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Eine Mama für zwei Wochen (6)

11/05/2025 8 comments Article Jungs Lucas2242

Dieser Eintrag ist Teil 6 von 11 der Serie Eine Mama für zwei Wochen
Windelgeschichten.org präsentiert: Eine Mama für zwei Wochen (6)

„Doch, klar kann ich schwimmen!“, rief Louis aufgebracht und versuchte die Situation zu
retten. Doch es half nichts. Die Angst, dass Felix nun nicht mehr sein Freund sein wollte
und sich über ihn lustig machte, war zu stark. Er spürte, wie sein Hals brannte, während er
sich anstrengte, die Tränen in seinen Augen zurückzuhalten. Dabei interpretierte er Felix‘
Lachen vollkommen falsch. Er lachte nur, weil er gerade Spaß hatte und es lustig fand,
rein zufällig hinter sein Geheimnis gekommen zu sein. Und tatsächlich verging ihm das
Lachen auch recht schnell und seine Miene veränderte sich schlagartig, jetzt wo er Louis
so verloren vor sich stehen sah. Seine Augen waren ohnehin vom Chlorwasser gerötet,
dennoch konnte er die Tränen deutlich erkennen.
„Hey, chill… Ist doch nicht schlimm“, versuchte er ihn zu beruhigen. Er warf den
Wasserball in seinen Händen ein Stück an seinem Freund vorbei und schwamm zu ihm.
Louis spürte, wie ihm langsam eine Träne die Wange hinunterlief. Er schniefte und wandte
beschämt seinen Blick ab. Er heulte tatsächlich direkt vor Felix… Dieser blickte ihn einen
Moment ein wenig überfordert an. Dann legte er einen Arm um seine Schulter und führte
ihn erst einmal behutsam zum Rand des Schwimmbeckens.
„Ist doch egal, ob du noch nicht schwimmen kannst. Ich habs auch erst vor Kurzem
gelernt. Und ich bin noch nicht mal wirklich gut darin…“, begann Felix ihn zu trösten. Und
es stimmte. Seine Bewegungen wirkten tatsächlich noch recht unkoordiniert, als hätte er
es gerade erst gelernt. Louis versuchte, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, was
angesichts seiner nassen Arme gar nicht so einfach war.
„Du… findest das echt nicht schlimm…?“, fragte er ein wenig ungläubig, während er
versuchte, sich wieder zu fangen. Offenbar hatte Lena recht gehabt. Es schien ihn nicht
einmal zu stören, dass er gerade heulte. Auch, wenn das echt peinlich war…
Felix hob sich aus dem Wasser und setzte sich auf den Beckenrand.
„Ne, wieso denn? Du musst das halt noch lernen“, entgegnete er überzeugt und
vollkommen locker, während Louis sich mit seinen Armen auf dem in der Sonne
schimmernden Metallrand abstütze und neben ihn setzte.
„Danke…“, murmelte er erleichtert, dass Felix noch sein Freund sein wollte. Und vor allem
musste er jetzt nicht mehr geheimhalten, dass er gar nicht schwimmen konnte. Für einen
Moment saßen die beiden einfach nur schweigend am Rand des Schwimmbeckens und
ließen ihre Beine ins Wasser hängen. Um sie herum war der dumpfe Lärm der anderen
Besucher, die sie vollkommen ausgeblendet hatten. Gerade nahm Louis jedoch alles
wieder ganz bewusst wahr. Die Sonne schien warm auf seinen Rücken, während er sich
nach und nach wieder beruhigte.
„Geht’s wieder?“, fragte Felix schließlich ruhig. So lebhaft und frech er meistens war, er
konnte echt fürsorglich sein, wenn es darauf ankam. Louis nickte leicht. Dann begann
Felix plötzlich zu kichern.
„Kein Wunder, dass du nicht Wasserfangen spielen wolltest. Du wärst langsamer als ein
Zombie in Minecraft…“, stellte er fest.
„Ey!“, beschwerte sich Louis und kicherte ebenfalls. Minecraft kannte er natürlich.
Allerdings hatte er ein wenig mehr Respekt vor den Gegnern darin. Auch Zombies hatten
ihn oft genug gekillt, bis er irgendwann nur noch Kreativ gespielt hatte. Trotzdem zählte
der Vergleich nicht. Immerhin wurden die Zombies im Wasser auch langsamer!
„Lass mal meine Oma fragen, ob wir Pommes haben können!“, beschloss Felix. So
langsam waren sie fürs Erste wirklich genug im Wasser gewesen. Und der Vorschlag
klang jetzt echt gut! Pommes aus dem Freibad waren jetzt vermutlich genau das, was
Louis gerade brauchte! Gemeinsam begaben sie sich zurück zu den Erwachsenen.
„Hey, vielleicht kann ich dir ja nachher schwimmen beibringen!“, meinte sein Freund auf
dem Weg plötzlich.
„Hä?“, entgegnete der Neunjährige perplex und blickte ihn verwirrt an. Meinte er das
ernst? Er konnte sich ja selbst gerade mal so über Wasser halten.
„Ja, wir können es doch einfach mal versuchen, oder? Vielleicht hilft es dir ja!“, erklärte
Felix. Wow, der war echt ein Optimist…
Selbstverständlich spendierte die Oma von Felix den beiden ihren Imbiss. Eigentlich hatte
sie sogar darauf bestanden, Louis einzuladen und hatte Lena auch gleich etwas
angeboten. Das hatte die junge Frau aber dankend abgelehnt. Louis etwas auszugeben,
war eine Sache. Aber das konnte sie nicht annehmen. Das war vermutlich das erste Mal,
dass der Junge Lena so bescheiden erlebt hatte. Sie hatte fast schon verlegen reagiert.
Die Pommes schmeckten super. Da hatte sein Freund wirklich eine gute Idee gehabt!
Selbstverständlich hatte Louis Ketchup gewählt, als sie von dem Mitarbeiter nach Ketchup
oder Mayo gefragt wurden. Felix dagegen hatte direkt gefragt, ob er beides haben konnte
und hatte es sogar bekommen. Nun hatte er das Ganze vermischt und tauchte gut gelaunt
seine Pommes hinein.
„Und du magst wirklich nichts?“, fragte dessen Oma die junge Frau noch einmal.
„Nein, wirklich nicht. Danke“, entgegnete Lena erneut. Ältere Menschen und ihr guter
Wille… Für die Großmutter war sie mit ihren knapp 20 Jahren vermutlich auch nur ein
junger Mensch, dem man etwas Gutes tun konnte. Aber das fühlte sich in ihrer
verantwortungsbewussten Mutterrolle einfach nicht richtig an. Sie kannte die Dame ja
auch kaum. Stattdessen widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Schützling. Als die
beiden Jungs zu ihnen zurückgekommen waren, hatte sie sofort die gereizten roten Augen
bei Louis bemerkt. Möglicherweise vom Wasser, aber seine Haare waren im Verhältnis
recht trocken gewesen. Außerdem würde der Neunjährige, so wie sie ihn kannte, nicht
einfach untertauchen. So kam sie nicht umhin, sich zu fragen, ob er geweint hatte.
Allerdings sah man den beiden nicht an, dass etwas vorgefallen wäre. Vor allem Felix
hatte seine gewohnte gute Laune. Wie das Versteckspiel von Louis mit seinem Geheimnis
wohl lief? Gerne hätte sie ein wenig mit ihm gesprochen, aber der Junge war gerade in
seine Pommes und ein Gespräch über Minecraft vertieft.
Nachdem die beiden ihre Portionen vollständig vertilgt hatten, wollte Felix eigentlich direkt
zurück ins Wasser. Doch seine Oma meinte, dass sie noch ein wenig Pause machen
sollten. Stattdessen verbrachten sie die nächste Stunde zu viert mit ein paar spaßigen
Runden Uno. Damit hatten sich die beiden Erwachsenen zuvor schon gut die Zeit
vertrieben. Vor allem Lena war erfreut darüber, da sie so auch noch etwas Zeit mit Louis
verbringen konnte. Später würde sie dann wohl selbst noch ein paar Bahnen schwimmen,
wo sie schon einmal hier war. So schritt der Nachmittag nach und nach voran, sodass die
Sonne mittlerweile hinter einigen Gebäuden verschwunden war und der
Nichtschwimmerbereich nun im Schatten lag. Trotzdem war es nach wie vor noch warm.
„Ääääh… Nein, nicht so…“, kommentierte Felix den unbeholfenen Schwimmversuch seines
Freundes. Inzwischen war es merklich ruhiger geworden im Freibad. Die beiden hatten
noch eine Weile mit dem Wasserball gespielt und waren noch mehrmals gerutscht, jetzt
wo Louis sich traute, bis der Neunjährige schließlich beschlossen hatte, Felix eine Chance
als Schwimmlehrer zu geben. Das klappte bisher jedoch eher bescheiden. Dabei war er
sich sicher, es genauso zu machen, wie Felix es vormachte! Das war echt frustrierend!
„Weißt du, es ist nicht nur die Bewegung…“, setzte sein Freund zu einer neuen Erklärung
an, nachdem er das Schwimmverhalten von Louis analysiert hatte. Er stand dabei direkt
neben ihm, als würde er darauf achten, dass Louis nicht unterging. Dabei war das ja
eigentlich vollkommen unmöglich.
„Vergiss mal die Beine, die sind nicht so wichtig!“, beschloss er schließlich.
„Hä!?“, entgegnete Louis nun endgültig verwirrt. Doch Felix ließ sich davon nicht beirren.
„Deine Arme sind voll angespannt! Lass die mal ein wenig lockerer.“
„Sollen die nicht angespannt sein?“, fragte der Neunjährige mit der festen Überzeugung,
dass das keinen Sinn ergab. Er brauchte doch Kraft, um sich fortzubewegen!
„Doch, schon. Aber nicht so, als wären die Metallstangen…“, erwiderte Felix und kicherte
ein wenig. Er überlegte einen Moment, dann stellte er sich direkt vor Louis.
„Mmm… Ich glaub, du denkst da zuviel nach. Stell dir mal vor, du willst hier vorbei und ich
bin ein Hindernis. Schieb mich mal weg!“, forderte er ihn auf.
Vorsichtig tat Louis, was er sagte und versuchte seinen Freund sanft zur Seite zu
schieben. Erst rührte er sich überhaupt nicht, obwohl er sich nicht einmal wehrte. Doch
dann, mit ein bisschen mehr Druck, klappte es.
„Und, fühlt sich anders an?“, fragte Felix erwartungsvoll grinsend. Louis nickte. Es fühlte
sich tatsächlich anders an. Klar, ein Mensch war ohnehin etwas anderes, als Wasser. Aber
er hatte diese Bewegung gerade instinktiv ausgeführt und dabei definitiv andere Muskeln
genutzt, als er es bei seinen Versuchen zu schwimmen tat.
„Ok, dann versuch das jetzt mal nur mit den Armen. Es reicht, wenn deine Beine
irgendwas machen.“ War das der Grund, wieso Felix‘ Schwimmbewegungen noch so
unprofessionell wirkten? Weil seine Beine „irgendwas“ machten? Aber Louis versuchte es
und konzentrierte sich nur auf die Arme, während er sich mit seinen Beine nur irgendwie
über Wasser hielt. Und tatsächlich fühlte es sich ein wenig besser an. Er schaffte sogar ein
paar wenige Meter, bevor er sich wieder hinstellte.
„War doch gut!“, lachte Felix hinter ihm. Selbstverständlich war es alles andere als wirklich
gut gewesen. Aber es fühlte sich tatsächlich wie ein kleiner Fortschritt an und Louis
lächelte ein wenig stolz. Vielleicht war es doch gar nicht so schwer und er konnte es noch
lernen. Mehr Fortschritte machten die beiden in den nächsten Minuten jedoch nicht mehr,
zumal Louis auch durchaus noch ein wenig die Kraft fehlte. Doch es war ein Anfang!
Als Lena mit ihm einige Zeit später wieder heimgekommen war, ging es bereits auf 20 Uhr
zu, sodass sie den Jungen direkt nach dem Essen nach oben geschickt hatte, um sich
bettfertig zu machen. Stolz hatte er ihr auf der Heimfahrt im Auto erzählt, was er gelernt
hatte. Eigentlich hätte sie selbst auch mal versuchen können, ihm das Schwimmen
beizubringen. Dass es nun aber ausgerechnet dieser Junge vom Spielplatz gestern getan
hatte, das hatte sie absolut nicht kommen sehen. Sie seufzte ein wenig, während sie die
Küche aufräumte. Würde Felix doch nur in der Nähe wohnen… Er schien Louis wirklich gut
zu tun. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war doch schon ein wenig spät geworden.
Einen Teil des Krimis, den sie sich heute Abend noch ansehen wollte, würde sie wohl
verpassen. Aber sie dachte nicht im Traum daran, das Vorlesen heute deshalb ausfallen
zu lassen. Schließlich hatte sie es dem Neunjährigen für die zwei Wochen versprochen
und es gefiel ihr ja auch, sich so um ihn zu kümmern. Außerdem musste sie ihn ja auch
noch Wickeln und seinen Schnuller wollte er bestimmt auch wiederhaben.
Louis hatte sich inzwischen fertig umgezogen und die Zähne geputzt. Nun war Lena dran.
Und selbstverständlich hoffte er, dass sie ihm trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit noch
vorlesen würde. Eigentlich müsste er ja schon seit einer Viertelstunde im Bett sein. Mit
seinem Plüschhund im Arm begab er sich nach unten, um sie zu holen. Ob Felix gerade
wohl auch noch von seiner Oma vorgelesen bekam? Der Gedanke daran brachte ihn
irgendwie zum Lächeln.
Als er ins Wohnzimmer kam, saß Lena vor dem Fernseher, wo offenbar irgendein Film lief.
Da war eine bewusstlose Frau auf einer Liege und einige Ärzte drum herum, die hektisch
agierten und wild durcheinander riefen. Was auch immer sie da taten, es sah unangenehm
aus.
„Wir verlieren sie!“, war eines der Bruchstücke, die Louis von einem Mann heraushören
konnte. Hatte das bei seiner Mutter damals auch so ausgesehen? Gebannt starrte der
Neunjährige auf den Bildschirm und bekam gar nicht mit, wie Lena ihn ansprach. Erst
beim zweiten Mal reagierte er.
„Ja, bin fertig! Kommst du…?“, antwortete er ihr fröhlich und versuchte das, was er gerade
gesehen hatte, einfach wieder zu vergessen. Auf dem Weg nach oben griff er bewusst
nach ihrer Hand. Lena warf ihm ein warmes Lächeln zu. Kurz hatte sie sich Vorwürfe
gemacht, dass Louis diese Bilder gesehen hatte, die sicher nicht für seine Augen bestimmt
gewesen waren. Er hatte für einen Moment so komisch geschaut. Vermutlich war das aber
einfach die Neugier gewesen, was da lief. Kinder steckten ja meistens doch mehr weg, als
man annahm.
Fast schon routiniert zog sie ihm die Windel an und gab ihm seinen Schnulli wieder, den er
sich sofort in den Mund steckte. Louis hatte offensichtlich noch mehr als genug Energie
und war sichtlich gut gelaunt. Aber er hatte ja auch einen tollen Tag gehabt.
Heute kamen sie beim Lesen ein gutes Stück weiter. Es war beinahe 21 Uhr, als Louis
schließlich fast eingeschlafen war und Lena das Buch zuklappte. Müde blinzelte der Junge
und blickte sie mit halbgeschlossenen Augen an.
„Gute Nacht, Hase“, sagte sie leise und gab ihm, wie die letzten Abende auch, noch einen
Kuss auf die Stirn. Nur bekam er es diesmal noch mit und ein zufriedenes Lächeln bildete
sich auf seinen Lippen.
„Nacht…“, nuschelte er hinter seinem Schnulli hervor und sah ihr noch einen Moment
nach, wie sie das Zimmer verließ, bevor ihm die Augen zufielen. Das Licht im Gang ließ
sie selbstverständlich an. Natürlich hätte er sie gerade gerne noch länger bei sich gehabt.
Aber er war inzwischen auch wirklich müde und es war schön gewesen, wie sie sich von
ihm verabschiedet hatte. Mit einem Teil seiner Gedanken bei dem Kuss auf seiner Stirn
und einem anderen Teil mit Felix im Schwimmbad, schlief er schließlich ein.
„Hey, wollen wir nochmal rutschen?“, fragte sein Freund gut gelaunt wie immer. Ein wenig
verwirrt blickte Louis ihn an. Wieso fragte er das jetzt? Sie standen doch bereits oben!
Hinter ihnen drängelten bereits die anderen Besucher des Freibads.
„Klar!“, antwortete er, da war Felix bereits am Rutschen. Dafür waren sie ja schließlich
hier. Sofort folgte der Neunjährige ihm, jetzt wo er keine Angst mehr hatte. Zügig wurde er
immer schneller, angetrieben von dem Wasser unter sich. Irgendwie kam es ihm schneller
vor als sonst und auch die Wasserrutschte wirkte irgendwie viel länger. Als er sich der
Wasseroberfläche näherte, bekam er plötzlich doch ein mulmiges Gefühl.
„Hoffentlich würde er nicht untertauchen…“, dachte er noch, da war es bereits zu spät.
Sein Kopf geriet für einen Moment vollständig unter Wasser. Alles verschwamm! Louis
kniff die Augen zusammen. Er konnte nichts sehen, nichts hören… Wie kam er überhaupt
wieder nach oben!? Er konnte doch gar nicht schwimmen! Wo war Felix abgeblieben?
Doch da war Boden unter ihm. Er konnte stehen! Er stand sicher mit beiden Beinen auf
dem Boden. Die Geräusche von anderen Menschen waren wieder deutlicher zu hören,
auch wenn er nicht verstand, was sie redeten. War er überhaupt noch unter Wasser?
Vorsichtig öffnete Louis die Augen und blickte nach oben. Da war die Sonne, die in grellem
Licht schien, aber alles war immer noch verschwommen. Mit seinen Händen versuchte er
das sich das restliche Wasser aus den Augen zu wischen.
„Reiß dich zusammen und hör auf zu heulen!“, hörte er plötzlich eine Stimme. War das
sein Bruder? Hatte er geweint? Der Neunjährige konnte endlich wieder etwas erkennen.
Das war gar nicht die Sonne über ihm, sondern eine viel zu grelle Lampe!
Da hörte er die ernste Stimme von Jack wieder: „Doktor, was sollen wir jetzt tun!?“
Redete er mit ihm? Er sah zur Seite. Sein großer Bruder blickte ihn ernst und
erwartungsvoll an. Leise hörte ein konstantes Piepen hinter sich im Raum. Vor ihm auf
einem OP-Tisch lag eine bewusstlose Frau, die er bisher nur auf Fotos gesehen hatte. Da
lag seine Mutter! Louis schluckte.
„Doktor, wir verlieren sie! Was sollen wir tun!?“, fragte eine weitere Stimme noch einmal
eindringlich. Was wollten die von ihm!? Er war doch kein Arzt!
„Ich… Ich weiß nicht…“, stammelte er angespannt, während er auf die Patientin vor sich
sah. Das konstante Piepen hinter ihm änderte sich zu einem viel zu lauten konstanten Ton.
Unsicher blickte der Neunjährige zu seinem Bruder, welcher ihn mit finsterer Miene ansah.
„Das ist deine Schuld…“, sagte er eiskalt und verließ den Raum, welcher plötzlich viel
dunker war. Die ganzen Ärzte waren verschwunden. Da lag nur noch seine leblose Mutter
vor ihm. Tränen stiegen Louis in die Augen.
„Mama… Es tut mir leid…“, wimmerte er kleinlaut.
Die Frau öffnete die Augen und sah ihn an: „Dass es dir leid tut, nützt mir aber auch nicht
viel. Ich bin tot, weißt du? Und ich bin schwer enttäuscht von dir deshalb…“ Ihre Stimme
war ruhig, beinahe sanft. Aber ihre Worte trafen ihn schwer.
„Aber… Ich wollte das nicht, ehrlich…“, schluchzte er mit gebrochener Stimme.
Seine Mutter begann zu lächeln. Ähnlich wie Lena, wenn sie ihn tröstete.
„Keine Sorge. Das ist nur, weil du geboren wurdest. Wir machen das einfach wieder
rückgängig, ja?“ Louis stockte der Atem und er riss panisch die Augen auf. Was meinte sie
damit? Gäbe es ihn dann nicht mehr!?
Die Frau lag immer noch auf dem OP-Tisch und streckte langsam ihre Hand nach ihm aus:
„Komm her, mein Schatz. Komm zu Mama…“, sprach sie ruhig. Louis wollte wegrennen,
aber sein Körper gehorchte ihm nicht.
„Nein, bitte…“, flehte er, doch brachte keinen Ton hervor. „Mama!“, schrie er und riss im
selben Moment die Augen auf. Schlagartig richtete er sich in seinem Bett auf. Tränen
liefen ihm unkontrolliert die Wangen hinunter, während er lauthals schluchzte.
Es dauerte keine Minute, da wurde der Raum um ihn herum hell. Kurz darauf spürte er,
wie er in den Arm genommen wurde und eine Hand sanft über seinen Kopf streichelte.
„Shhh… Es ist alles gut, Schätzchen. Es war nur ein Traum“, flüsterte Lena. Doch Louis
beruhigte sich kein bisschen.
„Ich bin schuld… Ich hab meine Mama umgebracht…“, schluchzte er.
„Nein, das bist du nicht…“, redete sie ihm weiterhin leise zu und streichelte ihn
besänftigend, damit er ein wenig zur Ruhe kam. Der Junge stand noch vollkommen unter
Schock. Es dauerte eine ganze Weile, bis Louis sich von seinem Albtraum langsam wieder
erholte.
„Aber ich bin der Grund, wieso sie tot ist… Sie ist ganz sicher böse und hätte mich
überhaupt nicht lieb…“
Ein wenig brach es Lena das Herz, diesen liebevollen Jungen so zu sehen. Er musste
einen wirklich schlimmen Traum gehabt haben, wenn er so aufgelöst war.
„Doch, das hätte sie ganz bestimmt. Wo auch immer deine Mama jetzt ist, ich bin mir
sicher, sie weiß, dass du ein ganz toller Junge bist. Und sie weiß auch, dass du da nichts
dafür kannst, was passiert ist. Sie hätte dich ganz sicher lieb.“
Lena wusste, dass im Grunde Jack dafür verantwortlich war, dass Louis so dachte. Der
hatte ihm damals vor vielen Jahren diesen Floh ins Ohr gesetzt, es wäre seine Schuld. Da
hatte er zu Beginn seiner Pubertät einen seiner vielen Wutanfälle gehabt und seinem noch
viel zu kleinen Bruder das an den Kopf geworfen. Der Tod seiner Mutter war schließlich
auch für ihn nicht leicht gewesen. Klar hatte ihm sein Vater entsprechend eine ordentliche
Standpauke gehalten und dem aufgelösten und verheulten Louis anschließend
eingetrichtert, dass das nicht stimmte. Trotzdem war an jenem Tag etwas in dem Jungen
zerbrochen und er hatte angefangen, sich für den Tod seiner Mutter verantwortlich zu
fühlen. Und selbstverständlich bereute ihr Freund, der ihr die Geschichte erzählt hatte, das
heute. Das half Louis im Moment aber auch nicht weiter…
Suchend sah er sich einen Moment auf seinem Bett um, griff nach seinem Plüschhund
und drückte ihn ganz fest an sich. Der Gedanke, dass seine Mama ihn vielleicht nicht lieb
hätte, schmerzte. Die Windel fühlte sich in diesem Moment auch nur wie ein eigenartiger
Fremdkörper zwischen seinen Beinen an. Es war am Ende doch Lena, die ihm dieses
Gefühl von Geborgenheit schenkte. Dass sie sich um ihn kümmerte und einfach da war.
Wenn sie sich sicher war, dass seine Mama nicht böse auf ihn wäre, vielleicht stimmte es.
Vielleicht konnte er ihr glauben. Zumindest ein bisschen.
„Komm mal mit, ich hab da eine Idee“, meinte Lena, nachdem er sich wieder
einigermaßen beruhigt hatte. Sie griff nach seiner Hand und führte ihn aus dem Zimmer.
Mit der anderen umklammerte Louis immer noch sein Kuscheltier. Auf dem Weg fiel ihm
auf, dass Lena immer noch angezogen war. Viel Zeit konnte also nicht vergangen sein,
seit er eingeschlafen war. Müde und verheult setzte er sich auf die Couch im
Wohnzimmer. Schlafen wollte er aber gerade wirklich nicht wieder. Im Fernsehen lief
gerade irgendeine Werbung, die er vollkommen ausblendete, bevor Lena ihn abschaltete.
„Was hältst du von ein wenig warmer Milch? Das hilft dir bestimmt“, schlug sie vor,
während sie schon auf dem Weg in die Küche war. Louis nickte vollkommen ferngesteuert.
Einen kurzen Moment saß er einfach nur da. Sein Kopf fühlte sich leer an. Langsam
verblassten die schmerzlichen Bilder seines Traumes immer mehr. Nachdem die junge
Frau die Milch auf den Herd gestellt hatte, hatte sie eine weitere Frage für ihn.
„Ich könnte, dir jetzt eine ganz normale Tasse geben. Aber vielleicht willst du ja auch mal
was anderes ausprobieren.“
Louis blickte zu ihr. In der einen Hand hielt sie eine Tasse, in der anderen ein Fläschchen,
wie für kleine Babys. Noch vor zwei Tagen hätte er sich garantiert ohne zu zögern für die
Tasse entschieden. Aber gerade strahlte das Fläschchen etwas seltsam Beruhigendes
aus. Fast schon wie ein Gefühl von Sicherheit. Also deutete er ein wenig schüchtern
darauf. Irgendwie wollte er es ausprobieren. Mit einem zufriedenen Lächeln, als hätte er
die richtige Entscheidung getroffen, verschwand Lena wieder in die Küche.
Kurz darauf kam sie mit der warmen Milch zurück und setzte sich neben ihn. Dann zog sie
ihn in ihre Arme, sodass er sich mit dem Rücken an sie lehnen konnte, und gab ihm das
Fläschchen in die Hand.
„So, du hast jetzt die Wahl. Du kannst es selber trinken oder wir machen es wie bei kleinen
Kindern und ich halte es für dich“, erklärte sie ruhig.
Louis überlegte einen Moment, dann gab er es ihr wieder zurück. Er hatte keine Ahnung,
ob er sich zu einem anderen Zeitpunkt auch so entschieden hätte, aber gerade fühlte es
sich so richtiger an. Mit einem Lächeln nahm Lena das Fläschchen wieder zurück.
„Na dann, schauen wir mal, ob ich das gut hinbekomme. Wenn irgendwas nicht passt,
sag’s einfach“, meinte sie, stellte sicher, dass er bequem in ihren Armen lag und hielt es
ihm hin, sodass er trinken konnte. Vorsichtig nahm Louis das Fläschchen in den Mund. Er
brauchte einen kurzen Moment, bis er den Dreh raushatte, wie die Milch am besten
rauskam. Sie war angenehm warm und schmeckte leicht süßlich. Selbstverständlich hatte
Lena ein wenig Honig hinzugegeben. Und sie machte das super. Sie machte alles immer
super…
Nachdem er das Fläschchen komplett leergetrunken hatte, kuschelte er sich noch weiter
an sie. Seinen Plüschhund hatte er immer noch im Arm und während Lena ihm sanft über
den Kopf streichelte, gewann allmählich die Müdigkeit wieder die Oberhand. Alles war gut
und der böse Traum war vollkommen vergessen, als er in ihrem Armen wieder einschlief.
Ein weiteres mal musste Lena unwillkürlich Lächeln, als sie ihn so friedlich sah. Vermutlich
sollte sie ihn nun wieder ins Bett bringen. Vielleicht könnte er heute Nacht aber auch
woanders schlafen…

Autor: Lucas2242 | Eingesandt via Mail

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Jörg Zach
Jörg Zach
Gast
11/05/2025 10:13

Der kleine vermisst Liebe,und Lena gibt sie ************** gespannt wie es weitergeht

0
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Pamperspopo
Pamperspopo
Gast
11/05/2025 10:25

Das war ein sehr schöner Teil Er hat einen Tollen Freund und Lena das Ende mit dem Fläschchen war so voller Gefühle Toll Danke

2
Antworten
Windelspiel
Windelspiel
Gast
11/05/2025 12:59

Hallo Lucas 2242,
ich finde die Idee von Dir, Louis mit Lena eine „Ersatz“-Mutter zu geben schon unheimlich klasse !
Noch besser ist aber die einfühlsame Art und Weise, wie Du die Beiden interagieren lässt…
Ahww, das ist ja so schön „knufflig“ geschrieben, daß man neidisch auf Louis werden könnte !
Ich weiß nicht, wie viel Schreib Erfahrung Du schon hast, und es ist auch kein Kritikpunkt, sondern nur ein Tipp von mir :
Versuche die Kapitel doch etwa 1/3 länger zu schreiben, dann ist es schon fast perfekt 👌…
LG von Windelspiel ☘️

2
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Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  Windelspiel
11/05/2025 18:44

Danke für die lieben Worte!
Ja, ein bisschen beneide ich Louis in der Hinsicht auch manchmal.
Das ist tatsächlich die erste Geschichte, die ich veröffentlicht habe, auch wenn ich schon ein bisschen länger schreibe.
Bei den Kapiteln nehm ich das so, wie es mir vom Cut passt. Gab ja auch schon längere. Vielleicht wird das nächste ja auch wieder länger. 😄

1
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nappybaby
nappybaby
Gast
12/05/2025 13:27

wow! Ich liebe es. es ist so einfühlsam deine geschichten zu lesen.

1
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Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  nappybaby
13/05/2025 17:39

Danke, das freut mich zu hören. 😄

0
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Julia-Jürgen
Julia-Jürgen
Gast
14/05/2025 06:22

Sehr schön geschrieben
Ich könnte mir vorstellen,dass nach dieser Geschichte eine Fortsetzung folgt mit Titel: Eine Mama für immer

Julia-Jürgen

1
Antworten
Lucas2242
Lucas2242
Gast
Antwort an  Julia-Jürgen
14/05/2025 21:24

Das wäre echt eine gute Idee.
Hätte ich Überschriften für Kapitel, würde ich das fürs letzte glatt so übernehmen. 😄

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