Skip to content
WindelgeschichtenDeine ABDL-Story kostenlos!
  • Gemischt
  • Jungs
  • Mädchen
  • Reale Geschichten
  • Übersetzung
  • KI Geschichten
  • Informationen

Florians Schatten (27)

20/11/2025 3 comments Article Jungs, KI Geschichten Michaneo
This entry is part 27 of 27 in the series Florians-Schatten
Windelgeschichten.org präsentiert: Florians Schatten (27)

 

Die Tür ging auf.
Annette kam herein und lächelte mich an.
„Na, mein kleiner Langschläfer?“
Ich wollte etwas sagen, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Sie sah bestimmt den nassen Fleck, auf der Couch und die nasse Decke. Ihr Gesicht veränderte sich sofort das Lächeln verschwand, und ihre Stirn zog sich zusammen.
„Oh, Florian… was ist passiert? Geht es dir nicht gut?“
Ich konnte nicht hochsehen. Meine Augen brannten, ich starrte nur auf den Boden. Die Worte rutschten von allein raus, brüchig, voller Schluchzen:
„Ich… ich wollte das nicht. Es tut mir leid…“
Annette war schon bei mir. Ganz nah, ohne Eile, aber ohne Zögern. Sie kniete sich vor mich hin, legte sanft ihre Hand an meine Wange.
„Sch… mein Schatz. Das ist nicht deine Schuld.“ Ihre Stimme war warm und sicher. „Die Windel ist nur ausgelaufen. Das hätte ich vorher merken müssen. Du kannst da gar nichts dafür.“
Die Tränen liefen mir heiß über die Wangen. Ich schluckte schwer und wiederholte nur:
„Es tut mir leid… ich wollte das nicht…“
Annette zog mich vorsichtig zu sich. Ihre Arme schlossen sich um mich, und ich lehnte mich an sie, ohne darüber nachzudenken. Mein Kopf sank von selbst an ihre Schulter. Sie hielt mich fest, ruhig, ohne etwas zu sagen. Ich spürte ihre Wärme, ihr gleichmäßiges Atmen – und langsam wurde es in mir ein wenig stiller.
„Du bist ja ganz nass, mein Schatz…“, murmelte sie leise. „Aber das ist nicht schlimm. Wirklich nicht. Das ist nur ein Unfall. Du hast nichts falsch gemacht.“
„Die Couch…“, schluchzte ich. „Die Couch ist auch nass…“
Sie schüttelte den Kopf, drückte mich fester an sich.
„Die Couch ist mir egal. Die kann man sauber machen. Wichtig bist du.“
Ich klammerte mich fester an ihr Oberteil. Das Zittern in meinem Bauch ließ langsam nach, auch wenn das komische Gefühl noch da war.
„Es tut mir leid…“, wiederholte ich leise.
„Nein, mein Schatz“, flüsterte sie direkt an meinem Ohr. „Du musst dich nicht entschuldigen. Nicht dafür. Es ist alles gut. Ich bin da. Ich kümmere mich darum. Und du musst keine Angst haben.“
Annette hielt mich fest in ihren Armen, als sie sich langsam erhob. Ich klammerte mich an sie, während sie mit mir durch den Flur ging. Es war warm bei ihr, und ich wollte nicht loslassen.
Wir kamen an der Küchentür vorbei. Markus und Sebastian standen dort, halb im Flur, halb in der Küche. Beide sahen herüber, und beide lächelten mich an. Ganz freundlich. Nichts Böses.
Trotzdem wurde mir heiß im Gesicht. Ich konnte den Blick nicht halten. Schnell drehte ich den Kopf weg und vergrub mein Gesicht tiefer in Annettes Schulter.
Sebastian fragte etwas. Ich verstand die Worte nicht richtig, nur den Tonfall, leise und freundlich. Annette antwortete ruhig:
„Ja, nur ein kleines Malheur.“
Dann hörte ich, wie sie Markus ansprach:
„Schatz, kannst du bitte den Dampfreiniger ins Wohnzimmer bringen?“
Die Treppe machte kleine Knacks-Geräusche, knick-knack, bei jedem Schritt. Annette hielt mich fest. Warm. Ich war noch ganz dösig vom Schlaf, so wie wenn man noch träumt und schon wach ist, alles ein bisschen wackelig im Kopf.
Es roch nach ihrem Pulli. Nach Zuhause. So weich.
Mein Bauch fühlte sich komisch an. So eng, wie wenn man weinen will, aber die Augen noch zu müde sind dafür. Ich wusste, warum. Ich wollte nicht dran denken… aber es war trotzdem da.
Oben machte sie die Tür zu dem Zimmer auf, wo mein Bett steht. Das Licht war blass-orange, Winter-Nachmittag-Licht. Nicht hell, nicht dunkel. Pandi saß da, still wie immer, und guckten ein bisschen, als hätten er leise gewartet.
Annette hob mich ein kleines bisschen höher, damit ich nicht rutsche. Ihre Hand auf meinem Rücken fühlte sich groß an. Sicher. Sie sagte nichts. Das war gut.
Ich drückte meine Gesicht kurz in ihre Schulter. Es prickelte in meinem Bauch. Ich wollte nicht, dass sie denkt, ich wäre… ein Baby ich bin doch schon ein Schulkind.
Aber ihre Hand strich ganz sachte über meinen Rücken. Langsam. So wie Regen, der gar nicht kalt ist.
Dann war es nicht mehr ganz so eng im Bauch. Nur noch ein kleines bisschen.
„Komm, wir ziehen erstmal die nassen Sachen aus.“
Ihre Stimme war ruhig, fast so, als würde sie von etwas ganz Alltäglichem reden. Ich nickte nur schwach und ließ sie machen. Sie half mir, das Shirt auszuziehen, dann die Hose. Der Stoff klebte etwas an meinen Beinen. Ich fröstelte, aber Annette war direkt bei mir.
„So“, murmelte sie sanft, „jetzt noch die Windel, und gleich ist alles wieder gut.“ Sie lächelte dabei, als wolle sie mir Mut machen.
Ich spürte, wie schwer sie zwischen meinen Beinen hing. Es zog nach unten, fast so, als würde sie mich mit runterdrücken. Als Annette die Klebestreifen löste, machte es ein leises Geräusch und die Windel rutschte fast zu Boden.
Doch Annette fing sie auf, ganz selbstverständlich, und rollte sie sorgfältig zusammen. Kein Ekel, kein Kopfschütteln. Nur diese ruhigen, sicheren Bewegungen.
„Na siehst du“, sagte sie leise, „schon gleich besser.“
Ich atmete langsam aus. Irgendwie stimmte das.
Annette öffnete die Schublade neben meinem Bett und holte zuerst so ein Ding heraus, wie ich es aus dem Krankenhaus kannte. Diese weiche Matte, die man unter mich gelegt hatte, damit das Bett trocken blieb. Nur… diese hier war kleiner. Und bunter. Überall waren kleine Tiere drauf – Häschen, Enten, ein Fuchs mit einem viel zu großen Kopf. Irgendwie süß. Und irgendwie… peinlich.
Ich schluckte schwer.
Ich war doch sieben. Kein Baby.
Trotzdem legte Annette sie ganz selbstverständlich aufs Bett, als wäre das völlig normal. Dann holte sie die Feuchttücher und eine frische Windel aus der Schublade und legte alles ordentlich nebeneinander. Alles wirkte ruhig. Sorgfältig. Als hätte sie das schon tausendmal gemacht.
Ich starrte auf die bunte Matte.
Ein Teil von mir wollte sofort wegsehen, so tun, als bräuchte ich das nicht.
Aber ein anderer Teil… der fühlte sich komisch warm im Bauch. Weil niemand schimpfte. Weil Annette nicht einmal genervt wirkte. Als wäre das einfach okay.
„So, mein Großer“, sagte sie leise, während sie sich zu mir hinunterbeugte.
Ihre Stimme war weich. Nicht Babysprache. Einfach… warm.
Sie hob mich vorsichtig unter den Armen hoch, als wäre ich nichts Schweres, und setzte mich auf die Bettkante. Dann schob sie eine Hand an meinen Rücken, fest genug, dass ich mich nicht unsicher fühlte.
„Leg dich ruhig hin“, flüsterte sie.
Ich ließ mich langsam nach hinten sinken. Sie folgte meiner Bewegung, ihre Hand blieb an meinem Rücken, bis ich richtig lag – auf der bunten Matte, mitten zwischen Häschen und Enten, die mich mit ihren albernen großen Augen anstarrten.
Mein Gesicht wurde heiß.
Ich fühlte mich klein. Viel kleiner, als ich sein wollte.
Aber Annette lächelte nur, ganz ruhig und ganz echt. Kein Spott. Keine Ungeduld. Nur dieser Blick, der mir sagte, dass alles gut war – auch wenn ich es selbst noch nicht glauben konnte.
Behutsam wischte sie über meine Haut. Nicht grob, nicht hastig, einfach so, dass es schnell wieder sauber war. Dann legte sie mir eine frische Windel unter, zog sie fest und verschloss die Klebestreifen mit einem sicheren Geräusch. Alles fühlte sich sofort anders an – trocken, warm, so, als könnte nichts mehr passieren.
„So“, sagte Annette leise, fast lächelnd, „jetzt ist wieder alles in Ordnung.“
Ich nickte kaum merklich, aber mein Bauch zog sich trotzdem zusammen, als sie die Schublade noch einmal öffnete. Diesmal holte sie einen Schlafanzug heraus. Weich, blau, mit kleinen Sternen darauf.
Mein Herz schlug schneller. Ich sah sie erschrocken an. Sollte ich… schon wieder ins Bett? War das jetzt meine Strafe? Weil ich die Couch nassgemacht hatte?
Es fühlte sich so an. Ganz automatisch kam dieses Gefühl hoch, das ich kannte. Wenn etwas schiefging. Wenn ich wieder schuld war. Ich schluckte schwer.
Innerlich wurde ich traurig. Ganz tief. Ich sagte nichts, aber der Gedanke: ich habe das verdient.
Annette zog mir den Schlafanzug an. Stück für Stück, ruhig und ohne Hast, als wäre es das Normalste der Welt. Ich ließ es geschehen. In mir war nur dieses dumpfe Gefühl, dass es eben so sein musste. Dass ich es verdient hatte.
Als sie fertig war, rutschte ich wortlos ein Stück nach hinten und zog mich hoch zu meinem Kissen. Ich drehte mich halb auf die Seite, so wie man es tut, wenn man schlafen soll. Mein Herz klopfte schwer.
„Florian?“ Annette klang überrascht. „Willst du schon wieder schlafen? Du bist doch gerade erst aufgewacht.“
Ich blinzelte, wusste nicht, was ich sagen sollte. Alles fühlte sich durcheinander an. Meine Stimme kam nur stockend:
„Aber… ich hab doch jetzt einen Schlafanzug an… Das heißt doch… ich soll ins Bett, oder? Weil ich die Couch nass gemacht habe!“
Annette schwieg einen Moment. Ich wagte nicht, sie anzusehen. Dann spürte ich, wie das Bett neben mir nachgab, als sie sich setzte. Sie hob mich ohne ein Wort auf ihren Schoß, ganz nah an sich, und drückte mich fest. Ihr Herz schlug gleichmäßig gegen meine Wange.
„Ach, mein Schatz…“, murmelte sie leise, fast mehr zu sich selbst als zu mir. „Ich muss dir wirklich alles ganz genau erklären, sonst machst du dir gleich wieder so viele Gedanken.“
Ihre Arme hielten mich fester, ihre Wange strich kurz über mein Haar.
„Du hast den Schlafanzug nur bekommen, weil wir heute nicht mehr rausgehen. Damit du’s bequem hast. Das ist keine Strafe. Gar keine.“ Sie atmete einmal tief durch, ihre Stimme vibrierte ein wenig. „Du darfst noch aufbleiben. Spielen. Alles, was du magst. Ich hätte dir das gleich sagen sollen.“
Ich hörte sie noch leiser weiter murmeln, fast so, als spräche sie mit sich selbst:
„Immer denkst du gleich, es wäre deine Schuld… Immer so negativ… Gott, was hat man dir nur angetan…“
Ihre Hand strich mir langsam über den Rücken, auf und ab, ganz gleichmäßig. Ich verstand nicht jedes Wort, aber ich spürte, dass sie es ernst meinte. Dass sie wollte, dass ich glaubte, was sie sagte.
Langsam wurde mein Atem ruhiger. Ich drückte mein Gesicht fester an sie, ließ die Gedanken ein Stück los.
Annette hielt mich noch eine Weile auf ihrem Schoß, drückte mich fest an sich. Ich hörte ihr Atmen, spürte ihre Wärme, und ein kleines bisschen wurde es in mir leichter. Dann strich sie mir eine Haarsträhne aus der Stirn und fragte leise:
„Möchtest du deine Eisenbahn mit runter nehmen? Dann kannst du im Wohnzimmer spielen, während ich schnell die Couch sauber mache.“
Ich hob den Kopf und starrte sie an. Für einen Moment verstand ich nicht, was sie meinte. Meine Eisenbahn… im Wohnzimmer? Das klang unglaublich. Fast zu schön.
Ein kleiner Funken Freude sprang in mir hoch. Ich hätte gern meine Eisenbahn dabei, dort unten, wo Annette auch ist. Nicht allein oben. Nicht alleine im Zimmer sitzen.
Aber dann zog sich mein Bauch schmerzhaft zusammen. Die Couch. Die Couch war nass geworden. Wegen mir. Und während ich unten spielen würde, müsste sie das sauber machen. Meinetwegen.
Ich biss mir auf die Lippe. In meinem Kopf war alles durcheinander. Einerseits wollte ich „ja“ sagen, ganz schnell, damit die Eisenbahn mitkommen durfte. Aber dann zog es in meinem Bauch. Es fühlte sich falsch an, einfach zu spielen, während sie unten alles wegmachte, was ich schmutzig gemacht hatte.
Eigentlich… eigentlich müsste ich das sauber machen. Ich war’s doch gewesen. Wenn man was dreckig macht, muss man’s wegmachen. So war das immer.
Der Gedanke machte mich ganz klein. Vielleicht sollte ich runtergehen und fragen, ob ich helfen muss. Oder darf. Oder soll. Aber meine Beine fühlten sich fest an, wie angeklebt, und ich wusste nicht, wie man richtig hilft, ohne alles noch schlimmer zu machen.
Vielleicht sollte ich einfach oben bleiben. Ganz still. Nichts extra wollen. Dann mache ich wenigstens keinen neuen Ärger. Dann ist es vielleicht okay, dass sie mir hilft… auch wenn ich nicht so richtig verstehe, warum sie das tut.
Mein Herz klopfte dumpf. Ich wollte nicht, dass sie denkt, ich sei undankbar oder faul. Ich wollte nicht, dass sie enttäuscht ist. Ich wollte alles richtig machen. Nur wusste ich nicht, was das Richtige war.
Meine Hände verkrampften sich in ihrem Pulli. Ich brachte kein Wort heraus, nur ein hilfloses Schlucken.
Wenn ich jetzt „ja“ sage, dann sieht es so aus, als wäre mir egal, dass sie putzen muss. Wenn ich „nein“ sage, dann denkt sie vielleicht, ich will nicht bei ihr sein.
Ich wollte beides. Ich wollte unten spielen und gleichzeitig wollte ich, dass die Couch nicht nass geworden wäre. Dass es gar nicht passiert wäre.
Meine Kehle tat weh. Ich spürte, wie die Tränen schon wieder brannten, obwohl ich das gar nicht wollte.
Annette bemerkte es und ihre Arme wurden fester um mich. Sie sagte nichts, wartete nur.
Und ich dachte nur: Warum kann ich nie einfach normal sein? Warum kriege ich das nie hin?
Annette schaute mich an. Ich hatte noch immer kein Wort gesagt, nur an ihrem Pulli gekrallt.
„Florian… was ist los?“ Ihre Stimme war leise, weich. „Magst du mir sagen, warum du so unsicher bist?“
Ich schüttelte nur den Kopf, ganz leicht. Die Tränen liefen schon wieder, ohne dass ich sie stoppen konnte.
„Hör mal“, flüsterte sie, „du darfst mir alles sagen, was dich beschäftigt. Egal was. Es ist nichts falsch daran, mir deine Gedanken zu erzählen. Ich verspreche dir, ich höre dir zu. Ganz ohne Ärger.“
Ich schluckte schwer. Es dauerte, bis die Worte überhaupt aus mir rauswollten. Erst kam nur ein Schluchzen, dann noch eins. Schließlich stammelte ich bruchstückhaft:
„Wenn ich… wenn ich unten spiele… und du… und du machst die Couch sauber… dann… dann ist das doch, weil ich… weil ich’s war… ich war’s doch… ich hab’s nass gemacht… und dann… dann musst du das wegmachen… und dann sieht’s so aus… so aus, als wär mir das egal… aber das ist’s nicht! Gar nicht! Ich… ich wollte das nicht… ich wollte das nicht kaputt… ich wollte nicht, dass du putzen musst… und wenn ich einfach spiele, dann… dann denkst du bestimmt, ich… ich freu mich einfach und… und mach mir nix draus… aber ich mach mir was draus! Ganz doll!“
Ich schnappte nach Luft, weil die Sätze zu schnell wurden, zu groß für meinen Mund.
„Und wenn ich sag… nein, ich will nicht runter… dann denkst du vielleicht, ich… ich will nicht bei dir sein oder… oder ich mag die Eisenbahn nicht oder… oder ich bin komisch. Und ich bin schon so oft komisch… und dann… dann weiß ich nicht, was ich machen soll… ob ich ja sagen soll oder nein oder gar nichts… ich… ich weiß das einfach nicht!“
Meine Worte stolperten übereinander, wie wenn man rennt und zu schnell ist.
Annette strich mir langsam über den Rücken, auf und ab, ganz beruhigend.
„Hey… alles gut“, flüsterte sie. „Lass dir Zeit, mein Schatz. Erzähl einfach langsam weiter.“
Ihre Stimme war so ruhig, dass mein Atem fast von selbst langsamer wurde. Ich nickte, presste mich ein bisschen fester an sie und versuchte, die Wörter wieder in Reihenfolge zu bringen.
„Und… und früher… da war’s immer so, wenn ich was dreckig gemacht hab… dann… dann war’s meine Schuld. Immer. Und dann musste ich’s sauber machen oder… oder es gab Ärger. Und jetzt… jetzt machst du das einfach weg und ich… ich weiß nicht, ob ich darf… ob das okay ist… ob ich… ob ich spielen darf oder ob ich daneben stehen muss oder… oder weg oder… oder gar nichts… Ich will’s richtig machen, Annette! Ich will’s ganz richtig machen, aber ich weiß nicht wie! Ich weiß nicht wie!“
Die Tränen liefen einfach weiter.
„Ich will nicht, dass du denkst, ich bin faul… oder dass mir das egal ist… oder dass ich nicht dankbar bin… ich bin dankbar! Ich bin’s! Aber… aber ich weiß nicht, was ich… was ich jetzt tun soll… was richtig ist… und wenn ich das Falsche mache, dann bist du bestimmt enttäuscht… und ich will nicht, dass du enttäuscht bist… nicht von mir… nicht… nicht schon wieder…“
Dann wurde meine Stimme ganz klein.
„Ich bin doch schuld… an der nassen Couch… und… und ich wollte einfach nicht… dass du’s wegmachen musst… und… und wenn ich spiele… dann sieht’s so aus, als… als wär’s mir egal… aber das ist’s nicht… wirklich nicht…“
Ich schniefte, zitternd, und klammerte mich fester an ihren Pulli.
„Ich weiß einfach nicht… was ich… was ich machen soll.“
Meine Stimme brach weg. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Armen, als hätte ich etwas Schreckliches gesagt.
Annette hielt mich fester, aber nicht zu fest. Ganz ruhig, wie ein warmes Netz, das nicht loslässt.
„Oh, mein Schatz… danke, dass du mir das erzählt hast.“ Ihre Hand strich langsam über meinen Rücken, immer im gleichen sanften Rhythmus. „Dass du mir so viel anvertraut hast – das bedeutet mir sehr, sehr viel. Ich bin stolz auf dich.“
Ich schniefte heftig. Meine Finger krallten sich immer noch in ihren Pullover.
Sie wartete einen Moment, ließ mich atmen, dann sagte sie leise:
„Ich möchte ganz sicher gehen, dass ich dich richtig verstanden habe. Darf ich dir ein paar Fragen stellen, Florian? Nur damit ich weiß, wie du dich fühlst?“
Ich zitterte und nickte gegen ihre Schulter.
„Du hattest Angst, dass ich denke, es wäre dir egal, was passiert ist… stimmt das?“
Ich nickte, ganz klein.
„Und du hattest Angst, dass ich enttäuscht bin, wenn du unten spielst?“
Noch ein kleines Nicken.
„Und… du glaubst, dass du immer alles richtig machen musst, damit niemand böse ist?“
Da brach mein Atem kurz. Ich presste mich enger an sie und nickte wieder.
Annette drückte mich ganz fest an sich, als könnte sie all meine Angst in ihre Arme ziehen.
Ihre Stimme wurde noch weicher:
„Florian… du musst das nicht. Du musst nicht immer alles richtig machen, um geliebt zu werden. Und du musst dich nicht schämen, wenn dir etwas passiert. Ich bin nicht enttäuscht von dir. Nicht ein bisschen. Nicht heute. Nicht gestern. Nicht morgen. Gar nicht. Ja?“
Ich spürte, wie ihr Kinn meine Stirn berührte, als sie ganz nah bei mir blieb.
„Die Couch ist nass geworden, mehr nicht“, sagte Annette leise. „Da gibt’s keine Schuld und keinen Fehler. Sowas kann passieren. Und weißt du was?“
Sie legte ihre Hand warm auf meine Schulter.
„Du bist mir wichtig, egal ob mal was nass wird. Das ändert nichts. Gar nichts.“
Ihre Worte klangen klar und sicher, wie eine Hand, die Licht in einen dunklen Raum schiebt.
„Kannst du mir sagen, ob du dachtest, ich wäre vielleicht böse auf dich, weil du spielen wolltest?“ fragte sie vorsichtig.
Ich zog die Schultern hoch, so ein halbes Nicken – mehr schaffte ich nicht.
Annette küsste mich ganz sanft seitlich auf die Schläfe.
„Oh, mein Herz… nein. Niemals. Ich bin froh, wenn du spielst. Ich möchte, dass du spielst. Dass du lachst. Dass du dich freust. Ich kümmere mich um alles andere. Das ist meine Aufgabe. Und ich mache das gern.“
Ihre Hand glitt zu meiner Wange und sie hob meinen Kopf, ganz behutsam, bis ich sie ansehen musste. Ihr Blick war warm wie eine Decke.
„Und weißt du, was ich am allermeisten will?“
Sie lächelte, aber ihre Stimme war ernst vor Gefühl.
„Dass du mir sagst, wenn du solche Gedanken hast. Ich will wissen, was in deinem Kopf los ist. Damit ich dir helfen kann, die Angst kleiner zu machen. So wie jetzt. Du bist nicht allein damit. Nie wieder.“
Ich wischte mir den Ärmel über die Augen. Die Tränen kamen noch, aber sie brannten nicht mehr so sehr.
Annette streichelte mir die Wange.
„Das war richtig mutig von dir, Florian. Ganz stark. Ich bin so stolz auf dich, dass du mir das erzählt hast. Du bist so ein toller Junge.“
Etwas Warmes breitete sich langsam in meiner Brust aus, wie ein Licht, das ich noch nicht richtig kannte.
Annette drückte mich noch fester an sich.
„Siehst du? Jetzt ist es schon ein kleines bisschen leichter, oder?“ flüsterte sie.
Ich nickte zaghaft.
Und diesmal fühlte es sich wirklich ein bisschen so an.
Sie lächelte. „Und weißt du was? Ich fände es wirklich schön, wenn du deine Eisenbahn mit nach unten nimmst. Dann kannst du im Wohnzimmer spielen, und ich bin gleich in der Nähe, wenn ich die Couch sauber mache. So bist du nicht allein. Und wenn du fertig bist mit Spielen, können wir zusammen etwas trinken.“
Ich schaute sie an, vorsichtig, unsicher. „Darf ich wirklich?“
„Natürlich darfst du“, sagte Annette sofort. Ihre Stimme klang so selbstverständlich, dass ich fast beschämt war, gezweifelt zu haben. „Du darfst immer spielen, Florian. Auch wenn etwas schief geht.“
Sie lächelte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Weißt du… manche Sachen kann man nur lernen, wenn sie erst mal nicht klappen“, sagte sie sanft. „Manchmal muss man Sachen ausprobieren, damit man besser wird. Das ist ganz normal. Niemand macht alles richtig.“
Ihre Hand blieb warm an meinem Rücken.
„Du sollst natürlich nichts absichtlich falsch machen“, flüsterte sie. „Aber wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann komm einfach zu mir. Wir können vorher darüber reden. Oder wir probieren es zusammen aus.“
Sie zwinkerte mir zu. „Dafür bin ich ja da.“
Mein Herz schlug schneller, aber diesmal nicht vor Angst. Eher, weil ich es kaum glauben konnte.
Annette küsste mir kurz die Stirn. „Also, was meinst du? Holen wir deine Eisenbahn?“
Ich nickte langsam. Ein kleines bisschen Freude rührte sich in mir, vorsichtig wie ein Vogel, der nicht sicher ist, ob er fliegen darf.
„Das ist gut“, sagte sie leise und strich mir durch die Haare. „Dann kannst du mir gleich zeigen, wie weit du schon gebaut hast. Ich bin gespannt.“
Sie stand auf und nahm meine Hand. Zusammen gingen wir zu dem Regal, wo die Schienen und Waggons lagen. Ich spürte noch immer ein Restgewicht von Schuld in mir, aber daneben war jetzt auch etwas anderes: das Gefühl, dass es erlaubt war, weiterzumachen.
Ich brauchte zwei Mal, um alles nach unten zu tragen. Erst die Schienen, dann die Waggons und die Lok. Annette hatte nichts gesagt, nur gelächelt, als ich mit den Armen voll ins Wohnzimmer kam. Auf dem Teppich breitete ich alles aus und fing an, die Schienen zusammenzuklicken. Ein Kreis, dann eine Kurve, dann ein langer gerader Abschnitt. Stück für Stück.
Annette war währenddessen an der Couch. Sie hatte ein komisches Gerät es zischte leise und stieß immer wieder kleine Dampfwolken aus. Der Stoff wurde erst dunkel, dann heller, und der Geruch war eigenartig. Nicht schlimm, aber komisch, nach heißem Wasser oder sowas. Ich versuchte, mich nicht ablenken zu lassen, und baute weiter.
Als die Schienen endlich standen und die Waggons aufgesetzt waren, setzte ich die Lok davor. Alles war fertig. Nur… sie fuhr nicht.
Ich starrte auf das Dach der Lok. Ich wusste genau, warum. Da drunter war das Fach. Ohne Batterien tat sich nichts.
Meine Hände zitterten ein bisschen. Ich traute mich nicht zu fragen. Nie hätte ich meine Mama oder meinen Papa damals um Batterien gebeten. Das gab nur Ärger. Dass ich überhaupt so etwas wollte, wäre schon falsch gewesen.
Also saß ich einfach da. Starrte auf die Lok. Überlegte, ob ich so tun sollte, als wäre es mir egal.
Annette kam vom Sofa herüber. Sie sah meine Bahn an, dann mich.
„Warum fährt sie nicht?“, fragte sie leise. „Geht die Bahn nicht?“
Ich schluckte und sah sie kurz an. Dann ganz schnell wieder weg. Meine Stimme war unsicher, brüchig:
„Die… die braucht Batterien…“
Annette nickte nur, ganz selbstverständlich, als hätte ich etwas völlig Normales gesagt. Sie hockte sich neben mich.
„Zeigst du mir, welche du brauchst?“
Ich starrte sie an. Ich konnte es nicht fassen. Sie wollte wirklich, dass ich es ihr zeige? Einfach so?
Ganz vorsichtig hob ich das Dach der Lok ab und zeigte ihr das leere Fach.
„Ah, ja.“ Sie nickte und stand wieder auf. Dann streckte sie mir die Hand hin. „Komm, wir holen welche.“
Mein Herz raste. Sie nahm mich wirklich mit. Ich stand auf, legte meine kleine Hand in ihre große und ließ mich führen. Wir gingen zusammen in den Vorratsraum.
Da stand eine Kiste, voll mit verschiedenen Sachen. Auch Batterien. Annette griff hinein, suchte die richtige Sorte heraus und zählte mir die benötigte Anzahl in die Hand.
„Hier, mein Schatz. Damit kannst du deine Bahn fahren lassen. Und hör zu: Wenn du mal wieder welche brauchst, darfst du dir welche nehmen. Einfach so. Nur, wenn du merkst, dass fast keine mehr da sind, sag mir oder Markus Bescheid. Nicht, dass wir irgendwann mal welche brauchen und keine mehr da sind, ja?“
Ich starrte auf die Batterien in meiner Hand. Es war unbegreiflich. Ich durfte sie wirklich nehmen. Einfach so. Ohne Angst, ohne Ärger. Niemand würde schimpfen. Sie wollte nur, dass ich Bescheid sage, wenn es knapp wird, als wäre das ganz normal.
Ich setzte die Batterien in die Lok ein, vorsichtig unter dem Dach, so wie es sein musste. Dann nahm ich die Fernbedienung, machte auch dort das Fach auf und legte die anderen Batterien hinein. Alles klickte zu, alles sah richtig aus. Ich drückte den Knopf. Nichts.
Noch einmal. Wieder nichts.
Mein Herz schlug schneller. Ich drückte immer wieder, aber die Lok blieb still.
Annette setzte sich neben mich. „Geht es immer noch nicht?“ fragte sie ruhig.
Ich nickte vorsichtig. Meine Finger hielten die Fernbedienung fest, als könnte ich sie so zum Leben erwecken. Aber nichts passierte.
„Hast du die Batterien richtig herum eingebaut?“ fragte Annette sanft.
Ich nickte wieder. „Ja“, flüsterte ich. Ich wusste doch, wie das geht. Aber plötzlich war ich mir nicht mehr sicher.
„Wollen wir mal zusammen schauen?“
Ich nickte erneut, zaghaft. Diesmal war es ein unsicheres Nicken. Ich hatte Angst, dass doch etwas falsch war.
Annette nahm die Lok in die Hand, öffnete das Fach, sah hinein. Dann die Fernbedienung. Ihre Augen wanderten über die Batterien. Schließlich nickte sie. „Da sieht alles richtig eingebaut aus.“
Sie überlegte kurz, dann stand sie auf. „Warte hier, mein Schatz. Wir holen uns Hilfe. Das bekommen wir bestimmt hin.“
Sie ging aus dem Zimmer. Ich blieb auf dem Teppich sitzen, die Fernbedienung auf dem Schoß. Meine Gedanken überschlugen sich. Vielleicht war die Lok kaputt. Vielleicht hatte ich beim Bauen einen Fehler gemacht. Vielleicht war es meine Schuld. Wieder.
Dann kam Annette zurück. „Sebastian hat gesagt, dass wir bestimmt nur die Fernbedienung synchronisieren müssen.“
Sie kniete sich neben mich, drückte einen Knopf an der Fernbedienung, dann einen an der Lok. Beide blinkten kurz auf, erst rot, dann grün.
Und plötzlich, ganz plötzlich setzte sich die Lok in Bewegung. Sie rollte los, über die Schienen, als hätte sie nur darauf gewartet.
Ich starrte sie an. Mein Mund öffnete sich, aber kein Ton kam heraus. Das war… meine Lok. Sie fuhr wirklich. Die Schienen klickten leise, die Waggons folgten brav hinter ihr.
Ein warmes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Ich kannte das Gefühl nicht richtig, konnte es nicht benennen. Es war wie Freude, aber stärker. Und ein bisschen, als ob ich… stolz sein durfte.
Annette sah mich an, und ich spürte ihren Blick. Sie war bei mir, während meine Lok fuhr. Das machte alles noch größer. Noch echter.
Ich konnte nicht aufhören zu schauen. Meine Lok, die ich gebaut hatte, fuhr im Kreis. Und Annette war neben mir.
Und zum ersten Mal fühlte ich: Das gehört mir. Das habe ich geschafft.
Ich drückte noch einmal auf die Vorwärtstaste. Die Lok wurde schneller. Noch ein Druck, und sie sauste fast über die Schienen. Ein kleines „Hhh!“ entwich mir – ein Freudengluckser, den ich nicht zurückhalten konnte.
Plötzlich spürte ich, wie Annette hinter mir saß. Sie zog mich sanft zwischen ihre Beine, legte die Arme um mich und hielt mich von hinten fest, während ich die Bahn weiterfahren ließ.
„Und?“, fragte sie leise an meinem Ohr. „Ist das so, wie du es dir gewünscht hast?“
Mir rutschte die Antwort einfach heraus. „Ja! Genau so! Danke!“
Annette drückte mich fester an sich, ich spürte ihren Atem in meinen Haaren. „Gerne, mein Schatz. Es freut mich, dass es dir Freude bereitet.“ Dann spürte ich, wie sie mir einen Kuss auf den Kopf gab.
Mein Bauch kribbelte, diesmal nicht vor Angst. Sondern, weil es sich so gut anfühlte. So sicher. So, als wäre es wirklich meins die Lok, die Freude, und Annette, die einfach da war.
Die Lok schnaufte über die Schienen, immer schneller, immer weiter. Ich drückte wieder und wieder auf die Vorwärtstaste. Wir müssen das Holz noch rechtzeitig in die Stadt bringen, dachte ich. Sie warten schon darauf. Wenn wir zu spät sind, frieren alle.
In der nächsten Kurve kippte der Waggon zur Seite, die Lok ruckte, und mit einem leisen Klacken entgleiste sie. „Nein!“, murmelte ich und griff schnell nach ihr. Zu schnell. Ich wusste es. Wir müssen vorsichtiger sein. Ich setzte sie zurück ins Gleis, drückte noch einmal. Langsamer diesmal. Aber schon nach ein paar Runden wollte ich es wieder wissen, gab mehr Gas, und die Lok raste los, als würde sie fliegen wollen.
Immer wieder wiederholte sich das Spiel. Entgleisen, aufheben, weitermachen. Die Zeit im Wohnzimmer vergaß ich völlig. Es gab nur mich und die Bahn.
„Florian?“
Annettes Stimme war auf einmal da, weich, fast wie aus einer anderen Welt. Ich blinzelte und sah zu ihr. „Hm?“
Sie lächelte. „Hast du Hunger, mein Schatz?“
In meinem Bauch knurrte es, als hätte er nur darauf gewartet. Ich merkte erst jetzt, dass ich wirklich Hunger hatte. Ich drückte die Taste an der Fernbedienung, die Lok blieb stehen. Langsam fing ich an, die Waggons wieder abzukuppeln.
„Ich… ich räume sie wieder hoch“, murmelte ich.
Annette kam näher, kniete sich zu mir. „Möchtest du sie nicht für morgen stehen lassen? Dann kannst du gleich hier weiterspielen.“
Ich sah sie ungläubig an. „Hier? Im Wohnzimmer? Morgen?“
Annette lächelte. „Morgen muss ich Wäsche waschen und noch ein paar Sachen erledigen. Da finde ich es schön, wenn du hier spielst. Dann kann ich öfter nach dir schauen.“
Ich blieb stehen. Nach mir schauen. Das klang… komisch. Nicht so, wie wenn man was kontrolliert? Oder doch? Vielleicht wollte sie ja sehen, dass ich nichts falsch machte. Dass ich nichts kaputt machte. Ich war doch immer vorsichtig… oder nicht genug?
Meine Hände wurden feucht. Ich erinnerte mich daran, was sie gesagt hatte: dass ich sie fragen darf, wenn ich solche Gedanken habe. Ich schluckte und schaute ganz vorsichtig zu ihr hoch.
„Du… Annette?“ Meine Stimme war leise, fast ein Flüstern. „Du hast doch gesagt, dass ich dich fragen kann… wenn ich wieder so Gedanken hab…“
Sofort war sie bei mir. Sie hockte sich hin, so dass wir auf einer Höhe waren, und legte ihre Hand auf meine. Ihr Blick war ernst, aber ganz weich. „Ja, mein Schatz. Genau dafür bin ich da. Frag mich alles, was dir auf dem Herzen liegt.“
Ich drehte den Blick kurz weg, dann wieder zu ihr. Es war schwer, die Worte herauszubekommen. „Warum… warum schaust du nach mir? Hast du Angst, dass ich was kaputt mache? Ich bin doch immer vorsichtig…“
Annette zog mich in ihre Arme, ganz fest, so dass ich ihre Wärme spürte. „Oh, Florian… nein. Überhaupt nicht.“ Ihre Stimme vibrierte ein wenig, aber sie war voller Liebe. „Ich habe keine Angst, dass du etwas kaputt machst. Davor brauchst du dich nie fürchten. Ich will nur sehen, dass es dir gut geht. Dass du dich nicht so alleine fühlst.“
Ich hielt still, hörte nur ihre Worte. Sie drangen langsam in mich hinein, und ein Teil von mir wollte glauben, dass sie stimmten. Es fühlte sich so ungewohnt an. Aber es tat gut.
Annette nahm mich hoch, ganz fest in ihre Arme. Sie schaukelte mich ein Stück hin und her und sagte in einem verspielten Ton:
„Komm her, mein kleiner Eisenbahnpilot dich muss man einfach liebhaben.“
Ein kurzes Lachen entwich mir, ganz plötzlich. In meinem Bauch kribbelte es wieder. Es war schön, so leicht. Und ich spürte, wie sehr ich Annette lieb hatte.
Aber etwas musste ich trotzdem loswerden. „Das heißt Lokführer“, murmelte ich leise, fast ein bisschen trotzig.
Annette schaute mich mit großen Augen an, ganz überrascht, jedenfalls sah es für mich so aus. „Ach so? Lokführer also?“
Ich nickte ernst.
Da grinste sie, drückte mich noch einmal an sich und sagte:
„Na dann auf zum Abendbrot, Lokführer Florian!“
Beim Abendessen gab es frisches Brot, warm und duftend, heißen Tee und ein Glas mit eingelegten Gurken, die Annette auf den Tisch stellte. Die Gurken knackten laut zwischen meinen Zähnen. Sauer, aber lecker.
Ich hielt ein Stück Brot in den Händen und dachte an meine Lok im Wohnzimmer. Die elektrische. In meinem Kopf machte sie suuummm, suuuuummm, immer die gleiche ruhige Linie, als würde sie über die Schienen gleiten. Ich stellte mir vor, wie sie durch die Kurven fuhr, ein bisschen zu schnell, aber nicht so, dass sie rausflog. Suuummm… summ…
Die Stimmen der Erwachsenen plätscherten im Hintergrund wie ein Fernseher in einem anderen Zimmer.
„…morgen könnten wir…“
„…wenn wir genügend Flicken haben…“
„…Reifen vom Trecker…“
„…geht schnell, nur aufpumpen…“
Nichts blieb richtig hängen. Alles war wie Watte.
Ich nahm einen Schluck Tee. Noch ein Stück Brot.
In meinem Kopf summte die Lok weiter, machte einen kleinen Hüpfer, dann suuummm, ganz ruhig.
Dann hörte ich meinen Namen.
„Florian?“
Sebastian. Freundlich.
Ich hob den Kopf ein kleines bisschen.
„Hat das mit deiner Lok vorhin gut geklappt?“, fragte er.
Ich wollte antworten. Wirklich. Ein „ja“ oder auch nur „mhm“.
Aber mein Hals wurde sofort eng, wie wenn jemand ihn leise zudrückt.
Ich brachte kein Wort heraus.
Nicht mal Luft wollte richtig gehen.
Warum? Warum geht es nicht?
Dann merkte ich es.
Wie es warm wurde.
Erst ganz wenig.
Dann mehr.
Ein Kribbeln, ein Ausbreiten.
Ein „Oh nein“-Gefühl in meinem Bauch.
Ich puller grade…
Die Wärme lief in die Windel.
Ich erstarrte kurz, aber die Windel nahm alles auf.
Zum Glück.
Keiner sah etwas.
Es roch nichts.
Es lief nichts den Stuhl runter.
Und Annette würde nicht schimpfen.
Das wusste ich.
Ganz sicher.
Ein kleiner Teil von mir war sogar froh, dass ich die Windel anhatte.
So blieb alles bei mir.
Niemand merkte es.
Niemand sagte: „Warum hast du nicht aufgepasst?“
Aber trotzdem schämte ich mich.
Ein Kloß im Bauch und im Hals gleichzeitig.
Sebastian wartete.
Ich starrte auf meinen Teller.
Dann hörte ich Annette leise für mich sprechen, ruhig wie immer:
„Ja, hat gut geklappt. Er hat vorhin schon voller Begeisterung seine Runden gedreht.“
Sebastian lächelte. „Sehr schön.“
Ich nickte ein klein wenig, mehr aus Erleichterung, weil Annette übernommen hatte.
Die Stimmen der Erwachsenen redeten weiter, wie Wind, der über ein Fenster streicht.
„…muss der Reifen runter…“
„…haben wir noch Flicken…?“
„…Trettraktor… der Kleine wird sich freuen…“
Dann wieder mein Name.
Dieses Mal Markus.
„Florian?“, begann er vorsichtig. „Ich wollte dich fragen… hättest du morgen Lust, mir beim Tretauto-Traktor zu helfen? Der eine Reifen hat keine Luft mehr. Wir könnten ihn zusammen flicken, dann kannst du damit fahren.“
Für einen Moment stieg in mir etwas auf, das schön war.
Der Traktor.
Der grüne.
Mit der Schaufel, der Sebastian gehört der so toll aussieht.
Ich wollte das.
Ich wollte helfen.
Ich wollte gut sein.
Aber in meinem Kopf war eine Wand.
Alles wurde eng.
Die Worte verschwanden irgendwo hinter der summenden Lok in meinem Kopf.
Mein Körper fror, aber die Windel war noch warm.
Ich wusste nicht, warum das passierte.
Warum ich nicht reden konnte.
Warum alles in mir einfach still wurde.
Ich bekam kaum einen Atemzug raus.
Ich starrte auf mein Brot, wie festgeklebt.
Nach einem langen Moment spürte ich Annettes Hand an meinem Rücken. Ganz leicht.
Nur da.
Nicht drückend.
Einfach da.
Dann hörte ich ihre Stimme, weich und sicher:
„Vielleicht morgen. Schauen wir, wie es ihm geht“, sagte sie. „Wenn er Lust hat, hilft er dir bestimmt.“
Markus nickte sofort. „Ja, klar. Ganz wie er mag.“
Ganz wie ich mag.
Aber ich wusste nicht mal, was ich gerade kann.
In meinem Kopf fuhr die elektrische Lok weiter.
Summ-summ-summ.
Ein bisschen zu schnell.
Ein bisschen schief.
Ich blieb still in meiner kleinen Welt.
Dicht bei Annette.
Sie war die Einzige, zu der ich sprechen konnte, wenn meine Worte im Hals stecken blieben und ich nicht verstand, warum ich überhaupt so war.
Aber neben ihr fühlte es sich trotzdem ein kleines bisschen sicher an.
Auch jetzt.
Als das Essen vorbei war, stand Annette auf, kam zu mir und nahm meine Hand.
„Komm, Florian“, sagte sie sanft. „Wir gehen jetzt erstmal hoch. Du putzt dir die Zähne, und dann machen wir dich frisch.“
Ich ließ ihre Hand nicht los. Ihre Stimme klang ruhig und selbstverständlich. Und so folgte ich ihr die Treppe hinauf.
Beim Zähneputzen stand Annette neben mir. Sie hielt den Becher, reichte mir die Zahnpasta und wartete, bis ich fertig war. Kein Drängen. Nur ihr ruhiger Atem neben meinem. Als ich ausspülte, tupfte sie mir mit dem Handtuch den Mund ab und lächelte.
Wir gingen zusammen in mein Zimmer. Ich setzte mich auf die Bettkante, und Annette strich mir kurz über den Ärmel.
„Komm“, sagte sie sanft, „wir machen dich schnell frisch.“
Ich rutschte ein Stück nach hinten aufs Bett und legte mich hin. Annette zog mir nur die Schlafanzughose ein Stück herunter, bis zu den Knien. Die Luft war kühl auf der Haut. Die Windel hing schwer zwischen meinen Beinen. Mir wurde heiß im Gesicht, obwohl sie nichts dazu sagte. Ihre Hände waren ruhig und sicher.
Es machte zweimal leise klick, als sie die Klebestreifen löste. Ein feuchtes Tuch, ein kurzer, sachter Strich, alles ohne Eile. Ich atmete aus, ganz langsam. Dann schob sie mir die frische Windel unter, zog sie hoch und schloss sie wieder—klick, klick. Sofort fühlte es sich anders an: trocken, warm, wie ein kleines Dach über mir.
Ich wollte mich aufsetzen, aber irgendwie fehlte mir die Kraft. Meine Arme gaben nach, und ich blieb einfach liegen, ein bisschen überrascht von mir selbst.
Annette sah das und lächelte liebevoll, ein kleines, amüsiertes Funkeln in den Augen. „Da ist jemand aber ganz schön geschafft heute, hm?“
Ich sah sie an und nickte ganz leicht.
Sie zog mir die Schlafanzughose im Liegen wieder hoch, strich den Stoff glatt und legte mir Pandi in die Arme. Dann hob sie mich an, sodass ich mich gehalten fühlte und ließ mich sanft wieder auf meinem Kissen landen. Ich hielt Pandi fest. Annette zog die Decke hoch und steckte sie an den Seiten ein bisschen fest, so dass es warm blieb.
Ich sah sie an. Eigentlich war ich müde. Sehr. Die Augen wurden schwer. Aber sie gingen nicht zu. In mir wurde es eng, so wie kurz vor einem Seufzer. Ich hatte Angst, dass Annette gleich gehen würde und ich hier allein lag, und dann wäre es wieder zu still.
„Annette…“, flüsterte ich, kaum hörbar, „ich bin noch nicht müde.“
Sie lächelte, dieses ganz weiche Lächeln. „Ich glaube, du flunkerst gerade“, sagte sie liebevoll.
Sie setzte sich auf meine Bettkante und strich mir langsam über die Haare, dann einmal sanft über die Wange. Ihre Hand war warm. Danach beugte sie sich zur Schublade, zog sie auf und holte meinen Nuckel heraus. Sie hielt ihn kurz in der Hand, als würde sie fragen, ob es okay ist, nur mit den Augen. Ich nickte ein winziges bisschen.
Als sie mir den Nuckel sanft in den Mund schob, war es, als würde etwas in mir loslassen. Die Augen wurden schwerer, schwer genug. Ich nuschelte noch durch den Nuckel: „Ich hab dich lieb.“
Annette beugte sich zu mir, küsste mich auf die Wange. „Ich hab dich auch ganz toll lieb“, flüsterte sie.
Ich hielt Pandi fester. Ihr Duft war noch in der Luft, und ihre Hand lag einen Moment auf meiner Stirn. Dann wurden die Geräusche weich, und alles war warm genug, um die Augen zu schließen.

Autor: Michaneo

Florians-Schatten

Florians Schatten (26)
Post Views: 761
Tags: florians, schatten, präsentiert, nbsp, ging
5 8 Abstimmungen
Article Rating
Abonnieren
Anmelden
Benachrichtige mich bei
guest
guest
3 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Michael
Michael
Gast
21/11/2025 06:45

Wieder, eine hervorragende Fortsetzung. Ein Traum wie ein Elternhaus sein kann. Ein Kind, wie Florian, einfach anzunehmen wie er ist. Dire Geborgenheit und Sicherheit auszustrahlen und real zu geben. Wunderschön.
Danke

0
Antworten
Diaperwinni
Diaperwinni
Gast
22/11/2025 18:17

Das warten hat sich gelohnt! Kompromisslos gut. Man fühlt mit Florian, wie er sich vorsichtig Annette öffnet und einen kleinen, aber nicht weniger bedeutsamen Schritt macht. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Tag. Vielleicht mit Sebastian oder Markus! Danke für auch dieses wunderbare Kapitel!!

0
Antworten
Julia-Jürgen
Julia-Jürgen
Gast
23/11/2025 03:14

Wieder sehr schön geschrieben
Vor neu Windeln am Anfang hätte ich mir einen Ausflug in die Badewanne gewünscht! 😀

0
Antworten

Report

Vorlesen

Weitere Teile dieser Geschichte

  • Florians Schatten
  • Florians Schatten (2)
  • Florians Schatten (3)
  • Florians Schatten (4)
  • Florians Schatten (5)
  • Florians Schatten (6)
  • Florians Schatten (7)
  • Florians Schatten (8)
  • Florians Schatten (9)
  • Florians Schatten (10)
  • Florians Schatten (11)
  • Florians Schatten (12)
  • Florians Schatten (13)
  • Florians Schatten (14)
  • Florians Schatten (15)
  • Florians Schatten (16)
  • Florians Schatten (17)
  • Florians Schatten (18)
  • Florians Schatten (19)
  • Florians Schatten (20)
  • Florians Schatten (21)
  • Florians Schatten (22)
  • Florians Schatten (23)
  • Florians Schatten (24)
  • Florians Schatten (25)
  • Florians Schatten (26)
  • Florians Schatten (27)

Archiv

Neueste Beiträge

  • Kein Zurück (18)
  • Kein Zurück (17)
  • Florians Schatten (27)
  • Yvette (7)
  • Das was bleibt (4)

Neueste Kommentare

  • Soe Lückel bei Das was bleibt (4)
  • Kusi bei Das was bleibt (4)
  • Julia-Jürgen bei Florians Schatten (27)
  • Julia-Jürgen bei Kein Zurück (17)
  • Diaperwinni bei Florians Schatten (27)
  • Burli bei Kein Zurück (17)
  • L.Kiaska201 bei Zu Windeln gezwungen (3)
  • Michael bei Florians Schatten (27)

zufällige Geschichten

  • Das zweite Ich
  • Kara (1)
  • Lena und ihre Windelferien
  • Wenn es Oma und Opa nicht gäbe…
  • Kleine Maus mit großen Herz

Newsletter

© Windelgeschichten.org 2014 - 2025

wpDiscuz
  • Startseite
  • Autoren Übersicht
  • Index
  • Lesezeichen
  • Informationen
  • Windelgeschichten APP
  • über uns
  • Newsletter
  • Newsletter Archiv
  • Einsendungen
  • Support
  • Nutzerbedingungen