Finja und Liane
Windelgeschichten.org präsentiert: Finja und Liane
Finja und Liane in der Schule
Antje und Rudi Morgenrot hören schon wieder etwas veraltete Musik aus dem Jugendzimmer ihrer Tochter Finja schallen. Es ist beinahe jeden Tag derselbe Drang des pubertierenden Mädchens. Sie schauen sich das zwei Wochen an, wissen aber Gott sei Dank noch nicht, was Finja nebenbei noch für Eigenarten entwickelt. In den Erwachsenen stellt sich die Frage, was sie sich mit dieser Dauerschleife von „Laserkraft 3D – Nein Mann“ bis hin zu „Kelis – Acapella“ verspricht. Sobald Antje und Rudi Morgenrot an ihrer Zimmertür klopfen, hört sie schnell auf mit dem Rumhüpfen nach der Musik von damals, wird ruhiger und geht von ihrem Boxspingbett runter.
,,Stell mal bitte leiser, du kleiner 2010-Fanatiker! Außerdem hast du diese Musik gar nicht erlebt und warst noch zu jung. Du kannst also keinen ordentlichen Bezug zu den damaligen Interpreten haben. Das hat dich bis jetzt gar nicht interessiert. Du bist sonst ein Mensch, der immer das Neuste sucht. Was ist denn in der letzten Zeit los? Hat sich bei dir irgendwas geändert, was uns Sorgen machen sollte?,“ hinterfragen die Eltern im ruhigen Ton. Finja lässt sich nur einmal davon beeinflussen und kein zweites Mal. Als sie am nächsten Tag vor Schulbeginn erneut zur Rede gestellt wird, antwortet sie, dass man sich um sie keine Sorgen machen braucht.
Als zwei Wochen überschritten sind, verlassen Antje und Rudi Morgenrot einfach früher ihre Arbeitsstelle und beobachten sie unangemeldet mitten im Zimmer. Finja erschreckt sich, als sie dabei erwischt wird, neben der Musikrichtung auch noch auf ihrem Bett rum zu hüpfen und stoppt dieses bedenkliche Verhalten sofort. ,,OH Gott! Ich habe nichts mitbekommen. Wie lange beobachtet ihr mich denn?,“ hinterfragt Finja total neben sich, als sie ihre Eltern ungewollt im Jugendzimmer bemerkt. ,,Das tut nichts zur Sache, wir haben alles gesehen und fertig! Diesen Ausrutscher erklärst du uns bitte jetzt,“ werden die Erwachsenen langsam stutzig. ,,Ja, ich bin einfach rumgesprungen,“ gibt Finja völlig beschämt zu.
,,Wir müssen uns in der Konstellation, dass du zum 2010-Fanatiker wirst und nebenbei auf dem Bett herum hampelst fragen, ob du dich innerlich wieder zurück entwickelst,“ schöpfen Antje und Rudi Verdacht, dass die Jugendliche nicht mit der Gesellschaft konform gehen würde. ,,Ihr macht euch umsonst Sorgen! Ich werde schon nicht aus dem Ruder laufen. Bei mir verändert sich nur der Musik-Geschmack ein bisschen. Ich habe Lieder aus der Vergangenheit für mich entdeckt und bin stolz, dass ich diese Künstler kennen lernen darf,“ versucht Finja, den falschen Verdacht aus dem Weg zu räumen. Nach dem Gespräch soll sie ihre Hausaufgaben machen und wird vorläufig weiter normal behandelt.
Der Schulstoff, den sie täglich nach Schulschluss mit nach Hause bekommt, gestaltet sich schwierig und dauert. Was soll Finja denn auch erwarten, sie wird schon in die 8. Klasse auf die nächst gelegene Realschule geschickt! Im Fall, dass sie sich weiter um ein Zweier-Zeugnis bemüht, darf sie ab Ende August in die 9. Klasse. Die Hausaufgaben ziehen sich 3 Stunden hin bis zum Abendbrot. Nach dem Essen und der Alltagshygiene macht sie mit Musik hören aus dem Internet weiter. Das Rumhopsen muss sie sich bis zur nächsten Abwesenheit ihrer Eltern verkneifen. Je öfter sie erwischt werden würde, desto unangenehmer ist es. Sie könnte weiter an Glaubwürdigkeit verlieren, dass alles in Ordnung sei.
Zwischendurch erwartet Finja das Halbjahres-Zeugnis und kann es mit Stolz von ihren Eltern unterschreiben lassen. Sie bringt wie geplant überwiegend Zweien nach Hause, außer in Mathe. Dieses Fach endet eher nicht so berauschend. Sie muss aufpassen, dass nirgendwo eine 5 entsteht, wenn sie im Sommer die nächste Klassenstufe erreichen will. Es sollte keine Schande sein, sich in Mathe Hilfe zu holen! Sie bekommt am Zeugnis-Tag keine Hausaufgaben und hat freie Bahn, nach Musik zu toben. Die Erwachsenen arbeiten körperlich sehr schwer und haben ein Dreischichten-System. Manchmal sind auch Überstunden dabei, dass Finja nicht selten bis weit nach 21:00Uhr allein zu Hause bleibt.
Sobald sie Bescheid bekommt, dass es mal wieder sehr spät wird bei ihren Eltern, nutzt sie es als Musikgelegenheit aus, wenn alle Hausaufgaben erledigt wurden oder es Ausnahmen wie diese gibt. Finja beendet gegen 21:00Uhr das Toben und stellt die Musik leise. Auch wenn sie sich abgesichert fühlt, fliegt es doch leider auf. ,,Na hallo, du kleiner 2010-Fanatiker! Hattest du wieder Spaß beim Rumhopsen?,“ fragen die Eltern mit ziemlich ausgelaugter Stimme, sobald sie zur Wohnungstür reinkommen ,,Bitte? Das stimmt doch gar nicht,“ versucht Finja zu verbergen. ,,Wenn wir dich schon mal durch den Fenstervorhang beobachten und über deine Fachsen Bescheid wissen, dann steh doch dazu!,“ ermutigen die Eltern sie zur Ehrlichkeit.
,,Na super, aber bei mir ist trotzdem alles in Ordnung,“ hält Finja an ihrer Ansicht fest. ,,Du gehst dich jetzt nachttauglich machen, es ist spät genug,“ wird die Jugendliche angewiesen und hört extra darauf. Sie hat vom Arbeitsleben noch keine Ahnung, jedoch eine leise Vorstellung, dass ihre Angehörigen sehr kaputt sind und sich nur noch Ruhe wünschen. Das gemeinsame Abendbrot fällt dementsprechend kurz aus. Finja hört nach dem Hinlegen ihrer Eltern Kinderlieder. Sie stellt ihren Computer so leise, dass dies niemand hört und schläft über die Babytexte ein. Sie schreckt hoch, als die Erwachsenen in ihr Zimmer kommen, um ihr ,,Guten Morgen“ zu sagen. ,,Oh Mann, läuft mein PC wirklich schon 8 Stunden? Ich bin voll eingeschlafen. Wartet mal,“ wird die Jugendliche nervös und will ihn schnell aus machen.
,,Ach Gottchen, das ist aber ein süßer Titel! „Vogelhochzeit“?,“ wird sie von den Eltern überführt. ,,Das war Zufall,“ bittet Finja um Vergebung. Die Schlinge zieht sich für die Jugendliche jedoch immer weiter zu, sobald die Erwachsenen auf den Verlauf schauen, was sie sich schon alles angehört hat. ,,Achja, das berühmte „Dornröschen-Lied, das Entchen-Lied, Hänschen-Lied, das Lied vom Schneider und der Maus, vom Kuchen backen und ein Tanzbären-Lied ist dabei. Ach du lieber Himmel und die Liste der Baby-Texte wird ja immer länger….. Wir sehen hier außerdem noch „LaLeLu, Pumuckel-Song, Igel-Bande – Der, Die, Das, Häschen in der Grube und nicht zu vergessen……Fuchs, du hast die Gans gestohlen! Was ist denn in der letzten Zeit los? Das kennen wir gar nicht von dir,“ fühlen die Eltern ihr noch tiefer auf den Zahn.
,,Mit mir ist nichts besonderes los! Ich wollte eben einfach nur wissen, wie es ist, mit Kinderliedern einzuschlafen. Die Texte wirken schnell, dass ich sehr bald nichts mehr mit bekam,“ gesteht Finja ehrlich vor ihren Angehörigen. ,,Es ist allerdings schon sehr auffällig, dass erst Interpreten aus den Top 100 Jahrescharts von 2010 dran sind und danach plötzlich Baby-Texte dazu kommen. Was machst du denn als nächstes? Vielleicht zu Schnuller und Kleindkind-Spielzeug zurück kehren?,“ hinterfragen die Eltern ungläubig. ,,Nein, natürlich kann euch das niemand im Vorraus sagen. Bedürfnisse ergeben sich immer spontan,“ geht Finja erst mal davon aus, eine stolze Jugendliche zu sein.
Ihr Kampf, altersentsprechend behandelt zu werden, ist in weniger als zwei Monaten verloren. Etwas Undefinierbares bahnt sich an, was sie aber zuerst mit einer neutralen Person besprechen will, bevor es die Eltern wissen sollten. Finja denkt nach, wer diese neutrale Person sein wird! Es sollten noch ein paar Wochen vergehen, bis jemand Passendes auftaucht. ,,Guten Tag, sehr geehrte Schüler der 8. Klasse. Wir bekommen ab dem 06.03.23 eine neue Arbeitskraft, an die sich jeder wenden kann, der Probleme hat oder meint, sich irgendwie ungewöhnlich zu entwickeln. Das Mädchen heißt Liane Uhlbrecht und durfte einen Extra-Bereich selber gestalten so wie die Einrichtung aussuchen, damit falls es gesellschaftliche Tabu´s gibt, diese nicht jeder mitbekommt. Sie wird in Kürze 36, aber davor braucht sich niemand fürchten. Es ist nur zum Besten, dass sie mehr Lebenserfahrung mitbringt. Sie stellte Ende Januar eine andere Klasse und die ganze Kollegschaft wegen Missständen auf den Kopf. Für uns alle ist es sehr wichtig, jemanden einzustellen, der als Zeuge dauerhafter Anfeindungen und Ausgrenzungen aus der übernächsten Klassenstufe alles anspricht, was schief ging und kein Blatt vor dem Mund nahm. Wir hoffen auf eine tolle Zusammenarbeit mit Liane Uhlbrecht,“ verkündet Direktor Roman Möllenbach zwischen den Unterrichtsstunden am letzten Tag im Februar.
Die gesammte 8. Klasse jubelt! Besonders Finja ist gespannt darauf, das neue Mädchen kennen zu lernen und versucht, sich das Aussehen des Mädchens vorzustellen, und was sie zu Themen wie Pubertätsbeschwerden und ihrer verdächtig vorkommenden Entwicklung sagen würde. Die Jugendliche hofft darauf, ausprobieren zu können, wie es wäre, sich von ihr wie ein Baby behandeln zu lassen und ob es dem neuen Mädchen überhaupt erlaubt werden würde, fürsorglich zu sein. Finja will die Möglichkeit eines nagelneuen, geschützten Bereiches Anfang März ausprobieren. Sie bekommt zwar nicht das erste Mal Intimbeschwerden und hat dieses Unterfangen schon mehr als 40 Mal hinter sich. Es hält sie trotzdem nicht davon ab, sich der neuen Arbeitskraft anzuvertrauen und ihre Probleme zu schildern.
Als es endlich so weit ist, fiebert Finja der ersten Begegnung entgegen. Sie ist sehr neugierig auf das Mädchen und aufgeregt. Doch am wenigsten rechnet sie mit Intimbeschwerden und vergisst nicht das erste Mal, Damenhygiene mit zu nehmen, obwohl ihr Körper schon c.a seit 3 Jahren und 6 Monaten entwickelt ist. Die Jugendliche merkt es erst nach der 2. Unterrichtsstunde und lässt sich gemeinsam mit einer Menge anderer Mädchen vom Dirktor den Weg zur neuen Arbeitskraft erklären. Liane Uhlbrecht bekommt auf diese Weise den ersten Schülerkontakt und mit ihm ihre erste Aufgabe. Sie muss die heranwachsenden Mädchen über die richtige Anwendung von Damenhygiene aufklären. Für starke Beschwerden erklärt sie ihnen die Anwendung von größeren und saugfährigeren Hygienevorlagen extra. Unvorbereiteten Mädchen hilft sie sogar beim Kleidungswechsel, steckt für sie die unsaubere Wäsche in eine Tüte und übergibt ihnen Leihklamotten, die sie schon mit Damenhygiene oder besseren Saugvorlagen beklebt hat.
Nach der Aufklärung, dass körperliche Veränderungen zu Hause später sowieso bemerkt werden und die Pubertät unumkehrbar ist, verlassen die jungen Mädchen sehr nervös diesen neuen, geschützten Bereich und gehen mächtig bedient in ihre Klasse. Finja ist gelassener als je ein anderes Mädchen, da diese das erste Mal mit Intimbeschwerden konfrontiert sind. Aber trotzdem hinterlässt sie einen Geheim-Text sehr offensichtlich auf dem Fußboden neben der Kellertreppe. Sie will vor den unzähligen Anderen anonym bleiben und sich nicht als Inhaber des schräg geschriebenen DNA-4-Textes verraten. Finja versucht, ein sofortiges Erkennen ihrer Bedürfnisse vor den Gleichaltrigen & teilweise Jüngeren zu erschweren. Sie schreibt auf Englisch und hinterlässt weder ihren Namen noch ihre Klassenstufe! Liane muss diesen Text extra büffeln, sobald sie ihn findet und die Minderjährigen zurück im Unterricht sind. Sie versteht keine fließenden Sätze, sondern nur wenige, einzelne Wörter, auf die sie bauen kann und versucht, über ihre Büro-Ecke den ganzen Rest rauszufinden, was der Absender auf dem Herzen hat.
Autor: Aufzugstinker (eingesandt via E-Mail)
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Auch schön, den ersten Original Titel der Geschichte aus einer anderen Sicht darzustellen! Freu mich auf den nächsten Teil!
Ja, ich habe zwar alles eingesendet, aber hier ist nur das erste Kapitel zu sehen. Ich weiß nicht, wo die anderen Teile abbleiben, da die doch alle zusammen gehören. Werden die vielleicht wieder getrennt oder muss ich die nochmal neu & einzeln einsenden?
MFG
Das ist richtig, diese Geschichte mussten wir durch diese umfangreiche Länge in mehrere Teile unterteilen
Vielen Dank, dann weiß ich Bescheid, bis bald!
War in der ticketantwort gestanden 🙂