Kurzgeschichte: Nur ein Tag
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„Maaaaamaaaaaa-a!“, schallte es alles durchdringend durch das kleine Einfamilienhaus im Neubaugebiet des ehemaligen Dorfes, das bald schon eine richtige kleine Stadt sein würde. Der Grund für eine solche Naturkatastrophe? Max hatte seinem kleinen Bruder den Controller, zugegeben etwas rabiat, weg genommen.
Max, das ist der Name des Protagonisten, den sich der einfallslose Autor ausgesucht hatte. Der Jugendliche des Hauses, der auf diesen Namen mehr oder weniger hörte, war schlank, schlaksig, meist minder munter gelaunt und gerade ziemlich angepisst.
Sein kleiner Bruder Theo war ungefragt in das Revier des Pubertiers eingetreten, um an dessen Playstation 4 zu spielen, wofür der 6 Jährige A: definitiv zu klein war, B: zu vollgepopelte Schmierhändchen hatte und C: … war es halt nicht seine Konsole! Die hatte Max von SEINEM eigenen Jugendweihegeld für SICH gekauft, damit ER damit spiel- äh, zocken konnte.
Trotz dieser wirklich guten Argumente waren sich seine Eltern einig: Theo durfte auch spielen, nicht zuletzt deshalb, weil sie keine Lust hatten nur noch eine Sekunde länger dem Quengelengel zuzuhören.
Sollen doch die beiden Kinder unter sich ausmachen wer jetzt wann und wo spielen darf, dafür hatten die Erwachsenen nun wirklich keine Zeit und vor allem keinen Nerv. Die Arena war vorbereitet, die Gladiatoren bereit und die Tore geöffnet und wie es sich für Brüder gehörte, stritten sie nun schon seit Wochen hin und her und vor und zurück, wer denn nun wann spielen durfte.
„Was ist denn mein Schatz?“, öffnete die beschworene Person die Kinderzimmertüre, natürlich ohne vorher anzuklopfen – wäre ja auch zu einfach gewesen.
„Max hat mir weh geta-an!“, jammer- schreite Theo, mit dem rechten Popelfinger zu Max deutend.
„Hab ich gar nicht!“, beschwerte sich der Angepopelte.
„Theo ist einfach in mein Zimmer gekommen! Und er hat meinen Spielstand genommen und-“, setzte Max zur Verteidigung an, wurde jedoch sogleich mit einem einzigen Jutsu: Erdversteck: Hand des Schweigens, unterbrochen.
„Max, du weißt, dass dein Bruder auch spielen darf, also lass ihn auch spielen. Du musst endlich lernen zu teilen.“, seufzte die Mutter der beiden Streithähne nun schon zum x-ten Mal.
„Aber!“
„Nichts aber, geh raus, es ist schönes Wetter, fahr Fahrrad, oder mach deine Hausaufgaben, es gibt doch genügend andere Dinge zu tun.“, meinte die ungnädige Frau zu dem aufgebracht schmollenden Jugendlichen, der dabei war seine Wangen gefährlich aufzuplustern, bevor er schließlich aus dem Zimmer stürmte, sich sein Fahrrad schnappte und wie ein Verrückter anfing in die Pedale zu treten, um den Kopf frei zu bekommen. Theo hingegen freute sich, die Tränchen die noch vor Sekunden seine Bäckchen herunter geflossen waren, waren nun ein Relikt der Vergangenheit und der Controller, den sein Bruder ihm soeben aus seinen Händen entrissen hatte, wieder sein. Sein Schatz! Theos Augen waren förmlich an den ausrangierten Computerbildschirm gefesselt, der als Bilddarstellungsgerät für die Spielekonsole herhalten musste, so dass er gar nicht bemerkte, wie seine Mama sein T-Shirt nach oben schob um bei der Gelegenheit gleich das Trainingshöschen des letzten Hosenmatzes der Familie zu kontrollieren.
Nass. Das Höschen war nass, richtig nass, nein, durchnässt trifft es eher. Das Höschen war pitsch nass.
„Theo, du weißt doch, dass du aufs Töpfchen gehen sollst.“, flüsterte ihm seine Mutter nur ein wenig enttäuscht ins Ohr. Theo grinste freudig zurück. Er war ein schwieriges Kind, was das Töpfchentraining anging. Schon seit 3 Jahren versuchten seine Eltern ihn mal mehr oder minder erfolgreich dazu zu bewegen auf die Toilette zu gehen – „wie ein großer Junge“. Das klappte auch, zumindest fürs große Geschäft … also meistens, oder zumindest oft genug und hin und wieder pullerte der Junge, der nun bald in die Grundschule gehen würde, auch in die Schüssel, aber meistens lies er es einfach seelenruhig in seine Hose laufen. Er sah nicht ein sein Spiel zu unterbrechen, nur um ins Bad zu gehen, sich auf den unbequemen, kalten Porzellanthron zu setzen, nicht die Hände zu waschen um anschließend zurück zu dackeln, um weiter spielen zu können. In der Zeit, die er dafür opferte, konnte er Burgen bauen, Drachen erlegen und ganze Zivilisationen aufblühen und untergehen lassen! Das war doch gar kein Vergleich, da musste er nun wirklich nicht lange drüber nachdenken, lieber pieselte er frech in seine Höschen.
„Na gut, dann wollen wir dich erst einmal frisch machen,“, seufzte sie erneut, das Töpfchentraining hatte sie in Wahrheit schon fast bei Theo aufgegeben, aber ein innerer Funke hielt die Flamme am lodern, sie wollte es ihrem Jüngsten wirklich ersparen mit Hochziehwindeln um die Hüfte eingeschult zu werden. Dagegen konnte Theo nichts tun, widerwillig ließ der den Controller aus seinen Händen gleiten, während er unter den Achseln gegriffen und hoch in eine stehende Position gezwungen wurde, bevor seine Mama ihn ins Bad führte, den Jungen auf den gekindersitzten Pott setzte und alles vorbereitete, ihren Sohn frisch zu machen, während dieser sicher nicht einen einzigen Tropfen in die Toilette befördern würde.
„DIESER VERFICKTE HOSENSCHEIßER!“, fluchte Max lauthals, während er ächzend den Hügel hochfuhr, der aus dem Neubaugebiet und in den mittelalterlichen Kern des Ortes führte.
Max war richtig angefressen. Immer verteidigte seine Mutter Theo, nie ihn! Dabei war er doch im Recht! Der Jugendliche rümpfte die Nase bei dem Gedanken, dass sein Zimmer bestimmt wieder nach Kinderpisse müffeln würde und das auch noch an einem Freitag! Er hoffte inständig, dass Theo es dieses Mal hinbekommen würde seine Windel nicht auf dem Teppich auslaufen zu lassen. Das war so widerlich! Er war sowieso zu alt für Windeln! Max hatte es nie so einfach, bei ihm gab es immer Ärger wenn er mal einen Unfall hatte, was auch aller höchstens ein zwei Mal im Jahr vorgekommen war, aber bei Theo war das anscheinend in Ordnung! Das war so verdammt unfair. Theos Leben war so viel einfacher, der musste nur den ganzen Tag spielen, Maxens Sachen kaputt machen und seine Hose voll machen!
Dem Jungen, der eben noch wie wild gestrampelt hatte stiegen die Tränen in die Augen. Er wusste gar nicht so genau warum, das heißt, er wusste es doch, aber er konnte nicht zugeben, dass er neidisch war, neidisch auf seinen jüngeren Bruder. Er fuhr nur noch ganz langsam, mutlos durch die Straßen, während er versuchte das Wasser in seinem Körper zu halten. Verdammte Osmose, jetzt funktioniere halt mal!
Beinahe hätte er ein Pärchen umgekegelt, dass gerade dabei war die Straße zu überqueren, als er doch noch rechtzeitig beide Bremsen herunter drückte und zum Stehen schlidderte.
Quizfrage: Was passiert wenn man auf Kopfsteinpflaster eine Vollbremsung hinlegt?
A: Man driftet elegant zum Stehen, spawnt eine Sonnenbrille aus dem Nichts und sagt cool „That‘s how it goes, baby.“
B: Man legt sich volle Kanne auf die Fresse.
Haben Sie ihre Antwort eingeloggt? Gut, schauen wir mal ob sie richtig lagen. Haben Sie B getippt? Herzlichen Glühstrumpf, sie haben richtig geraVERDAMMTE sV
„VERDAMMTE SCHEißE!, schrie Max schluchzend auf, wie ein verendendes Tier, das seine letzte Energie aufbrachte, um zu sagen:“Hier bin ich, hier bin ich und sterbe.“, bevor er den Kampf mit seinen Emotionen endgültig verlor und begann zu heulen, wie er es schon so lange nicht mehr getan hatte. Ihm war gerade alles egal, wirklich alles. Es kümmerte ihn nicht, dass Passanten ihn beobachteten, er registrierte nicht die flüchtigen Begegnungen, die ihre Hilfe anboten. Er konnte an nichts anderes denken als daran, wie viel besser es sein Bruder hatte, wie viel einfacher. Nur einen Tag wollte er einmal so behandelt werden wie Theo.
Als Max nach Hause kam war es schon dabei dunkel zu werden, das Abendessen hatte er verpasst und Theo schaute wahrscheinlich gerade den Sandmann – eigentlich viel zu spät um nach Hause zu kommen, aber das kümmerte ihn nicht wirklich. Auch die bevorstehende Standpauke war ihm ziemlich egal. Seine Hose war zerrissen, seine Knie aufgeschürft und seine ganze rechte Seite fühlte sich an wie ein einziger blauer Fleck. Die Schramme an der rechten Wange seine von Tränen gezeichneten Gesichts pochte und eigentlich wollte er sich jetzt nur noch ins Bett legen und diesen beschissenen Tag vorüber gehen lassen. Ausnahmsweise war Theo mal nicht in seinem Zimmer, lange konnte es aber noch nicht her sein dass dieser sich verkrochen hatte, denn der Geruch von Urin und Babypuder war so unverkennbar wie ein pinker Elefant am Strand.
Doch Max hatte nicht einmal mehr die Kraft dazu sich darüber zu ärgern, er ließ sich einfach auf die Matratze des Jugendbettes fallen, das so einladend an der Wand gegenüber der Zimmertür stand und schlief, ohne viel Zeit verstreichen zu lassen, so wie er war ein.
Als Max aufwachte war alles wohlig warm, die ersten Sonnenstrahlen funkelten einladend durch die Lamellen der Jalousie, die Bettdecke lag schwer, aber sicher, auf Maxens Körper und sein Strampelanzug schmiegte sich flauschig weich an seine Haut. Er fühlte sich richtig wohl und wäre am liebsten noch ewig so liegen geblieben.
Aber irgendetwas stimmte nicht. Irgendwas war anders als sonst. Also nochmal. Sonnenstrahlen, check. Bettdecke, check. Strampelanzug, che- ne warte, was? Strampelanzug?!
Max öffnete ungläubig die Augen, während er sich aufsetzte. Er saß in einem Kinderbett, aber nicht irgendeinem Kinderbett, das war definitiv Theos Schlafplatz! Das hellblaue, leise knisternde Bettnässerlaken, das beteddybärte, sonnengelbe Bettzeug und die Horde unsortierter Kuscheltiere, die an der Wand lehnten, an der das Bett stand, das alles gehörte alles Theo!
Wie zum Arsch kam Max denn in Theos Bett? Und warum konnte er bequem darin sitzen, dafür war er doch viel zu groß.
Erst jetzt betrachtete Max seinen Körper, also, soweit es der babyblaue Strampelanzug zuließ. Seine pubertierenden Affengriffel waren winzigen, speckigen Patschehändchen gewichen, sein Gesicht fühlte sich rund und weich an, nicht ein Pickel oder Härchen, abgesehen von Wimpern und Augenbrauen, konnte er spüren.
Schlagartig, wie von einer Wespe gestochen sprang der Sechsjährige auf und raste ins Bad, um sich im Spiegel anschauen zu können. Erst jetzt bemerkte er, dass er wirklich in Theos Bett gelegen haben musste, denn die Windel, die um seine Hüfte hing, schwang dick und schwer bei jedem Watschelschritt, den er tätigte, hin und her.
Er wollte seinen Augen nicht trauen. Das Gesicht, das ihn im viel zu hoch angebrachten Spiegel anstarrte war nicht das seine, aber auch nicht Theos. Er kannte das Gesicht von alten Fotos, das strohblonde Haar, die putzige Stupsnase und die unverwechselbaren Augen, die aussahen, als bestünden sie aus einem Mosaik beider Konfigurationen des Berylls, das war das Gesicht des Kindes, das er vor nicht gar zu langer Zeit einmal gewesen war.
„Ach, Maxi, du bist ja schon aufgestanden.“, freute sich seine Mama, als sie ihren kleinen Hosenmatz, so früh am Morgen wach im Bad stehen sah.
„Warte, ich mach dich schnell sauber und dann kannst du aufs Töpfchen gehen.“, säuselte sie, während sie ihrem Jüngsten erst einmal die eh schon zerzausten Haare verstrubbelte, bevor sie sich daran machte ihn aus seinem Strampler und von der sichtlich gut genutzten Pamperswindel zu befreien.
Max währte sich gar nicht, er war viel zu verwirrt, als dass er irgendetwas hätte tun können. Statt dessen ließ er seine Mama seine dünnen Ärmchen und die essstäbchenähnlichen Beine aus dem Frotteestoff befreien, während er starr und steif da stand und versuchte mit der ganzen Situation irgendwie klar zu kommen. Das waren viel zu viele Eindrücke auf einmal, dabei heißt es doch EINdruck!
„Okay, dann sei jetzt mal ein braver Junge und puller schön.“, sagte die fürsorgliche Frau, nachdem sie Max auf seinen Toilettensitz gesetzt hatte.
Max wusste nicht so genau was er jetzt tun sollte. Er wollte ganz bestimmt nicht hier und jetzt in aller Seelenruhe seine geschäftlichen Angelegenheiten erledigen, während seine Mutter im Bad stand und ihm zuschaute! Das war ihm ein ganz winzig kleines bisschen zu weird.
Tja …. dub di du …… und sonst so?
„Na gut“, seufzte die nicht allzu enttäuschte Mutter, während sie ihren Sohn vom Topf nahm und begann seinen Windelbereich zu säubern. War wohl heute wieder nichts zu machen. Dabei hatte sie sich so sehr gefreut, als sie gesehen hatte, dass ihr Sohn von allein aufgestanden und sogar selbstständig ins Bad gegangen war.
Sie suchte noch die Kleidung aus dem Kleiderschrank aus, die das Kleinkind heute anziehen würde – Spielkleidung. Anziehen konnte sich Max schon selbst.
„Zieh dich schnell an, es gibt gleich Frühstück.“, lächelte sie, ihrem Sohn noch einmal die Haare durchs Gesicht wuschelnd, bevor sie sich auf den Weg in die Küche machte.
Was zum Fick war da gerade passiert? Dachte sich der kleine Junge, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Das ist doch alles nicht echt, das kann nur ein Traum sein! Wach auf Max, wach auf, verdammt noch mal! Aaaaaaaargh! Er japste kurz auf, als er in seinen Handrücken kniff. Er war die kindlichen Nerven nicht mehr gewöhnt, das tat viel doller weh als es eigentlich hätte weh tun sollen, aber aufwachen wollte sein doofes Gehirn dann doch nicht. Doofes Doofidoofhirn.
Das „Outfit“, das ihm seine Mama herausgesucht hatte begeisterte den eigentlich vierzehn Jährigen nicht besonders, gelbes Bob der Baumeister, dazu gehörige rot gelb geringelte Söckchen, eine kurze, rote Hose mit Stretchsaum, die offensichtlich so designed war, dass ein Kleinkind sie einfach hoch und runter ziehen konnte, um aufs Klo zu gehen, die aber dennoch beim Spielen nicht rutschte und eine von Theos Höschenwindeln, obwohl es ja nun anscheinend die seinen waren.
Er schaute noch einmal im Kleiderschrank nach, um sicher zu gehen, aber fand auch mit noch so durchdringendem Blick keinen einzigen Schlüpfer, von Boxershorts ganz zu schweigen.
Wenig begeistert, nahm er das fröhlich bunt bedruckte, unwürdig knisternde Kleidungsstück in die Hand und zog die Bündchen auseinander. Er haderte sehr mit sich. Max wusste nicht was er tun sollte, zum einen wollte er wirklich keine Windel anziehen, zum anderen fiel ihm aber auch keine Alternative ein. Er wusste nicht was hier gerade ab ging, aber er würde sich wohl oder übel erst einmal mit der Situation arrangieren müssen, so beknackt sie auch war.
Erst, kam das linke Bein und nach einigem Zögern fand auch sein rechtes Bein seinen Weg in das dafür bestimmte Loch. Nur zaghaft zog Max die saugstarke Unterwäsche nach oben, bis sie schließlich an ihrem dafür angestammten Platz saß. Weich und warm war sie, definitiv wesentlich dünner als der nasse Sack den er noch gerade eben getragen hatte. Sie nahm einen, für ihn, ungewohnt großen Bereich seines Körpers ein, bis zum Bauchnabel reichten die Bündchen, aber ansonsten war sie eigentlich ganz in Ordnung, also im Gegensatz zur schlübberlosen Alternative.
Dann folgte auch der Rest seiner Spieluniform. Max wollte im Erdboden versinken, nicht weil sich die Kleidung schlecht anfühlte, sondern weil sie sich eben nicht schlecht anfühlte. Hätten ihn seine Freunde so gesehen, wäre er das Gespött des Jahres geworden, der Fakt, dass er sich aber mehr oder weniger wohl in der Kleidung fühlte, machte das Ganze keines Falls besser. Eher schämte sich Max noch dafür, die Kleidung nicht sofort in der Luft zerreißen zu wollen. Er wusste wirklich nicht in wessen Film er gerade ungewollt die Lachnummer abgab, aber sein grummelnder Bauch verriet ihm, dass es wirklich gar keine so schlechte Idee war erst einmal zu frühstücken, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Am Esstisch saß ein dem Protagonisten unbekannter jugendlicher Junge, der Maxens Stammplatz für sich beansprucht hatte. Er war gekleidet in Möchtegern-Gangster-Klamotten, die so gar nicht zu der doch noch ziemlich offensichtlich kindlichen Gesichtsstruktur und der Schüssel Cornflakes passten, die er, nicht gerade leise, gierig in sich hinein saugte.
Max hätte den ungebetenen Gast gerne zur Tür heraus gescheucht, aber seine kraftlosen Babypatschefäustchen hätten ihn wohl eher zum Lachen gebracht, als seinen Gegner tatsächlich zu verletzen. Daher entschied der Kleine, sich auf den einzig verbliebenen Stuhl zu setzen. Er war es definitiv nicht mehr gewöhnt auf Stühle zu klettern und stellte sich zugegebener Maßen ziemlich affig dabei an.
„Na komm, jetzt mach keine Faxen und setz dich hin.“, schmunzelte Mama, während der Jugendliche wenig amüsiert die Augen in jede erdenkliche Richtung rollte, die der drei dimensionale Raum zuließ.
„Theo.“, wurde endlich einmal jemand anders ermahnt. Jetzt wurde Max auch klar, wer da am Tisch saß, das war der kleine Theo, die Schnoddernase, der Milchbubi, der … der jetzt so alt war wie Max gewesen war, bevor er an diesem Morgen aufgewacht war. Es ratterte in Max, dem so langsam ein Licht aufging. In dieser Realität war Theo der Erstgeborene, der Große, der Erwachsene und Max … tja, Max war dann wohl die Schnoddernase.
Allerdings hatte das Ganze auch etwas Gutes, denn mit den Geschmacksknospen eines Sechsjährigen ausgestattet zu sein, eröffnete dem, nun ebenfalls schlingenden Jungen, eine längst vergessene Welt des Geschmacks, den er den Cornflakes, die sonst eher nach Pappe als nach allem anderen schmeckten, gar nicht mehr zugetraut hatte. Und wie es sich für einen Sechsjährigen gehörte, dessen Arme nur knapp über die Schüssel reichten, veranstaltete er dabei eine ziemliche Sauerei, die Mama später beseitigen würde.
Gerade als Max genüsslich sein warmes Glas Kakao leer trank, erkannte er aber auch, dass sein neuer alter Körper auch so seine Macken hatte. Er dachte noch, dass er auch nach dem Frühstück auf die Toilette gehen könnte, als er den leichten Druck in seinem Unterbauch spürte, aber nur ein paar Sekunden später schoss ein warmer Strahl frisch gepressten Urins in sein Windelhöschen.
Max riss seine Augen auf und schaute erschrocken in seinen Schritt. Was bitteschön war da denn gerade passiert? Das konnte doch nur ein Witz sein! Die einzige Erwachsene am Tisch wusste sofort was los war, aber anstatt sich die Mühe zu machen den Kaffee weg zu stellen, schüttelte sie nur leicht den Kopf, für sie war das Alltag.
Nachdem das Vlies all die Flüssigkeit, die da gerade in Maxens Schoß gelandet war aufgesaugt, die Beine des Jungen dabei auseinander gedrückt, und selbiger sich von dem Schrecken erholt hatte, musste jener sich eingestehen, dass er soeben … in .. na ja, in … du weißt schon … in die Hose gemacht hatte. Was verblüffend war, ist der Fakt, dass Max nicht etwa in Tränen ausbrach, sondern bedacht seinen Schritt befühlte. Ein Teil von ihm wollte das Ding sofort ausziehen und weg schmeißen, ein anderer Teil mochte das warme, etwas matschige Gefühl des vollgesogenen Superabsorbers, auch wenn er sich das niemals eingestanden hätte, und ein dritter Teil war fasziniert von der Saugkraft der Unterwäsche.
Max konnte so langsam ein wenig nachempfinden, was sein jün-… äl…. Was sein Bruder an den Dingern fand, was er natürlich sofort abgestritten hätte, hätte ihn jemand danach gefragt, aber als Autor weiß man so etwas natürlich. Ne Max, is doch so, oder? Ja, lieber Autor, genau so ist das, dachte Max.
Keinen Finger machte der frisch getaufte Hosenmatz krumm als es darum ging den Tisch abzuräumen, wofür sein Bruder ihm mit den Augen Pfeile direkt ins Herz schoss. Tja, ätschi bätschi, dachte sich der Faule grinsend, jetzt bin ich am Drücker!
Statt dessen lief er hoch in das Zimmer, das noch gestern ihm gewidmet war, um ein wenig Assassin‘s Creed zu zocken, ohne sich vorher seiner nassen Hose zu entledigen.
Das kleinkindliche Zeitempfinden hatte schon etwas für sich, denn es kam Max vor wie eine Ewigkeit, bis sein Bruder ins sein Zimmer eintrat. Hätte Max ihn bemerkt oder gar in sein Gesicht geschaut, hätte er den bösen Blick bemerkt, den sein unerlaubtes Eintreten ihm nun bescherte. Manch einer hätte Theos Stimmung sogar als stinkig bezeichnet. Du zum Beispiel, ja du, du unbeteiligter Leser!
Erst als ihm der Controller ruppig aus der Hand gerissen wurde, wurde ihm klar, dass das nun eben nicht mehr sein Zimmer und seine Spielekonsole waren und dass er gerade genau das tat, was er seinem Bruder schon so oft vorgeworfen hatte. Das änderte allerdings nicht daran, das er mit aller Kraft gegen Theos Bein haute, was den Getroffenen nur müde schmunzeln lies. Verdammte Kindermuskeln.
Allerdings handelte Max in einem Punkt anders als sein Bruder es getan hätte, er grummelte zwar etwas, aber er fing weder an zu weinen, noch nach Mama zu rufen, soweit war er noch nicht. Das bisschen Würde wollte er behalten.
Statt dessen ging er einfach stampfend aus dem Zimmer, schlug die Tür mit all seiner begrenzten Kraft zu und verzog sich in sein Reich. Er musste ja keine Videospiele spielen, er konnte ja auch … äh, er … normaler Weise wäre er jetzt mit dem Fahrrad zu einem seiner Freunde gefahren … um Videospiele zu spielen, aber es war wohl keine gute Idee als Sechsjähriger durchs ganze Dorf zu fahren, um bei jemandem aufzukreuzen, der ihn womöglich gar nicht mehr kannte.
Er seufzte, irgend etwas Cooles musste er doch besitzen. Zahlreiche Plüschtiere, eine Holzmurmelbahn, etliche Plastikspielzeugvehikel, ein eine kleine Kiste Lego Dublo-Bausteine, ein alter Beißring, der aus unerfindlichen Gründen noch nicht seinen Weg in den Müll gefunden hatte und ihm Sorge bereitete, dass er mit sechs Jahren noch nicht aus der oralen Phase heraus gewachsen gewesen war, irgendwelche Überraschungseifiguren und eine kleine Windmühle konnte er in der großen Spielzeugkiste finden, aber nichts was ihn auf Anhieb in Ekstase versetzen konnte.
Da wäre ihm die Playstation wesentlich lieber gewesen, aber zum einen konnte er nicht zurück und zum anderen wollte er sich irgendwie selbst beweisen, dass er auch ohne Videospiele Spaß haben konnte was ihm wiederum beweisen würde, dass Theo auch nicht immer ungefragt in sein Zimmer hätte spazieren müssen. Also schnappte er sich einen gelben Schaufelbagger, stellte ihn auf den bereitliegenden Spielteppich und begann damit das Plastikungetüm lustlos hin und her zu schieben.
Man war das spaßig – nicht.
Max hatte tatsächlich vergessen wie man als Kind spielte. Das war ja ungeheuerlich. Was hatte er denn früher anders gemacht? Er überlegte … er dachte nach … er sinnierte … argh, das bringt doch alles nichts. Etwas enttäuscht von sich selbst ließ er sich ungebremst von seinen Knien auf den Po fallen, wobei sich seine Unterwäsche merklich gegen seinen Hintern presste und ihm erneut klar machte, in welcher Position er sich befand. Er stand wieder auf und ließ sich erneut auf den Boden plumpsen, was ihn sogar etwas schmunzeln lies. Weh tat das nicht, dafür war er zu leicht und die Höhe und damit die potentielle Energie die sein Körper vor dem Fall hatte, zu gering, denn wie wir alle wissen ist E_pot = m*g*h. Dafür war es sogar ganz lustig sich einfach so auf den Boden fallen zu lassen. Er wusste zwar nicht warum, aber das machte ja nichts. Jetzt verstand er auch was Theo an Hoppe-hoppe-Reiter fand, wobei er bezweifelte, dass die jetzige Version seines Bruders genauso scharf darauf war, wie die ihm bekannte.
Nach einigen Minuten des wilden Aufstehens und Fallens, fing selbst Max an zu kichern. Er wusste nicht ob es daher kam, aber nun erinnerte er sich auch wie er früher mit seinem Schaufelbagger gespielt hatte. Er hatte stets Duplobausteine mit dem gelben Monstrum, das größer war als sein ganzer Kopf, zur „Baustelle“ gefahren, natürlich nicht ohne die obligatorischen Brumm-, Niuuuui- und Dösch-Geräusche, um mit dem antransportierten Material Türme oder Mauern zu bauen, die er dann eigenhändig mit Hilfe des Baggers und viel Lärm wieder eingerissen hatte – das klang sogar ganz lustig. Also versuchte Max genau das. Zugegeben, er spielte dennoch etwas steif und ließ auch die meisten, dem Spiel doch so essenziellen, Geräusche weg, aber als es dann darum ging den Turm, der mindestens zwei Meter hoch, was nicht allzu viel, aber aus Sicht eines Knirpses doch recht ansehnlich, war, einzureißen, grinste der Baumeister über beide Ohren. Normalerweise hasste er es, wenn Theo so einen Lärm machte, aber jetzt, da er selbst der Grund für die Geräuschkulisse war, störte ihn das kein bisschen.
Sein Spiel wurde erst unterbrochen, als Mama, ohne ersichtlichen Grund, unangeklopft ins Zimmer kam und sich, von diesem unbemerkt, ihrem Sohn näherte. Max erschrak ein wenig, als er die kühlen Finger in seinem Schritt spürte, die sich offensichtlich nach dem Zustand seiner Hose erkundigten.
„Ach Maxi, du sollst doch versuchen die Hose trocken zu halten.“, kitzelte sie, ihres Sohnes Bauch. Ihr war natürlich klar, dass ihr Sohn gerade ins Spiel vertieft, nicht daran denken wollte aufs Töpfchen zu gehen, sie war zwar kein Hellseher, aber soweit in die Zukunft konnte sie dann doch sehen.
Max hatte gar nicht gemerkt, dass er eingepullert hatte. Erst jetzt, da Mama seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet hatte, spürte er wie schwer das Höschen zwischen seinen Beinen hing. Das hätte ihm eigentlich peinlich sein sollen, aber irgendwie … war es ihm ziemlich … wurscht, nicht egal per se, aber im Kontext seines jetzigen Ichs konnte er das Gefühl, dass das an sich nicht schlimm und vielleicht sogar adäquat, war, nicht verleugnen.
Was ihm allerdings durchaus unangenehm war, war von seiner Mutter an der Hand ins Bad geführt und nackig gemacht zu werden. Seit die Pubertät über ihn herein gebrochen war, nahm er seine Privatsphäre sehr ernst, was auch ein Grund dafür war, dass er nicht, wollte, dass sein Bruder ungefragt in sein Zimmer ging, da war es nicht sonderlich toll, dass Mama wie selbstverständlich seinen Intimbereich samt „Pillermann“ säuberte.
Wieder auf der Toilette sitzend, ohne zu wissen, was er jetzt tun sollte, wurde ihm aber auch so langsam bewusst, dass er es vielleicht ein klein wenig vermisst haben könnte, so von seiner Mutter umsorgt zu werden, aber auch wirklich nur ein ganz kleines, winziges bisschen. Dabei war das nicht die Schuld des Matriarchs, sondern die seine. Er selbst hatte sich immer mehr und mehr zurück gezogen um selbstständiger und erwachsener zu wirken. Er wusste nicht genau warum, aber er hatte geglaubt, dass er als Jugendlicher den Kontakt zu seiner Mama nicht angenehm finden durfte, dass es total uncool war, sich umarmen zu lassen, zu kuscheln, oder abgeknutscht zu werden. Okay, auf das Abgeknutsche konnte er wirklich verzichten, aber du weißt was ich meine, lieber Leser. Ne? Ja, weißte doch. Guter Leser, brav und jetzt ab ins Körbchen.
Okay, wo waren wir? Oh verdammt, jetzt hab ich den Protagonisten aus den Augen verloren, warte ich suche kurz. Ah, jetzt hab ichs.
Max hatte sich, nachdem er nicht in die Schüssel gestrullt und eine frische Unterhose bekommen hatte, in den Garten verdrückt. Es war sonnig, der Himmel war blau und er ward sowieso raus geschickt worden, das war wohl die eine Konstante, die sich in seinem Leben nicht änderte, egal in welcher Realität. Jetzt saß er auf der roten Plastikschaukel und schwang seine Beine hin und her. Zwar war es nicht einfach auf die Schaukel zu klettern, er hatte unterschätzt, wie schwierig es war seinen Körper auf ein bewegtes Objekt zu manövrieren, aber gleichzeitig sorgte seine reduzierte Körpergröße auch dafür, dass ihm die Schaukel viel höher vorkam als sonst – war fast wie Achterbahn fahren.
Zum Abschluss ließ sprang er gekonnt in den bereit stehenden Sandkasten ab, natürlich nicht aus höchster Höhe, er war ja nicht verrückt, aber zumindest aus einer Höhe, die ihm einen netten Adrenalinschub verpasste. Normalerweise hätte er das nicht getan, schon deshalb, weil das seine coole Markenklamotten ruiniert hätte, aber darum musste er sich jetzt schließlich nicht sorgen.
Er saß noch einige Zeit im Sandkasten herum und spielte unmotiviert mit der bereit liegenden Plastikschaufel, bevor er vor Langeweile aufstand und den Garten erkundete. Es war noch alles so wie gestern. Das Gras, die Blumen, der Kirschbaum, die Büsche, alles war identisch, nur das Spielzeug, das sonst verstreut hier herum lag, hatte sich geändert, statt dessen lagen Dinge herum, an die Max sich mal mehr oder minder gut erinnern konnte. Allerdings versetzte keiner der Spielgegenständer Max in Stimmung damit zu spielen, allein war das irgendwie doof. Allein … allein …
Was dem Jungen fehlte war ein Spielkamerad. Wäre dies ein Wochentag gewesen, wäre er jetzt wohl im Kindergarten, wobei er nicht wusste, ob das wirklich besser gewesen wäre, aber jetzt, am Samstag, war niemand da, der mit ihm spielen konnte. Seine Mama hatte zu tun. Als Alleinerziehende Mutter und arbeitender Mensch konnte sie einfach nicht die Zeit aufbringen allzu oft mit ihren Kindern zu spielen, das war klar. Und die einzig andere Person, die er hätte fragen können war … war … er glaubte kaum, dass er das auch nur in Betracht zog, aber die einzige Person, die er fragen konnte, ob sie mit ihm spielen wolle, war Theo.
Wollte er das wirklich tun? Er dachte ein bisschen darüber nach, einerseits wollte er nicht wirklich seinen Bruder fragen, zum einen weil er wusste, wie er selbst immer wieder reagiert hatte, zum anderen weil es irgendwie merkwürdig war, die vertauschten Rollen so dermaßen ins Gesicht gedrückt zu bekommen, aber andererseits war ihm wirklich, wirklich stinkend laaaaaaangweilig.
Und so kam es, dass er seinen falschen Stolz nur wenige Minuten später doch überwinden konnte und nervös vor seinem, seines Bruders … dem Jugendzimmer stand. Er klopfte. Nichts. Er klopfte erneut.
„Ja?“, fragte eine etwas genervte Stimmbruchorgel.
Max griff nach oben zur Türklinke, drückte sie mit, aus seiner Sicht, viel Mühe nach unten und steckte vorsichtig sein Köpfchen durch den Türspalt.
„Was is?“, fragte Theo, verwundert darüber, dass der kleine Stinker dieses Mal angeklopft hatte.
„Äh, will- willst du, was… äh, spielen?“, fragte Max vorsichtig stotternd.
„Nein.“
„Bitte.“
Theo rollte mit den Augen. Eigentlich hatte er gerade nichts zu tun. Er spielte nur ein wenig mit seinem Smartphone herum und hörte schlechte Popmusik und hätte eigentlich ganz gerne was mit Max gezockt, aber das konnte er sich als großer Bruder ja nicht anmerken lassen. Erste großer Bruderregel: niemals zugeben, dass du gerne mit deinem kleinen Bruder spielst.
„Bi- i-tte.“, fragte Max erneut, diesmal instinktiv mit Schmolllippe und Hundeblick.
Theo legte sein Handy beiseite und nahm seine in ear Kopfhörer heraus. Er überlegte. Er musste es irgendwie so aussehen lassen, als würde er nur aus Mitleid zustimmen und nicht, weil ihm selbst arsch langweilig war.
„Na gut.“, meinte der Jugendliche übertrieben gespielt genervt, während er seinen Schreibtischstuhl, den er selbst als „Gaming chair“ bezeichnete – als ob das irgendetwas besser machte – herum drehte und seinem Bruder mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, dass er eintreten durfte. Das tat Max auch, zufrieden lächelnd, während er sich noch überlegte was er denn nun spielen wollte. Auf Ballspielen hatte Theo sicherlich keine Lust und Lego Duplo schloss er auch von vorne herein aus, also musterte er den Bücherschrank, der zu mindestens 90% mit Videospielen bestückt war, bis er das gesucht Objekt gefunden hatte – F1 2020. Das war zwar nicht das beste Rennspiel aller Zeiten (erschießt mich, is halt so), aber er wusste, dass es einen Spitscreen-Multyplayer besaß, der ganz spaßig war. Außerdem wollte er Theo mal so richtig abziehen, schließlich hatte er das Spiel selbst oft genug gespielt um zu wissen wie man es spielte, was Theo natürlich nicht wissen konnte.
Max zeigte mit dem Finger auf die Hülle im Schrank und Theo stimmte, das Spiel in die Playstation schiebend, zu. Er wollte seinen kleinen Bruder mal so richtig abziehen, schließlich hatte er das Spiel oft genug gespielt um zu wissen wie man es spielte, was Max natürlich nicht wusste.
Beide waren vom jeweils anderen überrascht, als sie schon im ersten Rennen merkten, dass sie so ziemlich gleichauf waren. Max tat sich zwar am Anfang etwas schwer mit seinen Patschehändchen den Joystick zu bewegen, aber er hatte schnell den Dreh raus. Die resultierende Aufholjagd war unerwartet spannend. Theo durfte sich keine Blöße geben und während er zu Beginn noch lässig herum gekurvt war, spielte er nun konzentriert wie nie, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.
„Boah jetz fahr!“, schrie Theo seine Karre auf der Zielgeraden an. Sein Wagen war ziemlich demoliert, Max war gerade erst in der Box gewesen und jetzt dicht hinter ihm und bereit ihn jeden Augenblick zu überholen. Am Ende war es Maxens Darm, der das Rennen für Theo entschied. Max schaffte es noch gerade so durchs Ziel, bevor er mit einem aufgeregten „Ich muss mal!“, aufstand, zur Toilette rannte, den Kindersitz nicht herunter klappte, halb in die Schüssel fiel, sich wieder aufrichtete und sich erleichterte. Das war wirklich kurz vor zwölf, fast wärs in die Hose gegangen.
Als er zurück ins Zimmer kam, wartete Theo schon erwartungsvoll auf seinen Gegner. Klar, er hatte gerade gewonnen, aber er wusste, dass er den unfairen Vorteil des längeren Einhaltevermögens gehabt hatte und hätte Max nicht dringend …äh … na ja … SCHEIßEN müssen, hätte er ihn vielleicht sogar noch überholt. Das konnte Theo so nicht auf sich sitzen lassen. Er wollte richtig gewinnen und seinen Bruder metaphorisch in Grund und Boden stampfen.
Erst als Mama die beiden Jungen zum Mittagessen rief, hörten die beiden Kinder auf zu spielen. Theo hatte mit einem klaren 2:1 gewonnen und ließ es sich nicht nehmen, diesen Fakt seinen kleinen Bruder mit einem ordentlichen Klaps auf den Po spüren zu lassen, was diesen dazu führte, erst erschrocken aufzuspringen und anschließend frech die Zunge heraus zu strecken.
Max wusste nicht wie lange es her war, dass er so einen Spaß mit seinem Bruder gehabt hatte und er fühlte sich ein klein wenig schuldig, dass er Theo nicht ein einziges Mal seit dem Kauf der Playstation angeboten hatte, mit ihm zu spielen. Er wusste auch gar nicht wieso er das nie getan hatte. Es war ihm irgendwie nie so wirklich in den Sinn gekommen, aber er nahm sich vor, seinen Bruder in Zukunft auch einmal zum Zock- äh Spielen einzuladen.
Als Max an diesem Abend einschlief war er richtig glücklich. Das war ein guter Tag gewesen. Er fühlte sich richtig wohl, auch weil der Strampelanzug einfach so kuschelig weich war und weil ihm Mama das erste Mal seit langem eine Gutenachtgeschichte vorgelesen und ihn liebevoll eingekuschelt hatte, aber nicht zuletzt auch deshalb, weil er sich nun wesentlich besser in seinen Bruder einfühlen konnte, seine Erwachsenenmaske hatte ablegen können und einfach Spaß gehabt hatte. Er schmiegte sich an einen der Teddybären die so einladend auf seinem Bett saßen und wanderte selig ins Land der Träume.
Als Max aufwachte, spürte er noch immer die wohlige Wärme des gestrigen Tages. Er setzte sich auf, rieb seine Augen und gähnte laut, während er sich streckte. Er brauchte eine Weile um sich zu orientieren. Vor ihm stand sein Kleiderschrank, an der gegenüberliegenden Wand stand sein Schreibtisch und daneben die Spielekonsole. Er schaute auf seine Hände. Er war zurück.
Und auch wenn es von außen schien, als hätte sich nichts zu vorgestern geändert, wusste er doch, dass sich alles geändert hatte. Er war froh wieder in seinem richtigen Körper zu sein, aber ein Teil von ihm vermisste schon jetzt die Wärme, mit der er gestern ins Bett gegangen war und die jetzt so langsam begann zu verblassen. Diese, oft den Kindern vorbehaltene, Wärme, Sicherheit und Seligkeit war es, die er vermisst hatte, als er am Freitag mit seinem Fahrrad losgestürmt war, das wusste er jetzt. Und ihm war klar, dass es an ihm lag, diese verlorenen Gefühle zurück zu gewinnen. Er würde den ersten Schritt machen müssen und es würde sicherlich nicht einfach werden, mit sich selbst in Reine zu kommen, auch auf die Gefahr hin uncool zu wirken, aber er wusste, dass es richtig war.
Ende.
Autor: Isi (eingesandt via E-Mail)
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Ich wusste doch, dass mir der Schreibstil. bekannt vorkommt.
Finde ich echt gut hinbekommen.
Vielleicht überlegst du dur, doch einen zweiten Teil zu machen.
Ich werde die Geschichte nicht weiter schreiben, da ich sie nur als Kurzgeschichte geplant hatte, so leid es mir tut. Falls sich jedoch jemand dazu berufen fühlt, sie selbst weiter zu schreiben, stehe ich dem nicht im Wege.
Sehr gut geschriebene Geschichte. Allerdings wär es etwas glaubwürdiger wenn Theo etwas jünger gewesen wäre. Ein sechsjähriger mit diesem Entwicklungsstand wäre stark hinterher bzw zurückgeblieben.
Na ja, aber auch nur wenn man nicht davon ausgeht, dass Theo sich vielleicht absichtlich kindischer verhält als er eigentlich ist, um eben zum Beispiel playstation spielen zu können. 😉
Super Geschichte, unbedingt weiterschreiben ☺️
Klasse Geschichte…
Wäre spannend zu wissen, ob sich zwischen den Brüdern etwas verändert und ob Max auch als großer Windeln ausprobieren will… ?
WOW! Sehr schöne Geschichte!
Rechtschreibung: 5 ?
Grammatik: 5 ?
Stil: 5 ?
Top! Mach weiter so!
Schöne Idee, einfach geistig die Körper zu tauschen damit man den anderen besser verstehen kann. Schade das die Geschichte hier offensichtlich endet.
Sehr schöne Geschichte Ich wünschte auf dieser Plattform gibt gebe es mehr wie diese wie auch mit dem Leser sprechen so wie es d Deadpool Filme gerne tun und wünschen wir nicht uns alle nochmal so einen Tag zu erleben
Vielen Dank für diese großartige Geschichte AllesIsi
Diese Geschichte gehört zu den wenigen hier, die ein absolut großes SUUUPER verdienen!! Der Stil ist gut, der Inhalt folgt einem guten und durchdachten System, allzeit realistisch und nachvollziehbar. Die Charaktere sind gut dargestellt und die Geschichte liest sich hervorragend!
Allerdings habe ich EINEN MASSIVEN Kritikpunkt:
Ausdrücke wie HU***SOHN, VERF*CKTER HOSENSCHE***ER, VERD****E SCHE***E und „Was verfi**t…“ solltest Du aus Deinem dichterischen Vokabular entfernen!! Sie zerstören den sonst so erstklassigen Gesamteindruck.
Echt eine Tolle Geschichte.