Der Winterurlaub (28)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 28
Während wir uns der sportlichen Betätigung hingaben, verging die Zeit erstaunlich schnell und ich erschrak, als Darius auftauchte und uns fragte, ob wir denn nicht langsam Hunger hätten. Ich schaute auf die Uhr: halb eins! Und in diesem Moment meldete sich dann auch mein Magen.
Da auch die anderen plötzlich die Uhrzeit bemerkten, waren wir uns schnell einig, den Bowlingvormittag zu beenden und die Bahn freizugeben. Auch die Bergströms schlossen sich an und zogen nach einer kurzen Verabschiedung ab, um sich schnell frisch zu machen und umzuziehen.
„Tom, wo essen wir eigentlich?“
„Am besten im Jagdzimmer, das ist mittags zu und macht erst abends auf. Und es hat direkten Zugang zur Küche.“
Sollte mir recht sein. Hauptsache der Zugang zur Küche war ein Highspeed—Zugang!
„Da brauchen wir uns nicht erst groß umzuziehen sondern können gleich essen gehen. Ich brauch nämlich schnell was, sonst kippe ich ab.“
Auch damit waren alle einverstanden, also marschierten wir ins Jagdzimmer. Aber so abgeschieden das Zimmer selbst auch war, der Weg dorthin führte mal wieder durch die belebtesten Teile des Gasthofes. Und wieder einmal waren alle Augen auf mich gerichtet. So fühlte ich mich jedenfalls.
All das war jedoch vergessen, als wir glücklich am Tisch saßen und innerhalb weniger Minuten Köstlichkeiten wie Schnitzel mit Pommes, Bratwürste und lauter solche Leckereien auftauchten. Zufriedenes Schmatzen erfüllte die Luft und es dauerte eine ganze Weile, bis unsere Köpfe wieder für andere Dinge aufnahmefähig waren.
„So, was machen wir denn nun eigentlich heute Nachmittag?“
Das war nun wirklich eine gute Frage und mein Blick wanderte schnell zu den Fenstern. Sieh an, es schneite gar nicht mehr! Bevor jedoch irgendwer antworten konnte, kam Katrin in den Raum.
„Na Jungs, hat’s geschmeckt?“
Darauf konnte es natürlich nur eine Antwort geben und die bekam sie auch.
„Und was habt ihr heute noch so vor?“
Da hatte wohl jemand Gedanken gelesen.
„Wissen wir noch nicht, Mutti.“
„Ein paar Eltern haben sich bereiterklärt, mit den Kindern nachher etwas in der Umgebung in den Schnee zu gehen. So zum Schneemann bauen und solche Sachen. Es schneit ja momentan nicht und ein paar Wege ums Haus herum hat Herr Völker schon freigelegt. Vielleicht habt ihr ja Lust, da mitzumachen? Diesmal braucht ihr auch nicht auf die Kleinen aufzupassen.“
Das hörte sich ja eigentlich ganz nett an, ich war wirklich gerne im Schnee unterwegs. Aber da gab es ja leider noch dieses eine Problem…
„Katrin, das wäre sicher schön, aber da gibt es ein kleines Problem.“
„Ach, welches denn?“
„Unsere ganzen Schneeklamotten sind oben im Ferienhaus und mit den normalen Straßensachen in den Schnee? Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“
„Also Jakob, daran soll es nun wirklich nicht scheitern. Ihr kennt doch gegenüber den großen Sportladen, oder?“
Den kannten wir tatsächlich. Der lebte verdammt gut davon, dass es sich hier um eine Wintersport—Hochburg handelte.
„Ja schon, aber wir können uns doch nicht wegen einem Tag eingeschneit sein komplett einkleiden. Außerdem ist doch eh wegen Feiertag geschlossen!“
„Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, Jorin. Der Eigentümer ist ein alter Freund aus dem Schützenverein, der hat uns schon ein paar Mal weitergeholfen. Er sammelt immer das ganze Jahr über gebrauchte Ski— und Schneebekleidung, die den Kindern der Umgebung zu klein geworden ist. Einmal im Jahr schickt er die Sachen als Spende nach Russland. Ich bin mir ganz sicher, dass sich in seinem Lager etwas für euch findet. Und keine Angst, er nimmt da keine Lumpen, nur wirklich gut erhaltene Bekleidung.“
Das hörte sich gar nicht so schlecht an. Allerdings…
„Und dass heute Feiertag ist, ist nun wirklich kein Problem. Er wohnt ja schließlich direkt über dem Laden und ich weiß, dass er und seine Frau zuhause sind.“
„Au ja, das wäre cool! Ich will in den Schnee!“
Das konnte natürlich nur von Jan kommen, aber innerlich tobte in mir die gleiche Vorfreude.
„Meinst du wirklich, dass wir das machen können, Katrin?“
„Na klar, Jakob. Hättet ihr denn Lust, mit raus zu gehen?“
Ich schaute in die Runde. Alle grinsten und nickten zustimmend. Damit wäre das wohl geklärt.
„Prima. Dann schlage ich vor, ihr geht hoch, zieht euch um und geht dann zusammen rüber in den Laden. Ich rufe Karl an und spreche alles mit ihm ab. Tom, du kennst die Lodemüllers ja, du gehst also am besten mit rüber.“
„Alles klar, kein Problem. Wann soll denn der Schneeausflug losgehen?“
„Treffen ist halb drei am Hintereingang.“
„Okay, wir werden pünktlich sein. Also los, Abmarsch!“
Die Aussicht auf einen ereignisreichen Nachmittag sorgte dafür, dass wir regelrecht die Treppen hinaufflogen und uns ganz schnell in Toms Reich wieder fanden.
„So, die Shirts und die Turnhosen könnt ihr einfach auf den Stuhl dort schmeißen.“
Wir taten, was Thomas gesagt hatte und kurz darauf standen wir in Jeans und Sweatshirts sowie unseren Straßenschuhen zum Abmarsch bereit.
„Soll ich das so verstehen, dass ihr noch keinen Windelwechsel braucht?“
Mir schoss mal wieder das Blut in den Kopf bei dieser Frage, Jorin hingegen blieb ganz cool.
„Jake, wir melden uns schon, wenn so was nötig ist.“
„Na gut, das will ich euch auch raten.“
Auch Jan war mittlerweile komplett angezogen, so dass wir uns, nachdem wir uns noch unsere Jacken und Mützen gegriffen hatten, auf den Weg machen konnten. Zum ersten Mal wieder ordentlich bekleidet fühlte ich mich auf den Gängen des Gasthofes irgendwie gleich viel wohler. Wir verließen das Haus durch den Haupteingang und nach gerade mal zweihundert Metern standen wir schon vor der Ladentür des großen Sportartikelgeschäftes. Tom rüttelte an der Tür, diese war jedoch fest verschlossen.
„Und nun?“
Jorin stellte die Frage, die uns wohl allen auf den Nägeln brannte.
„Nun wartet ihr jungen Burschen noch drei Minuten, dann mache ich euch auf. Ein alter Mann ist doch kein D—Zug!“
Ups. Unsere Blicke gingen nach oben und nahmen gerade noch den Kopf eines Mannes wahr, der in einer Fensteröffnung verschwand. Das war dann wohl der freundliche Ladenbesitzer.
Tatsächlich erschien kurz darauf ein älterer Mann, ich schätzte ihn auf Mitte 50 oder so, hinter der gläsernen Ladentür, schloss diese auf und winkte uns herein.
„Na dann mal hereinspaziert. Tom, deine Mutter hat vorhin angerufen und alles erklärt.“
„Und Sie können uns wirklich helfen, Herr Lodemüller?“
„Na klar, das ist kein Problem. Geht schon mal alle dahinter, den Gang durch wo das Licht brennt, da kommt ihr direkt in mein Spendenlager. Ich schließe nur schnell die Tür wieder zu.“
Wir folgten also dem Lichtschein und landeten am Ende des erwähnten Ganges in einem größeren Lagerraum voller Regale, in denen sich Unmengen von Sportsachen, hauptsächlich dicke Schneeanzüge und solche Dinge, stapelten.
„Wow, das ist ja wirklich eine Menge Zeugs!“
„Tja, mein Mann gibt jedem Kunden, der neue Sportbekleidung kauft und gleichzeitig gut erhaltene alte abgibt, 5 Prozent Rabatt auf seinen gesamten Einkauf.“
Erschrocken über die Frauenstimme schauten wir uns um und sahen uns einer schwarzhaarigen, sehr sportlich wirkenden Frau gegenüber, die ein paar Jahre jünger als ihr Ehemann aussah.
„Ihr solltet also keine Probleme haben, für jeden etwas Passendes zu finden. Aber halt, wer seid ihr eigentlich alle und wer braucht alles etwas? Ich kenne ja nur Thomas und Martin.“
„Entschuldigung Frau Lodemüller, ich habe ganz vergessen alle vorzustellen.“
„Kein Problem, ich hab euch ja auch regelrecht überfallen.“
„Also das hier sind Jakob, Jan, Jorin und Lucas. Die ersten drei sind Brüder und machen mit ihren Eltern im Ferienhaus meiner Pflegeeltern Urlaub. Lucas ist der Freund von Jorin und weil seine eigenen Eltern in Amerika eine zweite Hochzeitsreise verbringen, haben Jorins Eltern ihn mitgenommen.“
„Ah ja. Alina, den langen Lulatsch da habe ich erkannt, der kam mir gleich irgendwie bekannt vor. Ihr macht doch öfters mal hier Urlaub, oder?“
„Ja, Herr Lodemüller. Aber wir waren wohl noch nie in Ihrem Geschäft.“
„Na dann wurde es ja Zeit, dass sich das mal ändert. Ich schätze mal, ihr vier Urlauber braucht eine Schneeausstattung, oder?“
„Ja, unsere eigenen Sachen sind oben im Ferienhaus und da kommen wir zur Zeit leider nicht ran. Wir sind hier unten völlig von dem Schneefall überrascht worden.“
„Haha, der hat hier alle überrascht, sogar den Wetterdienst. Na, dann wollen wir mal schauen. Eure Größen kennt ihr doch sicher, oder? Dann braucht ihr bloß auf die Schilder an den Regalen zu schauen, es müsste eigentlich alles richtig einsortiert sein.“
„Prima, und vielen Dank!“
„Keine Ursache. Ich möchte euch nur bitten, die Sachen wieder zurückzubringen, wenn ihr sie nicht mehr braucht. In Russland gibt es viele Kinder, die dringend warme Winterbekleidung brauchen.“
„Das ist doch selbstverständlich, Herr Lodemüller.“
„Sehr gut. Na dann sucht euch mal was schönes raus.“
„Und ich kümmere mich um den Kleinen, dann könnt ihr drei in Ruhe aussuchen und anprobieren.“
Moment. Hatte ich da gerade „anprobieren“ gehört? Oh so ein Mist aber auch, daran hatte ich gar nicht gedacht! Und hier waren nirgends Umkleidekabinen zu sehen!
Jorin schien das nichts auszumachen, der hatte bereits ein Regal mit der passenden Größe gefunden und suchte in den Klamotten herum.
„Schau mal Luki, wäre der Overall hier nicht was für dich? Der sieht richtig cool aus!“
Also cool sah der ja wirklich aus, schwarz mit flammenroten Applikationen.
„Los, probier den doch gleich mal an!“
Ich funkelte ihn wütend an. Okay, vielleicht nicht wütend, eher irgendwie verzweifelt. Und offensichtlich kapierte Jorin sofort, was mein Blick sagen sollte. Er kam zu mir und flüsterte mir etwas ins Ohr.
„Traust du dich nicht? Okay, dann fange ich halt an. Hier, halt schon mal den Overall.“
Er drückte mir das gute Stück in die Hand und im nächsten Moment war er schon dabei, sich die Schuhe aufzuschnüren und aus seiner Hose zu schlüpfen. Als er nur noch in Strumpfhose und Sweatshirt dastand, ging er betont langsam zurück zum Regal und suchte weiter in den Sachen herum, bis er ein Stück fand, das ihm zu gefallen schien.
„Ich glaub, ich versuche es auch mal mit ’nem Overall, oder was meinst du Lucas? Würde der mir stehen?“
Er hielt ihn sich vor den Körper und schaute mich fragend an. Das Teil war nachtblau und sah wirklich elegant aus, so dass ich ihm bejahend zunickte. Zu mehr war ich im Moment auch nicht in der Lage.
„Okay, dann probier ich ihn einfach mal an.“
Vorsichtig schaute ich mich um, um zu sehen, wo denn der Rest der Leute abgeblieben war. Der Ladenbesitzer war anscheinend dabei, Jakob zu beraten. Tom und Martins Stimmen hörte ich aus einer anderen Regalreihe, wo wohl Frau Lodemüller sich um den jüngsten Klamottenbettler kümmerte.
Es sah also gut aus, ich sollte die Gelegenheit nutzen und versuchen, meine Anprobe hinter mich zu bringen, solange alle Anwesenden mit anderen Dingen beschäftigt waren. Ich befreite mich von Schuhen und Hose, dann arbeitete ich mich in den Overall hinein, welcher sehr dick und warm zu sein schien.
„Scheint doch prima zu passen.“
Ich zog den Reißverschluss zu und schaute auf. Jorin stand, ebenfalls komplett in seinem Einteiler verstaut, vor mir und lächelte mich an.
„Meiner übrigens auch. Schick siehst du aus, Luki!“
Und Jorin erst. Ich konnte nicht anders, ich wurde von einem Mutanfall erfasst und drückte ihm blitzschnell meine Lippen auf die seinigen. In Jorins Augen blitzte Freude, aber gleichzeitig war uns klar, dass wir das lieber nicht ausdehnen sollten.
„Danke, Luki—Baby. Nehmen wir die Overalls?“
„Klar, die passen doch ausgezeichnet. Und schön warm scheinen sie auch zu sein.“
„Jup. Dann los, ziehen wir sie wieder aus.“
Genau das taten wir auch, und bei dieser Gelegenheit kam dann meine Unsicherheit und Schamhaftigkeit zurück. Während sich Jorin in aller Gemütsruhe aus dem Overall schälte und diesen dann fein säuberlich zusammenlegte, hatte ich nur ein Ziel: raus aus dem Overall und so schnell wie möglich wieder rein in meine Jeans. Aber das war wohl doch keine so gute Idee.
„Luke pass auf, deine Schuhe!“
Aber es war schon zu spät. Ich stolperte über einen meiner Schuhe, verlor das Gleichgewicht, versuchte noch, mich irgendwo festzuhalten, kippte am Ende aber doch nach hinten weg und landete sehr unsanft auf meinem Hinterteil.
„Oh Gott, hast du dir wehgetan?“
Klar hatte ich das. Aber hoffentlich hatte ich mir nichts gebrochen!
„Sehr eleganter Flug Lucas, das muss man dir lassen.“
Na super! Im unpassendsten Moment war auch der Rest der Mannschaft in unserem Gang aufgetaucht und hatte meine Artistikeinlage mitbekommen. Grinsend standen Jakob, Jan, das zweite schwule Pärchen sowie das Verkäuferehepaar wenige Meter von uns weg im Gang.
„Lacht nicht so! Hoffentlich hat er sich nichts gebrochen!“
Ah, wenigstens Jorin konnte noch Prioritäten setzen. Er kam zu mir.
„Ich helfe dir hoch. Sag, wenn dir irgendwas wehtut, okay?“
„Okay.“
Mit Jorins Hilfe rappelte ich mich hoch und sortierte meine Knochen. In was für einem Aufzug ich vor den anderen stand, war für den Moment völlig vergessen.
„Und, wie sieht’s aus, alles noch ganz?“
Ich hatte wohl Glück gehabt, mein Stolz war anscheinend mehr verletzt als mein Körper.“
„Ja Jo, scheint alles in Ordnung zu sein.“
„Na Gott sei Dank!“
Die Umstehenden hatten unterdessen auch ernstere Gesichter aufgesetzt, nachdem ihnen wohl klar geworden war, dass ich mich hätte ernsthaft verletzen können. Nun machte sich Erleichterung in ihren Gesichtern breit.
„Dann ist ja alles noch mal gut gegangen. Das wäre ja dann kein schöner Urlaub mehr gewesen, wenn du dir was gebrochen hättest.“
Das konnte Herr Lodemüller laut sagen. Laut sagte allerdings jemand anderes etwas.
„Hoffentlich ist seine Windel nicht geplatzt!“
Oh Mein Gott! Dafür würde ich mich irgendwann an Jan rächen und zwar ganz, ganz fürchterlich!
Ich merkte, wie Herr und Frau Lodemüller mich nunmehr intensiv anschauten und auch Jorin wurde einer genauen Begutachtung unterworfen. Unterdessen kringelten sich die anderen Jungs bereits vor Lachen und kurz darauf hatten auch die Ladenbesitzer Mühe, ihre zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle zu halten. Zehn Sekunden später erfüllte lautes Gelächter den Lagerraum, in das am Ende auch Jorin und ich einfielen. Irgendwie ansteckend, auch wenn man selber die Ursache war.
Frau Lodemüller war dann die erste, die sich wieder genug beruhigt hatte, um ein paar zusammenhängende Worte herauszubringen.
„Aber… aber der Kleine hat vollkommen Recht! Bei dem heftigen Aufprall wäre es kein Wunder, wenn da etwas kaputtgegangen wäre.“
Ach nee, nicht sie auch noch! Und zu allem Überfluss fing nun auch ich selbst an, mir um das Thema Sorgen zu machen. Bevor ich jedoch der Sache auf den Grund gehen konnte, griff Jorin bereits ein. Sprich, er griff rein, in meine Strumpfhose, und überprüfte den Sitz von Windelbody und Windel.
„Scheint alles dicht zu sein, hier ist alles trocken.“
Das ergab die nächste Runde von Gelächter.
„Na dann ist ja noch mal alles gut gegangen. Aber sagt mal, ganz ernsthaft: wieso tragt ihr Windeln? Jorin, du hast doch eine drunter, oder? Also bei dem kleinen Jan hätte ich das eher erwartet, wir haben unsere Kinder auch zum Skifahren in Windeln gepackt bis sie zehn waren oder so. Aber bei euch?“
„Frau Lodemüller, ich erzähle ihnen das, dann können die zwei sich in der Zwischenzeit wieder anziehen.“
„Na dann schieß mal los Jakob, ich bin sehr gespannt!“
Während nun Jorin und ich wieder in unsere Straßenklamotten stiegen, da es noch etwas arg zeitig war um schon die Schneeoveralls anzubehalten und wir noch ein wenig Zeit im Gasthof rum bringen mussten, erzählte Jakob in allen Einzelheiten unsere Windelgeschichte. Als wir mit unseren jeweiligen Aufgaben fertig waren, grinsten uns die Lodemüllers an.
„Tja Jungs, das habt ihr nun vom Wetten. Aber mal ganz ehrlich, zum Skifahren ist das sicherlich sehr praktisch, besonders unter Overalls.“
„Genau, Karl hat vollkommen recht. Und was mich auch überrascht und gefreut hat, ihr tragt Strumpfhosen. Finde ich ideal. Unsere Tochter und die zwei Jungs haben die auch immer sehr gerne angezogen. Leider scheint das heutzutage etwas anders zu sein als noch vor zehn, fünfzehn Jahren.“
„Also bei uns ist das wieder topmodisch, Frau Lodemüller! Martin und ich haben auch welche an.“
„Na schau mal einer an, eine ganze Gruppe von Strumpfhosenbubis.“
„Nicht ganz, Jakob hat keine!“
Jan krähte die Information heraus und im nächsten Moment waren alle Augen auf den ältesten Brennersohn gerichtet. Der kam sich nun anscheinend fast wie angeklagt vor, denn er hob abwährend die Hände.
„Ich würde ja auch welche anziehen, aber in meiner Größe gibt es ja gar keine!“
„Ha, dann hast du einfach nicht richtig hingeschaut! Warte…“
Mit diesen Worten stürmte der Ladenbesitzer davon, nur um eine Minute später wieder aufzutauchen und Jakob etwas in die Hand zu drücken.
„Hier, die sollte dir passen. Das ist sogar eine echte Herrenstrumpfhose! Geschenk des Hauses.“
Tja, damit löste sich Jakobs Begründung dafür, dass er keine Strumpfhosen anzog, in Rauch auf.
„Aber… Aber das kann ich doch nicht annehmen.“
„Oh doch, kannst du. Und wenn ihr die Schneeanzüge zurückbringt, wird der kleine Jan uns erzählen, ob du auch brav die Strumpfhosen angezogen hast!“
„Au ja, ich passe genau auf!“
In mir frohlockte und jubilierte es. Wieder ein Punkt weniger, mit dem Jakob seinen Großer—Bruder—Status uns gegenüber ausspielen konnte! Verdattert nahm er das Geschenk entgegen.
Da ja nun alles erledigt war was wir im Laden zu erledigen hatten, bedankten wir uns höflich bei den Lodemüllers, verabschiedeten uns und gingen zurück ins Gasthaus. Am Eingang liefen wir noch Frau Scholl über den Weg, der wir unsere Errungenschaften, minus Jakobs Strumpfhose die er versteckt hielt, vorzeigten.
„Na das ist ja ganz prima! Da steht ja einem Nachmittag im Schnee nichts mehr im Wege.“
„Ja Mutti, wir gehen aber noch mal für ein Weilchen hoch, es ist ja noch nicht ganz soweit.“
„Tut das, Jungs. Ach übrigens, ein gewisser Pascal hat euch gesucht. Der wird bestimmt bald noch mal bei euch oben auftauchen.“
Hm, was der wohl wollte? Naja, das würden wir noch früh genug erfahren. Wir gingen nach oben in Toms kleines Reich.
„Na Lukas, wirklich alles okay bei dir, keine Schmerzen?“
„Nee, zum Glück nicht. Bin ja weich gelandet.“
Das rief eine neuerliche Runde lautes Gelächter hervor, so dass wir das Klopfen an der Tür kaum mitbekamen. Zum Glück stand Martin fast daneben, hörte es und öffnete die Tür. Draußen stand Pascal.
„Hallo Martin. Störe ich?“
„Nein, komm ruhig rein.“
Pascal kam ins Zimmer hinein.
„Bist du allein?“
„Ja, Sascha ist bei unseren Eltern.“
„Toms Pflegemutter sagte, dass du uns gesucht hast?“
Etwas verstört schaute Pascal zwischen uns herum.
„Ähm… Ja… Habe ich.“
„Können wir dir irgendwie helfen?“
„Ich… Äh… Geht ihr mit auf den Winterspaziergang mit den Kiddies?“
„Ja, haben wir vor. Wir haben uns gerade noch passende Klamotten besorgt. Wieso, brauchst du auch einen Schneeanzug?“
„Nein, den habe ich selbst, das ist kein Problem. Aber…“
Jetzt wollte Tom es genau wissen.
„Aber was?“
Mit hochrotem Kopf stammelte Pascal herum.
„Naja… Ihr habt… ihr habt ja heute Vormittag gehört, was Sascha über mich erzählt hat…“
Hm. Was hatte sein kleiner Bruder denn erzählt? Ich kam nicht drauf.
„Was genau meinst du?“
„Naja… Dass ich halt jede Stunde pinkeln muss!“
Daher wehte der Wind.
„Und er sagte ja auch, dass da so eine Windel das richtige für mich wäre.“
Nee. Also das konnte ich jetzt nicht so richtig glauben. Wollte Pascal tatsächlich auf das hinaus, was ich dachte worauf er hinauswollte?
„Du willst es mal probieren? So wie Jan, Jorin und Lukas?“
Der Besucher nahm all seinen Mut zusammen und schaute Martin fest in die Augen.
„Ja. Ich wollte euch fragen, ob ich mal zur Probe eine Windel von euch bekommen könnte!“
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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