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Eine Mama für zwei Wochen (9)

06/07/2025 9 comments Article Jungs Lucas2242

Dieser Eintrag ist Teil 9 von 11 der Serie Eine Mama für zwei Wochen
Windelgeschichten.org präsentiert: Eine Mama für zwei Wochen (9)

Vorsichtig strich Lena dem Neunjährigen die feuchten Haare aus dem Gesicht, während er
begann, sein Eis zu essen. Nach kurzer Bedenkzeit hatte er sich für Grüner Apfel
entschieden. Darunter befand sich eine Kugel der Sorte Cookie. Selbstverständlich in der
Waffel. Einen Moment lang hatte er tatsächlich überlegt, einen Becher zu nehmen. Da
konnte man sich einfach ganz entspannt Zeit lassen und hatte trotzdem nicht die Gefahr,
sich einzusauen. Allerdings hatte Louis bereits früh im Kindergarten rausgehabt, wie man
Eis in der Waffel richtig aß, ohne dass danach alles dreckig war. Das hatte er sich direkt
bei den Erwachsenen abgeschaut! Wer wollte schon klebrige Hände und einen
vollgeschmierten Mund haben?
„Komm, lass auf die Mauer gehen!“, beschloss Felix und lief auf die kleine, knapp einen
Meter hohe Mauer am Rand der Eisdiele zu. Louis folgte ihm, während sich die beiden
Erwachsenen auf eine Bank setzten.
Für einen Moment drückte Felix ihm die Kombination aus Stracciatella und Haselnuss in
die Hand, damit er hinaufklettern konnte. Dann nahm er die beiden Waffeln und Louis
setzte sich neben ihn. Die Luft war warm, aber hier im Schatten zweier Tannen eigentlich
ganz angenehm. Obwohl der Himmel noch blau war, merkte man daran, dass es bereits
Abend war. Freitagabend, um genau zu sein.
Louis warf einen Blick zu seinem Freund, der gut gelaunt an seinem Eis leckte. Obwohl er
ihn erst seit wenigen Tagen kannte, hatte er ihn inwzischen echt gern. Vor allem nach
dem, was heute im Schwimmbad passiert war. Er hatte da tatsächlich einen richtigen
Freund gefunden… Zeit mit ihm zu verbringen, fühlte sich einfach gut an und er würde
diese Freundschaft für nichts auf der Welt wieder hergeben wollen. Ob Felix das wohl
genauso empfand?
„Stimmt was nicht?“, fragte Felix plötzlich. Sah ihn verwundert mit seinen warmen braunen
Augen an, die inzwischen fast schon vertraut wirkten. Möglicherweise hatte er ihn gerade
einen Moment zu lange angestarrt. Schnell schüttelte Louis den Kopf.
„Ne, alles gut“, entgegnete er knapp und widmete sich wieder seinem Eis, bevor es zu
schmelzen begann. Vermutlich ging es Felix da überhaupt nicht so wie ihm. Der hatte ja
bei sich zuhause noch ganz andere Freunde. Wenn Felix in der Nähe wohnen oder
vielleicht sogar in seine Klasse gehen würde, wäre alles so viel einfacher. Aber spätestens
in zwei Tagen würden sie sich eine ganze Weile nicht mehr sehen. Louis würde ihn
wirklich vermissen… Ganz unterschwellig sorgte dieser Gedanke doch für ein
bedrückendes Gefühl, das nur nicht so richtig zum Vorschein trat.
„Also… Wie lange bist du eigentlich noch da?“, fragte er schließlich leise.
„Bis Sonntag, da holt mich meine Mama ab“, erklärte Felix, ohne von seinem Eis
aufzusehen. Das bedeutete, sie hatten zumindest noch einen Tag zusammen.
„Und dann… Dann bist du echt bis zu den nächsten Ferien nicht mehr da? Nicht mal
vielleicht am Wochenende?“ Jetzt, wo er es aussprach, fühlte sich seine Brust plötzlich
doch ein wenig enger an.
„Mmmh… Schwierig… Am Wochenende bin ich meistens bei meinem Vater.“
„Hä? Wie jetzt?“, erwiderte Louis überrascht und zugleich verwirrt.
Doch Felix begann ganz locker zu erzählen: „Ja, meine Eltern leben getrennt. Die haben
früher irgendwann richtig oft gestritten, bis mein Papa dann irgendwann ausgezogen ist.“
Louis senkte seinen Blick nachdenklich auf sein Eis. Bisher hatte er nicht mal in Erwägung
gezogen, dass sich Eltern ja auch trennen konnten. Aber sein Freund schien das
überhaupt nicht schlimm zu finden. Wieso auch? Er hatte ja schließlich noch beide Eltern.
Aber damit fiel das Wochenende zum Treffen wohl auch flach… Ein wenig betrübt begann
er, an der Waffel zu knabbern.
Irgendwann hatte Felix sein ganzes Eis aufgegessen, da war Louis gerade mal bei der
Hälfte. Wäre er nicht selbst ein wenig erschöpft, würde er jetzt vermutlich ungeduldig
werden. Aber einen blöden Spruch konnte er sich trotzdem nicht verkneifen.
„Wenn du in dem Tempo weiter isst, kannst du dein Eis bald trinken“, kicherte er. Doch
Louis zuckte nur mit den Schultern. Dem war offenbar gerade nicht so danach,
rumzualbern. Vielleicht noch wegen dem, was vorher im Freibad gewesen war.
Möglicherweise lag es aber auch daran, dass sie sich bald für längere Zeit nicht sehen
würden. Er selbst war früher auch immer traurig gewesen, wenn er seine Oma wieder
einige Wochen nicht sah. Und Louis war es wohl auch nicht gewohnt, dass seine Freunde
weiter weg wohnten.
„So, ihr beiden…“, hörten sie plötzlich die Stimme von Felix‘ Oma, „Wir würden dann
langsam gerne fahren.“ Die beiden Frauen kamen auf sie zu und Felix sprang fröhlich von
der Mauer. Lena dagegen stellte sich neben ihren Jungen und strich ihm noch einmal über
den Kopf.
„Lass dich nicht hetzen, wir haben noch Zeit…“, beruhigte sie ihn, als sie bemerkte, dass
er sichtlich begann, sich mit seinem Eis zu beeilen. Er wollte schließlich nicht, dass alle
auf ihn warten mussten.
„Kann Louis heute bei uns übernachten?“, fragte Felix plötzlich aus dem Nichts in die
Runde, sah dabei aber hauptsächlich seine Oma an.
„Huh!?“ Louis sah erschrocken von seinem Eis auf, während die beiden Erwachsenen
fragende Blicke austauschten. Er spürte, wie ihm schlagartig warm wurde. Wollte er das
überhaupt? Er hatte schließlich noch nie bei einem Freund geschlafen. Das ging jetzt doch
etwas schnell… Eigentlich wollte er gern etwas sagen, aber was?
Doch dann spürte er bereits wieder Lenas Hand, die ihm beruhigend über den Rücken
streichelte. Das gab ihm ein kleines bisschen mehr Sicherheit. Sie kannte ihn inzwischen
schließlich gut genug, um ihn ganz gut einschätzen zu können und hatte seine Reaktion
selbstverständlich mitbekommen.
„Ich glaube, das geht Louis gerade etwas zu schnell und es ist ja auch schon spät. Wie
wäre es denn morgen?“, versuchte sie ihn aus der Situation rauszureden.
Fragend sah Felix noch einmal über seine Schulter nach hinten, zu seiner Oma.
„Wenn Louis das möchte, finden wir da bestimmt noch ein bisschen Platz im
Gästezimmer. Das Bett ist ja groß genug und er ist ja auch ein ganz lieber Junge“, meinte
sie einladend.
„Willst du!?“, fragte Felix seinen Freund aufgeregt. Louis überlegte. Jetzt konnte er sich
zumindest bis morgen darauf vorbereiten. Vielleicht wollte er das. So konnten sie
immerhin noch ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen, bevor Felix für mehrere
Wochen weg war. Außerdem schien es so, als ob sich sein Freund wirklich darüber freuen
würde. Also nickte er zögerlich. Für die beiden Frauen war die Unsicherheit bei seiner
Antwort klar zu erkennen. Doch für Felix war ein Nicken eine klare Zustimmung!
Ein paar Minuten später kletterte Louis auf den Kindersitz im Auto. Es war immer noch viel
zu warm darin, nachdem die Sonne es den ganzen Tag aufgeheizt hatte. Kaum war Lena
eingestiegen, drehte sie sich zu ihm um.
„Passt das morgen für dich?“, fragte sie noch einmal, nur um sicher zu gehen.
„Ja, glaub schon…“, antwortete er und nickte erneut unsicher.
Die junge Frau lächelte: „Du kannst es ja einfach mal versuchen. Und wenn irgendetwas
sein sollte, rufst du mich einfach an und ich hol dich ab, okay?“
Louis begann ebenfalls zu lächeln. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass Lena im Notfall
da war, wenn er sich nicht wohl fühlte. Und eigentlich war der Gedanke nun echt schön,
morgen bei Felix zu übernachten. Vielleicht würde es ihm gefallen.
Das Auto setzte sich in Bewegung und der Neunjährige legte ein wenig müde den Kopf zur
Seite, während er nach draußen sah. Dabei dachte er noch einmal über den Tag nach,
was sie heute alles erlebt hatten.
Die meiste Zeit hatten sie im Freibad gemeinsam das Schwimmen geübt. Felix musste ja
auch noch ein wenig besser werden. Dabei waren sie immer wieder kürzere Strecken auf
und ab geschwommen, bis sie plötzlich eine Stimme vernahmen.
„Hey Louis, das Babybecken ist da drüben!“
Beide Jungs sahen auf und Louis erkannte den Klassenkameraden, der da am
Beckenrand stand. Ausgerechnet Elias… Der Junge, mit dem er am häufigsten Probleme
in der Schule hatte. Eigentlich war es immer Elias, der ihn ärgerte. Und jetzt stand er
plötzlich da am Rand und blickte hämisch grinsend auf sie herab.
„Kennst du den?“, fragte Felix leise. Logisch mussten sie sich kennen, aber er würde
trotzdem gerne wissen, wer der Fremde mit den kurzen blonden Haaren und der
schwarzen Badeshorts mit weißem Haifisch drauf war. Doch Louis nickte nur
eingeschüchtert.
„Ist das dein Spielkamerad?“, rief Elias neugierig. Vermutlich verwundert, dass er
tatsächlich einen Freund hier hatte. Der Neunjährige warf einen kurzen, unsicheren Blick
zu Felix und nickte dann erneut stumm. Das Grinsen im Gesicht seines
Klassenkameraden wurde breiter.
„Was ist los? Hat man dir den Mund zugeklebt?“, lachte er, während er sich amüsiert
hinsetzte und seine Beine ins Wasser hängen ließ.
„Ja!“, antwortete Louis nun stattdessen lauter auf die Frage. Versuchte entschlossen zu
wirken und bemerkte gar nicht, was er da gerade eigentlich gesagt hatte.
Elias prustete und lachte noch lauter. Auch Felix kicherte plötzlich. Erst da realisierte der
Neunjährige, wie dämlich seine Antwort gerade gewesen war und spürte sofort, wie seine
Wangen deutlich wärmer wurden.
„Ja, ist er!“, versuchte er sich lautstark zu verbessern und das Lachen der beiden zu
übertönen. Doch das half nun auch nichts mehr. Wieso musste sein verdammter
Klassenkamerad auch ausgerechnet heute hier auftauchen!? Sogar Felix lachte nun über
ihn… Und Elias begann das nun direkt auszunutzen.
„Wusstest du, dass Louis der einzige in unserer Klasse ist, der noch nicht schwimmen
kann? Unsere Lehrerin muss ihm immer Extraunterricht geben“, begann er zu erzählen.
Gut, das wusste Felix zwar schon, aber der Neunjährige wollte sich das nun trotzdem nicht
einfach so gefallen lassen.
„Ich kann inzwischen schwimmen!“, protestierte er, sorgte damit jedoch nur für weiteres
Lachen bei dem blonden Jungen. Der nahm ihn mal wieder überhaupt nicht ernst!
„Das nennst du schwimmen!? Und ich habe mich schon gewundert, was du da tust…“
Louis blickte ihn wütend an, würde am liebsten weiter protestieren, aber was sollte das
bringen? Gefühlt machte er die Situation mit allem, was er sagte, nur noch schlimmer.
Felix legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Hey, ist nicht so schlimm…“, versuchte er ihn
zu beruhigen. Aber da war immer noch dieses amüsierte Lächeln in seinem Gesicht.
„Wieso beweist du uns nicht, dass du schwimmen kannst?“, setzte Elias nach und richtete
seine ausgestreckte Hand zum tiefen Wasser. Da, wo Louis nicht im Ansatz stehen
konnte! Der Neunjährige spürte, wie sein Herz wieder einmal begann, schneller zu
schlagen und seine Augen weiteten sich ein wenig. Er wusste, er könnte das. Er wollte es
beweisen! Doch der Gedanke an das tiefe Wasser machte ihm immer noch Angst… Was,
wenn er es doch nicht hinbekam? Und sein Zögern reichte offenbar als Antwort.
„Ey, er ist so ein Schisser!“, kicherte der blonde Junge und hatte seine Aufmerksamkeit
bereits wieder an Felix gerichtet: „Auch im Sportunterricht, ne? Immer wenn wir Fußball
spielen, läuft er vom Ball weg! Und er zuckt auch immer so, wenn jemand in seine
Richtung schießt!“
Louis blickte unsicher zu seinem Freund, der aufmerksam und interessiert zuhörte. Merkte
Felix denn nicht, was Elias da gerade trieb? Der machte ihn voll runter! Danach wollte er
bestimmt nichts mehr mit ihm zu tun haben…
„Er meldet sich auch nie und weiß auch nie was, wenn er aufgerufen wird“, erzählte sein
Klassenkamerad weiter: „Oh, und letztes Schuljahr haben wir mal mit Luftballons
experimentiert, mit statistischer Ladung oder so und Louis hatte voll Angst vor denen! Am
Ende hat er so geheult, dass er vor die Tür musste!“
Okay, das war nun wirklich nicht so abgelaufen! Ja, er hatte Angst vor den Luftballons
gehabt, hatte sich in einer Ecke verkrochen und sich die Ohren zugehalten. Genau
genommen hatte er Angst davor gehabt, dass sie platzten. Er hasste laute Geräusche! Vor
allem, wenn es ein lauter Knall war. Aber Elias war derjenige gewesen, der ihn damit
geärgert hatte. Er war immer zu ihm hingegangen und hatte ihm Angst gemacht, den
Luftballon absichtlich platzen zu lassen. Und irgendwann hatte er es sogar direkt neben
ihm getan. Das war dann einfach zuviel gewesen… Nur deshalb hatte er geweint!
„Das stimmt überhaupt nicht!“, schrie Louis nun schrill und zog damit vermutlich für einen
Moment mehr Aufmerksamkeit von anderen Besuchern auf sich, als ihm lieb war.
Allerdings machte er sich darüber gerade überhaupt keine Gedanken.
Sein Freund sah ihn ein wenig überrascht von der extremen Reaktion an. Sein Blick wirkte
dabei fast schon besorgt. Und offenbar war Elias nun endlich fertig damit, ihn schlecht zu
reden.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte er nun stattdessen den ihm unbekannten Jungen.
„Felix“, entgegnete der Angesprochene knapp und richtete seine Aufmerksamkeit wieder
nach vorne zum Beckenrand.
„Okay, Felix. Ich und ein paar andere Klassenkameraden spielen hinten am Klettergerüst.
Willst du mitmachen?“
Fassungslos stand Louis da und versuchte zu verarbeiten, was da gerade passierte. Hatte
er das gerade wirklich gefragt? Der versuchte ihm eiskalt seinen Freund wegzunehmen!
Aber was sollte er denn nun machen? Nach allem, was Elias gerade über ihn erzählt
hatte, konnte er vermutlich sowieso nicht mehr viel dagegen tun…
Unsicher blickte er zu Felix. Dieser wollte ihn eigentlich gerade fragen, ob sie mitmachen
wollten, da fügte Elias plötzlich trocken hinzu: „Sorry, Louis. Nur coole Leute erlaubt!“
„Hä!? Dann mach ich nicht mit!“, antwortete Felix entschlossen. Was war das denn für ein
Blödsinn? Doch Elias zuckte resigniert mit den Schultern.
„Na gut, wenn du nicht cool sein willst…“, meinte er und verschwand dann in Richtung
Spielplatz neben der Liegewiese. Felix sah ihm wenig begeistert nach. Ausgrenzung war
nicht cool… Er würde Louis doch nicht einfach hier stehen lassen. Der konnte ihn mal!
Sein Freund blinzelte unterdessen unauffällig hinter ihm, um die leichten Tränen in seinen
Augen zu verbergen. Elias war weg. Und viel wichtiger: Felix war noch da! Schien sich
nicht einmal daran zu stören, was sein Klassenkamerad da gerade alles über ihn erzählt
hatte. Er konnte nicht mal in Worte fassen, wie erleichtert er in diesem Moment war.
„Wer war das?“, fragte Felix nun. Er hatte nicht einmal daran gedacht, den blonden
Jungen auch nach seinem Namen zu fragen. Nicht, wenn er so über seinen Freund
sprach! Tatsächlich war er einfach nur neugierig gewesen und hatte sich deshalb für die
Geschichten interessiert. Immerhin mochte er Louis. Und es war ihm vollkommen egal,
wie ängstlich er war.
„Elias… Der ärgert mich in der Schule immer…“, antwortete Louis leise und merklich
betrübt. Vermutlich wegen den Geschichten, die sein Klassenkamerad über ihn erzählt
hatte. Das war gerade sicher keine angenehme Situation gewesen. Tatsächlich konnte
Felix ihn da gut verstehen.
„Ich hab auch ’nen Jungen in meiner Klasse, der andere immer ärgert…“, begann er zu
erzählen. „Und falls es dich aufheitert, ich hab auch Angst vor Bällen. Hab mal einen voll
abbekommen! Das tat echt weh…“
Überrascht sah Louis auf. Felix sollte Angst vor Bällen haben, so wie er? Das konnte er
nicht glauben… Der sagte das gerade bestimmt nur, um ihn aufzuheitern. Aber das war im
Grunde auch eigentlich egal. Für ihn war gerade nur wichtig, dass Felix noch sein Freund
sein wollte. Trotzdem sollte er ihm vermutlich erzählen, wie das mit den Luftballons
wirklich abgelaufen war.
Um auf andere Gedanken zu kommen, beschlossen die beiden erstmal eine Pause
einzulegen und sich etwas zu essen zu holen. Anschließend beschäftigten sie sich wieder
mit ein paar Kartenspielen, von denen Felix‘ Oma offenbar immer einige dabei hatte, damit
ihrem Enkel nicht langweilig wurde. Doch irgendwann wurde Louis der Blasendruck dann
doch zu groß, sodass sie unterbrechen mussten. Normalerweise wäre er vermutlich schon
früher gegangen, wüsste er nicht, dass hier einige seiner Klassenkameraden herumliefen.
„Ich komm mit!“, meinte Felix und sprang ebenfalls auf. Vielleicht könnten sie danach auch
wieder ins Wasser.
Gemeinsam liefen sie über die Liegewiese und anschließend am Rand des
Schwimmbeckens vorbei, in Richtung der Toiletten. Inzwischen hatte Louis auch wieder
deutlich bessere Laune. Doch gerade als sie am tieferen Bereich des Wassers
entlangliefen, kam ihnen auf einmal wieder Elias entgegen. Er grinste, als er die beiden
entdeckte. Sie hatten ja wirklich ein unglaubliches Timing… Aber eigentlich konnte ihnen
das egal sein. Sie wollten ja eh aufs Klo und hatten keine Zeit für unnötige Gespräche.
Der blonde Junge kam geradewegs auf sie zu. Louis wollte gerade etwas sagen, da
begann Elias bereits zu sprechen: „Ey, Louis! Jetzt kannst du uns ja zeigen, wie du
schwimmen kannst!“
Kaum hatte er das gesagt, noch bevor der Neunjährige überhaupt reagieren konnte, stand
sein Klassenkamerad plötzlich unmittelbar vor ihm und schubste ihn ins tiefe Wasser!
Louis erschrak, ehe seine Sicht verschwamm. Mit einem Mal tauchte er vollständig unter.
Schluckte Wasser. Für einen Moment verlor er vollkommen die Orientierung. Und zu allem
Überfluss spürte er, wie es warm in seinem Schritt wurde…
„Heeey!“, schrie Felix empört. Eigentlich wollte er direkt hinterher, um nach Louis zu
sehen, da hörte er Elias hinter sich.
„Willst du auch!?“, fragte er selbstgefällig. Felix drehte sich um. Jetzt war er wirklich
wütend!
„Mach doch!“, rief er provozierend und schubste den blonden Jungen, der mindestens
einen halben Kopf größer war als er, nur um im nächsten Moment selbst von Elias ins
Wasser gestoßen zu werden. Aber er war zumindest darauf vorbereitet.
Louis war inzwischen wieder aufgetaucht und hustete unkontrolliert. Sein Hals brannte und
seine Sicht war immer noch verschwommen. Am liebsten würde er weinen, aber die
Genugtuung würde er seinem Klassenkameraden nicht geben! Seiner Blase hatte er
vollkommen nachgegeben und spürte noch, wie der Rest gerade hinauslief. Das war ihm
gerade so egal! Und es würde sowieso nie jemand erfahren… Von Felix hatte er nur noch
die letzten Worte gehört, ehe auch er ins Wasser geschubst wurde.
Kurz darauf tauchte sein Freund wieder auf, wischte sich kurz das Wasser aus den Augen
und sah sich nach Louis um. Sofort schwamm er zu ihm und stützte ihn ein wenig,
während er versuchte, sich dabei selbst irgendwie über Wasser zu halten.
„Alles okay…?“, fragte er vorsichtig. Louis nickte, auch wenn es nicht danach aussah.
„So ein Arsch…“, flüsterte Felix. Wo steckte eigentlich der Bademeister? Auch von Elias
war keine Spur mehr. Sollte der nicht richtig Ärger bekommen?
Louis nickte noch einmal. Ganz leicht stiegen ihm nun doch Tränen in die Augen, aber das
lag vermutlich auch an dem blöden Chlorwasser. Felix half ihm so gut er konnte, zum
Beckenrand zu schwimmen, wo sie sich festhalten konnten. Dort ließ er seinen Freund
erstmal ein wenig durchatmen.
„Danke… Also, generell… Für deine Hilfe. Und dass du vorher nicht weggegangen bist…“,
meinte der Neunjährige schließlich ruhig. Am liebsten würde er ihm auch gleich danke
dafür sagen, dass er überhaupt sein Freund war.
„Hä? Klar!“, entgegnete Felix, als wäre es selbstverständlich. „Wenn du willst, können wir
gleich noch ein bisschen schwimmen. Jetzt, wo wir eh schon nass sind… Aber lass erstmal
aufs Klo gehen.“
Louis spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und er senkte seinen Blick auf die
blauen Fliesen am inneren Rand des Beckens.
„Muss nicht mehr…“, gestand er leise. Felix kicherte ein wenig und mit einem Mal war da
wieder dieses bekannte freche Grinsen in seinem Gesicht.
„Warte… Hast du ins Wasser gepinkelt!?“, fragte er überrascht und sichtlich amüsiert.
Vermutlich auch ein bisschen zu laut, gemessen daran, dass hier ja noch andere
Besucher waren. Natürlich hätte Louis auch einfach so tun können, als würde er auf die
Toilette gehen. Aber bei Felix konnte er es doch auch einfach zugeben, oder? Immerhin
hatte er in der Situation gerade voll zu ihm gehalten. Irgendwie wollte er ihm das gerade
einfach sagen. Also nickte er vorsichtig, während sich ein leicht beschämtes Lächeln in
seinem Gesicht bildete. Vermutlich, weil Felix das tatsächlich lustig zu finden schien.
„Aber sag’s bitte niemandem, ja?“, fügte er leise hinzu.
„Versprochen! Bleibt unter uns!“, erwiderte Felix immer noch grinsend.
Auch als Louis nun daran zurückdachte, musste er ein wenig Lächeln. Lena parkte das
Auto vor der Haustür und kurz darauf betraten die beiden das Haus. Ein wenig freute sie
sich darauf, Jack zu erzählen, dass sein kleiner Bruder morgen bei Felix übernachten
würde und sie den ganzen Abend nur für sich hatten.
Kaum hatte der Neunjährige seine Schuhe ausgezogen, rannte er nach oben, in sein
Zimmer. Überrascht blieb er in der Tür stehen. Es war vollkommen aufgeräumt!
Normalerweise musste er das am Wochenende immer machen. Aber offenbar hatte sein
Bruder ihm heute einen Gefallen getan. Das freute ihn natürlich unheimlich! Fröhlich
begann er, sich für den Abend noch etwas zum Spielen zu suchen.
Dass sie so spät noch Eisessen waren, machte sich wenig später doch bemerkbar,
weshalb Louis beim Abendessen nur noch wenig aß, bevor Lena ihn zum Zähneputzen
schickte. Bis zu diesem Zeitpunkt war es wirklich ein sehr ruhiger und schöner Abend
gewesen. Und dann änderte sich mit einem Mal alles…
„Lena… Wir müssen reden!“, begann Jack ruhig, aber deutlich ernster, kaum war der
Junge die Treppe nach oben verschwunden. Dabei holte er etwas aus der Tasche seiner
schwarzen Stoffjacke, die hinter ihm über dem Stuhl hing: „Kannst du mir das erklären?“
Die junge Frau stockte und wirkte für einen Moment wie eingefroren.
„Shit…“, flüsterte sie leise, als sie den kleinen dunkelblauen Gegenstand in der Hand ihres
Freundes erkannte. Es war Louis‘ Schnulli!
„Was hat ein Schnuller mit deinem Rollenspiel als Mutter zu tun?“, fuhr er fort. Er konnte
sich auch nicht daran erinnern, ihn in der Einkaufstasche am Anfang der Woche gesehen
zu haben, sonst hätte er direkt etwas gesagt.
Lena biss sich auf die Unterlippe, während sie überlegte, was sie nun am besten
antworten konnte. Das Problem war, sie wollte ihren Freund nicht belügen. Und selbst
wenn sie behaupten würde, dass das nur eine blöde Idee von ihr war, würde Louis ihn nie
wieder sehen. Also war es wohl das beste, wenn sie jetzt einfach ehrlich war.
„Ich war mit Louis am Dienstag nochmal einkaufen. Er wollte den gerne ausprobieren“,
erklärte sie ruhig und versuchte dabei beschwichtigend zu wirken. Jack schloss die Augen.
Griff sich mit der Hand davor. Dann atmete er hörbar aus. Sein Bruder wollte den…
„Und das hast du ihm einfach so erlaubt? Du weißt, dass das nicht gut für ihn ist, oder? Es
hat lang genug gedauert, ihm die Dinger damals abzugewöhnen. Denkst du, wenn er sich
da wieder dran gewöhnt, gibt er den nächste Woche einfach wieder ab?“
„Naja, wir dachten daran, vielleicht an den Wochenenden-“
„Lena, nein!“, wurde sie von ihrem Freund unterbrochen, „Das mit den zwei Wochen war
eine Sache, aber das geht zu weit. Es wird Zeit, dass ich den bösen großen Bruder spiele
und dem Ganzen einen Riegel vorschiebe! Du kannst dich auch ohne den ganzen Kram
um ihn kümmern!“
Lenas Miene veränderte sich plötzlich merklich. Sie wusste schließlich, wieviel Louis das
alles bedeutete. Das würde sie nicht zulassen!
Louis war inzwischen fertig und verließ das Badezimmer. Er lief zur Treppe, um Lena zu
holen, da hörte er ihre Stimme. Er konnte nicht genau verstehen, was sie sagte, doch sie
klang anders. So, wie er sie noch nie gehört hatte. Viel ernster… Vorsichtig schlich er nach
unten und blieb auf den letzten Stufen um die Ecke stehen. Stritten die etwa…? Ging es
um ihn…?
„Jack, komm schon! Merkst du nicht, wie gut ihm das tut!?“, hörte er Lena.
„Er ist neun, verdammt! Neun! Und er läuft hier mit Windeln rum und nuckelt an einem
Schnuller, wie ein Kleinkind! Ich bin echt enttäuscht von ihm…“
Louis spürte, wie sich bei diesen Worten alles in ihm zusammenzog. Schlagartig stiegen
ihm Tränen in die Augen, bevor er hastig wieder nach oben lief.
Tatsächlich ging auch Lena diese Aussage zu weit, sodass sie nun deutlich lauter wurde.
„Wegen so einer Kleinigkeit!? Weil ihm etwas gefällt, das vielleicht ein kleines bisschen
untypisch für sein Alter ist? Oder ist es, weil er sich vielleicht noch ein wenig mehr
Fürsorge wünscht, als du ihm geben willst?“
Mehr bekam Louis von dem Streit nicht mehr mit. Eigentlich hatte er auch da schon gar
nicht mehr richtig zugehört.
Als Lena wenig später die Treppe nach oben kam, war seine Zimmertür geschlossen. Also
klopfte sie, bevor sie vorsichtig eintrat. Der Junge lag auf seinem Bett und hatte sein
Gesicht im Kopfkissen vergraben. Vor ihr auf dem Boden lag sein Plüschhund.
„Hey, du bist ja schon umgezogen“, stellte sie überrascht fest, während sie das Kuscheltier
aufhob. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Ich will keine Windel mehr!“, rief Louis unkontrolliert schluchzend, ohne dabei wirklich
aufzusehen. Behutsam trat Lena an sein Bett und setzte sich zu ihm. Sanft legte sie eine
Hand auf seine Schulter und streichelte ihn ganz leicht.
„Hey, was ist denn los…?“, fragte sie ihn und klang dabei plötzlich wieder ganz liebevoll.
Louis richtete sich auf, ohne sie anzusehen und sie nahm ihn in den Arm. Seine Stimme
war gebrochen, als er ihr völlig aufgelöst antwortete: „Mein Bruder hat gesagt, ich bin eine
Enttäuschung!“
Schlagartig wurde Lena bewusst, dass er ihre Diskussion wohl mitbekommen haben
musste. Instinktiv umarmte sie ihn ein wenig fester.
„Oh, Schätzchen, das hat er nicht so gemeint. Deinem Bruder fällt es einfach ein bisschen
schwer, zu verstehen, was dir das alles bedeutet“, versuchte sie ihn zu trösten. Dann
reichte sie ihm seinen Plüschhund, den er sofort an sich nahm und ganz fest an sich
drückte. Vor wenigen Minuten hatte er ihn aus Frust durch sein Zimmer geworfen, weil es
kindisch war, mit Kuscheltier zu schlafen. Aber jetzt war er froh, ihn wieder im Arm zu
halten. Es fühlte sich gut an. Half ein bisschen, dass es ihm besser ging… Er brauchte das
gerade. Ganz sanft spürte er, wie Lena begann, ihm wieder über den Kopf zu streicheln.
Langsam und gleichmäßig. Das war beruhigend…
„Ich hab auch gerade schon mit ihm darüber gesprochen, was du diese Woche alles
erreicht hast. Sieh mal, du hast sogar schwimmen gelernt! Er ist nicht enttäuscht von dir.
Im Gegenteil, er kann stolz auf dich sein.“
Louis schniefte und wischte sich mit dem Arm über seine laufende Nase. Dummerweise
hatte Lena gerade kein Taschentuch zur Hand. Klar könnte sie eins holen, aber jetzt war
es erstmal wichtiger, dass sie für ihn da war. Auch wenn ihre Worte vielleicht stimmten,
wusste Louis, dass es eigentlich nur an dem ganzen Babykram lag.
„Ich will trotzdem keine Windeln mehr. Und auch das ganze andere Zeug nicht…“,
murmelte er nach wie vor unter Tränen. Lena war klar, dass er es eigentlich schon wollte.
Zumindest ein Teil von ihm. Nur war das eben nicht mit den Vorstellungen seines großen
Bruder vereinbar, den er eben auf keinen Fall enttäuschen wollte.
„Ach, Louis…“, seufzte sie. Überlegte, was sie nun am besten sagen sollte. Doch offenbar
hatte der Junge noch ganz andere Sorgen. Er löste sich aus ihrer Umarmung und sah ihr
ein wenig ängstlich in die Augen.
„Trennt ihr euch jetzt…?“, fragte er leise mit nach wie vor gebrochener Stimme. Dachte
dabei daran, was Felix ihm vorher über seine Eltern erzählt hatte. Er wollte nicht, dass sie
sich wegen ihm trennten. Er wollte nicht, dass sie sich überhaupt trennten. Würde er Lena
dann überhaupt jemals wiedersehen?
„Nein, natürlich nicht!“, antwortete die junge Frau entschlossen. „Menschen streiten nun
mal hin und wieder. Das ist vollkommen normal. Mach dir darüber keinen Kopf.“
Tatsächlich stand das für sie nicht einmal zur Option. Sie konnte sich noch genau daran
erinnern, wie sie ihrem Freund damals ihr Wort gegeben hatte, ihm und seinem kleinen
Bruder beizustehen, so gut sie konnte. Das war an dem Tag gewesen, an dem er erfahren
hatte, dass ihr Vater gestorben war. Jack hatte geweint. Wollte auf keinen Fall, dass Louis
etwas davon mitbekam. Sicher hätte der Junge vermutlich nur versucht, ihn zu trösten und
für ihn da zu sein. Aber er wollte nicht, dass sein kleiner Bruder sich Sorgen machte. Er
wollte ihm das Gefühl geben, dass er sich auf ihn verlassen konnte, so als hätte er alles im
Griff. Also hatte er angefangen, seine Gefühle mehr vor ihm zu verbergen und nur noch
mit ihr darüber gesprochen. Daher wusste sie auch besser als irgendjemand sonst, wie
schwer er es hatte.
„Ich will aber nicht, dass ihr euch wegen mir streitet…“, entgegnete Louis immer noch
traurig, doch allmählich schien er sich ein wenig zu beruhigen. Das Schluchzen wurde
weniger und auch seine Tränen versiegten langsam. Lena nahm ihn wieder in den Arm.
„Schätzchen, das ist nicht deine Schuld. Natürlich machen wir uns Gedanken um dich.
Was wir tun können, damit es dir gut geht. Aber nur, weil wir da manchmal verschiedene
Meinungen haben, bedeutet das nicht, dass du dafür verantwortlich bist“, redete sie
weiterhin langsam auf ihn ein. Ihre Stimme war ruhig, beinahe ein Flüstern. Ein Flüstern,
dass ganz sanft in sein Ohr drang und ihm nach und nach mehr das Gefühl gab, dass
alles in Ordnung war. Dann trat für einen Moment Schweigen ein. Keine Tränen mehr. Nur
noch sein leises Schluchzen erfüllte den Raum, während er einfach in ihren Armen lag.
Schließlich begann Lena leise wieder zu sprechen: „Ich weiß, dass es dir eigentlich gefällt,
wie ich mich um dich kümmere. Und es ist mir wichtig, dass du verstehst, dass deine
Bedürfnisse in Ordnung sind. Auch wenn Jack das vielleicht nicht immer versteht.“
Die junge Frau gab dem Neunjährigen einen Moment Zeit, zu verarbeiten, was sie gerade
gesagt hatte. Aber auch, um selbst die richtigen Worte zu finden. Dann fuhr sie fort: „Weißt
du, ich kümmere mich gerne so um dich. Ich finde es schön, dich dabei so glücklich zu
sehen und wie wir beide uns dabei näher kommen. Und ich fände es sehr schade, wenn
wir jetzt wegen deinem Bruder damit aufhören. Also was sagst du? Würdest du es für mich
tun? Zumindest noch heute Abend?“
Natürlich sagte sie das nur, um ihn zu überzeugen, seinen eigenen Bedürfnissen
nachzugehen. Aber keines ihrer Worte war gelogen. Damit brachte sie ihn bewusst in eine
andere Zwickmühle. Denn jetzt schwankte Louis nicht mehr nur zwischen seinen eigenen
Wünschen und denen seines Bruders. Jetzt musste er sich zwischen den Wünschen von
Lena und seinem Bruder entscheiden. Und dass Lena auch traurig war, das wollte er auf
keinen Fall! Also nickte er schwach.
„Na gut…“, murmelte er, löste sich aus ihrer Umarmung und legte sich mit dem Rücken auf
sein Bett. Lena sah ihm in seine geröteten blauen Augen und lächelte schwach, aber
liebevoll. Ihr Blick war voller Mitgefühl. Louis konnte das Lächeln zwar gerade nicht
erwidern, aber plötzlich fühlte er sich viel ruhiger.
Behutsam griff Lena nach dem Bund seiner Schlafanzughose und zog sie sanft herunter.
Kurz darauf spürte er die weiche Windel unter sich. Er nahm jeden Handgriff ganz bewusst
wahr und wurde mit jeder Bewegung ruhiger. Da war wieder dieses unscheinbare Gefühl
von Geborgenheit, dass sich in ihm ausbreitete. So als wäre alles wieder in Ordnung.
Als sie fertig war, griff sie nach seinen Händen und zog ihn wieder nach oben, in ihre
Arme. Dann holte sie seinen Schnuller hervor und er nahm ihn entgegen.
Selbstverständlich hatte Lena ihn zurückgefordert und konnte Jack davon überzeugen,
dass Louis ihn zumindest bis zum Ende der Ferien behalten durfte. Kaum hatte er ihn im
Mund, begann er daran zu saugen. Alles war wieder gut. Zumindest fühlte es sich an.
„Kannst du bitte wieder bei mir bleiben…?“, nuschelte er dahinter hervor. Spürte, wie Lena
ihm ruhig über den Arm streichelte.
„Natürlich…“, flüsterte sie. Davor brachte sie ihm aber noch ein Taschentuch und ein Glas
Wasser. Er hatte schließlich sehr viel geweint. Louis hatte gar nicht daran gedacht, aber es
tat gut, jetzt etwas zu trinken. Anschließend schaltete sie die kleine Lampe auf seinem
Nachtkästchen aus und legte sich zusammen mit ihm hin. Das Zimmer war nun nur noch
in ein schwaches Licht getaucht, das vom Gang hineinschien. Leise hörte sie sein
Schniefen, während er sich dicht an sie kuschelte.
Einige Minuten vergingen, bis er schließlich eingeschlafen zu sein schien. Ganz vorsichtig
stand sie auf. Der Junge reagierte kurz mit einem unruhigen Geräusch, als würde ein Teil
von ihm noch mitbekommen, dass sie wegging. Lena hielt inne, doch er sagte nichts.
Atmete ruhig und gleichmäßig weiter. Ein schwaches, mitfühlendes Lächeln schlich sich in
ihr Gesicht. Er hatte es manchmal wirklich nicht einfach…
Ganz leicht strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht, und gab ihm wie jeden Abend noch
einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht, mein Schatz…“, flüsterte sie.
„Nacht, Mami…“, murmelte er.
Lena spürte einen leichten Stich in ihrer Brust bei diesen Worten. Sie lächelte erneut, aber
diesmal bekam auch sie feuchte Augen. Einfach weil seine Worte so sehr verdeutlichten,
wie sehr ihm das sein Leben lang gefehlt hatte. Sie würde auf keinen Fall zulassen, dass
Jack ihm das wegnahm…

Autor: Lucas2242 | Eingesandt via Mail

Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.

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Tags: wochen, Mama, präsentiert, zwei, vorsichtig
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Jojo
Jojo
Gast
06/07/2025 18:52

Love it! Vielleicht mehr kleinere Unfälle am Tag?

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Aufzugstinker
Aufzugstinker
Gast
Antwort an  Jojo
06/07/2025 20:08

Nein, bloß nicht! Diese Geschichte soll bitte nicht zu einer „Standart-Malhuer-Geschichte“ werden. Es ist sehr gut, wie Lucas2242 seine Werke präsentiert. Er kann das und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!

2
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Jojo
Jojo
Gast
Antwort an  Aufzugstinker
07/07/2025 04:45

Beruhige dich mal. Ich finde kleinere Unfälle, wenn sie nicht häufig sind ganz toll in Geschichten. Keiner sprach von Standard. Bloß meine Meinung…

0
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Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  Jojo
07/07/2025 22:00

Ich befürchte, das wird eher nicht passieren. Das würde einfach nicht so wirklich zu Louis passen. Immerhin ist er da recht vorsichtig. Im Freibad war es ja einfach nur der Schock. 🙂

1
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Pamperspopo
Pamperspopo
Gast
06/07/2025 23:33

Eine Tolle Fortsetzung. Es ist schön das Louis so einen tollen Freund gefunden hat. Und die Lena sich so für ihn einsetzt. Die ist einfach Klasse

1
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Burli
Burli
Gast
07/07/2025 20:27

Es ist wieder ein sehr emotionaler Teil gewesen. Die Szene im Bad hätte auch ander ausgehen als die Jungs in’s Wasser geschubst wurden. Und das Louis das Gespräch mitbekommen hat und seine eigenen Rückschlüsse daraus zog, hätten sich Jack und Lena denken können. Vielleicht währe mal ein Gespräch zwischen den Brüdern hilfreich? Auf jedenfall bin ich auf die nächsten Teile gespannt!

2
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Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  Burli
07/07/2025 21:52

Ja, da steht definitiv ein Gespräch an, das Jack mal mit Louis führen muss. Wie das ausgeht, wird sich dann im nächsten Teil rausstellen. 😉😄

2
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Michaneo
Michaneo
Gast
15/07/2025 13:03

Hallo Lucas2242,
vielen Dank für diese wunderbare Geschichte! Ich habe sie in den letzten zwei Abenden komplett gelesen und musste mich wirklich zwingen, irgendwann schlafen zu gehen. Sie hat mich emotional sehr berührt und abgeholt.

Was mich besonders bewegt hat, ist die traurige Ausgangslage: Louis, der seine Mutter nie kennenlernen durfte und sich teilweise selbst die Schuld dafür gibt und dann auch noch der frühe Verlust des Vaters. Eine Kindheit, die vermutlich sehr schwierig war, zumal die Bindung zur Mutter in vielen Fällen intensiver und gefühlvoller ist. Ein alleinerziehender Vater mit zwei Kindern da kann man sich gut vorstellen, wie schnell er an seine Grenzen geraten sein muss.

Auf der anderen Seite steht die Freundin des großen Bruders sie erkennt mit beeindruckender Feinfühligkeit, wie sehr Louis leidet. Ihre empathische, liebevolle Art, wie sie ihn auffängt, ihm Halt und Geborgenheit gibt, war für mich einer der berührendsten Aspekte.

Auch der große Bruder ist eine starke Figur: Er versucht, seinem kleinen Bruder das Leben beizubringen ein Leben, das für ihn selbst schon viel zu früh hart wurde. Erst der Verlust der Mutter, dann die Verantwortung für den Bruder und den Haushalt obwohl er selbst noch Kind war. Seine Kindheit war wohl viel zu kurz, und er kann sich vermutlich kaum noch an die Fürsorge erinnern, die er selbst einmal erfahren hat. Umso weniger versteht er vielleicht, wie sehr Louis genau das jetzt braucht auch wenn er ihm nur das Beste wünscht.

Und vielleicht auch wenn es bisher noch nicht direkt angesprochen wurde könnte sich im Hintergrund sogar ein Hauch von Eifersucht entwickeln. Seine Freundin schenkt Louis spürbar viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, was bei ihm unterbewusst vielleicht das Gefühl auslösen könnte, ein Stück weit außen vor zu sein. Nicht, weil er es seinem Bruder nicht gönnt sondern weil auch in ihm noch das Kind steckt, das sich nach Nähe sehnt.

Und dann Louis selbst: Ein Junge, der alles richtig machen möchte, der gefallen will, niemandem zur Last fallen will und doch so sehr nach mütterlicher Fürsorge und Nähe sehnt. Dieser innere Konflikt, zwischen der Loyalität zum Bruder und dem Wunsch nach Geborgenheit, ist unglaublich fein und glaubwürdig beschrieben.

Ich freue mich sehr auf die nächsten Kapitel – und bin gespannt, wie sich die Beziehungen weiterentwickeln.

Liebe
Grüße
michaneo

1
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Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  Michaneo
18/07/2025 07:11

Hallo Michaneo,
danke für deinen lieben und ausführlichen Kommentar. Es freut mich, dass dir die Geschichte so gefällt und wie zutreffend du die Charaktere wahrnimmst. Sowas hört man generell ja immer gern. 😄
An der Stelle kann ich vermutlich auch mal anmerken, dass mir deine aktuelle Geschichte auch sehr gefällt. Gerade aus der Perspektive von Florian. Die ist definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten auf dieser Seite geworden. Freue mich über jeden neuen Teil, der dann auch meistens direkt am ersten Tag durchgelesen wird. 🙃

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