Der Winterurlaub (17)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 17
Fünf Minuten, nachdem wir von unserem Spaziergang zurückgekommen waren, fand sich die gesamte Familie im Wohnzimmer ein. Wir, also Jan, Jorin und ich, hatten uns unterdessen von den Schneeanzügen befreit und liefen wie fast schon gewohnt in Strumpfhosen und Windelbodys herum, der Rest der Familie in normaler Kleidung. Jakob hatte seine lange Unterhose ausgezogen, das hatten wir noch mitbekommen. Anscheinend war er zu feige einfach nur seine Jeans auszuziehen und so herumzulaufen.
„So, es ist dreiviertel vier, Kaffeezeit.“
„Ja Irene und um die Kaffeevorbereitungen kümmere ich mich heute gemeinsam mit Jakob.“
„Hab ich nichts dagegen, Wolfgang. Dann werde ich in der Zwischenzeit unsere beiden ausgelaufenen Teenager trockenlegen.“
Autsch. Danke für die Erinnerung. Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, wenn Jakob das wieder übernommen hätte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es mal wieder nicht danach gehen würde, was mir persönlich lieber wäre.
„Abmarsch nach oben. Jan, ist deine Windel immer noch trocken?“
„Ja, ich bin ja auch ein großer Junge!“
„Sieht ganz so aus. Dann schau mal, ob Du Papa und deinem großen Bruder irgendwie helfen kannst.“
Na die würden sich freuen…
Mit Irene im Schlepptau marschierten wir nach oben in unser Zimmer. Dort angekommen kümmerte sie sich zuerst um mich, während Jorin interessiert zusah. Als seine Mutter zu einer neuen Windel griff, musste ich es einfach versuchen.
„Irene, muss das wirklich sein? Ich meine, eine neue Windel? Reicht es nicht, wenn wir heute Abend wieder die Nachtwindeln bekommen?“
„Nichts da. Jan behält seine Windel ja auch noch um und das war doch eure Wette, oder? Wann immer Jan in einer Windel steckt, dann steckt ihr auch in einer. Und zweitens scheint ihr die Windeln ja wirklich nötig zu haben. Ihr benutzt die öfters als der Kleine. Ich denke, es ist besser, wenn ihr von jetzt an rund um die Uhr Windeln tragt. Zumindest erstmal jetzt im Urlaub, danach werden wir weitersehen.“
Ach du heilige Scheiße! Das meinte sie doch jetzt hoffentlich nicht ernst! Gut, den Urlaub in Windeln würde ich überleben, aber danach?
„Darüber müssen wir dann eh erstmal noch mit deinen Eltern sprechen, Lucas.“
Mit meinen Eltern! HILFE! Das wurde ja immer fürchterlicher!
Während dieses Wortwechsels hatte Irene mich getreu ihrer Ankündigung wieder gut verpackt und machte sich daran, mir die Strumpfhose hochzuziehen. Okay, noch ein letzter kleiner Anlauf, vielleicht konnte ich wenigstens etwas ausrichten.
„Können wir nicht wenigstens die Strumpfhosen aus— und dafür unsere Jeans anziehen?“
„Warum denn dieser Aufwand? Nein, nein, die Strumpfhosen sind genau richtig für solche kleinen Windelbubis wie euch. Außerdem sind sie viel bequemer und ihr könnt gemütlich überall rumlümmeln. So Lucas, fertig. Mach Platz für deinen Herzallerliebsten.“
Diese Schlacht hatte ich auf der ganzen Linie verloren und leicht belämmert erhob ich mich vom Bett, damit sich Irene um ihren mittleren Sohn kümmern konnte. Selbiger hatte ja alles haarklein mitbekommen und zuckte nun leicht resignierend mit den Schultern, wie um zu sagen „Netter Versuch.“ Bei Irenes professioneller, geübter Arbeit ging das Wickeln ziemlich schnell und bald war auch Jorin abgefertigt.
„Na also, ging doch schnell. Dann mal los Jungs, schauen wir mal nach, ob die Kaffeetafel schon angerichtet ist.“
Wenigstens etwas. Die Aussicht auf Stollen und selbstgebackene Weihnachtsplätzchen hob meine Stimmung gleich wieder ein Stückchen. Jaja, ich weiß, ich bin leicht zu befriedigen. Ich bin eben ein kleines Schleckermaul.
Wir gingen alle drei nach unten und tatsächlich, der Tisch war gedeckt. Ein Adventskranz brannte und verbreitete festliche Stimmung. Jakob saß bereits mit Jan am Tisch und just als wir auftauchten erschien auch Wolfgang mit zwei Kannen in der Hand.
„Ah, da seid ihr ja. Klappt ja ganz ausgezeichnet. Setzt euch.“
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wolfgang verteilte Kaffee und heiße Schokolade und kurz darauf war nur noch unser Schmatzen zu hören. Naja, unser Schmatzen WÄRE zu hören gewesen, aber selbstverständlich waren wir viel zu gut erzogen um zu schmatzen!
„Mutti, mir fällt gerade auf, du hast bei Lucas und Jorin was vergessen!“
Häh? Was sollte sie denn vergessen haben?
„Was denn, Jakob?“
„Die Lätzchen!“
Hätten die Plätzchen nicht SO gut geschmeckt, hätte ich jetzt eins in Richtung Jakob geworfen. Aber für so einen Zweck waren die viel zu wertvoll. Das wäre ja eine fürchterliche Verschwendung gewesen, also zeigte ich ihm nur die berühmte Effenberg—Geste, während Jorin sich kurz aber deutlich an die Stirn tippte. Der Rest des Tisches brach in Gelächter aus.
„Jan, du solltest lieber nicht mitlachen. Das gilt ja eigentlich für alle Windelmatzen!“
Nun machte auch der Zwerg ein langes Gesicht.
„Du hast ja eigentlich recht Jake, aber leider haben wir nicht daran gedacht Lätzchen mitzubringen. Und die Geschäfte haben ja jetzt erstmal ein paar Tage zu. Naja, vielleicht klappt es ja auch mal ohne. Die drei werden sich hoffentlich nicht zu sehr besabbern.“
Danke Wolfgang, vielen Dank.
„Und wenn nicht, dann können wir nach den Feiertagen immer noch welche kaufen.“
Argh!
Zum Glück wandte sich das Gespräch dann anderen Themen zu, so dass auch Jorin und ich Stollen, Plätzchen und heiße Schokolade genießen konnten. Irgendwie liebte ich diese Stimmung. Weihnachten war doch immer wieder eine Klasse für sich. Nur meine Eltern fehlten mir nun doch etwas, aber wenigstens hatte ich lauter nette Leute um mich herum.
Einige Minuten später waren alle satt und zufrieden.
„So, Lucas und Jorin, ihr räumt den Tisch ab. Jan kann euch dabei helfen. Jakob, du kümmerst dich bitte um etwas weihnachtliche Musik, um das Räucherhäuschen usw. Wolfgang und ich holen die Geschenke.“
Geschenke! Endlich! Jo und ich sprangen auf. Schnell weg mit dem Geschirr, damit es so schnell wie möglich losgehen konnte. Aber Moment mal…
„Du, Jakob?“
Ich schaute mir den ältesten Brennersohn jetzt ganz genau an.
„Ja, Luki—Baby?“
„Ich glaube, du bist derjenige, der hier ein Lätzchen gebrauchen könnte!“
„Was?“
Ich zeigte auf Jakobs T—Shirt, auf welchem deutlich ein Kaffeefleck zu sehen war.
„Haha, genau Lucas! Uns will er Babylätzchen verpassen und selber sabbert er mit Kaffee auf seinen Klamotten rum.“
Jakobs Gesicht lief rot an als er feststellte, dass sich nunmehr alle Anwesenden köstlich über ihn bzw. sein kaffeeverkleckstes T—Shirt amüsierten. Irene stieß einen gespielten Seufzer aus.
„Was kommt denn nun noch als nächstes? Jakob, brauchst du denn dann auch noch Windeln? Dann werden wir aber nach Weihnachten unbedingt noch Nachschub kaufen müssen!“
„Ich… ich… Nein!“
Mit diesen gestammelten Worten stürmte Jakob aus dem Wohnzimmer, wohl um sich ein sauberes T—Shirt zu besorgen. Wir Zurückgebliebenen brachen in lautes Gelächter aus. Als wir uns wieder beruhigt hatten, machten wir uns an die Erledigung der bereits verteilten Aufgaben.
Etwa 20 Minuten später war es dann soweit, das Wohnzimmer wurde nur noch vom Weihnachtsbaum, ein paar Kerzen und einer kleinen Stehlampe beleuchtet, weihnachtliche Musik tönte aus der Stereoanlage und in der Luft lag der Duft von Räucherkerzen. So ließ ich es mir gefallen, ganz besonders mit Blick auf die unter dem Weihnachtsbaum aufgestapelten Geschenke, die besonders Jan, Jorin und ich nunmehr nicht mehr aus den Augen ließen.
„Na dann mal los, bevor die Jungs noch vor Neugier platzen!“
Da hatte Wolfgang wahre Worte gesprochen. Die Brennerschen Elterneinheiten hatten es sich auf der Couch gemütlich gemacht, Jakob saß in einem Sessel und wir drei anderen hockten bereits auf dem Teppich um die Geschenke herum. Auf das Startkommando hin fielen wir nun über bunt verpackte Überraschungen her. Naja, die Verpackung hätte man sich sparen können, die hing eh innerhalb kürzester Zeit in Fetzen.
Da die Geschenke namentlich gekennzeichnet waren, wusste jeder was für ihn bestimmt war. Ich enthüllte zwei CDs, ein paar T—Shirts, eine neue Latzjeans und auch mein größter Wunsch war erfüllt worden: ein MP3—Player! Cool!
„Lucas, die T—Shirts, die Jeans und der MP3—Player sind von deinen Eltern. Nachher werden wir die auch anrufen.“
Super, da konnte ich wenigstens mit ihnen sprechen.
„Die CDs sind von uns.“
„Vielen Dank!“
Da hatten sie wohl genau aufgepasst und meinen Musikgeschmack herausgefunden.
„Jo, was hast du schönes?“
Das Grinsen in seinem Gesicht war dermaßen breit, dass die Mundwinkel beinahe an den Ohren anstießen.
„Ein Handy!“
Auch nicht übel. Ich hatte schon eins und seitdem hatte Jorin seinen Eltern in den Ohren gelegen, ihm doch auch eins zu schenken. Es kam schließlich immer wieder vor, dass wir stundenweise nicht zusammen sein konnten und dafür war ein Handy eigentlich überlebenswichtig!
Davon abgesehen hatte auch Jorin ein paar Klamotten bekommen, eine CD und ein Autorennspiel für die Playstation. Wir konnten uns wirklich nicht beklagen, was auch für Jan galt, der besonders begeistert von so einem Lego—Technik—Kasten zu sein schien.
Wir bedankten uns artig für die Geschenke, dann holte ich schnell noch ein kleines Kästchen hervor, welches ich schon vormittags im Wohnzimmer versteckt hatte.
„Jo, ich hab hier noch etwas für dich.“
Jorin schaute mich fragend und neugierig an.
„Was denn?“
„Hier, mach es auf.“
Ich gab ihm das Kästchen, er öffnete es und nahm mit großen Augen ein regenbogenfarbiges Kettchen mit einem halben goldenen Ying—Yang—Anhänger heraus.
„Wow! Das ist für mich?“
„Ja. Schau mal auf die Rückseite vom Anhänger.“
Er tat es und las laut vor.
„L+J forever!“
Im nächsten Moment fiel er mir um den Hals.
„Danke Lucas, danke! Es ist herrlich!“
Puh, Schwein gehabt. Ich war mir nicht ganz sicher gewesen, ob das Geschenk Jorins Geschmack treffen würde.
„Machst du es mir bitte um?“
„Gerne, aber nur unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“
„Moment…“
Ich flitzte noch mal zum Versteck und holte ein gleichartiges Kästchen hervor.
„Dass du mir meine Kette auch umlegst.“
„Du hast auch so eine?“
„Jup. Schließlich musste die zweite Hälfte vom Ying—Yang—Symbol auch verarbeitet werden.“
Ich zeigte ihm meine Kette, die nur einen einzigen, winzigen Unterschied aufwies. In diese war „J+L forever“ eingraviert.
Da das nun geklärt war, legte ich Jorin sein Geschenk um. Er tat das gleiche bei mir, dann ließen wir uns vom Rest der Familie bewundern.
„Sagt mal, ist das jetzt so eine Art Verlobung oder was?“
Jakobs Frage führte dazu, dass alle Anwesenden mich fragend anschauten.
„So was in der Art wohl schon. Jorin, ich möchte dich auf keinen Fall mehr hergeben und diese Ketten sollen eine kleine Erinnerung daran sein.“
Wieder fiel er mir um den Hals.
„Mir geht es genauso, Luki!“
Meine Gefühle sprangen vor Freude im Dreieck.
„Dagegen verblasst mein Geschenk für dich leider völlig, tut mir wirklich leid.“
Ich schaute Jorin fragend an.
„Ich wusste, dass du den MP3—Player bekommen würdest und hab dir eine Speicherkarte mit deinen Lieblingssongs zusammengestellt. Wie gesagt, ist kein Vergleich zu deinem tollen Geschenk.“
Jorin schaute leicht traurig auf den Boden. Das konnte ich nun wirklich nicht zulassen.
„Ach quatsch, Jo! Ich habe die Ketten nur gekauft, du aber hast dir richtig Arbeit mit deinem Geschenk gemacht! Außerdem soll man Geschenke eh nicht gegeneinander aufwiegen.“
„Meinst du wirklich?“
„Na klar!“
Ich zog ihn wieder zu mir heran und besiegelte meine Worte mit einem langen Kuss.
Anschließend packten dann auch noch die Erwachsenen ihre Geschenke aus, wobei ich meine Zweifel daran hatte, ob ich Jakob wirklich zu den Erwachsenen zählen sollte. Naja, vielleicht dem Gesetz nach. In der Zwischenzeit kuschelten Jo und ich auf dem Teppich, während Jan bereits dabei war, mit seinem Legozeugs rumzubasteln. So ließ ich mir Weihnachten gefallen.
„Mein Gott, ich werde alt!“
„Und wenn du das noch tausendmal sagst Jakob, du bekommst noch keine Rente!“
„Nicht? Schade, Mutti. Aber nein, ich meinte was anderes. Ich hab doch noch ein Geschenk für die beiden fürchterlich verliebten Typen hier. Hatte ich schon wieder ganz vergessen.“
Noch ein Geschenk? Prima! Obwohl… ein Geschenk von Jakob? Was da wohl wieder dahinter steckte!
Jorins großer Bruder war aufgesprungen und aus dem Zimmer verschwunden. Als er kurz darauf wieder auftauchte, hielt er ein flaches Päckchen in der Hand.
„Hier, das ist für euch beide gemeinsam.“
Jorin nahm das Geschenk in Empfang und riss die Verpackung weg. Zum Vorschein kam… ein Buch! Blau, mit einem Regenbogen quer über das Cover. „Peter Conrad — Der Neuanfang“.
„Da geht’s auch um nen schwulen Teenager, ist wirklich cool geschrieben. Und schaut mal auf die erste Seite.“
Wir blätterten auf und siehe da… eine Widmung! „Für Lucas und Jorin. Liebe Grüße, Peter.“
„Cool, mit Autogramm vom Autor! Wie hast du das denn hinbekommen?“
„Tja, ich hab so meine Quellen.“
„Danke, Jakob!“
Dem Dank konnte ich mich nur anschließen.
„Der Held trägt übrigens auch Strumpfhosen. Passt also prima zu euch.“
Blah. Diese kleine Spitze musste wohl unbedingt noch kommen. Na gut, wer mich beschenkt, dem erlaube ich so was. Ausnahmsweise. Es sollte aber lieber nicht zur Regel werden!
Die nächste halbe Stunde lasen Jo und ich gemeinsam im Buch, Jan spielte mit seinem Legokram und Jakob, der auch ein Buch geschenkt bekommen hatte, blätterte darin. Irene kuschelte mit Wolfgang auf der Couch, anscheinend hochzufrieden über diesen harmonischen Familiennachmittag. Ewig konnte das natürlich nicht so ruhig und gemütlich bleiben.
„Mutti, ich muss aufs Klo!“
„Du hast doch noch deine Windel um, Jan.“
„Ich muss aber groß!“
„Oh. Naja, dann werde ich mich mal lieber um dich kümmern.“
Also zogen die beiden von dannen.
„Jungs, ihr könntet mal langsam damit anfangen das Papierchaos aufzuräumen.“
Hm. Gut, wir hatten die meisten Geschenke bekommen und somit auch für den meisten Verpackungsmüll gesorgt, da war das wohl nur recht und billig. Also packten wir alles zusammen und entsorgten es in den dafür vorgesehenen Behältnissen. Als alles wieder hübsch und sauber aussah, kam auch Jan wieder anspaziert. In T—Shirt und — jetzt kommts! — JEANS! Und keine Windel zu sehen!
Wir glotzten ihn mit großen Augen an, dann richteten sich unsere Blicke auf Irene. Noch bevor aber Jorin richtig den Mund aufbekam, fuhr ihm seine Mutter in die Parade.
„Kein Wort! Ihr wisst doch noch, was ich vorhin oben zu euch gesagt habe, oder?“
Aus sicherer Entfernung streckte uns Jan nun die Zunge raus. Hier war eindeutig eine Verschwörung im Gange!
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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Hallo Mark, deine Geschichte ist schön geschrieben, was jetzt noch fehlt ist, das Jakobs Freundin sich meldet und ihm und seiner Familie schöne Weihnachten wünscht.