Seifenblasen (5)
Windelgeschichten.org präsentiert: Seifenblasen (5) – 1. Teil
Kapitel 5 : Ein außergewöhnlicher Tag
Ich lag in den Armen meiner Mutter und kuschelte, nichts weiter. Das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht, viel zu lange schon nicht mehr gemacht. Ich war dreizehn Jahre alt, eigentlich, viel zu alt zum Kuscheln, eigentlich, aber es fühlte sich so verdammt richtig an, dass ich nicht anders konnte, als mich an Mamas Körper zu kuscheln. Noch vor 20 Minuten war ich völlig fertig, wusste nicht weiter, wollte nicht mehr, konnte nicht mehr. Hätte ich mir bloß nicht die 30 Euro von Elias geliehen, ich wusste ja, dass er gemein war, ich kannte ihn ja schließlich genau so gut wie jeder andere, er war ja ein offenes Buch. Jeder wusste, dass er zu den Coolen gehörte, niemand wollte sich mit ihm anlegen, nicht weil er besonders groß oder stark gewesen wäre, nein, eigentlich war er ein ganz normaler Junge, wie ich, irgendwie, aber er bekam halt Taschengeld und ich …., ich hatte es versäumt Mama nach dem Geld für den Wandertag zu fragen. Ich krallte mich in Mamas Bluse, als ich darüber nachdachte. Es war meine Schuld, ganz klar, hätte ich Mama nach dem Geld gefragt, hätte ich Elias nicht fragen müssen, hätte ich keine Schulden, müsste ich jetzt nicht heulen. Eine Träne war im Begriff meine Wange herunter zu kullern, als sie sich dann doch dazu entschied im orangen Stoff der Bluse zu versickern, gegen die ich mein Gesicht presste. War es eigentlich mein Gesicht? Ich bin mir nicht sicher, schließlich war ich ja, nachdem was Jasmin gesagt hatte, wieder 3 Jahre alt, zumindest für eine Stunde, also noch für die nächsten 35 Minuten, dieser Gedanke war die Ursache dafür, dass ich meinen Griff löste und mit meiner Hand über mein Gesicht fuhr. Keine Beule, keine Schramme, alles war so herrlich weich und warm, ich fühlte mich an wie ein Kuscheltier. Ich musste lächeln, weil ich nun verstehen konnte, warum Mama mich früher so oft umarmt hatte, auch wenn ich das gar nicht wollte, aber jetzt wollte ich. Ich wusste zwar, dass ich meine Probleme lösen musste, aber das konnte warten, jetzt war Kuschelzeit. Ich schloss also meine Augen und genoss eine Wärme, eine Geborgenheit, die sich mittlerweile so anfühlte, wie die eigentliche Normalität, wie das, was Normalität sein sollte. Dass Mama offenbar aufstand war nebensächlich, es war mir egal wohin sie ging, solange ich nur bei ihr bleiben konnte. Ich bemerkte wie sie aufhörte meinen Rücken zu streicheln, was komisch war, da ich bis dahin nicht einmal wahrgenommen hatte, dass sie meinen Rücken gestreichelt hatte, aber jetzt fehlte es mir. Also guckte ich fragend nach oben, in das lächelnde Gesicht meiner Mama.
„Na mein Sonnenschein, hat es aufgehört zu regnen?“, fragte sie lächelnd.
Ich nickte nur, klar, ich weiß dass das eine rhetorikatorische Frage gewesen sein musste, soweit hatte ich in Deutsch schon aufgepasst, aber es fühlte sich richtig an, in dem Moment einfach zu nicken.
„Das ist schön, dann können wir ja wieder raus gehen, oder was sagst du, mein Kleiner?“, meinte sie, während sie mich absetzte und mir, ohne eine Antwort abzuwarten, irgendetwas auf den Kopf setzte, was sich nach einem Blick nach oben als Schirmmütze, oder Cappie, wie die coolen Kids sagen, entpuppte.
Okay, damit konnte ich mich arrangieren, war ja nicht so, dass ich nicht raus gehen wollte. Ich setzte mich also auf den bereitstehenden Stuhl und steckte meine Füße in die viel zu großen Schnürschuhe, die mir noch vor 30 Minuten fast schon zu klein waren, während mich Mama belustigt anschaute und meine alten Tom und Jerry-Klettschuhe aus dem Schuhschrank kramte, ohne sich an der Tatsache zu stören, dass meine Schnürschuhe überhaupt existierten. Es war, wie Jasmin sagte, der Zauber ändere nicht nur mich, sondern die Realität, die Wahrnehmung der Leute, für Mama schien das ganz normal zu sein und schon wenige Augenblicke später steckten meine Füße in meinen alten Lieblingsschuhen, die nur noch existent waren, weil ich damals, daran konnte ich mich noch glasklar erinnern, Rotz und Wasser geheult hatte, um die finale Entsorgung zu verhindern, obwohl mir die Schuhe schon seit Wochen viel zu klein waren. Der Kompromiss damals war, dass ich neue Schuhe bekomme und Patze meine Tom und Jerrys anzieht, wenn wir raus gingen und genau wie damals drückte Mama mir den kleinen braunen Teddy, der gar nicht mehr so klein wirkte, in die Arme, bevor sie die Wohnungstür öffnete. Diesmal hatte natürlich ich die Klettschuhe an, also musste Patze mal unbeschuht bleiben, was mir in dem Moment irgendwie leid tat, denn bis ich elf Jahre alt war saß Patze jeden Tag und nur mit diesen Schuhen bekleidet auf meinem Nachttischchen. Als ich dann in die Mittelstufe kam, fand ich, dass ich zu alt für einen Teddybären geworden war, also verschwand Patze auf der Hutablage des Mantelschranks, bis heute. Ich hatte ihn wirklich fast vergessen, aber jetzt , da ich ihn wieder an mich kuschelte, erinnerte ich mich an die schönen Zeiten, in denen Patze auf mich aufgepasst hatte. Immer wenn ich Angst hatte, sei es vor den Monstern der Nacht, dem fiesen Hausmeister im Kindergarten, von dem ich gar nicht weiß, ob er wirklich so fies war, aber er sah auf jeden Fall sehr fies aus, oder anderen Sachen, Patze war immer für mich da und ich? Ich habe ihn einfach weggesperrt und vergessen.
Noch während ich darüber nachdachte hob mich Mama vom Stuhl auf und stellte mich hin und während ich mich noch darüber wunderte öffnete sie die Wohnungstür, nahm mich an die Hand und ging mit mir die steinerne Treppe, die eindeutig viel zu viele viel zu große Stufen hatte, herunter und nach draußen. Hätte man mich vor einer Stunde gefragt, wie der kleine Park aussah, der, wenn man die Gassen kannte, nur wenige hundert Meter vom Haus entfernt war, so hätte ich gesagt, es sei ein ganz normaler, langweiliger Park, der keine erwähnenswerten Besonderheiten aufzuweisen hat. Dieser Meinung war ich noch so lange, bis ich ihn, halb erschöpft, nach dieser gefühlten Wanderschaft, sehen konnte. Die grünenden Bäume waren mächtig, das, für mich, kniehohe Gras kitzelte an den Beinen und inmitten dieses ganzen Grüns, stand der kleine Spielplatz, der aus nichts weiter als zwei Schaukeln, einer Drehplatte, einem kleinen Sandkasten und einer großen Rutsche bestand. Nichts desto trotz, war ich nicht das einzige Kind, das im Park war, dafür war ich aber das einzige Kind, das nicht spielte, das schien auch Mama zu bemerken, denn kurzer Hand schob sie mich auf den Spielplatz und setzte sich selbst auf eine der grünen Bänke, die cyclisch um den Spielplatz herum standen. Was soll man da machen? Ich meine, ich mit meinen 13 Jahren war ja schon fast erwachsen, aber in dieser Situation konnte ich doch nichts anderes machen, als wie ein ganz normales Kind zu spielen, oder? Ich spielte meine Rolle als Kleinkind sogar so gut, dass ich schon nach kurzer Zeit vergaß, dass ich eine Rolle spielte und statt dessen spielte ich einfach nur und während ich spielte, die Rutsche herunter rutschte, schaukelte und im Sandkasten spielte und das gefühlt alles gleichzeitig, vergaß ich noch etwas, mein kleiner Körper hatte noch andere Belastungsgrenzen als mein normaler Körper. Er war nicht so stark, irgendwie total weich und äh, also ähm …. die Blase war noch ziemlich klein. Das wurde mir erst so richtig bewusst, als mein Unterbauch anfing weh zu tun. Als ich das bemerkte hörte ich natürlich sofort auf zu schaukeln, aber während ich darauf wartete, dass die Schaukel sich ausschaukelt, erreichte meine Blase ihre Belastungsgrenze. Das Resultat war unabwendbar, natürlich, es war klar was passiert sein musste, sogar mir. Ich schaute also bange nach unten und sah …. und sah …. herzlich wenig, um nicht zu sagen nichts. Alles war trocken, niemand hatte etwas bemerkt, nur ich war völlig entgeistert und darüber hinaus komplett verwundert, solange bis ich mich daran erinnerte, dass ich mit 3 Jahren noch gar keine richtige Unterwäsche getragen hatte. Ich betastete vorsichtig meinen Po, der sich anfühlte, als säße ich auf einem kleinen Sofakissen. Eben dieses Sofakissen war der Grund dafür, dass mein kleiner Unfall niemandem aufgefallen war. Dass ich die Windel, die Mama mir angezogen haben musste, während ich vorhin döste und die um meine Hüfte klebte, bis eben gerade nicht bemerkte hatte, wunderte mich selbst, es war mir völlig unklar, wie ich die Windel nicht bemerken konnte, die jetzt, da ich wusste, dass sie da war, so deutlich spürbar war, dass sie zu ignorieren einfach nicht mehr möglich war. Ich stand bestimmt eine halbe Ewigkeit lang einfach so kerzengerade vor den Schaukeln und ich hätte sicherlich noch eine weitere Ewigkeit dort gestanden, wenn Mama mich nicht hoch gehoben und mich flüsternd gefragt hätte, ob ich eingepullert hätte. Für einen 3 Jährigen war das sicherlich eine adäquate Frage, aber für einen 13 Jährigen im Körper eines 3 Jährigen war diese Frage ultra peinlich und weil mein Kleinkindkörper so hyper sensibel war fing ich vor Scham an zu heulen, was mich in diesem Moment selbst störte, denn eigentlich hatte ich gerade echt Spaß gehabt und eigentlich wollte ich weiter spielen, stattdessen weinte ich wieder und zog damit auch die Aufmerksamkeit der anderen Kinder und deren Mütter auf mich, die mich mitleidig anschauten, ohne zu wissen was passiert war und gerade in dem Moment, als mich Mama zur nächsten Bank trug, auf der ihre große Tasche stand war die Zeit rum. Ich spürte wie ich wuchs und hatte schon Angst, die Kleidung würde reißen und ich müsste plötzlich nackend in Mamas Armen liegen, statt dessen aber wuchs die Kleidung einfach mit, Mama setzte mich ab und ihr Blick wurde immer ernster, die Welt stand fast still, bis ich schließlich wieder meine Originalgröße erreicht hatte.
Autor: BabyIsi (eingesandt via E-Mail)
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Klasse, ? Teil 6?
Sehr gute Geschichte
wo bleibt teil 6
Teil 6 bleibt in meiner Fantasie, bis ich ihn verbalisieren kann.
Freue mich schon sehr auf den nächsten teil mach weiter so