„Stichwort Jakobs Windel: Thorsten, könntest du den Müllsack bitte entsorgen? Du musst doch eh zu den Containern, oder?“
Jetzt erst nahm ich den Rollwagen wahr, der sich ebenfalls im Aufzug befand und der mit Müllsäcken ähnlich dem unsrigen gefüllt war.
„Kein Problem Tom. Schmeiß ihn einfach mit oben drauf Lucas.“
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und gerade als ich das Corpus Delicti losgeworden war, hatte der Aufzug sein Ziel erreicht und die Tür ging auf.
„Also dann ihr drei, viel Spaß noch! Ich muss mich sputen.“
Wir verabschiedeten uns von Thorsten, welcher im Gehen noch Thomas einen Patsch auf dessen Windelhintern gab und dann fröhlich grinsend von dannen zog.
„Sag mal Tom, ist der auch schwul?“
„Keine Ahnung, da rätseln Martin und ich schon die ganze Zeit drüber. Er lässt sich über das Thema nichts, aber auch gar nichts aus der Nase ziehen. Er weiß, dass wir zusammen sind und er hat damit auch keinerlei Probleme, aber er hat noch nie etwas über seine eigene Orientierung gesagt. Nur ab und an halt solche kleinen Aktionen wie diese eben, aber auch diese sind nie so eindeutig, dass man sich sicher sein kann.“
Wir zuckten mit den Schultern und gingen weiter. Nach etwa 20 Metern öffnete Thomas eine große Schwingtür, und wir standen in einem Raum mit mehreren riesigen Geräten, die sich alsbald als Industrie—Waschmaschinen entpuppten. Noch während Jorin und ich die gewaltige Größe der Dinger in uns aufnahmen, wurden wir von einer stark gebauten älteren Frau angesprochen.
„Hallo Juniorchef! Schön dass du mich mal besuchst… und gleich noch jemanden mitbringst! Sind das meine neuen Waschgehilfen?“
Thomas lachte auf.
„Hallo Frau Völker. Nein, das sind keine neuen Gehilfen, das sind Gäste.“
Unser Gastgeber stellte uns vor und artig reichten wir der Waschfrau unsere Patschhändchen.
„Och schade. Und was führt euch her?“
„Könnten Sie bitte ein paar Sachen mit in die Wäsche stecken, so dass wir sie möglichst bald wieder haben?“
„Kein Problem, ich bestücke eh gerade die Maschinen neu. Her damit.“
Jorin übergab ihr die Wäschestücke, die sie ohne die Nase zu rümpfen in Empfang nahm.
„Soll ich die dann hoch in dein Reich schicken, Thomas?“
„Ja, das wäre sehr nett.“
„Okay, ich kümmere mich um alles.“
„Vielen Dank, Frau Völker. Los, gehen wir wieder hoch.“
Wir verabschiedeten uns und wandten uns zum Gehen, wurden aber noch mal aufgehalten.
„Übrigens Thomas, sehe ich das richtig? Ich muss zukünftig nicht mehr so oft deine Bettlaken waschen?“
Thomas schoss das Blut in den Kopf, so ganz egal war ihm das Thema wohl doch nicht.
„Ich… äh…“
Frau Völker lachte nur.
„Hehe, stammle mal nicht so rum, ich finde das richtig Klasse! Freut mich sehr, dass du so vernünftig bist. Naja, du bist ja auch schon fast erwachsen. Und ich denke mal, dass dein Martin auch sehr erleichtert darüber ist.“
„Das… das ist er.“
„Dachte ich mir doch. So, nun schiebt ab, ich muss mich um die Wäsche kümmern.“
Schweigend verließen wir die Waschküche und marschierten zurück zum Aufzug. Auf dem ganzen Weg begegnete uns niemand mehr und ich denke mal, dass auch Thomas dafür dankbar war. Nach wenigen Minuten hatten wir unseren Ausgangspunkt wieder erreicht und traten ins Zimmer, wo die anderen drei bereits auf uns warteten.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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