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Eine Mama für zwei Wochen (7)

14/06/2025 4 comments Article Gemischt Lucas2242

Dieser Eintrag ist Teil 7 von 11 der Serie Eine Mama für zwei Wochen
Windelgeschichten.org präsentiert: Eine Mama für zwei Wochen (7)

Es war 22:47 Uhr, wie das Display des weißen Smartphones anzeigte, bevor Jack es
wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ und stattdessen seinen Haustürschlüssel
hervorholte. Im Grunde hatte er einen gewöhnlichen Arbeitstag hinter sich. Hier und da
hatte es den ein oder anderen Verkehrsunfall gegeben, welche teilweise so belanglos
waren, dass der junge Mann nur mit den Augen rollen konnte und sich ernsthaft die Frage
stellte, wieso durchaus erwachsene Leute ihre Streitigkeiten nicht selbst regeln konnten.
Teilweise kam es ihm vor, als wäre er in einem Kindergarten.
Später hatte er mit einem Kollegen noch ein paar Jugendliche mit Gras erwischt. Auch das
war natürlich keine Seltenheit. Früher hatte er sich ja selbst regelmäßig überreden lassen,
bei solchem Blödsinn mitzumachen. Jetzt versuchte er vergeblich andere von dem Scheiß
abzuhalten. Dabei war er ja selbst gar nicht so viel älter…
Würde er seinem zwölfjährigen Ich von früher von seinem Alltag erzählen, hätte dieses
seinen Berufswunsch sicher noch einmal überdacht. Damals dachte er, dass wäre alles
mehr wie im Film. Doch so konnten sich die Zeiten ändern. Während er es in diesem Alter
sicher voll cool gefunden hätte, in eine echte Schießerei zu geraten, war er heute doch
ganz froh darüber, dass er von seiner Dienstwaffe noch nie Gebrauch machen musste.
Zwar war er ein verdammt guter Schütze und hatte auch keine Angst vor einer
entsprechenden Situation. Aber da war der Gedanke an seinen kleinen Bruder. Was würde
mit Louis geschehen, wenn ihm etwas passierte? Da regelte er doch lieber irgendwelche
belanglosen Diskussionen und langweiligen Papierkram.
Als er das Haus betrat, war es zunächst dunkel. Offenbar war Lena bereits im Bett. Leise
begab sich Jack zum Schlafzimmer. Er sollte sich heute vermutlich auch früher hinlegen,
wenn er morgen seine heiß begehrte Nachtschicht hatte. Vielleicht war seine Freundin ja
sogar noch wach. Als er vorsichtig die angelehnte Tür öffnete, erkannte er schwach ihre
Silhouette, die sich im Dunkeln aufrichtete. Also schaltete er das Licht an.
„Was zum…?“, brachte er noch hervor, ehe sie ihn mit dem Finger auf den Lippen und
einem Geräusch, dass er leise sein sollte, unterbrach. Neben ihr lag sein kleiner Bruder im
Bett. Er hatte seinen Plüschhund im Arm und schlief tief und fest.
„Was macht er denn hier? Wieso schläft er nicht bei sich im Bett?“, flüsterte Jack und
bemühte sich dabei nicht vorwurfsvoll zu klingen.
„Er hatte einen schlimmen Albtraum von seiner Mutter. Also hab ich ihn zu uns geholt“,
erklärte Lena ebenso ruhig. Vermutlich ein überzeugendes Argument für ein Kleinkind.
Nicht überzeugend genug für einen Neunjährigen!
„Du weißt, er ist alt genug, um-“, setzte der junge Mann an, doch wurde erneut von seiner
Freundin unterbrochen.
„Das war nicht seine Idee“, verteidigte sie den Jungen sofort, „Hast du früher nie im Bett
eurer Eltern geschlafen?“
„Doch klar, aber da war ich noch im Kindergarten“, entgegnete Jack.
„Und er?“, setzte Lena direkt nach. Ihr Freund warf einen Blick auf seinen friedlich
schlafenden kleinen Bruder.
„Naja, nein, er…“, begann er und realisierte im gleichen Moment, dass das für ihn ja
niemals möglich gewesen war. Naja, möglich in gewisser Hinsicht schon, aber ihr Vater
war nicht wirklich der Typ für so etwas gewesen. Wenn überhaupt, war Louis schon immer
lieber zu ihm als großen Bruder gekommen, wenn irgendetwas los war. Er war derjenige
gewesen, der ihm damals das Gefühl von Sicherheit gegeben hatte. Nicht seine Mutter.
Und eigentlich war das heute immer noch so. Lena und er waren alles, was der Junge
hatte. Zwar änderte das nichts an der Situation oder seinem Alter. Trotzdem war da eine
Spur von Mitleid, die den jungen Erwachsenen seufzen ließ: „Na gut, lass ihn hierbleiben.
Aber lass uns das nicht zur Gewohnheit machen.“
Irgendwann, mitten in der Nacht, wachte Louis erneut auf. Die ganze Milch wollte wieder
raus. Wieso hatte er auch so eine kleine Blase, die ihn jede Nacht nervte, wenn er abends
noch etwas getrunken hatte? Doch dann erinnerte er sich wieder, dass das ja im Moment
gar kein Problem war. Er trug ja immer noch eine von den Pampers. Noch ein wenig
benommen wollte er einfach locker lassen, da bemerkte er erst, dass etwas anders war.
Da lag jemand direkt neben ihm und er spürte einen Arm um sich liegen. Lena…
Er brauchte noch einen Moment, um herauszufinden, wo er sich befand. Sollte er es hier
jetzt wirklich einfach laufen lassen? In ihrem Arm und im Bett seines Bruders? Aber was
wäre die Alternative? Jetzt durch das dunkle Haus auf die Toilette gehen? Das warme Bett
verlassen? Was, wenn er sie dabei aufweckte? Das wollte er eigentlich alles nicht. Es
fühlte sich gut an, hier in ihrem Arm zu liegen. Es fühlte sich irgendwie… sicher und
geborgen an. Dürfte er danach überhaupt von sich aus einfach wiederkommen und weiter
hier schlafen? Oder sollte er dann lieber wieder in sein Zimmer gehen? Wieso war er
überhaupt hier? War es wegen dem Albtraum? Sein Entschluss stand fest. Er wollte jetzt
nicht aufstehen. Also drehte er sich auf den Rücken, in eine angenehmere Position und
begann vorsichtig zu pullern. Langsam breitete sich die Wärme in seinem Schritt aus,
während jegliche Flüssigkeit einfach aufgesaugt wurde. Unsicher tastete er nach der
Windel, dass auch wirklich alles trocken blieb. Es war alles in Ordnung. Louis drückte sein
Plüschhund an sich, kuschelte sich näher an Lena und schloss wieder die Augen.
Trotz der unruhigen Nacht war er auch am nächsten Morgen der erste von ihnen, der
aufwachte. Normalerweise würde er jetzt aufstehen, sich seine Cornflakes zum Frühstück
holen und sich gemütlich vor den Fernseher setzen, bis die anderen wach waren. Aber
heute war ihm irgendwie nicht danach. Der Neunjährige dachte gar nicht daran, jetzt
aufzustehen. Er wollte viel lieber hier in Lenas Arm liegen bleiben und den Moment
genießen. Und genau das tat er auch. Zwar machte er seine Augen dabei wieder zu, doch
diesmal blieb er wach und fühlte einfach nur ganz bewusst ihre Nähe.
Fühlten sich so andere Kinder, die eine Mama hatten? Oder war das für die viel zu
normal? Wieso konnte es nicht immer so sein? Irgendwie wollte er nicht, dass das alles in
einer Woche wieder endete. Er wollte gerade nicht mal, dass dieser Moment endete.
Genau da spürte er Lenas Hand, die ihm wieder sanft über den Kopf streichelte. Louis
öffnete die Augen. Sie war aufgewacht. Lächelte ihn liebevoll an, so wie sie es immer tat.
Er dagegen blickte gerade vermutlich ein wenig betrübt und tat das einzige, was für ihn in
diesem Moment Sinn ergab. Er drückte sich so fest er konnte an sie und gab ihr so ein
klares Zeichen, dass er jetzt auf keinen Fall aufstehen wollte.
Lena sagte nichts. Sie legte einfach nur wieder ihren Arm um ihn, so wie er es wollte. Er
lag so nah an sie gekuschelt, dass er leicht ihren Herzschlag hören konnte. Auf eine
seltsame Art und Weise wirkte er beruhigend.
Fast eine halbe Stunde lagen die beiden noch so da. Zwischendurch hatte er sogar
nochmal in seine Windel gepullert. Diesmal war ihm egal gewesen, ob sie das bemerken
könnte. Hauptsache er konnte liegen bleiben. Doch irgendwann begann dann doch sein
Magen zu knurren.
„Hast du Hunger?“, flüsterte Lena ganz leise. Ja, hatte er. Eigentlich würde er so langsam
schon gerne etwas essen. Ihm war ja bewusst, dass sie nicht ewig hier liegen bleiben
konnten. Es war zwar keine leichte Entscheidung, aber er nickte ganz leicht.
Louis spürte, wie sie ihm ein wenig die Haare aus dem Gesicht strich, dann küsste sie ihn
sanft auf die Stirn. Auch das fühlte sich irgendwie gut an. Es gab ihm das Gefühl, dass sie
ihn unheimlich lieb hatte und er ihr wirklich viel bedeutete.
„Na dann komm mal mit, Hase“, meinte sie leise, damit sie seinen großen Bruder nicht
aufweckten. Der Langschläfer musste ja schließlich fit sein für seine Nachtschicht heute
Abend. Die ganze Nacht wach zu bleiben klang irgendwie cool, aber auch anstrengend.
Gemeinsam verließen sie das Schlafzimmer. Dabei warf Lena einen prüfenden Blick nach
unten. Die Pampers war gut unter seiner Schlafanzughose zu erkennen und der Anblick
verriet ihr, dass er sie heute Nacht definitiv mehrmals benutzt hatte.
„Sollen wir dich vielleicht davor noch schnell frisch machen?“, fragte sie.
„Ok“, antwortete Louis knapp und nickte erneut.
Schon seltsam, wie schnell er sich doch daran gewöhnt hatte in den paar Tagen. Es war
noch nicht einmal eine Woche her, da hatte er sich in Grund und Boden geschämt, als sie
ihn zum ersten mal nackt gesehen hatte. Und jetzt legte er sich einfach auf sein Bett und
wartete mehr oder wengier darauf, als wäre es völlig normal. Niemand sonst durfte ihn
ohne Kleidung sehen. Nicht einmal sein großer Bruder. Es war einfach unangenehm. Aber
bei Lena war es okay. Da war es nicht mehr unangenehm. Nicht einmal, dass er sich von
ihr wickeln ließ, wie ein Baby. Und das, obwohl er schon fast zehn war. Normalerweise
würde er echt wütend werden, wenn ihn jemand so behandeln würde, als wäre er ein
Kleinkind. Bei Lena war das anders. Irgendwie wollte er es bei ihr schließlich sogar.
Ohne zu zögern, griff Louis nach dem Schnuller neben sich, der immer noch von letzter
Nacht in seinem Bett lag und nahm ihn in den Mund. Zumindest für ein paar Minuten.
Eigentlich war es kaum zu glauben, dass sie ihm den einfach so gekauft hatte. Aber wenn
er eine Sache in den letzten Tagen gelernt, oder viel mehr gespürt hatte, dann dass er vor
Lena keine Geheimnisse haben musste. Dass sie ihn so lieb hatte, wie er war. Wieso war
das bei seinem Bruder nicht auch so? Sicher hatte Jack ihn auch lieb, aber eben nicht so
wie Lena. Stattdessen erwartete er immer, dass er ein selbstständiger großer Junge war,
oder versuchte ihn zu verändern, damit er erwachsener wurde.
Louis war diesmal so in Gedanken versunken, dass er erst wieder mitbekam, wie die
junge Frau die frische Windel vorne umklappte und verschloss.
„So, fertig“, sagte sie und zog ihn an den Armen wieder nach oben. Dann griff sie
vorsichtig nach dem Schnulli in seinem Mund: „Den lassen wir lieber hier, bevor dein
Bruder was davon mitbekommt. Zum Essen brauchst du den ja eh nicht.“
Nicht ganz freiwillig ließ sich der Neunjährige seinen dunkelblauen Beruhigungssauger
wieder abnehmen. Allerdings hatte Lena wohl recht. Dabei hatte er ihn doch gerade nur
ganz kurz gehabt…
Während Louis sein gewohntes Frühstück aß, schob Lena für sich und Jack einige
Aufbackbrötchen in den Ofen. Wenn sie in den nächsten Tagen mal alle frei hatten,
könnten sie morgens eigentlich auch mal zum Bäcker gehen und frische Brötchen holen.
Oder zumindest sie und Louis. Ihren Freund würde sie so früh wohl kaum aus dem Bett
bekommen. Es kam viel zu selten vor, dass sie morgens alle gemeinsam am Tisch saßen.
Das wäre dann quasi fast wie ein Familienfrühstück.
Als Louis fertig war, begab er sich doch noch vor den Fernseher und Lena begann, ihm
einen Apfel für den Vormittag aufzuschneiden. Eine Birne hatten sie leider gerade nicht da,
sonst hätte sie ihm die aufgeschnitten. Das war eigentlich sein Lieblingsobst. Sie war echt
überrascht gewesen, als sie das vor einigen Monaten erfahren hatte. In ihrem gesamten
Leben hatte sie sonst bisher niemanden kennengelernt, der ausgerechnet Birnen am
liebsten mochte.
Sie begab sich ins Wohnzimmer und stellte den Obstteller auf den Tisch. Im Fernsehen lief
gerade eine Folge Paw Patrol. Der Junge lag bäuchlings auf der Couch, hatte seine in der
Luft baumelnden Füße an der Lehne hinter sich abgelegt und zeichnete. Den kleinen Tisch
hatte er dafür lückenlos zu sich herangezogen.
„Danke“, murmelte er beiläufig. Dann kicherte er ein wenig über einen Kommentar von
Marshall, dem kleinen ungeschickten Dalmatiner. Früher, als er die Serie vor einigen
Jahren zum ersten mal gesehen hatte, hatte er da bei einigen Szenen noch nicht drüber
gelacht. Er war immer besorgt gewesen, dass sich der arme Hund wehgetan hatte.
Irgendwann wusste er, dass das nicht der Fall war und stattdessen immer ein lustiger
Spruch kam.
Natürlich war er auch für diese Serie inzwischen ein wenig zu alt. Sein Bruder hatte
morgens oft genug ein wenig mit den Augen gerollt und ihn genau das gefragt. Hin und
wieder merkte Louis das auch, wenn ihm auffiel, wie unrealistisch manche Stellen doch
waren. Aber das störte ihn keineswegs. Er mochte die kleinen Hunde und ihre
Rettungsmissionen, wie sie den Leuten halfen. Was zugegeben in starkem Kontrast dazu
stand, dass er im echten Leben ein wenig Angst vor Hunden hatte. Gerade, wenn sie groß
waren und laut bellten oder knurrten. Kinderserien hatten dagegen einfach so eine
gewisse bunte und heile Welt, in der alles gut war.
Lena warf einen Blick auf das Blatt vor ihm. Darauf war eine Waldfee zu sehen und im
Hintergrund einige Bäume und verschiedene Blumen und andere Pflanzen. Sie hatte
einen Schmetterling auf dem Finger sitzen und an den Flügeln war ganz leicht so etwas
wie der Ansatz eines Musters zu erkennen. Der Junge besaß eine unfassbare Liebe fürs
Detail. Unzufrieden griff er nach dem Radiergummi und entfernte einige Striche an den
Haaren seiner Zeichnung wieder. Einen Moment hielt er inne und überlegte. Dann warf er
einen Blick zu Lena, der fast schon analysierend war, bevor er zu einer neuen Frisur für
die Waldfee ansetzte.
Louis hatte schon immer gerne gemalt. Das schien ihn immer zu entspannen, als würde er
in eine ganz andere Welt eintauchen. In seinem Zimmer gab es noch so einige
Ausmalbücher von früher. Eins davon hatte sie ihm in dem Jahr, als sie ihn kennengelernt
hatte, zum Geburtstag geschenkt. Besonders gut kannte sie den schüchternen Jungen
damals noch nicht, aber er hatte sich riesig gefreut.
Irgendwann hatte Lena dann beschlossen, ihn mal mit ins Atelier zu nehmen.
Selbstverständlich hatten dann gerade die Frauen dort alle wissen wollen, wer der Junge
denn war, den sie da dabeihatte. Das war ihm richtig unangenehm gewesen, sodass er
sich immer mehr hinter ihrem Rücken versteckt hatte und sie das Reden übernehmen
hatte müssen. Das war im ersten Moment einfach zuviel für ihn gewesen mit den ganzen
fremden Gesichtern. Aber danach hatten sie einen echt tollen Tag gehabt. Auch das
Zeichnen hatte er von ihr gelernt. Lena war sofort aufgefallen, wie gut er mit dem Bleistift
umgehen konnte. Mit seiner sanften Art drückte er kein bisschen zu stark auf, wie es
Kinder in dem Alter noch häufig taten. Er hatte echtes Feingefühl gezeigt, so wie bei den
Mustern in den Flügeln seiner Waldfee. Es sah wirklich gut aus. Sicher fehlte ihm noch ein
wenig die Übung, aber für sein Alter war das beachtlich. Außerdem hatte sie ihm ihr Buch
über den Zeichenstil von Mangafiguren, an dem er sich im Moment versuchte, erst vor
einigen Wochen gegeben.
Selbstverständlich hatte Lena bemerkt, dass er ihr ziemlich sicher nacheiferte. Vermutlich
war das auch der Grund, wieso er immer behauptete, seine Zeichnungen wären nicht gut.
Weil es eben nicht so aussah, wie bei ihr.
Inzwischen hatte die Waldfee eine neue Frisur. Ein wenig fielen ihr einzelne Haarsträhnen
über das linke, beziehungsweise rechte Auge, wenn man es anatomisch betrachtete. Das
waren ihre Haare… Deshalb hatte der Junge sie gerade eben so analysiert. Louis war
gerade dabei eine Strähne etwas dunkler zu gestalten. Dann sah er auf.
„Kannst du mir mit den Schatten helfen?“, fragte er. Das war so eine Sache, die er immer
noch nicht wirklich raushatte. Irgendwie war das mit den Schatten wirklich schwer… Lena
lächelte und setzte sich zu ihm.
„Klar, mein Schatz“, entgegnete sie selbstverständlich, ohne groß über ihre eigenen Worte
nachzudenken.
„Mein Schatz…“, wiederholte Louis die Worte in seinem Kopf. Nicht einfach: „Schätzchen“,
wie sonst. Als wäre sie wirklich seine Mutter. Innerlich seufzte er ein wenig. Wenn es doch
nur wirklich so wäre… Aber eigentlich war das doch gar nicht so wichtig, oder?
Hauptsache sie hatte ihn lieb und kümmerte sich um ihn.
Selbstverständlich hatte sich Lena auch bereits Gedanken gemacht, was sie heute noch
unternehmen könnten. Zuerst war ihr ein Wildpark in den Sinn gekommen. Das war wohl
eine der naheliegendsten Ideen für einen Ausflug mit einem Kind. Vor knapp einem Jahr
war sie schon mal gemeinsam mit den beiden Brüdern dort gewesen. Sie konnte sich
noch gut daran erinnern, wie Louis die Rehe gefüttert hatte. Erst hatte er ein bisschen
Angst vor den Tieren gehabt, bis er sich daran gewöhnt hatte. Dann hatte er fürsorglich
versucht, allen Tieren genau dieselbe Menge an Futter zu geben. Allerdings wollte er
gefühlt nach jedem einzelnen Reh auch seine Hände wieder sauber gemacht haben. Zum
Glück hatte sie daran gedacht, genau dafür Feuchttücher mitzunehmen.
Am Ende hatte es noch einen Streichelzoo mit kleineren Tieren gegeben. Da hatte sich
der Junge dann deutlich wohler gefühlt. Vor allem das kleine Gehege mit den
Meerschweinchen hatte es ihm angetan. Eine junge Mitarbeiterin des Wildparks hatte ihm
erlaubt eines davon auf den Arm zu nehmen. Sie hatte es ihm gegeben und gezeigt, wie
er es am besten hielt. Lena wusste noch genau, wie sehr es ihm gefallen hatte. Wie
liebevoll er es gestreichelt hatte und wie er dabei schließlich schüchtern zu seinem Bruder
aufgesehen und gefragt hatte, ob er vielleicht mal eins haben durfte. Eigentlich hätte sie
sich das damals gut vorstellen können. Das konnte sie heute noch. So ein Tier, das wie
ein kleiner Freund für ihn war und um das er sich kümmern konnte, würde ihm sicher gut
tun. Leider war die Antwort von ihrem Vater damals ein klares Nein, als sie wieder
zuhause gewesen waren. Möglicherweise hatte er damals schon von seiner Krankheit
gewusst. Und jetzt fehlte definitiv das Geld, um noch ein Tier zu versorgen.
Jack hätte es ihm damals am liebsten sofort erlaubt. Er hatte bei ihrem Vater sogar ein
gutes Wort für Louis eingelegt. Vermutlich würde er es auch heute noch erlauben, wenn es
eben möglich wäre. Aber damals war es irgendwie anders gewesen. Seine ganze Art
gegenüber seinem kleinen Bruder war viel fürsorglicher gewesen. Das war, bevor sich ihr
Leben für immer verändert hatte und die ganze Verantwortung über ihn hereingebrochen
war.
Mal wieder in den Wildpark zu kommen, würde Louis bestimmt gefallen. Dennoch hatte sie
sich dagegen entschieden. Die Ferien dauerten schließlich noch eine ganze Woche.
Vielleicht konnte sie ja an einem anderen Tag auch ihren mürrischen Freund dazu
überreden, mitzukommen. Für heute war ihr eine andere Idee in den Sinn gekommen.
Eigentlich hatte sie an eine Kletterhalle gedacht. Sie selbst hatte vor einigen Monaten das
Bouldern für sich entdeckt. Vielleicht könnte Louis so etwas auch Spaß machen. In einer
Kletterhalle wäre er auch gesichert und es war alles ein bisschen einfacher. Allerdings
konnte sie sich nicht wirklich vorstellen, dass er sich traute, besonders weit
hochzuklettern. Doch beim Anblick der Waldfee kam ihr ein besserer Gedanke in den Sinn.
„Was hältst du davon, wenn wir heute mal einen Kletterwald besuchen?“, unterbreitete sie
ihm den Vorschlag. Wenn nicht, hatte sie den Wildpark immer noch als Plan B.
„Klettert man da auf Bäume…?“, lautete die skeptische Antwort des Neunjährigen. Er hatte
es eigentlich nicht so damit, irgendwo raufzuklettern. Hauptsächlich weil er nicht
besonders gut darin war und immer Angst hatte, abzurutschen oder runterzufallen.
Im Kindergarten hatten sie damals einen Kletterbaum gehabt. Nach oben war er eigentlich
ganz gut gekommen, aber dann hatte er sich nicht mehr herunter getraut. Am Ende hatte
er still vor sich hingeweint, bis ihn eine Erzieherin gefunden und heruntergehoben hatte.
Rückblickend hätte er die Situation damals deutlich besser lösen können. Zum Beispiel
hätte er einfach nach einem Erwachsenen rufen können. Oder zumindest laut heulen,
damit auch jemand mitbekam, dass er ein Problem hatte. Machten andere Kinder ja auch
so. Nur wollte er damals irgendwie nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Er wollte
einfach nicht negativ auffallen.
„Nicht wirklich. Es ist mehr wie ein Hindernislauf den man zwischen den Bäumen
aufgebaut hat“, erklärte Lena.
Louis‘ Blick blieb wenig begeistert: „Aber man klettert doch wo rauf, oder? Ist das hoch?“
Ihre Befürchtung mit der Höhenangst hatte sich damit wohl zumindest schon mal bestätigt.
„Naja, schon ein paar Meter. Aber die sind nicht alle so hoch und du bist abgesichert,
damit du nicht runterfallen kannst. Dir kann also gar nichts passieren“, versuchte sie ihn zu
ermutigen: „Du kannst es ja einfach mal versuchen. Ich bin mir sicher, dass es dir Spaß
machen würde. Und wenn nicht, dann können wir einfach wieder gehen.“
Louis überlegte. Sein erster Instinkt wollte das auf keinen Fall machen. Aber Lena dachte,
es würde ihm gefallen. Was, wenn es ihm tatsächlich Spaß machte? Gestern war es mit
der Rutsche ja dasselbe gewesen. Erst hatte er sich nicht getraut und dann hatte es ihm
doch Spaß gemacht. Und wenn sie sagte, ihm könnte da nichts passieren, würde das
schon stimmen, oder?
„Mmmmh… Na gut, ich probiers mal“, entgegnete er schließlich. Er widmete sich wieder
seiner Zeichnung, sah kurz darauf aber schnell wieder auf.
„Können wir Felix mitnehmen!?“, fragte er energischer, als er es eigentlich wollte.
Lena lächelte: „Klar, wenn er möchte. Du kannst ihn ja anrufen und fragen.“
Schlagartig veränderte sich die Miene des Neunjährigen wieder und strahlte wieder seine
bekannte Unsicherheit aus. Daran hatte er gar nicht gedacht.
„Kannst du das nicht machen…?“, erwiderte er fast schon flehend. Tatsächlich hatte er
noch nie bei einem Freund angerufen. Wie auch, wenn er sonst keinen hatte? Doch Lenas
Lächeln blieb unverändert, während sie den Kopf schüttelte. Dann nahm sie auch schon
das Festnetztelefon und reichte es ihm. Zögerlich nahm Louis es entgegen. Und jetzt?
Was, wenn er sich verwählte und jemand ganz anderes ranging? Würde er es dann
einfach ganz schnell Lena geben oder einfach auflegen? Wie würde Felix überhaupt
reagieren? Was, wenn er gar keine Lust hatte? Aber er wäre ja wohl kaum sauer deshalb.
Noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hielt die junge Frau ihm auch schon die
Telefonnummer auf ihrem Handy unter die Nase. Na gut, wenn irgendetwas schiefgehen
sollte, würde sie ihm schon helfen. Er bemerkte, wie seine Finger zitterten, als er begann
eine Zahl nach der anderen einzugeben. Am Ende überprüfte er noch zweimal, dass er
auch alles richtig übernommen hatte. Der Neunjährige atmete tief durch und drückte dann
auf den grünen Hörer. Angespannt hörte er das Telefon an seinem Ohr tuten. Sein Herz
klopfte nervös. Es wurde erst ein bisschen besser, als er schließlich die Stimme von Felix‘
Oma hörte. Lena beobachtete ihn währenddessen ruhig.
„Hallo, hier ist Louis. Ist Felix da…?“, sagte er leise, aber wirkte dabei hochkonzentriert.
Ganz leicht hörte der Junge kurz darauf im Hintergrund, wie die Dame das Telefon an
seinen Freund übergab.
„Hey!“, begrüßte er ihn gut gelaunt.
„Hi“, entgegnete Louis und wirkte nun deutlich entspannter. Vermutlich hätte er hier bereits
sagen sollen, warum er überhaupt anrief.
„Hi!“, sagte Felix noch einmal, als er bemerkte, dass da von seinem Freund sonst nichts
mehr kam und kicherte.
Auch Louis huschte ein leichtes Lächeln übers Gesicht. Damit hatte er sich allmählich
wieder ganz im Griff: „Ääh… Willst du mit uns in den Kletterwald heute?“
An dem unzufriedenen Geräusch am anderen Ende der Leitung, konnte er schon erahnen,
was vermutlich die Antwort sein würde.
„Ich würd echt gern, aber meine Oma will heute mit mir einkaufen gehen. Sie will mir ’ne
neue Jacke für den Herbst kaufen.“
„Oh, ok…“, erwiderte Louis ein wenig enttäuscht.
„Ja, ist voll doof… Klettern wäre viel cooler!“, beklagte sich Felix: „Und weißt du, was viel
schlimmer ist? Meine Oma hat was gegen Fast Food, also darf ich danach nicht mal zu
McDonalds!“ Zwar beschwerte er sich dabei immer noch, aber kicherte dabei. Dass dabei
einiges an Kontext fehlte – zum Beispiel, dass seine Mutter dort gerne nach dem
Einkaufen mit ihm hinging – war in seiner Erzählung offenbar zu vernachlässigen.
Allerdings brauchte Louis auch keinen Kontext, um zu verstehen, dass das mies war.
Außerdem redete der lebhafte Junge ohnehin einfach weiter: „Aber wir können morgen
wieder was machen. Vielleicht nochmal auf den Spielplatz. Oder wieder ins Schwimmbad!
Wir müssen dir ja noch weiter schwimmen beibringen!“
„Äh, ja…“, entgegnete Louis. Für Lena war es tatsächlich unterhaltsam mitanzusehen, wer
da sichtlich mit Abstand den größeren Redeanteil von den beiden in der Freundschaft
hatte.
„Ok, cool! Dann bis morgen!“, verabschiedete sich Felix schließlich fröhlich.
„Tschau…“, beendete auch Louis das Gespräch und legte auf. Mission erledigt! Er hatte
erfolgreich bei einem Freund angerufen!
„Und?“, fragte Lena, während sie ihm das Telefon wieder abnahm. Ein wenig konnte sie
sich die Antwort an der Reaktion des Jungen denken, aber viel hatte sie bei seiner
einsilbigen Interaktion ja nicht mitbekommen.
„Wir wollen uns morgen nochmal im Schwimmbad treffen!“, erzählte Louis nun deutlich
begeisterter. Die junge Frau lächelte wieder.
„Das ist schön. Also kommt er heute nicht mit?“, hakte sie noch einmal nach.
Louis schüttelte den Kopf: „Ne, er kann nicht. Er muss einkaufen gehen.“
Sicher war es schade, dass Felix keine Zeit hatte, mitzukommen. Aber dafür konnte er
sich auf morgen freuen. Und ein gemeinsamer Ausflug mit Lena zu zweit war ja auch
schön. Jetzt wollte er aber erst einmal seine Zeichnung fertigstellen.
Der Vormittag schritt weiter voran und es dauerte tatsächlich noch eine ganze Weile, bis er
schließlich fertig war. Das lag hauptsächlich daran, dass er sich dann doch immer wieder
vom Fernseher hatte ablenken lassen. Inzwischen hatte er auf das
Sommerferienprogramm auf dem Disney Channel umgeschalten. Gerade lief dort
Miraculous. Eine Serie, die sogar Lena zugegeben gerne mitansah. Manche Folgen
konnten echt spannend sein.
„Können wir gleich noch Mario Kart spielen?“, fragte Louis schließlich. Bis heute
Nachmittag hatten sie immerhin noch Zeit. Außerdem musste er es ausnutzen, dass er
gerade jemanden zum Mitspielen hatte. Es war echt schade, dass sein großer Bruder
kaum noch Zeit hatte, mit ihm zu spielen. Und wenn er mal Zeit hatte, dann spielte er
lieber seine eigenen Videospiele. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust. Auch wenn
der Neunjährige nicht verstand, wie man keine Lust auf Mario Kart haben konnte.
Selbstverständlich willigte Lena ein und noch während aus dem Fernseher die Musik zum
Ende der Folge erklang, startete er seine Nintendo Switch. Egal, wie es im Kletterwald
schlussendlich sein würde, ein gemeinsamer Tag mit Lena konnte nur gut werden.

Autor: Lucas2242 | Eingesandt via Mail

Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.

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Gummihose
Gummihose
Gast
15/06/2025 08:44

Tolle Geschichte. Freue mich auf mehr

1
Antworten
Tim
Tim
Gast
15/06/2025 21:51

Vielen Dank für diese tollen Geschichten. Mir gefällt diese Reihe am besten in letzter Zeit. Ich hoffe natürlich ein wenig auf eine Übernachtung mit Louis bei Felix. Da gäbe es ja sicher einige Szenarien. Manchmal würde ich gerne ein paar mehr Details haben z.b. auf dem Sofa lag Louis ja gewickelt – aber er wird sich wohl kaum trauen nur mit Windel im Haus seines Bruders herumzulaufen? Ich finde es auch schön, dass du die Prozedur hier wieder genauer beschreibst. Würde es nicht auch zu Lena passen Louis mehr Komplimente zu geben, z.b. das er süß in Pampers aussieht. Also ein Mischung aus gewollter Aufmerksamkeit und abstoßenden „verkindlichung“.

Hoffentlich werden es noch zwei sehr lange Wochen 😀

4
Antworten
Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  Tim
15/06/2025 23:39

Erstmal danke für deinen lieben Kommentar. 😄
Eine Übernachtung steht auf jeden Fall noch an, soviel kann ich vorweg nehmen.
Tatsächlich schätzt du Louis da richtig ein, dass er nicht nur mit Windel rumlaufen würde. Ich denke aber, dass Lena ihn eher nicht süß in Bezug auf die Windel nennen würde, weil Louis das in dem Kontext vielleicht gar nicht mal so cool finden würde und das weiß sie. 🙃

5
Antworten
Burli
Burli
Gast
16/06/2025 10:15

Ich bin gespannt ob Luis Sein Bruder sich noch etwas erweichen lässt und seinem Bruder zugesteht das Er noch etwas umsorgt werden möchte und es auch offensichtlich auch noch braucht. Und das Du keine Priorität auf das „umziehen“ legst, find ich ganz vernünftig.

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