Ein kurzes Warten am ersten Tag
Windelgeschichten.org präsentiert: Ein kurzes Warten am ersten Tag
Wenn Träume leben.
Diese Geschichte ist für all die, die nur ein bisschen träumen. Oder die nicht besonders oft träumen. Oder die sich nicht mehr so recht erinnern können, wie sich Träume anfühlen. Eigentlich ist es für uns alle hier.
Denn wir alle glauben immer noch, dass das Träumen nichts für uns ist.
So geht es Jule und auch Anne, die beiden ungleichen, mutigen Heldinnen, die weder sich selbst noch ihre momentane Lebensphase so richtig leiden können.
Sie ist für uns alle, denen es nicht gefällt, sich so zu fühlen.
Jule und Anne lernen das in dieser Geschichte durch eine zufällige, wundersame Begegnung. So belebend wundersam, dass sie selbst kaum daran glauben können.
Eine Erzählung über Umwege und eigene Wege. Und über das Suchen, Finden und Werden.
Aber vielleicht lest ihr selbst und allen viel Spass dabei. ………..Soe ……
Ein kurzes Warten am ersten Tag
Kapitel I
Ich sollte nur das Nötigste einpacken, der Rest wird sich dann schon finden hatte ich als letzten Hinweis von Frau Schneider mit auf den Weg nach Haus mit bekommen.
Neben mir standen zwei gepackte Taschen für die kommenden Tage. Meine ersten freien Tage und meine erste Einlandung nach Adersloh (Annes Heimatort). Sie wollte das ich sie über Ostern besuche und bis zum 17. April bleiben sollte.
Sie meinte ich brauchte einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, und Zeit zum Atmen. Adersloh das kleine idyllische Dorf im westfälischen Nirgendwo, wäre dazu gerade ideal. In Annes Haus gabt es jetzt genug Platz und Möglichkeiten, der Garten war eine Spielwiese, und die Busverbindung in die Kreisstadt war praktisch nicht vorhanden.
Mein Bus hielt pünktlich um 11:16 Uhr an der Ecke Widumgasse in Fredeberg (Kreisstadt und Annes ehem. Arbeitsplatz). Hier sollte ich warten damit sie mich dort aufsammeln konnte. Um 11:30 Uhr sollte ich Ausschau nach einem blauen Passat Kombi halten.
Meine Beine baumelten von der Holzbank im Wartehäuschen runter. Im Gedanken ging ich noch einmal durch, was ich in die Taschen gepackt hatte. Unterwäsche, Nachthemdchen, Septa, Mullwindeln, sechs Kleidchen, drei Spielhöschen, zwei Strickjacken, Strumpfhosen in allen Farben und zwei kurzärmelige Hemdchen. 1 Paar offene Sandalen aus einer unbekannten Vererbung. Selma, meine Kuschelfreundin hatte ich noch den letzten Platz in einer der Taschen gegönnt.
Mit Selma fühlte ich mich immer stark und sicher. Aus Stoffresten und mit Nadel und Faden hatte, ich ihr ein ziemlich ungewöhnliches Kleidchen zusammen genäht. Sie trug das rote Etwas mit gelben und blau-grün karierten Flicken schon fast 10 Jahre. Ein Zweites gab es natürlich nicht. Armes Mädchen dachte ich nur, aber beschwert hatte sich Selma eigentlich auch nie.
Bei ihrem Anblick fiel mir auf, dass Selma schon so zerliebt war, das ich mich wirklich mal um ihr Äußeres bemühen sollte.
Im textilen Gestalten wollte ich ihr immer mal ein schönes Kleid häkeln oder stricken. Dabei blieb es, weil ich lieber in die Kochgruppe ging. Ehrlich gesagt hätte ich auch noch textiles Gestalten versucht. Die Möglichkeit dazu gab es aber weder in meiner Schule, noch in der Freizeit, im Dorf.
Ein Hupe holte mich aus meinen Gedanken und ich sah erschrocken auf. Wieder ein hupen und Frau Schneider erschien hinter der Windschutzscheibe, winkend in ihrem blauen Passat.
Ich beeilte mich auf meine Füße zu kommen, winkte heftig zurück und zuppelte schnell noch meine Kellerfalten an meinem Lieblingskleid zurecht. Mein blaue Strumpfhose endete in meinen halbhohen, schwarzen Knöchel-Lacksandalen, mit Einlagen, und offenem Herz auf dem Spann.Der kleine Absatz machte mich etwas größer und ich fühlte mich beim Gehen damit sicherer. Ich mochte diese Lackschuhe, auch wenn sie so gar nicht zu meinem Trägerkleidchen passten.
Oben war mein Kleid gerade geschnitten. Der Rockteil mit großen Kellerfalten und auffälligen gelben Lackgürtel fiel unten schön weit aus und endet mittig über meinen Oberschenkeln. Das Muster war in Karos, mit kräftigen blau-grün Tönen gehalten. Dazu passend hatte ich einen creme-weißen Rolli mit grün-blauen Abschlüssen an Ärmeln und Bund gewählt. Darunter hatte ich meinen roten Brustbeutel mit gelben Margeritenblümchen und etwas Kleingeld sicher versteckt. Man weiß ja nie, vielleicht konnte ich mir ja irgendwo in den Ferien ein kleinen Wunsch erfüllen. Sogar an meine blaue Zopfmuster-Strickjacke hatte ich gedacht.
Frau Schneider lenkte den Kombi verbotenerweise in die Busparkbucht, rieß die Fahrertür auf und eilte, fast stolpernd zu mir in das überdachte Bushäuschen. Solche Gefühlsausbrüche kannte ich bisher nicht wirklich von Frau Schneider, wobei sie mich fast überrannte. „Hui, du siehst ja so hübsch aus, waren ihre ersten Worte.
Erst dann drückte sie mich fest an sich und gab mir je einen Kuss auf die Wangen.
Sie musterte mich dann ganz: „Du hast dich ja etwas verändert. Du hast längere Haare bekommen.“, und als ich sie fragend ansah, lächelte sie, „Das sieht sehr schön aus.“ Nur der Pony ist viel zu lang, kannst du mich eigentlich noch erkennen?“ Eigentlich war ich etwas stolz auf mich. Auf die geglückte Busfahrt bis hierher. Auf meine Entscheidung, für ein paar hoffentlich schöne Tage, endlich bei Frau Schneider zu urlauben. Und natürlich auch auf die Aussicht darauf, dass wir gemeinsam viel zusammen unternehmen und erleben konnten.
In mir machten sich erwartungsfrohe Gedanken und Gefühle breit, beinahe fast schon glückliche, was doch eigentlich ganz und gar verrückt und bisher für mich unwirklich war.
„Schön, dass du endlich da bist, Jule.“ Ich nickte auch ziemlich heftig und dieses Leuchten trat in ihre Augen.
„Oh Gott, Jule, du weißt ja überhaupt nicht wie …!“; sagte sie und umarmte mich erneut. So hatte ich Frau Schneider noch nicht erlebt. So ausgelassen. So begeistert. So durcheinander. Ihre Hände zitterten sogar, bis sie tief Luft holte und erkannte, dass sie sich zusammenreißen musste.
Wollen wir dann mal los, fragte Frau Schneider als der lange Akt der Begrüßung erledigt war. Jule, du musst dann hinten sitzen und dabei öffnete sie mir die Tür. Als ich angeschnallt war, schloss sie wieder die Tür.
Ein vorbei fahrender Bus hupte direkt neben uns, um uns Gestikulierend anzuzeigen, dass wir da nichts zu suchen haben.
Die Fahrt nach Adersloh dauerte bestimmt 40 Minuten. Ich sollte hinten sitzen, weil Frau Schneider sich nicht mit den aktuellen Regeln für Kinder auskannte. „Ich habe nicht solche speziellen Sitze, die ich vielleicht für dich brauche Jule, erklärte sie mir in den Rückspiegel schauend. Ich finde so ist es einfach sicherer.
Meine Taschen hatte sie schnell in die große Kofferraumablage gestellt. „Du hast alles wichtige für dich eingepackt fragte Frau Schneider und rangierte dabei den Passat aus der Bushaltestelle. „Ach blöde Frage, schellte sich Frau Schneider selbst, wir kommen schon zurecht, ganz bestimmt, bestätigte sie sich dann selbst wieder. Und wenn uns etwas fehlt gehen wir halt einfach einkaufen.
Dann waren wir schon fast aus der Kernstadt von Fredeberg raus. Die Straßen wurden immer kleiner und kleiner. Ich konnte gerade noch so ein schräges Straßenschild und den Schriftzug „Nordhof“ lesen. „Schöner Name dachte ich mir und fragte Anne (Frau Schneider), sind wir gleich da?“
Nein, nein du musst noch etwas geduldig bleiben Maus.“
„Anne?“ , ja Maus – fahren wir jetzt auch durch Südhof?“ „Nein, warum und wie kommst du denn jetzt da drauf?“ „Wenn es ein „Nordhof“ gibt, dann muss es doch auch ein Südhof geben ,oder?“ „Du Schlauliesel, vielleicht, aber ganz sicher nicht hier. Das Dorf heißt doch nur so. Ich kicherte und lies mich zurück in den Sitz fallen.
Bist du denn schon aufgeregt und neugierig auf die Tage bei mir, fragte Frau Schneider ganz beiläufig.
„Mhhm, ja vielleicht ein bisschen, weil es sind ja meine ersten richtigen Ferien.“ „Wie kann ich dir denn helfen, deine Angst etwas zu klauen?“ „Ähm, och so richtig weiß ich das jetzt auch noch nicht“. Wenn ich zu dolle Angst habe frage ich eigentlich immer Selma, die hilft mir und ist voll schlau und versteht mich sofort.
„Sollen wir deine Selma gleich anrufen wenn wir angekommen sind, fragte Anne gleich.“ Ich kicherte und erklärte Anne, dass meine Selma in einer der Taschen liegt.
Als ich wieder aus dem Fenster schaute sauste ein Schild mit der Aufschrift „Ziegenrein“ an mir vorbei. Wie lustig und ich versuchte irgendwo Ziegen zu sehen. Einfach nichts zu sehen, stellte ich enttäuscht fest. Vielleicht waren sie ja in ihrem Stall und wollten sich einfach nur verstecken oder wollten nicht raus. Das konnte ich mir aber nicht vorstellen, denn hier war es wirklich schön. Okay ein paar schiefe Bäume hatte ich schon gesehen, aber das konnte man doch bestimmt irgendwie reparieren, war mein erster Gedanke. „Ich überlegte hin und her, wie so ein Beruf wohl heißen könnte“?
Der Gedanke beschäftigte mich …. „Anne?“ , ja Maus – gibt es eigentlich einen Baumrichter?“ „Ich habe bisher noch nicht davon gehört, aber wozu brauchst du denn so einen Baumrichter Maus?“
„Ich brauche ihn ja nicht, sondern die Bäume, die hier alle so schief rumstehen.“ „Also kann man denen nicht helfen. Maus die brauchen keine Hilfe, weil der Wind sie so schief pustet. „Ach so.“
Wir fuhren weiter langsam über die Landstraße, und obwohl ich nicht wirklich wusste was mich in meinen ersten Ferien erwartete, wusste ich das sich Frau Schneider gewiss um mich kümmerte. Was konnte mir schon passieren. Sie hatte davon gesprochen das wir ganz bestimmt Neues ausprobieren und erleben werden. Die Ferien bei Frau Schneider lagen vor mir, mit seinen zahllosen Versprechen und Möglichkeiten. Ich träumte mich während der Fahrt in schöne Erlebnisse. Alles fühlte sich genau richtig an, so als hätte alles nur auf mich gewartet. Ich schaute aus dem Fenster um alles in mich aufzunehmen.
„Anne?“ , ja Maus – können wir auch mal hier die Ziegen besuchen?“ „Wo möchtest du denn Ziegen besuchen?“ „Na hier in Ziegenrein natürlich, weil ich habe gerade nirgendwo welche gefunden.
Anne lachte laut. „Du kleine Grüblerin, Ziegen gibt es doch auch überall anderswo, vielleicht auch in Ziegenrein. Wenn du möchtest können wir da ja gerne mal hinfahren und danach suchen. In Ziegenrein ist aber ein ganz toller Pferdehof, wo man Reiten lernen kann, und wo es auch eine große Spielscheune für Kinder gibt. „Kannst du dir so etwas für dich auch vorstellen?“ „Das hört sich ja voll schön an, antwortete ich und schloss meine Augen um mir vorzustellen, wie ich über Felder und Wiesen galoppierte.“
Das Ortsschild von „Unhorn“ sauste an mir vorbei. Es stand ganz gerade am Rand aber das „Un“ war mit roter Farbe durchgestrichen. Ich überlegte lange darüber nach, was das zu bedeuten hatte, kam aber nicht auf eine Erklärung. Es mussten aber bestimmt Kinder gewesen sein, schlussfolgerte ich scharf. Wer wollte schon aus „Unhorn“ kommen wollen. Klar wie Kloßbrühe, war mein fertiges Ergebnis.
Dabei kicherte ich wohl ziemlich laut vor mich hin, weil Anne mich fragte: „warum gackerst du denn so lustig vor dich hin?“ „Ach nix.“
„Anne?“ , ja Maus – kommt nach „Unhorn“ jetzt endlich dein zuhause?“ „Nein noch nicht, aber es ist wirklich nicht mehr so weit.“ Fährst du nicht gerne Auto – Maus?“ Doch schon, nur hier hinten ist es alleine halt einfach nur ganz langweilig und du bist da vorne so weit weg von mir. Ich finde es auch nicht so schön hier vorne alleine ohne dich zu sitzen. Weil du noch so klein bist darfst du leider nicht hier vorne bei mir sitzen.
„Ungedanken“ sauste dann an mir vorbei. Wenn man das „Un“ einfach mit der Schere wegschneiden würde, bleiben nur noch die „Gedanken“…….Gedanken konnte man immer besser brauchen als „Ungedanken“, stellte ich scharf fest.
„Anne?“ , ja Maus – ich dachte es gibt nur Gedanken oder gibt es jetzt auch schon Ungedanken?“ „Ungedanken gibt es nicht wirklich, außer unser Nachtbardorf, das so heißt Maus. Es gibt natürlich immer Gedanken, so wie du es gerade machst. Aber Ungedanken nennt man bestimmt anders, vielleicht ohne Gedanken. Dann sind es ganz bestimmt Träume oder beim Schlafen macht man sich keine Gedanken. „Ich finde man sollte immer nach „Vernünftig“ und „Unvernünftig“ leben. Nur immer vernünftig zu sein macht ja niemandem wirklichen Spaß. Ich möchte das du in deinen Ferien hier alles unvernünftige machst, damit du ganz viel Freude und Spaß hast und ich mache für dich alles Vernünftige. „Klingt das nicht auch gut für dich?“ , murmelte Anne nach hinten.“
„Sind eigentlich alle Erwachsenen so kompliziert Anne?“ Das ist eine sehr schöne Frage, aber beantworten kann ich dir das leider auch nicht.“
„Dann bleibe ich für immer einfach unvernünftig, ist doch klar.“ „Das darfst du sehr gerne bei mir sein.“ ,schmunzelte Frau Schneider fröhlich zurück.
„Maus, jetzt ist es nicht mehr so weit und wir sind gleich da.“
„Und, über was grübelst du denn noch so, Jule?“ Das Radio stellte sie dabei noch leiser.
„Mhh, natürlich wo mein Bett steht, wo ich schlafen kann, wo du wohnst und wie dein Haus aussieht.“ „Hast du auch einen Garten, wo ich spielen kann?“ „Ja, ich habe einen schön großen Garten und spielen kannst du da bestimmt auch drin. Meine beiden Töchter haben das immer oft gemacht.“
„Wenn wir da sind, zeige ich dir auch alles ganz genau.“
„Wir bekommen heute Abend auch noch Besuch Jule“! ,versuchte mir Anne während der Fahrt, zu erklären. „Was ist das denn für ein Besuch, fragte ich?“ „Ach, wir stricken zusammen und essen noch eine Kleinigkeit, mehr eigentlich nicht.“ „Es geht so gegen 18:00 Uhr los. Weißt du Jule, wir treffen uns immer regelmäßig zum Stricken, Häkeln und Handarbeiten, Donnerstags, Sonntags und Dienstags. Nur über Ostern nicht. Es sind meine besten Freundinnen die zu uns kommen und du wirst sie bestimmt genauso mögen, wie ich auch. Bis dahin kannst du dich aber in Ruhe umsehen und dich bei mir einleben.“
„Freitag gibt es noch Nichts und wir könnten zusammen überlegen, was wir alles anstellen können.“
„Na, denkst du, dass du damit zurecht kommst?“ , fragte sie unsicher und etwas leiser. „Und was soll ich dann machen, wenn du und die anderen Freundinnen stricken?“ „Vielleicht kannst du ja was schönes basteln oder malen“, antwortete Anne.“
„Achtung jetzt musst du gut aufpassen, unser schöner Kirchturm kommt gleich, dann fahren wir Links, noch einmal Links und dann sind wir fast schon da, sagte Anne.“
Ich sah dann den grünen Kirchturm, der ziemlich hoch in den Himmel kletterte. Sie läutete gerade für die Mittagszeit vier Mal und ich wusste es ist gerade 12:00 Uhr. „Kirchen mag ich besonders murmelte ich Richtung Anne.“
Nach der Kirche wurde die Straße noch schmaler, wieder ein paar Häuser, wieder kleine, blühende Gärten, ein Rapsfeld. Vor einem Holztor war urplötzlich alles zu Ende. Ich starrte auf ein hübsches Häuschen dahinter.
„Bleib noch kurz sitzen Jule.“ Das Tor öffnete sich automatisch und sie lenkte den Passat rechts vor die offene Garage. Sie stieg zuerst aus und erklärte mir dass sie erst meine Sachen im Haus verstauen wollte und mich dann holen möchte. Ihre Stimme klang entschlossen und endgültig.
Dann griff sie meine beiden Taschen aus dem Kofferraum und stellte sie vor die Haustür. Kurz darauf war sie auch schon hinter der Haustür verschwunden.
Endlich waren wir an ihrem Haus und ich atmete erst mal tief durch. Ich sah ihr nach und musste noch im Auto warten. Mein geschlossenes Fenster kurbelte ich runter. Das Wetter war für diese Zeit schon viel zu warm. Die Luft roch noch feucht, nach erdiger Vanille und frischem Hasenklee. Der salzige Geschmack der Luft, versprach für die nächsten Stunden, Regen.
Ich beobachte wie Anne mit einem Lächeln zurück kam. Mit den Worten es ist alles vorbereitet öffnete sie mir die hintere Tür. „Ich lasse dich schnell in den Garten und parke dann das Auto noch schnell in der Garage. Ist das in Ordnung Maus?“ „Ja natürlich.“
Das grüne Gartentörchen knarzte beim Öffnen. Ich lief sofort in eine hintere Ecke des Garten, weil sich meine Blase angespannt meldete. Meine Blockade mich unter Leuten zu entspannen hatte ich leider immer noch nicht ablegen können. Auch noch so eine Sache die groß auf meiner Wunschliste stand.
Ich tat so, als müsse ich den frischen Klee streicheln. In Wirklichkeit brauchte ich einfach einen Moment, um für mich ganz alleine zu sein. In einer tiefen Hocke und mit Wackelpopo, weit gespreizten Knien und Ruhe war meine Blase schnell bereit sich zu lösen. Eine schöne Gänsehaut belohnte mich immer mit einem wohligen Gefühl.
„Ich bin jetzt wieder da!“ ,ruft Anne, wo hast du dich versteckt Jule?“
„Hier hinten!“ ,rufe ich schnell zurück.
Annes Haus – mein Ferienhaus – ist ein großes zweistöckiges Haus in weiß und grau. Auf dem Dach hatte es ein großes Häubchen mit zwei weit geöffneten Augen. Das Glas der Fenster glitzerte durch die Sonne zurück in den Garten. Das grüne Efeu um das Häubchen wirkte wie dicke, böse Augenbraue. Wenn sich die Aprilwolken vor die Sonne schob, glaubte ich grimmige Blicke zu sehen. Als Anne endlich neben mir steht, zeige ich mit dem Finger auf das Haus und sage: „gugg Anne, dein Haus beobachtet uns und ist ganz neugierig.“
„Ach, was du nicht sagst.“ Dabei kringelte ich mich vor Lachen und kicher noch viel länger. Als ich mich halbwegs beruhigt hatte, griff Anne mir unter die Arme und zog mich zu sich hoch, vor den Bauch. „Dann muss ich das kleine Angsthäschen ja beruhigen, weil du noch so klein bist, richtig?“ „Das ist gut und Selma passt auf wenn wir schlafen…..stimmt´s.“
“Hui Maus, dein Popo ist ja ganz warm.“ Wie kann das denn nur sein?“ „Die Sonne scheint heute viel zu heiß, plapperte ich einfach schnell los.“ Du bist dir ganz sicher, das die Sonne deinen Popo so warm gemacht hat. „Ja, wer denn sonst!“ ,versuchte ich mein Glück. „Ganz bestimmt kein „Lulu-Popo, Maus?“ „Nö, blieb ich einfach ganz standhaft.“
„Anne gab sich wohl erst einmal gespielt mit meiner Verweigerung zufrieden.“ Mit einem Kuss auf die Stirn stellte sie mich zurück auf die Beine. „Na dann lass uns mal den Garten, dein Feriengarten anschauen.“
In der linken Ecke, unter einer großen Buche, lag ein Sandkasten mit bunten Sitzbrettern. Die Plane darüber sagte mir sofort, gespielt wurde hier schon länger nicht mehr. Eigentlich zu schade und eine Verschwendung. Eimer, Förmchen und Schaufel baumelten an einem aufrecht, aufgestellten Balken daneben. Der Rasen drum herum war kurz geschnitten und schon mit kleinen Schneeglöckchen, blauen, kleinen Irgendwas-Blüten, die ich noch nicht kannte, übersät. Zum Haus und Terrasse hin standen knorrige alte Obstbäume die wie Soldaten, stur in einer Reihe standen und die Magariten, Tulpen und Osterglocken bewachten.
Eine Teppichstange mit zwei langen Wäscheleinen spannten sich quer über den Rasen bis zur rechten Gartenecke. Ein gelber Forsythienstrauch überwucherte bereits einen kleinen Holzzaun. An der Teppichstange waren noch zwei Schlaufen, ob da wohl mal eine Schaukel dran war, fragte ich mich.
Hier konnte man sich wirklich wohlfühlen und bestimmt auch ganz weit Träumen.
Wir standen am Ende des großen Garten, genau vor diesem kleinen Zaun. „Schau Jule, da sind viele Kühe!“ ,wie schön friedlich die grasen und die tun dir auch nichts! Kühe sind wie Mädchen sagte Anne noch. Nur Bullen sind echt böse. Bullen sind wie Männer.
Zehn, zwölf schwarzbunte Kühe starrten mir entgegen. Dann kam eine Kuh direkt hinter einem Holunderstrauch hervor, schaute mit ihren braunen Kulleraugen in meine Richtung, bewegte sich
einige Schritte und machte einen großen Haufen, genau vor unsere Füße. Anne zog mich ruckartig zurück, konnte aber die braunen Spritzer auf meiner Strumpfhose nicht vermeiden.
„Iiiihhh,…igittigit, blöde Kuh schnaubte Frau Schneider und ich betrachtete von Oben die Kuhsommersprossen auf meiner Strumpfhose. „Anne…“, jammerte ich und sah entsetzt nach unten. Pfui, sagte Anne erneut, so eine Ferkelei. Ich ziehe dir gleich eine neue an und mache dich dann gleich auch noch frisch.
Laß uns ins Haus gehen, ich möchte dir gern alles zeigen, forderte mich Anne dann auf.
Auf dem Weg zum Haus entdeckte ich unter einem Vordach zwei Fahrräder. Ein großes Schwarzes mit einem Kindersitz über dem Gepäckträger. Ein zweites in Mintgrün mit weißem Sattel, rosa Lenker und Gepäckträger. Am Lenker hing etwas schief ein kleines Körbchen, für eine Puppe wie ich vermutete. Links und rechts waren noch kleine Räder an rosa Stützen angebracht.
Anne sah meine Neugier und Interesse an den Fahrrädern. „Hier auf dem Dorf erledigen wir sehr viel mit dem Fahrrad. Alles ist sehr flach und gut zu erreichen. Das kleine Rad habe ich extra für dich zurecht machen lassen, damit du auch üben kannst. „Gefällt es dir?“ „Ja, die Farben finde ich richtig schick. Aber ich habe doch Angst vor dem Fahrrad fahren.“ „Weiß ich doch Maus. Frau Kaiser (also Birgit) aus der Schuhabteilung hat doch gesagt, du musst unbedingt mehr Kraft in den Beinen haben damit du ein besseres Gangbild bekommst. Wir üben das ganz einfach zusammen und vielleicht fällt es dir dann auch einfacher keine Angst mehr vor dem Radfahren zu haben.“
Es war zuerst ein merkwürdiges Gefühl, jetzt so nah bei Frau Schneider zu sein und jetzt auch in ihrem Haus, für die nächsten vierzehn Tage zu wohnen.
Aber zum Glück fingen meine ersten Ferienstunden bei Anne (also Frau Schneider) hinter wuchernden Hecken, Stockrosen und alten, knorrigen Bäumen unbeobachtet und versteckt an, und nur wenige Menschen wussten bis jetzt wirklich davon.
Dass das nicht allzu lange so bleiben würde, konnte bis hierher wirklich niemand ahnen.
Alles hatte dabei mit einer sehr schlimmen Erkenntnis und Wahrheit angefangen. Das ist ja oft im Leben so: Etwas Erschreckendes oder ganz Erstaunliches passiert, aber wenn man nach Jahren zurückblickt, dann hat genau damit etwas ganz besonders Glückliches begonnen. Nur das man das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß.
Dabei hätte man in diesem Frühjahr, rund um das kleine Haus an der Struppe, und in dem kleinen Dörfchen „Adersloh“ vieles mehr sehen und miterleben können.
Und dann ging ich zum ersten Mal über die Terrasse und der weit geöffneten Terrassentür, in das kleine Haus von Anne, am Rande des schönsten Dörfchens: Und so beginnen meine ersten und wunderbarsten Osterferien an der Seite von Anne.
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Hallo liebe Leser*innen, hier ist ein kleiner „Appetizer“ für eine mögliche, neue Geschichte. Wenn sie Gefallen findet, würde ich mich über aussagekräftige Kommentare freuen.
Liebe Grüße ……Soe……….
Autor: Soe (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
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Auch eine wunderschöne Geschichte, bin gespannt wie es weitergeht.
Hallo, ich sehe so viele Bilder vor mir, Jule, das kleine Mädchen, Frau Schneider als elegant gekleidete Frau, ihr Zusammentreffen. Was wird Jule erwarten… ihr Schlafzimmer, wird Jule in einem Gitterbettchen schlafen, wie wird sie gewickelt, wird sie gefüttert, gebadet etc. Frau Schneider wird da ihr ganzes Mutterherz einbringen…. Bin so gespannt… Danke Petra
Hallo Petra,
freue mich riesig, dass du eingestiegen bist und schon Bilder im Kopf hast.
Ich habe den guten alten Diaprojektor schon aufgebaut um den alten Staub sichtbar zu machen.
Lieben Dank für´s Mut machen………….Soe
Och nö, nicht noch mehr von diesem Quatsch? Das ist so weltfremd
…..ach wirklich, ist das Weltfremd……oder nur eine fremde Welt?
Schade, wie sieht denn deine reale Welt mit deiner Sonderausstattung aus?!
Lieben Dank Klaus für den knackigen Einblick..
Deine Gischichten sind so schön, einfühlsam und machen mich sehr glücklich, ich kann mir alles so gut vorstellen….. Ja sie sind aus einer Welt, die ich mir wünsche, leider nie erreiche. Danke, mach einfach weiter, bitte. LG Petra
Ich würde mich Johann Georg Jürgen genannt Jürgen, wenn es möglich wäre sofort in die Geschichte rein beamen.
Ich bin gerade bei meiner Geburtsvorbereitung……
Den 1.8.24 habe ich glücklich hinter mir…….
Der 11.11. kann kommen 11.11 Uhr Geburtstermin eines neuen Lebensabschnitts
Neuer Name Julia-Jürgen
Neues Geschlecht Geschlechtslos (ohne Eintrag)
Hm, da bin ich gerade etwas überfordert!!! Um die Ecke denken – kein Problem für mich….eigentlich!!!
Den Mittelteil: „wenn es möglich wäre sofort in die Geschichte rein beamen.“, nehme ich mir mal als positive Kritik mit. Richtig…..?!
Okay, Karneval……und dann fällt mir dazu positives wie negatives ein.
Danke dass ich denken soll – nur wohin???
Bitte Auflösung….Soe
Klaus, das ist kein Quatsch, lese es einfach nicht, denke solche Komentare sind überflüssig. Hast du schon mal eine Geschichte geschrieben?????? Freundliche Grüsse Petra🙃🤨
Liebe Soe,
vielen Dank für die Mitnahme auf die Ferienreise.
Der Anfang ist gut gelungen.
Lasst mich bitte noch etwas zu den Kritiken sagen. Wir alle sind einzigartig. In unserem Handeln und Denken. Somit hat auch jeder eigene Vorstellungen. Gerade in der Kunst (wozu ich das Schreiben zähle) gehen die Meinungen naturgemäß weit auseinander. Damit muss ich auch mit Stimmen rechnen und leben, denen mein Werk nicht gefällt. Über die Art und Weise, wie die Kritik vorgebracht wird, lässt sich streiten. Solange es nicht bösartig ist, muss ich es akzeptieren. Vielleicht hinterfragen.
Was ich sagen möchte, geht so miteinander um, dass niemand verletzt wird.
Liebe Grüße vom miststück
Huhu Ms,
natürlich kann ich dir bezüglich Kritik (jeder Art und Form) ,nur zustimmen!!!
Mich interessiert natürlich bei jeder Kritik, ob positiv oder negativ was gefällt oder wie groß und umfänglich der Quatsch, Quark oder Unsinn ist.
Weil wenn, möchte man ja auch als Hobbyschreiber zukünftig bessere Fehler machen * grins *. Wie sonst soll ich mich denn entwickeln.
Liebe Grüße…………Soe
Danke Soe
Sie haben mich verstanden.
LG vom miststück
(mein Name kann ausgeschrieben verwendet werden)
hmmm Miststück,
sorry, aber bezüglich deines Namens möchte ich dir sagen, dass ich grundsätzlich eher schinanter Natur bin.
Versuche deshalb deinen Namen gern umgehen zu können.
Knicks …..und förmliche Grüße………Soe
Ok Soe.
nehme ich so zur Kenntnis.
Mag Dich
LG vom miststück in Deutschland
Mir gefällt die Geschichte sehr gut. Bin auch gespannt was die kl. Jule erwartet. Aber woher weiß Anne das sie noch Windeln braucht. Und wie haben die beiden sich kennen gelernt? Ich würde die Frauen zu treffen bitten das jede was für die kleine mit bringt. Vielleicht ist eine gerade Mutter gewurden und hat noch bissel Milch übrig, dann könnte man sie auch mal stillen.
Hallo und guten Tag Wurmie,
wie bereits geschrieben ist diese Geschichte ein Appetizer und ist zusätzlich der Epilog zu „Die Lehre“.
Heißt also in „Die Lehre“ ist bereits das dir Unerklärliche eingebettet.
Deine Idee mit einer Amme könnte vielleicht gut in eine neue Geschichte aufgegriffen werden.
Schön das dir die Geschichte als Idee gefällt und ich versuche sie interessant zu gestallten…
Schöne, sonnige Grüße…………….. Soe
Im Grunde find ich den Start dieser Geschichte sehr interessant. Mir persönlich sind aber auch kleine Hintergrundinfos wichtig, und sei es auch nur das Alter der Personen. Bin gespannt auf den nächsten Teil.
Hiho …Burli,
ein Teil deiner Fragen beantworte ich schon in der Antwort bei „Wurmie“!!!
Leser*innen der Geschichte „Die Lehre“ haben den Vorteil und die Kenntnis von den beiden Heldinnen hier.
Leider muss der nächste Teil noch auf das Ende von „Die Lehre“ warten.
Liebe Grüße…………Soe
HURRA HUŔRA
Ein sehr sehr schöne Geschichte
Wann kommen die Fortsetzungen
wöchentlich oder nur vierzehntäg ..???¿?¿
Geduld, Geduld,
„Die Lehre“ braucht erst ihr Ende!! Sorry, dass diese Geschichte erst noch in die Warteschleife muß.!!!
Damit mußt du jetzt leider erst einmal leben!!! Ich hoffe, du schaffst das *grins* !!!!
Beste Grüße und danke für den Erwartungsdruck. …..Soe