Escortbaby (18)
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Unsere übliche Routine stellte sich ein, nur das John jetzt mehr in der Firma arbeitete als zuvor. Mir war bewusst, dass er Angst vor weiteren Cyberattacken hatte und er so das Gefühl hatte, die Kontrolle zu behalten.
Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht. Irgendwie hatte ich gedacht, naja gehofft, dass sich zwischen uns etwas verändert hatte. Aber das war nicht der Fall.
Ich war nicht nur zu schüchtern, um ihn zu mehr zu ermutigen, sondern hatte ihm ja im Stillen versprochen, dass ich seine Ehe nicht ruinieren würde. Auf der anderen Seite stand da Nicoletta, die ich mehr als fragwürdig fand. Um genau zu sein, fand ich ihr Verhalten unreif. Ja, sie hatte sich mit John gestritten, aber versuchte man das dann nicht aus der Welt zu schaffen? Wenn ich die meiste Zeit des Jahres nicht bei meinem Liebsten sein könnte, würde ich auf eine schnelle Versöhnung pochen, anstatt auch noch zwei kostbare Tage bei einem Freund unterzukommen.
Und dann auch noch dieser Smith! Wusste John überhaupt, dass die Beiden befreundet waren? Wahrscheinlich hatten sie sich mal auf irgendeinem Firmenevent kennen gelernt und jetzt hielt sie Schäferstündchen mit dem Kerl, der meinen Daddy zu Fall bringen wollte.
Verdammt!
„Mina.“, sagte ich mir in Gedanken, „Du siehst Gespenster. Ohne Beweise sind das alles nur Spekulationen.“
Jemand schnipste neben meinem Ohr und ich fuhr erschrocken zusammen. Ich hörte ein vertrautes Lachen: „Na du warst ja ganz weit weg.“
Ich drehte mich zu dem Sprecher um: „Mann Onkel Sean, wegen dir habe ich mir fast in die Hose gemacht!“
„Nur fast?“, er zwinkerte und ich lief rot an, „Ja, fast.“
„Mh, dann muss ich mir mehr Mühe geben.“, er lehnte sich vor und schlang einen Arm um mich. Seine Hand wanderte zielsicher auf meinen Bauch: „Nicht gegenhalten, Kleines. Wie lange hältst du schon wieder auf?“
Ich schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Es lief warm in meine Windel und ich war selbst überrascht, wie leicht mir das mit Onkel Seans Hilfe mittlerweile fiel. Er flüsterte verschmitzt: „Ich hätte kontrollieren sollen, ob du richtig gekleidet bist. Nicht dass jetzt dein Höschen nass ist.“
„Zu spät.“, flüsterte ich zurück und hielt seine Hand fest, die von meinem Bauch zwischen meine Beine wandern wollte.
„Glaubst du etwa, Daddy lässt mich ohne gehen?“, fragte ich und er schnaubte, „Wenn es so wäre, müsste ich mit John ein ernstes Wort reden. Kleine Mädchen brauchen einen entsprechenden Schutz.“
„Was machst du hier?“, fragte ich vom Thema ablenkend, „Musst du dich mit Daddy besprechen?“
„Ja. Etwas von eurer Post ist fälschlicherweise auf meinem Schreibtisch gelandet. Außerdem wollte ich John meinen Praktikanten vorstellen.“
„Deinen Praktika…“, ich neigte mich zur Seite und sah in Georges Gesicht. Er starrte mich an und ich wünschte mir, dass sich der Boden sich unter meinen Füßen auftat. Ich saß auf einer Spieldecke und trug unter dem hübschen violetten Blusenkleid eine Windel.
Eine nasse Windel!
Weil Onkel Sean mich dazu gebracht hatte! Vor seinen Augen! Oh Mann und George musste sonst was denken!
Ich wollte Sean boxen, doch wir kannten einander zugut. Er blieb hinter mir hocken und schob seine Hände unter meine Arme. So zog er mich hoch und flüsterte: „Benimm dich oder ich sag deinem Daddy, dass du jetzt gleich gewickelt werden musst.“
„So gemein ist John nicht. Er stellt mich nicht bloß!“, zischte ich zurück und Onkel Sean kicherte, „Du weißt doch, ich kann sehr überzeugend sein.“
Ich schwieg und er fragte: „Bist du brav?“
„Ja.“, sagte ich.
„Was? Ich habe dich nicht richtig verstanden.“
„Ja, Onkel Sean.“, gab ich zurück und er ließ mich los. Ich drehte mich verlegen zu George und Sean legte mir eine Hand auf die Schulter, „Sag hallo, Georgie.“
„H-hallo.“, stotterte er und wusste scheinbar nicht so recht, wo er hingucken sollte. In seinen Händen hielt er einige Umschläge unterschiedlicher Größe und letztlich rang er sich doch durch: „Sir, also wollen Sie…. Das… also soll ich…?“
Ich blinzelte und machte dann einen Schritt auf ihn zu: „Du kannst die Umschläge mir geben.“
Ich nahm sie ihm ab und ging dann zu Daddy. Er beobachtete das Schauspiel mit aufgestütztem Kinn und leichtem Lächeln. Sein Blick wanderte zwischen meine Beine und dann zwinkerte er mir zu. Ich nickte kaum merklich und dieses Leuchten trat in seine Augen. Er freute sich darauf mich zu wickeln, das war mehr als deutlich. Erst jetzt kam mir die Idee, dass Sean ihm wahrscheinlich demonstrieren wollte, wie er mir beim Einmachen helfen konnte und ich biss mir bei dem Gedanken auf die Unterlippe.
„Willst du mir deinen Freund nicht vorstellen?“, fragte John und ich schüttelte den Kopf, „Du kennst George doch.“
„Das stimmt.“, John erhob sich und reichte George die Hand, „Es freut mich, dass du hier ein Praktikum machst. Schau dich gut um und scheue dich nicht zu Fragen. Egal was.“, dabei warf er mir einen flüchtigen Blick zu.
Es lief mir Schweiß den Rücken runter. Daddy kannte also Onkel Seans Pläne. Die Beiden sprachen sich definitiv zu gut ab. Das war etwas, auf das ich würde achten müssen! Ich machte eine Notiz in meinem Kopf, während Sean zu George ging und eine Hand in dessen Rücken legte. Mein Freund zuckte nicht zusammen, aber ihm schoss Blut in die Wangen und zum ersten Mal glaubte ich, dass ihm Sean gefiel.
Und dieser spielte mit offenen Karten. Das war zwar peinlich für mich, aber an mir schien er zu demonstrieren, was er von George in einer Beziehung erwarten würde. Ich war das Lehrobjekt Adult Baby.
Als mir diese Erkenntnis kam ließ ich die Schultern sinken. Oh Mann, nicht wirklich, oder? Ich hatte den letzten Monat hier genießen wollen und jetzt würde ich durch einen dunklen Tunnel aus Peinlichkeit und Scham gejagt werden.
„Mina, steh grade.“, mahnte mich mein Daddy und sagte dann, „Kannst du George bitte zu Simone bringen? Er soll sich dort seinen Praktikantenvertrag aufsetzen lassen. Du findest den Weg noch, oder?“
„Ja, Sir.“, sagte ich und John hob eine Augenbraue. Ich sah beschämt zu Boden. Das war nicht falsch in unserem Spiel, aber eben nicht das, was er erwartet hatte. Trotzdem nickte er und ich war erstmal entlassen.
Als die Bürotür hinter uns verschlossen war, fragte George schüchtern: „H-hast du da eben…?“
„Shhhhht! Doch nicht hier!“, unterbrach ich ihn eilig. Jenny warf uns einen komischen Blick zu: „Mina, ist alles in Ordnung? Fühlst du dich nicht gut?“
„Ja, alles gut. Ich soll George nur zu Simone bringen.“, beeilte ich mich zu sagen und sie runzelte die Stirn, „Ich muss sagen, ich bin überrascht. Doktor O’Donnell nimmt für gewöhnlich keine Praktikanten.“
„George ist ein Freund von mir. Ich glaube deshalb.“, sagte ich und sie nickte, „Ist er auch aus Deutschland?“
„Nein. Ich bin schon immer New Yorker.“, sagte er und sie nickte, „Na dann, herzlich willkommen. Hier kann man viel lernen. Welche Richtung soll es denn werden?“
„Ich weiß noch nicht so genau.“, gab George verlegen zu und Jenny wirkte verständnisvoll, „Ja, so geht es vielen am Anfang. Schau dich um. Ein Praktikum ist eine gute Sache, um sich einen Überblick zu verschaffen und Doktor O’Donnell ist großartig, wenn es darum geht Selbstbewusstsein aufzubauen.“
„Ach echt?“, entfuhr es mir. Den Eindruck hatte ich nicht gewonnen. Eher war er der Typ, der einen dauernd in unangenehme Situationen schuppste. Auf der anderen Seite hatte mich das dazu gebracht meine Littleseite zu akzeptieren. Ich hatte mich sogar auf eine Fetischparty getraut. In Windeln!
Vielleicht war es seine Art und Weise Leute aus ihrer Komfortzone rauszuholen. Ich las gerade ein Kapitel in meinem Finanzordner, der davon handelte. Offenbar gingen Erfolg und Selbstbewusstsein Hand in Hand. Das bedeutete allerdings auch, dass man sich aus gewohnten Gewässern herauswagen musste.
Leider konnte ich diesen Gedanken nicht weiterverfolgen, denn Jenny wünschte George noch viel Spaß und dann machten wir uns auf in Richtung der Fahrstühle.
Kaum das sich die Türen geschlossen hatten, sprudelte es aus George heraus: „Hast du da gerade gepinkelt?“
Ich hielt die Luft an und starrte ihn an. Kurz machte ich meinen Mund auf, um etwas zu sagen, wusste aber nicht was. Also schloss ich ihn wieder. Die sich öffnenden Fahrstuhltüren, weil jemand zusteigen wollte, waren meine Rettung.
Eigentlich hatte ich George so schnell wie möglich auf den Cyberangriff und die manipulierten Dateien ansprechen wollen. Aber das konnte ich jetzt nicht mehr. Ich schämte mich viel zu sehr, als das ich noch ein Wort herausbringen konnte.
George schien das Thema jedenfalls nicht loszulassen. Kaum, dass wir allein waren, sagte er: „Dein Onkel hat mir ja gesagt, dass er dich in Windeln steckt, aber dass du die auch noch benutzt… und Mister Regis, weiß der davon? Ist das eine Absprache zwischen den Beiden? Und hast du den Platz hier bekommen, weil Sean dein Onkel ist?“
Ich hätte heulen können. Seine Flut an Fragen war mir mehr als unangenehm und eigentlich hatte ich den schüchternen George als rücksichtsvoller in Erinnerung. Merkte er denn nicht, wie sehr mich das gerade mitnahm? Ich fühlte mich in eine Ecke gedrängt und wäre am liebsten weggelaufen. Das würde mir sicher schwerfallen, immerhin war das mir vertraute Kleidungsstück zwischen meinen Beinen aufgequollen und schwer geworden.
„Weglaufen geht gar nicht, Mina.“, kamen mir Onkel Seans Worte in Erinnerung und auch dass er mich gezüchtigt hatte, bis ich eingenässt hatte, um diese Lektion nie wieder zu vergessen. Ich musste George also klar machen, dass er zu weit ging, ob es mir gefiel oder nicht. Also holte ich Luft und sagte so fest wie möglich: „Hör auf mich mit deinen Fragen zu bombardieren! Hast du dir mal überlegt, dass mir das auch unangenehm sein könnte?“
George schwieg. Erst starrte er mich an und dann sah er betreten zu Boden: „Entschuldige. Ich… das hat mich nur so überwältigt und ich dachte, weil du im Büro… ich dachte du gehst da sehr offen mit um.“
Mein Ausbruch tat mir angesichts seiner Betroffenheit schon fast wieder leid. Aber ich hatte meine Grenze klar definiert und war auch etwas stolz auf mich, dass ich das geschafft hatte. Wir gingen eine Weile schweigend weiter, bogen mal hier und da um eine Ecke und irgendwann hatte ich mich wieder so weit beruhigt, dass ich sagen konnte: „Du kannst mir Fragen stellen, George. Aber nicht so unverblümt. Das ist ein sensibles Thema, auch für mich. Und es ist alles noch neu, auch für mich.“
Er sah mich schüchtern an und nickte: „Okay. Entschuldige. Wie, wie lange machst du das schon? Also Windeln tragen?“
„Seit zwei Monaten. I-ich habe, also Mister Regis, John…“, ich fand keine Worte und George drückte meine Hand, „Du magst ihn sehr, oder?“
„Ja.“, gab ich leise zu, „Und du? Was hat dich dazu bewegt ausgerechnet zu Onkel Sean zu gehen?“
„Er wirkt wie jemand, den nichts erschüttern kann. Der immer alles im Griff hat. Das hat mir sehr imponiert und ich wollte… ich… brauch das irgendwie.“
Ich nickte nur, denn das verstand ich nur allzu gut. Wir waren fast da und George murmelte: „Entschuldige, aber ich muss das wissen. Hast du da im Büro wirklich…?“
„Ja.“, sagte ich mehr als beschämt, „Es ist ihre Art der Kontrolle. Seans und Johns. Es fällt mir schwer einzumachen und da haben sie ebenso ihre Methoden entwickelt.“
„Aber warum? Warum ist es ihnen so wichtig, dass du die Dinger auch benutzt? Reicht es nicht, dass du sie tragen musst? Das ist doch schon demütigend genug!“
„Demütigend.“, das Wort war mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen. Peinlich, ja. Aber demütigend?
Mir wurde heiß und kalt. War es das wie George mich jetzt sah? Als einen unterwürfigen Menschen, der das mit sich machen ließ oder ganz und gar brauchte?
Mir zog sich die Brust zusammen und das Atmen fiel mir plötzlich schwer. Das war ganz und gar nicht die Art, wie ich mich selbst sah.
Und das war der Knackpunkt, wurde mir klar. Weder John noch Sean hatten mir je das Gefühl gegeben minderwertig zu sein. Sie hatten die Kontrolle, ja, aber ich war ihr Zuckerstück und das war auch das, was ich angefangen hatte in den letzten zwei Monaten zu glauben. Ich war süß und ich war liebenswert. Das war, wie ich mich selbst sah!
Ich straffte meine Schultern und sah George an, bevor ich an Simones Tür klopfte: „Ich mache das aus freien Stücken, George. Und niemand, absolut niemand kann mich demütigen, es sei denn ich lasse das zu!“
Ich klopfte und Simone rief uns herein. Ein Strahlen ging über ihr Gesicht, als sie mich sah: „Mina, Schatz! Geht es dir wieder gut?“
Sie stand auf und schenkte mir eine Umarmung zur Begrüßung, die ich nur allzu gerne erwiderte: „Ja, hat John erzählt, dass ich krank war?“
„Hat er, aber ich musste es aus ihm rausprügeln. Ich freue mich, dich gesund und munter zu sehen.“, sie spielte an der Schluppenschleife meines Kleides, „Und wieder so schick angezogen. Ich werde noch ganz neidisch, wo hast du nur immer diese Sachen her?“
Ich lachte und beteuerte, dass ich ihre Blusen Hosen Combi viel seriöser fand und es ihr immer etwas respekteinflößendes gab.
„Wie läufts mit deinem Dad?“, fragte ich und merkte erst da, dass George schweigend hinter uns stand. Oha, ich war ja hier, damit er seinen Vertrag aufsetzen lassen konnte. Simone bekam Tränen der Rührung in die Augen: „Wir feiern Weihnachten zusammen.“, sagte sie und ich freute mich für sie, „Das ist großartig! Das wird sicher superschön! Es ist doch das Fest der Familie und der Liebe.“
Simone nickte und wand sich dann George zu: „Magst du mir deinen Freund vorstellen?“
„Ja, sicher. Das ist George. Er fängt ein Praktikum bei Mister O’Donnell an.“
„Doktor O’Donnell?“, hakte sie nach und George, der ihre ausgestreckte Hand schüttelte nickte schüchtern. Simone lachte: „Nein, das muss ein Missverständnis sein, der Mann betreut keine Praktikanten.“
„Diesen hier schon.“, sagte ich und Simone schnaubte, „Was dagegen, wenn ich das überprüfe?“
„Überhaupt nicht.“, sagte ich und schwang leicht hin und her, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Simone hob einen Finger, dass wir warten sollten.
Während sie sprach, musste ich Grinsen, weil sie mich so ungläubig ansah und als sie endlich auflegte sagte sie: „Was machst du nur mit den Menschen, Mina?“
„Was? Ich? Wieso?“, wollte ich verwundert wissen. Sie verschränkte die Arme: „Doktor O’Donnell hat mir erklärt, dass du die Beiden miteinander bekannt gemacht hast und das deine Anwesenheit ihn davon überzeugt hat, es auch mal mit einem Praktikanten zu versuchen.“
Mir fiel die Kinnlade runter und Simone lachte: „Okay, Schatz. Wenn du herausgefunden hast, wie deine Superkraft funktioniert, dann verrat es mir!“
„Mach ich.“, sagte ich verlegen und deutete dann auf den freien Stuhl, „Dann legt mal los ihr Beiden, bevor es sich der große Boss noch anders überlegt. George, findest du allein zurück?“
„Wartest du nicht auf mich?“, fragte er unsicher und ich trat verlegen von einem auf das andere Bein, „Ich muss ganz dringend etwas erledigen. Ich komm später nach dir sehen, okay?“
„Okay.“, sagte er und sah flüchtig zum Rockteil meines Kleides. Ich ließ mir nichts anmerken, aber er hatte schon ganz richtig geraten. Ich wollte aus der benutzten Windel raus. Langsam wurde es kalt und ich begann breitbeiniger zu gehen, weil es mir so unangenehm war.
Kurz vor Johns Büro angekommen, winkte mich Jenny zu sich ran. Sie überreichte mir einen dicken braunen Umschlag und sagte: „Der Chef meinte, du wüsstest was damit zu tun ist. Er hängt da gerade mit dem Leiter der IT- Abteilung drin und möchte nicht gestört werden.“
„Na großartig. Wie lange wird es denn dauern?“, fragte ich und stellte mich etwas anders hin, was das kalte schwere Gefühl zwischen meinen Beinen leider nicht verminderte. Jenny wog ihren Kopf hin und her: „Schwer zu sagen. Dreiviertel Stunde, vielleicht eine Ganze?“
„Okay, stehen danach noch Termine an, denen ich nicht beiwohnen darf?“
Sie sah nach unten auf ihren Tischkalender und rief erst danach etwas im Computer ab: „Ja, eine Vorstandssitzung. Entschuldige, Mina. Die Dauern meistens sehr lange. Habt ihr euch heute nicht gut abgesprochen?“
Ich schüttelte den Kopf. John konnte ich keinen Vorwurf machen, er hatte viel zu viel um die Ohren, denn sein innerer Konflikt keimte immer wieder auf und ließ ihn unkonzentriert werden. Das war auch sicher der Grund, weshalb er unsere alte Routine so streng beibehielt. Ich sah den Gang entlang zu den Toiletten und seufzte schwer. Die Windel einfach abmachen, konnte ich nicht. Vielleicht Onkel Sean fragen? Ich ging in Gedanken weiter meine Optionen durch, bis ich verärgert die Arme vor der Brust verschränkte. Ich würde die blöde Windel jetzt ausziehen: „Bin gleich wieder da.“, sagte ich zu Jenny und sie nickte, bevor sie einen eingehenden Anruf entgegennahm.
Auf dem Weg öffnete ich den Umschlag. Darin befand sich ein rosa Pullup und mir wurde warm ums Herz. Das war so typisch John. Er wusste, dass ich gerade über meinen Schatten gesprungen war, als ich mit dem vollen Ding unterwegs war und es war ihm wichtig, dass ich mich jetzt wieder wohlfühlen konnte.
Die Toilette war leer, also war es ein leichtes die „Unterwäsche“ zu tauschen. Nur richtig sauber konnte ich mich nicht machen. Ich hatte zu viel Angst, dass doch jemand reinkommen würde. Während ich mir die Hände wusch, reifte in mir ein Wunsch und ich ging danach entschlossenen Schrittes zu Jenny: „Kannst du John eine Nachricht von mir geben?“
„Ich glaube nicht, dass das jetzt so gut ist.“, wich sie mir aus. Ich stützte mich an ihren Schreibtisch: „Jenny, ich weiß, dass er nicht gerne unterbrochen wird, aber ich will ihm eine Freude machen. Dafür muss er aber wissen, dass ich mir die Zeit vertreibe, während er seinen langweiligen Kram macht und ich brauche meine Handtasche.“
Jenny sah mich an und ich nahm nun doch ungefragt einen ihrer Stifte und einen kleinen Klebezettel. Sie gab auf und reichte mir einen Block: „Oh, na gut. Aber wenn ich Ärger bekomme, dann bringst du mir etwas mit!“
„Versprochen.“, sagte ich ihr und schrieb die Nachricht.
„Daddy, ich würde gerne spielen gehen. Ich werde pünktlich zurück sein und mich zwischendurch melden. Küsschen, Mina.“
Ich faltete das Blatt und Jenny steckte es unnötigerweise in einen Briefumschlag. Hier verdrehte ich die Augen.
Nur kurze Zeit später stand sie mit meinem Mantel, der Handtasche und einem anderen Briefumschlag vor mir. Sie schüttelte den Kopf: „Er hat geschmunzelt. Mister Regis schmunzelt nicht, wenn man ihn stört. Was hast du denn geschrieben?“
„Nichts Besonderes.“, wich ich ihrer Frage aus und nahm meine Sachen, „Bis später.“
„Ja, bis später.“, sagte sie kopfschüttelnd und nahm ihren gewohnten Platz ein.
Auf dem Weg zu den Straßen von New York suchte ich nach einem Geschäft, welches deutsche Schokolade verkaufte und wurde tatsächlich fündig. „Ein Hoch auf Google!“, dachte ich und schaute nach den entsprechenden U-Bahnen und machte mich sogleich auf den Weg. Was ich danach machen wollte, war mir noch nicht klar, aber ich war mir sicher, dass ich John so eine unverhoffte Freude machen konnte.
Der erste Laden war ein Reinfall. Ich hatte nicht richtig gelesen und war in einem Café gelandet. Es gab Kuchen, Cupcakes und Cookies aus Schokolade, aber eben nicht das, was ich brauchte. Trotzdem genehmigte ich mir eine kurze Pause und nahm einen der Cupcakes in einer hübschen kleinen Schachtel für Jenny mit.
Zweite Station, es gab Süßigkeiten aus aller Welt, allerdings keine Bitterschokolade. Dafür fand ich Lakritzstangen und kaufte mir selbst eine Tüte. Der Verkäufer warnte mich: „Das mag nicht jeder. Achtung, die sind nicht süß.“
„Ich weiß, deshalb mag ich es ja.“, sagte ich fröhlich und musste zum Beweis eine vor ihm essen. Er verzog angeekelt das Gesicht, während ich genüsslich abbiss und wir lachten Beide. Er konnte mir auch ein Geschäft sagen, in dem es die von mir begehrte Schokolade gab und war sogar so freundlich dort für mich anzurufen und zu fragen, ob sie die denn auch gerade dahätten. Beschwingt ging ich mit meiner Errungenschaft und einer neuen Anlaufstelle los.
Ich war fast da, als jemand hinter mir rief: „Mina? Mina!“
Überrascht drehte ich mich um und fand mich in einer stürmischen Umarmung wieder: „Was machst du denn hier? Ich dachte du hast nur donnerstags frei?“
„Hey, Jane. Hat sich so ergeben. Ich mach ein paar Wege. Was führt dich in diese Straße?“, ich löste sie von mir und hatte sie dann doch gleich wieder bei mir untergehakt: „Ich will zu einer Buchlesung. Doch keiner von den Eierköpfen wollte mit.“, sie sah mich entschuldigend an, „Dich habe ich nicht gefragt, weil du um die Zeit ja eh…“
„Alles gut.“, unterbrach ich sie und lenkte Jane in Richtung des Geschäftes, in das ich wollte. Sie sah sich darin mit genauso großen Augen um wie ich. Überall waren Gläser mit Bonbons und Gummitieren aufgereiht. Davor standen immer kleine Probierschälchen und während ich mich zierte, begann Jane sich durch die Regale zu naschen. Ich sah mir die von der Decke hängenden Zuckerstangen an und schüttelte den Kopf über ein Mosaikbild, dass aus bunten Weingummis bestand. Auf einem Tisch war eine Landschaft aus Süßigkeiten gestaltet und am Ende der Regalreihe mit den ordentlich gestapelten Schokoladentafeln befand sich ein Fachwerkhäuschen aus reiner Schokolade. Ich liebte diesen Laden!
Bei der Schokolade wagte ich es endlich das Probierangebot anzunehmen und ich naschte mich von Vollmilch über Zartbitter zu Bitter. Die weiße Schokolade ließ ich aus, da ich die nicht besonders mochte und auch um das Nougat machte ich einen Bogen. Jane tauchte hinter mir auf, als ich die ersten Tafeln in mein Ladenkörbchen legte: „Wie hast du nur so einen Wahnsinnsladen gefunden?“, fragte sie und schob sich einen rosa Bonbon in den Mund, „Ich kann nicht glauben, dass es den gibt und ich nichts davon wusste!“
„Eigentlich war ich nur auf der Suche nach dunkler Schokolade.“, gab ich zu. Sie starrte in mein Körbchen: „Die scheinst du ziemlich zu mögen. Wie viele hast du denn jetzt?“
„Fünf.“, sagte ich verlegen. Ich wusste ja nicht, welche Sorte genau John gerne mochte. Also hatte ich verschieden Tafeln mit unterschiedlich hohem Kakaoanteil rausgesucht. Ich hielt zwei weitere Tafeln in der Hand. Vollmilch und Traube Nuss, die wären allerdings für mich. Da John mich nicht so viel Naschen ließ, wie ich es gerne wollte, war mir die Idee gekommen, mir ein geheimes Depot anzulegen. Jane schaute kurz auf ihr Handy: „Wenn wir zur Lesung wollen, dann müssen wir jetzt los.“, sagte sie und ich beeilte mich zur Kasse zu kommen. Erst beim Bezahlen ging mir auf, dass Jane mich völlig überrumpelt hatte. Wie selbstverständlich ging sie davon aus, dass ich jetzt mitkommen würde und ich, die gar keine Zeit gehabt hatte darüber nachzudenken, ging mit.
Letztlich zuckte ich mit den Schultern. Das war eben Jane und eine Lesung, klang doch eigentlich ganz gut.
Ich schrieb meinem Daddy noch eine Nachricht, was ich vorhatte und dass ich mit Jane dorthin ging, weil wir uns zufällig begegnet waren. Jane und ich machten ein Selfie für John und sie schickte es auch gleich in unseren Gruppenchat: „Wenigstens einer hat mich lieb und kommt mit!“, schrieb sie darunter.
„Jane!“, sagte ich, „Das ist unfair. George ist gerade arbeiten und Kim sicher auch!“
Sie schnaubte: „Als ob. Der hat die Uni geschmissen. Was meinst du, was ich mir von unseren Eltern anhören durfte? Jane, du bist ein schlechter Einfluss für deinen Bruder! George ist so klug! Wir hatten gehofft, dass wenigstens aus einem von euch etwas anständiges wird!“, sie äffte die Stimmen ihrer Eltern nach und ich konnte ihren Frust verstehen. Trotzdem wollte ich George verteidigen: „Willst du, dass er was macht, mit dem er sein Leben lang unglücklich ist?“
„Nein.“, sagte sie ohne zu zögern, „Ich glaube nur, dass er nicht weiß, was ihn glücklich macht. Georgie war immer der Goldjunge. Er brachte gute Noten nach Hause und machte keinen Ärger, weil er über seinen Computer sogar das Essen vergaß.“, sie seufzte und ich gab zu bedenken, „Hätte es dir denn gutgetan, wenn du weiterhin auf deine Eltern gehört hättest?“
„Nein.“, sagte sie, „Ich bin schon immer meinem Herzen gefolgt.“
„Das finde ich sehr gut. Dann lass George doch jetzt die Chance, das Gleiche zu tun.“, bat ich. Wir gingen in Richtung des Buchladens, in dem die Lesung stattfinden sollte. Jane kickte eine leere Zigarettenschachtel vor sich her, „Er weiß doch gar nicht, was er will.“
„Dann lass es ihn rausfinden. Ich wusste es bis vor zwei Monaten auch nicht und bin mir jetzt zum Teil nicht sicher.“
Sie vergrub ihre Hände in den Taschen ihres Mantels und fuhr dann fort: „Kim hat auch weniger Zeit. Sie räumt ihren Laden um und erstellt Kurse. Ich finds super blöd. Wenn sie abends Kurse gibt, dann hat sie noch weniger Zeit für mich. Alles nur, weil sie diese Businesscoaching hatte.“
Ich lief rot an: „Hat sie das so genannt?“
Jane nickte und ich war sowohl verlegen als auch stolz. Ich schlug Jane vor: „Du kannst doch zu den gleichen Zeiten Yogakurse geben. Außerdem wart ihr doch erst vier Tage zusammen weg. Das hat zumindest George erzählt.“
„Ich kann im Herbst und Winter keine Kurse geben. Ich hab keinen Raum.“, maulte sie, „Weißt du wie teuer hier die Mieten sind?“
„Nein.“, sagte ich kleinlaut und dachte auf dem Problem rum, als Jane schon mit dem nächsten um die Ecke kam, „Der Eine findet sich selbst, die Zweite hat nur noch Wolle im Kopf und der Dritte will mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen.“
„Hattest du Streit mit Scott?“, fragte ich überrascht und Jane zuckte mit den Schultern. Sie sah nicht mehr so beschwingt und fröhlich aus, wie sonst und ich merkte, dass hier der Hase im Pfeffer begraben lag. Den Rest hätte sie mit ihrer offenen Art hinnehmen können. Wahrscheinlich hätte sie ihre Freunde sogar noch unterstützt, aber ein Streit mit Scott drückte dermaßen auf ihr Gemüt, dass auf einmal alles in dunkleren Farben daherkam. Arme Jane.
Ich legte meinen Kopf an ihren: „Meine Oma sagte immer, dass auf Regen Sonnenschein folgt.“
„Trotzdem ist Regen Scheiße!“, meinte sie und ich schüttelte den Kopf, „Regen ist nicht das, was du willst, aber vielleicht das, was du brauchst. Wir können nur wachsen, wenn wir uns aus unserer Komfortzone herausbewegen.“, gab ich zum Besten und dachte verlegen an die Situation, in der man mir das gesagt hatte. Das war auch außerhalb meiner Komfortzone gewesen und hatte mir überhaupt nichts gebracht!
Das sollte ich in diesem Gespräch besser für mich behalten.
Wir kamen an dem Buchladen an und ich grinste, als ich das Plakat sah: „Andrea Lawson gibt die Lesung?“
„Oh, bist du auch ein Fan?“, Jane wurde wieder munterer, „Ich liebe ihre Liebesgeschichten! Sie sind so voller Abenteuer und Romantik und…“, sie seufzte schwer und sah die Auslage im Schaufenster an, „Ich will das auch.“
Ich sah sie an und gab ihr einen leichten Stups: „Komm, wir kaufen uns noch schnell das Buch, damit wir es uns signieren lassen können.“
Das taten wir dann auch, bevor wir uns ein paar Plätze suchten. Es war mehr los, als ich erwartet hatte, doch Andrea sah gelassen in die Zuschauermenge. Sie wurde von einem Mitarbeiter des Ladens angekündigt und begann dann ihre Lesung. Sie strahlte eine hoheitsvolle Ruhe aus und ich konnte gar nicht anders, als sie dafür zu bewundern.
Jane, welche neben mir saß, zappelte, neigte sich vor und zurück und ich fragte mich ehrlich, ob ich das auch tat. War es das, was mein Daddy als so störend empfand?
„Sitz still, Jane!“, zischte ich und sie sah mich entschuldigend an, „Aber es ist so spannend!“
„Ja, deshalb würde ich gerne etwas mitbekommen. Du lenkst mich ab und andere auch.“
Sie sah sich kurz um, doch außer mir schien sich wirklich niemanden zu stören. Sie warf mir einen Blick zu und ich rollte genervt die Augen: „Nur ein bisschen leiser, okay?“
Sie nickte und ich schloss die Augen, um Andreas Stimme in ein Weingebiet zu folgen, mit einem Rucksackreisenden und einer Kellnerin, die jeden mit ihrem Gitarrenspiel verzauberte.
Hatte ich anfangs noch Sorge, dass ich in zeitliche Schwierigkeiten kam, so wünschte ich mir jetzt, dass diese Lesung nie endete. Aber leider tat sie das nach gut einer Stunde und wir stellten uns sofort zum Signieren an.
Andrea war freundlich zu ihren Fans und hielt mit jedem einen kurzen Plausch. Hinter uns wurde die Schlange länger und ich sah Jane fragend an, die mir erklärte: „Manche sind nur wegen der Autogrammstunde hier. Ich finde es respektvoller, wenn man vorher die Lesung mit anhört. Schließlich schätze ich die Autorin und ihr Werk.“
Ich drückte Janes Hand: „Du bist echt ein toller Mensch.“, sagte ich und sie wirkte verlegen, „Ähm… danke?“
Ich kicherte und war endlich an der Reihe: „Guten Tag, Andrea.“
Erst wirkte sie verärgert, weil ich sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte, doch als sie aufsah, wurde ihr Blick freundlicher: „Mina! Wie schön. Hast du dir die Zeit genommen hierherzukommen?“
„Deine Lesung war großartig, ich freue mich schon darauf dieses und andere Bücher von dir zu lesen!“, sagte ich und legte ihr mein Exemplar von „Klang des Weges“ zum Signieren hin. Sie schmunzelte: „Du hast dich nicht bei mir gemeldet. Wie läuft es mit John?“
Ich sah kurz zur Decke und verzog den Mund. Dann sah ich hinter mich und gab zu: „Die Geschichte ist länger als die Schlange hinter mir.“
„Gut.“, sagte sie und schrieb etwas in den Buchdeckel. Ich wartete kurz und sie klappte es schwungvoll zu, „Dann will ich die Geschichte bei einem Wein hören.“
„Bei einem Wein? Meinst du nicht Kaffee?“, fragte ich und sie winkte ab, „Mädchen, jetzt sei doch nicht so gewöhnlich! Schick mir deine Nummer, damit ich mich bei dir melden kann.“
„Ich könnte auch…“, setzte ich an und sah ihren stechenden Blick, „Dir gleich meine Nummer aufschreiben.“, beendete ich etwas unsicher. Sie winkte ab: „Wenn du keine Visitenkarte hast, dann lieber nicht. Ich verliere Zettel ständig.“
„Wie machen Sie das dann mit dem Schreiben?“, mischte sich Jane ein und Andrea musterte meine Freundin. Sie neigte sich etwas vor und flüsterte: „Die Notizen tauchen meistens auf, wenn ich in einer Geschichte feststecke. Sie retten mich aus misslichen Schreibblockaden. Aber nicht weitererzählen, es könnte unprofessionell wirken.“
Wir sahen sie an und als ihre Mundwinkel zuckten, mussten wir auch lachen. Jane gab ihr Exemplar zum Signieren und als Andrea auch damit fertig war zeigte sie mit ihrem Stift auf mich: „Wir trinken Wein zusammen. Noch diesen Monat. Versprochen?“
Ich nickte und wir verabschiedeten uns. Jane hatte noch mehr Hummeln im Hintern als sonst. Nachdem wir wieder auf der Straße waren, quietschte sie: „Ahhh, woher kennst du Andrea und warum hast du mir nie davon erzählt?“
„Ich wusste nicht, dass das so eine große Sache ist.“, gab ich zu und Jane hüpfte auf und ab, „Sie hat sich mit dir länger unterhalten als mit sonst jemanden! Wow. Wie habt ihr euch kennen gelernt?“
„Naja, ich musste John auf eine Wohltätigkeitsveranstaltung begleiten und da…“
„Ich brauche auch ein Praktikum in dieser Firma!“, unterbrach mich Jane und ich sah sofort meine Chance, „Das lässt sich einrichten. Hast du heute noch etwas vor?“
Etwas überrumpelt zog ich Jane mit mir. Sie war sprunghaft und ich wusste, wenn ich sie nicht dazu brachte jetzt mitzumachen, würde ich sie aus meinem Vorhaben streichen können.
Die Diskussion mit Simone kostete mich mehr Zeit, als ich erwartet hatte. Aber als ich ihr sagte, dass ich Jane brauchte, um den Übeltäter in der Firma zu überführen, setzte sie widerwillig einen Vertrag auf.
„Ich hoffe du weißt, was du tust.“, sagte sie noch und ich nickte, „Es wird alles gut werden, dessen bin ich mir sicher.“
Jane war ich nun eine Erklärung schuldig und die gab ich ihr bei einem Essen in der Mensa.
Sie war fassungslos: „Wow. Einfach nur wow.“, meinte sie kopfschüttelnd, „Und keiner glaubt dir?“
„Naja, so würde ich es nicht ausdrücken. Aber John hat schon Recht, ich brauche Beweise und diesen Meyers habe ich zwar zufällig einmal hier in der Mensa angetroffen, aber sonst noch nichtausfindig machen können. Außerdem bin ich dann ja krank geworden und war nicht mehr hier. Aber ich habe eine Liste mit allen Meyers, die hier arbeiten. Außerdem glaube ich, dass Johns Frau etwas mit Smith zu tun hat. Ich glaube für den ist das so ein persönliches Ding. Er will Johns Karriere, seine Frau…“
„Seinen Hund, sein Auto, dich…“, witzelte Jane und wurde schnell wieder ernst, „Wie kann ich dir helfen, Mina?“
„Erstmal muss ich beweisen können, dass hier dieser Meyers arbeitet und dann hoffe ich darauf, dass George es schafft sich in dessen Arbeitsprofil zu hacken und dort den Nachweis zu finden, dass dieser Johns Profil manipuliert hat.“
„Ach deshalb hat Georgie hier jetzt ein Praktikum.“, sagte sie und ich schüttelte meinen Kopf, „Nein, das hat sich zufällig ergeben und ich konnte mit George auch noch nicht sprechen. Wir ähm…“, ich stocherte in meinem Essen rum und Jane mopste sich eine Pommes von meinem Teller, „Bist du Georgie auf die Füße getreten? Ärger dich nicht, der kriegt sich in der Regel schnell wieder ein. Hast du die Liste mit den Meyers dabei?“
„Ja.“, ich kramte sie aus dem Notizbuch, welches ich immer dabeihatte und reichte sie Jane. Sie scannte die Namen und die Abteilungen, „Gar nicht so wenige. Wie sieht der Typ denn aus.“
„Groß, kleiner Bauch, schlechte Körperhaltung…. Warte kurz.“, ich hatte eine Skizze von ihm angelegt und riss die Seite aus meinem Notizbuch. Jane machte große Augen: „Nochmal wow. Der Kerl ist ganz schön hässlich… meinst du nicht, dass du bei deiner Beschreibung Vollbart hättest sagen können?“
„Tschuldigung.“, sagte ich und sie betrachtete das Bild, „Okay, ich will auch so eins. Nicht von diesem Vogel, aber von mir!“
„O-okay.“, sagte ich und sie strahlte wieder, bevor sie sich mit ihrer Gabel weiter von meinem Teller bediente, „Ich werde den finden und dann sprechen wir weiter. Ja? Morgen geht es los, da kriege ich meinen Ausweis.“
„Ausweis?“, fragte ich und Jane nickte, „Meinen Praktikantinnenausweis.“
Warum hatte ich keinen bekommen? Hier wusste doch jeder, dass ich Johns Praktikantin war, aber einen Ausweis hatte ich nie… Mir wurde heiß und kalt. Hier war ich ein bunter Hund, deshalb wäre es mir ohne Jane auch gar nicht möglich Meyers zu finden. Jeder wusste, dass ich Mister Regis unterstand. Das erklärt auch, warum Meyers beim letzten Mal so schnell auf Abstand gegangen war.
Mein Handy summte und ich fuhr zusammen. Schnell nahm ich ab, als ich sah, wer da anrief: „Ja, Sir?“
„Oh bist du nicht allein?“, fragte John und ich sagte leise, „Nein.“
„Wo bist du, meine Süße?“, wollte er nun wissen und ich beeilte mich zu sagen, „In der Mensa. Ich komme gleich.“
„Ich kann auch zu dir kommen.“, meinte er. Ich schob meinen Teller Jane zu und flüsterte, den Hörer zuhaltend, „Ich muss los.“
Sie nickte und winkte mir. Die Liste und meine Täterskizze lagen noch vor ihr und sie begann sie weiter zu studieren, während ich aus der Mensa eilte.
Ich fand mich hier immer besser zurecht und während ich den letzten Gang entlangschlitterte, fing mich Sean, der gerade aus einer Tür trat ab: „Hoppala. Vorsicht, Püppi.“
„Entschuldige, ich wollte mich nur beeilen.“
„Fall nicht hin, sonst endest du im Gips, wie Georgie.“
„Wo ist der eigentlich?“, vielleicht würde ich es ja noch schaffen, mit ihm zu sprechen. Sean versperrte mir die Sicht in sein Büro; „Der schläft.“
„Du hast ihn zu einem Mittagsschlaf überredet?“, fragte ich ungläubig. Sean hielt sich einen Finger an den Mund. Ich sollte leiser sein, dann zwinkerte er mir zu: „Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist später Nachmittag! Und der Kleine nimmt immer noch Schmerzmittel, die machen müde.“
„Der Kleine?“, hakte ich nach. Sean grinste: „Oh ja, er weiß es nur noch nicht. Das macht tatsächlich großen Spaß. John und ich wetten schon, wann ich ihn in Windeln habe.“
Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln: „Sowas macht mein Daddy nicht.“
„Was mache ich nicht?“
Ich fuhr zusammen, als John ebenfalls aus dem Büro trat.
„Hattet ihr eine Besprechung?“
„Ja, ein Kunde will eine Vergrößerung seines Bürokomplexes, ist aber mit der jetzigen Auswahl nicht zufrieden. Die Stadtviertel sind ihm entweder zu teuer oder zu schäbig.“
„Habt ihr nicht jemand anderen, der sich darum kümmern kann?“, wollte ich wissen und John strich mir über die Wange: „Mina, uns macht das Spaß. Und ja, wir haben viele Makler, die sich um kleinere Projekte kümmern.“
„Ein Bürogebäude klingt jetzt nicht so superwichtig.“
„Das hörst du es, John. Ein Bürogebäude für die Regierung ist nicht so wichtig. Dann können wir das ja jemand anderem auf den Schreibtisch legen.“, lachte Sean und ich schwieg. Er stupste meine Nase an: „Na, kleines Mädchen, wissen wir wieder, wo dein Platz ist?“
Ich sah zu Boden und John legte schützend einen Arm um mich: „Lass gut sein, Sean. Kümmere dich lieber um George. Er scheint ja doch sehr nervös zu sein.“
„Nervös, warum?“, wollte ich wissen und Sean sah durch die Tür, ob George noch schlief, „Er hat Freitag seine OP. Ich kenne den Arzt und der hat es so schnell einrichten können.“
„Der Arme. Darf ich ihn noch sprechen?“
„Heute nicht mehr. Lass den Jungen schlafen. Außerdem fahren wir jetzt nach Hause.“, sagte John und verabschiedete sich dann von Sean. Ich lief noch schnell zu Jenny und stellte ihr die Schachtel mit dem Cupcake hin. Auch sie kramte ihre Sachen für den Feierabend zusammen, sagte aber: „Danke! Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Bis Morgen?“
„Ja, ich denke schon.“, sagte ich und machte mich dann auf den Weg. John hielt mir lächelnd seine Hand hin und ohne zu zögern, ergriff ich diese. Erst als wir Richtung Ausgang gingen, wollte ich mich von ihm lösen: „Mensch, John! Deine Mitarbeiter… die denken sonst was. Du bist verheiratet!“
„Dann wäre es wohl besser du lernst endlich dich hier im Gebäude zurecht zu finden. Dann muss ich dich nicht immer an die Hand nehmen.“, sagte er laut und ich runzelte die Stirn. Das er mich aufzog merkte ich erst, als seine Mundwinkel sich kräuselten.
Im Auto neigte er sich zu mir: „Hast du in den Umschlag gesehen?“
„Nein.“, ich winkte ab, „Da war Geld drin und das brauchte ich nicht.“
Er wirkte enttäuscht: „Gibst du mir den Umschlag dann bitte zurück?“
„Ja klar.“, ich kramte ihn aus meiner Tasche und reichte ihn John. Er zählte die Hunderter ab und ich erkannte, dass es mal wieder fünf gewesen waren. Nachdem er sie in sein Portemonnaie gesteckt hatte, machte er etwas an seinem Handy. Ich sah auf den Umschlag, der zwischen uns lag: „He, da ist ja eine Nachricht drin.“, ich wollte danach greifen, doch John war schneller: „Zu spät, Kleines.“
„Ach Daddy. Bitte. Ich konnte ja nicht wissen, dass du mir noch eine Nachricht reingepackt hast.“
„Dann hat es nicht sein sollen.“, sagte er und beschäftigte sich weiter mit seinem Smartphone. Er sah plötzlich zufrieden aus und sagte unvermittelt, „Weißt du eigentlich, dass ich sehr stolz auf dich bin?“
„Ähm…“, brachte ich wie ein dummes Schaf hervor. John lächelte und reichte mir dann einen anderen Umschlag, in Din A4: „Die Unterlagen deiner Bank sind endlich angekommen. Magst du mal reinschauen?“
„Warum sind die zu deiner Firma geliefert worden?“, fragte ich und er schmunzelte, „Ich wollte eine Geschäftsadresse angeben. Das wirkt seriöser. Trotzdem finde ich, dass sie ganz schön lange gebraucht haben.“
„Vielleicht sollte ich doch mal auf Onlinebanking umstellen?“, sagte ich kleinlaut und er nickte, „Ja, aber alles zu seiner Zeit.“
Ich sah, wie er den Zettel aus seinem Umschlag herausnahm, faltete und die Tasche seines Mantels steckte. Dann riss ich meinen auf und begann zu lesen. Einmal, zweimal, dreimal… nochmal… ich hatte einen dicken Kloß im Hals und John, der mich bis eben nur gemustert hatte, nahm mir den Brief ab. Er las ihn sich durch und seine Lippen pressten sich zusammen. Ich konnte die Anspannung in seinem Kiefer sehen und diese wütend pulsierende Ader trat auf seiner Stirn hervor. Trotzdem sagte er kein Wort. Jedenfalls nicht zu mir. Stattdessen nahm er sein Handy und tätigte zwei Anrufe. Den ersten Verstand ich nicht richtig, denn er sprach viel zu schnell und wütend. Irgendetwas mit Flugzeug und sofort. Als würde er nur irgendwelche Anweisungen bellen. Letztlich nickte er und wählte die nächste Nummer: „Konstanza? Suchen Sie ein paar Sachen für Mina und mich zusammen. Wir fliegen in zwei Stunden nach Deutschland. Nur für ein paar Tage.“, damit legte er auf. Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch, dann nahm er meine Hand und drückte diese: „Mina, es ist alles gut. Ich bin bei dir. Das ist sicher nur ein Missverständnis und ich lasse dich damit ganz sicher nicht allein!“
Bald darauf saßen wir im Flieger. Ich hatte nicht einmal die Zeit gehabt John seine Überraschungsschokolade zu geben. Wenigstens durfte ich diesmal neben ihm sitzen, mit einem normalen Gurt. Ich hatte mich an ihn gelehnt und John saß so dicht bei mir, wie es die Sitze zu ließen. Er hielt meine Hände und sagte weiter beruhigende Worte. Auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Latein. Ich verstand nicht alles, aber ich wusste, dass er mich ablenken wollte und es gelang ihm ein wenig.
Autor: Bic (eingesandt via E-Mail)
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Endlich wieder der alte Bic.
Du hast echt eine Wahnsinnsstory auf die Beine gestellt, grandios!
Das ist richtig, richtig gut!
Du bist ja im wahrsten Sinne des Wortes eine Schreibmaschine!
Finde die Charakterentwicklung und den Lernfortschritt von Mina in diesem Teil sehr schön hervorgehoben. Wie sie die verschiedenen Lektionen z. B. gegenüber George umsetzt. Auch, dass sie sich so liebevoll um die Leute um sich rum kümmert, ob mit Weisheiten, Hilfe, Praktikumsplätzen oder einfach etwas süßem, dass von Herzen kommt.
Danke für den Teil, ich warte wie immer mit Vorfreude auf den nächsten!
Die beste Geschichte die ich hier gelesen habe Wahnsinn freue mich wie ein Schnitzel auf jeden neuen Teil
Die arme Mina; sie ist so viel gleichzeitig zu bewerkstelligen.
Hoffentlich schafft das die Süße!
Du schreibst toll, Bic! Der nächste Teil wird schon heiß erwartet!
Super Story, viele Details, gute Schreibqualität.
Ich hoffe, dass Du Dir für die nächsten Teile genug Zeit lässt.
Warum? Ganz einfach:
Es wäre total doof, wenn Du zu schnell schreibst und deshalb bald keine Lust mehr hast auf weitere Kapitel 😉
wie immer sehr sehr toll
@Chris Keine Sorge, das Schreiben macht mir sehr viel Spaß. Ich neige da eher zu Ungeduld. Daher auch die mal mehr und weniger auftretenden Flüchtigkeitsfehler.