Der Winterurlaub (22)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 22
Wie es so üblich ist, wenn einem etwas Unangenehmes bevorsteht, oder zumindest etwas, vor dem man irgendwie Schiss hat, verging die Zeit nun rasend schnell und schon bald gingen wir zum Abendessen. Henkersmahlzeit nennt man das wohl.
Jakob war natürlich auch längst wieder zurück, er hatte die Fahrt zum Ferienhaus und zurück geschafft, ohne sich selbst oder schlimmer noch, das Schneemobil in alle Einzelteile zu zerlegen.
Am Esstisch tauchte dann auch noch Katrin auf, erkundigte sich nach dem Stand der Vorbereitungen und bedankte sich noch mal bei uns allen dafür, dass wir für die beiden Verunfallten in die Bresche sprangen. Nach einem ziemlich schnell runter geschlungenen Abendessen flitzten wir zurück in Toms Reich, wo nun die Stunde der Wahrheit nahte.
„Sollen wir uns eigentlich gleich hier komplett umziehen, oder wie habt ihr euch das gedacht?“
„Klar, Lucas, warum nicht?“
„Und dann müssen wir in dem Aufzug durch das ganze Gasthaus marschieren.“
„Ach daher weht der Wind. Nein, das muss nicht sein. Wir nehmen hier hinten den Lastenaufzug, da landen wir direkt am kleinen Saal.“
Naja, ein kleiner Pluspunkt, wenigstens etwas. In den nächsten Minuten flitzte jeder noch mal aufs Klo, Jakob wickelte erst Jan dann Jo und mich, Tom und Martin verpackten sich gegenseitig und dann war unsere Stramplerkompanie bereit zum Dienst. Naja, so bereit wie man wohl sein konnte. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen und konnte nur hoffen, dass ich bei dieser Gelegenheit nicht ausprobieren müsste, wie es ist, groß in die Windel zu machen. Das wäre nun noch die Krönung!
Es war kurz nach halb sieben, und wir machten uns auf den Weg unserem Schicksal gegenüber zu treten. Durch die Benutzung des Lastenaufzuges klappte es tatsächlich: wir begegneten niemandem auf dem Weg zum Kleinen Saal. Auch dort war noch niemand zu sehen, also gingen wir rein und schlossen erstmal wieder die Tür.
„Also Leute, ich hab mir das so gedacht…“
Bevor Jakob das Thema weiter vertiefen konnte, ging die Saaltür wieder auf und Katrin kam hineingeschlüpft.
„Ah, ihr seid schon da, prima. Ich habe hi…“
Weiter kam sie nicht, denn nun stand sie mit weit aufgerissenem Mund, wie angewurzelt da und schaute mit immer größer werdenden Augen von einem zum anderen.
„Das… Das… Also DAS hätte ich nun wirklich nicht erwartet.“
Ich auch nicht, aber hatte das jemals irgendeinen Unterschied gemacht?
„Ihr wollt wirklich so auftreten?“
Wer hatte hier was von „wollen“ gesagt?
„Katrin, die Sache ist die. Das hier soll doch eine Pyjama—Party werden, oder?“
Katrin nickte.
„Naja, Jan, Jakob, Jorin und Lucas haben als Pyjamas nur ihre Strampler mit, müssen die also eh anziehen. Und da Tom und ich auch welche haben, haben wir unsere auch angezogen und nehmen die gleich als eine Art Uniform, dann wissen die Kids gleich, wer zum Team gehört.“
„Das klingt ja durchaus gut und logisch, Martin, aber was ist mit den Windeln?“
„Mutti, ich hätte eh eine anziehen müssen. Es wäre doch extrem peinlich, wenn ich gerade heute Nacht einen Unfall hätte und dann vor all den Kids im nassen Strampler dastehen würde.“
Katrin schaute ihren Pflegesohn erst etwas zweifelnd, dann verständnisvoll an.
„Aber die anderen auch alle?“
„Wenn Tom eine trägt, dann trage ich auch eine. Ich lasse meinen Liebsten doch nicht alleine damit fertig werden.“
Dafür gab es für Martin einen Kuss von Thomas und auch Irene zerwuselte ihm anerkennend die Haare. Dann warf sie einen fragenden Blick in unsere Richtung.
„Katrin, meine Eltern haben entschieden, dass Lucas und ich den ganzen Urlaub in Windeln verbringen sollen. Vielleicht hätten sie uns ja frei gegeben, wegen diesem besonderen Anlass, aber ich würde da nicht drauf wetten. Und naja, da Tom und Martin eh so rumlaufen, macht das nun auch keinen großen Unterschied mehr.“
Somit war eigentlich alles erklärt, bis auf Jans Windel, aber die wurde anscheinend auch von Irene einfach als normal hingenommen. Als damit also ihre Neugier befriedigt und ihr Schock etwas abgeklungen war, entsann sie sich wieder des eigentlichen Grundes ihres Auftauchens.
„So, Jungs, also zurück zum Geschäft. Geplant ist das so: ab sieben ist Einlass, bis um acht sind dann erstmal Spiele und so angesagt. Da habt ihr doch einiges von Natascha da, oder?“
„Ja, Katrin, ist reichlich vorhanden. Das haben wir vorhin schon überprüft.“
„Sehr schön. Um acht beginnt ihr dann mit der Filmvorführung. Wir nehmen „Harry Potter und der Stein der Weisen“, der ist auch für die jüngeren Kids gut geeignet. Der Film ist gegen halb elf zu Ende, dann haben die Eltern, die ihre Kinder nicht hier übernachten lassen wollen, bis um elf die Möglichkeit, ihren Nachwuchs abzuholen. Ab elf sollte dann langsam Ruhe einkehren. Wecken ist morgen früh um acht, da geht ihr alle noch gemeinsam ins Cafe frühstücken und von dort werden dann auch die Kids von ihren Eltern abgeholt. Spätestens um neun sollte die ganze Angelegenheit ein Ende gefunden haben.“
Das hörte sich ja eigentlich ganz gut an.
„Gibt es irgendwelche Einschränkungen, altersmäßig oder so?“
„Die gibt es, Jakob. Jeder der teilnimmt sollte mindestens 7 Jahre alt sein, nach oben hin … naja … ich denke mal, bis 14. 16 ist auch noch okay, aber ich glaube eh nicht, dass aus diesem Alter groß jemand kommt.“
Das wollte ich doch irgendwie auch hoffen.
„Ich habe euch hier eine Liste mitgebracht, da muss sich jeder eintragen und auch angeben, ob er hier übernachtet oder nicht. Bei denen, die hier übernachten, müssen die Eltern eine Einverständniserklärung abgeben, die Formulare dazu haben wir schon verteilt. Hier sind aber auch noch ein paar für den Notfall. Die Kids werden von den Eltern gebracht und auch wieder geholt, davon gibt es keine Ausnahmen, okay?“
„Klar.“
„Hier sind dicke Filzstifte und Klebebuttons. Da schreibt jeder seinen Vornamen drauf und klebt ihn sich vorne auf den Pyjama, das sollte den Überblick etwas leichter machen. Das solltet ihr übrigens auch tun, damit ihr nicht ständig nur mit „he du da“ angesprochen werdet.“
Das klang vernünftig.
„Dort hinten stehen ein paar Kartons mit Säften und Knabbergebäck, die gibt es kostenlos. Aber ihr solltet gerade mit den Getränken etwas zurückhaltend sein, sonst habt ihr es ständig mit Kids zu tun die aufs Klo rennen müssen. Es werden ja wohl kaum alle Windeln tragen. Leider.“
So ein freches Grinsen stand Katrin nun wirklich nicht sonderlich gut!
Stichwort aufs Klo rennen: der Kleine Saal hatte zum Glück eigene Toiletten, so dass die Kids nicht auch noch durchs halbe Gasthaus marschieren mussten. Womöglich noch mit einem von uns als Aufsicht!
„So, ich denke mal, dass ihr das alles gut im Griff haben werdet. Wenn es irgendein Problem gibt, dann zögert nicht, meldet euch bei uns. Notfalls auch mitten in der Nacht, kapiert?“
Wir nickten zustimmend.
„Wunderbar. Also Jungs, noch mal vielen, vielen Dank dafür, dass ihr das übernehmt. Ich verschwinde jetzt wieder und überlass euch der Arbeit. Ich denke, in einer viertel Stunde oder so wird der Ansturm hier beginnen. Viel Spaß!“
Wir bedankten uns artig, wobei ich mir nicht ganz sicher war bezüglich des Spaßes. Naja, da half wohl nur abwarten. Katrin verließ den Saal und während sie durch die Tür schlüpfte hörten wir nochmals ihre Stimme.
„Einen kleinen Moment noch, es geht gleich los!“
Oh, da stand wohl schon die erste Kundschaft draußen vor der Tür.
„So, wie machen wir das am besten.“
Jakob übernahm das Kommando. HILFE!
„Wir stellen am besten hier an der Tür einen Tisch hin, da setzen sich zwei von euch hin und übernehmen die Anmeldung.“
Also schleppten wir einen Tisch heran und fanden auch noch zwei Stühle dazu. Auf den Tisch kamen die Listen und die Buttons samt Filzschreibern. Das erinnerte uns an etwas.
„Wir sollten schnell unsere Namensschilder basteln.“
Also schrieb jeder seinen Namen auf einen bierdeckelgroßen Papierbutton, darunter kam noch das Wörtchen „Team“, außer bei Jan natürlich und dann klebten wir uns die Dinger mitten aufs Herz. Jakob war schon wieder dabei, weiter zu organisieren.
„Okay, zwei andere von euch holen die Kids hier an der Anmeldung ab und bringen sie rüber zu den Spielen. Dort werde ich dann ein Auge auf die Sache haben. Einverstanden?“
Jakob als Kinderaufsicht, na das konnte ja was werden. Aber wir waren damit einverstanden.
„Wer geht an die Anmeldung?“
„Ich würde sagen, Jorin oder Lucas mit Tom oder mir. Da haben wir immer einen Älteren und einen Jüngeren im Team, das macht sich bestimmt am besten.“
Klang nachvollziehbar. Hm. Anmeldung war vielleicht gar keine so schlechte Idee.
„Ich mach die Anmeldung.“
„Okay Lucas, dann werden Jorin und ich das Empfangskomitee bilden. Martin, übernimmst du mit Lucas den Tisch?“
„Klar, kein Problem.“
Martin und ich nahmen hinter dem Tisch Platz und dem aufmerksamen Beobachter dürfte spätestens jetzt auffallen, warum ich diesen Job für eine gute Idee hielt. Wir saßen am Tisch, der größte Teil von uns war durch eben diesen verdeckt, während Jo und Tom von Anfang an im vollen Rampenlicht stehen würden, mit den dicken Nachtwindeln mehr als nur gut sichtbar; die stachen regelrecht heraus und würden nicht eine einzige Sekunde unbemerkt bleiben. Da konnten sich die Gäste gleich mal bei den beiden dran gewöhnen. Wenn Martin und ich nach Anmeldungsende sichtbar werden würden, hätte sich das große Gekicher vielleicht schon ein wenig gelegt.
„So, wie schaut’s aus, es ist gleich sieben. Kann es losgehen?“
Da es nun keinerlei Grund mehr für irgendwelche Verzögerungen gab, erteilten wir unsere Zustimmung und Jakob schob die Schiebetür so weit auf wie es nur ging.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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