Kein Zurück (12)
Dieser Eintrag ist Teil 12 von 13 der Serie Kein Zurück Windelgeschichten.org präsentiert: Kein Zurück (12)
Kapitel 12: Kapitel 12: Windeln aus Baumwolle
Am Samstag machte ich bei perfektem Wetter eine auch für meine Verhältnisse lange Radtour mit über 150 Kilometern und einer Mittagspause unterwegs. Danach war ich den Rest des Tages ziemlich platt, sah mir noch das Ende der Etappe der Tour an und las danach in Toms Buch im Garten auf der Liege.
Mom musste von Samstag auf Sonntag wieder Nachtschicht arbeiten. Das hieß, ich konnte die Nacht wieder in Windeln mit Schnuffi verbringen. Darauf freute ich mich schon. Mir fiel wieder ein, wie es sich angefühlt hatte, und überlegte, ob es noch besser wäre, wenn ich auch einen kindlichen Schlafanzug und einen Schnuller hätte. Aber meine Nächte mit Windeln waren fast gezählt, da die Ferienvertretung für Mom fast zu Ende war. Selbst wenn ich mich trauen würde, weiter heimlich nachts Windeln zu tragen, wäre ein Schlafanzug eine zu große Herausforderung gewesen. So etwas musste man ja schließlich auch mal waschen. Aber ein Schnuller ließ sich einfach kaufen und leicht verstecken. Nachdem Mom zur Arbeit gegangen war, könnte ich heute noch schnell zu Fuß die paar Meter zum Drogeriemarkt gehen.
Ein größeres Problem war, dass mein Windelvorrat nicht mehr lange reichen würde und ich heute meine vorletzte der versteckten Windeln verbrauchen würde. Nachdem ich inzwischen wusste, wie schön es ist, eine Windel zu benutzen, war mir auch klar, dass ich jedes Mal eine neue brauchte und die, die ich noch hatte, nicht mehr lange reichen würden. Die Packung von Steffi wollte ich auf jeden Fall behalten, denn sie war eine super Ausrede. Wenn ich mit einer Windel erwischt werden sollte, hätte ich sofort eine plausible Antwort, wie ich an die Windel gekommen war. Ich musste mir dann nur noch eine Ausrede einfallen lassen, warum ich in diesem Moment eine Windel anhatte. Doch da könnte ich ja notfalls die Durchfall-Geschichte erzählen. Ich konnte jedoch keine weiteren Windeln aus der Packung nehmen, da man anhand der Folie sah, wie viele ungefähr fehlten. Ich wollte auf keinen Fall die Frage beantworten, wo denn die ganzen Windeln hingekommen sind. Weitere traute ich mich also nicht aus der Packung zu nehmen. Noch schlimmer als keine Windeln zu haben, war es, Windeln zu haben, sie aber nicht nehmen zu dürfen.
Ich überlegte also, wie ich es am besten anstellen sollte, dass ich ab und zu eine Windel tagen konnte. Dabei stellten sich drei Probleme. Wie an Windeln kommen, wo die Windeln verstecken und wie die Windeln entsorgen? Das Entsorgen war das kleinste Problem. Ich hatte ja bereits die schwarzen blickdichten Müllbeutel. Diese konnte ich zuknoten und sie einfach in die Mülltonne geben. Dass Mom den Müll durchwühlen würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Und wenn doch, konnte ich immer noch behaupten, dass die Windeln nicht von mir waren, sondern dass die wohl ein Nachbar bei uns entsorgt hatte. Bis zu einem DNA-Test würde es sicher nicht kommen. Im Gegensatz dazu, war das an Windeln kommen das größere Problem. Ich musste also eher früher als später weitere Windeln kaufen und diese zweite Packung verstecken. Ein gutes Versteck fiel mir schnell ein. Im Keller standen zwei große Kartons auf denen fett ‘Radteile’ stand. In diesen bewahrte ich, logischerweise, ganz alte und teils defekte Radteile auf. Wenn ich da ein bisschen ausmisten und einen Karton etwas voller machen würde, wäre im zweiten mehr als genug Platz für eine Packung Windeln. Dass Mom etwas in diesen Kartons suchen würde, hielt ich für ausgeschlossen, denn alles, was sie, wenn überhaupt, interessierten würde, wie Werkzeug und Flickzeug, lag offen im Regal und am Brett über der Werkbank. Damit ich Windeln griffbereit hatte und nicht jedes Mal in den Keller musste, konnte ich ein oder zwei davon in meinen im Zimmer zwischenlagern. Langfristig brauchte ich aber ein besseres Versteck, als in der Carrerabahn und hinter den Büchern. Am liebsten wären mir die beiden großen Bettkästen unter dem Bett. Ich ging in mein Zimmer und zog die Bettkästen heraus. Darin war nur Bettzeug und noch massig Platz. Die Bettkästen ließen sich nicht ganz herausziehen und die Rückwand konnte man nur teilweise und auch nur in einem ganz bestimmten Winkel sehen. Mir kam eine Idee, auf die sogar Q von James Bond neidisch sein würde. Ich würde eine doppelte Rückwand bauen.
Aber würde ich mich trauen Windeln zu kaufen? Steffi konnte ich nicht noch einmal fragen. Mir fiel kein weiterer plausibler Grund ein, den ich Steffi sagen konnte, wozu ich noch mal eine ganze Packung Windeln bräuchte und wohin die letzte Packung verschwunden ist. Online bestellen fiel mangels Bezahlmöglichkeit aus und so lange warten, bis ich mein Konto hatte, wollte ich nicht. Ich dachte nach: Würde ich mich trauen, Windeln für Anne im Sanitätshaus zu kaufen, wenn Steffi mich darum bitten würde? Ja, klar. Für Anne und Steffi würde ich das natürlich machen. Beim Kaufen musste ich mir also nur einreden, dass die Windeln nicht für mich sind, sondern dass ich sie für jemanden besorge. Steffi war aber kein gutes Alibi. Ich stelle mir vor, ich würde, aus welchem Grund auch immer, von Mom beim Windelkauf überrascht werden. Würde ich ihr dann sagen, die sind für Steffi, beziehungsweise Anne und sie dann mit Steffi darüber reden würde, könnte Steffi antworten ‘Komisch, nein, für mich hat er keine Windeln besorgt’ und schon wäre ich aufgeflogen. Ich musste die Windeln also für einen ominösen Unbekannten besorgen. Als Ausrede würde ich dann sagen: ‘Ich besorge die Windeln für jemanden, der ein Blasenproblem hat und dem das so peinlich ist, dass er oder sie sich nicht traut, selbst welche zu kaufen. Ich darf auch nicht verraten, für wen sie sind.‘ Ja, das könnte funktionieren.
Nachdem sich Mom von mir verabschiedet hatte und zur Arbeit gegangen war, wartete ich noch ein bisschen und ging dann in den Drogeriemarkt, um einen Schnuller zu kaufen. Vor dem Regal erschrak ich über die überwältigende Auswahl. Welcher davon wohl der größte war? Ah, da waren Zahlen mit ‘m’ und auf einigen stand neben der Zahl sogar Monate. Also ging das nach Alter und nicht nach Größenangaben. Die höchste Zahl war scheinbar 18+ oder 36.
Ich merkte gar nicht, dass mich eine Mutter mit einem Baby beobachtete, die mich prompt ansprach: „Kann ich dir helfen?“
Ich hasste es zu lügen, aber ‘Was glauben sie, welcher Schnuller für mich am besten passt?‘ traute ich mich nicht zu sagen. Ich improvisierte also: „Meine Nichte ist zu Besuch und hat ihren Schnuller verloren. Jetzt soll ich schnell Ersatz besorgen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Auswahl so groß ist.“
„Wie alt ist deine Nichte denn?“
Ich überlegte. Wenn das Sortiment hier bei drei Jahren aufhörte, könnte ich vier riskieren: „Schon vier, also eigentlich schon viel zu groß für Schnuller, aber sonst nimmt sie den Daumen.“
„Ich fürchte, hier ist Größe drei oder 18 bis 36 Monate das Größte. Hast du ihren alten Schnuller gesehen und kommt dir einer von denen von der Form her bekannt vor?“
„Nein, leider nicht, beziehungsweise nicht darauf geachtet.“
„Dann würde ich dir einen aus Silikon empfehlen, also einen durchsichtigen und keinen der gelblichen aus Latex. Und lieber einen mit Ring. Der Klassiker wäre NUK, einer von denen, ober deutlich günstiger hier die Eigenmarke.“
„Ich nehme den mit dem Hasen drauf. Der dürfte ihr gefallen. Dann ist es vielleicht nicht so schlimm, wenn er die falsche Form hat. Vielen Dank für die gute Beratung.“
„Keine Ursache. Mach’s gut und ich drücke dir die Daumen, dass es der Richtige ist. Nicht dass du nochmal losmusst.“
Zu Hause packte ich einen der Schnuller aus dem Zweierpack aus und wusch ihn unter heißem Wasser ab. Dann probierte ich, wie er sich anfühlte. Sehr klein. Ich konnte mich zwar nicht mehr an meinen letzten Schnuller erinnern, war mir aber sicher, dass er den Mund mehr ausfüllen sollte. Es half nichts, ohne Onlineshopping war das das Beste, das mir zur Verfügung stand.
Am Abend machte ich es genauso wie zwei Tage vorher. Mit Windeln und Schnuffi ins Bett zu gehen, war wirklich das Beste. Dazu kam noch mein neuer Schnuller. Mit einem Frotteeschlafanzug oder Strampelanzug wäre es vielleicht noch toller gewesen. Aber wie meinte Mom: ‘Genieße was du hast‘. Und so schlief ich wieder schnell, wohlgeborgen und glücklich ein.
Nachts freute ich mich, als ich aufwachte, weil ich mal musste, und es schon deutlich einfacher in die Windel lief. Morgens machte ich wieder Frühstück in meiner vollen Windel und war, bis Mom nach Hause, kam nach außen hin wieder ein normaler Teenager.
Am Sonntag unternahm ich gemeinsam mit Mom eine Radtour. Dass ich dadurch die Etappe der Tour verpasste, störte mich nicht. Lieber selbst Radfahren als drei Wochen nur vor der Glotze hängen. Nach dem harten Training gestern, musste ich heute nur ein bis zwei Stunden zur Regenration locker rollen, was sich einigermaßen mit dem deckte, wobei Mom mit ihrem Tourenrad noch gut mithalten konnte. Wir fuhren zum alten Schloss, das ein schönes Kaffee und Restaurant hatte, wo man im Sommer wunderschön draußen sitzen konnte.
Mom wollte wissen: „Waren deine Ferien bisher sehr enttäuschend? Ich habe so ein schlechtes Gewissen, dass ich ausgerechnet jetzt, wo deine Freunde weg sind, so viel arbeiten muss.“
„Mom, kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Mach dir bitte kein schlechtes Gewissen. Erstens war es meine Entscheidung, dass mir mein Rad wichtiger ist als Urlaub. Zweitens, hast du dir das mit der Urlaubsvertretung nicht ausgesucht. Drittens können wir in den letzten drei Wochen noch gemeinsam viel unternehmen. Und viertens habe ich durch die Zeit mit Tom bisher die kurzweiligsten Ferien überhaupt gehabt. Also alles andere als enttäuschend.“
„Danke. Du scheinst dich ja echt gut mit Tom zu verstehen. Ich konnte ihn noch gar nicht kennenlernen. Erzähl mal ein bisschen, wie er so ist.“
„Hm. Schwierig. Wenn einem jemand sehr sympathisch ist, muss derjenige ja nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches an sich haben. Was uns verbindet, ist das gemeinsame Hobby Radfahren und dass wir ähnlich ehrgeizig sind und auf demselben Leistungsniveau. Wir haben einen ähnlichen Humor und können über dieselben Dinge lachen. Er ist freundlich und höflich. Irgendwie lässt er mich merken, dass er mich mag und gerne mit mir zusammen ist. Ich denke der eine oder andere könnte uns für Zwillingsbrüder halten. Wobei du und Toms Mutter sicher die Einzigen seid, die sicher nie auf diese Idee kämen. Ihr wisst ja schließlich beide, dass ihr jeweils nur ein Kind bekommen habt.“
„Jetzt will ich Tom auf jeden Fall kennenlernen. Er muss noch mit Krücken gehen, oder? Du könntest ihn ja mal zu uns einladen, gerne auch mit seiner Mutter. Er muss ja sicher auch mal zum Arzt oder so was. Oder geht er zum Arzt in eine andere Stadt?“
„Nein, ich glaube schon bei uns. Ich frage ihn mal. Moment…“ Ich nahm mein Handy aus der Tasche und rief Tom an: „Hi Tom, Nico hier. Wann hast du deinen nächsten Termin beim Arzt oder Physio? … Ah Mittwoch um halb drei. Bei welchem? … Warte mal kurz.“ „Mom, passt dir Mittwochnachmittag, da musst du ja nicht arbeiten, oder?“ Sie nickte. „Tom, hast du Lust danach bei mir auf einen Kaffee vorbeizuschauen? Deine Mutter ist natürlich auch eingeladen. … Nein, mir egal ob du lieber mit deiner Mutter oder mit Lea oder mit beiden kommst. Was dir lieber ist. … Ja, meine Mom ist auch zu Hause. Die würde dich auch gerne mal kennenlernen, nachdem ich schon so viel erzählt habe. …“ „Mom, er fragt schnell seine Mutter.“ „… Alles klar, dann bis Mittwoch gegen drei. Ciao.“ Ich legte auf und fragte Mom: „Hast du alles mitbekommen?“
„Mittwoch ungefähr drei Uhr, aber wie viel Personen und wer ist Lea?“
„Lea ist seine große Schwester. Wenn du nicht da gewesen wärst, wäre er lieber mit ihr gekommen. So kommt er aber mit seiner Mutter.“
„Okay, da bin ich gespannt. Übrigens, was willst du die verbleibende Zeit in den Ferien noch alles machen?“
„Mein Geschichtslehrer hat erzählt, dass sie in der Nähe von Neustadt ein Kloster aus dem Frühmittelalter nachbauen mit den alten Methoden. Also alles von Hand, mit den alten Werkzeugen, also experimentelle Archäologie. Da ist während der Ferien auch noch so eine Art Mittelalterfest.“
„Das hört sich ja interessant an. Da sollten wir auf jeden Fall hin. Und weiter?“
„Dann würde ich noch gerne ins Spaßbad, aber nur bei schönem Wetter. Bei Regen ist da bestimmt die Hölle los.“
„Unkonventionell, aber gut gedacht. Bei Regen ist mir da auch zu viel los in den Ferien. Sonst noch eine Idee?“
Ich überlegte und sagte dann: „Wie wäre es, wenn wir einen Ausflug gemeinsam mit Steffi und Anne machen?“
„Von mir aus gerne, aber dann brauchen wir etwas Barrierefreies.“
„Weißt du noch der See mit der Moorlandschaft, um den wir letzten Herbst gewandert sind? Wo ich mich noch aufgeregt habe, dass sie den Weg neu angelegt haben und den Weg und die Holzstege so eben gemacht haben, dass ich mit dem Rennrad hätte fahren können. Das wäre definitiv mit dem Rollstuhl machbar. Die Runde war so ungefähr fünf Kilometer. Ich schätze, wir drei sollten abwechselnd Anne soweit schieben können, oder? Was denkst du?“
„Ja. Super Idee. Willst du das Steffi vorschlagen? Dann müssen wir nur noch einen passenden Termin finden. Sonst noch Ideen für Aktivitäten?“
„Im Moment nicht, aber ich mache mir noch ein paar Gedanken.“
„Mal ‘was ganz anderes. Wie willst du eigentlich deinen Geburtstag feiern?“
„Also keine große Party, vielleicht nächstes Jahr oder zum Achtzehnten. Können wir bei uns feiern? Am liebsten mit Leuten, die ich gern mag. Also Leon, Tom, JayJay, Sophie, Hannah, Lea, Steffi, Anne und natürlich dir.“
„Bei uns zu Hause feiern geht natürlich, wenn du willst. Aber du kannst doch deinen Geburtstag nicht mit Erwachsenen feiern.“
„Ich kenne zwar nicht alle Gesetze, aber ich wüsste aber nicht, dass das verboten ist. Andere feiern ihren Geburtstag ja auch mit Omas, Opas, Eltern, Tanten, Onkeln und so.“
„Wenn du das so siehst. Aber es kann trotzdem sein, dass deine Freunde das als uncool ansehen.“
„Nö, meine Freunde sind cool, und ich glaube nicht, dass sie etwas, das mir gefällt, als uncool ansehen.“
„Wie du meinst. Aber denk’ dran, bald einen Termin festzulegen und die Leute einzuladen. Je früher, desto besser.“
„Ja, mache ich. Komm, lass uns langsam weiterfahren, ich habe schon einen platten Hintern vom langen Sitzen.“
Weil Mom am Montag arbeiten musste, wollte ich den Plan, Windeln zu kaufen, gleich umsetzen, ehe mich der Mut verließ. Als erstes prüfte ich mit Steffis Windeln, ob mein Rucksack groß genug war. Dann schrieb ich auf einen Klebezettel ‘1x Packung Tena Slip Maxi in Größe M’. Wenn man für jemanden etwas besorgt, hat man schließlich immer einen Zettel, auf dem steht, was man besorgen soll. Dann schnappte ich mir mein Geld und mein Handy und radelte in die Gartenstraße. Ich betrat das Sanitätsgeschäft und ging zu einer Verkäuferin. „Guten Tag, ich soll eine Packung Tena Slip Maxi in Größe M besorgen“, las ich vom Zettel ab.
„Guten Tag. Einen Moment bitte, die muss ich aus dem Lager holen.“
Kurz darauf kam sie ohne Windeln wieder.
„Die Inkontinenzslips von Tena in Maxi und M sind leider gerade aus. Die sollten aber jeden Moment geliefert werden. Wir werden sie also spätestens morgen Vormittag wieder reinbekommen haben. Dürfen es auch andere in Größe M sein oder Tena mit einer anderen Saugstärke? Außerdem hätten wir noch in derselben Größe und Saugstärke die neuen Tena Slip ConfioAir mit Baumwolloberfläche oder Cotton Feel.“
Damit hatte ich nicht gerechnet. In meinem Gehirn ratterte es. Ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen und dieselben Tenas, die ich schon hatte und von denen ich wusste, dass sie mir gut passten. Ich überlegte, was jemand anderes machen würde, der Windeln für jemand besorgt. Mir kam eine Idee: „Moment bitte …“ Ich nahm mein Handy, ging ans andere Ende des Ladens und tat so, als ob ich jemanden anrufen würde. Ich wartete kurz das fiktive Klingeln ab und sagte: „Hi, ich bin‘s. Du, die Windeln, die du aufgeschrieben hast, sind aus und die gibt es erst morgen wieder. Soll ich andere kaufen oder dieselben als neue Kompfi-irgendwas aus Baumwolle oder morgen nochmal fahren?“ Wieder Pause für eine fiktive Antwort. „Nein, das ist gar kein Problem. Ich kann gerne morgen nochmal herfahren. Ciao.“ Ich wandte mich wieder an die Verkäuferin: „Nein, es sollen die normalen Maxi sein und nicht die Windeln aus Baumwolle. Ich komme noch mal. Vielen Dank und bis morgen.“
„ComfioAir und die Slips sind schon auch aus Kunststoff aber mit einer textilartigen Oberfläche und atmungsaktiv. Egal, sind ja eh nicht für dich. Bis morgen. Schönen Tag.“
Das lief zwar nicht wie geplant, war aber weniger schlimm als gedacht und so sah ich es als gute Übung an.
Danach fuhr ich in den Baumarkt. Ich suchte mir zuerst bei den Möbelbeschlägen sechs starke Magentdinger. Dann ließ ich zwei Spanplatten in der Größe der Rückwände zusägen. Zum Glück waren die echten Rückwände nicht eingefärbt, da Spanplatte ‘Roh’ am billigsten war. Außerdem kaufte ich noch eine rechteckige Holzleiste mit zwei mal zwei Zentimetern und eine Rolle Teppich-Doppelklebeband. In Summe kostete mein Geheimfach dann doch mehr, als ich erwartet hatte. Inzwischen nahm ich für das Babysitten bei Steffi Geld an und das war vielleicht doch nicht so schlecht, um meine ABDL-Sachen zu finanzieren.
Wieder zu Hause, sägte ich zuerst zwölf Stücke aus der Leiste und klebte jeweils zwei mit dem Doppelklebeband aneinander. Das ergab Abstandsklötze von vier Zentimetern als Tiefe für das Geheimfach. Ich saugte die Werkstatt gründlich sauber, denn Holzspäne und Sägemehl waren bei uns eher ungewöhnlich. Anschließend schraubte ich die Magnete an die Bretter und Abstandsklötze. Ich klebte die seitlichen Abstandsklötze mit Doppelklebeband hinten in die Bettkästen. Den mittleren Abstandsklotz ließ ich vom Magnet halten, brachte Klebeband an und drückte den Abstandsklotz mit dem Brett an seine Position. Ich prüfte meine Konstruktion. Absolut perfekt. Das Brett hielt sehr fest und ließ sich nur mit viel Kraft öffnen. Nichts klapperte und sehen konnte man überhaupt gar nichts. Eigentlich hätte mir ein Geheimfach gereicht, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen und baute auch in den zweiten Bettkasten ein Geheimfach auf dieselbe Art. Zum einen sah man jetzt nicht mehr, dass die Bettkästen unterschiedlich tief waren, zum anderen hatte ich so noch Platz für zukünftige ABDL-Anschaffungen. Zuletzt verstaute ich die Müllbeutel, die Schnuller und meine letzte Windel im Geheimfach.
Der gesamte Vormittag war für den Bau der Geheimfächer draufgegangen. Zum Glück hatte ich Ferien. Ich machte mir erst mal Mittagessen. Danach fuhr ich noch in den großen Supermarkt, um eine weitere wichtige Sache zu kaufen. Die Plastiktüte und das Badetuch waren als Bettschutz nämlich unpraktisch. In einem Onlineshop für Windeln hatte ich gesehen, dass es auch Einmal-Krankenunterlagen gab. Das musste so etwas sein, wie das, was Tom anfangs im Bett hatte. Im Supermarkt suchte ich im Bereich mit den Hygieneartikeln. Neben den Einlagen für Blasenschwäche gab es tatsächlich Krankenunterlagen mit 60 mal 90 Zentimetern. Zusammen mit einer Packung Feuchttücher ging ich an die Kasse. Etwas unangenehm war es mir schon, solche Sachen zu kaufen. Aber ich war alleine an der Kasse und die Kassiererin interessierte es überhaupt nicht, was sie da über den Scanner zog.
Zu Hause nahm ich zwei der Unterlagen aus der Packung und versteckte den Rest im Radteile-Karton. Die beiden Unterlagen und die Feuchttücher kamen ins Geheimfach. In meinem Zimmer roch es trotz gekipptem Fenster leicht nach frischer Spanplatte. Verdammt, das musste ich kaschieren. Ich fuhr noch einmal zum Baumarkt. Zum Glück schenkte mir der nette Verkäufer, der den Zuschnitt gemacht hatte, ein circa 30 Zentimeter großes Abfallstück einer Spanplatte. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig vor Mom nach Hause. Ich ging mit der Spanplatte in die Werkstatt, legte ein paar alte Ritzel darauf und zeichnete deren Umriss ich mit dem Bleistift nach. Dann schlug ich noch zwei Nägel ein. So wirkte das Ganze wie eine Schablone, um irgendwas fürs Rad auszumessen. Etwas Besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Die Spanplatte legte ich demonstrativ auf meinen Schreibtisch – als Erklärung für den Holzgeruch.
Autor: Hans_Steam | Eingesandt via Mail
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Report
Vorlesen
Weitere Teile dieser Geschichte
Archiv
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Anonym bei Windelfreunde (2)
- Burli bei Kein Zurück (13)
- Xxx bei Windelfreunde (2)
- LiddleTigger bei Kein Zurück (13)
- carsten rickert bei Windelfreunde (2)
- Ano bei Das besondere Internat (3)
- Michael bei Wochenendausflug zum Windelberg
- Olaf bei Wochenendausflug zum Windelberg
Warum so Geheimnisvoll , bei dem Flug hat er ja auch Windeln getragen mit dem Einverständnis seiner Mutter. Bin gespannt wie es weitergeht .
Interessante Fortsetzung. Nico hat richtig gute Ideen, mal even ein Geheimfach zu bauen ist schon gewieft. Bin gespannt wielange die Maskerade noch aufrecht halten kann bevor Seine Mutter ihm draufkommt. Freu mich auf die nächsten Teile!
Ich freue mich auf eine Fortsetzung der Geschichte. Die kommt hoffentlich oder?!